Neu im Kino/FIlmkritik: Wegen des großen Erfolgs präsentieren wir „96 Hours – Taken 2“

Oktober 11, 2012

Als vor vier Jahren „96 Hours“ (deutscher Titel, der französische Originaltitel und der internationale Titel sind „Taken“) in den Kinos anlief, gab es zwei Überraschungen. Ersten spielte der inzwischen Sechzigjährige Liam Neeson („Schindlers Liste“) in einem Actionkracher die Hauptrolle, zweitens war „96 Hours“ ein wirklich ansehbarer Film aus der Luc-Besson-Filmfabrik, die ihr Geld mit französischen Interpretationen bekannter Filmplots macht, und die als typische B-Picture-Firma gar nicht auf Filmkritiken achtet. Denn: Hauptsache, dem jugendlichen Publikum gefällt es.

In „96 Hours“ wird in Paris Kim (Maggie Grace), die Tochter des Ex-Geheimagenten Bryan Mills (Liam Neeson), entführt. Er macht sich auf den Weg. Weil er nur 96 Stunden Zeit hat, sie zu finden (dann wird sie von der bestialischen albanischen Menschenhändlermafia in irgendwelche finsteren Bordelle verschleppt), nimmt er keine Rücksichten. Er hinterlässt eine Spur von Leichen und kann seine Tochter retten.

In „96 Hours – Taken 2“ beschließt der Albaner Murad (Rade Serbedzija) sich an Bryan Mills dafür zu rächen. Mills will in Istanbul mit seiner Frau Lenore (Famke Janssen) und seiner Tochter einige ruhige Tage verbringen. Murad will die ganze Familie entführen, foltern und töten.

Dass das eine ganz dumme Idee, hätte er sich eigentlich schon am Grab von seinem Sohn denken können. Schon die Entführung läuft nicht nach Plan ab. Er kann zwar Mills und dessen Frau entführen. Aber Kim kann im Hotel den Häschern entkommen und wird von ihrem Vater telefonisch (Merke: ein Zweithandy im Schuhwerk ist Gold wert.) mittels gut platzierter Handgranaten (Merke: weil der Schall sich mit einer bestimmten Geschwindigkeit bewegt, können wir so unseren Standort feststellen.) zu dem Versteck geführt. Danach erhält sie eine unorthodoxe Fahrstunde, bei der sie Dutzende Polizeiautos schrotten darf, während ihr Vater und die Verfolger wild um sich schießen.

Wieder stapeln sich die Leichen der Bösewichter (die eine ungute Tendenz haben, immer in die Schussbahn zu laufen) und weil Murad mit Mills‘ Frau entkommen konnte, kennt der Ex-CIA-Mann, wieder einmal, keine Gnade.

96 Hours – Taken 2“ erzählt die Geschichte von „96 Hours“ in den Details ziemlich gewitzt weiter und und gerade am Anfang lässt Regisseur Olivier Megaton („Transporter 3“, „Colombiana“) sich erstaunlich viel Zeit für die Charaktere, ihre Motive und ihre Beziehungen zueinander. Das gibt dem von Rachsucht getriebenem Murad sogar ein nachvollziehbares Motiv für seine Taten und zwei Dialoge mit Bryan Mills darüber. Das ist mehr als im ersten Film, wo die Bösewichter nur Kanonenfutter waren. Es gibt viel Action mit Schießereien, Faustkämpfen, Laufereien über Dächer und einer exzessiven Autoverfolgungsjagd, die von Megaton allerdings so modisch zerschnipselt werden, dass man höchstens die Hälfte mitbekommt und sich, mal wieder, über die mangelhafte Würdigung der Arbeit der Stuntmen ärgert.

Und mit neunzig Minuten ist der Film so kurz, dass keine Langeweile aufkommt, wenn Mills bei seiner Familienzusammenführung halb Istanbul zerstört.

Die große Überraschung des ersten Teils ist allerdings weg. Während wir da noch zweifelten, ob Mills der Aufgabe gewachsen ist, wissen wir jetzt, dass Mills unbesiegbar und für alle Eventualitäten gerüstet ist.

Aber „96 Hours – Taken 2“ ist ein ordentliches B-Picture mit viel Action, wenig Logik (Handgranaten im Stadtzentrum. Ein Bösewicht, der dem Helden alle Möglichkeiten zur Flucht lässt. Handlanger, die anstatt ihre Geisel zu bewachen, Fußball gucken), einigen guten Sprüchen und guten Schauspielern.

In den USA war der Film letzte Woche, mit großem Abstand, auf dem ersten Platz der Kinocharts. Ebenso in Frankreich, England, Irland und Australien. Und damit dürfte die Frage, ob es einen dritten „Taken“-Film gibt, beantwortet sein (und Drehbuchautor Robert Mark Kamen bestätigt das schon). Ich hoffe nur, dass die Macher sich dann eine Geschichte einfallen lassen, die die Stärken der ersten beiden „Taken“-Filme bewahrt, ohne die gleiche Geschichte noch einmal zu erzählen, nur dass dann, nach Tochter („Taken“) und Frau und Tochter („Taken 2“), Frau, Tochter und Freund entführt werden. Und etwas logischer könnte es auch sein.

96 Hours – Taken 2 (Taken 2, Frankreich 2012)

Regie: Olivier Megaton

Drehbuch: Luc Besson, Robert Mark Kamen

mit Liam Neeson, Maggie Grace, Famke Janssen, Rade Serbedzija, Luke Grimes, D. B. Sweeney

Länge: 91 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Englische Homepage zum Film

Deutsche Homepage zum Film

Film-Zeit über „96 Hours – Taken 2“

Metatcritic über „96 Hours – Taken 2“

Rotten Tomatoes über „96 Hours – Taken 2“

Wikipedia über 96 Hours – Taken 2“ (deutsch, englisch, französisch)

Collider: Interviews zum Film mit Liam Neeson, Famke Janssen und Olivier Megaton

Hollywood.com: Interview mit Robert Mark Kamen zum Film und zu „Taken 3“


TV-Tipp für den 11. Oktober: Blindes Vertrauen

Oktober 11, 2012

ZDF, 20.15

Blindes Vertrauen (USA 2010, R.: David Schwimmer)

Drehbuch: Andy Bellin, Robert Festinger

Im Netz gerät die 14-jährige Annie an einen Pädophilen, der sie auch zum Sex verführt. Ihre liberal-liebevollen Eltern versuchen mit der Tat umzugehen.

Dank des guten Drehbuchs, der guten Schauspieler und der zurückhaltenden Regie zeigt „Trust – Die Spur führt ins Netz“ eindrucksvoll und nachhaltig, was ein Missbrauch für die Betroffenen bedeutet, wie hilflos sie sind und man hört die „Es war Liebe“-Bekundungen von älteren Männern mit Minderjährigen mit anderen Ohren.

Ein zum Nachdenken anregendes Drama.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Clive Owen, Catherine Keener, Liana Liberato, Jason Clarke, Noah Emmerich, Viola Davis

auch bekannt als „Trust – Die Spur führt ins Netz“ (DVD-Titel)

Hinweise
Wikipedia über „Trust“ (deutsch, englisch)
Rotten Tomatoes über „Trust“
Collider Interview mit David Schwimmer über „Trust“ (30. März 2011)

BBC: Interview mit David Schwimmer über “Trust” (8. Juli 2011)

Meine Besprechung von „Trust – Die Spur führt ins Netz“ (Trust 2010)


Verlosung: Wer will den „Schüren Filmkalender 2013“?

Oktober 10, 2012

Das könnte ein Weihnachtsgeschenk für den Filmfan werden. Auch wenn es noch einige Tage bis Weihnachten und dann bis zum nächsten Jahr sind; – natürlich nur, wenn es den für 2012 angekündigten Weltuntergang nicht doch noch gibt.

Jedenfalls habe ich zwei Exemplare vom „Schüren Filmkalender 2013“, den ich schon vor einigen Tagen abfeierte, bekommen und darf sie unter den cinephilen „Kriminalakte“-Lesern verlosen.

Die Verlosung läuft in den gewohnten Bahnen ab:

Schickt eine E-Mail mit dem Betreff „Verlosung“ und einer deutschen Postadresse an info@axelbussmer.de

Einsendeschluss ist Mittwoch, der 17. Oktober, um 23.59 Uhr, zur Geisterstunde stürzt die Glücksfee mit dem seltsamen Gebiss sich auf die Einsendungen und am Donnerstag werden die beiden Gewinner benachrichtigt.

Daniel Bickermann (Hrsg.): Schüren Filmkalender 2013

Schüren, 2012

208 Seiten

9,90 Euro


Neu im Kino/FIlmkritik: Martina Gedeck rennt gegen „Die Wand“

Oktober 10, 2012

Respekt und auch Ehrfurcht vor der literarischen Vorlage sind, im ersten Moment, nichts schlechtes. Immerhin kennen wir genug Verfilmungen, bei denen die Macher in Interviews großmundig erzählen, wie sehr sie der Roman beeindruckte, und dann erzählen sie eine vollkommen andere Geschichte oder es gelingt ihnen erfolgreich, all die wirklich gelungenen Momente der Vorlage, aus dem Film zu tilgen. Manchmal folgen sie auch der Vorlage und verkehren durch die Art der Inszenierung die Aussage in das Gegenteil.

Bei einer bekannten Vorlage, egal ob Literaturklassiker, Kultbuch, Bestseller oder Comicverfilmung, wachen dann die Fans mit Argusaugen über die Verfilmung, die vor allem eine Bebilderung der Vorlage sein soll. Jede Abweichung wird, aus Angst vor deren Zorn oder übergroßem Respekt vor dem Autor, ängstlich vermieden – und so gibt es auch keinen wirklich eigenen Zugriff der Macher auf das Material.

Manchmal sagen die Regisseure auch, dass die Vorlage so gut sei, dass sie nichts verändern wollten. Dann übertragen sie einfach das Buch in das Drehbuchformat und bebildern es.

