Neu im Kino/Filmkritik: „Black Phone 2“- 3 – 4 – Nicht abheben!!!

Oktober 25, 2025

Das Telefon klingelt wieder. Dieses Mal nicht (bzw. genaugenommen nicht nur) im Keller sondern in den verschneiten Rocky Mountains an einem vereisten See in dem christlichen Jugendferienlager Alpine Lake.

Das erste Mal klingelt das Telefon 1957 am Filmanfang im Prolog. Wer warum den Hörer abhebt, verrät Scott Derrickson in seinem neuesten Horrorfilm „Black Phone 2“ erst viel später.

1982 klingelt das Telefon wieder; wobei, genaugenommen, ständig Telefone klingeln. Der 17-jährige Finney Blake ignoriert sie meistens oder fertigt die Anrufer barsch ab. Es sind nämlich Anrufe aus der Welt der Toten. Und mit ihnen möchte er keinen Kontakt haben. Den hatte er vor vier Jahren, als er von dem Greifer (The Grabber) in einem Keller eingesperrt wurde. Er soll das nächste Opfers des 1978 in einem Vorort von North Denver, Colorado, Angst und Schrecken verbreitenden Killers sein. Der Killer hält ihn einem leeren Keller gefangen. In ihm hängt ein Telefon, über das Finney angerufen wird und Hinweise für seinen Kampf gegen den Greifer erhält. Finney setzt die Hinweise um. Er kann den Greifer besiegen. Am Ende des ebenfalls von Scott Derrickson inszenierten, auf einer Kurzgeschichte von Joe Hill basierenden Horrorthrillers „The Black Phone“ (USA 2022) war der Greifer unzweifelhaft und über jeden Zweifel erhoben tot.

Nach so einem Ende verbietet sich eigentlich eine Fortsetzung. Aber Horrorfans wissen, dass der Tod nicht endgültig ist. Vor allem wenn der vorherige Film ein finanzieller Erfolg war, ist der Tod des Bösewichts nur der Anfang für eine Serie. „The Black Phone“ spielte bei einem Budget von irgendetwas zwischen 16 und 18 Millionen US-Dollar 161 Millionen US-Dollar ein.

Außerdem hatte Joe Hill eine Idee für eine Fortsetzung, die Derrickson ansprach.

Für die Fortsetzung, für die 30 Millionen US-Dollar zur Verfügung standen, wurden Mason Thames als Finney, Madeleine McGraw als seine Schwester Gwen, Ethan Hawke als der Greifer (unter der Maske nicht wirklich erkennbar), Jeremy Davies als Finney und Gwens Vater Terrence, Miguel Mora als Ernesto (der Bruder des im ersten Teil ermordeten Robin; Mora spielte auch Robin) und James Ransone als Max (der ebenfalls im ersten Teil ermordete Bruder des Greifers) wieder engagiert. Das Drehbuch ist wieder von Derrickson und C. Robert Cargill.

Jetzt, also 1982, sind Finney und seine jüngere Schwester Gwen immer noch mit traumatisiert von aus „The Black Phone“ bekannten Ereignissen. Und sie sind übernatürlich begabt. Er kann mit Toten reden. Sie in die ‚Zukunft‘ sehen.

Als sie von ein einigen in einem Ferienlager um ihr Leben kämpfenden Kindern träumt, beschließt sie zusammen mit ihrem Bruder und ihrem Freund Ernesto nach Alpine Lake zu fahren.

Sie ahnen nicht, dass der Greifer sie in dem eingeschneiten Ferienlager alle umbringen will.

Black Phone 2“ wiederholt nicht die Geschichte des ersten Film, sondern erzählt sie an einem anderen Ort und mit einer größeren Auswahl potentieller Opfer weiter.

Dabei wird aus den zufälligen und deshalb so schrecklichen und unerklärbaren Morden des Killers im ersten Film ein zielgerichtetes Morden. Er will sich nicht nur an seinem Mörder rächen, sondern gleich an seinen Freunden und seiner gesamten Familie. Dabei liegt das Motiv für seine Taten in der Vergangenheit und Finneys Mutter hat etwas damit zu tun.

Scott Derrickson inszeniert dies etwas langsam und mit einer überschaubaren Zahl von Toten. Er setzt in den dunklen Gängen des Ferienlagers und den darum liegenden verschneiten Waldwegen nicht auf Blutfontänen und Jump Scares, sondern vor allem auf Suspense und sich langsam entwickelnde Spannung. Er beschäftigt sich außerdem erstaunlich intensiv mit den Folgen und dem Umgang mit traumatischen Ereignissen. Das Ergebnis ist ein mehr als okayer Horrorfilm, der seine Geschichte in vertrauten Pfaden erzählt und eine ziemlich unglaubwürdige Erklärung für die Taten des Greifers und seiner Beziehung zu Finn und Gwen serviert.

