Drehbuch: Tyler Burton Smith (basierend auf von Don Mancini erfundenen Figuren)
TV-Premiere des überraschend gelungenen Reboots von Chucky, der Mörderpuppe. Dieses Mal ist Chucky eine falsch programmierte künstliche Intelligenz, die das Texas Chainsaw Massacre nachspielt, weil sein Besitzer und seine Kumpels sich beim Ansehen des Films schlapp lachten. Chucky imitiert den Film, veranstaltet folgerichtig ein wahres Blutbad – und Regisseur Lars Klevberg orientiert sich bis zur letzten Blutfontäne gelungen am 80er-Jahre-Horrorfilm.
mit Gabriel Bateman, Aubrey Plaza, Brian Tyree Henry, Tim Matheson, David Lewis, Trent Redekop, Beatrice Kitsos, Ty Consiglio, Carlease Burke, Mark Hamill (Chuckys Stimme im Original)
TV-Premiere. Herrlich fieser kleiner B-Thriller, bei dem einige Autos geschrottet werden und Russell Crowe als Bösewicht groß aufspielt. Er ist Tom Cooper und er hat einen wirklich schlechten Tag. Das bekommt auch Rachel zu spüren, die ihn an einer Ampel ungeduldig anhupt und sich danach nicht für ihre Unhöflichkeit entschuldigen will.
Tom Cooper (Russell Crowe) hat die Nacht benutzt, um einige Probleme mit seiner Familie endgültig und für alle Zeiten zu erledigen. Er ermordete sie und jagte das Haus in die Luft. Er ist also, ähem, in einem emotional aufgewühltem Zustand als er, in seinem Pick-Up sitzend, vor einer grünen Ampel stehend, von Rachel (Caren Pistorius) angehupt wird. Die Mutter will ihren Sohn Kyle (Gabriel Bateman) zur Schule bringen und noch einige andere Dinge erledigen, für die sie schon wieder viel zu spät dran ist.
Das ist Tom egal. Für ihn ist dieses Hupen eine weitere Provokation. Und weil er nichts mehr zu verlieren hat, kommt es für ihn auf ein, zwei, drei weitere Morde und Straftaten nicht an.
„Unhinged – Außer Kontrolle“ war im Sommer in den USA der erste Spielfilm mit einem A-List-Star, der in die Kinos kam. Bei uns konkurrierte er im Juli, noch vor dem US-Kinostart, mit „Berlin Alexanderplatz“, „Undine“, „Der Fall Richard Jewell“ und den damals immer noch laufenden „Känguru-Chroniken“. Mit seinem Starttermin wird der Thriller in die Filmgeschichte eingehen.
Als Film ist er ein kleines, fieses B-Picture, das genau weiß, was es will: Knappe neunzig Minuten Angst und Schrecken verbreiten. Nebengeschichten und über das Notwendige hinausgehende Erklärungen gibt es nicht. Psychologisierungen und längliche Erklärungen auch nicht. Der von Russell Crowe hübsch diabolisch gespielte wütende Mann ist ein durchaus charismatischer Bösewicht, der einfach nur Böse sein will. Damit erinnert er an den namen- und gesichtslosen Tankwagenfahrer in Steven Spielbergs legendärem, auf einer Kurzgeschichte von Richard Matheson basierendem Thriller „Duell“. Beide Male ist der Fahrer des großen Fahrzeugs die Ausgeburt aller Urängste: ein Autofahrer, der nach einem alltäglichem Vorfall ausrastet und die Person, die ihn provozierte, unerbittlich verfolgt und terrorisiert.
Ausgehend von dieser klaren Prämisse entwickeln Autor Carl Ellsworth („Red Eye“, „Disturbia“, „The last House on the Left“ und demnächst „Gremlins 3“ [Muss das sein?]) und Regisseur Derrick Borte („The Joneses“, „London Town“, „American Dreamer“) die Geschichte flott weiter und garnieren sie mit deftigen Gewaltausbrüchen, Actionszenen und, vor allem, altmodischen Autostunts, bei denen einige Autos fotogen und ziemlich spektakulär geschrottet werden.
Damit ist „Unhinged“ ein B-Picture, wie man es heute kaum noch sieht.
Das Bonusmaterial besteht aus einem informativem, 26-minütigem Featurette über den Film und einem erschreckend misslungenem Audiokommentar. Regisseur Derrick Borte lud Brendan Galvin (Kamera), Fredrick Waff (Szenenbild) und Denise Wingate (Kostüme) für den Audiokommentar ein. Sie liefern auch einige Hintergrundinformationen zum Film und ihrer Arbeit. Aber über große Strecken schweigen sie. Hier hätte eine bessere Vorbereitung von Borte oder ein Moderator, der Fragen stellt und die Leute am Reden hält, Wunder gewirkt.
