Gut, 3sat rockt ab 20.15 Uhr bis nach Mitternacht das diesjährige Wacken-Programm, aber die älteren Säcke (als seien Judas Priest und Rob Zombie jung) sollten Arte einschalten, weil
Arte, 21.40
Jimi Hendrix „Hear My Train A Comin’“ (USA 2013, Regie: Bob Smeaton)
Porträt über den singenden Gitarristen.
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Arte, 23.10
The Doors – Feast of Friends (Großbritannien 1968, Regie: Paul Ferrara)
Doku von Paul Ferrara über die 1968er US-Tour der Band, die er damals begleitete. Die Masterbänder wurden erst letztes Jahr wiederentdeckt und restauriert. – Die Doku gibt es bis Ende August auch bei Arte Concert.
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Arte, 23.50
Berlin Live Special: Eric Burdon (Deutschland 2015)
rockt die Hauptstadt. – Das Konzert gibt es bis Ende August auch bei Arte Concert.
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Arte, 00.50
Paul Simon, Graceland: The African Concert (USA 1987)
gegeben 1987 in Simbabwe. Mit einigen Gästen.
TV-Tipp für den 1. August: Jimi Hendrix, The Doors, Eric Burdon, Paul Simon
Juli 31, 2015Neu im Kino/Filmkritik: „Amy“ Winehouse und ihr viel zu kurzes Leben
Juli 16, 2015Wie die meisten Dokumentarfilme über eine bekannte Person richtet sich auch „Amy“ vor allem an Fans der Sängerin Amy Winehouse, die 2003 mit „Frank“ zuerst in Großbritannien und mit ihrer zweiten CD „Back to Black“ auch weltweit bekannt wurde. Keine fünf Jahre später war sie tot. Die 27-jährige Drogensüchtige starb am 23. Juli 2011 an einer Alkoholvergiftung. Seitdem erschienen CDs mit ihren bislang nicht veröffentlichten Studioaufnahmen, Live-CDs und DVDs.
Asif Kapadias Doku „Amy“ passt natürlich in diese Verwertungsstrategie. Immerhin ging die erste Initiative von Winehouses Plattenlabel Universal Music aus. Außerdem konnte Kapadias auf bislang unveröffentlichte Privatvideos zurückgreifen und mit ihr nahestehenden Menschen reden konnte, wie ihrer ältesten Freundinnen. Dazu gibt es noch einige Konzertausschnitte – und das Herz des Fans ist umfassend gestreichelt.
Die Nicht-Fans (und seinen wir ehrlich: so toll, wie jetzt behauptet wird, war Amy Winehouse als Soul-Sängerin nicht) werden sich dagegen an einigen Punkten, die auch in anderen Doku-Porträts so sind, stören. Kapadia erzählt Amy Winehouses Geschichte chronologisch von ihren Anfängen als Profi-Musikerin (so als habe es vor ihrer Volljährigkeit kein Leben gegeben) bis zu ihrem Tod. Dabei vermeidet er platte Psychologisierungen, aber auch jede Analyse.
So bleibt unklar, warum Winehouse drogenabhängig wurde und auch warum jede Hilfe fehlschlug. Wobei die Auswahl ihrer beiden wichtisten Männer in ihrem Leben einige Rückschlüsse zulässt. Ihr Vater Mitch Winehouse, der sich von ihrer Mutter scheiden ließ und den sie als Jugendliche an den Wochenenden besuchte, wurde von ihr verehrt und er erscheint in „Amy“ als ziemlich geldgeil. Ihr Ehemann Blake Fielder-Civil, ein Junkie, brachte sie in Kontakt mit Heroin und Crack und versorgte sie mit Drogen. Der Druck der Medien, die sie irgendwann belagerten (eine typisch britische Art des Umgangs mit Prominenten), wird zwar immer wieder mit den immergleichen Bildern von ihr und ihren Vertrauten, die sich durch ein Blitzlichtgewitter zum Auto oder Hauseingang drängen, gezeigt, Während diese Bilder immer redundanter werden, versäumen die Macher es, nach der Rolle der Medien zu fragen. Stattdessen wiederholen sie, vor allem bei ihren letzten Auftritten und Privataufnahmen, die sie minutenlang als seelisches und körperliches Wrack zeigen, ohne jede Distanz die sensationslüsterne, nur die Oberfläche bedienende Masche der Boulevardmedien.
Für eine tiefere Analyse hätte Kapadia allerdings auch Menschen fragen müssen, die nicht zu Winehouses engstem beruflichen und privaten Umfeld gehören. Ihre Eltern, ihre Freundinnen, ihr Bodyguard und verschiedenen Managern und Angestellten von Plattenfirmen kommen zu Wort. Da ist man schon dankbar, wenn man Winehouses Hausärztin oder einen ihrer Musiker hört. Aber auch von ihnen erwartet man persönliche und intime Einblicke und Anekdoten.
Ihr habt sicher bemerkt, dass ich „befragt“ und nicht „interviewt“ geschrieben habe. Der Grund dafür ist ziemlich einfach: bei „interviewt“ denke ich bei einem Dokumentarfilm, dass ich die Interviewte Person auch sehe; was manchmal zu den berühmt-beriüchtigten „sprechenden Köpfen“ führt. Aber immerhin hat man dann ein Bild von den Sprechenden und auch einen Eindruck von ihrer Glaubwürdigkeit (auch wenn dieser Eindruck täuschen kann). In „Amy“ hören wir dagegen nur verschiedene Personen etwas sagen und auch die Einblendungen von Namen und ihrer Beziehung zu Winehouse helfen kaum, um sie auseinander zu halten. Es wird auch nie deutlich gemacht, ob es sich um ein aktuelles oder ein älteres Interview handelt.
Die Bilder konzentrieren sich auf Winehouse, die in fast jedem Bild ist. Mitmusiker und eine Band hat es anscheinend nicht gegeben. Die Rolle ihres Vaters bleibt mysteriös. Ebenso von ihrem letzten Bodyguard. Beide präsentieren sich als ihre Beschützer. Auch die Plattenfirmen erscheinen, soweit sie zu Wort kommen, als Wohltäter. Dabei haben sie alle, was auch in Halbsätzen angesprochen wird, durchaus handfeste finanzielle Interessen an Amy Winehouse, die man hätte beleuchten können.