Aktuell scheint es schon Pläne für einen dritten Teil zu geben. Denn, wie Horrorfans wissen: das Böse stirbt nie.

Black Phone 2 (Black Phone 2, USA 2025)

Regie: Scott Derrickson

Drehbuch: Scott Derrickson, C. Robert Cargill (basierend auf von Joe Hill erfundenen Figuren)

mit Mason Thames, Madeleine McGraw, Ethan Hawke, Demián Bichir, Jeremy Davies, Miguel Mora, Arianna Rivas, Anna Lore, Graham Abbey, Maev Beaty, James Ransone

Länge: 114 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Moviepilot über „Black Phone 2“

Metacritic über „Black Phone 2“

Rotten Tomatoes über „Black Phone 2“

Wikipedia über „Black Phone 2“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Scott Derricksons „Erlöse uns von dem Bösen“ (Deliver us from Evil, USA 2014)

Meine Besprechung von Scott Derricksons „Doctor Strange“ (Doctor Strange, USA 2016)

Meine Besprechung von Scott Derricksons „The Black Phone“ (The Black Phone, USA 2022)

 

 


Der Horror. Über die Joe „Hill House Comics“ „Daphne Byrne – Besessen“ von „See Dogs – Blutige Wellen“ im „Schiff der lebenden Toten“ und „Ein Kühlschrank voller Köpfe“

März 1, 2023

In den USA erschien „Sea Dogs – Blutige Wellen“ ursprünglich in den US-Heftausgaben von anderen Geschichten der „Hill House Comcis“-Reihe. Meist wurden in einem Heft nur zwei Seiten der von Joe Hill geschriebenen und Dan McDaid gezeichneten Geschichte veröffentlicht.

Die Geschichte spielt während des US-amerikanischen Unabhängigkeitskrieges (1775 – 1783). Die Kolonisten, die um ihre Unabhängigkeit von der britischen Krone kämpfen, scheinen den Kampf zu verlieren. Denn die britischen Kriegsschiffe verhindern die Lieferung des für den Sieg dringend benötigten Nachschubs.

Da hat Benjamin Tallmadge, ein Geheimdienstoffizier der Kolonisten, eine brillante Idee. Er schleust unter falscher Identität drei Werwölfe auf die HMS Havoc. Das Kriegsschiff ist wegen seiner vielen Kanonen und seinem Kapitän allseits gefürchtet. Ein Schlag gegen die HMS Havoc wäre daher ein entscheidender Schritt zum Sieg.

Kurz nachdem das Kriegsschiff den Hafen verlassen hat, beginnen die Werwölfe in den Nächten die anderen Besatzungsmitglieder zu töten. Tagsüber sehen sie wie normale Männer aus.

Deshalb hat die Suche nach ihnen auch etwas von einem Whodunit.

Die von Joe Hill erfundene Geschichte leidet etwas unter ihrem Format, das ihn und Zeichner McDaid dazu zwingt, alle zwei, drei Seiten einen Cliffhanger zu produzieren. Entsprechend kurz sind die einzelnen Szenen. Umgekehrt passiert ständig etwas und es gibt keine Atempause bei der Suche nach den Werwölfen, die währenddessen munter die Besatzung töten.

Und jetzt kommen wir zu einigen anderen Hill House Comics, die in den vergangenen Jahren in der von Joe Hill herausgegebenen Reihe erschienen sind und die hier noch nicht abgefeiert wurden. Nämlich Laura Marks‘ „Daphne Byrne – Besessen“, Joe Hills „Schiff der lebenden Toten“ und Rio Youers‘ „Ein Kühlschrank voller Köpfe“.

Daphne Byrne – Besessen“ ist der schwächste der hier besprochenen Comics. Die im Original in sechs Heften erschienene, von Theater- und Drehbuchautorin Laura Marks geschriebene, von Kelley Jones gezeichnete Geschichte spielt 1886 in New York.

Die Schülerin Daphne Byrne glaubt, dass ihre Mutter von einem Medium, das behauptet, mit den Geistern der Verstorbenen reden zu können, ein Betrüger ist und sie finanziell ruinieren möchte. Dabei können sie nach dem Tod ihres Vaters jeden Cent gut gebrauchen. Deshalb versucht Daphne ihre Mutter zu überzeugen, dass sie an eine Betrüger geraten ist.

Zur gleichen Zeit trifft Daphne auf dem Friedhof am Grab ihres Vaters einen charismatischen jungen Mann, der behauptet so etwas wie ihr Bruder zu sein. Er entführt sie in eine fremde Welt in der es vielleicht doch Geister und Dämonen gibt. Falls sie nicht an Wahnvorstellungen leidet. Denn dieser für andere unsichtbare Mann könnte durchaus nur eine Fantasiefigur sein.