Unhinged – Außer Kontrolle (Unhinged, USA 2020)
Regie: Derrick Borte
Drehbuch: Carl Ellsworth
mit Russell Crowe, Caren Pistorius, Gabriel Bateman, Anne Leighton, Jimmi Simpson
–
DVD
Universum Spielfilm
Bild: 2,40:1 (16:9 anamorph)
Ton: Deutsch, Englisch (DD 5.1)
Untertitel: Deutsch
Bonusmaterial: Audiokommentar mit Derrick Borte, Brendan Galvin, Fredrick Waff und Denise Wingate, Featurette „This Side of Rage“, Trailer
1988 erfand Regisseur Tom Holland („Fright Night“), zusammen mit den Drehbuchautoren Don Mancini und John Lafia, die Kinderpuppe, in die ein äußerst rachsüchtiger Dämon fährt und die danach fröhlich mordend durch die Stadt zieht. Der Horrorfilm „Die Mörderpuppe“ (Child’s Play, auch „Chucky – die Mörderpuppe“) war ein Erfolg. Die Puppe wurde, wie jüngst Annabelle, zu einer Horrorikone. In sechs weiteren Filmen mordete sie weiter. Die letzten beiden Chucky-Filme erschienen nur noch als Direct-to-DVD.
Aber Chucky ist immer noch bekannt und mit einem Reboot kann man an die Anfänge anschließen, ohne sich um etwaige Weiterentwicklungen und Irrwege der Mythologie zu kümmern. Das ermöglicht auch Neueinsteigern einen Kinobesuch, ohne sich vorher die anderen Filme ansehen zu müssen.
Bei dem Reboot von „Child’s Play“, in das keiner der ursprünglichen Macher involviert ist, orientieren Regisseur Lars Klevberg und Drehbuchautor Tyler Burton Smith sich unübersehbar an dem Original. Sie verlegen die Geschichte in die Gegenwart, sie verändern Chucky optisch wieder etwas (zu seinem Nachteil), für die Jugendlichen sind Mobiltelefone wichtig und die Wohnung ist vernetzt.
Aber reicht das, um das Franchise wieder zu beleben? Schließlich fallen viele (die meisten?) Reboots nicht besonders überzeugend aus. Eine künstlerische Notwendigkeit ist oft nicht erkennbar. Die Eigenständigkeit des Reboots erschöpft sich in einer schlechten Wiederholungen der bekannten Geschichte. Letztendlich geht es meistens nur darum, mit einer bereits etablierten Figur und einer bekannten Geschichte noch einmal Geld zu machen.
Über „Child’s Play“ kann das nicht gesagt werden. Klevbergs Horrorfilm gehört zu den gelungenen Reboots. Die Geschichte spielt, wie gesagt, in der Gegenwart. Sie folgt dem schon vor über dreißig Jahren gut abgehangenem Minimalplot des Originals. Dabei wird dieser Plot immer wieder gelungen, einfallsreich und auch blutig variiert. Die wichtigste Änderung ist dabei der Grund für Chuckys Handlungen.
Kaslan Corporation stellt die Buddi-Puppen her, die über eine künstliche Intelligenz verfügen. Sie erkennen ihre Bezugsperson, werden zu seinem besten Freund und lernen neue Dinge. Als einer der Arbeiter bei der Produktion in Vietnam bei der Arbeit kurz abwesend ist, wird er entlassen. Bevor er seinen Arbeitsplatz verlässt, programmiert er eine Puppe um. Er entfernt alle Schutzmechanismen.
Über einen kleinen Umweg kommt diese Puppe zu Andy Barclay (Gabriel Bateman). Der Junge lebt mit seiner allein erziehenden Mutter Karen (Aubrey Plaza) in einem heruntergekommenem, um die Jahrhundertwende erbautem Mietshaus. Den neuen Freund seiner Mutter mag er nicht. Neue Freunde muss der Einzelgänger erst noch finden. Bis dahin ist Chucky (im Original von Mark Hamill gesprochen) sein bester Freund, dem er alles anvertraut, während ihn Chucky überallhin begleitet und ihm hilft.
Mit seinen neuen Freunden sieht Andy sich später „The Texas Chainsaw Massacre Part 2“ an. Weil alle Jugendlichen sich über die Massaker im Film köstlich amüsieren, beginnt Chucky den Film nachzuahmen. Denn wenn die Jugendlichen bei den Kettensägenmorden lachen, muss das doch witzig und gut sein. Er beginnt all die Menschen, denen Andy irgendwann einmal den Tod wünschte oder die sich falsch verhalten haben, umzubringen.
Der Haupt-Handlungsort – ein Mietshaus, das in den vergangenen siebzig Jahren nicht mehr umfassend renoviert wurde -, das lange „Texas Chainsaw Massacre“-Zitat in der Filmmitte, das langsame Erzähltempo, das gemächliche Schnitttempo, die sehr blutigen Morde, die in neunzig Minuten gradlinig erzählte Geschichte und der schwarze Humor, zeigen eindeutig, dass Lars Klevberg seinen Horrorfilm in der Tradition des Achtziger-Jahre-Horrrofilms sieht.
