Astrid (Unga Astrid, Schweden/Deutschland/Dänemark 2017)
Regie: Pernille Fischer Christensen
Drehbuch: Kim Fupz Aakeson, Pernille Fischer Christensen
TV-Premiere. Sehenswertes Biopic über Astrid Lindgren, als sie noch nicht Astrid Lindgren war. Sondern eine junge Frau, die eine Affäre mit dem deutlich älteren, verheirateten, siebenfachen Vater und Chefredakteur der Provinzzeitung, bei der sie arbeitet, beginnt. Als Achtzehnjährige wird sie von ihm schwanger. In den Zwanzigern war das der direkte Weg ins gesellschaftliche Abseits. Vor allem wenn die durchaus liebevollen Eltern streng religiös (und finanziell von der Kirche abhängig) sind und sich das gesamte Dorf jede Woche zum Gottesdienst versammelt.
Pernille Fischer Christensen zeichnet, filmisch und erzählerisch konventionell, diese Zwänge und Astrids Versuche,ihr Leben zu gestalten, gut nach.
mit Alba August, Trine Dyrholm, Magnus Krepper, Maria Bonnevie, Henrik Rafaelsen
Auch im Remake funktioniert die Geschichte: Kyle wird ermordet. Die Polizei geht von einer Überdosis aus. Nels Coxman, der Vater des Toten, Fahrer des örtlichen Schneepflugs und seit kurzem „Bürger des Jahres“, glaubt nicht daran. Sein Sohn habe keine Drogen genommen. Kurz darauf sagt ihm Kyles bester Freund, dass sie in den lokalen Drogenschmuggel involviert waren und auf dem Flughafen einige Kilo Drogen für sich abgezweigt hatten. Sie hatten angenommen, dass der Diebstahl dem örtlichen Mafiaboss nicht auffällt.
Coxman, der sich in dem Moment gerade umbringen wollte, hat jetzt eine Mission. Er wird die Männer, die für Tod seines Sohnes verantwortlich sind, töten. Einen nach dem anderen.
Und das ist auch der Titel, unter dem Hans Peter Molands Film „Kraftidioten“ 2014 in unseren Kinos lief. Stellan Skarsgard spielte den Vater, der bei seinem gnadenlos lakonischen Rachefeldzug einen Gangsterkrieg auslöst. Für das Remake hat Liam Neeson die Hauptrolle übernommen. Aus Nils Dickman wurde Nels Coxman. Dieser Namenswechsel verrät ungefähr den Grad der Unterschiede zwischen Original und Remake.
Hans Peter Moland übernahm wieder die Regie. Etliche seiner damaligen Crewmitglieder, wie Kameramann Philip Øgaard, sind wieder dabei. Das alte Drehbuch von Kim Fupz Aakeson wurde von Frank Baldwin fast unverändert übernommen. Die Geschichte spielt nicht mehr in Südnorwegen, sondern in dem friedlichen Skiresort Kehoe, Colorado. Weitere Änderungen müssen mit der Lupe gesucht werden.
Wie das Original ist das Remake ein schwarzhumoriger, sarkastischer, lakonisch erzählter Gewaltexzess. Alles ist jetzt etwas polierter und, gefühlt, gibt es mehr Leichen. So wird das ikonische Bild von der zur Großstadt führenden Straße öfter und damit leitmotivischer eingesetzt. Es werden wieder viele Leichen im Fluss entsorgt und die Namen der gerade gewaltsam Verstorbenen werden als Texttafel mit weißer Schrift vor einem schwarzen Hintergrund gezeigt. Es ist ein kurzes Innehalten vor dem nächsten Mord. Nach der letzten Schlacht ist die Leinwand dann wegen der vielen dabei verstorbenen Verbrecher mit Namen gefüllt. Der Humor und das Erzähltempo sind, bei allen Erinnerungen an „Fargo“, immer noch sehr untypisch für einen US-Film.
Eine große Änderung fällt einem beim Ansehen kaum auf: im Original verursachte Nils Dickman unbeabsichtigt einen Krieg zwischen norwegischen und serbischen Verbrecherbanden, die das Drogengeschäft untereinander aufgeteilt haben. Im Remake wird der Part der Serben von US-amerikanischen Ureinwohnern übernommen. Das führt zu einigen Spitzen über den respektlosen Umgang mit der indigenen Bevölkerung und ihrem Erbe. Die Geschichte, die gegenseitigen Vorurteile, das Misstrauen und die Dynamik des Gangsterkrieges verändern sich dadurch nicht.
Dieser auf mehreren Ebenen, wie in einem alten Stan-Laurel-und-Oliver Hardy-Sketch, eskalierende Krieg zwischen Coxman und den Verbrechern und den Verbrechern untereinander ist natürlich ein großer Spaß für die Freunde des schwarzen Humors.
Allerdings hat man genau diesen Film schon einmal gesehen. Nicht unbedingt besser, aber in keinem Fall schlechter.
Hard Powder (Cold Pursuit, Großbritannien 2019)
Regie: Hans Petter Moland
Drehbuch: Frank Baldwin (nach dem Drehbuch „Kraftidioten“ von Kim Fupz Aakeson)
mit Liam Neeson, Tom Bateman, Tom Jackson, Emmy Rossum, Laura Dern, John Doman, Domenick Lombardozzi, Julia Jones, Gus Halper, Micheál Richardson
Hammerfest: Um ihre Ehe zu retten ist ein deutsches Ehepaar mit ihrem Sohn in den Norden gezogen. Eines Nachts überfährt sie auf dem Heimweg von ihrer Arbeit ein ein Mädchen. Wie gehen sie mit dieser Schuld um?
Sperriges Drama mit Jürgen Vogel, der am 29. April seinen fünfzigsten Geburtstag feiert.
BR, 23.10 Perfect Sense (Deutschland/Großbritannien/Schweden/Dänemark/Irland 2011, Regie: David Mackenzie)
Drehbuch: Kim Fupz Aakeson
Während eine weltweite Seuche die Menschen ihrer Sinneswahrnehmungen beraubt, lernen sich in Glasgow ein Gourmet-Koch und eine Epidemiologin kennen, die versuchen, mit der Krankheit und ihren Gefühlen füreinander umzugehen.
Vor dem zwiespältig aufgenommenen „Perfect Sense“ inszeniert David Mackenzie „Young Adam“ und „Hallam Foe“.
„Die souveräne Inszenierung und die beiden Hauptdarsteller halten die stilvoll überkonstruierte Parabel im Lot.“ (Lexikon des internationalen Films)
mit Ewan McGregor, Eva Green, Ewen Bremner, Connie Nielsen, Stephen Dillane, Denis Lawson Hinweise Rotten Tomatoes über „Perfect Sense“
Wikipedia über „Perfect Sense“ (deutsch, englisch)