DVD-Kritik: Zu den „Arne Dahl“-Verfilmungen

März 2, 2013

Ich kenne zwar die Romane von Arne Dahl (das Pseudonym von Jan Arnald) nicht, aber die Verfilmungen seiner ersten drei Romane mit der „A-Gruppe“, Misterioso“, „Böses Blut“ und „Falsche Opfer“, sind eine zwar unterhaltsame, aber auch zwiespältige Angelegenheit, die mich nicht besonders neugierig auf die Vorlagen macht. Denn in den Filmen steht der Kriminalfall gegenüber den persönlichen Problemen und Geschichten der Ermittler, die einem durchaus ans Herz wachsen, im Hintergrund. Die „A-Gruppe“ (wie sie im Film heißt und daher auch nicht mit dem „A Team“ verwechselt werden kann) wurde von Kriminalrätin Hultin eingerichtet, um besonders spektakuläre Fälle aufzuklären und dafür braucht sie ein besonders schlagkräftiges Team. Nun, bei dem Ansehen des Teams bei der Arbeit zweifelte ich öfters, ob sie wirklich so gut sind, wie behauptet. Denn manchmal stellen sie sich doch ziemlich dumm an, unternehmen gefährlich-dumme Alleingänge und so intellektuell brillant, wie es sich für eine Spezialeinheit gehört, sind sie auch nicht. Eher schon angenehm durchschnittlich. Aber sie lösen die Fälle.

In „Misterioso“, dem ersten verfilmten Fall, aber dem zweiten Roman der elfbändigen „A-Team“- oder Paul-Hjelm-Reihe, müssen sie sich als Team finden und herausfinden wer warum schwedische Finanzgrößen ermordet. Weil der Täter ziemlich eifrig beim Morden ist, haben die Polizisten nur wenig Zeit, um die schwedische Elite zu retten.

In „Böses Blut“ scheint ein Serienkiller, der seit Ewigkeiten in den USA mordet, aus den USA nach Schweden gekommen zu sein. Mit etwas Hilfe aus den USA führen die Ermittlungen der „A-Gruppe“ sie in die Hinterhöfe der Politik, wo die schmutzigen und illegalen Umtriebe der Geheimdienste das Leben bestimmen.

In „Falsche Opfer“ sterben in Holland durch eine Autobombe ein schwedischer Polizist, seine Freundin und deren Tochter. Zuerst glauben Hjelm und seine Kollegen, dass der Anschlag dem Polizisten, der Undercover in einem Nobelrestaurant gegen Drogenhändler ermittelte, gegolten hat. Aber das stimmt nicht – und weil Teamkollege Nyberg gerade gegen einen Pädophilenring ermittelt, ahnen wir, in welche Richtung sich der Fall entwickeln wird.

Im Gegensatz zu den ersten beiden „Arne Dahl“-Verfilmungen dauert „Falsche Opfer“ drei Stunden und ist damit auch deutlich ruhiger erzählt als „Misterioso“ und „Böses Blut“, die hier auf DVD jeweils ungefähr zwei Stunden sind. Es sind die vom ZDF ausgestrahlten und auch vom mitproduzierendem ZDF synchronisierten Fassungen. Diese zweistündigen Fassungen wurden, wie bei den Stieg-Larsson-Verfilmungen „Verblendung“, „Verdammnis“ und „Vergebung“, wo es auch eine kürzere Kino- und eine längere TV-Fassung gibt, bereits in Schweden für eine Kinoauswertung erstellt. Dort liefen im Fernsehen dann, immer als Zweiteiler, die dreistündigen Fassungen. Aber während bei den Larsson-Verfilmungen die Kinofassungen gut gekürzt und gut ansehbar sind, sind „Misterioso“ und „Böses Blut“ schlecht gekürzt. Die Handlung und die Beziehungen zwischen den Polizisten entwickeln sich sprunghaft, einige Handlungslücken weisen unangenehm deutlich auf die Kürzungen hin und einige Szenen, die viel zu viel storyfernes Füllmaterial enthalten, konnten wegen der in ihnen enthaltenen Informationen nicht gekürzt werden.

Arne Dahl“, wie die Serie betitelt wurde, ist eine gut ansehbare, aber letztendlich unspektakuläre Polizeiserie, die schon von Anfang an viele seriellen Aspekte hat (wie den intellektuellen Putzmann, der immer nachts im Büro der A-Gruppe putzt) und sich mehr den Ermittlern und ihrem Privatleben als den Fällen widmet.

