Juliens Frau Lisa wird, obwohl unschuldig, zu einer langen Haftstrafe verurteilt. Der Biedermann, Lehrer und Vater Julien entwickelt, um sie aus dem Gefängnis zu befreien, überraschende kriminelle Energien.
Spannender Thriller, dessen hochkarätig besetztes US-Remake „72 Stunden -The next three days“ über eine halbe Stunde länger braucht, um die Story zu erzählen, – ohne ihr etwas wesentliches hinzuzufügen. Da bleibt man doch besser bei dem französischen Original.
mit Vincent Lindon, Diane Kruger, Lancelot Roch, Olivier Marchal
Berlin: Auf einer Vortragsreise hat der US-Wissenschaftler Martin Harris einen Autounfall. Als er danach mit seiner Frau reden will, behauptet sie, dass sie ihn nicht kennt und irgendwelche Dunkelmänner wollen ihn umbringen. Harris will die Wahrheit herausfinden.
Für die Verfilmung wurde die Handlung von Didier van Cauwelaerts spannendem Pulp-Thriller, dank der hiesigen Filmförderung, von Paris nach Berlin verlegt; die Prämisse, einige Charaktere und die Erklärung für Martin Harris’ Amnesie wurden übernommen. Allerdings ist das Ende im Film wesentlich explosiver und der gesamte Film mit zahlreichen Morden, Schlägereien und Verfolgungsjagden zu Fuß und im Auto viel actionlastiger. Das ist zwar nicht besonders logisch und glaubwürdig (eigentlich sogar noch unglaubwürdiger als der Roman), aber ziemlich unterhaltsam. Und die Berlin-Bilder, inclusive einem Zusammenstoß mit einer Tram und einer Explosion im Hotel Adlon, erfreuen natürlich das lokalpatriotische Herz.
mit Liam Neeson, Diane Kruger, January Jones, Aidan Quinn, Bruno Ganz, Sebastian Koch, Frank Langella, Stipe Erceg
„Seelen“ wird beworben als der neue Film von „Twilight“-Autorin Stephenie Meyer und „The Truman Show“-, „Gattaca“- und „Lord of War“-Autor Andrew Niccol und je nachdem, ob man „Seelen“ als Stephenie-Meyer- oder als Andrew-Niccol-Film sieht, wird man begeistert oder maßlos enttäuscht sein. Denn „Seelen“ ist ein in der nahen Zukunft spielendes Teenager-Drama, dessen Zielpublikum heftig pubertierende Mädchen sind. Denen gefällt, nach der IMDB-Nutzerbewertung, der Liebesfilm mit homöopathischer Science-Fiction-Beigabe auch sehr gut.
Science-Fiction-Fans können sich dagegen an der schönen Ausstattung erfreuen. Denn die von Stephenie Meyer, die den Film auch produzierte, entworfene Welt macht ziemlich wenig Sinn und die Prämisse ist, jedenfalls bei der Filmgeschichte, ziemlicher Unfug.
Wieder einmal haben Außerirdische die Welt besetzt und nur noch eine kleine Gruppe Menschen kämpft im wunderschön fotogenen US-Hinterland gegen sie. Dabei sind diese Aliens Parasiten, die den Menschen ihre Seelen klauen. So wird uns jedenfalls zuerst gesagt. Aber eigentlich sind diese Aliens ganz liebe Gesellen, die schon seit langer Zeit Seelen sehr liebevoll und sehr vorsichtig von einem Gastkörper zum nächsten transportieren, das Wissen des Gastes in sich aufnehmen und weitergeben. Sie werden deshalb auch ganz einfach Seelen genannt; – was ja eigentlich etwas Gutes ist. Außerdem ist bei ihnen alles sauber, gepflegt und ordentlich. Krankheit und Armut scheint es nicht mehr zu geben. Eigentlich hätte uns, wie ein Blick in die Nachrichten zeigt, nichts besseres passieren können.
Trotzdem ist Melanie Stryder (Saoirse Ronan) davon nicht begeistert. Sie kämpft gegen die Aliens, versucht ihren Bruder zu beschützen, wird dennoch der Gast für eine Seele, wehrt sich allerdings gegen diese Seele, flüchtet aus dem Krankenhaus der Seelen, wird von der Sucherin (Diane Kruger; fantastisch!) gnadenlos verfolgt, kann sich in einer riesigen Höhle irgendwo in der Wüste bei einigen Widerstandskämpfern verstecken und zwei Jungs sind heftig in sie verliebt.
