mit Ennio Morricone, Clint Eastwood, Terrence Malick, Quentin Tarantino, Dario Argento, Wong Kar-Wai, Barry Levinson, Hans Zimmer, John Williams, Bruce Springsteen, Joan Baez, James Hetfield, Quincy Jones, Zucchero, Lina Wertmüller, Bernardo Bertolucci, Roland Joffé, Mychael Danna, Mike Patton, Oliver Stone, Marco Bellocchio, Phil Joanou, Enzo G. Castellari, Liliana Cavani, Paolo Taviani, Vittorio Taviani, Pat Metheny (und viele mehr)
Wenige Tage vor ihrem Geburtstag am 9. Januar läuft Karen O’Connor, Miri Navasky und Maeve O’Boyles sehr intime Doku „Joan Baez: I am a Noise“ über das Geburtstagskind an. Die 1941 in Staten Island, New York, geborene Joan Baez wurde mit ihrem Auftritt auf dem Newport Folk Festival 1959 als Folksängerin schlagartig bekannt. Schallplattenaufnahmen, Auftritte und Ruhm folgten. Von Anfang engagierte sich die Folk- und Protestsängerin auch politisch. Sie war aktiver Teil der Gegenkultur. Sie hatte eine jahrelange Liebesbeziehung zu Bob Dylan, die später zu einer Hassliebe wurde. In den siebziger Jahren wurden ihre Schallplatten schlechter und seltener. Folk war nicht mehr die Musik, die Jugendliche hörten. Sie hörten Punk, Rap, Heavy Metal und Grunge. In den vergangenen Jahrzehnten, so ungefähr ab den neunziger Jahren, wurde sie zur Elder Statesperson der Folkmusik.
2019 verkündete sie ihren Abschied von der Live-Bühne. Diese Abschiedstour und der damit verbundene Rückblick auf Leben und Karriere ist auch der Rahmen für den Dokumentarfilm „Joan Baez: I am a Noise“. Ein zweiter Erzählstrang ist daher Baez‘ Biographie. Hier konnten die Regisseurinnen auf Baez‘ großes Archiv zugreifen. In einem dritten Erzählstrang geht es um die inneren Dämonen, Gefühle und psychischen Probleme von Joan Baez. Sie spricht offen darüber. Für den Film wurden vor allem Menschen aus Baez‘ engstem Umfeld interviewt. Auf Statements von Prominenten, die über den Einfluss von Baez auf die Kunst, ihr Leben und ihre Musik reden, wurde verzichtet.
Entstanden ist eine Doku, die sich stark – für mein Empfinden zu stark – auf das Privatleben von Joan Baez konzentriert. Sie richtet sich primär an ihre Fans, die Joan Baez auf der Kinoleinwand sehen wollen, und an die Menschen, die nichts über Joan Baez wissen und einen schnellen Überblick über ihr Leben haben wollen. Das gelingt dem Film ausgezeichnet.
Wie andere neuere Dokumentarfilme über bekannte Persönlichkeiten, bei denen die Filmemacher einen exclusiven Zugriff auf das Archiv der Persönlichkeit hatten und über mehrere Jahre Interviews mit der porträtierten Persönlichkeit, seiner Familie und seinen engsten Freunden machen konnten, ist auch „Joan Baez: I am a Noise“ keine auch nur irgendwie kritisch geartete Dokumentation. Es ist eine Heldenverehrung, die nur so weit und nur an den Punkten in die Tiefe geht, in der die porträtierte Person das möchte.
Joan Baez: I am a Noise (Joan Baez: I am a Noise, USA 2023)
Bei aktuellen Hollywood-Blockbustern ist die Musik oft – langweilig. Im Film blubbert sie unauffällig als rhythmische Geräuschkulisse vor sich hin. Nach dem Film, wenn man sich den Soundtrack ohne den Film anhört, blubbert sie ebenso unauffällig vor sich hin.
Bei der Musik von Ennio Morricone passiert das nicht. Sie ist auffällig. Die Melodien bleiben im Gedächtnis haften und sie funktionieren auch ohne den Film ausgezeichnet. Der am 6. Juli 2020 verstorbene Komponist ist unbestritten einer der wichtigsten Filmkomponisten. Dabei wollte der am 10. November 1928 in Rom geborene Musikersohn klassischer Komponist werden. Er studierte, mit Abschluss, am Konservatorium von Santa Cecilia Trompete und Chormusik. Eine ebenfalls erfolgreiche abgeschlossene Ausbildung bei Goffredo Petrassi als Komponist schloss sich an. Er besuchte Kurse für Neue Musik. Und er schrieb Arrangements für Popsongs.