Arne Dahl - DVD-Cover

Arne Dahl – Volume 1

mit Shanti Roney (Paul Hjelm), Malin Arvidsson (Kerstin Holm), Irene Lindh (Jenny Hultin), Claes Ljungmark (Viggo Norlander), Magnus Samuelsson (Gunnar Nyberg), Matias Varela (Jorge Chavez), Niklas Åkerfelt (Aarto Söderstedt)

DVD

Edel

Bild 1,78:1 (16:9)

Ton: Deutsch, Schwedisch (Dolby Digital 5.1)

Untertitel: –

Bonusmaterial: –

Länge: 408 Minuten (4 DVDs)

FSK: ab 16 Jahre

Die ersten drei Arne-Dahl-Verfilmungen

Misterioso, Schweden 2011

Regie: Harald Hamrell

Drehbuch: Cecilia Börjlind, Rolf Börjlind

LV: Arne Dahl: Misterioso, 1999 (Misterioso)

Böses Blut (Ont blod, Schweden 2012)

Regie: Mani Maserrat Agah

Drehbuch: Cecilia Börjlind, Rolf Börjlind

LV: Arne Dahl: Ont blod, 1998 (Böses Blut)

Falsche Opfer (Upp till tippen av berget, Schweden 2012)

Regie: Jörgen Bergmark

Drehbuch: Cecilia Börjlind, Rolf Börjlind

LV: Arne Dahl: Upp till tippen av berget, 2000 (Falsche Opfer)

Hinweise

Homepage von Arne Dahl

Krimi-Couch über Arne Dahl

Wikipedia über Arne Dahl

Fernsehserien über „Arne Dahl“

ZDF über „Arne Dahl“


Leistungsschutzrecht – Meine 2 Cents dazu

März 2, 2013

Wie bekannt verabschiedete der Bundestag am Freitag das Leistungsschutzrecht. Genaugenommen die CDU/CSU/FDP-Regierungskoalition, gegen die Stimmen ihrer Netzpolitiker. Was sagt uns das, wenn ein Gesetz gegen die Mehrheit der Parteifachleute beschlossen wird?

Wie bekannt, sollte das Leistungsschutzrecht zuerst dazu führen, dass Google (und andere Suchmaschinen, die aber in Deutschland alle viel kleiner sind) für die Snippets bezahlen soll. Snippets sind diese kurzen Ausschnitte aus Texten, die dazu führen, dass ich wenigstens eine Ahnung habe, ob sich ein Klick lohnt, ober ob das nicht schon wieder die gleiche DPA-Meldung ist.

Wie bekannt – ich überspringe jetzt die lange Diskussion und die verschiedenen Argumente, weil iRights, Netzpolitik und Wikipedia das schöner aufgearbeitet haben -, wurde das Gesetz in letzter Minute geändert. Jetzt, so dachten fast Alle, sind Snippets doch erlaubt. Also, zum mitschreiben: das Gesetz, das Google betreffen sollte, betrifft Google nicht.

Wie bekannt haben jetzt all die „Qualitätszeitungen“, die vorher parteiischer als ein Lobbyverband pro Leistungsschutzrecht schrieben, Gegenmeinungen ignorierten oder diskreditierten, jetzt gegen das Leistungsschutzrecht, das vom Bundestag verabschiedet wurde, geschrieben, Gegenmeinungen veröffentlicht und ihnen recht gegeben.

Schon davor hat die Süddeutsche Zeitung (für die Jüngeren: für uns ältere Semester ist das eine Qualitätszeitung) einen kleinen Disclaimer (den ich jetzt nicht finde; vielleicht wurde er wegen des hohen Peinlichkeitsfaktors auch gelöscht) vor einige Artikel zum Leistungsschutzrecht gestellt. In ihm sagte die Tageszeitung, dass das Vorhaben umstritten sei und sie möglichst objektiv über das Für und Wider und die Anhörungen im Bundestag berichten wollten.

Das sollte eigentlich für einen Journalisten selbstverständlich sein.

Aber wenn eine Zeitung sich genötigt sieht, das so ausdrücklich zu sagen, dann sagen sie auch, dass sie mit dem kleinen Einmaleins des Journalismus, dem Pressekodex, gerade ein gewaltiges Problem haben.

Aber was steht eigentlich in dem Gesetz? Immerhin sollen Gesetze ja eine bestehende Unsicherheit beseitigen. Rechtsklarheit schaffen.

