Ulla Berlitt bittet Schimanski, ihr bei der Suche nach ihrem verschwundenem Freund zu helfen. Sie hoffen, in einem einsam im Wald gelegenem Haus hilfreiche Hinweise zu finden. Als sie das Haus verlassen wollen, wird auf sie geschossen.
Elfter Schimanski-Tatort; aus meiner Erinnerung eine spannende Angelegenheit, die vor allem in dem titelgebendem Haus im Wald spielt.
mit Götz George, Eberhard Feik, Werner Schwuchow, Christiane Lemm, Dominic Raacke, Rolf Zacher, Andras Fricsay
Die Rente ist sicher. Der ruhige Ruhestand ebenso. Vor allem ohne eigene Kinder und Enkelkinder. Aber gegen diesen langweiligen Lebensabend und das damit verbundene Gefühl keine Aufgabe mehr zu haben und überflüssig zu sein, hilft das Angebot, ehrenamtlich für Kinder von anderen Leuten einige Stunden die Großmutter oder, seltener, der Großvater zu sein.
Karin (Maren Kroymann) ist so eine ältere Dame. Sie würde gerne noch etwas unternehmen, aber ihr Mann Harald (Günther Maria Halmer) ist mit seinem Ruhestand vollkommen zufrieden. Immerhin kann er sich jetzt ohne Unterbrechung seinen Modell-Loks widmen. Er ist auch ein Grantler, der Kinder nur als Gefahr für seinen akkurat gemähten Rasen sieht.
Karens Schwägerin Philippa (Barbara Sukowa) ist das genaue Gegenteil. Sie lebt in einer Kommune in einem Wohnwagen und hält die Ideale der Flower-Power-Bewegung hoch. Außerdem ist sie immer wieder die Leih-Oma für Kinder, denen sie jede Freiheit gewährt. Zu Haralds Entsetzen und zur Freude der Kinder, die über Haralds Rasen toben dürfen. Eines Tages schlägt sie Karin vor, es doch einmal als Leih-Oma zu versuchen.
Auf dem Weg zum Oma-Vermittlungsdienst trifft sie Gerhard (Heiner Lauterbach), einen alten Freund, den sie seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen hat. Gerhard ist ein penibler Internist im Ruhestand, Misanthrop und trauernder Witwer.
Sie schleppt ihn mit und kurz darauf müssen Karin, Philippa und Gerhard sich, mehr oder weniger freiwillig, um einige Kinder kümmern, die gegensätzlicher kaum sein könnten. Der eine ist ein hyperaktives, unkonzentriertes Katastrophengebiet, das natürlich niemals Karins Haus betreten sollte. Die andere ist eine zwischen geschiedenen Eltern und Schulen hin und her geschobene Teenagerin, die ihren Welthass an allen auslässt. Der andere ist der verschüchterte, von Klassenkameraden gehänselte Sohn einer alleinerziehenden Russin. Die vierte im Bund, ist ein süßes, dauerbeaufsichtigtes Mädchen, das von ihren Helikoptereltern vor jeder möglichen und unmöglichen Gefahr geschützt wird. Es sind Gefahren, die in Philippas freigeistiger Welt nicht vorkommen. Mit ihr wird schon einmal die Kunst des Einkaufens ohne Bezahlen geübt und Eis gegessen.
Die beiden Leihomas und der Leihopa müssen sich schnell auch um Eltern der Kinder, die ihre eigenen Probleme haben, kümmern.
Das ist, dank der gut aufgelegten Schauspieler, durchweg unterhaltsam, ohne jemals auch nur ansatzweise in die möglichen Tiefen des Themas vorzustoßen. Stattdessen begnügt die Komödie sich mit einem Reigen vorhersehbarer Verwicklungen, die entsprechend vorhersehbar aufgelöst werden. Einige Verwicklungen erfolgen auch recht sprunghaft. Und einige wichtige Informationen über die Figuren und ihre Beziehung werden erst spät präsentiert. Karin, Harald, Philippa und Gerhard sind vier Menschen, die so unterschiedlich sind, dass es unklar ist, woher sie sich kennen könnten und warum sie damals und heute Zeit miteinander verbringen sollten.
„Enkel für Anfänger“ ist ein typischer Degeto-Feelgood-Film, der sein Zielpublikum, die Generation 60+, fest im Blick hat.