Und, auch wenn Kapadia im Presseheft sagt „Auf der Kinoleinwand neigt das Publikum dazu, diese [Film-]Qualität eher zu vergeben, als wenn es den Film auf einem kleinen Monitor sieht.“ stimmt es nicht. Es nervt einfach, zwei Stunden lang mit unzähligen Amateuraufnahmen (auch wenn sie noch so sehr bearbeitet wurden) malträtiert zu werden. Es sind Aufnahmen, die niemals für eine Kinoleinwand gedacht waren und die aus einem Mangel an filmisch besserem Material und aus dokumentarischen Zwecken präsentiert werden.
Wobei Brett Morgens in seiner Doku „Cobain: Montage of Heck“ die Verwendung von Amateuraufnahmen zu einer umfassenden künstlerischen Aussage führte. Bei ihm reflektierten die rauhen Bilder auch Cobains seelischen Zustand und sie verliehen damit dem schwer anzusehendem und genau deshalb sehenswertem Film eine zusätzliche Dimension. Jedenfalls solange man irgendetwas mit Grunge und der Musik von „Nirvana“ anfangen kann und einen unverfälschten Einblick in Cobains Denken haben will.
„Amy“ ist dagegen nur gefälliges, an der Oberfläche bleibendes Doku-Handwerk mit einem klarem Zielpublikum: Amy-Winehouse-Fans, die auf eine Analyse und eine Einordnung von Amy Winehouses Leben und Retro-Musik in irgendeine größere Erzählung verzichten können. Die dürften von „Amy“ begeistert sein.
Amy (Amy, Großbritannien 2015)
Regie: Asif Kapadia
Drehbuch: Asif Kapadia
mit Amy Winehouse und gaaanz vielen Stimmen
Länge: 128 Minuten
FSK: ab 0 Jahre
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Hinweise
Englische Homepage zum Film
Deutsche Homepage zum Film
Film-Zeit über „Amy“
Moviepilot über „Amy“
Metacritic über „Amy“
Rotten Tomatoes über „Amy“
Wikipedia über „Amy“ und Amy Winehouse (deutsch, englisch)
AllMusik über Amy Winehouse
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Und hier ihr Auftritt in Glastonbury 2007
Neu im Kino/Filmkritik: „Love & Mercy“, die Beach Boys und Brian Wilson
Juni 11, 2015Die Sommerhits der Beach Boys, wie „Surfin‘ USA“, „I get around“, „Fun, Fun, Fun“ und „Good Vibrations“, kennt heute noch jedes Kind. Immerhin gehören diese Songs, die vor fünfzig Jahren in 2-Minuten-Hymnen den Mythos von Kalifornien als Land des immerwährenden Sommers mit Surfbrettern, lachenden Sonnyboys und fröhlichen Mädels zementierten, zum festen Radioprogramm. Brian Wilson ist dagegen vor allem Musikfans ein Begriff. Er war der kreative Kopf der Beach Boys, viele Jahre litt er an falsch behandelten psychischen Problemen, die er erst mit der Hilfe von seiner Frau Melinda Ledbetter in den Griff bekam. Seitdem veröffentlicht der Perfektionist, mehr oder weniger regelmäßig, neue CDs, die im Schatten seines Frühwerks stehen.
Mit „Love & Mercy“ ist jetzt von Bill Pohlad ein Biopic über Wilsons Leben inszeniert worden, das nicht schlecht ist, aber an seiner Konstruktion leidet, immer wieder zu wenig in die Tiefe geht und sich zu sehr an die Brian-Wilson-Fans richtet. Denn wer die Hintergründe nicht kennt, wird sich mehr als einmal fragen, wie so etwas möglich sein kann und ob das Geschilderte wirklich den Tatsachen entspricht. Tut es, obwohl die Wirklichkeit teilweise noch absurder war.
Beginnen wir mit der Konstruktion: Bill Pohlad erzählt „Love & Mercy“ auf zwei Zeitebenen, zwischen denen er flüssig und gelungen hin und her springt. Der eine Teil spielt in den Sechzigern: die Beach Boys sind eine erfolgreiche Band. Aber Brian Wilson (Paul Dano) will mehr als flauschige Sommerhits abliefern. Während die Band ohne ihn auf Tour geht, zieht er sich ins Studio zurück. Er will die neue LP „Pet Sounds“ aufnehmen. Die Entstehung dieser 1966 veröffentlichte Rock-Symphonie wird ausführlich gezeigt. Aber wer die Platte nicht kennt und nichts über ihre Bedeutung für die Geschichte der Rockmusik weiß, sieht vor allem einen Musiker, der im Studio obsessiv einem bestimmten Sound hinterherjagt.
Der andere Teil spielt zwanzig Jahre später in den späten Achtzigern. Brian Wilson (John Cusack) wird von Dr. Eugene Landy (Paul Giamatti) behandelt und von der Welt abgeschirmt. Aber Wilson entwickelt Gefühle für die junge Cadillac-Autoverkäuferin Melinda Ledbetter (Elizabeth Banks). Das hier mögliche Psychodrama zwischen dem Arzt und seinem Patienten bleibt allerdings in den Anfängen stecken. In erster Linie wird uns die Situation präsentiert, in der Brian Wilson in diesem Moment steckt. Aber zunächst gibt es die im Film nicht erklärte Lücke zwischen dem Sechziger-Jahre-Wilson, der zwar schon psychische Probleme hatte, aber weitgehend normal funktionierte, und dem Achtziger-Jahre Wilson, der unzurechnungsfähig ist und nur unter Aufsicht vor die Haustür gehen darf, weil er anscheinend eine Gefahr für sich selbst und seine Umwelt darstellt. Dabei ist der etwas merkwürdige Wilson auf den ersten Blick ein extrem pflegeleichter Patient. Wie ein kleines Kind akzeptiert er seine Bewacher und er offenbart vor fremden Menschen, wie der Autoverkäuferin, seine tiefsten Gefühle und Verletzungen. Und er ist mit seiner Situation ganz zufrieden. Immerhin wird er beschützt und er kann, was er einige Jahre früher nicht tat, sein Haus verlassen. Nur seine neue Freundin Melinda Ledbetter möchte, je mehr sie über Wilsons Leben erfährt, die seltsame Situation ändern. Aber sie ist, auch wenn dieser Teil aus ihrer Perspektive erzählt wird, als Zufallsbekanntschaft, ein Nebencharakter.