Nun, Spiegel Online beantwortet die wichtigsten Fragen:

1. Muss Google jetzt zahlen?

Wahrscheinlich nicht. (…)

2. Droht eine Prozesswelle?

Das kann im Moment niemand absehen, ausgeschlossen ist es aber nicht. (…)

3. Ist das Online-Geschäft der Verlage nun abgesichert?

Nein. (…)

4. Was bringt das Leistungsschutzrecht, wenn Google nicht zahlt?

(…)Betreffen könnte das Gesetz auch Apps wie Flipboard, die aus Nachrichten-Feeds unterschiedlicher Quellen personalisierte Tablet- oder Handy-Magazine machen.

5. Wer muss sich wofür um Lizenzen kümmern?

(…) Im Prinzip könnte wohl auch ein kommerzielles Blog von einer Suchmaschine Lizenzen für die Nutzung von längeren Textausschnitten verlangen.

6. Kann ich in meinem Blog weiter aus Artikeln zitieren?

Ja. Das Zitatrecht gilt weiterhin, auch für Verlagsangebote. Auch soziale Netzwerke wie Facebook, auf denen Artikel angerissen und geteilt werden, sind wahrscheinlich nicht betroffen. (…)

Öhem, alles klar?

Sehr schön finde ich diesen Hinweis, der eigentlich sagt, dass das Zitatrecht doch nicht immer gilt:

wann einer Schlagzeile zu viel Kontext beigemischt wird, ist ab sofort Auslegungssache

Also wieder zurück zu Schlagzeilen, die nichts über den Inhalt verraten, dann aber von neugierigen Lesern (Es könnte ja ein spannender Artikel sein.) angeklickt werden sollen.

Stefan Niggemeier hat beim Bundesverband der deutschen Zeitungsverleger (BDZV) nachgefragt, wie das jetzt mit den kleinen und kleinsten Textauszügen sei:

Auf meine Nachfrage widerspricht der BDZV dieser Interpretation:

Der Wille des Gesetzgebers, wie er auch heute in der Bundestagsdebatte ausgedrückt wurde, ist unverkennbar darauf gerichtet, kleinste Textausschnitte wie zum Beispiel Überschriften und einzelne Wörter, nicht vom Leistungsschutzrecht erfassen zu lassen; die längenmäßig darüber hinaus gehenden Auszüge jedoch schon. Die Äußerungen der Koalitionsvertreter in der Bundestagsdebatte dazu waren heute unmissverständlich. Die Google-Suchergebnisse gehen über die nicht erfassten Längen hinaus.“

Meine Frage, ob der BDZV die Art und Länge, in der Google und Google News gegenwärtig Snippets mit Inhalten von Verlagsseiten anzeigen, nach dem neuen Gesetz für zulässig hält, beantwortete der Verlegerverband explizit mit: »Nein.«

Die Suchmaschine Rivva, die ein Kollateralschaden des Leistungsschutzrechtes wäre (denn, wie gesagt, eigentlich ging es irgendwie immer nur um Google) hat schon die ersten Konsequenzen gezogen:

Da ich aber weder einen Rechtsstreit mit den Presseverlagen suche, noch (aus finanzieller Sicht) Lizenzen von ihnen erwerben könnte, stellen sich eigentlich nur zwei Optionen: Zurück zu den Wurzeln und sich allein auf Blogs fokussieren? Dagegen spricht jedoch sofort, dass es mir mit Rivva ungeheuer wichtig ist, eben genau eine Brücke zwischen den verschiedenen Medienformen zu schlagen. Bleibt die andere Möglichkeit …

No Snippet

Durch das Ausschließlichkeitsrecht der Verleger und dabei unvermeidbaren Ansteckungseffekten (wenn der Anreißer eines Blogs schon Verlagstext zitiert), sehe ich mich im Grunde genommen dazu gezwungen, auf Snippets auf rivva.de kategorisch zu verzichten. Die Frage ist, wie stark nehmen Infogehalt und Klickzahlen Schaden dadurch? Vom Anriss weiß man, dass er Interesse für den Beitrag wecken soll. Snippet = Teaser. Im Zweifel verlieren also uninformative Schlagzeilen. Oder gewinnen sie gerade, weil die Leser dann die Neugier treibt? Wer weiß …

Vor zwei Tagen habe ich die Länge der Vorschautexte auf 160 Zeichen beschränkt. Im Code ändere ich dafür zwei Bytes, auf der Titelseite ist der Unterschied dagegen riesig und gar nicht mal negativ. Vielleicht habe ich darüber eine andere Meinung, wenn ich es frisch neu designt vor mir habe, aber „No Snippet“ ist der rechte Weg. (…)

Dass jetzt Google der deutlichste Profiteur und deutsche Startups die deutlichsten Verlierer des heutigen Beschlusses sind, ist der Geburtsfehler dieses Gesetzes.