Auch Julian Roman Pölsler (die „Polt“- und Daniel-Käfer-Filme) hat bei seiner Verfilmung von Marlen Haushofers „Die Wand“ (anscheinend ein echter Literaturklassiker, den mir damals mein Deutschlehrer zugunsten von „Der Untertan“ vorenthielt) zu viel Respekt vor dem Roman, dem er sklavisch folgt und Martina Gedeck liest während des zweistündigen Films das halbe Buch vor.

 

Mir war wichtig, möglichst viel aus dem Roman in den Film zu übernehmen – daher auch die Off-Stimme. Ich habe mir die Maxime gesetzt, den Text nur durch Streichungen zu verändern und nichts hinzuzufügen. Nur ein Wort ist geändert.

Julian Roman Pölsler

 

Dazu gibt es Bilder von Martina Gedeck, die meistens mit unbewegtem Gesicht in die Kamera oder die Berglandschaft starrt. Das ist nicht besonders aufregend, lässt einem aber Zeit, sich während des Films Gedanken über die von ihr gespielte Frau und ihr Verhalten zu machen. Denn sie ist einfach zu passiv, wenn sie bemerkt, dass sie nach einer Nacht in einer abgelegenen Berghütte, das Tal nicht mehr verlassen kann. Sie ist von einer unsichtbaren Wand umgeben. Was auf der anderen Seite ist, was in der Nacht passiert ist, erfahren wir nicht – und selbstverständlich können wir uns ausgiebig Gedanken über die verschiedenen Interpretationen ihrer Situation machen: von irgendeiner Science-Fiction-Erklärung über Kalter-Kriegs-Paranoia (der Roman ist von 1963) bis hin zu einem persönlichem Trauma; so ein Locked-In-Syndrom oder ein Koma, in dem wir alles aus ihrer Sicht sehen (neinneinnein, „Life on Mars“ und „Ashes to Ashes“ sind etwas ganz anderes).

Pölsler liefert, wie Marlen Haushofer in ihrem Roman, keine Erklärung. Er zeigt nur, wie die eingeschlossene Frau, die am Anfang wie eine modebewusste, für das Landleben vollkommen ungeeignete Städterin wirkt, ihre Situation klaglos akzeptiert. Sie versucht nicht, sofort die Wand zu überwinden oder ihre Größe festzustellen oder Hilfe herbeizuholen. Stattdessen richtet sie sich umstandslos und ohne erkennbare Probleme auf ihr neues Leben als Bäuerin ein.

Und währenddessen liest Martina Gedeck die von Marlen Haushofer aufgeschriebenen Worte vor, die meistens erklären, was die Bilder gerade zeigen oder genausogut zeigen könnten. Diese Innenansichten eines Charakters sind das natürliche Metier eines Romans oder eines Radiohörspiels. Aber in einem Film langweilt die von der Protagonistin passiv hingenommene Situation zunehmend.

Die Wand (Österreich/Deutschland 2012)

Regie: Julian Roman Pölsler

Drehbuch: Julian Roman Pölsler

LV: Marlen Haushofer: Die Wand, 1963

mit Martina Gedeck, Karl-Heinz Hackl, Ulrike Beimpold, Julia Gschnitzer, Hans-Michael Rehberg, Wolfgang Maria Bauer

Länge: 108 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Die Kinotour zum Film mit Julian Roman Pölsler und Martina Gedeck

Donnerstag, 11.10.: Hamburg – Abaton 20 Uhr

Freitag, 12.10.: Köln – Off-Broadway 20:30 Uhr

Samstag, 13.10.: Frankfurt – Cinema 20:30 Uhr

Sonntag, 14.10.: Karlsruhe – Schauburg 11:00 Uhr

Sonntag, 14.10.: Stuttgart – Delphi Arthaus Kino 19:30 Uhr

Montag, 15.10.: Nürnberg – Cinecitta 19:00 Uhr

(Karten gibt es in den Kinos; das Nutzen des Vorverkaufs könnte eine gute Idee sein)

Hinweise

Homepage zum Film

Film-Zeit über „Die Wand“

Wikipedia über „Die Wand“

Berlinale: Die „Die Wand“-Pressekonferenz


TV-Tipp für den 10. Oktober: Tanz mit einem Mörder

Oktober 9, 2012

Arte, 20.15

Tanz mit einem Mörder (Kanada 1994, R.: Bruce McDonald)

Drehbuch: Bruce McDonald, Don McKellar, John Frizzel

LV: W. P. Kinsella: Dance me outside, 1977 (Kurzgeschichten)

Die Indianer Silas Crow und Frank Fencepost hängen mit Träumen, aber ohne eine Perspektive im Indianerreservat herum. Als Little Margaret Wolfchild ermordet und ihr Mörder bereits nach einem Jahr entlassen wird, wollen sie Blut mit Blut vergelten.

Der Fischer Film Almanach 1996 hält „Tanz mit einem Mörder“ für einen „mitreisenden und außergewöhnlichen Film“.

mit Ryan Black, Adam Beach, Jennifer Podemski, Michael Greyeyes, Hugh Dillon

auch bekannt als „Dance me outside“ (Kinotitel)

Wiederholung: Freitag, 12. Oktober, 03.15 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Arte über „Tanz mit einem Mörder“

Rotten Tomatoes über „Tanz mit einem Mörder“

Wikipedia über „Tanz mit einem Mörder“ (deutsch, englisch)

 


Neu im Kino/FIlmkritik: Keine gute Fremdenverkehrswerbung, aber ein verdammt guter Film: „Nairobi Half Life“

Oktober 9, 2012

Manchmal ist die Geschichte zu einem Film interessanter als der Film.

Bei „Nairobi Half Life“ geht die so: Die Filmproduktonsfirma „One Fine Day Films“, zu deren Gesellschaftern Tom Tykwer („Lola rennt“, demnächst „Der Wolkenatlas“) gehört, will, zusammen mit der Deutsche Welle Akademie, Impulse für den zeitgenössischen afrikanischen Film, der irgendwo zwischen nicht vorhanden und international nicht bekannt schwankt, geben. Dafür geben sie Workshops, in denen Filmprofis in Buch, Regie, Kamera, Produktion, Szenebild, Ton, Schnitt und Schauspiel Workshops abhalten und mit den Teilnehmern Filme drehen.

Der Spielfilm„Nairobi Half Life“ entstand nach einem Ende September 2010 gehaltenem zweiwöchigen Kurs mit 57 Teilnehmern aus fünf afrikanischen Ländern. Sie wurden in sieben verschiedenen Gewerken unterrichtet und drehten Kurzfilme. Nach dem Kurs wählten die Lehrer, Vertreter der DW Akademie, One Fine Day Films und Ginger Ink. aus den Kursteilnehmern die Nachwuchstalente aus, die gemeinsam einen Spielfilm drehen sollten. Sie drehten mit einem offensichtlich arg überschaubarem Budget den Gangsterfilm „Nairobi Half Life“, der aus dem Leben der Beteiligten, ihren Sorgen und Nöten, entstand und aktuelle Probleme Afrikas, hier im Besonderen von Kenia, reflektiert.

Das ist ein ehrenwertes Anliegen und gegen Talentförderung kann niemand ernstlich etwas haben, aber eine Garantie für einen guten Film ist das nicht.

Auch der Filmplot ist auf den ersten Blick altbekannt: ein Junge vom Land geht in die große Stadt. Er will Karriere machen – und wird zum Verbrecher.

Aber Debüt-Regisseur Tosh Gitonga und die Autoren Sehra Mwihaki, Charles ‚Potash‘ Matathia und Samuel Munuene benutzen diese Geschichte nur als roten Faden, um ein ziemlich ernüchterndes Bild von Kenia und der Hauptstadt Nairobi zu zeichnen. Denn Mwas ist ein Sonnyboy, der in seinem Dorf illegal gebrannte DVDs von Hollywood-Blockbustern verkauft und gerne Schauspieler werden möchte. Als eine Theatergruppe aus Kenia bei ihnen auftritt, bemerkt die Gruppe, weil er in einer Pause eine Improvisation macht, sein Talent. Er solle nach Kenia kommen und in Theater vorsprechen.

Kaum in Kenia angekommen, wird Mwas ausgeraubt. Seine Habseligkeiten und die Hehlerware, die er in einem Elektronikladen abgeben sollte, sind weg. Kurz darauf wird er von der Polizei verhaftet. Im Gefängnis lernt er einen Bandenführer kennen, der ihn ins Herz schließt, weil Mwas das Säubern der vollkommen versifften Gefängnistoilette (eine Kloake ist dagegen sauber) in einem Akt des Widerstandes benutzt, um als Sänger zu brillieren.

Während Mwas immer mehr in das Kleingangsterleben abrutscht, verfolgt er allerdings auch seinen Traum weiter und es gelingt ihm im Theater die Hauptrolle in einem systemkritischen Stück zu bekommen. Während der Proben befreundet er sich mit einem aus Nairobis besseren Kreisen kommendem Schauspielerkollegen und es wird immer deutlicher, dass er sich für ein Leben entscheiden muss.

Jetzt hat auch Afrika seine ganz eigene Version von Martin Scorseses „Hexenkessel“ und

Fernando Meirelles/Kátia Lunds „City of God“: ein mitreisendes, hochenergentisch erzähltes Gangsterdrama, das starke Charaktere hat, präzise in seiner Milieuzeichnung ist, auch die gesellschaftlichen und ökonomischen Rahmenbedigungen einbezieht, so auf Missstände aufmerksam macht, ohne in einen larmoyant-anklägerischen Duktus zu verfallen. „Nairobi Half Life“ ist im besten Sinne, großes, unterhaltsames Kino, bei dem wir mit den Charakteren mitfiebern und ihre Handlungen verstehen, auch wenn wir sie nicht gutheißen können.

Tosh Gitonga erzählt seine Geschichte in pointierten Szenen und mit einem Ende, das zum Weiterdenken anregt.

Oft ist der Film eben doch interessanter als die Geschichte hinter dem Film.

