Neu im Kino/Filmkritik: „Smile 2“ the Jumpscare

Oktober 17, 2024

Parker Finn hatte bei seinem Langfilmdebüt eine grandiose Idee: das Böse zeigte sich in Gesichtern, die starr lachende Fratze waren. Das Bild, vor allem so wie Finn es präsentierte, war höchst beunruhigend.

Mit seinem Horrorfilm „Smile“ demonstrierte er ein beachtliches, auch in „Smile 2“ sichtbares inszenatorisches Talent und beunruhigte über weite Strecken sehr gelungen. Erst im Finale wurden die üblichen Horror-Topoi in der üblichen Form benutzt. Das war dann ziemlich langweilig.

Dessen ungeachtet wurder der Film ein Erfolg. Eine Fortsetzung – auch wenn ich sie nach dem Finale von „Smile“ für überflüssig hielt – war schnell beschlossen. Und Finn, der auch das Drehbuch geschrieben hatte, sagte, er habe Ideen für ein ganzes Franchise. Mit „Smile 2 – Siehst Du es auch?“ ist jetzt der zweite „Smile“-Film im Kino. Aus dem ersten Film ist wieder Kyle Gallner als Polizist Joel dabei. Er stirbt nach wenigen Minuten und vor der Titeleinblendung in einer von ihm atemberaubend schlecht geplanten Schießerei in einem leerstehendem Vorstadthaus, das von zwei weißen Drogenhändlern für ihr Geschäft benutzt wird. Diese Szene mit ihren vielen Toten hat mit dem darauf folgendem über zweistündigem Film nichts zu tun.

In ihm geht es um die erfolgreiche junge Pop-Musikerin Skye Riley (Naomi Scott), deren neue Tour in wenigen Tagen beginnt. Als sie bei ihrem Drogenhändler – einem Schulfreund, der in Manhattan in einem großen und eigentlich noblem Apartment wohnt (es ist halt nicht aufgeräumt) – einige Tabletten kaufen will, bringt er sich vor ihren Augen um. Und der „Smile“-Fluch überträgt sich auf sie und ihr einen wenig berührender Abstieg in den Wahnsinn beginnt. In dem Moment ist bereits die erste halbe Stunde vorbei. Ungefähr eine Stunde später erklärt ihr ein Sanitäter, der ihr helfen möchte, in einem Infodump alles über den „Smile“-Fluch. Wer „Smile“ oder den Trailer gesehen hat, kennt ihn: der „Smile“-Fluch überträgt sich von einem Menschen zum nächsten, indem der Träger des Fluches vor einem anderen Menschen Suizid begeht. Der neue Träger des Fluches wird innerhalb weniger Tage zunehmend verrückt. Er sieht gruselig grinsende Gesichter und kann immer weniger zwischen Wahn und Wirklichkeit unterscheiden.

Diese Gesichter, ihr Auftauchen und Verhalten inszeniert Finn mittels weitgehend vorhersehbarer Jump-Scares, die sich darauf verlassen, dass der geneigte Zuschauer ordentlich zusammenzuckt, wenn die Stille von einem plötzlichen lauten Geräusch unterbrochen wird.

Die Story selbst leidet zuerst einmal an ihrem schleppendem Erzähltempo. So dauert es eine halbe Stunde, bis die Geschichte beginnt. Davor plätschert der Film vor sich hin, ohne dass wirklich erkennbar ist, wer die Protagonistin ist. Diese, die Pop-Musikerin Skye, bleibt durchgehend eine nervige Kunstfigur ohne ein interessantes Innenleben; – was auch daran liegt, dass das bei der Wahl dieser Protagonistin auf der Hand liegende Thema und der damit verbundene Konflikt, nämlich der Zwiespalt zwischen einem auf Äußerlichkeiten, Freundlichkeit und Oberflächlichkeit bedachtem fehlerfreiem Leben als Pop-Star und der eigenen Psyche, die etwas anderes möchte, nicht konsequent behandelt wird. Stattdessen taucht immer wieder eine Grinse-Fratze in Skyes Fantasie auf. Diese Gesichter beunruhigen deutlicher weniger als im ersten Film. Eher sehen sie wie edel arrangierte Fotografien für eine Werbekampagne aus.

