Neu im Kino/Filmkritik: „Black Phone 2“- 3 – 4 – Nicht abheben!!!

Oktober 25, 2025

Das Telefon klingelt wieder. Dieses Mal nicht (bzw. genaugenommen nicht nur) im Keller sondern in den verschneiten Rocky Mountains an einem vereisten See in dem christlichen Jugendferienlager Alpine Lake.

Das erste Mal klingelt das Telefon 1957 am Filmanfang im Prolog. Wer warum den Hörer abhebt, verrät Scott Derrickson in seinem neuesten Horrorfilm „Black Phone 2“ erst viel später.

1982 klingelt das Telefon wieder; wobei, genaugenommen, ständig Telefone klingeln. Der 17-jährige Finney Blake ignoriert sie meistens oder fertigt die Anrufer barsch ab. Es sind nämlich Anrufe aus der Welt der Toten. Und mit ihnen möchte er keinen Kontakt haben. Den hatte er vor vier Jahren, als er von dem Greifer (The Grabber) in einem Keller eingesperrt wurde. Er soll das nächste Opfers des 1978 in einem Vorort von North Denver, Colorado, Angst und Schrecken verbreitenden Killers sein. Der Killer hält ihn einem leeren Keller gefangen. In ihm hängt ein Telefon, über das Finney angerufen wird und Hinweise für seinen Kampf gegen den Greifer erhält. Finney setzt die Hinweise um. Er kann den Greifer besiegen. Am Ende des ebenfalls von Scott Derrickson inszenierten, auf einer Kurzgeschichte von Joe Hill basierenden Horrorthrillers „The Black Phone“ (USA 2022) war der Greifer unzweifelhaft und über jeden Zweifel erhoben tot.

Nach so einem Ende verbietet sich eigentlich eine Fortsetzung. Aber Horrorfans wissen, dass der Tod nicht endgültig ist. Vor allem wenn der vorherige Film ein finanzieller Erfolg war, ist der Tod des Bösewichts nur der Anfang für eine Serie. „The Black Phone“ spielte bei einem Budget von irgendetwas zwischen 16 und 18 Millionen US-Dollar 161 Millionen US-Dollar ein.

Außerdem hatte Joe Hill eine Idee für eine Fortsetzung, die Derrickson ansprach.

Für die Fortsetzung, für die 30 Millionen US-Dollar zur Verfügung standen, wurden Mason Thames als Finney, Madeleine McGraw als seine Schwester Gwen, Ethan Hawke als der Greifer (unter der Maske nicht wirklich erkennbar), Jeremy Davies als Finney und Gwens Vater Terrence, Miguel Mora als Ernesto (der Bruder des im ersten Teil ermordeten Robin; Mora spielte auch Robin) und James Ransone als Max (der ebenfalls im ersten Teil ermordete Bruder des Greifers) wieder engagiert. Das Drehbuch ist wieder von Derrickson und C. Robert Cargill.

Jetzt, also 1982, sind Finney und seine jüngere Schwester Gwen immer noch mit traumatisiert von aus „The Black Phone“ bekannten Ereignissen. Und sie sind übernatürlich begabt. Er kann mit Toten reden. Sie in die ‚Zukunft‘ sehen.

Als sie von ein einigen in einem Ferienlager um ihr Leben kämpfenden Kindern träumt, beschließt sie zusammen mit ihrem Bruder und ihrem Freund Ernesto nach Alpine Lake zu fahren.

Sie ahnen nicht, dass der Greifer sie in dem eingeschneiten Ferienlager alle umbringen will.

Black Phone 2“ wiederholt nicht die Geschichte des ersten Film, sondern erzählt sie an einem anderen Ort und mit einer größeren Auswahl potentieller Opfer weiter.

Dabei wird aus den zufälligen und deshalb so schrecklichen und unerklärbaren Morden des Killers im ersten Film ein zielgerichtetes Morden. Er will sich nicht nur an seinem Mörder rächen, sondern gleich an seinen Freunden und seiner gesamten Familie. Dabei liegt das Motiv für seine Taten in der Vergangenheit und Finneys Mutter hat etwas damit zu tun.