Nairobi Half Life (Nairobi Half Life, Kenia/Deutschland 2012)

Regie: Tosh Gitonga

Drehbuch: Sehra Mwihaki, Charles ‚Potash‘ Matathia, Samuel Munuene

mit Joseph Wairimu, Olwenya Maina, Nancy Wanjiku Karanja, Mugambi Nthiga, Paul Ogola, Anthony Ndung’u

Länge: 96 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Die Benefizpremiere ist in Berlin am Mittwoch, den 10. Oktober, um 20.00 Uhr im Kino International mit Tosh Gitonga (Regisseur), Joseph Wairimu (Hauptdarsteller), Tom Tykwer & Sarika Hemi Lakhani (Produzenten One Fine Day Films), Ginger Wilson (Produzentin Ginger Ink) und Marie Steinmann (Initiatorin One Fine Day Films).

Die Kinotour mit dem Regisseur Tosh Gitonga und Hauptdarsteller Joseph Wairimu (wurde beim Durban International Film Festival als bester Hauptdarsteller ausgezeichnet):

Donnerstag, 11. Oktober: Lübeck, Kino Koki, 20:30 Uhr

Freitag, 12. Oktober: Hamburg, Abaton, 20:00 Uhr

Sonntag, 14. Oktober: Oldenburg, Cine k, 11:00 Uhr

Sonntag, 14. Oktober: Bielefeld, Kamera, 19:00 Uhr

Montag, 15. Oktober: Münster, Cinema, 20:00 Uhr

Dienstag, 16. Oktober: Bonn, Bonner Kinemathek, 19:00 Uhr

Mittwoch, 17. Oktober: Köln, Filmforum NRW, 19:00 Uhr

Donnerstag, 18. Oktober: Tübingen, Arsenal Kino, 19:45 Uhr

Freitag, 19. Oktober: Heilbronn, Universum-Arthaus Kinos, 20:00 Uhr

Samstag, 20. Oktober: Freiburg, Kino Koki, 19:30 Uhr (außerdem mit Produzentin Sarika Hemi Lakhani und Projektkoordinatorin Roshanak Khodabakhsh)

Sonntag, 21. Oktober: Stuttgart, Atelier am Bollwerk, 15:30 Uhr

Montag, 22. Oktober: München, City Kinos, 19:00 Uhr

Dienstag, 23. Oktober: Würzburg, Central Programmkino, 18:00 Uhr

Mttwoch, 24. Oktober: Nürnberg, Cinecitta, 20:00 Uhr

Freitag, 26. Oktober: Leipzig, Passage, 19:30 Uhr

Hinweise

Homepage zum Film

Wikipedia über „Nairobi Half Life“

Homepage von One Fine Day Films

Und jetzt gibt es noch ein aktuelles 90-minütiges Gespräch mit Tom Tykwer über das Kino, seine Filme und „Nairobi Half Life“

 


Cover der Woche

Oktober 9, 2012


TV-Tipp für den 9. Oktober: Strangers

Oktober 8, 2012

ZDFneo, 21.40

Strangers (USA 1992, R.: Sidney Lumet)

Drehbuch: Robrt J. Averech, Andrew Mondsheim

Die New Yorker Polizistin Emily Eden soll den Mord an einem jüdischen Diamantenhändler aufklären. Sie quartiert sich im Haus des Rabbis ein und ist zunehmend fasziniert von der Welt der chassidischen Juden.

Weitgehend unterschätzter Thriller, der zwar das Genre nicht erneuert, aber gute Unterhaltung mit Tiefgang bietet. Halt ein typischer Lumet, der bei uns seine Premiere auf Video erlebte.

Was sich in den ersten Szenen als 08/15-Cop-Film ausnimmt, entwickelt sich sehr bald zu einem ungewöhnlichen Krimi.“ (Fischer Film Almanach 1996)

mit Melanie Griffith, Eric Thal, Tracy Pollan, Lee Richardson, John Pankow, James Gandolfini

auch bekannt als „Sanfte Augen lügen nicht“

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Strangers“

Wikipedia über „Strangers“

Mein Nachruf auf Sidney Lumet

Sidney Lumet in der Kriminalakte


DVD-Kritik: Sachdienliche Informationen zu „Inspector Barnaby: Collector’s Box 1“

Oktober 8, 2012

Über „Inspector Barnaby“ muss ich wohl nichts sagen.

Doch!

Gut, also „Inspector Barnaby“ ist eine englische Krimiserie, die auf den Romanen von Caroline Graham basiert. Also nur die ersten spielfilmlangen TV-Filme basieren auf Büchern von Graham. Danach wurden, weil die ersten Folgen sehr erfolgreich liefen, neue Fälle erfunden.

In dem am 23. März 1997 ausgestrahlten, spielfilmlangen TV-Krimi „Tod in Badger’s Drift“ (The Killing at Badger’s Drift), der auf Grahams gleichnamigem Roman basiert, ermittelte Inspector Tom Barnaby (John Nettles) erstmals in der malerischen, typisch britischen Grafschaft Midsomer und weil der TV-Film so erfolgreich war, wurde aus dem Einzelfilm eine Serie. Seinen letzten Fall löste er am 23. Januar 2011. „Fit for Murder“ war sein 81. Fall. Danach übernahm ein Verwandter von Tom Barnaby den Stab der Ermittlungen.

In den Jahren änderte sich aber wenig in der Welt von „Midsomer Murders“, wie die Serie ursprünglich in England hieß (inzwischen wurde auch dort der Titel dem internationalen Titel angeglichen und die Serie heißt jetzt „Barnaby“): alles spielt in einer lauschigen, typisch englischen Grafschaft; es gibt viele sehr skurrile Bewohner; Feindschaften werden liebevoll über Generationen gepflegt; Ausländer, Neger, Drogen (also Heroin und so Zeug) und sexuelle Ausschweifungen (hm, Homosexualität dito) gibt es nicht. Eigentlich ist alles, abgesehen von den Fahrzeugen und den Telefonen, ungefähr wie zu Zeiten von Miss Marple und Hercule Poirot. Halt sehr cozy.

Es gibt meistens mehrere Morde. Oft mit ziemlich ungewöhnlichen Mordinstrumenten und Methoden. Und der Tonfall ist immer mild amüsiert. Vor allem Tom Barnaby scheint die Arbeit nicht sonderlich zu belasten. Naja, einer muss den Job halt erledigen und wenn man noch etwas Spaß dabei haben kann, ist es in Ordnung.

In Deutschland wurden die spielfilmlangen Filme vom ZDF erst mit einer großen Verzögerung und ohne Rücksicht auf die ursprünglichen Reihenfolge ausgestrahlt. Das geht, weil die Fälle nichts miteinander zu tun haben und auch das Privatleben von Inspector Tom Barnaby angenehm ereignislos, also normal, verläuft. Er ist mit Joyce glücklich verheiratet und ihre Tochter wird erwachsen, studiert und beginnt zu arbeiten. An ihr und den von den Polizisten verwandten Computern und Handys zeichnet sich etwas Wandel ab.

Dank der chaotischen ZDF-Ausstrahlungspolitik sind auch auf den von Edel veröffentlichten DVD-Boxen, in denen immer vier Fälle sind, kunterbunt gemischt.

Die jetzt erschienene erste „Collector’s Box“ enthält die ersten fünf „Inspector Barnaby“-DVD-Boxen. Soweit ich es überblicke, änderte sich auch an der Ausstattung der ursprünglichen DVD-Boxen nichs. Es gibt nur ein vierseitiges Booklet bei „Volume 3“. Enthalten sind:

Tod in Badger’s Drift (The Killing at Badger’s Drift, GB 1997, Staffel 1, Episode 1)

Regie: Jeremy Silberston

Drehbuch: Anthony Horowitz

LV: Caroline Graham: The Killing at Badger’s Drift, 1987 (Das Rätsel von Badger’s Drift)

Blutige Anfänger (Written in Blood, GB 1998,Staffel 1, Episode 2)

Regie: Jeremy Silberston

Drehbuch: Anthony Horowitz

LV: Caroline Graham: Written in Blood, 1994 (Blutige Anfänger)

Requiem für einen Mörder (Death of a Hollow Man, GB 1998, Staffel 1, Episode 3)

Regie: Jeremy Silberston

Drehbuch: Caroline Graham

LV: Caroline Graham: Death of a Hollow Man, 1989 (Requiem für einen Mörder)

Ein böses Ende (Death in Disguise, GB 1998, Staffel 1, Episode 5)

Regie: Baz Taylor

Drehbuch: Douglas Watkinson

LV: Caroline Graham: Death in Disguise, 1992 (Ein böses Ende)

Der Schatten des Todes (Death’s Shadow, GB 1999, Staffel 2, Episode 1)

Regie: Jeremy Silberston

Drehbuch: Anthony Horowitz

Der Würger von Raven’s Wood (Strangler’s Wood, GB 1999, Staffel 2, Episode 2)

Regie: Jeremy Silberston

Drehbuch: Anthony Horowitz

Sport ist Mord (Dead Man’s Eleven, GB 1999, Staffel 2, Episode 3)

Regie: Jeremy Silberston

Drehbuch: Anthony Horowitz

Der Mistgabel-Mörder (Judgement Day, GB 2000, Staffel 3, Episode 3)

Regie: Jeremy Silberston

Drehbuch: Anthony Horowitz

Der Fluch von Aspern Tallow (Beyond the Grave, GB 2000, Staffel 3, Episode 4)

Regie: Moira Armstrong

Drehbuch: Douglas Watkinson

Der Garten des Todes (Garden of Death, GB 2000, Staffel 4, Episode 1)

Regie: Peter Smith

Drehbuch: Christopher Russell

Ein Männlein stirbt im Walde (Destroying Angel, GB 2001, Staffel 4, Episode 2)

Regie: David Tucker

Drehbuch: David Hoskins

Der Tote im Kornkreis (The Electric Vendetta, GB 2001, Staffel 4, Episode 3)

Regie: Peter Smith

Drehbuch: Terry Hodgkinson

Die Hexe von Setwale Wood (A Worm in the Bud, GB 2002, Staffel 5, Episode 2)

