TV-Tipp für den 19. Juni: Das schreckliche Mädchen

Juni 18, 2024

R. i. P. Michael Verhoeven (13. Juli 1938 – 22. April 2024)

3sat, 23.10

Das schreckliche Mädchen (Deutschland 1990)

Regie: Michael Verhoeven

Drehbuch: Michael Verhoeven

Die Musterschülerin Sonja will einen Aufsatz über die Nazi-Vergangenheit ihres Heimatortes schreiben. Das kommt dort nicht so gut an. Vor allem weil sie nach den ersten Widerständen nicht aufgibt, sonder hartnäckig weiterfragt.

Michael Verhoeven ließ sich für sein Drama von dem Fall Anna Elisabeth Rosmus inspirieren. 1980 wollte die Passauerin für einen Schülerwettbewerb einen Aufsatz über Passau während der Nazi-Zeit und den Umgang mit den einheimischen Juden schreiben. Sie stieß auf heftige Widerstände, wurde als Nestbeschmutzerin angesehen und erhielt auch Morddrohungen.

engagierter Gegenwartsfilm (…) Verhoeven hat in seiner politischen Moritat in Sachen kollektiver Verdrängung den Humor nicht vergessen.“ (Fischer Film Almanach 1991)

Der Film erhielt 1990 auf der Berlinale den Silbernen Bären. Er war auch für den Golden Globe und den Oscar als bester ausländischer Film nominiert und erhielt in dieser Kategorie den BAFTA.

mit Lena Stolze, Monika Baumgartner, Michael Gahr, Fred Stillkrauth, Elisabeth Bertram

Hinweise

Filmportal über „Das schreckliche Mädchen“

Wikipedia über „Das schreckliche Mädchen“ (deutsch, englisch)


TV-Tipp für den 22. Oktober: Es geschah am hellichten Tag

Oktober 21, 2021

One, 21.00

Es geschah am hellichten Tag (Deutschland 1996)

Regie: Nico Hofmann

Drehbuch: Bernd Eichinger, Uwe Wilhelm

LV: Friedrich Dürrenmatt: Das Versprechen – Requiem auf den Kriminalroman, 1957

Kommissar Matthäi sucht den Mörder eines neunjährigen Mädchens.

Bernd Eichinger hatte die Idee zur kurzlebigen Reihe „German Classics“. In ihr wurden deutsche Filmklassiker von einer hochkarätigen Besetzung vor und hinter der Kamera für das Fernsehen neu inszeniert. Die Kritikerreaktionen waren gespalten, aber durchaus wohlwollend. Nur SAT 1 stieg nach vier Filmen aus. Deshalb ist „Es geschah am helllichten Tag“ einer der wenigen von einem Privatsender produzierten Filme, die echte Kinoqualitäten haben und nicht durch ein verzweifeltes Schielen auf die Quote alles vermurksen.

Dieses extrem selten gezeigte Remake von „Es geschah am helllichten Tag“ ist ein seltsam aus der Zeit gefallener Film. Das Rühmann/Fröbe-Original wurde kaum aktualisiert und jetzt sehen wir einen filmischen Bastard, der einerseits eindeutig in den Fünfzigern spielt, andererseits aber mit der heutigen Technik arbeitet. Die Inszenierung betont, besonders bei den im Wald spielenden Szenen, das märchenhafte. Gerade wegen der nur halbherzigen Aktualisierung berührt einen Nico Hofmanns Remake nie wirklich. Es bleibt letztendlich Ausstattungskino.

Vier Jahre später inszenierte Sean Penn mit „Das Versprechen“ (The Pledge) den gleichen Stoff wesentlich packender.