Scott Derrickson inszeniert dies etwas langsam und mit einer überschaubaren Zahl von Toten. Er setzt in den dunklen Gängen des Ferienlagers und den darum liegenden verschneiten Waldwegen nicht auf Blutfontänen und Jump Scares, sondern vor allem auf Suspense und sich langsam entwickelnde Spannung. Er beschäftigt sich außerdem erstaunlich intensiv mit den Folgen und dem Umgang mit traumatischen Ereignissen. Das Ergebnis ist ein mehr als okayer Horrorfilm, der seine Geschichte in vertrauten Pfaden erzählt und eine ziemlich unglaubwürdige Erklärung für die Taten des Greifers und seiner Beziehung zu Finn und Gwen serviert.

Aktuell scheint es schon Pläne für einen dritten Teil zu geben. Denn, wie Horrorfans wissen: das Böse stirbt nie.

Black Phone 2 (Black Phone 2, USA 2025)

Regie: Scott Derrickson

Drehbuch: Scott Derrickson, C. Robert Cargill (basierend auf von Joe Hill erfundenen Figuren)

mit Mason Thames, Madeleine McGraw, Ethan Hawke, Demián Bichir, Jeremy Davies, Miguel Mora, Arianna Rivas, Anna Lore, Graham Abbey, Maev Beaty, James Ransone

Länge: 114 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Moviepilot über „Black Phone 2“

Metacritic über „Black Phone 2“

Rotten Tomatoes über „Black Phone 2“

Wikipedia über „Black Phone 2“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Scott Derricksons „Erlöse uns von dem Bösen“ (Deliver us from Evil, USA 2014)

Meine Besprechung von Scott Derricksons „Doctor Strange“ (Doctor Strange, USA 2016)

Meine Besprechung von Scott Derricksons „The Black Phone“ (The Black Phone, USA 2022)

 

 


Neu im Kino/Filmkritik: Über Scott Derricksons Joe-Hill-Verfilmung „The Black Phone“

Juni 23, 2022

Beginnen wir mit einer Warnung und einem Fazit: Scott Derricksons neuer Horrorfilm „The Black Phone“ ist ein sehenswerter Horrorthriller, der ohne das ganze Geister-Jumpscare-Gedöns auskommt. Es gibt auch keine jungfräulichen Teenager, die kreischend durch dunkle Flure laufen um sich fotogen aufschlitzen lassen. Und jetzt zur Warnung: diese Besprechung enthält Spoiler.

So!

North Denver, 1978: In der Gegend hat ein Unbekannter bereits mehrere Kinder entführt. Die Polizei hat keine Spur von ihm. Das neueste Opfer des Entführers, der nur „Der Greifer“ (The Grabber) genannt wird, ist der dreizehnjährige Finney Shaw. Finney ist ein schüchterner Junge, der von den Halbstarken in seiner Schule regelmäßig schikaniert und geschlagen wird. Zu Hause geht der Terror weiter. Sein alleinerziehender Vater ist ein depressiver, zu Gewaltausbrüchen neigender Alkoholiker. Er liebt seine beiden Kinder, ist aber hoffnungslos überfordert.

Der Entführer hält Finney in einem Keller, in dem er sich frei bewegen kann, gefangen. Er will noch irgendetwas von Finney, bevor er ihn umbringt. Was es ist, weiß Finney nicht.

In dem Raum hängt an der Wand das titelgebende schwarze Telefon. Warum es dort hängt und welchen Grund es jemals gegeben haben könnte, es dort zu installieren, bleibt unklar. Als Finney in den Raum gesperrt wird, ist das Telefon ein nicht funktionierender Kasten. Trotzdem klingelt es und der Anrufer gibt Finney Hinweise zu seinem Überleben.