Enkel für Anfänger (Deutschland 2020)
Regie: Wolfgang Groos
Drehbuch: Robert Löhr
mit Maren Kroymann, Heiner Lauterbach, Barbara Sukowa, Dominic Raacke, Günther Maria Halmer, Palina Rojinski, Lavinia Wilson, Paula Kalenberg
Wie nähert man sich ernsthaft und mit dem nötigem Respekt einem unfassbarem Ereignis? Einem Ereignis, über das man nicht sprechen kann? Und das auch noch auf einem künstlerisch angemessenem Niveau? Gus Van Sant zeigte 2003 in „Elephant“ einen Weg, wie über einen Amoklauf an einer Schule, ein Spielfilm gemacht werden kann. Van Sant schilderte, ohne eine einfache Erklärung, die Stunden vor dem Amoklauf. Thomas Sieben entschloss sich in „Staudamm“, nach einem Drehbuch von Christian Lyra, für einen anderen Weg. Ihr Film beginnt ein Jahr nach dem Amoklauf, wenn Roman (Friedrich Mücke), ein Jura-Student, der in München in seiner Wohnung herumlungert und für einen Staatsanwalt (Dominic Raacke), Akten zusammenfasst und einliest, einen neuen Stapel Akten erhält. Dieses Mal geht es um einen Amoklauf und wir erfahren nie, weshalb der Staatsanwalt sich jetzt mit diesem abgeschlossenem Fall beschäftigt.
Weil wichtige Akten fehlen, soll Roman sie in der bayerischen Provinz auf der dortigen Polizeiwache abholen. Er macht sich auf den Weg, ist genervt, weil er die Akten nicht sofort bekommt und deshalb länger als geplant in dem menschenleeren Ort bleiben muss. Die wenigen Bewohner begegnen ihm alle mit herzlicher Abneigung. Nur Laura (Liv Lisa Fries) ist freundlich zu ihm. Sie war, wie Roman später erfährt, eine Mitschülerin des Amokläufers und überlebte den Amoklauf. Sie erzählt ihm von damals und führt ihn an Orte, die für den gesichtslosen Amokläufer wichtig waren. Roman beginnt sich etwas für die Hintergründe des Amoklaufs zu interessieren, aber die meiste Zeit liest er einfach weiterhin mit monotoner Stimme Akten ein.
Guter Wille kann „Staudamm“ nicht abgesprochen werden. Er will auch nicht sensationslüstern über einen Amoklauf erzählen. Deshalb fehlen all die bekannten Bilder, die uns spätestens, pädagogisch wertvoll geerdet, im „Tatort“ präsentiert werden. Thomas Sieben versucht das Unbegreifliche eines Amoklaufs eines Schülers in eine dem entsprechende, reduzierte filmische Sprache zu übersetzen. Dazu gehören die ins Leere laufenden Bildsymbole, wie der titelgebende „Staudamm“, an dem der Amokläufer sich umbrachte. Oder die sich majestätisch erhebenden Berge. Dazu gehören eben die mit emotionslos vorgetragenen Zeugenaussagen und Tatortberichte.
Aber weil der Staatsanwalt Roman nicht sagt, wozu er die Akten braucht, gibt es keine leitende Frage, die die Ereignisse in eine sinnvolle Reihenfolge bringt, sondern nur eine hochgradig konstruierte Ausgangslage, die zu einer Kongruenz im Nichtwissen zwischen dem Zuschauer und dem Protagonisten führt. Dabei sollte er uns durch die Geschichte führen und unsere Aufmerksamkeit auf bestimmte Dinge lenken. Aber er stochert nur blind im Nebel herum. Für seine Zusammenfassungen von Akten hat er keine leitende Frage. Es ist daher eine akademische Übung. Die restliche Zeit lässt er sich treiben. Er ist, auch nachdem er Laura, begegnet, weniger involviert als ein unbeteiligter Zuschauer, der immerhin wissen möchte, wie es weitergeht. Diese Abwesenheit einer Leitfrage führt dann auch dazu, dass „Staudamm“ einfach nur Impressionen aneinanderreiht und die Interpretation dem Zuschauer überlässt, was nicht sonderlich interessant ist.
Staudamm (Deutschland 2012)
Regie: Thomas Sieben
Drehbuch: Christian Lyra, Thomas Sieben
mit Friedrich Mücke, Liv Lisa Fries, Dominic Raacke, Lucy Wirth, Arnd Schimkat, Carolin Fink