Regie: David Tucker

Drehbuch: Michael Russell

Glockenschlag zum Mord (Ring out your Dead, GB 2002, Staffel 5, Episode 3)

Regie: Sarah Hellings

Drehbuch: Christopher Russell

Mord am St. Malley’s Day (Murder on St. Malley’s Day, GB 2002, Staffel 5, Episode 4)

Regie: Peter Smith

Drehbuch: Andrew Payne

Trau, schau, wem! (Death and Dreams, GB 2003, Staffel 6, Episode 2)

Regie: Peter Smith

Drehbuch: Peter Hammond

Der Haus des Satans (A Tale of Two Hamlets, GB 2003, Staffel 6, Episode 4)

Regie: Peter Smith

Drehbuch: Alan Plater

Blut ist dicker… (The Green Man, GB 2003, Staffel 7, Episode 1)

Regie: Sarah Hellings

Drehbuch: Michael Russell

Der Club der toten Autoren (Sins of Commission, GB 2004, Staffel 7, Episode 4)

Regie: Peter Smith

Drehbuch: Elizabeth-Anne Wheal

Brennen sollst du! (The Straw Woman, GB 2004, Staffel 7, Episode 6)

Regie: Sarah Hellings

Drehbuch: Jeff Dodds

Die DVDs sind in schicken Papp-Digipacks, die mir als altem LP-Fan natürlich gefallen, untergebracht. Außerdem ist die „Collector’s Box“ enorm platzsparend.

Ach ja, als groß angekündigten Bonus gibt es eine DVD, die jeweils die erste Folge von „East West 101“ und „The Fades“ enthält.

P. S.: Die Fans von Anthony Horowitz, dem Autor des genialen Sherlock-Holmes-Romans „Das Geheimnis des weißen Bandes“ und der erfolgreichen Alex-Rider-Agententhrillerserie für Jugendliche dürfen sich freuen: In der Box sind die sechs „Inspector Barnaby“-Filme, die auf seinen Drehbüchern basieren, enthalten.

Inspector Barnaby (Midsomer Murders, GB 1997 – 2011)

LV: Charaktere von Caroline Graham

mit John Nettles (DCI Tom Barnaby), , Daniel Casey (Sergeant Gavin Troy, 1997 – 2003), John Hopkins (Sergeant Dan Scott, 2004 – 2005), Jane Wymark (Joyce Barnaby), Barry Jackson (Dr Bullard), Laura Howard (Cully Barnaby)

Inspector Barnaby Collector’s Box 1

(Volume 1 – 5)

Edel: Motion

Bild: Pal 4:3/Pal 16:9

Ton: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 2.0 Stereo)

Untertitel: –

Bonusmaterial: 4-seitiges Booklet

Länge: 2140 Minuten (21 DVDs)

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

ITV über Inspector Barnaby

ZDF über „Inspector Barnaby“

Wikipedia über „Inspector Barnaby“ (deutsch, englisch)

FAZ: Nina Belz trifft John Nettles (6. März 2011)

Krimi-Couch über Caroline Graham

Kaliber.38 über Caroline Graham

 Meine Besprechung von „Inspector Barnaby – Volume 12“

Meine Besprechung von „Inspector Barnaby – Volume 13“

Meine Besprechung von „Inspector Barnaby – Volume 14“

Meine Besprechung von „Inspector Barnaby – Volume 15“


Bouchercon 2012: Und jetzt die Anthonys

Oktober 8, 2012

Auf der diesjährigen Bouchercon in Cleveland, Ohio, wurden selbstverständlich auch die Anthony Awards verliehen:

Best Novel

A Trick of the Light, von Louise Penny (Minotaur)

nominiert

The End of Everything, von Megan Abbott (Reagan Arthur/Little, Brown)

Hurt Machine, von Reed Farrel Coleman (Tyrus)

The Drop, von Michael Connelly (Little, Brown)

One Was a Soldier, von Julia Spencer-Fleming (Thomas Dunne/Minotaur)

Best First Novel

Learning to Swim, von Sara J. Henry (Crown)

nominiert

Nazareth Child, von Darrell James (Midnight Ink)

All Cry Chaos, von Leonard Rosen (The Permanent Press)

Who Do, Voodoo?, von Rochelle Staab (Berkley Prime Crime)

The Informationist, von Taylor Stevens (Crown)

Purgatory Chasm, von Steve Ulfelder (Thomas Dunne/Minotaur)

Before I Go to Sleep, von S.J. Watson (HarperCollins)

Best Paperback Original

Buffalo West Wing, von Julie Hyzy (Berkley Prime Crime)

nominiert

The Company Man, von Robert Jackson Bennett (Orbit)

Choke Hold (Die Rachegöttin), von Christa Faust (Hard Case Crime)

Death of the Mantis, von Michael Stanley (HarperCollins)

Fun & Games (Der Bewacher), von Duane Swierczynski (Mulholland)

Vienna Twilight, von Frank Tallis (Random House)

Best Short Story

Disarming, von Dana Cameron (Ellery Queen Mystery Magazine, June 2011)

nominiert

The Case of Death and Honey, von Neil Gaiman (aus A Study in Sherlock, herausgegeben von Laurie R. King and Leslie S. Klinger; Bantam)

Palace von the Lake, von Daryl Wood Gerber (aus Fish Tales: The Guppy Anthology, herausgegeben von Ramona DeFelice Long; Wildside)

Truth and Consequences, von Barb Goffman (aus Mystery Times Ten, herausgegeben von MaryChris Bradley; Buddhapuss Ink)

The Itinerary, von Roberta Isleib (aus Mystery Writers of America Presents The Rich and the Dead, herausgegeben von Nelson DeMille; Grand Central)

Happine$$, von Twist Phelan (aus Mystery Writers of America Presents The Rich and the Dead)

Best Critical Non-fiction Work

The Sookie Stackhouse Companion, herausgegeben von Charlaine Harris (Ace)

nominiert

Books, Crooks and Counselors: How to Write Accurately About Criminal Law and Courtroom Procedure, von Leslie Budewitz (Quill Driver/Linden)

Agatha Christie: Murder in the Making: More Stories and Secrets from Her Notebooks, von John Curran (HarperCollins)

On Conan Doyle: Or, The Whole Art of Storytelling, von Michael Dirda (Princeton University Press)

Detecting Women: Gender and the Hollywood Detective Film, von Philippa Gates (SUNY Press)

Die anderen auf der Bouchercon vergebenen Krimipreise sind hier aufgelistet.

(via The Rap Sheet)


TV-Tipp für den 8. Oktober: Halbblut

Oktober 8, 2012

Arte, 20..15

Halbblut (USA 1992, R.: Michael Apted)

Drehbuch: John Fusco

FBI-Agent Ray Levoi soll einen mysteriösen Mord im Sioux-Indianerreservat aufklären. Das Halbblut Levoi muss sich während der Ermittlungen auch seinen verleugneten indianischen Wurzeln stellen – und er entdeckt, dass die Morde mit Bohrungen nach Uran zusammenhängen.

Halbblut“ ist ein spannender Thriller mit einem politischen Anliegen. Denn die Filmgeschichte beruht auf wahren Ereignissen aus dem Pine-Ridge-Reservat in South Dakota in den 70er Jahren. Michael Apted drehte vor dem Spielfilm die Dokumentation „Zwischenfall in Oglala“ (Incident at Oglala, USA 1992) darüber.

mit Val Kilmer, Sam Shepard, Graham Greene, Fred Ward, Fred Dalton Thompson, John Trudell, Rex Linn

Wiederholung: Donnerstag, 11. Oktober, 00.40 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Arte über „Halbblut“

Rotten Tomatoes über „Halbblut“

Wikipedia über „Halbblut“ (deutsch, englisch)

Die Doku „Zwischenfall in Oglala“ von Michael Apted (im Original)


TV-Tipp für den 7. Oktober: Inception

Oktober 7, 2012

RTL, 20.15

Inception (USA/GB 2010, R.: Christopher Nolan)

Drehbuch: Christopher Nolan

Leonardo DiCaprio spielt einen Spion, der sich in die Gehirne von anderen Menschen einloggt. Jetzt soll er allerdings nichts ausspionieren, sondern eine schädliche Idee in das Gehirn seines Opfers implantieren.

Die Kritiker waren begeistert von “Batman“ Christopher Nolans Mindfuck. Die Zuschauer ebenso. Die Kinobetreiber zählten strahlend die verkauften Eintrittskarten. Denn „Inception“ ist ein inzwischen seltenes Beispiel für Blockbusterkino, bei dem man sein Gehirn nicht an der Kinokasse abgeben muss.

mit Leonardo DiCaprio, Joseph Gordon-Levitt, Ellen Page, Tom Hardy, Ken Watanabe, Cillian Murphy, Tom Berenger, Marion Cotillard, Pete Postlethwaite, Michael Caine, Lukas Haas

Wiederholung: 8. Oktober, 00.40 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Amerikanische Homepage zu „Inception“

Deutsche Homepage zu „Inception“

Film-Zeit über „Inception“

Rotten Tomatoes über „Inception“

Wikipedia über „Inception“ (deutsch, englisch)

Nolan Fans (umfangreiche Homepage, auch mit den Drehbüchern zu seinen Filmen, u. a. “Inception”)


Bouchercon-Edition 2012: Wer hat all die Shamuse, Macavitys, Barrys und Dilys‘ gewonnen?