Diese Konstruktion und die Teilung in einen Musikfilm und ein Drama hält einen auf Distanz zum Geschehen. Es gibt auch kein Greatest Hits der Band, sondern eine feinfühlige Annäherung an einen schwierigen Charakter in zwei Lebensphasen. „Love & Mercy“ vermeidet so die typischen Biopic-Fallen. Aber es bleibt auch immer der Eindruck, dass man zwei nicht zueinander passende halbe Filme gesehen hat, die ihr Potential nicht ausschöpfen. Dass nur an der Oberfläche eines Enigmas gekratzt wurde.
Für Fans von Musikfilmen ist „Love & Mercy“ natürlich ein Pflichttermin. Es ist auch ein Musikfilm, der sich für die Arbeit hinter den Kulissen und die seelischen Probleme des Künstlers interessiert, ohne diese sensationslüstern auszubeuten. Denn für den Brian Wilson der achtziger Jahre ist die Musik, die früher sein Leben definierte, unwichtig. Aber die Beziehung zu Melinda Ledbetter, mit der er immer noch verheiratet ist, wird wichtiger.
Love & Mercy (Love & Mercy, USA 2015)
Regie: Bill Pohlad
Drehbuch: Oren Moverman, Michael Alan Lerner
mit John Cusack, Paul Dano, Elizabeth Banks, Paul Giamatti, Jake Abel, Kenny Wormald, Brett Davern, Graham Rogers
Länge: 122 Minuten
FSK: ab 6 Jahre
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Hinweise
Englische Homepage zum Film
Deutsche Homepage zum Film
Film-Zeit über „Love & Mercy“
Moviepilot über „Love & Mercy“
Metacritic über „Love & Mercy“
Rotten Tomatoes über „Love & Mercy“
Wikipedia über „Love & Mercy“, die Beach Boys (deutsch, englisch) und Brian Wilson (deutsch, englisch)
AllMusic über die Beach Boys und Brian Wilson
TV-Tipp für den 1. Mai: Pop around the Clock
April 30, 20153sat, 05.30
Pop around the clock
3sat macht es schon wieder. Wieder mit anderen Konzerten von sattsam bekannten Musikern und Bands. Die Auswahl schwankt zwischen „grandios“ und „bin gerade auf’m Klo“. Und das 24 Stunden lang.
Also dann. Es gibt um 06.30 Uhr Peter Gabriel (Back to Front – Konzert von 2012), um 09.30 Uhr Dire Straits (On the Night – Mitschnitte von 1992; was so ungefähr das Ende der Band markiert), um 10.30 Uhr Genesis (Three Sides Live – Highlights von 1981; noch vor dem Megaerfolg, aber schon nach dem Abschied von Peter Gabriel), um 13.05 Uhr Rolling Stones (From the Vault – Live in 1981, Hampton-Konzert), um 14.05 Uhr Deep Purple (Perfect Strangers – Sydney 1984), um 15.05 Uhr ZZ Top (Live at Montreux 2013) und danach wird das Programm mit Shakira, Kylie Minogue, Céline Dion undsoweiter rapide sehr uninteressant. Da kann auch um 00.05 Uhr Madonna (The MDNA Tour, 2012) mit einem zweistündigem Konzert nichts mehr retten. Die meisten anderen Konzerte sind so auf plus/minus eine Stunde zusammengeschnitten und können die nächsten Tate in der Mediathek nachgesehen und gehört werden.
Ich hätte ja gerne mal einen Tag mit Jazzkonzerten.
Hier gibt es alle Infos zu den Konzerten.
TV-Tipp für den 31. Dezember: Pop around the Clock
Dezember 30, 20143sat, 06.00
Pop around the Clock
Same procedure as last year: 24 Stunden lang zeigt 3sat Konzerte bekannter Musiker und Bands, die oft erstmals und nur einmal im TV laufen. Ist also eine gute Gelegenheit, das Musikarchiv etwas aufzustocken.
Und wie in den vergangenen Jahren sind die interessanten Konzerne nicht um 20.15 Uhr. Da beschwört Frau Dion „The Power of Love“.
Interessanter sind da unter anderem Beth Hart & Joe Bonamassa (Live in Amsterdam 2013, 06.45 Uhr), Jeff Beck (Live in Tokyo 2014, 07.45 Uhr), The Rolling Stones (From the Vault – Live in 1981, 10.30 Uhr), Genesis (Three Sides Live – 1981, 11.30 Uhr), Dire Straits (On the Night – 1992, 14.00 Uhr), Ed Sheeran (Live in Dublin – 2014 [wir wollen uns ja nicht nur alte Säcke anhören], 15.00 Uhr), Sting (When the Last Ship Sails – New York 2013, 17.00 Uhr), Peter Gabriel (Back to the Front – 2013 [von ihm könnte auch mal ein altes Konzert gezeigt werden], 18.15 Uhr), Muse (Live at Rome 2013, 23.00 Uhr) und ZZ Top (Live at Montreux 2013, 02.15 Uhr).
Das vollständige Programm gibt es hier.
Tim Berne’s Cornered spielt „Embraceable Me“
Dezember 22, 2014Das ist jetzt nicht gerade Easy Listening, aber verdammt gut, weil Avantgarde-Jazzer Tim Berne immer gut ist:
Die Band:
Ryan Ferreira (guitar)
Michael Formanek (bass)
Ches Smith (drums)
Tim Berne (alto saxophone)
Oscar Noriega (clarinets)
Matt Mitchell (piano)
Live aufgenommen am 12. Oktober 2014 im The Stone.
Mehr über Tim Berne findet ihr bei Screwgun Records (sein Label, außerdem veröffentlicht er bei ECM), AllMusic und Wikipedia (deutsch, englisch).
TV-Tipp für den 11. Dezember: Where’s the Beer and When do we get paid?