Wie sehr „Smile 2“ da noch nicht einmal an der Oberfläche kratzt, wird bei einem Vergleich mit „The Substance“ deutlich. In ihrem vor wenigen Wochen gestartetem fantastischen Body-Horrorfilm seziert Coralie Fargeat diesen Gegensatz zwischen glamourösem Schein und desaströsem Sein auf jeder Ebene besser. „The Substance“ fesselt und beunruhigt nachhaltig ohne einen einzigen Jump-Scare. „Smile 2“ braucht die Jump-Scares, um die Aufmerksamkeit des Publikums aufrecht zu erhalten.

In „Smile 2“ ist das Pop-Musikgeschäft nur der Hintergrund, der es Finn ermöglicht, Hauptdarstellerin Naomi Scott mehrmals singen und, teils auf einer größeren Konzertbühne, tanzen zu lassen. Immerhin unterbricht die Musik die Geschichte seltener als in „Joker: Folie à Deux“. Besser sind die Songs nicht. Sie sind für den Film geschriebene handelsübliche Pop-Nummern, die einen eh schon zu langen, verpasste Möglichkeiten an verpasste Chancen reihenden Film locker über die Zwei-Stunden-Schwelle hieven.

Smile 2 – Siehst Du es auch? (Smile 2, USA 2024)

Regie: Parker Finn

Drehbuch: Parker Finn

mit Naomi Scott, Rosemarie DeWitt, Kyle Gallner, Lukas Gage, Miles Gutierrez-Riley, Peter Jacobson, Raúl Castillo, Dylan Gelula, Ray Nicholson, Drew Barrymore (Cameo als sie selbst)

Länge: 128 Minuten

FSK: ab 18 Jahre

Hinweise

Moviepilot über „Smile 2“

Metacritic über „Smile 2“

Rotten Tomatoes über „Smile 2“

Wikipedia über „Smile 2“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Parker Finns „Smile – Siehst du es auch?“ (Smile, USA 2022)


Neu im Kino/Filmkritik: Die „3 Engel für Charlie“ versuchen es wieder. Mit neuen Gesichtern

Januar 3, 2020

Beginnen wir mit dem größten Unterschied des neuesten „3 Engel für Charlie“-Films zu den vorherigen Versionen, die aus einer legendären TV-Serie, einer kurzlebigen TV-Serie und zwei Spielfilmen bestehen. Denn er erschließt sich nur bei einem Blick auf die Credits: dieses Mal ist alles in weiblicher Hand. Neben den natürlich weiblichen Engeln vor der Kamera, führte dieses Mal erstmals eine Frau Regie. Das Drehbuch wurde von der Regisseurin geschrieben und unter den Producer sind zahlreiche Frauennamen. Ein feministischer Film ist trotzdem nicht entstanden. Denn die Macher*innen wollten das Ausgangsmaterial nicht radikal neu interpretieren.

Dieses ist von 1976. Damals startete die von Aaron Spelling für ABC produzierte TV-Serie „3 Engel für Charlie“ (Charlie’s Angels), über drei Absolventinnen der Polizeiakademie, die in Los Angeles als Privatdetektivinnen für die Charles Townsend Agency und ihren nur telefonisch erreichbaren Chef arbeiten. Die fünf Jahre laufende Serie war ein weltweiter Hit. Die Ur-Engel Farrah Fawcett-Majors, Kate Jackson und Jaclyn Smith waren danach Stars – und Sexsymbole. Und so bahnbrechend damals aus einer Gender-Perspektive eine Serie mit schlagkräftigen und intelligenten Frauen im US-Serien-TV war, so konventionell waren dann die Fälle und die Inszenierung, die der züchtige Ersatz für eine „Playboy“-Bildstrecke war. Das sprach natürlich junge Männer an, die die Zeit bis zum nächsten „James Bond“-Film überbrücken mussten und den „Playboy“ noch nicht kaufen durften. Bei älteren Männern war es ähnlich.