Oktober 6, 2012

Auf der Bouchercon hagelt es jedes Jahr renommierte Krimipreise. Daher, ohne weitere Vorrede:

 

THE SHAMUS-AWARDS

Best Hardcover P.I. Novel

A Bad Night’s Sleep, von Michael Wiley (Minotaur)

nominiert

By, bye, Baby, von Max Allan Collins (Forge)

1222, von Anne Holt (Scribner)

When the Thrill Is Gone (Bis dass der Tod uns scheidet), von Walter Mosley (Riverhead)

The Highly Effective Detective Crosses the Line, von Richard Yancey (Minotaur)

Best First P.I. Novel

The Shortcut Man, von P.G. Sturges (Scribner)

nominiert

The Plot Against Hip Hop, von Nelson George (Akashic)

Claire DeWitt and the City of the Dead (Die Stadt der Toten), von Sara Gran (Houghton Mifflin Harcourt)

The Ocean Forest, von Troy D. Nooe (Ingalls)

The Stranger You Seek, von Amanda Kyle Williams (Bantam Press)

Best Paperback Original P.I. Novel

Fun & Games (Der Bewacher), von Duane Swierczynski (Mulholland)

nominiert

Quarry’s Ex, von Max Allan Collins (Hard Case Crime)

Threat Warning, von John Gilstrap (Kensington)

Serial, von John Lutz (Kensington)

Long Pig, von James L. Ross (Perfect Crime)

Best P.I. Short Story

Who I Am, von Michael Z. Lewin (Ellery Queen Mystery Magazine, December 2011)

nominiert

A Bullet from Yesterday, von Terence Faherty (EQMM, January 2011)

Mr. Monk & the Sunday Paper, von Lee Goldberg (EQMM, July 2011)

Vampire Slayer Murdered in Key West, von Michael West (EQMM, September/October 2011)

Dancer in a Storm, von L.A. Wilson (Alfred Hitchcock Mystery Magazine, January/February 2011)

The Hammer (würdigt einen wichtigen Privatdetektiv oder Serie; benannt nach Mickey Spillanes Mike Hammer)

Nate Heller von Max Allan Collins

THE MACAVITY AWARDS

Best Mystery Novel

Claire DeWitt and the City of the Dead (Die Stadt der Toten), von Sara Gran (Houghton Mifflin Harcourt)

nominiert

1222, von Anne Holt (Scribner)

The House of Silk (Das Geheimnis des weißen Bandes), von Anthony Horowitz (Mulholland)

The Ridge, von Michael Koryta (Little, Brown)

A Trick of the Light, von Louise Penny (Minotaur)

The Two Deaths of Daniel Hayes, von Marcus Sakey (Dutton)

Hell & Gone (Der Wärter), von Duane Swierczynski (Mulholland)

Best First Mystery Novel

All Cry Chaos, von Leonard Rosen (Permanent Press)

nominiert

Learning to Swim, von Sara J. Henry (Crown)

Nazareth Child, von Darrell James (Midnight Ink)

Turn of Mind, von Alice LaPlante (Atlantic Monthly)

The Informationist, von Taylor Stevens (Crown)

Before I Go to Sleep, von S.J. Watson (Harper)

Best Mystery-Related Non-Fiction

The Sookie Stackhouse Companion, herausgegeben von Charlaine Harris (Ace)

nominiert

Books, Crooks and Counselors: How to Write Accurately About Criminal Law and Courtroom Procedure, von Leslie Budewitz (Linden)

Agatha Christie: Murder in the Making: More Stories and Secrets from Her Notebooks, von John Curran (HarperCollins)

Wilkie Collins, Vera Caspary and the Evolution of the Casebook Novel, von A.B. Emrys (McFarland)

The Savage City: Race, Murder, and a Generation on the Edge, von T.J. English (Morrow)

Best Mystery Short Story

Disarming, von Dana Cameron (Ellery Queen Mystery Magazine, June 2011)

nominiert

Facts Exhibiting Wantonness, von Trina Corey (EQMM, November 2011)

Palace von the Lake, von Daryl Wood Gerber (aus Fish Tales: The Guppy Anthology, herausgegeben von Ramona DeFelice Long; Wildside)

Truth and Consequences, von Barb Goffman (aus Mystery Times Ten, herausgegeben von MaryChris Bradley; Buddhapuss Ink)

Heat of Passion, von Kathleen Ryan (A Twist of Noir, February 2011)

The Man Who Took His Hat Off to the Driver of the Train, von Peter Turnbull (EQMM, March/April 2011)

Sue Feder Historical Mystery Award

Dandy Gilver and the Proper Treatment of Bloodstains, von Catriona McPherson (Thomas Dunne/Minotaur)

nominiert

Naughty in Nice, von Rhys Bowen (Berkley)

Narrows Gate, von Jim Fusilli (AmazonEncore)

Mercury’s Rise, von Ann Parker (Poisoned Pen Press)

Troubled Bones, von Jeri Westerson (Minotaur)

A Lesson in Secrets, von Jacqueline Winspear (Harper)

THE BARRY AWARDS

Best Novel

The Keeper of Lost Causes (aka Mercy), von Jussi Adler-Olsen (Dutton)

nominiert

The Accident, von Linwood Barclay (Bantam)

The Hurt Machine, von Reed Farrel Coleman (Tyrus)

Iron House, von John Hart (Minotaur)

Hell Is Empty, von Craig Johnson (Viking)

The Troubled Man, von Henning Mankell (Knopf)

Best First Novel

The Informationist, von Taylor Stevens (Crown)

nominiert

Learning to Swim, von Sara Henry (Crown)

The Devotion of Suspect X, von Keigo Higashino (Minotaur)

The Boy in the Suitcase, von Lene Kaaberbøl und Agnete Friis (Soho Crime)

Turn of Mind, von Alice LaPlante (Atlantic Monthly)

Before I Go to Sleep, von S.J. Watson (Harper)

Best British Novel

Dead Man’s Grip, von Peter James (Macmillan)

nominiert

Now You See Me, von S.J. Bolton (Bantam Press)

Hell’s Bells, (aka The Infernals), von John Connolly (Hodder & Stoughton)

Bad Signs, von R.J. Ellory (Orion)

The House at Sea’s End, von Elly Griffiths (Quercus)

Outrage, von Arnaldur Indriðason (Harvill Secker)

Best Paperback Original

Death of the Mantis, von Michael Stanley (Harper Perennial)

nominiert

The Silenced, von Brett Battles (Dell)

The Hangman’s Daughter, von Oliver Pötzsch (Mariner Books)

A Double Death on the Black Isle, von A.D. Scott (Atria)

Fun and Games (Der Bewacher), von Duane Swierczynski (Mulholland)

Two for Sorrow, von Nicola Upson (Harper Perennial)

Best Thriller

The Informant, von Thomas Perry (Houghton Mifflin)

nominiert

Carver, von Tom Cain (Bantam Press)

Coup D’Etat, von Ben Coes (St. Martin’s)

Spycatcher (aka Spartan), von Matthew Dunn (Morrow)

Ballistic, von Mark Greaney (Berkley)

House Divided, von Mike Lawson (Atlantic Monthly)

Best Short Story

The Gun Also Rises, von Jeffrey Cohen (AHMM, January-February 2011)

nominiert

Thicker Than Blood, von Doug Allyn (Alfred Hitchcock Mystery Magazine [AHMM], September 2011)

Whiz Bang, von Mike Cooper (Ellery Queen Mystery Magazine [EQMM], September-October 2011)

Facts Exhibiting Wantonness, von Trina Corey (EQMM, November 2011)

Last Laugh in Floogle Park, von James Powell (EQMM, July 2011)

Purge, von Eric Rutter (AHMM, December 2011)

THE DILYS AWARD

Ghost Hero, von S.J. Rozan (Minotaur)

nominiert

Faithful Place, von Tana French (Penguin)

Wicked Autumn, von G.M. Malliet (Minotaur)

Tag Man, von Archer Mayor (Minotaur)

A Trick of the Light, von Louise Penny (Minotaur)

Herzlichen Glückwunsch an alle Gewinner!

Wahrscheinlich habe ich einige Übersetzungen übersehen…

Und dann fehlt noch der Anthony.

(via The Rap Sheet [1,2])

 

 


TV-Tipp für den 6. Oktober: Sid & Nancy

Oktober 5, 2012

ZDF Kultur, 22.15

Sid & Nancy (GB 1986, R.: Alex Cox)

Drehbuch: Alex Cox, Abbe Wool

Selten gezeigtes Biopic über „Sex Pistols“-Bassist Sid Vicious und seine Freundin Nancy Spungen und ihrer tödlich verlaufende Liebesgeschichte.

Die 1978 von der Regenbogenpresse geradezu zur Legende hochstilisierte Liebesgeschichte dient Alex Cox als Vorlage zu einem halbdokumentarischen Film über zwei Bürgerschrecks, die sich im Grunde nach einem ’stinknormalen‘ Familienleben sehnen. (…) ‚Sid und Nancy‘ ist letztlich eine dem Massengeschmack angepasste Biographie aus der Punk-Szene, die sprachlich, musikalisch und optisch fast die Sterilität von Disney-Familien-Produktionen erreicht.“ (Fischer Film Almanach 1988)

Johnny Rotten (John Lydon) war auch nicht begeistert.

Heute können wir uns endlich einmal ein eigenes Bild machen und in die jugendlichen Gesichter von einigen noch heute bekannten Schauspielern blicken.

Alex Cox drehte außerdem „Repo Man“, „Straight to Hell“ und „Walker“ und er meint zu „Sid & Nancy“:

Though I do think we erred towards the sentimental, I’m glad we made it.   Because in the mid-80’s there was the threat of a rival Sid & Nancy film – a Madonna vehicle, with Rupert Everett, financed by a Hollywood studio..   This was before Rupert Everett was a good actor.  I felt under an obligation to struggle against that studio project, fearing it would be even worse than mine. 

 

mit Gary Oldman, Chloe Webb, David Hayman, Debby Bishop, Xander Berkeley, Perry Benson, Tony London, Courtney Love, Iggy Pop, Slash (als Punk-Rocker)

Wiederholung: Sonntag, 7. Oktober, 00.10 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Sid & Nancy“

Wikipedia über „Sid & Nancy“ (deutsch, englisch)

Homepage von Alex Cox


Wie alles begann: Die ersten drei James-Bond-Romane von Ian Fleming sind wieder erhältlich – und sogar neu übersetzt

Oktober 5, 2012

Einerseits sind die James-Bond-Romane von Ian Fleming Kalter-Kriegs-Lektüre aus dem letzten Jahrhundert, andererseits sind die literarischen Modernisierungen von verschiedenen Autoren nicht immer unbedingt überzeugend gewesen und die teils hohen Preise für ältere Ausgaben der Bond-Romane zeigen, dass es immer noch ein großes Interesse an den Abenteuern des Geheimagenten gibt.