Die Filmsachen – seine erste Filmmusik war 1961 für Luciano Salces Komödie „Zwei in einem Stiefel“ – machte er Anfangs zum Geldverdienen. Es dauerte, wie Morricone in Giuseppe Tornatores Dokumentarfilm „Ennio Morricone – Der Maestro“ freimütig erzählt, sehr lange, bis er akzeptierte, dass er Filmkomponist ist und dass eine gute Filmmusik sich nicht vor einem für eine Bühnenaufführung geschriebenem Orchsterstück verstecken muss. In dem Moment hatte er schon viele, sehr viele Filmmusiken geschrieben. Unter anderem für die stilprägenden Italo-Western von Sergio Leone. Letztendlich schrieb er für alle wichtigen Leone-Filme, nämlich „Für eine Handvoll Dollar“, „Für ein paar Dollar mehr“, „Zwei glorreiche Halunken“, „Spiel mir das Lied vom Tod“„Todesmelodie“ und „Es war einmal in Amerika“, die Filmmusik.
Daneben schrieb er die Musik für viele italienische, französische und amerikanische Filme. Unter anderem für „Leichen pflastern seinen Weg“, „1900“, „In der Glut des Südens“, „Der Profi“, „Mission“, „Die Unbestechlichen“ und, nach Jahrzehnten wieder für einen Film von Dario Argento, „Das Stendhal-Syndrom“. Insgesamt komponierte er für über fünfhundert Filme die Musik.
Er unterschied dabei, sofern das überhaupt schon während der Produktion absehbar war, nicht zwischen Genres, Arthaus- und Kommerzfilmen. Aber jeder Film, vor allem die Kommerzfilme, gewannen durch seine Musik. Einige Soundtrack-LPs wurden zu gesuchten Sammlerstücken und die Musik war bekannter als der in Vergessenheit geratene Film.
Zu seinen letzten Werken gehört der Soundtrack für Quentin Tarantinos Schneewestern „The Hateful 8“. Dafür erhielt Morricone den längst überfälligen Oscar für die beste Filmmusik. Davor war er bereits fünfmal nominiert. Als Trostpreis erhielt er 2007 den Ehrenoscar. Aber Preise waren Morricone nicht so wichtig. Er wollte komponieren. Und das tat er.
Mit Giuseppe Tornatore verband Ennio Morricone eine ähnlich lange Freundschaft und Arbeitsbeziehung wie zu Sergio Leone. Ihre erste Zusammenarbeit war 1988 „Cinema Paradiso“. Danach schrieb Morricone zu allen Filmen von Tornatore, unter anderem „Allen geht’s gut“, „Die Legende vom Ozeanpianisten“ und „Der Zauber von Malèna“, die Musik. Diese Freundschaft ist auch in Tornatores Morricone-Doku spürbar.
„Ennio Morricone – Der Maestro“ ist kein kritischer Dokumentarfilm, sondern eine fast dreistündige, formal klassisch aufgebaute, informative Liebeserklärung. Chronologisch erzäht Tornatore Ennio Morricones Leben in einer bewährten Mischung aus Statements von Morricone, von Wegbegleitern und Bewunderern, illustriert mit Fotografien, TV-Ausschnitten (aus dem italienischen Fernsehen und von den Oscar-Verleihungen) und Filmausschnitten nach. Die ausführlichen Ausschnitte aus bekannten Filmen wecken dabei sofort den Wunsch, diese Filme endlich wieder auf der großen Leinwand zu sehen.
Die Statements sind einerseits sehr gut geschnitten, andererseits darf nur Ennio Morricone mehrere Sätze hintereinander sagen. Alle anderen Gesprächspartner, die teilweise mehrmals auftreten, werden, wie wir es von zahlreichen neueren US-Dokumentarfilmen kennen, auf Halbsatz- und Ein-Satz-Statements heruntergekürzt.
„Ennio Morricone – Der Maestro“ ist einer der schönsten Dokumentarfilme des Jahres. Mit der besten Musik sowieso.
Ennio Morricone – Der Maestro (Ennio, Italien 2021)
Regie: Giuseppe Tornatore
Drehbuch: Giuseppe Tornatore
mit Ennio Morricone, Clint Eastwood, Terrence Malick, Quentin Tarantino, Dario Argento, Wong Kar-Wai, Barry Levinson, Hans Zimmer, John Williams, Bruce Springsteen, Joan Baez, James Hetfield, Quincy Jones, Zucchero, Lina Wertmüller, Bernardo Bertolucci, Roland Joffé, Mychael Danna, Mike Patton, Oliver Stone, Marco Bellocchio, Phil Joanou, Enzo G. Castellari, Liliana Cavani, Paolo Taviani, Vittorio Taviani, Pat Metheny (und viele mehr)
Don’t look back (USA 1967, Regie: D. A. Pennebaker)
Drehbuch: D. A. Pennebaker
D. A. Pennebakers selten gezeigte, inzwischen legendäre Doku über Bob Dylans 1965er Tour durch England, kurz bevor er den Folk an die Stromgitarre ankoppelte. Zum Entsetzen seiner damaligen Fans.