Dezember 11, 2014ZDFkultur, 21.30
Where’s the Beer and When do wie get paid? (Deutschland 2012, Regie: Sigrun Köhler, Wiltrud Baier)
Drehbuch: Sigrun Köhler, Wiltrud Baier
Unkommentierte Doku über Jimmy Carl Black, die der frühere „The Mothers of Invention“ (Yeah, Frank Zappa!) nicht mehr erlebte. Der in Bayern lebende Schlagzeuger starb bereits 2008.
mit Jimmy Carl Black, Arthur Brown, Don Preston, Eugene Chadbourne
Hinweise
Moviepilot über „Where’s the Beer and When do we get paid?“
Filmportal über „Where’s the Beer and When do we get paid?“
Wikipedia über Jimmy Carl Black (deutsch, englisch)
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Und ein kurzer Konzertausschnitt aus einem Konzert mit Jimmy Carl Black
Neu im Kino/Filmkritik: Die Gitarrendoku „Love Supreme – Sechs Saiten und ein Brett“
November 20, 2014Das Problem bei „Love Supreme – Sechs Saiten und ein Brett“ sind nicht die oft kurzen Musikschnipsel. Das ist zwar schade und ärgerlich, wenn man von bekannten Liedern und Live-Auftritten bekannter Musiker nur einige Sekunden hört, aber durchaus verständlich, weil die Musikrechte manchmal extraordinär teuer sind und die Musik nicht im Mittelpunkt der Doku steht. Wobei die Konzertausschnitte mit der Unbekanntheit der Musiker länger werden, bis wir auf der Couch von Session-Gitarrist Tom Bukovac landen, der auf fünfhundert Nashville-Alben mitspielte. Aber wer kennt schon einen Session-Gitarristen?
Das Problem ist auch nicht, dass die meisten Gitarristen eher unbekannt und auch die Stars nicht unbedingt allgemein bekannte Weltstars sind. Als Filmemacher mit überschaubarem Budget freut man sich, wenn bekannte Gesichter wie Marius Müller-Westernhagen, Wolfgang Niedecken, Peter Maffay und Dave Stewart sich Zeit nehmen. Und oft haben unbekanntere Gitarristen und Session-Musiker etwas interessantes zu erzählen. Man fragt sie halt viel zu selten.
Das Problem bei „Love Supreme“ (wobei Jazzfans da nur an John Coltranes „A Love Supreme“ denken können) ist, dass die Regisseure Steffen König und Olaf Neumann nicht wussten, was sie erzählen wollten. Sie sagen zwar, dass sie herausfinden wollten, warum immer mehr Musiker Duesenberg-Gitarren benutzen und wer sie baut. Dieses vollkommen unkritische Firmenporträt ist ein Teil der spielfilmlangen Dokumentation. Wir dürfen zusehen, wie eine E-Gitarre gebaut wird (Erklärungen gibt es keine) und zuhören, wie Dieter Gölsdorf, der Entwickler der Duesenberg-Gitarren, über sich und seine Gitarren spricht. Aber außer Jugenderinnerungen und Allgemeinplätzen erfährt man nichts; – und dabei wäre gegen ein ordentliches Firmenporträt nichts einzuwenden.
Aber die meiste Zeit reden die Gitarristen in der Dokumentation über Gott und die Welt. Das ist durchaus interessant, aber es sind beliebige Zitate, ohne größeren Zusammenhang und Überbau. Manchmal wird auch die Duesenberg-Gitarre lobend erwähnt. Sie liege gut in der Hand. Sie klinge gut. Manchmal wird sie in den Konzertausschnitten auch erkennbar gespielt. Manchmal eine andere E-Gitarre oder eine Akustik-Gitarre.
Und irgendwann fragt man sich, ob die Duesenberg-Gitarre nur von Rockmusikern, meistens der gut abgehangenen Mainstream-Sorte, und einigen Blues-Musikern (die hier die Feigenblatt-Rolle übernehmen dürfen) gespielt wird. Es gibt keine Jazzer, keine Heavy-Metal-Gitarristen, keine Punker, keine Experimentalmusiker.
Ärgerlich ist während der gesamten Musik-Dokumentation der erbärmliche Sound. Die Konzerte sind meistens ein einziger Lärmmatsch, das den Charme eines Bootlegs hat. Die Interviews klingen teils übersteuert, teils gibt es nervige Nebengeräusche, weil König und Neumann sich mit dem Musiker in einer Wirtschaft unterhielten und das Klirren der Gläser und die Gespräche der anderen Gäste immer wieder stören. Schon mit einem besseren Mikrofon (und das muss kein extrem teures Mikrofon sein) oder einer gescheiten Raumwahl hätte hier das Schlimmste verhindert werden können.
Love Supreme – Sechs Saiten und ein Brett (Deutschland 2014)
Regie: Steffen König, Olaf Neumann
Drehbuch: Steffen König, Olaf Neumann
mit Tom Bukovac, Sarah Buxton, Mike Campbell, Carl Carlton, Nathan Fawley, Vince Gill, Dieter Gölsdorf, Uwe Hassbecker, Dann Huff, Steven Hufsteter, Keb‘ Mo‘, Robert Knight, Helmut Krumminga, Tito Larriva, Anna Loos, Louisiana Red, Peter Maffay, Ryan McGarvey, Grant Mickelson, Marius Müller-Westernhagen, Wolfgang Niedecken, Andy Powell, Ingo Renner, Brad Rice, Dave Stewart, Matt ‚Mojo‘ Tedder
und die Bands der Musiker, wozu auch, wegen Andy Powell, Wishbone Ash gehört
Länge: 94 Minuten
FSK: ab 0 Jahre
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Hinweise
Homepage zum Film
Facebook-Seite zum Film
Film-Zeit über „Love Supreme“
Moviepilot über „Love Supreme“
Neu im Kino/Filmkritik: „Get on Up“ für das mitreißende funky James-Brown-Biopic
Oktober 9, 2014Bei Clint Eastwoods „The Four Seasons“-Biopic „Jersey Boys“ fragte ich mich, warum ich mir einen Film über eine nette, erfolgreiche, aber musikhistorisch belanglose Boy-Band ansehen und was mir die Geschichte dieser netten Jungs sagen soll.
Bei Tate Taylors „Get on Up“ stellt sich, auch wenn man der einzige Mensch im Universum ist, der noch nie etwas von James Brown hörte, die Frage überhaupt nicht. Wie schon in seinem vorherigem Film „The Help“ geht es um afroamerikanische Geschichte, den Kampf um Anerkennung und das Selbstbewusstsein der Afroamerikaner und James Brown (1933 – 2006), dessen Geschichte in dem Film erzählt wird, hat nie ein Problem mit seinem Ego, das mehr als Übergroß war. Immerhin war (?) er der „Godfather of Soul“, ein grandioser Showman, der Konzerthallen zum Kochen brachte und ein Vorbild für seine schwarzen Brüder. Er setzte sich, als es noch nicht zum Mainstream gehörte, für seine und ihre Rechte ein. Er forderte Schüler auf, die Schule abzuschließen. Während Aufständen in den Ghettos forderte er seine Soul Brothers auf, sich nicht abschlachten zu lassen. Nach der Ermordung von Martin Luther King gab er in Boston, gegen den Willen der Polizei, die Unruhen befürchtete, ein Freikonzert. Die befürchteten Unruhen blieben aus. Er war die Stimme der Underdogs – „Say it loud – I’m Black and I’m Proud“ – und sie hörten auf ihn.
