DVD-Kritik: „The Trip – Ein mörderisches Wochenende“ für ein Ehepaar und drei Ausbrecher

November 8, 2021

Lisa (Noomi Rapace) und Dan (Aksel Hennie) wollen ein gemeinsames Wochenende in der malerisch abgelegen an einem See liegenden Hütte, die Dans Vater gehört, verbringen. Sie ist Schauspielerin, er Regisseur. Sie sind schon länger verheiratet und planen, das gemeinsame Wochenende dafür zu benutzen, ihren Partner umzubringen. Schließlich ist er dafür verantwortlich, dass ihr Leben nicht so glorios wie geplant verlief.

Dans erster Versuch, Lisa umzubringen geht grandios schief. Als er aufwacht, sitzt er gefesselt auf einem Stuhl und muss sich von der höhnisch auftriumphierenden Lisa die eklatanten Schwächen seines Plans vorhalten lassen. Aber noch ehe Lisa ihren Ehemann umbringen kann, krachen, aufgrund einer Verkettung unglücklicher Umstände, drei aus einem Gefängnis geflohene Schwerverbrecher vom Dachboden auf sie hinunter – und jetzt müssen Dan und Lisa sich gegen die Verbrecher verbünden. Denn die wollen sie umbringen.

The Trip – Ein mörderisches Wochenende“ ist der neue Film von Tommy Wirkola. Zu seinen vorherigen Filmen gehören „Dead Snow“, „Hänsel und Gretel: Hexenjäger“ und der für ihn eher untypische Science-Fiction-Thriller „What happened to Monday?“ (ebenfalls mit Noomi Rapace). Untypisch ist der Science-Fiction-Film insofern, weil Wirkola für schwarzhumorige Filme mit einer ordentlichen Portion Blut und Gewalt bekannt ist. Und genau das gibt es in „The Trip“ reichlich. Es handelt sich um eine tiefschwarze Komödie, in der ein Haufen nicht besonders intelligenter Menschen sich gegenseitig umbringen will, dabei auf absurde Weise immer wieder scheitert und es auf groteske Weise doch immer wieder gelingt, einen nach dem anderen umzubringen. Immer nach der alten Regel, wenn Steine auf einem Boot versteckt werden, werden sie später wieder wichtig. Oder, in keiner bestimmten Reihenfolge, Gewehre, Messer, Billardkugeln, Rasenmäher, Autos, Küchenutensilien, und, nun, auch Fäkalien. Dazwischen gibt es etwas Paartherapie, epische Schlägereien und Blutbäder.

Das Drehbuch dafür stammt von John Niven („Kill your Friends“, „Gott bewahre“, „Straight White Male“), Nick Ball und Tommy Wirkola. Sie schrieben es während der Coronavirus-Pandemie. Ihre nächste Zusammenarbeit „Deathrow-mance“ ist schon in der Vorproduktion.

The Trip – Ein mörderisches Wochenende“ ist ein köstlicher Spaß, der gut in das Programm des Fantasy Filmfests oder die gepflegte Mitternachtsvorstellung passt.

Das Bonusmaterial besteht aus einem elfminütigem Werbe-“Behind the Scenes“.

The Trip – Ein mörderisches Wochenende (I onde dager, Norwegen 2021)

Regie: Tommy Wirkola

Drehbuch: Tommy Wirkola, Nick Ball, John Niven

mit Noomi Rapace, Aksel Hennie, Atle Antonsen, Christian Rubeck, André Eriksen, Nils Ole Oftebro, Stig Frode Henriksen, Tor Erik Gunstrøm

DVD

Square One Entertainment/Leonine

Bild: 2,00:1 (16.9)

Ton: Deutsch, Norwegisch (Dolby Digital 5.1)

Untertitel: Deutsch für Hörgeschädigte

Bonusmaterial: Behind the Scenes, Deutscher Trailer

Länge: 109 Minuten

FSK: ab 18 Jahre (verdient)

Hinweise

Moviepilot über „The Trip – Ein mörderisches Wochenende“

Metacritic über „The Trip – Ein mörderisches Wochenende“

Rotten Tomatoes über „The Trip – Ein mörderisches Wochenende“

Wikipedia über „The Trip – Ein mörderisches Wochenende“

Meine Besprechung von Tommy Wirkolas „Hänsel und Gretel: Hexenjäger“ (Hansel and Gretel: Witch Hunters, USA/Deutschland 2012)

Meine Besprechung von Tommy Wirkolas „What happened to Monday?“ (What happened to Monday?, Großbritannien 2017)


Neu im Kino/Filmkritik: „Supervized – Helden bleiben Helden“, auch im Altersheim

Dezember 13, 2019

Was geschieht wenn Superhelden alt werden? Sie landen, jedenfalls in Steve Barrons Komödie „Supervized – Helden bleiben Helden“, im Altersheim. Das ist nachvollziehbar. Denn bei allen Superkräften, die Superhelden haben, gehört das Besiegen der eigenen, natürlichen Sterblichkeit nicht dazu. Und sie sind notorische Einzelgänger. Sie haben vielleicht einen Sidekick, aber normalerweise keine Familie und keine Kinder. Finanziell sind sie entweder superreich oder Geld ist kein Thema. Da können die letzten Tage problemlos in einem noblen Altersheim verbracht werden.