Das ist der Auftakt für eine durchaus spannende Geistergeschichte, in der auch sehr diesseitige Betrüger mitspielen und es teilweise wirklich gruselig wird. Wer also solche Geschichten mag, sollte hier zuschlagen.

Über hundert Jahre später spielt „Schiff der lebenden Toten“, das schon vom Titel an andere Geschichten mit lebenden Toten erinnert. Die Macher, Autor Joe Hill und Zeichner Stuart Immonen, nennen ihre Horrorgeschichte eine Hommage an H. P. Lovecraft und John Carpenters „Das Ding aus einer anderen Welt“. Und genau wie Carpenters Horrorfilm spielt Hills Horrorgeschichte in einer eisigen Umgebung.

Im April 1983 verschwindet die Derleth, ein Vermessungsschiff einer Ölbohrgesellschaft, spurlos in der Arktis. Vierzig Jahre später wird auf einem Marinestützpunkt das automatische Notsignal der Derleth empfangen.

Die Besitzer des Schiffes beauftragen Kapitän Gage Carpenter mit der Bergung des Schiffes, das in einem Atoll liegt, das die USA und Russland für sich beanspruchen. Carpenter fährt mit einer kleinen Besatzung los.

In einem Atoll entdecken sie das Schiff und, entgegen aller Wahrscheinlichkeit und gegen den gesunden Menschenverstand, die Besatzung der Derleth, die in den vergangenen vierzig Jahren nicht alterte.

Und mehr soll über diesen spannenden Horrorthriller nicht verraten werden.

Aus der Gegenwart geht es wieder zurück in die Vergangenheit. „Ein Kühlschrank voller Köpfe“ spielt 1984, ein Jahr nach den Ereignissen von „Ein Korb voller Köpfe“, wieder auf Brody Island, Maine. Arlene und Calvin, ein junges Pärchen, mieten sich auf der Insel ein. Sie suchen Artefakte aus der Wikinger-Zeit. Vor allem eine sagenumwobene Axt. Wenn man mit dieser Axt einen Menschen enthauptet, bleibt der Kopf am Leben.

Dummerweise sind sie nicht die einzigen, die diese Axt suchen. Und schnell, sehr schnell füllt sich der titelgebende Kühlschrank mit sprechenden Köpfen, die über ihr körperloses Dasein wenig erfreut sind und entsprechend lautstark darüber meckern..

Die von Autor Rio Youers und Zeichner Tom Fowler erzählte Geschichte „Ein Kühlschrank voller Köpfe“ kann ebenfalls als John-Carpenter-Horrorfilm oder präziser als Grindhouse-Film in der Tradition von „Planet Terror“ und „Machete“ bezeichnet werden. Denn die Geschichte ist äußerst blutig, sehr schwarzhumorig und überaus witzig. Jedenfalls wenn man sprechende Köpfe, die über ihr Schicksal jammern, fluchen und immer noch frech und vulgär sind, witzig findet.

Wie es sich für eine Anthologieserie gehört,kann jede Geschchte ohne die Kenntnis der anderen Geschichten genossen werden und ein Zusammenfügen der einzelnen Geschichten in einem gemeinsamen Universum ist auh nicht geplant. Zum Glück. Es sind einfach nur spannende Horrorgeschichten.

Von mir aus könnte das ewig so weitergehen. Auch wenn aktuell auf der dazugehörigen DC-Seite keine weiteren Hill House Comics angekündigt sind.

Joe Hill/Dan McDaid: See Dogs – Blutige Wellen

(übersetzt von Bernd Kronsbein)

Panini, 2023

100 Seiten

13 Euro

Originalausgabe/ursprünglich publiziert in

Basketfull of Heads # 1 -7, 2019/2020

The Dollhouse Family # 1 – 6, 2020

The low, low Woods # 1 – 6, 2020

Daphne Byrne # 1 – 6, 2020

Plunge # 1- 5, 2020

Laura Marks/Kelley Jones/Michelle Madsen: Daphne Byrne – Besessen

(übersetzt von Gerlinde Althoff)

Panini, 2021

164 Seiten

19 Euro

Originalausgabe/enthält

Daphne Byrne # 1 – 6

DC Black Label/Hill House Comics, März 2020 – September 2020

Joe Hill/Stuart Immonen/Dave Stewart: Schiff der lebenden Toten

(übersetzt von Gerlinde Althoff)

Panini, 2021

172 Seiten

19 Euro

Originalausgabe/enthält

Plunge # 1 – 6

DC Black Label/Hill House Comics, April – Oktober 2020

Rio Youers/Tom Fowler: Ein Kühlschrank voller Köpfe

(übersetzt von Bernd Kronsbein)