Er selbst wuchs ärmlich in einer mitten im Wald gelegenen Holzhütte in Barnwell, South Carolina, auf, verbrachte seine Kindheit und Jugendjahre im Bordell seiner Tante Handsome ‚Honey‘ Washington in Augusta. Seine Mutter hatte inzwischen das Weite gesucht. Sein Vater, ein gewalttätiger Trinker, ebenso.
Im Gefängnis traf James Brown Bobby Byrd, der mit seiner Band ein Konzert im Gefängnis gab. Byrd erkannte das Talent und das Bühnencharisma von James Brown. In den folgenden Jahren wurden sie zu einer erfolgreichen Funk’n’Soul-Band, deren Sound, wie der Film mit seinen zahlreichen Konzertszenen und die von „Rolling Stone“ Mick Jagger gut zusammengestellte Soundtrack-CD zeigen, keine Patina angesetzt hat. Wenn man nicht wüsste, dass Songs wie „Sex Machine“, „Caldonia“, „Cold Sweat“, „Super Bad“ und „Say it loud – I’m Black and I’m Proud“ schon vor vierzig bis fünfzig Jahren entstanden, könnte man sie für neue Songs halten.
Zwischen den Songs gibt es, essaystisch-assoziativ verbunden, Anekdoten aus dem Leben von James Brown (grandios gespielt von „42“ Chadwick Boseman), die sich auf seine Jugend, seine Anfangsjahre und seine Karriere bis in die siebziger Jahre konzentrieren, keiner strikten Chronologie gehorchen und zu einem Porträt eines Mannes werden, der seinen Weg als Musiker und Geschäftsmann ging. Es werden auch seine problematischen Seiten, sein oft tyrannisches Verhalten gegenüber Frauen und Bandmitgliedern, nicht ausgespart. Seine Band bestand aus Könnern wie Bobby Byrd, Pee Wee Ellis, Maceo Parker, Fred Wesley und Bootsy Collins, die teilweise auch Solo erfolgreich waren und sind und begehrte Sidemen sind.
Es wird auch gezeigt, wie er sich von Gospel-Gottesdiensten für seine Bühnenperformance inspirieren ließ. Seine Auftritte waren Messen und in einer der zahlreichen witzigen Szenen des Films soll James Brown in einer TV-Sendung vor den „Rolling Stones“, die gerade ihr erstes US-Gastspiel absolvieren, auftreten. Für Brown ist es eine unfassbare Beleidigung, dass er nicht der Höhepunkt der Sendung sein soll. Mit seiner Band betritt er die Bühne mit einem Ziel: diese britische Band hinwegfegen – und (was historisch wohl falsch ist) Mick Jagger steht hinter der Bühne und sieht sich die Show dieses wildgewordenen Negers an, der sich bewegt, wie wir es inzwischen von Mick Jagger oder auch Michael Jackson kennen.
Auch James Browns Auftritt in Vietnam, mit dem das Biopic beginnt, ist legendär. Inclusive der Ansage, dass niemand James Brown sagt, wie lange er auf der Bühne bleiben soll.
Wer sich den Musikfilm nur ansieht, um eine faktengetreue, biedere Biographie von James Brown zu sehen, wird mit Tate Taylors „Get on Up“ wenig anfangen können. Es ist eine assoziative Collage von Anekdoten und mitreisender Musik.
Get on Up (Get on Up, USA 2014)
Regie: Tate Taylor
Drehbuch: Jez Butterworth, John-Henry Butterworth
mit Chadwick Boseman, Nelsan Ellis, Dan Aykroyd, Viola Davis, Craig Robinson, Octavia Spencer, Lennie James, Jill Scott, Tika Sumpter, Lennie James
Länge: 139 Minuten
FSK: ab 12 Jahre
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Hinweise
Amerikanische Homepage zum Film
Rotten Tomatoes über „Get on Up“
History vs. Hollywood über „Get on Up“
Wikipedia über „Get on Up“ und James Brown (deutsch, englisch)
Meine Besprechung von Tate Taylors „The Help“ (The Help, USA 2010)
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Zum Anhören
Der Filmsoundtrack besteht aus zwanzig Songs, neun davon sind Live-Aufnahmen, zwei Erstveröffentlichungen und vier in der Soundtrack-Version, d. h. sie unterscheidet sich in der Abmischung von den bekannten Versionen. Aufgenommen wurden die Songs zwischen 1956 und 1976; die meisten davon in den Sechzigern oder frühen Siebzigern.
„Get on Up“ ist eine gelungene Soundtrack-CD und ein gelungenes James-Brown-Best-of-Album, das ein guter Einstieg in die Welt von „Soul Brother Number One“ ist.
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Get on Up – The James Brown Story (Original Motion Picture Soundtrack)
Universal Records, 2014
73 Minuten
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Und hier das schon angesprochene Boston-Konzert:
„I got Rhythm“ – die Comic-Biographie von Coco Schumann
September 22, 2014Vor wenigen Wochen, am 14. Mai, feierte Coco Schumann seinen neunzigsten Geburtstag, was keine große Meldung wäre, wenn Schumann nicht Berliner (immerhin halten die Berliner sich dank Geburt für den Nabel des Universums), Musiker und Jude wäre. Genaugenommen Halbjude oder in der Nazi-Sprache „Geltungsjude“, weshalb er dann auch im KZ landete.
Davor, wie der schöne, aber auch etwas didaktische Comic „I got Rhythm – Das Leben der Jazzlegende Coco Schumann“ von Autorin Caroline Gille und Zeichner Niels Schröder zeigt, war er ein typischer Berliner Junge, dem vor allem die Musik in den Vergnügungslokalen gefiel und weil er schon früh seine Liebe zur Musik entdeckte, spielte er als Gitarrist in etlichen Bands mit. Beim Alter schwindelte er oft. Und nach 1933 auch bei seiner Herkunft.
