TV-Tipp für den 19. Dezember: Swimming with Men

Dezember 19, 2019

Servus TV, 20.15

Swimming with Men (Swimming with Men, Großbritannien 2018)

Regie: Oliver Parker

Drehbuch: Aschlin Ditta

TV-Premiere der britischen Version der Geschichte über einen Mann, der in der Midlife-Crisis steckt und sich einem Team von Synchronschwimmern anschließt. Die Freizeitschwimmer wollen bei der Synchronschwimmer-Weltmeisterschaft teilnehmen. Ihre Chancen für einen Platz auf dem Siegerpodest sind zwischen null und kaum vorhanden.

Feelgood-Film in der „Ganz oder gar nicht“-Tradition. Die Kritik reagierte unterkühlt: vorhersehbare und nur leidlich unterhaltsame Komödie“ (Lexikon des internationalen Films)

mit Rob Brydon, Adeel Akhtar, Daniel Mays, Jim Carter, Rupert Graves

Wiederholung: Freitag, 20. Dezember, 00.40 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Swimming with Men“

Wikipedia über „Swimming with Men“


Neu im Kino/Filmkritik: Bruuuce!, dein größter Fan ist „Blinded by the light“

August 23, 2019

Javed ist ein ganz gewöhnlicher Jugendlicher. Er wächst in Luton, einer wenige Kilometer nördlich von London liegenden Stadt, auf. Er schlägt sich mit den typischen Pubertätsproblemen zwischen Schule und erster Liebe herum. Er wird den den örtlichen Faschos durch die Straßen gejagt und sein Vater hat genaue Vorstellungen, was er jetzt und später tun soll.

Javed möchte dagegen ein Schriftsteller werden. Das ist ein Beruf, den sein pakistanischer Vater, ein Arbeiter und patriarchalisch-konservatives Familienoberhaupt, nicht als Beruf anerkennt. Gleichzeitig sucht Javed nach seiner Position in der Gesellschaft als Einwandererkind, das zwischen zwei Kulturen und Ansprüchen zerrissen ist. Er fragt sich, wie englisch er sein soll und was ist überhaupt englisch?

Als er sich eine Musikkassette mit der Musik von Bruce Springsteen, die er von einem Mitschüler erhielt, anhört, glaubt er, dass Bruce Springsteen ihn genau versteht und direkt zu ihm redet. Das was Springsteen über seine Heimat Asbury Park, New Jersey, und sein Leben und seine Gefühle singt, ist sein Leben in Luton.

Er pflastert sein Zimmer mit Springsteen-Plakaten, verändert seine Kleidung und Frisur und will alle von Springsteen überzeugen.

Er möchte in der Schulzeitung über Springsteen schreiben. Die schnöseligen Schülerzeitungsredakteure sind davon nicht begeistert.

Er will im Schulradio Springsteen-Songs spielen. Die hippen, trendbewussten Radiomacher lehnen das empört ab. Springsteen sei – der Film spielt 1987 – Schnee von gestern. Und so unrecht haben sie nicht. Denn nach dem Megaerfolg von „Born in the U. S. A.“ (1984) war „Tunnel of Love“ (1987) eine Enttäuschung. „Lucky Town“ und „Human Touch“, die fünf Jahre später (und damit nach der Filmgeschichte) erschienen, waren nicht viel besser. Außerdem hat der Songwriter-Rock von Bruce Springsteen nichts mit den damals angesagten britischen Bands zu tun.

Kick it like Beckham“-Regisseurin Gurinder Chadha nimmt in ihrem neuesten Film „Blinded by the Light“ die Musik von Bruce Springsteen als Kommentar zu Javeds Leben. In ihrer warmherzigen, mit viel Zeitkolorit angereicherte Feelgood-Komödie, zeigt sie, wie wichtig ein Musiker (und eine Band) bei der Selbstfindung eines Teenagers sein können. Dieses Erwachsenwerden findet in einer bestimmten Welt – hier ist es das England der Thatcher-Jahre, das Leben der Einwanderer und der Arbeiterklasse – und in Bezug zu anderen Menschen statt. Bei Javed (Viveik Kalra) sind es Springsteen-Fan Roops (Aaron Phagura), sein aktuelle Popmusik spielender Jugendfreund Matt (Dean-Charles Chapman), die gleichaltrige Aktivistin Eliza (Nell Williams), die ihn fördernde Lehrerin Miss Clay (Hayley Atwell; sie ist zu gut, um wahr zu sein), seine Familie (Kulvinder Ghir, Meera Gantatra, Nikita Mehta) und ein Nachbar (David Hayman [bekannt aus der Krimiserie „Der Preis des Verbrechens“] in einer kleinen, aber nicht unwichtigen und sehr sympathischen Rolle).

