TV-Tipp für den 19. März: Das unbekannte Mädchen

März 18, 2025

Arte, 20.15

Das unbekannte Mädchen (La fille inconnue, Belgien/Frankreich 2016)

Regie: Jean-Pierre Dardenne, Luc Dardenne

Drehbuch: Jean-Pierre Dardenne, Luc Dardenne

Eine junge, in der belgischen Provinz arbeitende Ärztin fühlt sich für den Tod eines schwarzafrikanischen Mädchens verantwortlich. Sie will ihren Namen erfahren. Aber das ist nicht so einfach.

Gewohnt intensives, zum Nachdenken anregendes Drama der Dardenne-Brüder

mit Adèle Haenel, Olivier Bonnaud, Jérémie Renier, Louka Minnella, Christelle Cornil, Nadège Ouedraogo, Olivier Gourmet, Pierre Sumkay

Wiederholung: Donnerstag, 20. März, 14.00 Uhr

Hinweise

AlloCiné über „Das unbekannte Mädchen“

Rotten Tomatoes über „Das unbekannte Mädchen“

Wikipedia über „Das unbekannte Mädchen“ (deutsch, englisch, französisch)

Meine Besprechung von Jean-Pierre und Luc Dardennes „Zwei Tage, eine Nacht (Deux Jours, Une Nuit, Belgien/Frankreich/Italien 2014)


TV-Tipp für den 8. November: Meinen Hass bekommt ihr nicht

November 7, 2024

Arte, 20.15

Meinen Hass bekommt ihr nicht (Vous n’aurez pas ma haine, Deutschland/Frankreich/Belgien 2022)

Regie: Kilian Riedhof

Drehbuch: Jan Braren, Marc Blöbaum, Kilian Riedhof, Stéphanie Kalfon

LV: Antoine Leiris: Vous n’aurez pas ma haine, 2016 (Meinen Hass bekommt ihr nicht)

TV-Premiere. Berührendes Drama über Antoine Leiris, dessen Frau von islamistischen Terroristen am 13. November 2015 in Paris im Bataclan während eines Konzerts erschossen wurde. Danach musste er ihren siebzehn Monate alten Sohn allein erziehen. Eines Nachts schrieb und veröffentlichte er den von einer großen Öffentlichkeit wahrgenommenen, titelgebenden Facebook-Text.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Pierre Deladonchamps, Zoé Iorio, Camélia Jordana, Thomas Mustin, Christelle Cornil, Anne Azoulay, Farda Rahouadj, Yannuk Choirat

Hinweise

Homepage zum Film

Filmportal über „Meinen Hass bekommt ihr nicht“

Moviepilot über „Meinen Hass bekommt ihr nicht“

AlloCiné über „Meinen Hass bekommt ihr nicht“

Wikipedia über „Meinen Hass bekommt ihr nicht“

Meine Besprechung von Kilian Riedhofs „Meinen Hass bekommt ihr nicht“ (Vous n’aurez pas ma haine, Deutschland/Frankreich/Belgien 2022)


Neu im Kino/Filmkritik: Klare Ansage nach dem Terroranschlag: „Meinen Hass bekommt ihr nicht“

November 12, 2022

Vor drei Wochen lief „November“ in unseren Kinos an. Der Thriller zeigt die Arbeit der Polizei nach den Terroranschlägen in Paris am 13. November 2015. Bei den Anschlägen wurden 130 Menschen getötet und über 600 verletzt. „Meinen Hass bekommt ihr nicht“ ergänzt „November“ indem er eine andere Seite der damaligen Ereignisse zeigt.

An dem Abend geht Hélène Leiris mit einem Freund ins Bataclan. Dort wollen sie sich das Konzert der Eagles of Death Metal ansehen. Ihr Mann Antoine bleibt mit ihrem siebzehn Monate altem Sohn Melvil zu Hause.

Einige Stunden später ist Hélène tot. Erschossen von islamistischen Terroristen. Antoine ist Witwer mit einem Kleinkind.

Kurz darauf schreibt der Journalist einen Text für seine Facebook-Seite. Es ist sein Versuch, ihren Tod zu verarbeiten und eine Absage an die Logik des Hasses: „Freitagabend habt ihr das Leben eines außerordentlichen Wesens geraubt, das der Liebe meines Lebens, der Mutter meines Sohnes, aber meinen Hass bekommt ihr nicht.“

Bei seinen Lesern trifft sein Text einen Nerv. Weltweit teilen sie ihn. Die Tageszeitung „Le Monde“ druckt ihn auf ihrer Titelseite nach. Fortan ist Antoine die Stimme der trauernden Hinterbliebenen. Er wird in Talkshows eingeladen, um seine Meinung zu sagen. Gleichzeitig muss er mit dem Verlust klarkommen und sich um seinen Sohn kümmern.