1943 kam er nach Theresienstadt, dem Propaganda-KZ, in dem jüdische Künstler arbeiteten und für ausländische Besucher und den Film „Theresienstadt – Ein Dokumentarfilm aus dem jüdischen Siedlungsgebiet“ (auch bekannt als „Der Führer schenkt den Juden eine Stadt“) immer wieder eine Charade aufgezogen wurde. Schumann war auch Mitglied der „Ghetto Swingers“, die für Gäste gute Laune verbreiten durften. 1944 kam er dann nach Auschwitz.
Diese Jahre, über die Coco Schumann lange nicht sprach, stehen auch im Zentrum von „I got Rhythm“. Sein Leben nach dem Krieg wird dann eher flott abgehandelt: er heiratete Gertraud Goldschmidt, die ebenfalls im KZ war, sie zogen 1950 nach Australien und 1954 wieder zurück nach Berlin. Während seines ganzen Lebens war Schumann Musiker, Jazzgitarrist mit einer Liebe zum Swing, der aber Unterhaltungsmusik spielte, unter anderem zusammen mit Helmut Zacharias. Also die Schlager der fünfziger und sechziger Jahre, die nichts mit den heutigen Schlagern zu tun haben. Er begleitete auch verschiedene US-Stars bei ihren Berlin-Konzerten, wie Dizzy Gillespie und Louis Armstrong, und in dem Heinz-Erhardt-Film „Witwer mit fünf Töchtern“ war er auch dabei.
Einem jüngeren Publikum wurde er 1997 bekannt, als er seine Biographie „Der Ghetto-Swinger“ und Trikont mehrere CDs unter seinem Namen veröffentlichte.
Caroline Gille und Niels Schröder erzählen dieses Leben in ihrem Comic chronologisch nach. Die Panels sind Aquarelle, die gelungen die Atmosphäre der Geschichte wiedergeben. Der Text liest sich weitgehend wie eine mit historischen Fakten angereichterter Lexikonartikel, weshalb der Comic auch gut in der Schule oder der Bildungsarbeit eingesetzt werden kann.
Das ist deutlich braver als Will Eisners biographischer Comic „Zum Herzen des Sturms“ (To the Heart of the Storm, 1992) oder Art Spiegelmans „Maus – Die Geschichte eines Überlebenden“ (Maus – A Survivor’s Tale, 1991), die sich ebenfalls mit Fragen jüdischer Identität und dem Nationalsozialismus befassen.
Aber „Ghetto-Swinger“ Coco Schumann war auch nie ein Konventionen umstürzender Musiker. Insofern ist die Beschreibung „Jazzlegende“ doch arg hoch gegriffen und „I got Rhythm“ reflektiert treffend Coco Schumanns musikalisches Ideal.
Caroline Gille/Niels Schröder: I got Rhythm – Das Leben der Jazzlegende Coco Schumann
be.bra Verlag, 2014
160 Seiten
19,95 Euro
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Hinweise
Homepage von Niels Schröder (Informatives zum Comic)
be.bra verlag über „I got Rhythm“
Neu im Kino/Filmkritik: „Can a Song save your Life?“ lässt Keira Knightley singen
August 28, 2014Der Film beginnt in einer dieser schummerigen Bars, die anscheinend seit den seeligen Tagen des Greenwich-Village-Folk-Booms in den frühen Sechzigern nicht verändert wurden. Gretta (Keira Knightley) soll, aufgefordert von ihrem alten Freund Steve (James Corden), gegen ihren Willen, ein Lied spielen und bereits nach den ersten schüchtern vorgetragenen Tönen von „A Step you can’t take back“ ist Dan (Mark Ruffalo) fasziniert. Der Plattenproduzent hört nicht eine Engländerin und eine Gitarre, sondern schon ein ganzes Arrangement, das es locker mit einem alten Cat-Stevens-Song aufnehmen kann. Er bietet ihr an, eine Platte mit ihr zu produzieren.
Aber Gretta ist skeptisch. Sie wollte nämlich am nächsten Tag zurück nach London fliegen. Ihr Freund Dave (Adam Levine), mit dem sie nach New York kam, hat gerade eine CD aufgenommen. Die Plattenfirma steckte ihn in den großen Showzirkus, pimpte die von ihr und Dave geschriebenen und in England gemeinsam gesungenen Songs etwas auf und Dave ging an der Westküste fremd. Für Gretta ist die Beziehung vorbei und auch New York hat sie abgehakt.
Auch Dan befindet sich an einem Tiefpunkt in seinem Leben. Zu seiner Frau Miriam (Catherine Keener) und seiner Tochter Violet (Hailee Steinfeld) hat er, trotz gelegentlicher Treffen, den Kontakt verloren. Er trinkt zu viel. Sein letzter Erfolg liegt schon Ewigkeiten zurück und vor wenigen Stunden wurde er aus der von ihm mitgegründeten Plattenfirma herausgeworfen. Aber jetzt hat er eine neue Stimme entdeckt und er hat eine Vision für eine Platte: die Lieder werden auf der Straße aufgenommen und zu einem Porträt der Stadt und ihrer Menschen.
Gretta lässt sich überzeugen, eine Band wird zusammengestellt und quer durch New York, in Gassen, auf U-Bahnstationen und Dächern werden die Lieder aufgenommen.
Währenddessen lernen Gretta und Dan sich besser kennen und wie sich die Beziehung zwischen diesen beiden Musikliebhabern entwickelt, gehört zu den großen Pluspunkten des Films, der souverän die Kitschfallen umschifft. Denn John Carney („Once“) verzichtete glücklicherweise auf eine Liebesgeschichte zwischen den Beiden, auch wenn sie in einer wunderschönen romantischen Szene durch das nächtliche New York streifen und sich gegenseitig ihre Lieblingslieder vorspielen. Stattdessen versucht Gretta die Ehe von Dan zu kitten, redet mit seiner Tochter, die auch bei einem Lied mitspielen darf, und sie muss sich entscheiden, ob sie es doch noch einmal mit ihrem Freund Dave versuchen will.
„Can a Song save your Life?“ ist ein Feelgood-Film mit guter Musik (eine dicke Kaufempfehlung für die Soundtrack-CD!), der durch das natürliche Spiel seiner Schauspieler für sich einnimmt. Dass man über das Musikgeschäft nichts substantielles erfährt und die Idee, eine Platte mit vor Ort aufgenommenen Songs, inclusive Umgebungsgeräuschen, spätestens seit Michelle Shockeds „The Texas Campfire Tapes“ nicht mehr brandneu ist, ist da egal.