Im Moment sieht Rivva noch so aus

Screenshot_6

Wenn aber nur noch die Überschriften da stehen, dann wird Rivva – leider – ziemlich überflüssig für mich. Vor allem wenn die Überschriften nicht allzu genau den Textinhalt beschreiben sollen.

Auch einige andere werden sich umstellen. Die Alligatorpapiere können als Überblick über die in Deutschland erschienenen Krimi-Rezensionen quasi dicht machen. Die Krimidepesche und Bildblog können, wie sie es schon weitgehend tun, locker auf Blogs, Beiträge des ÖR-Rundfunks (die Privaten scheinen nichts zu veröffentlichen) und nicht-deutsche Zeitungen verlinken.

Aber vielleicht kommt die Politik doch noch zur Besinnung und wir erleben bei dem Leistungschutzrecht ein Deja Vu. Erinnert ihr euch noch an die Netzsperren gegen Kinderpornographie? Da verabschiedete der Bundestag ein Zugangserschwerungsgesetz, das nach der Bundestagswahl umstandslos eingestampft wurde.

Also: der Kampf geht weiter; – auch wenn ich hier in der Kriminalakte wenig dazu beitrug.


TV-Tipp für den 2. März: Appaloosa

März 2, 2013

ARD, 22.15

Appaloosa (USA 2008, R.: Ed Harris)

Drehbuch: Robert Knott, Ed Harris

LV: Robert B. Parker: Appaloosa, 2005 (Appaloosa)

Die Gesetzeshüter Virgil Cole und Everett Hitch sollen in Appaloosa für Recht und Ordnung sorgen. Denn Farmer Bragg terrorisiert die Einwohner und er hat auch den vorherigen Marshall erschossen.

Gelungene, werkgetreue Verfilmung eines Westerns von Robert B. Parker, dem Autor der Spenser- und Jesse-Stone-Kriminalromane, der seine bekannten Themen von Freundschaft, Loyalität, Recht und Gesetz in einem anderen Setting ausprobiert.

Appaloosa“ erhielt beim Boston Film Festival den Preis für den besten Film und das beste Drehbuch.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung des Romans.

Fast im Anschluss, um 01.05 Uhr, läuft „Spurlos – Die Entführung der Alice Creed“. Ein sehenswerter Thriller mit Gemma Arterton und Eddie Marsan.

mit Ed Harris, Viggo Mortensen, Renée Zellweger, Jeremy Irons, Lance Henriksen

Wiederholung: Sonntag, 3. März, 02.40 Uhr (Taggenau!)

 Der Roman

Parker - Appaloosa - Europa Verlag 2

Robert B. Parker: Appaloosa

(übersetzt von Emanuel Bergmann)

Europa Verlag AG Zürich, 2012

208 Seiten

22 Euro

Hinweise

Homepage von Robert B. Parker

Mein Porträt der Spenser-Serie und von Robert B. Parker

Meine Besprechung von Robert B. Parkers „Die blonde Witwe“ (Widow’s walk, 2002)

Meine Besprechung von Robert B. Parkers “Alte Wunden” (Back Story, 2003)

Meine Besprechung von Robert B. Parkers „Der stille Schüler“ (School Days, 2005)

Meine Besprechung von Robert B. Parkers „Der gute Terrorist“ (Now & Then, 2007)

Meine Besprechung von Robert B. Parkers “Hundert Dollar Baby” (Hundred Dollar Baby, 2006)

Meine Besprechung von Robert B. Parkers „Trügerisches Bild“ (Painted Ladies, 2010)

Meine Besprechung von Robert B. Parkers “Bitteres Ende” (The Professional, 2009)

Meine Besprechung von Robert B. Parkers „Wildnis“ (Wilderness, 1979)

Meine Besprechung von Robert B. Parkers „Appaloosa“ (2005)

Meine Besprechung von Robert B. Parkers „Appaloosa“ (Appaloosa, 2005) (Übersetzung)

Mein Nachruf auf Robert B. Parker

Robert B. Parker in der Kriminalakte

 


„Tough Sh*t“ von „Clerks“-Regisseur Kevin Smith über „Cop Out“, „Red State“ und den ganzen Rest

März 1, 2013

Die Fans von Kevin Smith, dem Regisseur von den typischen Kevin-Smith-Filmen „Clerks“, „Chasing Amy“, „Dogma“, seinem Hollywood-Mainstream-Debüt „Cop Out“ und seinem Quentin-Tarantino-Film „Red State“, haben „Tough Sh*t“ sicher schon gekauft.