Seitdem veränderte sich auch im notorisch prüden US-Fernsehen einiges. Gerade testet Cobie Smulders als Dex Parios beim US-TV-Sender ABC in der witzigen Hardboiled-Privatdetektiv-Serie „Stumptown“ die Grenzen der Toleranz aus. Ihre Fälle sind konventionell, aber sie darf in der Serie als Frau all das machen, was man aus Privatdetektiv-Serien sonst nur von Männern kennt, und noch etwas mehr. So trinkt sie nicht nur beachtliche Mengen Alkohol (normalerweise Bier), verjubelt Geld beim Glücksspiel und kloppt sich mit den Bösewichtern, sondern sie hat auch Sex mit wechselnden Partnern. Weil Dex bisexuell ist, küsst und schläft sie mit Männern und Frauen.

Dagegen konserviert Regisseurin, Drehbuchautorin und Schauspielerin Elizabeth Banks („Pitch Perfect“-Filme) in ihrem „3 Engel für Charlie“-Film die TV-Serie mit gut aufgelegten Stars, zahlreichen Schauplatzwechseln, Action und einer ebenso hirnrissigen, wie vergessenswerten Geschichte.

Inzwischen ist die Charles Townsend Agency eine weltweit agierende Sicherheitsfirma. Es gibt mehr, immer noch „Playboy“-taugliche Engel und mehr Bosleys. Das ist der austauschbare Name des Leiters der verschiedenen Agentur-Niederlassungen und, immer noch, die Verbindung zwischen den Engeln und dem geheimnisumwitterten Charlie, der immer noch nur als Stimme aus dem Telefon existiert.

Dieses Mal müssen die Engel Sabina Wilson (Kristen Stewart) und Jane Kano (Ella Balinska) die brillante Wissenschaftlerin Elena Houghlin (Naomi Scott) beschützen. Sie hat die ökologische Energiequelle Calisto erfunden. Falsch angewendet kann Calisto allerdings zu einer tödlichen Waffe werden und genau das will ihr Chef, zusammen mit einigen Bösewichtern, tun.

Nachdem der erste Einsatz der Engel aus dem Ruder läuft, ist globetrottende Schadensbegrenzung angesagt und, weil ihre Aktionen alle schief gehen, vermuten Sabina und Jane einen Verräter in den eigenen Reihen.

Der chaotische Film tut so, als ob bei der Fortführung einer über vierzig Jahre alten TV-Serie nichts geändert werden müsse. Aber das, was damals als neu und revolutionär verkauft werden konnte, ist es heute nicht mehr. Entsprechend anachronistisch wirkt das Frauenbild, in dem junge, gut aussehende und sehr fröhliche Frauen wie ein Haufen kichernder Küken Charlie am Telefon grüßen und sie willig die Dominanz von Männern als Vorgesetzte akzeptieren. Denn bis auf einen von Elizabeth Banks gespielten Bosley und der wenig überraschenden Enthüllung, dass sich inzwischen hinter Charlies sehr männlicher Stimme eine Frau verbirgt, ist hier alles noch wie in den Siebzigern.

Dagegen wurde, um eine andere langlebige Figur zu nennen, bei James Bond seit seinem ersten Auftreten in Buch und Film vieles geändert. Schon 1995 in „Goldeneye“ wurde sein Chef M eine Frau. Inzwischen wird darüber diskutiert, ob Bond, der Inbegriff von Männlichkeit, von einer Frau gespielt werden könnte. Auch sonst passten die James-Bond-Filme sich immer an den Zeitgeist an und entwickelten so die Figur und seine Welt weiter.

Bei „3 Engel für Charlie“ (2019) ist davon nichts zu spüren. Der neue Film ist ein bunter, in jeder Beziehung aus der Zeit gefallener, bestenfalls mittelprächtiger Actionfilm aus einer Fantasiewelt, die sich nie darum bemüht glaubhaft zu sein. Die kaum vorhandene wirre Geschichte bildet dabei nur den Rahmen für eine Reihe Actionszenen, in denen die Engel fröhlich vor sich hin improvisierend dilettieren, und Szenen, die witzig gemeint sind. Diese Engel sind ein nervender Anachronismus.