Immer wieder durchbricht Chadha die realistische Erzählung. Wenn Javed die legendären frühen Springsteen-Songs hört, wird der Film zu einem Music-Clip mit staunenden, singenden und tanzenden Menschen und Texteinblendungen, die auch den Nicht-Die-hard-Springsteen-Fans verraten, um was es in den Songs geht und welche Textteile Javed in dem Moment besonders wichtig sind.

Manchmal wird der Film sogar zu einem Musical, das dann auch den Unterschied zwischen Film und Realität thematisiert. Während Javed text-, aber nicht tonsicher singt und sich dabei komisch bewegt, blicken ihn die anderen Menschen zunächst irritiert an. Auf einem Flohmarkt stimmen sie dann in den Song ein.

Blinded by the Light“ basiert auf den Jugenderinnerungen von Sarfraz Manzoor, der im Film Javed heißt. Manzoor wurde 1971 in Pakistan geboren, kam als Dreijähriger nach England und ist heute ein Journalist (u. a. The Guardian, BBC Radio 4 und Channel 4). Er ist immer noch mit Roops befreundet und sie sind immer noch Springsteen-Fans. Sie beuschten unzählige Konzerte und der Boss (für Nichtfans: das ist Kosename der Fans für Springsteen) kennt sie persönlich. Deshalb war Springsteen auch mit der Verwendung seiner Songs in dem Film einverstanden. Ohne dieses Einverständnis hätte der Film nicht gemacht werden können.

Gurinder Chadhas warmherziges Feelgood-Movie reiht sich in die Reihe von aktuellen Musikfilmen ein, in denen legendäre Musiker und Bands präsentiert werden. „Bohemian Rhapsody“ (über Freddie Mercury und Queen) und „Rocketman“ (über Elton John) sind Biopics, die sich mehr oder weniger viele künstlerische Freiheiten nehmen. „Yesterday“ (über die Beatles) ist eine Was-wäre-wenn-Fantasie. Und „Blinded by the Light“ ist eine Coming-of-Age-Geschichte, die ohne die Musik von Bruce Springsteen nicht funktionieren würde.

Blinded by the Light (Blinded by the Light, USA 2019)

Regie: Gurinder Chadha

Drehbuch: Paul Mayeda Berges, Gurinder Chadha, Sarfraz Manzoor

LV: Sarfraz Manzoor: Greetings from Bury Park: Race, Religion and Rock’n’Roll, 2007

mit Viveik Kalra, Kulvinder Ghir, Meera Ganatra, Aaron Phagura, Dean-Charles Chapman, Nikita Mehta, Nell Williams, Tara Divina, Rob Brydon, Frankie Fox, Hayley Atwell, Sally Phillips, David Hayman

Länge: 118 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Blinded by the Light“

Metacritic über „Blinded by the Light“

Rotten Tomatoes über „Blinded by the Light“

Wikipedia über „Blinded by the Light“ (deutsch, englisch)

Ein Gespräch mit Gurinder Chadha über den Film

Ein Gespräch mit Gurinder Chadha, Sarfraz Manzoor und Viveik Kalra über den Film


Neu im Kino/Filmkritik: „The Huntsman & The Ice Queen“ und seine große Liebe

April 7, 2016

Am Ende der neuesten Schneewittchen-Verfilmung „Snow White and the Huntsman“ war die böse Königin vernichtet und alle lebten glücklich bis an ihr Lebensende. Aber der Film war an der Kinokasse so erfolgreich, dass Hollywood über ein weiteres Abenteuer, das in dieser Welt spielt, nachdachte. Immerhin war da noch der Huntsman. Eigentlich eine Nebenfigur, aber von Chris Hemsworth sympathisch zupackend gespielt als unerschrockener Abenteurer, Fährtensucher und Jäger, der immer noch seiner großen Liebe hinterhertrauert. So eine Art Indiana Jones aus der Märchenwelt. Also wurde eine Geschichte um ihn herum geschrieben. Charlize Theron, die die böse Königin Ravenna spielte, ist auch wieder dabei und deshalb spielt „The Huntsman & The Ice Queen“ (der Originaltitel ist „The Huntsman: Winter’s War“) bournesk vor und auch nach „Snow White and the Huntsman“.