Im Gegensatz zum ersten Chucky-Film verzichtet er auf übersinnliche Momente. Bei ihm genügt eine fehlgeleitete Künstliche Intelligenz, um ein wahres Schlachtfest zu veranstalten. Wer will, kann das als galligen Kommentar zur Begeisterung über Künstliche Intelligenz in Kinderspielzeug in der vernetzten Wohnung, lesen. Und das Finale in einem Kaufhaus als oberflächliche Kapitalismuskritik.
„Child’s Play“ ist, angesichts der Erwartungen, ein überraschend gelungener Horrorfilm.
Child’s Play (Child’s Play, USA 2019)
Regie: Lars Klevberg
Drehbuch: Tyler Burton Smith (basierend auf von Don Mancini erfundenen Figuren)
mit Gabriel Bateman, Aubrey Plaza, Brian Tyree Henry, Tim Matheson, David Lewis, Trent Redekop, Beatrice Kitsos, Ty Consiglio, Carlease Burke, Mark Hamill (Chuckys Stimme im Original)
Nachdem vor einigen Jahren Horror ja nur aus Torture-Porn, Wackelkamera und Found Footage bestand und Horrorfilmfans sich die sehenswerten Filme an den Fingern einer abgehackten Hand abzählten, gibt es seit einiger Zeit wieder eine durchaus angenehme Rückbesinnung auf die Vergangenheit, als ein nerviger Hausgeist genügte und Schrecken durch einen gelungenen Spannungsaufbau, meist mit Jumpscares und lauten Geräuschen, erzeugt wurde.
Etliche dieser Horrorfilme, die vor einigen Jahren bei uns höchstens als DVD veröffentlicht worden wären, laufen auch im Kino. Wie jetzt „Lights out“, der Debütfilm von David F. Sandberg, der dafür seinen gleichnamigen, ziemlich gruseligen Kurzfilm gelungen zum Spielfilm ausbaute und der damit eine der erfreulichen Überraschungen des Jahres lieferte. Jedenfalls für Horrorfilmfans.
Im Mittelpunkt steht Rebecca (Teresa Palmer). Als Kind hatte sie Angst vor einem Geist, den sie nur im Dunkeln sehen konnte. Wenn sie das Licht anmachte, war er weg. Er war auch der beste Freund ihrer psychisch kranken Mutter Sophie (Maria Bello).
Inzwischen lebt sie in der Stadt in einem kleinem Apartment. Als ihr jüngerer Bruder Martin Gabriel Bateman) ebenfalls von dem Geist verfolgt wird und der Geist nicht mehr an das elterliche Haus gebunden ist, entschließt sie sich, ihn zu bekämpfen.
Natürlich erfindet „Lights out“ das Genre nicht neu und natürlich liefert er das, was man von einem Geisterfilm erwartet. Inclusive der Szenen und Geräusche, die zu einem Geisterfilm dazu gehören. Aber David F. Sandberg erzählt die Geschichte straff in unter achtzig Minuten. Da bleibt keine Zeit für ablenkende Subplots, weshalb Maria Bello als psychisch kranke Mutter, die sich mit dem Geist, den sie Diana nennt, unterhält, nur eine Nebenrolle hat. Es ist, immerhin richtet sich der Film an jugendliches Publikum, das noch nicht Myriaden Horrorfilme gesehen hat, Rebeccas Geschichte und Teresa Palmer („Warm Bodies“, „The Choice“, „Triple 9“) überzeugt als Sympathieträgerin, die ihren kleinen Bruder beschützen will und sich dafür ihren Kinderängsten vor dem in der Dunkelheit auftauchendem Monster stellen muss.
Sogar die knappe Erklärung für Dianas Erscheinen in dunklen Räumen und ihre Taten ist durchaus logisch. Jedenfalls logischer als wir es aus anderen Geisterfilmen kennen, wenn der böse Geist alles und nichts sein kann und, je nach Film, zu viel oder zu wenig erklärt wird.
Das kann man Sandberg, der mit einfachen Mitteln und einem Lichtschalter Schrecken erzeugt, nicht vorwerfen.
Sein nächster Film ist „Annabelle 2“, ebenfalls produziert von James Wan und, ausgehend von „Lights out“, könnte in diesem Fall die Fortsetzung besser als der erste Film sein.
Lights Out(Lights out, USA 2016)
Regie: David F. Sandberg
Drehbuch: Eric Heisserer (nach dem Kurzfilm von David F. Sandberg)
mit Teresa Palmer, Gabriel Bateman, Alexander DiPersia, Billy Burke, Maria Bello, Alicia Vela-Bailey, Lotta Losten, Andi Osho