Eine schwüle Sommernacht in Brooklyn – und alle Treffen sich in Sal’s Pizzeria.
Spike Lees dritter Spielfilm und inzwischen ein Klassiker. Eine hysterische Nummernrevue, in der Emotionen und Gegensätze ungebremst aufeinanderkrachen.
„Lee macht im Grunde etwas sehr Mutiges. Er hält seinen eigenen Leuten ihren eigenen Rassismus vor. Erst wenn sie dies erkennen, sind sie in der Lage, anders mit dem Rassismus der Weißen umzugehen, als es das Ende des Films zeigt.“ (Fischer Film Almanach 1990)
„Das Richtige getan hat Lee, indem er einen Film gedreht hat, der seine Dringlichkeit in keinem Augenblick vermeint, ohne deshalb Lösungen mit auf den Weg geben zu wollen. Statt die eine richtige Position zu behaupten, orchestriert Lee virtuos eine Vielzahl von Positionen.“ (Cristina Nord, in Gunnar Landsgesell/Andreas Ungerböck, Hrsg.: Spike Lee, 2006)
mit Danny Aiello, Ossie Davis, Ruby Dee, Richard Edson, Spike Lee, Giancarlo Esposito, Bill Nunn, John Turturro, John Savage, Samuel L. Jackson, Rosie Perez, Martin Lawrence
Drehbuch: Pierre Bismuth, D. V. DeVincentis, Anthony Peckham (Segment „Monument One“)
TV-Premiere. 1976 schuf der US-Künstler Ed Ruscha einen künstlichen Felsen aus Kunstharz und versteckte ihn in der Mojave-Wüste zwischen all den echten Steinen. Im Werkkatalog des bekannten Pop-Art-Künstlers ist das Werk „Rocky II“ nicht gelistet. Aber es gibt eine kurze BBC-Dokumentation darüber. Als Konzeptkünstler Pierre Bismuth davon erfährt, ist seine Neugierde geweckt. Er heuert einen Privatdetektiv an. Er engagiert zwei Drehbuchautoren, die aus dem Stoff eine Filmgeschichte machen sollen. Er inszeniert die Drehbuchentwürfe von Anthony Peckham und D. V. DeVincentis. Und er inszenierte die Doku-Fiktion „Wo ist Rocky II?“, in der er unbekümmert die Grenzen zwischen Fakt, Fiktion und Metafiktion verschwimmen lässt – und wir nach dem Film darüber nachdenken können, ob ein Kunstwerk, das niemand kennt und das niemand sieht, ein Kunstwerk ist.
mit (für „Monument One“) Robert Knepper, Milo Ventimiglia, Richard Edson, Barry O’Rourke, Tania Raymonde, Roger Guenveur Smith, Stephen Tobolowsky
und, als ’sie selbst‘ Michael Scott, Jim Ganzer, D. V. DeVincentis, Anthony Peckham, Mike White, Michael Govan, Philippe Vergne, Eli Broad, Connie Butler, Pierre Bismuth
Regisseur Pierre Bismuth nennt seinen Film „Where is Rocky II?“ „Fake Fiction“ und beim Spiel zwischen verschiedenen Ebenen steht er in der Tradition von „Vergiss mein nicht“ (Eternal Sunshine of the Spotless Mind, USA 2004). Für diesen Film erhielt er, zusammen mit Charlie Kaufman, den Drehbuch-Oscar. Kurz danach erfuhr er durch eine halbstündige BBC-Dokumentation von 1979 über Edward ‚Ed‘ Ruschas Kunstprojekt „Rocky II“, das in Ruschas Werkkatalog nicht gelistet ist. Damals stellte der bekannte Pop-Art-Künstler einen falschen Felsen aus Kunstharz her und versteckte ihn in der Mojave-Wüste. Seitdem ist das Werk verschollen, oder sagen wir ’niemand hat es bewusst gesehen‘. Falls es überhaupt noch existiert.
Für Bismuth ist dieses unauffindbare Kunstwerk der Ausgangspunkt für „Where is Rocky II?“. 2009 fragt er auf einer Ausstellungseröffnung Ruscha nach dem Werk. Der Popart-Künstler gibt eine kryptische Antwort und wünscht viel Spaß bei der Suche. Bismuth, und hier beginnt der Film, der unbekümmert Fakten und Fiktion und Metafiktion miteinander vermischt, beauftragt einen Privatdetektiv mit der Suche. Gleichzeitig befragt Bismuth verschiedene Mitglieder der Kunstwelt nach Ruscha und Rocky II. In diesen Interviews werden ganz konventionell dem Zuschauer Informationen über den Künstler vermittelt; wobei sie vor allem Ruscha als bedeutenden Künstler loben.