Die anderen sollten die folgenden Zeilen über diese Mischung aus Autobiographie, Erlebnissen und ausführlichen Betrachtungen über Dies und Das lesen. Denn „Tough Sh*t“ liest sich wie eine eher lieblos-hastige Zusammenstellung von einigen, kaum zusammenpassenden Texten. So hätte ich nach dem ersten Kapitel „Na, dann wollen wir mal loslegen, oder, Leute?!“ am liebst gleich wieder aufgehört. Aber ich hatte in der U-Bahn nur dieses Buch dabei. Denn Kevin Smiths Eloge an seinen Vater und wie toll es ist, dass er der Sohn seiner ganz tollen Eltern ist, und dass er schon ein Gewinner ist, weil er überhaupt auf die Welt gekommen ist, ist letztendlich nur ein Stück Pennälerhumor der unwitzigen Sorte, die sich darin gefällt, möglichst oft „Wichse“ zu sagen und das für witzig hält.

Danach folgen die besten Kapitel des Buches. In „Was sind eigentlich Pig Newtons? Oder wie die ganze Kiste ins Rollen kam“ erzählt er von seinem ersten Kinobesuch in New York, die Premiere von „The Dark Backward“ von Adam Rifkin im Kultkino Angelika, und dass er dadurch und vor allem Richard Linklaters „Slackers“ das Vertrauen bekam, selbst Regisseur zu werden. Er fasst in „Scheiß, der auf meinen Mist gewachsen ist“ kurz seine Filme zusammen. Das ist okay, aber auch nicht viel tiefgründiger als ein Wikipedia-Artikel. Er erzählt unter anderem in „Miramaxtiere und so Scheiß“, aber auch in jedem Kapitel, das sich mit seinen Filmen beschäftigt, von seinen Jahren bei Miramax und was für ein Denken in der Firma der Weinstein-Brüder herrschte. In „Scheiße, ich dreh durch“ erzählt er von „Zack and Miri make a Porno“, der Werbekampagne für den Film (Hach, in Amiland kann man schon mit einem Titel für gewaltige Wellen sorgen.) und wie er von Warner-Brothers-Manager Jeff Robinov das Angebot erhielt, einen Film zu drehen. Es wurde „Cop Out“.

In „Was redest du da eigentlich, Willis? Und anderer Scheiß, den ich erst nach zwanzig Jahren geschnallt habe“ erzählt er von den katastrophalen Dreharbeiten für den Buddy-Copfilm „Cop Out“. Dabei rechnet er gnadenlos mit Bruce Willis ab, der bei den Dreharbeiten wohl nur sein Star-Ego heraushängen ließ (In einem Interview mit Empire bestätigte John Moore das durch die Blume, indem er sagte, dass man Mick Jagger ja auch nicht sage, wie er sich auf der Bühne zu bewegen habe. Man stelle einfach die Kamera in die richtige Position.).

Den größten Teil des Buches, nämlich siebzig Seiten, widmet Kevin Smith seinem neuesten und, wie er im Buch sagt, auch letzten Film „Red State“. Er erzählt von den Dreharbeiten, der Premiere in Sundance (lästert dabei Til-Schweiger-würdig über die Filmjournalisten ab) und dem Screening bei Quentin Tarantino, der von „Red State“ begeistert war.

Die restlichen hundertdreißig Seiten wird es wieder uninteressanter. Jedenfalls für den Filmfan. Kevin Smith erzählt in „Der beschissenste Flug meines Lebens“ auf fast vierzig Seiten, wie er aus einem Flugzeug geworfen wird, weil er zu dick sei, in „Meine Frau ist der ganz heiße Scheiß“ wie er seine Frau Jenny Schwalbach kennenlernte , in „Scheiße labern“ wie er mit einem Podcast und Gesprächsabenden Geld verdient und in „Gras, Gretzky und wie ich meinen Scheiß auf die Reihe bekam“ über den bei uns gänzlich unbekannten Eishockeyspieler Wayne Gretzky.

