Neu im Kino/Filmkritik: Nicolas Cage ist im „Dream Scenario“ gefangen

März 23, 2024

Paul Matthews (Nicolas Cage) ist ein ganz gewöhnlicher, unauffälliger, biederer, glücklich verheirateter Familienvater, studierter Naturwissenschaftler und Collegeprofessor an einer absolut okayen Schule. Nichts an ihm ist außergewöhnlich. Alles ist durchschnittlicher Durchschnitt. Bis eine frühere Freundin in einen Artikel über sein Auftauchen in ihren Träumen schreibt. Danach sagen immer mehr Menschen, die ihn vorher noch nie gesehen haben, dass er seit einiger Zeit auch in ihren Träumen auftaucht. Egal was in den Träumen passiert, er steht einfach nur so da und beobachtet alles teilnahmslos. Das entfaltet bei Katastrophen und ungewöhnlichen, nur in der Fantasie möglichen Ereignissen natürlich eine absurde Komik, die Regisseur Kristoffer Borgli („Sick of Myself“) weidlich ausnutzt. Gleichzeitig schildert er, ebenfalls mit einem Gespür für die komischen und absurden Sollburchstellen, wie sich Pauls Leben verändert. Plötzlich ist er ein weltweites Phänomen. Alle wollen mit ihm reden, ein Selfie machen und Ratschläge erhalten. Eine Agentur möchte ihn gewinnbringend vermarkten.

Alles ist perfekt, bis er beginnt, sich in den Träumen der Menschen anders zu verhalten. Als erstes erzählt ihm die junge Assistentin der Agentur davon. Sie kennt ihn aus ihren Träumen als Sexmonster. In anderen Träumen mordet er. Seine Schüler haben, weil er in ihren Träumen schlimme Dinge tat, plötzlich Angst vor ihm. Sie wollen seine Kurse nicht mehr besuchen. Die Schulleitung möchte die Sorgen und Ängste ihrer Schüler berücksichtigen. Und Paul, der nichts getan hat, ist plötzlich das Opfer in einem kafkaeskem Cancel-Culture-Alptraum.

Dream Scenario“ ist eine köstliche, wundervoll reduziert und unaufgeregt inszenierte Schwarze Komödie über einen Mann, der berühmt wird, weil er plötzlich in jedem Traum auftaucht. Was am Anfang wie ein absurder Gag wirkt, entwickelt sich zu einem globalen Alptraum. Mit einigen Seitenhieben gegen die Cancel Culture, etwas Mediensatire und einem etwas unbefriedigendem Ende. 

Das unbestrittene Highlight in Borglis deprimierend unterhaltsamer Komödie ist Nicolas Cage. Er spielt diesen biederen, absolut durchschnittlichen Collegeprofessor, der plötzlich berühmt wird, sehr überzeugend und sehr reduziert als einen von der Situation überforderten Jedermann, an den sich niemand erinnert und der in einer Menschenmasse nicht auffällt.

Dream Scenario (Dream Scenarion, USA 2023)

Regie: Kristoffer Borgli

Drehbuch: Kristoffer Borgli

mit Nicolas Cage, Julianne Nicholson, Michael Cera, Tim Meadows, Dylan Baker, Dylan Gelula

Länge: 102 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Moviepilot über „Dream Scenario“

Metacritic über „Dream Scenario“

Rotten Tomatoes über „Dream Scenario“

Wikipedia über „Dream Scenario“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Kristoffer Borglis „Sick of myself“ (Syk Pke, Norwegen 2022)


Neu im Kino/Filmkritik: „Mean Girls – Der Girls Club“ singt und tanzt

Januar 30, 2024

Nach einigen Tagen „Warum soll ich die Couch für das Bett verlassen? Ich will schlafen. Ich habe keinen Hunger. Aus dem Weg, das WC ist besetzt!!!“ und übelkeitsbedingt ignorierten Fantasy Filmfest White Nights bin ich jetzt in der richtigen Stimmung für die „Mean Girls – Der Girls Club“.

Mean Girls – Der Girls Club“ ist die Verfilmung des Musicals „Mean Girls“. Dieses ist die Bühnenversion des 2004 entstandenen Spielfilms „Girls Club – Vorsicht bissig!“ (Mean Girls). Und Tina Fey, die das Drehbuch für den ursprünglichen Film und das 2017 entstandene Musical schrieb, schrieb jetzt das Drehbuch für den aktuellen Film.

Die sechzehnjährige Cady Heron ist neu an der North Shore High School. Davor lebte sie in Afrika. Ihre Mutter, einer Umweltwissenschaftlerin, unterrichtete sie. Jetzt muss Cady sich an die Zivilisation gewöhnen (das geht problemlos) und durch die alltägliche Hölle einer US-amerikanischen Schule navigieren. Dazu gehört auch die Wahl der richtigen Clique. Also ob sie zu den von Regina angefühten, nur auf den äußeren Schein bedachten „Plastics“ oder zu den Außenseitern Janis und Damian gehören will.

Es geht darum, wie Cady sich einlebt, wie sie bei den „Plastics“ aufgenommen wird, sich mit ihnen, uh, zerstreitet und in Aaron Samuels, Reginas Ex, verliebt. Daraus ergibt sich eine Ansammlung von auch aus anderen High-School-Filmen bekannten Standard-Situationen. Die Hackordnung an der Schule wird beschrieben und als gegeben hingenommen als Basis für harmlose Scherze.

Die Gesangseinlagen und ihre die Story und die Gefühle der Figuren illustrierende Inszenierung gefallen.

Die im Trailer prominent gezeigten bekannten Schauspieler, wie Jon Hamm und Tina Fey, haben im Film nur Nebenrollen, die kaum mehr als etwas größere Cameos sind. Das überrascht jetzt nicht wirklich bei einem Musical für Teenager, das nicht als Musical beworben wird.

Mean Girls – Der Girls Club“ ist durchaus spaßige, insgesamt harmlose Musical-Unterhaltung für pubertierende Mädchen, die immer an der schönen Oberfläche verharrt.

Für mich ist, wenn wir bei Musicals bleiben, die am 8. Februar startende Musical-Version von „Die Farbe Lila“ interessanter.

Mean Girls – Der Girls Club (Mean Girls, USA 2024)

Regie: Samantha Jayne, Arturo Perez Jr.

Drehbuch: Tina Fey (basierend auf ihrem Musical, basierend auf ihrem Spielfilm)

mit Angourie Rice, Auliʻi Cravalho, Reneé Rapp, Jaquel Spivey, Avantika, Bebe Wood, Christopher Briney, Jenna Fischer, Busy Philipps, Ashley Park, Jon Hamm, Tina Fey, Tim Meadows

Länge: 113 Minuten

FSK: ab 6 Jahre

Hinweise

Moviepilot über „Mean Girls – Der Girls Club“

Metacritic über „Mean Girls – Der Girls Club“

Rotten Tomatoes über „Mean Girls – Der Girls Club“

Wikipedia über „Mean Girls – Der Girls Club“ (deutsch, englisch)