Can a Song save your Life (Begin again, USA 2013)
Regie: John Carney
Drehbuch: John Carney
mit Keira Knightley, Mark Ruffalo, Hailee Steinfeld, Adam Levine, James Corden, Yasiin Bey (aka Mos Def), Ceelo Green, Catherine Keener, Rob Morrow
Länge: 104 Minuten
FSK: ab 0 Jahre
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Die CD
Zum Filmstart erschien jetzt auch bei uns die CD mit den gefälligen Filmsongs, die es als Import-CD unter dem englischen Originaltitel „Begin again“ schon länger gibt. Sie enthält sechzehn Songs (vier davon sind „Bonus Tracks“) aus und inspiriert vom Film und die poppigen Songs, oft in Richtung Folk gehend, gefallen. Sie sind fast alle von Gregg Alexander (The New Radicals) geschrieben und gesungen von Adam Levine (Maroon 5), Keira Knightley und Gregg Alexander (bzw. dem Cessyl Orchestra). Einige Songs gibt es in mehreren Versionen, wie „Lost Stars“, das zweimal von Adam Levine, einmal im sehr poppigen „Into the Night Mix“, und einmal von Keiira Knightley gesungen wird.
Insgesamt eine abwechslungsreiche knappe Stunde.
Can a Song save your Life? – Music from and inspired by the Orginal Motion Picture
Interscope/Universal Music
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Hinweise
Amerikanische Homepage zum Film
Film-Zeit über „Can a Song save your Life?“
Moviepilot über „Can a Song save your Life?“
Metacritic über „Can a Song save your Life?“
Rotten Tomatoes über „Can a Song save your Life?“
Wikipedia über „Can a Song save your Life?“ (deutsch, englisch)
Neu im Kino/Filmkritik: Sie waren „Jersey Boys“, Kleingangster und Musiker
Juli 31, 2014Nachdem 2013 der jährliche Clint-Eastwood-Film ausfiel, ist er jetzt mit „Jersey Boys“ zurück und er inszenierte sein erstes Musical. Wer jetzt großartige Tanzszenen und Schauspieler, die tanzend ihre Dialoge singen, erwartet, kann sich das Geld für ein Ticket sparen. Denn „Jersey Boys“ erzählt sehr unfilmisch und bieder die Geschichte der Pop-Gruppe „Four Seasons“, deren größte Hits aus den frühen sechziger Jahren stammen. Die Schauspieler, von denen viele ihre Rolle bereits auf der Bühne spielten, singen die Hits dann ganz brav auf der Bühne stehend.
Damit ist „Jersey Boys“ die Leinwand-Version eines Musicals, die sich sehr unglücklich zwischen die Stühle setzt und alle Probleme hat, die die meisten Biopics haben. Denn es wird die gesamte Geschichte der Band erzählt, weshalb der Film über zwei Stunden dauert und zunehmend langweilt.
Die Geschichte beginnt 1951 in Belleville, New Jersey, erzählt vom Aufstieg, den großen Erfolgen, wie sich die vier Musiker teilweise zerstritten und, nach einer langen Pause, 1990 (das ist die zweite Jahreszahl, die in dem Film genannt wird), bei der Aufnahme in die Rock and Roll Hall of Fame wieder zusammen auftraten. Bei dieser langen Zeit fehlt dann auch zunehmend dramaturgische Fokus, den der Film in den ersten Minuten hat, wenn Sänger Frankie Valli (John Lloyd Young), Bandleader Tommy DeVito (Vincent Piazza) und Bassist Nick Massi (Michael Lomenda) in New Jersey aufwachsen, in kleinen Sälen vor einem alle Altergruppen umfassendem Publikum auftreten und als jugendliche Kleingangster, unter der liebevollen Obhut des lokalen Paten Gyp DeCarlo (Christopher Walken), erste Verbrechen begehen. Dazu gehören ein grotesk schiefgehender Geldschrankdiebstahl und nächtliche Einbrüche in Kirchen, um die Akustik auszuprobieren. Jugendstreiche eben. Außerdem hat DeCarlo einen Narren an Valli gefressen und fördert deshalb seine musikalischen Ambitionen.
Irgendwann nehmen Valli, DeVito und Massi den Pianisten und Songwriter Bob Gaudio (Erich Bergen) als ‚vierten Mann“ in ihre Band auf, nennen sich „The Four Seasons“ und der Weg zum Erfolg ist, mit kleinen Hindernissen, geebnet. Als sie ihren ersten Hit haben (der an einer auch nur nacherzählbaren historischen Aufarbeitung vollkommen desinteressierte Film verrät nicht, wann das war) könnte die Filmgeschichte, die bis jetzt in einem lose an „GoodFellas“ erinnerndem Stil und mit vielen direkten Kommentare der Hauptcharaktere direkt an uns Zuschauer erzählt wurde, enden. Die Jungs sind ihrem Viertel und einer Karriere als Verbrecher entkommen.
Aber es geht weiter und „Jersey Boys“ wird immer beliebiger. Denn ziemlich zusammenhanglos werden, durchaus vergnügliche Szenen, garniert mit den bekannten Hits, anekdotisch aneinandergereiht, aber die Charaktere bleiben blass und für keinen der Musiker interessieren wir uns. Auf der Bühne, wenn die Songs durch die Bandgeschichte lose zusammengehalten werden, stört das nicht weiter. In einem Film möchte man dann doch etwas mehr erfahren. Nur es kommt nichts. Auch nicht über Frankie Valli, der als bekanntestes Bandmitglied so etwas wie der Protagonist ist. Seine Freundschaft zu Tommy DeVito ist zwar wichtig, er übernimmt sogar seine enormen Geldschulden (deren Abbezahlung angesichts des Erfolgs der Gruppe seltsam lange dauert), aber in der zweiten Filmhälfte wird sie zunehmend nebensächlicher. Seine Frau, die er noch vor dem Beginn seiner Musikerkarriere heiratete, verschwindet über weite Teile des Films, wird zur Alkoholikerin (was wir an den immer gut gefüllten Gläsern in ihrer Hand erkennen), die Kinder werden im Sauseschritt größer, weshalb wir auch wissen, dass die Zeit vergeht. Denn am Make-Up der Schauspieler sind die Jahrzehnte kaum zu erkennen. Auch nicht an der Ausstattung. Der gesamte Film spielt in einem zeitlosen Paralleluniversum, in dem es nur den Leadsänger Frankie Valli und die „Four Seasons“ gibt.