„Der Film beschreibt die erste Auslandstournee des Musikers, eine Reise durch die Industriestädte Englands. Die faszinierend dichte Reportage vermittelt ein authentisches Porträt des Sängers, bietet aber keinen Schlüssel zum Verstehen seiner Persönlichkeit.“ (Lexikon des internationalen Films)
mit Bob Dylan, Albert Grossman, Bob Neuwirth, Joan Baez, Alan Price, Tito Burns, Donovan, Derroll Adams
Arte, 21.45 No Direction Home: Bob Dylan (Großbritannien/USA 2005, Regie: Martin Scorsese)
Gut 210-minütige Doku über Bob Dylans frühe Jahre von seine Anfängen in Minnesota, der Greenwich-Village-Folk-Szene und seinem Verrat an der Folk-Szene, als er die akustische Gitarre gegen die E-Gitarre tauschte. Der Film endet 1966 mit Dylans Motorradunfall, nach dem er mehrere Jahre nicht mehr tourte.
Martin Scorsese gelang mit Konzertmitschnitten, historischen Aufnahmen und vielen aktuellen Interviews, die teilweise schon Jahre, bevor Scorsese sich an den Schnitt machte, geführt wurden, ein ebenso kurzweiliger wie informativer Film, der trotz der vielen Informationen nicht alles erklärt. Eigentlich bleibt sogar erstaunlich viel offen in dem von Sympathie getragenem Werk.
mit Bob Dylan, Joan Baez, Dave Van Ronk, Allen Ginsberg, Suze Rotolo Hinweise Rotten Tomatoes über „No Direction Home: Bob Dylan“
Wikipedia über „No Direction Home: Bob Dylan“ (deutsch, englisch)
BR, 22.30 No Direction Home: Bob Dylan (Großbritannien/USA 2005, Regie: Martin Scorsese)
Gut 210-minütige Doku über Bob Dylans frühe Jahre von seine Anfängen in Minnesota, der Greenwich-Village-Folk-Szene und seinem Verrat an der Folk-Szene, als er die akustische Gitarre gegen die E-Gitarre tauschte. Der Film endet 1966 mit Dylans Motorradunfall, nach dem er mehrere Jahre nicht mehr tourte.
Martin Scorsese gelang mit Konzertmitschnitten, historischen Aufnahmen und vielen aktuellen Interviews, die teilweise schon Jahre, bevor Scorsese sich an den Schnitt machte, geführt wurden, ein ebenso kurzweiliger wie informativer Film, der trotz der vielen Informationen nicht alles erklärt. Eigentlich bleibt sogar erstaunlich viel offen in dem von Sympathie getragenem Werk.
mit Bob Dylan, Joan Baez, Dave Van Ronk, Allen Ginsberg, Suze Rotolo Hinweise Rotten Tomatoes über „No Direction Home: Bob Dylan“
Wikipedia über „No Direction Home: Bob Dylan“ (deutsch, englisch)
BR, 22.55 No Direction Home: Bob Dylan (Großbritannien/USA 2005, Regie: Martin Scorsese)
Gut 210-minütige Doku über Bob Dylans frühe Jahre von seine Anfängen in Minnesota, der Greenwich-Village-Folk-Szene und seinem Verrat an der Folk-Szene, als er die akustische Gitarre gegen die E-Gitarre tauschte. Der Film endet 1966 mit Dylans Motorradunfall, nach dem er mehrere Jahre nicht mehr tourte.
Martin Scorsese gelang mit Konzertmitschnitten, historischen Aufnahmen und vielen aktuellen Interviews, die teilweise schon Jahre, bevor Scorsese sich an den Schnitt machte, geführt wurden, ein ebenso kurzweiliger wie informativer Film, der trotz der vielen Informationen nicht alles erklärt. Eigentlich bleibt sogar erstaunlich viel offen in dem von Sympathie getragenem Werk.
mit Bob Dylan, Joan Baez, Dave Van Ronk, Allen Ginsberg, Suze Rotolo Hinweise Rotten Tomatoes über „No Direction Home: Bob Dylan“
Wikipedia über „No Direction Home: Bob Dylan“ (deutsch, englisch)
Arte, 21.50 No Direction Home: Bob Dylan (Großbritannien/USA 2005, Regie: Martin Scorsese)
Gut 210-minütige Doku über Bob Dylans frühe Jahre von seine Anfängen in Minnesota, der Greenwich-Village-Folk-Szene und seinem Verrat an der Folk-Szene, als er die akustische Gitarre gegen die E-Gitarre tauschte. Der Film endet 1966 mit Dylans Motorradunfall, nach dem er mehrere Jahre nicht mehr tourte.
Martin Scorsese gelang mit Konzertmitschnitten, historischen Aufnahmen und vielen aktuellen Interviews, die teilweise schon Jahre, bevor Scorsese sich an den Schnitt machte, geführt wurden, ein ebenso kurzweiliger wie informativer Film, der trotz der vielen Informationen nicht alles erklärt. Eigentlich bleiben viele Punkte sogar erstaunlich offen in dem von Sympathie getragenem Werk.
mit Bob Dylan, Joan Baez, Dave Van Ronk, Allen Ginsberg, Suze Rotolo Wiederholung: Dienstag, 18. August, 00.20 Uhr (Taggenau!) Hinweise Rotten Tomatoes über „No Direction Home: Bob Dylan“
Wikipedia über „No Direction Home: Bob Dylan“ (deutsch, englisch)