Killian Riedhof („Gladbeck“, „Der Fall Barschel“) konzentriert sich in seinem Film „Meinen Hass bekommt ihr nicht“, der die wahre Geschichte von Antoine Leiris erzählt, auf Antoine Leiris, seine Trauer und seine Beziehung zu seinem Sohn. Die Terroristen, ihre Motive und die Jagd nach ihnen spielen keine Rolle.

Diese Entscheidung führt dazu, dass die Stimmung in Paris nach den Anschlägen und die Frage, wie mit den Tätern, dem Islamismus und dem Islam umgegangen werden soll, egal sind. Außer dem Sonntagsspruch, dass Hass nicht mit Hass, sondern mit Liebe beantwortet werden soll, bleibt da nichts.

Gleichzeitig wird der Grund für Hélènes Tod zu einem austauschbarem Unglück. Sie hätte genausogut durch einen Autounfall oder einen Herzanfall sterben können. Für Antoine hätte sich an seiner Trauer und seinem vor allem auf sich sebst bezogenem Verhalten nichts geändert. Er hätte nur niemals die große mediale Bühne bekommen, um darüber zu reden. Diese Talkshow-Auftritte sind, auch wenn er es in dem Moment nicht wahrhaben will, ein Teil des Trauerprozesses. Sie sind gleichzeitig sein Versuch, mit dem plötzlichen Verlust eines geliebten Menschen umzugehen, und seine Flucht vor der Verantwortung. Denn er ist jetzt die einzige Bezugsperson für ihren Sohn und er sollte sich um die Beerdigung kümmern.

Diesen Prozess der Trauer, des Umgangs mit einem Verlust und der größeren Verantwortung für ein Kind zeigt Killian Riedhof überzeugend und auch feinfühlig.

Als Film über die Terroranschläge enttäuscht er aufgrund seiner ausschließlichen Konzentration auf ein privates Schicksal.

Meinen Hass bekommt ihr nicht (Vous n’aurez pas ma haine, Deutschland/Frankreich/Belgien 2022)

Regie: Kilian Riedhof

Drehbuch: Jan Braren, Marc Blöbaum, Kilian Riedhof, Stéphanie Kalfon

LV: Antoine Leiris: Vous n’aurez pas ma haine, 2016 (Meinen Hass bekommt ihr nicht)

mit Pierre Deladonchamps, Zoé Iorio, Camélia Jordana, Thomas Mustin, Christelle Cornil, Anne Azoulay, Farda Rahouadj, Yannuk Choirat

Länge: 103 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Homepage zum Film

Filmportal über „Meinen Hass bekommt ihr nicht“

Moviepilot über „Meinen Hass bekommt ihr nicht“

AlloCiné über „Meinen Hass bekommt ihr nicht“

Wikipedia über „Meinen Hass bekommt ihr nicht“


TV-Tipp für den 15. September: Das unbekannte Mädchen

September 14, 2021

Arte, 20.15

Das unbekannte Mädchen (La fille inconnue, Belgien/Frankreich 2016)

Regie: Jean-Pierre Dardenne, Luc Dardenne

Drehbuch: Jean-Pierre Dardenne, Luc Dardenne

Eine junge, in der belgischen Provinz arbeitende Ärztin fühlt sich für den Tod eines schwarzafrikanischen Mädchens verantwortlich. Sie will ihren Namen erfahren. Aber das ist nicht so einfach.

TV-Premiere. Gewohnt intensives, zum Nachdenken anregendes Drama der Dardenne-Brüder

mit Adèle Haenel, Olivier Bonnaud, Jérémie Renier, Louka Minnella, Christelle Cornil, Nadège Ouedraogo, Olivier Gourmet, Pierre Sumkay

Wiederholung: Freitag, 17. September, 13.45 Uhr

Hinweise

AlloCiné über „Das unbekannte Mädchen“

Rotten Tomatoes über „Das unbekannte Mädchen“

Wikipedia über „Das unbekannte Mädchen“ (deutsch, englisch, französisch)


DVD-Kritik: „Der Fall Kalinka – Im Namen meiner Tochter“ will ein Vater Gerechtigkeit

Mai 6, 2017

Vor einigen Jahren ging der Fall durch die Medien. Ein Vater hatte den Mörder seiner Tochter entführen gelassen und den zuständigen Behörden überstellt.

Das war 2009 im deutsch-französischen Grenzgebiet und der Entführung gingen jahrzehntelange Versuche des Vaters André Bamberski (Daniel Auteuil, der in einigen Szenen als Lino-Ventura-Doppelgänger durchgehen könnte) voraus, das Gerichtsurteil gegenüber Dieter Krombach (Sebastian Koch), dem Mörder seiner Tochter, vollstrecken zu lassen.