3 Engel für Charlie (Charlie’s Angels, USA 2019)

Regie: Elizabeth Banks

Drehbuch: Elizabeth Banks (nach einer Geschichte von Evan Spiliotopoulos und David Auburn)

mit Kristen Stewart, Naomi Scott, Ella Balinska, Elizabeth Banks, Patrick Stewart, Djimon Hounsou, Sam Claflin, Jonathan Tucker, Nat Faxon, Marie-Lou Sellem, Dennenesch Zoudé, Jaclyn Smith, Hailee Steinfeld (teils nur Cameos)

Länge: 119 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „3 Engel für Charlie“

Metacritic über „3 Engel für Charlie“

Rotten Tomatoes über „3 Engel für Charlie“

Wikipedia über „3 Engel für Charlie“

Meine Besprechung von Elizabeth Banks‘ „Movie 43“ (Movie 43, USA 2013) (sie inszenierte nur eine Episode und niemand will mehr etwas mit dem Ding zu tun haben)


Neu im Kino/Filmkritik: „Aladdin“, ein Geist aus der Flasche, ein fliegender Teppich und mehr Orient-Klischees als eine Wüste Sandkörner hat

Mai 23, 2019

Das ist kein Guy-Ritchie-Film. Weder einer seiner guten, noch einer seiner schlechten Filme.

Aladdin“ ist ein Disney-Musical für Kinder. Ritchie selbst nennt seinen Film „ein Musical in seiner reinsten traditionellen Form“.

Dummerweise bin ich zwar Musikfan, aber kein Freund von Musicals.

Die Geschichte dürfte bekannt sein. Aladdin (amerikanisiert, bei uns Aladin), ein junger, überaus sympathischer Tagdieb in der irgendwo im Orient liegenden Hafenstadt Agrabah, verliebt sich in die Prinzessin Jasmin, die er zunächst für die Zofe der Prinzessin hält. Er zeigt ihr seine Wohnung mit fabelhaftem Blick über die Stadt.

In der Nacht schleicht er sich in den gut bewachten Hof des Sultans und, nachdem er sich von Jasmin verabschiedet, wird er von der Palastwache erwischt. Der böse Zauberer Jafar, zweiter Mann im Staat mit Ambitionen auf die Herrschaft über das Sultanat, zwingt Aladdin, aus einer Höhle eine besondere Lampe zu stehlen.

Als Aladdin in der Höhle den Staub von der Lampe abreibt, befreit er aus der Wunderlampe den dort seit Ewigkeiten gefangenen Flaschengeist. Dieser Flaschengeist soll Aladdin drei Wünsche erfüllen.

Neben dem altbekannten Märchen basiert Guy Ritchies Film vor allem auf Disneys enorm erfolgreichen Zeichentrickfilm „Aladdin“ (USA 1992). Nur dass jetzt, wie in den letzten Jahren bei vielen anderen Disney-Klassikern, aus dem Trickfilm ein Realfilm wird. Mit viel CGI. Wobei Aladdins Flüge mit dem Fliegenden Teppich erstaunlich schlecht animiert sind. Die Lieder von Disney-Komponist Alan Menken wurden von dem 1992er „Aladdin“ übernommen, neu eingespielt und um den neuen Song „Speechless“ ergänzt.

Um dem Vorwurf des White-Washing zu begegnen, wurden die verschiedenen Rollen mit Menschen besetzt, die mehr oder weniger aus dem Orient kommen oder entsprechende Vorfahren haben. Am Ende ist „Aladdin“ der diversest besetzte Film in der Geschichte Disneys. Bis auf Will Smith, der den meistens computeranimierten, ständig gut gelaunten, nervigen, blauen Flaschengeist spielt, sind die anderen Schauspieler weitgehend unbekannt. Aber durchgehend liebenswert.

Auf die sattsam bekannten Orient-Klischees wurde allerdings nicht verzichtet. „Aladdin“ sieht wie einer dieser „Geschichten aus 1001 Nacht“-Filme aus den vierziger Jahren aus. Alles ist bunt. Alles entspricht dem Klischeebild des Westens vom Orient. Nichts davon hat etwas mit der Realität zu tun.

In einem neuen Film ist ein so altmodisches Klischee-Orient-Bild einfach nur ärgerlich. Denn das in „Aladdin“ vermittelte Fantasie-Orientbild ist für Kinder das erste Bild, das sie vom Orient erhalten.

