Neu im Kino/Filmkritik: Paradies gesucht, „Eden“ gefunden

April 3, 2025

1932 machen sich der 42-jährige Weltkriegsveteran und Staatsangestellte Heinz Wittmer (Daniel Brühl) mit seiner schwangeren jüngeren Ehefrau Margret (Sydney Sweeney) und seinem Sohn Harry auf den Weg zur im Galápaos-Archipel liegenden Insel Floreana.

Dort leben seit 1929 als erste Bewohne der Insel der Berliner Arzt und Schmalspurphilosoph Dr. Friedrich Ritter (Jude Law) und seine an Multiple Sklerose erkrankte Lebensgefährtin Dore Strauch (Vanessa Kirby). Sie sind Aussteiger, die mit der Welt nichts zu tun haben wollen. Er schreibt auch an einem philosophischen Manifest. In Deutschland wurde Ritter durch seine Briefe als Aussteiger bekannt. Sein Leben abseits der Zivilisation auf einer Südseeinsel wurde zeittypisch verklärt.

Ritter und Strauch lehnen die ihre Idylle störenden Neuankömmlinge schon vor der ersten Begegnung ab. Sie weisen ihnen ein unfruchtbares Stück Land an einer Höhle zu und hoffen, dass die naiven Städter schnell aufgeben und in einigen Wochen das nächste oder übernächste regelmäßig vorbeifahrende Schiff besteigen werden. Aber die Wittmers meistern die Herausforderungen.

Als wenige Monate später die Baronin Eloise Wehrborn de Wagner-Bosquet (Ana de Armas) mit ihrer Entourage auftaucht, verbünden sie sich – mehr oder weniger – gegen die Neuankömmlinge. Der Plan der Baronin, auf der Insel ein Luxushotel zu errichten, ist dann der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt.

Zwischen März und November 1934 führen die Intrigen und Feindschaften zwischen ihnen zu einer Kette niemals vollständig geklärter Ereignisse, die mit dem Tod von drei Menschen und dem spurlosen Verschwinden von drei weiteren Menschen enden.

In seinem neuen Film „Eden“ erzählt Ron Howard diese wahre Geschichte, die in den frühen dreißiger Jahren für Schlagzeilen sorgte und seitdem mehrmals in Büchern und Filmen behandelt wurde. Es ist eine faszinierende Geschichte von Aussteigertum, Idealismus und wie deren Träume an der schnöden Realität, Dummheit und Egoismus scheitern. Ritters Utopie endet mit drei Toten und drei spurlos Verschwundenen. Die Überlebenden, die teils auf der Insel blieben, erzählten anschließend verschiedene Versionen der damaligen Ereignisse.

Ron Howard, der anfangs den Eindruck erweckt, eine möglichst nah an den historischen Fakten entlang erzählte Geschichte zu erzählen, erzählt letztendlich die damaligen Ereignisse aus der Sicht von Margret Wittmer. Sie überlebte die anderen Floreana-Aussteiger um mehrere Jahrzehnte und starb mit 95 Jahren am 21. März 2000.

Das ist jetzt nicht wirklich ein Problem des Dramas. Eher schon, dass es sich bis zum Ende nicht auf eine Erzählperspektive und Erzählhaltung festlegen will. So mäandert der Film zwischen Genres und Stilen, immer wieder mit den Frauen als treibende Kräfte, zu seinem mörderischen Ende.

Eden (Eden, USA 2025)

Regie: Ron Howard

Drehbuch: Noah Pink, Ron Howard

mit Jude Law, Daniel Brühl, Ana de Armas, Sydney Sweeney, Vanessa Kirby, Felix Kammerer, Jonathan Tittel, Toby Wallace, Paul Gleeson

Länge: 129 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Moviepilot über „Eden“

Metacritic über „Eden“

Rotten Tomatoes über „Eden“

Wikipedia über „Eden“ (deutsch, englisch) und die wahre Geschichte (jaja, Spoiler)

Meine Besprechung von Ron Howards „Rush – Alles für den Sieg“ (Rush, USA/Großbritannien/Deutschland 2013)

Meine Besprechung von Ron Howards „Im Herzen der See“ (In the Heart of the Sea, USA 2015)

Meine Besprechung von Ron Howards „Inferno“ (Inferno, USA 2016)

Meine Besprechung von Ron Howards „Solo: A Star Wars Story“ (Solo: A Star Wars Story, USA 2018)