Cover der Woche

Oktober 24, 2023


Kurt Vonneguts „Schlachthof 5“, einmal der Roman in neuerer Übersetzung, einmal der Roman als brandneuer Comic

August 31, 2022

Schlachthof 5“ ist Kurt Vonneguts bekanntester Roman. Er ist, so Vonnegut, „ein wenig im Stil der telegraphisch-schizophrenen Geschichten des Planeten Tralfamador gehalten, wo die Fliegenden Untertassen herkommen“. „Schlachthof 5 oder Der Kinderkreuzzug – Ein Pflichttanz mit dem Tod“, so der vollständige Titel, markiert, nach fünf veröffentlichten Romane, von denen zwei für den Hugo Preis nominiert waren, 1969 auch seinen Durchbruch als Schriftsteller.

1972 wird der Bestseller verfilmt. Es ist ein Prestigeprodukt. George Roy Hill, der damals nach „Butch Cassidy und Sundance Kid“ alles tun durfte, übernimmt die Regie. Michael Sachs (sein Debüt), Ron Leibman und Eugene Roche spielen mit. Kameramann ist Miroslav Ondrícek. Zu seinen späteren Arbeiten gehört „Amadeus“. Henry Bumstead ist für das Produktionsdesign zuständig. Zu seine früheren Arbeiten gehören die Alfred-Hitchcock-Filme „Vertigo“ und „Topas“. Danach arbeitete er bis zu seinem Tod 2006 viele Jahre mit Clint Eastwood zusammen. Glenn Gould schrieb die Musik. Der Film erhielt in Cannes, bei den Hugo Awards und von der Academy of Science Fiction, Fantasy & Horror Films Preise. Vonnegut äußerte sich positiv über die Verfilmung: „a flawless translation of my novel“.

Trotzdem ist der inzwischen eher vergessene Film nicht wirklich gelungen.

Die Übertragung in den Comic gerät deutlich besser. Autor Ryan North und Zeichner Albert Monteys erzählen den Roman nach, bebildern und interpretieren ihn, indem sie die Möglichkeiten, die ein Comic hat, nutzen.

In dem Antikriegsroman erzählt Vonnegut die Geschichte von Billy Pilgrim. Im Zweiten Weltkrieg nimmt er als Soldat der U. S. Army an der Ardennenoffensive teil. Danach stolpert er orientierungslos mit einigen Kameraden durch das Kriegsgebiet. Er ist dabei der unfähigste Soldat der kleinen Einheit. Sie werden von deutschen Soldaten gefangen genommen. Pilgrim wird, mit anderen Kriegsgefangenen, nach Dresden in den titelgebenden Schlachthof 5 gebracht. Als er in dem Gefangenenlager ist, wird Dresden von den Allierten bombardiert. Ein besseres Bild für die Absurdität des Krieges und des Lebens gibt es wohl nicht.

Nach dem Krieg wird Pilgrim ehrenhaft (und mit PTSD) entlassen. Er wird Optiker, heiratet, gründet eine Familie und lebt den amerikanischen Traum. Dabei fällt er immer wieder aus der Zeit. Die anderen Menschen halten das für kurze geistige Abwesenheiten. Aber in diesen Momenten ist Pilgrim in der Vergangenheit, der Zukunft oder auf dem Planet Tralfamadore, wo er nette Gespräche mit den freundlichen Tralfamadorianern hat. Deren Sicht auf die Welt unterscheidet sich fundamental von der Sicht der Menschen auf die Welt.

Vonnegut erzählt Pilgrims Geschichte mit grimmigem Humor und dem immer wieder wiederholtem lakonischen Satz „Wie das so ist“, bzw. im Comic „So ist das“.

Kurt Vonnegut: Schlachthof 5 oder Der Kinderkreuzzug: Ein Pflichttanz mit dem Tod

(übersetzt von Gregor Hens, mit einem Nachwort von Asal Dardan)

Hoffmann und Campe, 2022

248 Seiten

24 Euro

Originalausgabe

Slaughterhouse-Five, or The Children’s Crusade: A Duty-Dance with Death

Delacorte Press, 1969

Erstausgabe dieser Übersetzung (ja, es gibt auch ältere Übersetzungen)

Hoffmann und Campe, 2016

Ryan North/Albert Monteys: Schlachthof 5 oder Der Kinderkreuzzug

(nach dem Roman von Kurt Vonnegut)

(übersetzt von Matthias Wieland)

Cross Cult, 2022

192 Seiten

35 Euro

Originalausgabe

Slaughterhouse-Five

Archaia, 2020

Hinweise

Wikipedia über „Schlachthof 5“ (Roman) (deutsch, englisch), Kurt Vonnegut (deutsch, englisch), Ryan North und Albert Monteys

Perlentaucher über Ryan North/Alrbert Monteys‘ „Schlachthof 5“

Nachruf auf Kurt Vonnegut in der New York Times

Nachruf auf Kurt Vonnegut in Der Zeit

Michael Krasny sprach 2012 über die Bedeutung des Romans für die Gegenwart


Cover der Woche

August 16, 2022


TV-Tipp für den 15. August: Schlachthof 5

August 15, 2016

Arte, 22.30

Schlachthof 5 (USA 1971, Regie: George Roy Hill)

Drehbuch: Stephen Geller

LV: Kurt Vonnegut: Slaughterhouse-Five, 1969 (Schlachthof 5 oder der Kinderkreuzzug)

Eine der wenigen Verfilmungen des chronisch unverfilmbaren Kurt Vonnegut, dessen Romane gerades deshalb lesenswert sind. In „Schlachthof 5“, seinem bekanntesten Werk, erzählt er, autobiographisch inspiriert, die Geschichte des US-Soldaten Billy Pilgrim, der als Gefangener die Bombardierung von Dresden durch alliierte Bomber erlebte.

Auf dem Filmfestival in Cannes erhielt George Roy Hill den Preis der Jury und, was in diesem Fall wichtiger ist, die Academy of Science Fiction, Fantasy & Horror Films verlieh dem Film den Golden Scroll (der später in Saturn Award umbenannt wurde) und die Mitglieder der World Science Convention vergaben den Hugo an „Schlachthof 5“.

Ach, ich sollte mal wieder einen Romane von Kurt Vonnegut lesen.

mit Michael Sachs, Ron Leibman, Eugene Roche, Sharon Gans, Valerie Perrine, Robert Blossom

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Schlachthof 5“

Wikipedia über „Schlachthof 5“ (deutsch, englisch)

Nachruf auf Kurt Vonnegut in der New York Times

Nachruf auf Kurt Vonnegut im Time

Nachruf auf Kurt Vonnegut in Der Zeit

Nachruf auf Kurt Vonnegut in der NZZ

Library Journal: An Interview with Kurt Vonnegut (erschienen 15. April 1973 anläßlich “Breakfast of Champions”)

Michael Krasny sprach 2012 über die Bedeutung des Romans für die Gegenwart