Panini, 2022

164 Seiten

19 Euro

Originalausgabe/enthält

Refrigerator Full of Heads # 1 – 6

DC Black Label/Hill House Comics, Oktober 2021 – Juni 2022

Hinweise

Homepage von Joe Hill

Wikipedia über Joe Hill (deutsch, englisch)

Joe Hill in der Kriminalakte

Meine Besprechung von Scott Derricksons Joe-Hill-Verfilmung „The Black Phone“ (The Black Phone, USA 2022)

Meine Besprechung von Joe Hill/Stephen King/Richard Mathesons „Road Rage“ (Road Rage, 2012)

Meine Besprechung von Joe Hill/Gabriel Rodriguez‘ „Tales from the Darkside – Geschichten aus der Schattenwelt“ (Tales from the Darkside # 1 – 4, 2016)

DC über Hill House Comics

Meine Besprechung von Joe Hill/Leomacs/Dave Stewarts „Ein Korb voller Köpfe“ (Basketful of Heads # 1 – 7, 2019/2020) (DC Black Label/Hill House Comics)

Meine Besprechung von M. R. Carey/Peter Gross‘ „Das Puppenhaus“ (The Dollhouse Family # 1 – 6, 2020) (DC Black Label/Hill House Comics)

Meine Besprechung von Carmen Maria Machado/Danis „Im tiefen, tiefen Wald“ (The low, low Woods # 1 – 6, 2020) (DC Black Label/Hill House Comics)


Neu im Kino/Filmkritik: Über Scott Derricksons Joe-Hill-Verfilmung „The Black Phone“

Juni 23, 2022

Beginnen wir mit einer Warnung und einem Fazit: Scott Derricksons neuer Horrorfilm „The Black Phone“ ist ein sehenswerter Horrorthriller, der ohne das ganze Geister-Jumpscare-Gedöns auskommt. Es gibt auch keine jungfräulichen Teenager, die kreischend durch dunkle Flure laufen um sich fotogen aufschlitzen lassen. Und jetzt zur Warnung: diese Besprechung enthält Spoiler.

So!

North Denver, 1978: In der Gegend hat ein Unbekannter bereits mehrere Kinder entführt. Die Polizei hat keine Spur von ihm. Das neueste Opfer des Entführers, der nur „Der Greifer“ (The Grabber) genannt wird, ist der dreizehnjährige Finney Shaw. Finney ist ein schüchterner Junge, der von den Halbstarken in seiner Schule regelmäßig schikaniert und geschlagen wird. Zu Hause geht der Terror weiter. Sein alleinerziehender Vater ist ein depressiver, zu Gewaltausbrüchen neigender Alkoholiker. Er liebt seine beiden Kinder, ist aber hoffnungslos überfordert.

Der Entführer hält Finney in einem Keller, in dem er sich frei bewegen kann, gefangen. Er will noch irgendetwas von Finney, bevor er ihn umbringt. Was es ist, weiß Finney nicht.

In dem Raum hängt an der Wand das titelgebende schwarze Telefon. Warum es dort hängt und welchen Grund es jemals gegeben haben könnte, es dort zu installieren, bleibt unklar. Als Finney in den Raum gesperrt wird, ist das Telefon ein nicht funktionierender Kasten. Trotzdem klingelt es und der Anrufer gibt Finney Hinweise zu seinem Überleben.

Scott Derricksons Film basiert auf der gleichnamigen Kurzgeschichte von Joe Hill, die er für den Film selbstverständlich ausbaute. So erfahren wir deutlich mehr über Finneys Leben. In einem Subplot wird von den Ermittlungen der Polizei erzählt. An einigen Punkten veränderten Derrickson und sein Co-Autor C. Robert Cargill, die bereits bei „Sinister“, „Doctor Strange“ und dem Kurzfilm „Shadowprowler“ zusammen arbeiteten, auch Gewichtungen. Vor allem stärkte er die übernatürlichen Elemente. In der Kurzgeschichte hat Finneys Schwester Gwen manchmal Visionen. Im Film sind sie eine von ihrem Vater und Bruder akzeptierte Fähigkeit. Mit ihrer übernatürlichen Begabung findet sie Hinweise auf Finneys Versteck. Im Film gibt es deutliche Hinweise darauf, dass auch ihr Bruder über diese Begabung verfügt. In der Kurzgeschichte sagt der Anrufer ihm nur Dinge, die er weiß oder ahnt. Damit ist der Anrufer letztendlich ein imaginärer Freund, der es ihm ermöglicht, nicht den Verstand zu verlieren. In dem Film verraten die Anrufer ihm allerdings Dinge, die er nicht weiß. Er wird eindeutig angerufen von den Geistern der Jungen, die vor ihm von dem Greifer entführt wurden. In den Momenten wird deutlich, dass Finney übernatürlich begabt ist. Nur ist unklar, wie sehr ihm diese Begabung beim Kampf gegen den Greifer nützen wird.