Bamberskis vierzehnjährige Tochter Kalinka starb am 10. Juli 1982. Mit ihrem zwei Jahre jüngeren Bruder Pierre verbrachte sie die Ferien in Lindau bei ihrer Mutter. Sie lebte damals mit dem Arzt Dieter Krombach zusammen. Sie hatten sich einige Jahre früher, als sie noch mit Bamberski verheiratet war, kennen gelernt.

Nach der ersten Obduktion war Kalinkas Tod ein bedauerlicher Unfall. Eine Verkettung unglücklicher Umstände. Weil Bamberski erfährt, dass bei der Leichenschau einiges seltsam war, veranlasst er eine zweite Obduktion. Dieses Mal allerdings in Frankreich. Danach spricht vieles dafür, dass Kalinka getötet wurde.

Bamberski hält Krombach für den Täter. Er strengt ein Gerichtsverfahren an.

1995 wird Krombach in Abwesenheit vom Pariser Schwurgericht zu 15 Jahren Haft wegen Körperverletzung mit Todesfolge verurteilt.

Weil Krombach in Deutschland ist, wird das Urteil nicht vollstreckt. Auch der internationale Haftbefehl, nach dem Deutschland Krombach nach Frankreich ausliefern müsste, wird nicht vollstreckt.

Bamberski versucht in den folgenden Jahres alles, was mit legalen Mitteln möglich ist, um das Urteil vollstrecken zu lassen, während Deutschland blockiert und auch Frankreich kein besonders großes Interesse an einer Vollstreckung des Urteils hat.

Das Blatt scheint sich 1997 zu wenden, als Krombach in Kempten angeklagt wird, eine sechzehnjährige Patientin betäubt und vergewaltigt zu haben. Bamberski erinnert der Tathergang an den Tod seiner Tochter. Während der Verhandlung erfährt er von weiteren Teenagern, die von Krombach vergewaltigt wurden.

Der Fall Kalinka – Im Namen meiner Tochter“ erzählt den bekannten Fall als Spielfilm, der sich auf André Bamberski konzentriert und die Geschichte akribisch nacherzählt. Dabei verzichtet Vincent Garenq („Haftbefehl“, „The Clearstream Affair“) auf mögliche Dramatisierungen. Er verknappt die Geschichte auf die wichtigsten Momente. Das führt dazu, dass „Der Fall Kalinka“ mehr wie ein Dokumentarfilm wirkt, der die Geschichte mit einigen nachgestellten Szenen aus der Perspektive des Vaters erzählt, der Gerechtigkeit will und beharrlich dafür kämpft. Das hat unbestritten, auch wegen der grandiosen Schauspieler, seine emotionale Wucht. Es bleiben allerdings auch Fragen offen. So erfahren wir nicht, warum Deutschland sich so beharrlich gegen die Auslieferung wehrt, warum Krombach so lange junge Frauen sexuell missbrauchen kann und warum Bamberskis Ex-Frau so lange bei dem Mörder ihrer Tochter bleibt.

Aufgrund der gewählten, sich konsequent objektiv gebenden dokumentarischen Erzählweise verzichten Garenq und sein Co-Drehbuchautor Julien Rappeneau („36 – Tödliche Rivalen“, „Largo Winch II“, „Zulu“) auf mögliche Psychologisierungen. Sie verzichten auch, obwohl „Der Fall Kalinka“ erkennbar in der Tradition der französischen Polit-Thriller steht, auf eine Anklage gegen bestimmte Missstände oder das System. Das nimmt dem Film einiges von seiner potentiellen emotionalen Wirkung. Sehenswert ist er trotzdem.

Das Bonusmaterial besteht aus kurzen Interviews mit Regisseur Vincent Garenq (deutsch untertitelt) und Sebastian Koch.

Der Fall Kalinka – Im Namen meiner Tochter (Au nom de ma fille, Frankreich 2016)

Regie: Vincent Garenq

Drehbuch: Julien Rappeneau, Vincent Garenq

mit Daniel Auteuil, Sebastian Koch, Marie-Josée Croze, Christelle Cornil, Lilas-Rose Gilberti, Emma Besson, Christian Kmiotek, Serge Feuillard, Fred Personne, Thérèse Roussel, Tom Hudson

Kinotitel war „Im Namen meiner Tochter – Der Fall Kalinka“

DVD

Koch Media

Bild: 2,.35:1

Ton: Deutsch, Deutsch mit Audiodeskription, Französisch (Dolby Digital 5.1)

Untertitel: Deutsch

Bonusmaterial: Interviews, Deutscher Trailer, Deutscher Teaser, Bildergalerie

Länge: 84 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Moviepilot über „Der Fall Kalinka – Im Namen meiner Tochter“

AlloCiné über „Der Fall Kalinka – Im Namen meiner Tochter“

Rotten Tomatoes über „Der Fall Kalinka – Im Namen meiner Tochter“

Wikipedia über „Der Fall Kalinka – Im Namen meiner Tochter“ (deutsch, englisch, französisch)

Das Kinoplakat