Für Erwachsene ist dann erstaunlich, wie mühelos man den Kampf zwischen dem bösen, machtgierigen Zauberer und dem edlen Aladdin tagespolitisch interpretieren kann. Jafar hat aufgrund seiner Herkunft keinen Anspruch auf den Thron, aber er ist machtgeil, skrupellos und er will überkommene Traditionen und einen schwachen, Kriegen abgeneigten Sultan beseitigen. Jafar will Agrabah zu einem Staat machen, der sich nicht von anderen ausbeuten lässt, der stark ist und über andere dominiert. Notfalls mit Gewalt und Abschottung. Das ist das Bild, das Donald Trump von sich inszeniert; auch wenn es mit seiner Vita nichts zu tun hat. Jasmin, die Tochter des Sultans und Thronfolgerin, will dagegen auf ihr Volk hören, weshalb sie sich immer wieder unter unerkannt unter die normalen Leute mischt, und sie will das Land reformieren. Da ist Alexandria Ocasio-Cortez nicht weit weg. Auch wenn sie erst nach dem Ende der Dreharbeiten, die von August 2017 bis Januar 2018 waren, die politische Bühne betrat.

Der nicht nach Macht strebende Aladdin will als Mann von der Straße nur das Herz der Prinzessin erobern. Im Gegensatz zu einem Wähler muss er nicht mehr von ihren Ansichten überzeugt werden. Er steht auch nicht vor der Frage, ob er Jasmins oder Jafars Pläne für das Königreich besser findet.

Und der Sultan steht, wenn wir in dem Bild bleiben, für die republikanische Partei, die dem Bösewicht keinen Widerstand entgegensetzt.

Aber wahrscheinlich ist das eine hemmungslose Überinterpretation. Denn letztendlich ist „Aladdin“ ein buntes Nichts.

Aladdin (Aladdin, USA 2019)

Regie: Guy Ritchie

Drehbuch: John August, Guy Ritchie

mit Will Smith, Mena Massoud, Naomi Scott, Marwan Kenzari, Navid Negahban, Numan Acar, Nasim Pedrad, Billy Magnussen

Länge: 129 Minuten (Wer hat noch einmal behauptet, Kinder könnten heute keine fünf Minuten mehr still sitzen?)

FSK: ab 6 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Aladdin“

Metacritic über „Aladdin“

Rotten Tomatoes über „Aladdin“

Wikipedia über „Aladdin“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Guy Ritchies „Sherlock Holmes: Spiel im Schatten“ (Sherlock Holmes: A Game of Shadows, USA 2011)

Meine Besprechung von Guy Ritchies „King Arthur: Legend of the Sword“ (King Arthur: Legend of the Sword, USA/Australien 2017)


Neu im Kino/Filmkritik: Die „Power Rangers“ retten die Welt vor Rita Repulsa

März 23, 2017

Jason, Kimberly, Billy, Trini und Zack sind fünf Jugendliche in der verschlafenen All-American-Kleinstadt Angel Grove. Teils waren sie schon immer die Außenseiter. Teils haben sie es sich dank unüberlegter Aktionen so in der Schule verscherzt, dass sie jetzt zu den Außenseitern gehören und gemeinsam Nachsitzen müssen.

In einem stillgelegten Bergwerk entdecken sie fünf leuchtende Münzen, die ihnen übermenschliche Kräfte verleihen. Kräfte die sie, wie ihnen Zordon (Bryan Cranston als körperloses Bewusstsein in der Matrix des Raumschiffes) und der Cyborg Alpha 5 (der Sidekick des Films) erklären, zum Wohl der Menschheit einsetzen müssen.

Als erstes müssen sie gegen Rita Repulsa (Elizabeth Banks) kämpfen, die die Erde vernichten will.

Bevor die Power Rangers sich mit ihr kloppen und dabei Angel Grove einer Grundsanierung unterziehen, müssen sie unter der Führung des weißen Jason zu einer schlagkräftigen Truppe werden.

Powers Rangers“ ist der neue Kinofilm mit den bekannten Seriencharakteren, die 1993 bei Fox Kids ihren ersten Auftritt hatten und seitdem, bei verschiedenen Sendern, im Kino, als Game und als Spielzeug, eine wahre Geldquelle für ihren Erfinder Haim Saban sind. Die Kinderserie läuft immer noch im TV. In Deutschland lief die Serie zuerst bei RTL und Super RTL und inzwischen bei Nickelodeon.

Der Kinofilm, der ebenfalls ein jüngeres, eher vorpubertäres Publikum anvisiert, soll jetzt der Auftakt zu einer von der TV-Serie unabhängigen Serie von Kinofilmen sein.