Jetzt hat Cross Cult (jau, die „The Walking Dead“ und das halbe „Raumschiff Enterprise“-Universum deutschen Lesern nahebringen) Ian Flemings James-Bond-Romane neu übersetzten gelassen, das schicke Retro-Cover der englischsprachigen Penguin-Ausgaben übernommen und, wenige Wochen vor Daniel Craigs drittem Einsatz als James Bond („Skyfall“ startet am 1. November), die ersten drei James-Bond-Romane „Casino Royale“, „Leben und sterben lassen“ und „Moonraker“ veröffentlicht.

Für die Neuübersetzung gibt es einen guten Grund, wie Siegfried Tesche in „Das große James-Bond-Buch“ beim ersten Bond-Roman schreibt: „’Casino Royale‘ wurde, wie alle anderen deutschen Ausgaben auch, gekürzt und zum Teil falsch oder lückenhaft übersetzt. Zudem wurden antideutsche Formulierungen, die in einigen Fleming-Romanen auftauchen, schlicht weggelassen. Dr. Jürgen Müller, Cheflektor Taschenbuch bei Ullstein, zu den Kürzungen: ‚Ich kann aus meiner Verlagskenntnis heraus nur anmerken, dass dies damals eine in der gesamten Branche nicht unübliche Usance war: die Taschenbuchbände wurden ganz einfach auf einen Umfang getrimmt, den der angestrebte Ladenpreis zuließ.‘ (…) In allen Übersetzungen wurden die Kapitelüberschriften und fast immer auch Produktbezeichnungen, ein wichtiges Element in Flemings Stil, weggelassen.“

Am heftigsten wurde wohl „Im Geheimdienst ihrer Majestät“ gekürzt. Wegen der antideutschen Tendenzen lehnte der Ullstein-Verlag, der die deutschen Ausgaben von „Casino Royale“ und „Leben und sterben lassen“ veröffentlichte, eine Veröffentlichung von „Moonraker“ ab. Der Scherz-Verlag veröffentlichte 1968 die deutsche Übersetzung des 1955 im Original erschienenen Romans nur in seinem Taschenbuchprogramm.

In „Casino Royale“ soll James Bond am Baccara-Tisch den russischen Agenten ‚Le Chiffre‘ ruinieren und ihn so in den Ruhestand schicken. Le Chiffre fügt sich aber nicht klaglos seinem Schicksal.

In „Leben und sterben lassen“ kämpft James Bond gegen Mr. Big, einen Meisterverbrecher und Voodoobaron, der mit Goldmünzen aus einem Piratenschatz die sowjetische Spionage in den USA finanziert.

In „Moonraker“ will der Millionär und Ex-Nazi Sir Hugo Drax (1955 war eine Million mehr wert als heute) den Engländern eine Superrakete schenken. Als Drax in einem Spielkasino falsch spielt, soll James Bond ihm eine Lektion erteilen.

Im Dezember geht es, chronologisch, mit „Diamantenfieber“ weiter. Für März 2013 sind „Liebesgrüße aus Moskau“ und „Dr. No“ angekündigt. Im Juni 2013 erscheinen „Goldfinger“ und „In tödlicher Mission“, im September 2013 „Feuerball“ und „Der Spion, der mich liebte“, im Dezember 2013 „Im Geheimdienst ihrer Majestät“ und „Man lebt nur zweimal“, und, abschließend, im März 2014 „Der Mann mit dem goldenen Colt“ und „Octopussy“ – und wenn dann alles zwölf James-Bond-Romane und die beiden Kurzgeschichtensammlungen im Regal nebeneinander stehen, sehen sie auch hübsch aus.

Für die Verfilmungen wurden dann nur noch Elemente der Geschichte übernommen. Entsprechend viel gibt es auch für die Fans der Filme in den Vorlagen zu entdecken.

Auch ich werde die Romane wieder lesen. Denn ich kenne ja nur die alten Übersetzungen (auch die Originalausgaben habe ich vor langer, langer Zeit gelesen) und, so die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ vom 19. März 1966: „Man ließ Fleming nicht übersetzen, sondern bearbeiten, das heißt verkürzt nacherzählen. Flemings Geschichten sind unterschiedlicher Länge; sie wurden auf immer das gleiche 190-Seiten-Volumen getrimmt. Was man wegnahm, war gerade das, was den Reiz der Bond-Geschichten ausmachte: Man entfernte Teile der Kulisse und beließ die reine Aktion.“

Nun, bei Cross Cult variiert die Länge der ersten drei Bände zwischen 240 und 352 Seiten und auch wir Deutschen können endlich die James-Bond-Romane so lesen, wie Ian Fleming sie schrieb.

Der erste Eindruck und ein schneller Vergleich zwischen den alten Übersetzungen und den neuen Übersetzungen, überzeugt.

Ian Fleming: Casino Royale

(übersetzt von Stephanie Pannen und Anika Klüver)

Cross Cult, 2012

240 Seiten

11,80 Euro

Originalausgabe

Casino Royale, 1953

Erste deutsche Übersetzung von Günter Eichel

Ullstein Taschenbuchverlag, 1960

Ian Fleming: Leben und sterben lassen

(übersetzt von Stephanie Pannen und Anika Klüver)

Cross Cult, 2012

336 Seiten

12,80 Euro

Originalausgabe

To live and let die, 1954

Erste deutsche Übersetzung von Günter Eichel

Ullstein Taschenbuchverlag, 1961

Ian Fleming: Moonraker

(übersetzt von Stephanie Pannen und Anika Klüver)

Cross Cult, 2012

352 Seiten

12,80 Euro

Originalausgabe

Moonraker, 1955

Erste deutsche Übersetzung von M. F. Arnemann

007 James Bond Mondblitz

Scherz Verlag, 1968

(Ullstein lehnte eine Veröffentlichung wegen antideutscher Tendenzen ab)

Hinweise

Homepage von Ian Fleming

Meine Besprechung von Sebastian Faulks’ James-Bond-Roman „Der Tod ist nur der Anfang“ (Devil may care, 2008)

Meine Besprechung von Jeffery Deavers James-Bond-Roman “Carte Blanche” (Carte Blanche, 2011)

James Bond in der Kriminalakte

Ian Fleming in der Kriminalakte


Neu im Kino/Filmkritik: Unverfilmbar? Die Jack-Kerouac-Verfilmung „On the Road“

Oktober 5, 2012

Es hat, obwohl der Romanautor sofort nach der Erstveröffentlichung Marlon Brando einen Brief schrieb, in dem er ihn fragte, ob er die Hauptrolle spielen wolle, lange gedauert bis Jack Kerouacs bereits 1957 veröffentlichter Roman „On the Road“ verfilmt wurde.

Ob Kerouac damals wirklich den Brief an Marlon Brando, der damals ein Star war, schrieb, oder ob das eine der weiteren Legenden ist, die sich um den Roman ranken, kann nicht geklärt werden. Aber immerhin hatte Kerouac nichts gegen eine Verfilmung. Er hatte auch nichts gegen eine Überarbeitung, wie Howard Cunnell in „Diesmal schnell“ (enthalten in „On the Road – Die Urfassung“) zeigt. Nach seinem ersten Roman „The Town and the City“ (erschienen 1950) begann Jack Kerouac nach eigenen Worten im Oktober 1948 mit den Arbeiten an einem neuen Roman, der von Bewegung, dem Leben auf der Straße, handeln sollte. Dafür unternahm er zwischen 1947 und 1950, letztendlich, mehrere Reisen, notierte währenddessen seine Erlebnisse und was er hörte in Reisetagebüchern. Überarbeitete seine Notizen mehrmals, bis er im April 1951 in einem dreiwöchigem Schreibrausch auf einer einzigen Papierrolle die Urfassung von „On the Road“ schrieb. Danach begann er mit den Überarbeitungen, die letztendlich in dem 1957 erschienenen „On the Road“ mündeten, der schnell zum Klassiker und Bibel der Beat-Generation wurde. Immerhin porträtierte er aus eigenem Erleben die Nachkriegsgeneration, die ihren Platz in den Vereinigten Staaten suchte und die in einer konservativen Gesellschaft einen unbändigen Hunger nach Freiheit hatte.

Außerdem porträtierte er die Ikonen der Beat-Generation. In der Urfassung unter ihren richtigen Namen, in dem 1957 veröffentlichtem Roman unter Pseudonymen. Sal Paradise (Buch) ist Jack Kerouac. Dean Moriarty ist Neal Cassady, Marylou ist Luanne Henderson, Camille ist Carolyn Cassady, Old Bull Lee ist William S. Burroughs, Carlo Marx ist Allen Ginsberg, Jane ist Joan Vollmer, Galatea Dunkle ist Helen Hinkle, Ed Dunkle ist Al Hinkle, Terry ist Bea Franco undsoweiter.

Der Roman schildert, unterteilt in fünf Bücher, die, bis auf das letzte Buch, jeweils eine Reise schildern, mehrere Reisen von Jack Kerouac durch die USA und seine Beziehung zu Neal Cassidy, der für ihn eine Art Vorbild war. Dabei folgt er, vor allem weil die Reisen von Kerouac oft, außer dem Wunsch am anderen Ende des Landes jemand zu treffen, kein richtiges Ziel hatten, der episodischen Chronologie der Straße, die das Gegenteil der konventionellen Dramaturgie mit Anfang-Mitte-Ende ist. Eben deshalb wurde „On the Road“ auch immer für unverfilmbar gehalten. Denn wie soll man ein Buch, das keine Geschichte erzählt, verfilmen? Vor allem ohne die Zuschauer mit endlosen Wiederholungen, die immer wieder, an verschiedenen Orten, letztendlich das gleiche erzählen, zu langweilen?