In jedem Fall tragen die Anrufer dazu bei, Finney beim Erwachsenwerden zu helfen. Sie geben ihm nicht nur Tipps, wie er sich aus dem Keller befreien kann, sondern sie geben ihm auch Tipps, wie er gegen den Greifer kämpfen und ihn besiegen kann. Im Kern ist „The Black Box“ eine Coming-of-Age-Geschichte im Gewand eines Horrorthrillers. Es ist die dunkle Version von „Stand by me“, diesem Horrorfilmklassiker, der auf einer Kurzgeschichte von Joe Hills Vater Stephen King basiert.

Gespielt wird der Bösewicht von Ethan Hawke, dessen Gesicht wahrscheinlich keine Minute im Film zu sehen ist. Normalerweise trägt er eine sein Gesicht verdeckende Grinse-Maske, die aus einem Alptraum zu kommen scheint und von Tom Savini (u. a. „Freitag, der 13.“, „Zombie 2 – Das letzte Kapitel“, „Maniac“) entworfen wurden. Hawke spielt den Bösewicht, der selbst Probleme mit seinem Bruder hat und als Clown Geld verdient, mit spürbarer Lust als einen Dämon, der den schlimmsten Alpträumen eines Teenagers entstammen kann.

The Black Phone (The Black Phone, USA 2022)

Regie: Scott Derrickson

Drehbuch: Scott Derrickson, C. Robert Cargill

LV: Joe Hill: The Black Phone, 2004 (Kurzgeschichte, ursprünglich erschienen in „The Third Alternative no. 39“, später in dem Sammelband „20th Century Ghosts“ [2005, deutsche Ausgabe: Black Box])

mit Mason Thames, Madeleine McGraw, Ethan Hawke, Miguel Cazarez Mora, Jeremy Davies, James Ransone

Länge: 104 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „The Black Phone“

Metacritic über „The Black Phone“

Rotten Tomatoes über „The Black Phone“

Wikipedia über „The Black Phone“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Scott Derricksons „Erlöse uns von dem Bösen“ (Deliver us from Evil, USA 2014)

Meine Besprechung von Scott Derricksons „Doctor Strange“ (Doctor Strange, USA 2016)

Meine Besprechung von Joe Hill/Stephen King/Richard Mathesons „Road Rage“ (Road Rage, 2012)

Meine Besprechung von Joe Hill/Gabriel Rodriguez‘ „Tales from the Darkside – Geschichten aus der Schattenwelt“ (Tales from the Darkside # 1 – 4, 2016)

Meine Besprechung von Joe Hills „Ein Korb voller Köpfe“ (Basketful of Heads # 1 – 7, Dezember 2019 – Juli 2020)


Über die ersten drei „Hill House Comics“-Horrorgeschichten: „Ein Korb voller Köpfe“, „Das Puppenhaus“, „Im tiefen, tiefen Wald“

März 1, 2021

Joe Hill, Sohn eines durchaus bekannten Schriftstellers und inzwischen auch selbst ein bekannter und mehrfach verfilmter Horrorautor, veröffentlichte seinen letzten Roman „The Fireman“ (Fireman) 2016. Seitdem konzentrierte er sich auf andere Dinge, wie die Comic-Anthologie-Reihe „Hill House Comics“. In ihr erscheinen seit Dezember 2019 in sich abgeschlossene Horrorgeschichten von ihm und anderen Autoren. Auch die Zeichner wechseln mit jeder Geschichte.

Den Auftakt machte „Ein Korb voller Köpfe“, geschrieben von Joe Hill, gezeichnet von Leomacs und Riccardo la Bella. In diesem 1983 spielendem Thriller mit einem übernatürlichem Element sind vier verurteilte Straftäter auf der in Maine liegende Insel Brody Island flüchtig. Sofort beginnt die vom örtlichen Sheriff angeführte Jagd.

Für Liam Ellsworth, der während des Sommers als Praktikant für die Inselpolizei arbeitete, ist es der letzte Arbeitstag. Seine Freundin June Branch besucht ihn und gemeinsam sollen sie, während der Sheriff und seine Männer die Flüchtlinge jagen, das Haus des Sheriffs bewachen. Dort, so glaubt der Sheriff, seien sie sicher.

Da brechen die Flüchtlinge in das Haus ein und verwüsten es. Sie foltern Liam und verschleppen ihn in den Wald. Als June aus ihrem Versteck kommt, trifft sie auf einen der Flüchtlinge, der das Haus bewachen soll. Er greift sie an. Sie schnappt sich eine historische Wikinger-Axt und schlägt ihm den Kopf ab. Und entgegen aller Erwartungen ist der Verbrecher danach nicht tot. Sein Kopf ist weiterhin quicklebendig und redselig.