Mit Joachim Król, Barbara Rudnik, Axel Milberg, Heino Ferch, Hans-Werner Meyer, Arnd Klawitter, Martin Lüttge, Monika Baumgartner, Michael Mendl, Monica Bleibtreu

Wiederholung: Samstag, 23. Oktober, 00.35 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Filmportal über „Es geschah am hellichten Tag“

Wikipedia über Friedrich Dürrenmatt

Meine Besprechung von Friedrich Dürrenmatts “Die Kriminalromane” (Sammelband)


TV-Tipp für den 24. September: Tatort: A gmahde Wiesn (+ ein Lektürehinweis)

September 23, 2019

Pünktlich zu dem bekannten Münchner Volksfest zeigt der BR den „Tatort“ dazu:

BR, 20.15

Tatort: A gmahde Wiesn (Deutschland 2007)

Regie: Martin Enlen

Drehbuch: Friedrich Ani

Buch zum Film: Martin Schüller: A gmahde Wiesen, 2009

Kurz vor dem Oktoberfest wird der einflussreiche Stadtrat Hubert Serner umgebracht. Die Kommissare Leitmayr, Batic und Menzinger können sich vor Verdächtigen kaum retten. Denn ohne Serner ging nichts bei der Vergabe der Wies’n-Standplätze und die Zahl seiner Ehemaligen ist immens.

Guter Tatort mit dem zuverlässigen Münchner Team, das uns dieses Mal in die schmutzigen Hinterhöfe des Oktoberfestes entführt.

Mit Udo Wachtveitl, Miroslav Nemec, Michael Fitz, Monika Baumgartner, Franziska Schlattner

Lesehinweis

Zuletzt erschien von Friedrich Ani „All die unbewohnten Zimmer“. In dem Krimialroman treffen seine aus bislang vollkommen eigenständigen Serien bekannte Ermittler Tabor Süden (Ex-Kommissar, inzwischen Privatdetektiv und immer auf der Suche nach verschwundenen Menschen), Jakob Franck (Ex-Kommissar und Überbringer schlimmer Nachrichten) und Polonius Fischer (Ex-Mönch, Kommissar und Leiter des „Die zwölf Apostel“ genannten Kommissariats) aufeinander. Zusammen mit Fariza Nasri (syrichstämmige Kommissarin und neu bei den „zwölf Aposteln) wollen sie zwei rätselhafte Mordfälle – die Ermordung einer Frau und die Erschlagung eines Streifenpolizisten – aufklären, während die öffentliche Debatte sich auf die unfähige Polizei einschießt.

Mit gut fünfhundert Seiten ist „All die unbewohnten Zimmer“ einer der umfangreichsten Romane von Friedrich Ani. Aber das passiert halt, wenn all die guten Ermittler gemeinsam einen Fall lösen und dabei ihre individuellen Ermittlungsstile pflegen müssen.

Friedrich Ani: All die unbewohnten Zimmer

Suhrkamp, 2019

496 Seiten

22 Euro

Hinweise

Wikipedia über „Tatort: A gmahde Wiesn“

Homepage von Friedrich Ani

Meine Besprechung von Friedrich Anis „Wer lebt, stirbt“ (2007)

Meine Besprechung von Friedrich Anis „Der verschwundene Gast“ (2008)

Meine Besprechung von Friedrich Anis “Totsein verjährt nicht” (2009)

Meine Besprechung von Friedrich Anis “Die Tat” (2010)

Meine Besprechung von Friedrich Anis „Süden“ (2011, mit Interview)

Meine Besprechung von Friedrich Anis “Süden und die Schlüsselkinder” (2011)

Meine Besprechung von Friedrich Anis “Süden und das heimliche Leben” (2012)

Meine Besprechung von Friedrich Anis „Süden und die Stimme der Angst“ (2013, neuer Titel von „Verzeihen“)

Meine Besprechung von Friedrich Anis „M – Ein Tabor-Süden-Roman“ (2013)

Meine Besprechung von Friedrich Anis „Der namenlose Tag“ (2015)

Meine Besprechung von Friedrich Anis „Der einsame Engel“ (2016)

Meine Besprechung von Friedrich Anis „Der Narr und seine Maschine“ (2018)

Friedrich Ani in der Kriminalakte

Homepage von Martin Schüller

Meine Besprechung von Martin Schüllers „Tatort: Die Blume des Bösen“ (Buch zum Film, 2009)

Meine Besprechung von Martin Schüllers “Tatort: A gmahde Wiesn” (Buch zum Film, 2009)

Meine Besprechung von Martin Schüllers „Tatort: Moltke“ (Buch zum Film, 2010)

Meine Besprechung von Martin Schüllers „Tatort: Tempelräuber“ (Buch zum Film, 2010)

Meine Besprechung von Martin Schüllers “111 Tipps und Tricks wie man einen verdammt guten Krimi schreibt“ (2018)