Walter Salles (Central Station, Die Reise des jungen Che) nahm in seiner Verfilmung den einfachen Weg, in dem er sich weitgehend an Jack Kerouacs Roman hält und dessen Reisen und Erlebnisse chronologisch, mit einigen notwendigen Kürzungen und Umstellungen, schildert.

Dabei versucht er, oft mit der Handkamera und nah bei den Schauspielern, die Lebensenergie der Charaktere und die Energie des Bebop, der damals von ihnen bewunderten Musik, einzufangen.

Und „On the Road“ ist auch wie eine Bebop-Improvisation während eines Konzertes: schnell, energetisch, etwas zerfetzt – und am Ende auch etwas lang, wenn Jack Kerouac noch eine und noch eine Reise unternimmt.

Doch was damals neu und in einer konservativen Gesellschaft (Seht euch einfach noch einmal einen Doris-Day-Film an.) skandalös war, – Sex mit wechselnden Partnern, Untreue, Scheidungen, exzessiver Drogengebrauch -, taugt heute nicht mehr zum Skandal, sondern ist einfach Teil jeder Jugendkultur und der Selbstfindung nach der Pubertät. Denn die meisten Charaktere in Kerouacs „On the Road“ sind erstaunlich jung. Kerouac ist 1922 geboren und damit, mit Mitte Zwanzig, der Älteste. Und er war im Krieg; was in „On the Road“ allerdings höchstens in Nebensätzen, wenn er mal wieder einen Veteranenscheck erhält, angesprochen wird. Neal Cassidy ist 1926 geboren, war „ein junger, geheimnisumwobener Knacki“, der gerade die kaum jüngere, 16-jährige Louanne geheiratet hatte. Allen Ginsberg ist ebenfalls Jahrgang 1926. Der von ihnen bewunderte William S. Burroughs, den sie 1949 auf einer Reise besuchen, ist Jahrgang 1914, und seine Freundin Joan Vollmer, die er 1951 in Mexiko bei einem Wilhelm-Tell-Spiel erschoss, ist Jahrgang 1923.

On the Road“ ist ein ehrenwerter, aber auch etwas zu vorsichtiger Versuch, den Roman zu verfilmen. Denn letztendlich hält Salles sich zu sehr an den Roman, der ja auch ein fiktionalisierter Tatsachenbericht mit eher karg gezeichneten Personen ist, die sich während der in dem Roman geschilderten Jahre kaum verändern. Und sie erscheinen im Film glamouröser als im Buch, das (ich habe eben die Urfassung gelesen) ein erstaunlich nüchternes und ungeschöntes Bild von ihnen zeichnet. Hier erscheint das Unterwegs-Sein oft weniger als die Suche nach etwas, als die Flucht vor Verantwortung. So verteilt Neal Cassady seine Ehefrauen und Geliebten, samt der von ihm gezeugten Kinder, über das gesamte Land und, weil er ständig pleite ist, zahlt er auch keine Alimente.

Deshalb hätte ich es interessanter gefunden, wenn Walter Salles, wie David Cronenberg bei seiner William-S.-Burroughs-Verfilmung „Naked Lunch“, auch auf die Entstehung des Romans eingegangen wäre und er so ein komplexeres Spiel zwischen Fiktion und Realität gewagt hätte oder wenn er sich deutlicher auf einen bestimmten Aspekt des doch arg mäanderten Romans beschränkt hätte, zum Beispiel auf die Beziehung von Jack Kerouac zu Neal Cassady als die Suche nach einer Vaterfigur. Der erste Satz der Urfassung „Zum ersten Mal traf ich Neal, kurz nachdem mein Vater gestorben war…“ legt diese Lesart ja nahe.

Obwohl, dann die Kritiker, die jetzt über zu viel Textnähe jammern und den Film als zu brav kritisieren, dann sicher über eine zu freie Bearbeitung des Kultbuches jammern würden.

Letztendlich trifft Walter Salles mit seiner Kerouac-Verfilmung den Ton des damals revolutionären Romans doch ziemlich gut. Dummerweise ist das, was damals tabubrechend war und so niemals verfilmt worden wäre, heute gar nicht mehr so aufregend und die Sehnsucht nach der Freiheit der Landstraße wurde seitdem in zahlreichen Road-Movies immer wieder thematisiert.

On the Road (On the Road, USA/GB/F/BR, 2012)

Regie: Walter Salles

Drehbuch: Jose Rivera

LV: Jack Kerouac: On the Road, 1957 (Unterwegs)

mit Garrett Hedlund, Sam Riley, Kristen Stewart, Amy Adams, Tom Sturridge, Kirsten Dunst, Viggo Mortensen, Steve Buscemi, Terrence Howard, Alice Braga

Länge: 137 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Die Vorlage in der Urfassung

Jack Keroauc: On the Road – Die Urfassung

(übersetzt von Ulrich Blumenbach)

rororo, 2011

576 Seiten

9,99 Euro

(ab Seiten 439 die Nachworte: Howard Cunnell: Diesmal schnell – Wie Jack Kerouac ‚Unterwegs‘ schrieb; Penny Vlagopoulos: Die Neuerfindung Amerikas – Kerouacs Nation von ‚Untergrundmonstern‘; George Mouratidis: ‚Ins Herz der Dinge‘ – Neal Cassady und die Suche nach dem Authendischen; Joshua Kupetz: ‚Der gerade Weg führt nur zum Tod‘ – Die Urfassung von ‚Unterwegs‘ und die zeitgenössische Literaturtheorie)

Originalausgabe der Urfassung

On the Road: The Original Scroll

Viking Penguin, 2007

Hinweise

Amerikanische Homepage zum Film

Deutsche Homepage zum Film

Film-Zeit über „On the Road“

Rotten Tomatoes über „On the Road“

Wikipedia über die Verfilmung „On the Road“ (englisch), den Roman „On the Road“ (deutsch, englisch) und Jack Kerouac (deutsch, englisch)

Bonusmaterial

DP/30-Interview mit Walter Salles, Kristen Stewart und Garrett Hedlund

Die Cannes-„On the Road“-Pressekonferenz mit vielen, vielen Teilnehmern

Und eine Doku über „On the Road“ – mit Jack Kerouac höchstpersönlich

 

 


TV-Tipp für den 5. Oktober: Zodiac – Die Spur des Killers

Oktober 4, 2012

RTL II, 22.05

Zodiac – Die Spur des Killers (USA 2007, R.: David Fincher)

Drehbuch: James Vanderbilt

LV: Robert Graysmith: Zodiac, 1976 (Zodiac – Auf der Spur eines Serienkillers)

Finchers epische, detailversessene Verfilmung über die Jagd nach dem Zodiac-Killer, der auch als Inspiration für den Killer in dem ersten „Dirty Harry“-Film diente. Der Zodiac-Killer versetzte in den späten Sechzigern die Bevölkerung in und um San Francisco in Angst und Schrecken. Dazu trugen neben seinen Taten und dem ausbleibenden Fahndungserfolg der Polizei auch seine verschlüsselten Briefe an die Öffentlichkeit bei. Bis heute ist seine Identität unklar.

Das Drehbuch war für den Edgar den Preis der Writers Guild of America nominiert.

Mit Jake Gyllenhaal, Mark Ruffalo, Anthony Edwards, Robert Downey jr., Brian Cox, Cloe Sevigny, Elias Koteas, Dermot Mulroney

Wiederholung: Sonntag, 7. Oktiber, 01.55 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Amerikanische Homepage zu Film

Deutsche Homepage zum Film

Film-Zeit über „Zodiac – Die Spur des Killers“

Drehbuch „Zodiac von James Vanderbilt (oder hier)

Wikipedia über „Zodiac“ (deutsch, englisch)

Zodiac Killer Facts (eine Gegenüberstellung von Film und Wirklichkeit; – keine Ahnung, wie genau die Auflistung ist)

Meine Besprechung von David Finchers “Verblendung” (The Girl with the Dragon Tattoo, USA 2011)

David Fincher in der Kriminalakte


Neu im Kino/Filmkritik: Das wirklich, wirklich wahre Biopic „Abraham Lincoln, Vampirjäger“

Oktober 4, 2012

Bis Steven Spielbergs anscheinend sehr staatstragender Abraham-Lincoln-Film „Lincoln“ in die Kinos kommt, können wir uns mit Timur Bekmanbetovs Version von Abraham Lincolns Leben vergnügen. Der „Wanted“-Regisseur wagt in seinem Biopic einen neuen Blick auf das Leben von Abraham Lincoln (12. Februar 1809 – 15. April 1865). Danach, wie schon Seth Grahame-Smith in seiner lesenswerten Biographie „Abraham Lincoln, Vampirjäger“ enthüllte, war Abraham Lincoln nicht nur Ehemann, Vater, Präsident der USA und Befreier der Sklaven, sondern auch ein sehr erfolgreicher Vampirjäger.

In seinem Roman folgt Seth Grahame-Smith den Konventionen einer Biographie, in dem er Lincolns Leben scheinbar objektiv von seiner Geburt bis zum Tod schildert, seine Behauptungen mit Bildern und Fußnoten erhärtet, peinlich genau auf die Schreibfehler in Abraham Lincolns lange verschwundenen Tagebüchern hinweist und natürlich die große Enthüllung macht, die zum Kauf des Buches animieren soll: Abraham Lincoln war Vampirjäger – und weil der Biograph Seth Grahame-Smith von Henry Sturges, einem Freund Lincolns, im heutigen New York die Tagebücher, über die es lange Zeit nur Gerüchte gab und deren Existenz von Historikern bezweifelt wurde, erhalten hat und Grahame-Smith auch mit einigen, hm, Zeitzeugen reden konnte, kann er wirklich neues über Abraham Lincoln berichten. Der Roman ist ein großer Spaß.