Auf der Suche nach ihrem Freund trifft June in der stürmischen Nacht auf weitere Männer, die sie angreifen, von ihr geköpft werden und in dem titelgebenden „Korb voller Köpfe“ landen.

Im Grunde ist „Ein Korb voller Köpfe“ ein klassischer Survival-Thriller mit Noir-Elementen. Denn Hill zeichnet eine Welt, in der jeder jeden betrügt und alle hinter einem belastenden Tonband her sind. Auf dem Tonband soll Liam als Undercover-Agent seine Gespräche mit seinen Kollegen aufgezeichnet haben. Dazu kommen als Horrorelement die sprechenden Männerköpfe mit teilweise äußerst witzigen Dialogen. Das ergibt einen spannenden Thriller mit feministischen Untertönen und einer gelungenen Schlußpointe.

Auch in den anderen auf deutsch veröffentlichten „Hill House Comics“ haben Frauen eine zentrale Rolle und es gibt eine feministische Botschaft.

In „Das Puppenhaus“, geschrieben von M. R. Carey (aka Mike Carey), gezeichnet von Peter Gross, die bereits bei „Lucifer und „The Unwritten“ zusammen gearbeitet haben, erhält die kleine Alice 1979 von ihrer verstorbenen Großtante ein 1828 angefertigtes Puppenhaus mit besonders echt aussehenden Bewohnern.

Alice beginnt mit den Puppen zu spielen. Und erfährt von ihnen einen Zauberspruch, der es ihr ermöglicht zu schrumpfen und im Puppenhaus mit den Bewohnern Zeit zu verbringen. Dummerweise hat das Puppenhaus ein düsteres Geheimnis. Und das Haus hat einen mörderischen Einfluss auf Alice.

Carey und Gross erzählen die Geschichte des Hauses und seiner Bewohner über mehrere Jahrhunderte. Dieser komplexe Aufbau führt dazu, dass die Geheimnisse des Hauses, die hier noch nicht einmal angedeutet werden sollen, nur langsam enthüllt werden.

Von den drei „Hill House Comics“-Geschichten ist „Das Puppenhaus“, auch weil große Teile der Geschichte im 19. Jahrhundert in England spielen, am nächsten an einer traditionellen Gothic-Horror-Story.

Im bislang letzten Band der „Hill House Comics“-Reihe „Im tiefen, tiefen Wald“ geht es in das Kaff Shudder-to-Think in Pennsylvania. Shudder-to-Think war eine prosperierende Kohlestadt. Die gesamte Gegend atmete Kohle und schwitzte sie aus. Heute ist das nur noch eine Erinnerung zwischen dampfenden Erdspalten, leer stehenden und verfallenen Häusern und Anwesen, die als Party-Location für die wenigen Jugendlichen dienen. Die meisten Menschen sind weg gezogen.

Die Teenager Octavia und Eldora sind beste Freundinnen. Kennen lernten sie sich vor Jahren im Wald, in den sie nicht allein gehen sollten. Als Octavia von einem Wesen, das wie ein enthäuteter Mensch aussieht, angefallen wird, kann Eldora ihr helfen. Seitdem sind sie beste Freundinnen, die viel Zeit miteinander verbringen.

Jahre nach der Begegnung mit dem Waldwesen gehen sie als Teenager zusammen ins Kino und verschlafen den Film. Sie glauben, dass in dieser Zeit etwas mit ihnen geschehen ist. Sie wollen herausfinden, was mit ihnen geschehen ist.

Auf ihrer Suche nach Antworten müssen sie sich mit der Geschichte der Stadt, Mythen, Aberglaube und verdrängten Erinnerungen.

Im tiefen, tiefen Wald“ wurde von Carmen Maria Machado (die Autorin gibt hier ihr Comicdebüt) geschrieben und von Dani gezeichnet. Sie erzählen eine Coming-of-Age-Geschichte, die auch von Stephen King stammen könnte; – der hätte sie natürlich vollkommen anders erzählt.

Die ersten drei in der „Hill House Comics“-Reihe veröffentlichten Geschichten sind, bei allen Unterschieden gelungene Horrorgeschichten mit überraschenden Wendungen und starken Heldinnen.

So fürchterlich kann es weitergehen.

