Humberto Suárez ist ein stinkreicher, immer noch agiler, aber schon älterer Unternehmer, der jetzt endlich etwas möchte, an das sich die Nachwelt erinnert. Sein Sekretär schlägt ihm eine Brücke mit seinem Namen vor. Für Suárez ist das zu gewöhnlich. Eine Brücke mit seinem Namen kann sich jeder Unternehmer leisten. Er aber will sein Geld für etwas ausgeben, das ungewöhnlich ist und an das die Menschen sich noch nach seinem Tod erinnern. Zum Beispiel einen Film. Allerdings nicht irgendeinen Film, sondern “der beste Film aller Zeiten”. Sein Sekretär soll ihm dafür die beste Regisseurin und die besten Schauspieler besorgen. Die werden dann, so denkt er sich, aus einem Bestseller den besten Film aller Zeiten herstellen. Aus den besten Zutaten kann ja nur das Beste entstehen.
Die Wahl fällt auf Lola Cuevas (Penélope Cruz) und die Schauspieler Félix Rivero (Antonio Banderas) und Iván Torres (Oscar Martinez). Cuevas ist eine rundum exzentrische Avantgarde-Regisseurin mit seltsamen Arbeitsmethoden. Die Kritiker lieben ihre Filme. Rivero ist ein Star, der vor allem in banalen Hollywood-Vehikeln glänzt. Torres ist ein Theaterschauspieler, der um sein Spiel eine ganze Theorie aufgebaut hat. Ihr Spiel und auch ihre Ansprüche an ihre Spiel sind vollkommen verschieden. Aber beide sind von sich überzeugte Gockel, die sich für intelligenter halten als sie sind.
Vor dem Dreh möchte Cuevas mit ihren beiden Stars proben. In einer riesigen, einsam gelegenen modernistischen Villa treffen die Egos aufeinander.
Cuevas bestimmt als Regisseurin zwar die Spielregeln und die immer absurderen Prüfungen, die sie Rivero und Torres auferlegt. Aber es ist immer etwas unklar, ob Cuevas dabei wirklich ein künstlerisches Konzept verfolgt, das zwar mindestens etwas Gaga ist, aber ein Konzept wäre, oder ob sie die beiden Gockel und ihre Eitelkeiten einfach nur zu ihrem (und unserem) Vergnügen demaskieren möchte. In jedem Fall, auch weil Penélope Cruz, Antonio Banderas und Oscar Martinez sich mit Verve in ihre Rollen stürzen, ist „Der beste Film aller Zeiten“ ein Vergnügen.
Leider findet das Vergnügen in einem etwas luftleeren Raum statt. Denn die Regisseure Gastón Duprat und Mariano Cohn beziehen sich primär auf Ideen und Konzepte aus den sechziger und siebziger Jahren.
Am Ende vom ‚besten Film aller Zeiten‘ wissen wir nicht, ob wir den ‚besten Film aller Zeiten‘ gesehen haben, weil wir ja nur die aus dem Ruder gelaufenen Proben für den ‚besten Film aller Zeiten‘ gesehen haben.
Der beste Film aller Zeiten (Competencia oficial, Spanien/Argentinien 2021)
Regie: Gastón Duprat, Mariano Cohn
Drehbuch: Andres Duprat, Gastón Duprat (Co-Autor), Mariano Cohn (Co-Autor)
mit Penélope Cruz, Antonio Banderas, Oscar Martinez, Jose Luis Gómez, Manolo Solo, Nagore Aramburu, Irene Escolar
Länge: 115 Minuten
FSK: ab 12 Jahre
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Hinweise
Moviepilot über “Der beste Film aller Zeiten”
Metacritic über “Der beste Film aller Zeiten”
Rotten Tomatoes über “Der beste Film aller Zeiten”
Wikipedia über “Der beste Film aller Zeiten” (deutsch, englisch)