Das Leben der Widerstandskämpfer in der Höhle, das sich durch geschickt platzierte Spiegel, abgesehen von den Wohnungen, nicht von der uns bekannten, normalen Welt unterscheidet, ist eine ländliche Fantasie, die schonungslos den Marlboro-Western-Kitsch feiert. Die starren Gesellschaftsstrukturen sind von anno dunnemals, als Männer die respektierten Führer und Frauen die Köchinnen waren, und werden klaglos von den, Uh?, freien Menschen akzeptiert. Der Kampf gegen die einen versklavenden Seelen eint.
Melanies Kampf zwischen den beiden in ihr wohnenden Seelen, wobei die ihr implantierte Seele als weise Ratgeberin gar nicht so unsympathisch ist, wird sehr unfilmisch, in inneren Streitgesprächen verdeutlicht. In der Originalfassung sind die beiden von Saoirse Ronan mit unterschiedlichen Akzenten gesprochen Frauenstimmen allerdings kaum unterscheidbar. Und wenn Melanie befürchtet, dass ihre ursprüngliche Seele endgültig verschwindet, wendet sie eine ziemlich brachiale Kusstherapie an, die, wenn ein Mann sie erfunden hätte, hochgradig frauenverachtend wäre. Denn sie will von dem einen Jungen, den sie früher hasste, so geküsst werden, dass ihr altes Ich wieder auftaucht. Zwischen der Knutscherei wird sie ziemlich oft geschlagen; scheint auch gegen die Alien-Seelen zu helfen.
„Seelen“ wirkt mit seinem schleppendem Erzähltempo, den vielen aufgeworfenen Fragen, die nicht beantwortet werden, und dem hastigen Ende wie der Pilotfilm für eine nicht verwirklichte Science-Fiction-Serie, die dann auch hätte klären können, warum diese Seelen, obwohl sie so grundsympathisch erscheinen, doch furchtbar böse sind und wir gegen sie kämpfen müssen.
Als Kinofilm bleiben dagegen mehr Fragen als Antworten, etwas banale Revolutionsromantik, viel christliche Verklärung des einfachen Lebens und eine vor sich hin plätschernde Liebesgeschichte mit langweilig-austauschbaren Charakteren.
Andrew-Niccol-Fans können diese Auftragsarbeit getrost vergessen.
Seelen (The Host, USA 2013)
Regie: Andrew Niccol
Drehbuch: Andrew Niccol
LV: Stephenie Meyer: The Host, 2008 (Seelen)
mit Saoirse Ronan, Max Irons, Jake Abel, Diane Kruger, William Hurt, Chandler Canterbury, Boyd Holbrook, Frances Fisher, Scott Lawrence
Berlin: Auf einer Vortragsreise hat der US-Wissenschaftler Martin Harris einen Autounfall. Als er danach mit seiner Frau reden will, behauptet sie, dass sie ihn nicht kennt und irgendwelche Dunkelmänner wollen ihn umbringen. Harris will die Wahrheit herausfinden.
Für die Verfilmung wurde die Handlung von Didier van Cauwelaerts spannendem Pulp-Thriller, dank der hiesigen Filmförderung, von Paris nach Berlin verlegt; die Prämisse, einige Charaktere und die Erklärung für Martin Harris’ Amnesie wurden übernommen. Allerdings ist das Ende im Film wesentlich explosiver und der gesamte Film mit zahlreichen Morden, Schlägereien und Verfolgungsjagden zu Fuß und im Auto viel actionlastiger. Das ist zwar nicht besonders logisch und glaubwürdig (eigentlich sogar noch unglaubwürdiger als der Roman), aber ziemlich unterhaltsam. Und die Berlin-Bilder, inclusive einem Zusammenstoß mit einer Tram und einer Explosion im Hotel Adlon, erfreuen natürlich das lokalpatriotische Herz.
mit Liam Neeson, Diane Kruger, January Jones, Aidan Quinn, Bruno Ganz, Sebastian Koch, Frank Langella, Stipe Erceg
Wiederholung: Montag, 6. Mai, 00.00 Uhr (Taggenau!)