Joe Hill/Leomacs/Dave Stewart: Ein Korb voller Köpfe

(übersetzt von Gerlinde Althoff)

Panini, 2020

188 Seiten

20 Euro

Originalausgabe

Basketful of Heads # 1 – 7

DC Black Label/Hill House Comics, Dezember 2019 – Juli 2020

M. R. Carey/Peter Gross: Das Puppenhaus

(übersetzt von Gerlinde Althoff)

Panini, 2020

164 Seiten

19 Euro

Originalausgabe

The Dollhouse Family # 1 – 6

DC Black Label/Hill House Comics, Januar – Juni 2020

Carmen Maria Machado/Dani: Im tiefen, tiefen Wald

(übersetzt von Gerlinde Althoff)

Panini, 2020

164 Seiten

19 Euro

Originalausgabe

The low, low Woods # 1 – 6

DC Black Label/Hill House Comics, Februar – August 2020

Hinweise

DC über Hill House Comics

Meine Besprechung von Joe Hill/Stephen King/Richard Mathesons „Road Rage“ (Road Rage, 2012)

Meine Besprechung von Joe Hill/Gabriel Rodriguez‘ „Tales from the Darkside – Geschichten aus der Schattenwelt“ (Tales from the Darkside # 1 – 4, 2016)

Meine Besprechung von Colm McCarthy M.-R.-Carey-Verfilmung „The Girl with All the Gifts“ (The Girls with All the Gifts, Großbritannien/USA 2016)


Horrorautor Joe Hill erzählt „Tales from the Darkside – Geschichten aus der Schattenwelt“

August 30, 2017

Die TV-Anthologieserie „Tales from the Darkside“ lief von 1983 (Pilotfilm, regulär ab 1984) bis 1988 im US-TV und ab 1989 auch bei uns, bei Pro7. Sie war, wie alle Anthologiserien, die das weite Feld zwischen Horror, Unheimlichem, Übernatürlichem, Science-Fiction (selten) und Krimi (noch seltener) bespielen, von „The Twilight Zone“ (Unglaubliche Geschichten/Unwahrscheinliche Geschichten/Geschichten, die nicht zu erklären sind) beeinflusst. In einer halben Stunde (mit Werbung) wird eine kurze Geschichten mit einem überraschendem Ende erzählt.

Vor ein paar Jahren gab es Pläne, das Konzept unter dem altbekannten Titel wieder zu beleben. Horrorautor Joe Hill erarbeitete 2014/2015 Vorschläge, die drei Staffeln und eine Darkside-Mythologie beinhalteten. Das Projekt zerschlug sich und jetzt hat er seine damaligen Ideen als Comic veröffentlicht. Michael Benedetto ist für die Adaption, Gabriel Rodriguez für die Zeichnungen verantwortlich. In dem Sammelband „Tales from the Darkside“ sind drei Geschichten (zwei kurze, eine lange), die damals verfilmt werden sollten, enthalten.

In „Schlafwandler“ döst der junge Bademeister Ziggy, nach einer weiteren durchfeierten Nacht, bei der Arbeit ein und eine Frau ertrinkt. Geplagt von Schuldgefühlen kann Ziggy nicht mehr einschlafen. Die Menschen in seiner Umgebung schon.

In „Black Box“ (der langen Geschichte) steht Brian Newman, der auch in den beiden anderen Geschichten Kurzauftritte hat, im Mittelpunkt. Er hat einen boshaften Schattenzwilling, den er Großer Gewinner nennt, und er kann die Realität verändern. Zum Beispiel indem ein Pelz lebendig wird und seine Trägerin attackiert.

Jetzt bietet ihm der Konzern Briterside die Implantation eines Chips an, der ihn heilen kann. Durch die Operation soll sein Schattenzwilling verschwinden. Aber was ist, wenn der sich gegen die Folgen der Operation wehrt?

In „Ein offenes Fenster“ weicht die junge Joss einem plötzlich auf der Straße auftauchendem Mann (es ist Brian Newman) aus und fährt auf einem Grundstück einen Briefkasten um. Sie will sich bei den Hausbesitzern entschuldigen und wird von ihnen gleich als Babysitter engagiert. Die beiden Kinder starren nur auf ihr Tablet und wollen es unter keinen Umständen aus der Hand geben. Und das ist noch der harmlose Teil des Jobs.

Das sind drei hübsche kleine Horrorgeschichten. Auch wenn, für meinen Geschmack, vor allem bei der zweiten Geschichte schon zu sehr auf einen größeren zusammenhängenden Kosmos spekuliert wird, anstatt die Geschichten einfach für sich stehen zu lassen. Denn ob es eine Fortsetzung der ursprünglich auf vier Hefte, die in „Tales from the Darkside“ zusammengefasst sind, angelegten Mini-Serie gibt, ist ungewiss.

Joe Hill/Gabriel Rodriguez: Tales from the Darkside – Geschichten aus der Schattenwelt

(übersetzt von Gerlinde Althoff)

Panini, 2017

108 Seiten

16,99 Euro

Originalausgabe

Tales from the Darkside # 1 – 4

IDW, 2016

Buchtipp

Eigentlich ist Joe Hill ein Romanautor und bei Heyne ist kürzlich sein neuer Roman „Fireman“ erschienen. Mit gut tausend Seiten Seiten, eng bedruckt und ohne Bilder, dürfte das genug Lesestoff für einige lange Tage sein.

