„Piss in den Wind“ ist nicht gerade der Roman, den man von Buddy Giovinazzo erwartet. In seinen bisherigen Romanen waren Gangster, Dealer und Junkies die Protagonisten. Es war die „Poesie der Hölle“ in „Cracktown“, der „Broken Street“ und auch am „Potsdamer Platz“ (so die Titel seiner bisherigen Romane). Daneben drehte er auch etliche Filme. Seine amerikanischen bewegten sich im Unterschicht- und Kriminellenmilieu seiner Romane; seine deutschen sind vorzügliche TV-Beiträge für den „Tatort“, „Polizeiruf 110“ und „Wilsberg“.
„Piss in den Wind“, sein neuester Roman, der wieder einmal zuerst auf Deutsch erschien, ist dagegen ein waschechter Noir. Universitätsdozent James Gianelli ist, abgesehen von seiner Eifersucht und seiner Zuneigung zu seinen Studentinnen, ein ganz normaler Mann, bis ihn seine derzeitige Freundin verlassen will und er einen Blackout hat. Danach wacht er neben ihrer Leiche auf und weil nur ein Mann als Täter in Frage kommt, lässt er ihre Leiche und ihr Auto verschwinden. Ihren Freunden erzählt er, dass er keine Ahnung hat, wo sie ist. Er scheint mit seiner Lüge durchzukommen.
Auf einem seiner Streifzüge mit dem Fotoapparat sieht er, wie vier Männer die Leiche einer ermordeten Prostituierten aus dem Meer bergen. Er fotografiert sie. Kurz darauf taucht ihr Geist bei ihm auf. Gianelli weiß zwar, dass Dominique nur ein Geist ist, aber sie ist auch die Frau seiner Träume. Denn im Gegensatz zu seinen vorherigen Freundinnen widerspricht sie ihm nicht, er kann sie ganz nach seinen Wünschen formen und sie wird ihn auch niemals für einen anderen Mann verlassen. Aber auch ein Geist ist nicht vollkommen willenlos.
„Piss in den Wind“ ist ein Noir, der wohlige Erinnerungen an die klassischen Noirs, die Werke von James M. Cain, Cornell Woolrich, David Goodis und auch Jim Thompson weckt. Vor ihnen muss Buddy Giovinazzo sich wahrlich nicht verstecken. Auch wenn sein Ende nicht gar so düster ausfällt.
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Buddy Giovinazzo: Piss in den Wind
(übersetzt von Ango Laina und Angelika Müller)
pulp master, 2011
256 Seiten
13,80 Euro
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„Originalausgabe“
Caution to the winds
2009 (noch ohne amerikanischen Verlag)
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Hinweise
Wikipedia über Buddy Giovinazzo (deutsch, englisch)
Krimi-Couch über Buddy Giovinazzo
One Road.Endless Possibilities: Interview mit Buddy Giovinazzo (21. Februar 2011, deutsch)
Meine Besprechung von Buddy Giovinazzos “Cracktown” (Life is hot in Cracktown, 1993)
[…] Meine Besprechung von Buddy Giovinazzos “Piss in den Wind” (Caution to the winds, 2009) […]
[…] gehts nimmer. Und noch dazu ist “Piss in den Wind” von Autor Buddy Giovinazzo so wunderbar munter erzählt, dass es sich locker wegliest. Schwarzer Humor vom Feinsten – […]
[…] Meine Besprechung von Buddy Giovinazzos “Piss in den Wind” (Caution to the Winds, 2009) […]
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Ich kenne nur den Roman „Cracktown“, wo der Autor nicht gerade mit Kritik an den Reichen spart und für schwache Gemüter ist der wirklich gute Roman auch nicht zu empfehlen.