Regisseur Dean Israelite („Project Almanac“) erzählt in seinem zweiten Spielfilm die Origin-Geschichte der Power Rangers recht flott, ohne spürbaren Längen und Überraschungen, aber mit einem humoristischen Unterton, der einem verrät, dass niemand den SF-Trashfilm hundertprozentig ernst nimmt. Besonders Elizabeth Banks hatte erkennbar ihren Spaß als Rita Repulsa. Sie ist eine egomanische Over-the-Top-Bösewichtin, die aus irgendeiner fernen Sagenwelt (oder dem letzten „Flash Gordon“-Film) stammt und die vor allem kleine Kinder als spärlich bekleidete böse Hexe etwas erschrecken will.

Die Power Rangers selbst sind eine bunte Truppe, die keine gesellschaftliche Gruppe vernachlässigt und die sogar – das muss gesagt werden, weil die Macher die Szene in Interviews schon betonen, Malaysia sich (wie schon bei „Die Schöne und das Biest“ [läuft jetzt ungekürzt]) überlegt, wie sie mit dieser Szene umgehen können und man sie leicht überhören kann – eine lesbische Superheldin haben. Das ist für einen Major-Superheldenfilm eine Sensation, die sich darin äußert, dass bei einem Lagerfeuergespräch Yellow Ranger Trini gefragt wird, ob sie nicht „boyfriend problems“ sondern „girlfriend problems“ habe.

So lobenswert es ist, Jugendlichen zu erklären, dass sie sich nicht für ihre Gefühle während der Pubertät schämen müssen, so klein ist dann der Halbsatz, dem man schnell überhören und nicht in seiner ganzen Bedeutung erfassen kann. Die anderen Power Ranger fragen akzeptieren ihre Antwort ohne Nachfragen oder Irritationen. Für den restlichen Film ist Trinis Antwort ebenfalls unwichtig.

Abgesehen von dieser Bemerkung bleibt im Superheldenkosmos dann doch alles beim alten. Immer noch wird die Gruppe von einem weißen Jungen, dem Star des Football Teams, angeführt. Seine Befehle werden von den anderen ohne Diskussion befolgt. Es gibt den Nerd, die Schulschönheit, den Draufgänger und die Beobachterin. Das unterscheidet sich in seiner Zusammensetzung und Gruppendynamik dann kaum von der ebenso bunt zusammengesetzte Besatzung der Original-“Raumschiff Enterprise“-Serie aus den sechziger Jahren.

Fünfzig Jahre später könnte sich auch im Superheldengenre endlich einmal eine Superheldengruppe unter der Führung eines Nicht-Weißen, vielleicht sogar einer Frau, vielleicht sogar einer Lesbe, zusammenfinden. Das wäre dann einmal etwas wirklich Neues.

Das große Finale, bei dem Angel Grove zerstört wird, Blech auf Blech prallt, das wolkenkratzergroße Goldmonster Goldar und seine Herrin Rita Repulsa dazwischen stehen und die Power Rangers und ihre Zords (Mischwesen aus prähistorischen Tieren und Maschine) sie angreifen, sieht dann wie ein herzhaftes Verwenden der Reste und Storyboards aus dem letzten „Transformers“-Film aus.

Produzent Haim Saban hat mit „Power Rangers“ ähnlich langlebige Pläne. Im „Variety“ hat er schon fünf Fortsetzungen angekündigt, die dann bis ungefähr 2030 im Kino gezeigt werden. Es gäbe nämlich einen sechs Filme umspannenden Handlungsbogen.

Ob es dazu kommt, wird sich demnächst an der Kinokasse entscheiden.

Power Rangers (Power Rangers; Saban’s Power Rangers, USA 2017)

Regie: Dean Israelite

Drehbuch: John Gatins (nach einer Geschichte von Matt Sazama, Burk Sharpless, Michele Mulroney und Kieran Mulroney)

mit Dacre Montgomery, Naomi Scott, RJ Cyler, Becky G, Ludi Lin, Bill Hader, Bryan Cranston, Elizabeth Banks

Länge: 124 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Power Rangers“

Metacritic über „Power Rangers“

Rotten Tomatoes über „Power Rangers“

Wikipedia über „Power Rangers“ (deutsch, englisch)