Scott Derricksons Film basiert auf der gleichnamigen Kurzgeschichte von Joe Hill, die er für den Film selbstverständlich ausbaute. So erfahren wir deutlich mehr über Finneys Leben. In einem Subplot wird von den Ermittlungen der Polizei erzählt. An einigen Punkten veränderten Derrickson und sein Co-Autor C. Robert Cargill, die bereits bei „Sinister“, „Doctor Strange“ und dem Kurzfilm „Shadowprowler“ zusammen arbeiteten, auch Gewichtungen. Vor allem stärkte er die übernatürlichen Elemente. In der Kurzgeschichte hat Finneys Schwester Gwen manchmal Visionen. Im Film sind sie eine von ihrem Vater und Bruder akzeptierte Fähigkeit. Mit ihrer übernatürlichen Begabung findet sie Hinweise auf Finneys Versteck. Im Film gibt es deutliche Hinweise darauf, dass auch ihr Bruder über diese Begabung verfügt. In der Kurzgeschichte sagt der Anrufer ihm nur Dinge, die er weiß oder ahnt. Damit ist der Anrufer letztendlich ein imaginärer Freund, der es ihm ermöglicht, nicht den Verstand zu verlieren. In dem Film verraten die Anrufer ihm allerdings Dinge, die er nicht weiß. Er wird eindeutig angerufen von den Geistern der Jungen, die vor ihm von dem Greifer entführt wurden. In den Momenten wird deutlich, dass Finney übernatürlich begabt ist. Nur ist unklar, wie sehr ihm diese Begabung beim Kampf gegen den Greifer nützen wird.

In jedem Fall tragen die Anrufer dazu bei, Finney beim Erwachsenwerden zu helfen. Sie geben ihm nicht nur Tipps, wie er sich aus dem Keller befreien kann, sondern sie geben ihm auch Tipps, wie er gegen den Greifer kämpfen und ihn besiegen kann. Im Kern ist „The Black Box“ eine Coming-of-Age-Geschichte im Gewand eines Horrorthrillers. Es ist die dunkle Version von „Stand by me“, diesem Horrorfilmklassiker, der auf einer Kurzgeschichte von Joe Hills Vater Stephen King basiert.

Gespielt wird der Bösewicht von Ethan Hawke, dessen Gesicht wahrscheinlich keine Minute im Film zu sehen ist. Normalerweise trägt er eine sein Gesicht verdeckende Grinse-Maske, die aus einem Alptraum zu kommen scheint und von Tom Savini (u. a. „Freitag, der 13.“, „Zombie 2 – Das letzte Kapitel“, „Maniac“) entworfen wurden. Hawke spielt den Bösewicht, der selbst Probleme mit seinem Bruder hat und als Clown Geld verdient, mit spürbarer Lust als einen Dämon, der den schlimmsten Alpträumen eines Teenagers entstammen kann.

The Black Phone (The Black Phone, USA 2022)

Regie: Scott Derrickson

Drehbuch: Scott Derrickson, C. Robert Cargill

LV: Joe Hill: The Black Phone, 2004 (Kurzgeschichte, ursprünglich erschienen in „The Third Alternative no. 39“, später in dem Sammelband „20th Century Ghosts“ [2005, deutsche Ausgabe: Black Box])

mit Mason Thames, Madeleine McGraw, Ethan Hawke, Miguel Cazarez Mora, Jeremy Davies, James Ransone

Länge: 104 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „The Black Phone“

Metacritic über „The Black Phone“

Rotten Tomatoes über „The Black Phone“

Wikipedia über „The Black Phone“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Scott Derricksons „Erlöse uns von dem Bösen“ (Deliver us from Evil, USA 2014)

Meine Besprechung von Scott Derricksons „Doctor Strange“ (Doctor Strange, USA 2016)

Meine Besprechung von Joe Hill/Stephen King/Richard Mathesons „Road Rage“ (Road Rage, 2012)

Meine Besprechung von Joe Hill/Gabriel Rodriguez‘ „Tales from the Darkside – Geschichten aus der Schattenwelt“ (Tales from the Darkside # 1 – 4, 2016)

Meine Besprechung von Joe Hills „Ein Korb voller Köpfe“ (Basketful of Heads # 1 – 7, Dezember 2019 – Juli 2020)