Das lässt sich zwar flott weglesen, aber das Versprechen des Untertitel „Ein Fettsack mischt Hollywood auf“ wird nicht gehalten. Denn gerade seine Erlebnisse als Regisseur machen nur einen kleinen Teil von „Tough Sh*t“ aus. Der Rest sind x-beliebige Erlebnisse und persönliche Bekenntnisse und Einsichten, die doch arg banal sind.

Smith - Tough Shit - 2

Kevin Smith: Tough Sh*t – Ein Fettsack mischt Hollywood auf

(übersetzt von Daniel Müller)

Heyne Hardcore 2013

336 Seiten

16,99 Euro

Originalausgabe

Tough Sh*t – Life Advice from a fat, lazy Slob who did good

Gotham Books, 2012

Die Spielfilme von Kevin Smith

Clerks (1994)

Mallrats (1995)

Chasing Amy (1997)

Dogma (1999)

Jay and Silent Bob Strike Back (2001)

Jersey Girl (2004)

Clerks II (2006)

Zack and Miri make a Porno (2008)

Cop Out (2010)

Red State (2011)

Hinweise

Homepage von Kevin Smith

Wikipedia über Kevin Smith (deutsch, englisch)

Und jetzt noch einige Worte von Kevin Smith über Bruce Willis und die Dreharbeiten für „Cop Out“

 


TV-Tipp für den 1. März: Surrogates – Mein zweites Ich

März 1, 2013

Pro 7, 20.15

Surrogates – Mein zweites Ich (USA 2009, R.: Jonathan Mostow)

Drehbuch: Michael Ferris, John Brancato

LV: Robert Venditti/Brett Weldele: The Surrogates, 2006/2009 (The Surrogates)

In naher Zukunft: Surrogate übernehmen die Drecksarbeit, während sie von Menschen, die nicht mehr ihre Wohnungen verlassen, gesteuert werden. Als bei einem Attentat auch der Mensch, der das Surrogat steuerte, stirbt, beginnt Agent Greer in einer Welt, in der es keine Morde (und auch keine anderen Verbrechen) mehr gibt und man nicht unterscheiden kann, ob man mit einem Menschen oder einem Surrogat redet, mit der Mördersuche.

Unter dem Deckmantel einer actionhaltigen Whodunit-Geschichte behandelt die tolle Graphic Novel „The Surrogates“ von Robert Venditti und Brett Weldele auch philosophische Fragen, wie was das Menschsein ausmacht und welche Realität wir wollen: die geschönte aus der Werbung oder die ungeschönte.

Die mit knapp neunzig Minuten (mit Abspann!) ungewöhnlich kurze Verfilmung (Hach, man möchte schon wissen, was da los war.) ist nur noch die Bruce-Willis-Version der freien Isaac-Asimov-Verfilmung „I, Robot“ aus. Also „Stirb langsam, Roboter“.

Da wäre mehr drin gewesen.

mit Bruce Willis, Radha Mitchell, Rosamund Pike, James Cromwell, Ving Rhames

Wiederholung: Samstag, 2. März, 00.10 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Amerikanische Homepage zum Film

Deutsche Homepage zum Film

Film-Zeit über „Surrogates“

Metacritic über „Surrogates“

Rotten Tomatoes über “Surrogates”

Wikipedia über “Surrogates” (deutsch, englisch)

Collider: Interview mit Jonathan Mostow zu “Surrogates”

Meine Besprechung von Robert Venditti/Brett Weldeles „The Surrogates“

Meine Besprechung von “Set Up” (Setup, USA 2011, mit Bruce Willis)

Meine Besprechung von “The cold Light of the Day” (The cold Light of the Day, USA 2011, mit Bruce Willis)

Meine Besprechung von “Lady Vegas” (Lay the Favorite, USA/GB 2012, mit Bruce Willis)

Meine Besprechung von “The Expendables 2” (The Expendables 2, USA 2012, mit Bruce Willis)

Meine Besprechung von “Looper” (Looper, USA 2012, mit Bruce Willis)

Meine Besprechung von „Stirb langsam – Ein guter Tag zum Sterben (A good day to die hard, USA 2012, mit Bruce Willis)

Bruce Willis in der Kriminalakte