Das irische Altersheim Dunmanor ist so ein herrschaftliches Anwesen. Es liegt idyllisch im Wald. Wenn dort die Bewohner ihre verbleibenden Superkräfte irrtümlich oder gedankenlos einsetzen, wird wenig zerstört. Dazwischen pflegen „Maximum Justice“ Ray, „Shimmy“ Ted, „Total Thunder“ Ted und „Moonlight“ Madera, wie normale Menschen, ihre alten Freund-, Feind- und Liebschaften, während sie über das Essen meckern.

Als „Rainbow Warrior“ Jerry stirbt, beobachtet Ray einige Dinge, die ihn zu dem Schluss kommen lassen, dass es eine Verschwörung gegen sie gibt. Zusammen mit den anderen Superhelden will er die Übeltäter bekämpfen. Allerdings muss er seine Freunde zuerst überzeugen, dass diese Verschwörung keine Spinnerei eines alten Mannes, der nicht mehr gebraucht wird, ist. Und er muss gegen die Gebrechlichkeiten des Alters ankämpfen.

Supervized“ hat eine wundervolle Idee. Auch die Besetzung ist durchaus beachtlich. Beau Bridges, Tom Berenger und Louis Gossett Jr. gehören zwar nicht zur Hollywood-A-Liga, aber sie sind verdiente Schauspieler. Und einer der Drehbuchautoren ist John Niven. Er ist bekannt als scharfzüngiger und skandalfreudiger Autor. Ich sage nur „Kill your friends“, „Gott bewahre“ und „Straight White Male“. Sein böser und respektloser Humor könnte dem Superheldengenre etliche neue Facetten abgewinnen. Im Film findet sich nichts davon. Die Witze sind platt. Eine Satire muss mit der Lupe gesucht werden. Und der kreative Input scheint sich mit der Idee „wie wäre es, wenn wir altersschwache Superhelden im Altersheim zeigen“ erschöpft zu haben.

Aus der Idee wurde nämlich keine Geschichte entwickelt. Es gibt einige der üblichen Pippi-Kacka-Alzheimer-Witze, die sich über alte Menschen anbieten und die hier erstaunlich lieblos und mit einem erstaunlich schlechtem Timing präsentiert werden. Es gibt einige nette Szenen, wie eine Präsentation der Superhelden auf dem Wochenmarkt. Am Ende gibt es dann den Kampf der Superhelden gegen den Bösewicht.

Steve Barron inszenierte die Geschichte in einer grottenschlechten, sehr billig aussehenden Videooptik, wie man es vielleicht von einem Debütfilm erwartet. Oder einem hoffnungslos unterbudgetiertem und ohne irgendeine künstlerische Ambition gedrehtem Alterswerk. In diesem Fall trifft dann letzteres zu. Barron ist nämlich ein alter Hase. Für die Miniserie „Merlin“ (u. a. mit Sam Neill, Helena Bonham Carter, John Gielgud und Rutger Hauer) wurde er für den Primetime-Emmy nominiert. Er inszenierte unzählige Musikvideos, u. a. „A-Ha: Take on Me“, „Dire Straits: Money for Nothing“, „ZZ Top: Rough Boy“ und „David Bowie: Underground“. Gerade von einem altgedientem Musikvideo-Regisseur hätte man ein visuell einfallsreicheres und überzeugenderes Werk erwarten können.

So verschenkt „Supervized“ seine interessante Prämisse zugunsten eines vollkommen missratenen Films.

Supervized – Helden bleiben Helden (Supervized, Irland/Großbritannien 2019)

Regie: Steve Barron

Drehbuch: Andy Briggs, John Niven, Roger Drew (zusätzliche Dialoge), Ed Dyson (zusätzliche Dialoge)

mit Tom Berenger, Beau Bridges, Fionnua Flanagan, Louis Gossett Jr., Fiona Glascott, Elya Baskin, Hiran Abeysekera

Länge: 87 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Moviepilot über „Supervized“

Metacritic über „Supervized“

Rotten Tomatoes über „Supervized“

 


Cover der Woche

Oktober 10, 2017

Straight White Male von John Niven