Schon in diesen Minuten gibt es mit professionellen Schauspielern inszenierte Szenen, deren Bedeutung und Zusammenhang mit den aktuellen Recherchen unklar ist. Später wird klar, dass das eine Verfilmung des „Drehbuch“, oder genauer der Drehbuchentwürfe und Gedankenspielereien von D. V. DeVincentis und Anthony Peckham ist. DeVincentis ist Autor von „Grosse Pointe Blank“ und „Lady Vegas“. Peckham von „Invictus – Unbezwungen“ und „Sherlock Holmes“. Beide werden in der zweiten Hälfte des Films wichtiger. Bismuth beobachtete sie bei ihren Drehbuchbesprechungen und wie sie gemeinsam eine Geschichte erfinden, die erklären kann, warum Ruscha den riesigen falschen Stein herstellte und vor der Öffentlichkeit versteckte. Es ist eine wahre Räuberpistole, die selbstverständlich von vorne bis hinten erstunken und erlogen ist.
Dieses von Pierre Bismuth angestoßene und inszenierte Spiel macht Spaß, auch wenn die zweite Hälfte des Films schwächer als die erste ist. Denn das Drehbuch ist einfach zu fantastisch, um auch nur irgendeinen Zusammenhang mit dem wahren Ed Ruscha zu haben. Dieser Teil des Spiels zwischen Fakten und Fiktion und wie Autoren Geschichten aufbauen, gerät außerdem arg platt und vorhersehbar in den bekannt-bewährten Hollywood-Erzählkonventionen, über die entweder gesprochen oder deren Anwendung in „Monument One“ (der Verfilmung des Drehbuchs von DeVincentis und Peckham) gezeigt wird.
Dabei hätte wenigstens ich gerne mehr über Ed Ruscha und Rocky II erfahren. Aber da belässt es Bismuth bei den wenigen, in dieser Besprechung in den ersten Zeilen zusammengefassten Fakten, die natürlich auch Fiktion sein könnten. Denn die Kunstszene macht gerne bei einem kleinem Spaß mit.
Dabei gibt es Ed Ruscha und auch die BBC-Dokumentation, aus der im Film einige Ausschnitte gezeigt werden, wirklich.
Where is Rocky II? (Where is Rocky II?, USA 2016)
Regie: Pierre Bismuth
Drehbuch: Pierre Bismuth, D. V. DeVincentis, Anthony Peckham (Segment „Monument One“
mit (für „Monument One“) Robert Knepper, Milo Ventimiglia, Richard Edson, Barry O’Rourke, Tania Raymonde, Roger Guenveur Smith, Stephen Tobolowsky
und, als ’sie selbst‘ Michael Scott, Jim Ganzer, D. V. DeVincentis, Anthony Peckham, Mike White, Michael Govan, Philippe Vergne, Eli Broad, Connie Butler, Pierre Bismuth
Drehbuch: Michael Meredith, Wim Wenders (nach einer Geschichte von Wim Wenders und Scott Derrickson)
Los Angeles: Ein paranoider Vietnam-Veteran und seine zwanzigjährige, idealistische Nichte machen sich, um ein Verbrechen aufzuklären, auf den Weg nach Osten.
Nach dem doch arg verkünstelten „Am Ende der Gewalt“ und „The Million Dollar Hotel“ und etlichen sehenswerten Dokumentarfilmen kehrte Wenders mit „Land of Plenty“ zum quasi frei improvisiertem Film mit geringem Budget und großer Neugierde auf Land und Leute zurück zum Spielfilm. „Land of Plenty“ ist eine Bestandsaufnahme der Post-9/11-USA.
„Sein subtiles, in angemessen spröden Bilder fotografiertes Road Movie ist voller leiser Trauer über den Verlust von Werten, den Wandel von Gerechtigkeit in Selbstgerechtigkeit, die Verlorenheit von Menschen in einem komplexen System.“ (Lexikon des Internationalen Films)
Davor, um 20.15 Uhr, und danach, um 23.55 Uhr, läuft sein wunderschön musikalischer Dokumentarfilm „Buena Vista Social Club“.
Mit John Diehl, Michelle Williams, Richard Edson, Wendell Pierce, Shaun Toub, Burt Young
Eine schwüle Sommernacht in Brooklyn – und alle Treffen sich in Sal’s Pizzeria.
Spike Lees dritter Spielfilm und inzwischen ein Klassiker.
„Lee macht im Grunde etwas sehr Mutiges. Er hält seinen eigenen Leuten ihren eigenen Rassismus vor. Erst wenn sie dies erkennen, sind sie in der Lage, anders mit dem Rassismus der Weißen umzugehen, als es das Ende des Films zeigt.“ (Fischer Film Almanach 1990)
„Das Richtige getan hat Lee, indem er einen Film gedreht hat, der seine Dringlichkeit in keinem Augenblick vermeint, ohne deshalb Lösungen mit auf den Weg geben zu wollen. Statt die eine richtige Position zu behaupten, orchestriert Lee virtuos eine Vielzahl von Positionen.“ (Cristina Nord, in Gunnar Landsgesell/Andreas Ungerböck, Hrsg.: Spike Lee, 2006)
mit Danny Aiello, Ossie Davis, Ruby Dee, Richard Edson, Spike Lee, Giancarlo Esposito, Bill Nunn, John Turturro, John Savage, Samuel L. Jackson, Rosie Perez, Martin Lawrence