Weil ich das Gespräch zum Film moderiere, glaubt mir jetzt natürlich niemand, dass „Der marktgerechte Mensch“ ein guter, sehenswerter, Diskussionen anregender und zum Tun animierender Film ist. Deshalb gibt es hier die Ankündigung:
Anschließend Gespräch mit Rafael Mota-Machado (Gewerkschaftssekretär GEWERKSCHAFT NAHRUNG-GENUSS-GASTSTÄTTEN, Region Berlin-Brandenburg).
Spätestens seit der großen Finanzkrise ist unser Arbeitsmarkt im Umbruch. Die soziale Marktwirtschaft und die über Jahrzehnte erstrittenen Solidarsysteme werden mehr und mehr ausgehebelt. Der sich immer weiter beschleunigende Wettbewerb bringt das gesamte gesellschaftliche Gefüge in Gefahr. Unser soziales Bindegewebe droht durch Verarmung, Vereinzelung und Entsolidarisierung zu zerbrechen.
Nachdem Leslie Franke und Herdolor Lorenz sich in »Der marktgerechte Patient« (2018) kritisch mit dem akuten Zustand unseres Gesundheitssystems auseinandergesetzt haben, erzählt »Der marktgerechte Mensch« anhand einer repräsentativen Auswahl von Fallbeispielen nun von den verheerenden Veränderungen unseres Arbeitsmarkts. Unsichere und prekäre Beschäftigungsverhältnisse, Algorithmus-gesteuerte Arbeitsprozesse und Crowdworking haben unser Leben in den letzten Jahren rasant verändert – und nicht selten zu zerstörten Lebensläufen und psychischen Erkrankungen geführt. Der Film zeigt aber auch Solidarität zwischen jungen Menschen, die für einen Systemwandel eintreten, und stellt Betriebe vor, die nach dem Prinzip des Gemeinwohls wirtschaften. Der Film will Mut machen und dazu motivieren, sich zusammenzuschließen und einzumischen. Denn ein anderes, gerechteres Leben ist möglich!
„Handwerklich schlichter, aber mit Herzblut gemachter Dokumentarfilm über die Veränderungen am Arbeitsmarkt, wo an die Stelle von fairen Verträgen immer öfter Leiharbeit und Freelancertum treten. Leslie Franke und Herdolor Lorenz warnen vor sozialer Schieflage und fordertn einen Systemwandel zurück zu Solidarität und gemeinsamer Verantwortung.“ (epd film, Kurzbewertung [ausführliche Besprechung])
One World Berlin – Menschenrechte aktuell – eine monatliche Filmreihe mit Dokumentarfilmen über Bürger- und Menschenrechte wird organisiert von der Humanistischen Union, Deutschlands ältester Bürgerrechts-Organisation (mitbegründet von Fritz Bauer), One World Berlin Human Rights Film Festival, das sich seit 2004 durch Menschenrechts-Filmarbeit engagiert, und dem Lichtblick-Kino. Filmemacher*innen und Expert*innen diskutieren mit dem Publikum über Fragen, die Menschen in der Stadt bewegen, lokal und global: Recht auf Wohnraum, gegen Überwachung und Datenspeicherung, für Menschsein und Menschenrechte in der digitalen Welt.
»One World Berlin – Menschenrechte aktuell« versteht sich auch als Plattform für Berliner Bürger- und Menschenrechtsinitiativen, die zu den in den Filmen verhandelten Fragen arbeiten.
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Vorankündigung
Am Samstag, den 15. Februar, präsentieren wir um 18.00 Uhr im Lichtblick-Kino den Dokumentarfilm „Spuren – Die Opfer des NSU“. Regisseurin Aysun Bademsoy wird anwesend sein.
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Hinweise
Filmportal über „Der marktgerechte Mensch“
Moviepilot über „Der marktgerechte Mensch“
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Die Filmemacher skizzieren grundlegende Gedanken zu ihrem Filmprojekt „Der marktgerechte Mensch“ (Januar 2018)
WDR Westart über den Film und das Regieduo (Januar 2020)