Für den Film nahmen sich die Macher dann, wie auch in anderen Biopics, zahlreiche Freiheiten, die Historiker die Wände hochgehen lassen, aber das Leben filmisch dramatisieren und auf die gängigen filmischen Konventionen hinbiegen. Da wird Abraham Lincolns Kampf gegen die Vampire zu einer zutiefst persönlichen Angelegenheit, die in einem großen Kampf von Lincoln gegen Adam, den für den Film erfundenen Anführer der Vampire, mündet. Ein Kampf, der auch über das Ende des Bürgerkrieges entscheidet. Dabei ist dieser Krieg, im Film, kein Krieg über die Zukunft der Sklaverei, sondern über die Zukunft Amerikas, das, wenn Lincoln verliert, ein Vampirstaat wird. Denn für die Vampire sind die Sklaven eine unerschöpfliche Quelle von billigen Mahlzeiten.

Schon davor geht es heftig zur Sache, wenn Abrahm Lincoln, dessen Leben im Film von 1820 bis 1865 episodenhaft geschildert wird, mit seiner Lieblingswaffe, einer Axt (Oookay, vielleicht nicht wirklich die beste Waffe, um gegen Vampire vorzugehen. Vor allem in engen Räumen. Aber optisch sieht’s gut aus und mit Schwertern wurde im „Highlander“ und in Old Europe geköpft.), ganze Vampirhorden abschlachtet. Bekmanbetov inszenierte dies, in schönster „Wanted“-Manier, in Zeitlupe – und immer einen Hauch zu unblutig. Fast so, als hätten die Macher – erfolglos – auf eine „frei ab 12 Jahre“-Freigabe spekuliert.

Und viele dieser Schlachten und Kämpfe sind einfach zu übertrieben und zu sehr in einer Comicwelt, um wirklich ernst genommen zu werden. Die 3D-Effekte und die viel zu vielen Spezialeffekte (CGI rules!) verstärken diesen Effekt des Unrealistischen noch. Da hilft es auch nichts, dass die Vampire gegen die Abraham Lincoln und seine Freunde kämpfen, nicht vom „Twilight“-Virus infiziert, sondern echte Blutsauger sind, die auch am Tag zubeißen können.

Davon abgesehen folgt „Abraham Lincoln, Vampirjäger“ weitgehend den bekannten Pfaden eines Biopics, wie es schon zu Hollywoods Glanzzeiten gediegen und durchaus etwas langatmig in seiner chronologischen Abhandlung der wichtigen Erlebnisse des Porträtierten inszeniert wurde.

Allerdings wird im Film gerade dieser Widerspruch zwischen der absurden Prämisse und der konventionellen Form nicht genutzt.

Letztendlich ist „Abraham Lincoln, Vampirjäger“ nur „Wanted“ im 19. Jahrhundert, getarnt als blutleeres Biopic. Und dabei hätte der Film wirklich spaßig werden können.

Abraham Lincoln, Vampirjäger (Abraham Lincoln: Vampire Hunter, USA 2012)

Regie: Timur Bekmanbetov

Drehbuch: Seth Grahame-Smith

LV: Seth Grahame-Smith: Abraham Lincoln – Vampire Hunter, 2010 (Abraham Lincoln, Vampirjäger)

mit Benjamin Walker, Dominic Cooper, Anthony Mackie, Mary Elizabeth Winstead, Rufus Sewell, Martin Csokas, Erin Wasson

Länge: 110 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Vorlage

Seth Grahame-Smith: Abraham Lincoln, Vampirjäger

(übersetzt von Carolin Müller)

Heyne, 2011

496 Seiten

9,99 Euro

Originalausgabe

Abraham Lincoln – Vampire Hunter

Grand Central Publishing, 2010

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Film-Zeit über „Abraham Lincoln, Vampirjäger“

Metacritic über „Abraham Lincoln, Vampirjäger“

Rotten Tomatoes über „Abraham Lincoln, Vampirjäger

Wikipedia über „Abraham Lincoln, Vampirjäger“ (deutsch, englisch)

Freigabebegründung der FSK (oder Wie ich in lobenden Worten den Horrorfilmfans erkläre, dass sie nicht in den Film gehen müssen)


Bonus

Seth Grahame-Smith stellt sein neuestes Buch „Unholy Night“ vor

und sein damals neuestes Buch „Pride and Prejudice and Zombies“ (Stolz und Vorurteil und Zombies)


Neu im Kino/Filmkritik: „Looper“ – ein Science-Fiction-Film zum Gehirn einschalten

Oktober 3, 2012

Gerade wenn man nach einigen enttäuschenden (ich sage nur „Prometheus“ und „Total Recall“) und grottenschlechten Science-Fiction-Filmen (ich sage nur „Battleship“) mal wieder den Glauben an das Genre verliert und sich mit Actionkrachern wie „Lockout“ zufrieden geben will, kann man einen Science-Fiction-Film genießen, der nicht Unsummen für Effekte ausgibt, sondern sich auf ein gutes Drehbuch verlässt.

Looper“ ist so ein Film, der wirklich, wie „Moon“ und „Source Code“ Spaß macht und zum Nachdenken anregt. Nicht unbedingt über Zeitreisen (die Paradoxien bleiben Paradoxien), sondern über den Wert und den Sinn des Lebens.

Joe (Joseph Gordon-Levitt) ist ein Looper. Das heißt, er ist ein Killer, der für ein Verbrechersyndikat Leute umbringt, die aus der Zukunft zu ihm geschickt werden. Eines Tages wird sein dreißig Jahre älteres Ich (Bruce Willis) zurückgeschickt. Der junge Joe versagt und der alte Joe kann flüchten. Jetzt beginnt eine Hetzjagd durch das ländliche Kansas. Denn der alte Joe will den Mann finden, der in der Zukunft für den Tod seiner Frau verantwortlich ist. Er hat einige spärliche Hinweise auf dessen Identität. Der junge Joe sucht dagegen verzweifelt sein älteres Ich. Wenn er es nicht findet, wird er von seinen Looper-Freunden umgebracht – und er würde so um dreißig Lebensjahre gebracht werden.

Rian Johnson, der vorher „Brick“ (2005) und „Brothers Bloom“ (2009) drehte, verknüpft in seinem ziemlich noirischen Science-Fiction-Actionthriller verschiedene Elemente und Ideen aus älteren Science-Fiction-Filmen und Büchern, wie „Terminator“ und der Stephen-King-Verfilmung „Feuerkind“, einer ordentlichen Prise Philip K. Dick, und schafft daraus etwas ganz eigenes, das wirklich Spaß macht bis zum überraschenden Ende.

Da verzeiht man auch, dass „Looper“ in der zweiten Hälfte, wenn der junge Joe bei Sara (Emily Blunt) auf ihrer Farm Unterschlupf findet, sich in sie verliebt und mit ihrem Sohn (der auch auf der Todesliste des alten Joe steht) anfreundet, die Action zugunsten eines Liebesfilms geopfert wird. Als Joes Freunde und der alte Joe auftauchen, wird deutlich, welchen furiosen Showdown Rian Johnson mit den Bildern vom beschaulichen Landleben vorbereitete.

Ein weiteres Pfund sind die beiden Hauptdarsteller. Bruce Willis, der zuletzt in bestenfalls mediokren Filmen, teils in arg kurzen Rollen, oft auf Autopilot, mitspielte, spielt hier endlich wieder einmal. Joseph Gordon-Levitt, der auch einer der Produzenten ist, mausert sich langsam zu einem Schauspieler, dessen Filme unter einem potentiellen Ansehen-Müssen-Verdacht stehen.

Looper“ ist ein spannender Krimi, ein zum Denken anregender Science-Fiction-Film und ein großer intellektueller Spaß, mit einigen gut platzierten Hinweisen auf andere Filme und Bücher.

Looper (Looper, USA 2012)

Regie: Rian Johnson

Drehbuch: Rian Johnson

mit Joseph Gordon-Levitt, Bruce Willis, Emily Blunt, Paul Dano, Noah Segan, Piper Perabo, Jeff Daniels, Summer Qing, Tracie Thoms, Garret Dillahunt

Länge: 118 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Amerikanische Homepage zum Film

Deutsche Homepage zum Film

Film-Zeit über „Looper“

Metacritic über „Looper“

Rotten Tomatoes über „Looper“

Wikipedia über „Looper“ (deutsch, englisch)

Tor ist sehr begeistert und nicht begeistert von „Looper“

Bonusmaterial

ein Interview mit Rian Johnson und Joseph Gordon-Levitt

und weitere Plakate

 


TV-Tipp für den 4. Oktober: Buenos Aires 1977

Oktober 3, 2012

3sat, 22.25

Buenos Aires 1977 (Arg 2006, R.: Israel Adrián Caetano)

Drehbuch: Adrián Caetano, Esteban Student, Julian Loyola

LV: Claudio Tamburrini: Pase libre – la fuga de la Mansion Seré

Nach einer Denunziation wird ein Fußballer zusammen mit weiteren Staatsfeinden von Junta-Schergen verhaftet und gefoltert. Nach vier Monaten flüchten sie.

Der auf einem autobiographischen Buch basierende Film lief in Cannes und erhielt, unter anderem, den Preis der Argentinean Film Critics Association Awards und Clarin Entertainment Awards jeweils als Bester Film und für das beste Drehbuch.

„Diese geradlinige Geschehen ist von de la Serna in monochrome und sehr düstere Bilder gefasst, mit verhalten-mysteriösem Ambiente unterlegt und schauspielerisch rückhaltlos ausagiert. Das gibt dem Film einen schonungslosen Anstrich, der zu seiner eigentlich Qualität gerät: Hier geht nur und ausschließlich um die Auslieferung an ein brutales Willkürregime. Das sprengt die Grenzen den Politthrillers und garantiert nervenzerrendes Terrorkino, das zumindest einen schwachen Anschein des realen Schreckens vermittelt, der sich weltweit immer wieder ereignet. Sehenswert!“ (Marcus Stiglegger, Ikonen)

mit Rodrigo de la Serna, Nazareno Casero

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Buenos Aires 1977“

Wikipedia über „Buenos Aires 1977“ (deutsch, englisch)