Es beginnt mit den Schwestern Ravenna (Charlize Theron) und Freya (Emily Blunt). Freya verliebt sich. Ravenna duldet das nicht und zerstört diese Beziehung. Freya zieht sich hasserfüllt in den Norden zurück und wird zur titelgebenden Eiskönigin (Ice Queen). Sie errichtet ein Schreckensregime, in dem sie Kinder zu unerschrockenen Soldaten, oder im Filmduktus Huntsmen, ausbildet. Liebe ist in ihrem Reich verboten. Denn warum sollen ihre Untertanen etwas haben, was sie nicht hat? Trotzdem verlieben sich Eric (Chris Hemsworth) und Sara (Jessica Chastain), ihre beiden besten Huntsmen, ineinander.

Freya trennt das Liebespaar. Zuerst durch eine Eiswand, durch die Eric sehen muss, wie Sara getötet wird. Er selbst wird zum Sterben in einen reißenden Fluss geworfen.

Eric überlebt das kalte Gewässer und schlägt sich fortan in wärmeren Gefilden, trauernd um den Verlust seiner großen Liebe, als Trunkenbold durch.

Einige Jahre später und nach den Ereignissen von „Snow White and the Huntsman“ lebt Eric friedlich in einer Hütte am See.

Als Snow White (nur Off Screen) den gefährlichen Zauberspiegel an einen sicheren Ort bringen will, verschwindet dieser. Eric soll ihn finden. Bei seiner Suche trifft er seine totgeglaubte große Liebe Sara wieder (Ihr habt doch nicht ernsthaft geglaubt, dass sich Jessica Chastain nach zehn Minuten aus dem Film verabschiedet?) und beide müssen erkennen, dass Freya sie durch die Eiswand eine Lüge sehen ließ. Während sie versuchen, sich über ihre Gefühle klar zu werden, suchen sie gemeinsam mit einigen kleinwüchsigen Gefährten, die auf der Reise zu ihnen stoßen, den Spiegel, der eine Spur der Verwüstung nach sich zieht.

Zur gleichen Zeit fällt Freya mit ihren Soldaten auf ihrem Eroberungsfeldzug in das Land ein.

Während „Snow White and the Huntsman“ eine durchaus unterhaltsame, aber auch etwas lang geratene Neuinterpretation des bekannten Märchens war, erzählt „The Huntsman & The Ice Queen“ eine vollkommen neue Geschichte, die in der bekannten Fantasy-Welt spielt. Mit etlichen bekannten Charakteren. Trotzdem ist Cedric Nicolas-Troyans Regiedebüt (er war für die visuellen Effekte bei „Snow White and the Huntsman“ verantwortlich) immer dann am gelungensten, wenn er sich nicht auf die Geschichte des Vorgängers und die ebenso verworrenen wie nebensächlichen Palastintrigen (die uns auch in anderen Fantasy- und Ritterfilmen langweilen), sondern auf die Abenteuergeschichte konzentriert. Also die gefährliche Suche nach dem Spiegel, die turbulente Beziehung zwischen Eric und Sara und den Zwergen, die für den nötigen Humor sorgen. Das Ganze spielt, wie schon der Vorgänger, in einer märchenhaft Welt, die zu großen Teilen, durchaus beeindruckend, von Mister PC erschaffen wurde.

The Huntsman and the Ice Queen - Plakat

The Huntsman & The Ice Queen (The Huntsman: Winter’s War, USA 2016)

Regie: Cedric Nicolas-Troyan

Drehbuch: Evan Spiliotopoulos, Craig Mazin (nach Figuren von Evan Daugherty)

mit Chris Hemsworth, Charlize Theron, Emily Blunt, Jessica Chastain, Nick Frost, Sam Claflin, Rob Brydon, Sheridan Smith, Alexandra Roach

Länge: 114 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „The Huntsman & The Ice Queen“

Metacritic über „The Huntsman & The Ice Queen“

Rotten Tomatoes über „The Huntsman & The Ice Queen“

Wikipedia über „The Huntsman & The Ice Queen“