Drehbuch: Victor Colicchio, Michael Imperioli, Spike Lee
New York, 1977 im Hitzesommer: ein Serienkiller, der sich Son of Sam nennt, geht um. In der Bronx jagen einige Italiener den Killer und verdächtigen jeden, den sie nicht mögen. Dazwischen tobt der normale Wahnsinn einer multikulturellen Großstadt.
Seltenst gezeigter, guter Spike-Lee-Film. „ein großes, furioses und auch differenziertes New York-Epos“ (Hans Schifferle, SZ, 1. 6. 2000) „eine Serienkiller-Fantasie der dritten Art“ (Norbert Grob: Summer of Sam, in Gunnar Landsgesell/Andreas Ungerböck, Hrsg.: Spike Lee, 2006)
mit John Leguizamo, Mira Sorvino, Jennifer Esposito, Adrien Brody, Michael Rispoli, Bebe Neuwirth, Ben Gazzara, Michael Badalucco, Anthony LaPaglia, John Savage, Jimmy Breslin, Spike Lee
Vor einer Woche überschritten mit „Annabelle 2“ die Filme des „The Conjuring“-Cinematic-Universe die Schwelle von einer Milliarde Dollar weltweitem Einspiel. Dieser Erfolg war vor vier Jahren, als James Wans angenehm altmodischer Horrorfilm „The Conjuring“ in den Kinos anlief, nicht absehbar. Am Ende des Films zeigte Wan, eingesperrt in einer Glasvitrine im Keller des Hauses der Geisterjäger Ed und Lorraine Warren, erstmals die besonders böse Puppe Annabelle. In „Annabelle“ wurde dann ein Teil ihrer Geschichte erzählt. In „Annabelle 2“ (bzw. im Original „Annabelle: Creation“) geht es noch weiter zurück in die Vergangenheit der Puppe und das Prequel ist deutlicher gelungener als „Annabelle“.
Annabelle wurde in den vierziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts von dem Puppenmacher Samuel Mullins (Anthony LaPaglia) in Handarbeit hergestellt. Er lebt glücklich mit seiner Frau Esther (Miranda Otto) und ihrer Tochter Bee in einem einsam gelegenem Farmhaus. Durch einen tragischen Unfall stirbt ihre Tochter und, nun, sagen wir es mal etwas pathetisch, die Freude zieht aus ihrem Haus aus.
Zwölf Jahre später laden sie, auf Bestreben von Samuels zurückgezogen in ihrem Schlafzimmer vor sich hin dämmernder Frau, sechs Waisenmädchen ein. Die Mädchen sollen fortan, beaufsichtigt von Schwester Charlotte (Stepanie Sigman), in dem Haus leben und eine glückliche Jugend haben.
Aber schnell geschehen seltsame Dinge und Janice (Talitha Bateman) entdeckt in Bees Kinderzimmer, eingesperrt in einem Wandschrank, Annabelle, die unbedingt ihr Kabuff verlassen will.
Wie die vorherigen Filme aus dem „Conjuring“-Universum ist auch „Annabelle 2“ unblutig, liebevoll ausgestattet, altmodisch inszeniert und gut gemacht. Jedenfalls wenn man Geisterhorrorfilme mag und sich nicht daran stört, den x-ten Aufguss einer vertrauten Geschichte zu sehen, in dem pubertierende Mädchen gegen angsteinflößende Geister kämpfen müssen. „Lights out“-Regisseur David F. Sandberg lässt hier, abgesehen von episch eingestreuten christlichen Kreuzen, weitgehend jeden Subtext weg. Er konzentriert sich auf die edel gestalteten Thrills und, weil er, wenn der oder die Geister auftauchen, bei jedem einzelnen Mädchen bleibt, bis die Gefahr vorüber ist, kann man in diesen Momenten mühelos ihre Angst mitfühlen. Die Mädchen, bis auf Janice und ihre Freundin Linda (Lulu Wilson), bleiben dabei zwar austauschbar, aber immerhin fühlt man in diesen Momenten mit ihnen. Für das Zielpublikum – in den USA war das Publikum bis jetzt überwiegend weiblich und fast die Hälfte unter 25 Jahren – ist das wahrscheinlich genau die richtige Art Film.
Für ältere Horrorfilmfans ist „Annabelle 2“ nur ein Horrorfilm, der eine vertraute Geschichte mit den vertrauten Effekten erzählt. Das ist, wie gesagt, gut gemacht, aber wenn gegen Ende Bees Eltern uns erzählen, was zwischen dem tragischen Autounfall, bei dem ihre Tochter starb und der Einladung der Waisenmädchen geschah und warum Annabelle eingesperrt wurde, dann wünscht man sich, dass die Macher genau diese Geschichte erzählt hätten. Eine solche Geschichte über den Verlust eines über alles geliebten Kindes und den Versuch damit klarzukommen im Rahmen eines Genrefilms wäre natürlich eher eine Geschichte für ein älteres Publikum. Aber es wäre auch eine Geschichte abseits der in jeder Beziehung sicheren Bahnen einer Geschichte über Mädchen, die von einem Dämon gejagt werde, geworden.
Bei „Annebelle 2“ gingen die Macher dagegen auf Nummer sicher und erzählen uns eigentlich schon mehr über Annabelle, als wir wissen wollten.
Ein dritter „The Conjuring“-Film und zwei weitere Spinoffs, „The Nun“ und „The Crooked Man“ sind bereits geplant.
Annabelle 2 (Annabelle: Creation, USA 2017)
Regie: David F. Sandberg
Drehbuch: Gary Dauberman
mit Anthony LaPaglia, Samara Lee, Miranda Otto, Brad Greenquist, Lulu Wilson, Talitha Bateman, Stephanie Sigman, Mark Bramhall, Grace Fulton, Philippa Coulthard, Tayler Buck, Lou Lou Safran, Joseph Bishara, Alicia Vela-Bailey