Allerdings sind die „Four Seasons“ eine Pop-Gruppe mit überschaubaren musikalischen Errungenschaften und einem vernachlässigbarem Einfluss auf spätere Musiker und Bands. Eigentlich war ihre Karriere, trotz späterer Hits, mit dem Auftauchen der Beatles vorbei. Sie waren auch nicht, wie die Doors, die ja auch in einem Spielfilm verewigt wurden, für die Jugendkultur wichtig.
Gerade weil Clint Eastwood in seinen früheren Filmen immer ein gutes Ohr für die Musik hatte, die er teilweise selbst komponierte, er mit dem grandiosen Charlie-Parker-Biopic „Bird“ einen Musikfilmklassiker und mit „Honkytonk Man“ ein unterschätzes Drama über einen Country-Musiker während der Depression inszenierte und er sich in seinem einzigen Dokumentarfilm „Piano Blues“ mit dem Blues beschäftigte, ist die Musical-Verfilmung „Jersey Boys“ so enttäuschend. Da helfen auch die live gesungenen Hits nicht.
Clint Eastwoods nächster Film als Regisseur, „American Sniper“ über einen Navy-Seal-Scharfschützen mit Bradley Cooper in der Hauptrolle, ist schon in der Postproduktion.
Jersey Boys (Jersey Boys, USA 2014)
Regie: Clint Eastwood
Drehbuch: Marshall Brickman, Rick Elice (nach ihrem Musical)
mit John Lloyd Young, Erich Bergen, Michael Lomenda, Vincent Piazza, Christoper Walken, Mike Doyle, Renée Marino, Erica Piccininni
Länge: 134 Minuten
FSK: ab 6 Jahre
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Hinweise
Amerikanische Homepage zum Film
Rotten Tomatoes über „Jersey Boys“
Wikipedia über „Jersey Boys“ (deutsch, englisch)
All Music über die Four Seasons
History vs. Hollywood über „Jersey Boys“
Kriminalakte: Glückwünsche zum achtzigsten Geburtstag von Clint Eastwood
Meine Besprechung von Clint Eastwoods „Hereafter – Das Leben danach“ (Hereafter, USA 2010)
„Green on Red“ 1985 in Deutschland
Juli 2, 2014Miles Davis rockt 1985
Juni 19, 2014Für die Mittagspause
TV-Tipp für den 16. Juni: Eric Clapton: Crossroads/Mumford & Sons: Live – The Road to Red Rocks
Juni 16, 2014Wegen des Fußballspiels läuft heute wohl das gesamte restliche Fernsehprogramm unter „ferner liefen“, aber ZDFkultur hat etwas feines im Archiv gefunden:
ZDFkultur, 20.55
Eric Clapton: Crossroads (USA 2013)
ZDFkultur, 22.00
Mumford & Sons: Live – The Road to Red Rocks (USA 2012)
„Crossroads“ dokumentiert das vierte „Crossroads“-Konzert vom 12. April 2013 in der New Yorker Madison Square Hall. Mit gewohnt hochkarätigen Gästen und viel Blues.
Folkiger wird es mit „Mumford & Sons“ bei ihrem Konzert im Red Rocks Amphitheatre in Colorado.
Das klingt nach zwei Stunden feiner Musik.
Hinweise
ZDFkultur über „Eric Clapton: Crossroads“ und „Mumford & Sons“
Wikipedia über Eric Clapton (deutsch, englisch) und „Mumford & Sons“ (deutsch, englisch)
TV-Tipp für den 11. Juni: David Bowie – Cracked Actor
Juni 11, 2014Eins Festival, 23.15
David Bowie – Cracked Actor (Großbritannien 1975, Regie: Alan Yentob)
Gut einstündige legendäre BBC-Dokumentation, die David Bowie während seiner „Diamond Dogs“-Tour in den USA porträtiert. Damals war Bowie nicht nur sehr produktiv, sondern auch drogenabhängig.
Eins Festival hat heute einen wundervoll musikalischen Abend mit dem Spielfilm „Velvet Goldmine“ (um 20.15 Uhr und 00.10 Uhr) und der 2010er-Doku „Stones in Exile“ (um 22.10 Uhr und 02.10 Uhr) über die Aufnahmen der Doppel-LP „Exile on Main St.“.
Hinweise
Frank Zappa und Band live in Barcelona 1988
Juni 3, 2014Etwas für die musikalische Bildung in der Mittagspause:
Der über zweistündiger Mitschnitt der feinen Frank-Zappa-Show in Barcelona am 17. Mai 1988:
Am Anfang dauert es einige Minuten, bis es losgeht.
Es spielen Frank Zappa, Ike Willis, Mike Keneally, Scott Thunes, Chad Wackerman, Ed Mann, Bobby Martin, Bruce Fowler, Walt Fowler, Paul Carman, Albert Wing und Kurt McGettrick.
Pat Metheny Group in Hamburg – 1980
April 14, 2014Das lief im Fernsehen wahrscheinlich zu der Zeit, zu der sogar Nachtarbeiter den Fernseher ausschalten, und eine so benutzerfreundliche Mediathek, wie der WDR für die Rockmusik hat, kenne ich für den Jazz nicht.
Die Band:
Pat Metheny (Gitarre)
Lyle Mays (Piano)
Mark Egan (Bass)
Dan Gottlieb (Schlagzeug)
Aufgezeichnet am 8. Juli 1980 im Onkel Pö, Hamburg.
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Feine Musik, die gegen alles (auch Erkältung!) hilft.
Groovy: Medeski, Scofield, Martin & Wood – Live
Februar 3, 2014Die Band
John Scofield: Gitarre
John Medeski: Keyboards
Billy Martin: Schlagzeug
Chris Wood: Bass
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Ebenfalls von 2007 ist die Doppel-CD „Out Louder“ des Quartetts. Auf der einen CD sind Studio-, auf der anderen Live-Aufnahmen und alles ist verdammt gut.
Belebender „Fat Man Blues“
Januar 15, 2014Für den gelungenen Tagesanfang: Das Marc Ribot Trio spielt den „Fat Man Blues“.
Die Band:
Henry Grimes, Bass
Chad Taylor, Schlagzeug
Veröffentlicht von AxelB 