Der titelgebende Fireman ist, so sagen die Gerüchte, ein Mann, der eine Seuche, die schon unzählige Menschen in Flammen aufgehen ließ, kontrollieren kann. Als die schwangere Harper Grayson infiziert wird, beschließt sie den Fireman in einer postapokalyptischen Welt zu suchen. Er soll ihr helfen. Aber gibt es ihn überhaupt?

Joe Hill: Fireman

(übersetzt von Ronald Gutberlet)

Heyne, 2017

960 Seiten

17,99 Euro

Originalausgabe

The Fireman

William Morrow, 2016

Hinweise

Homepage von Joe Hill

Joe Hill in der Kriminalakte

Meine Besprechung von Joe Hill/Stephen King/Richard Mathesons „Road Rage“ (Road Rage, 2012)


Der „Goon“ begibt sich an den „Ort, an dem das Unheil gedeiht“

Juli 10, 2013

Powell - The Goon 8 - Der Ort an dem das Unheil gedeiht

Puh, das hat aber lange gedauert. Die letzten Abenteuer von dem Goon, dem schlagkräftigen Haudrauf aus der Lonely Street, erschienen vor zwei Jahren.

Aber das Warten hat sich gelohnt. Denn der achte „The Goon“-Sammelband „Der Ort, an dem das Unheil gedeiht“ hat wieder alles, was wir an dem „Goon“ so lieben: abgedrehte Geschichten, Humor, irgendwo zwischen Schwarzem Humor und intelligenten Zoten, liebenswerte Charaktere, denen man nachts auf einer einsamen Straße nicht begegnen möchte, und Maulsperren und andere nicht normal menschliche Wesen, die im Zweifelsfall eine aufs Maul bekommen.

Dieses Mal erklären sich der Goon und sein verlässlicher Kumpel Franky bereit, Ralph, einen echten Trottel und Schwachkopf vor dem Herrn, der bei ihnen mit 200 Mäusen in der Kreide steht, zu suchen. Er wurde von einigen Frauen in eine Falle gelockt und ist jetzt irgendwo in Madame Elsa’s Burlesque verschwunden. Bei ihrem ersten Besuch entdeckt Franky auf der Bühne die Bösen Vogelweiber, die eigentlich tot sein sollten. Aber Franky ist sich sicher: „Nie könnte ich sie vergessen! Nie!! Denn sie sehen aus wie rattenscharfe Bräute, aber es sind böse Satansweiber, die einem mit ihren Möpsen vorm Gesicht rumwackeln und sich dann in Monstervögel verwandeln!“

Da hilft nur ein herzhaftes Zugreifen und Zuschlagen vom Goon. Vor allem nachdem er in einem Hinterzimmer des Amüsierschuppens die sprechende Leiche von dem Magier Drakston Entity entdeckt.

Eric Powells wunderschön gezeichneten „The Goon“-Geschichten spielen in einer Dreißiger-Jahre-Welt, die eine Kreuzung aus einem Gangster- und einem Horrorfilm, versetzt mit einer großen Portion respektlosem, schwarzen Humor, ist.

Als Bonusmaterial gibt es ein Vorwort von Horrorschriftsteller Joe Hill und Christian Endres schreibt über Eric Powells langen Weg nach Hollywood. Denn die schon lange geplante Verfilmung ist immer noch in der Entwicklungshölle.

Eric Powell: The Goon: Der Ort, an dem das Unheil gedeiht (Band 8)

(übersetzt von Frank Neubauer)

Cross Cult 2013

128 Seiten

19,80 Euro

Originalausgabe

The Goon: A Place of Heartache and Grief

Dark Horse Comics, 2009

Hinweise

Homepage von Eric Powell

Wikipedia über „The Goon“

Meine Besprechung von Eric Powells „The Goon: Meine mörderische Kindheit (Band 3)“ (The Goon: My murderous childhood [and other grievious yarns], 2004)

Meine Besprechung von Eric Powells „The Goon: Bergeweise Trümmer (Band 4)“ (The Goon: Heaps of Ruination, 2005)

Meine Besprechung von Eric Powells „The Goon: Über die schrecklichen Konsequenzen von Tugend (Band 5)“ (The Goon: Virtue and the grim consequences thereof, 2006/2010)

Meine Besprechung von Eric Powells „The Goon: Böses Blut (Band 6)“ (The Goon: Wicked Inclinations, 2007/2010)

Meine Besprechung von Eric Powells „The Goon: Chinatown und das Geheimnis des Mr. Wicker (The Goon 7)“ (The Goon: Chinatown and the mystery of Mr. Wicker, 2007)