LV: Ted Chiang: Story of your Life, 1998 (Geschichte deines Lebens, enthalten in „Die Hölle ist die Abwesenheit Gottes“ und „Geteilt durch Null“)
Aliens sind auf der Erde an verschiedenen Orten gelandet. Aber was wollen sie? Um das Herauszufinden, schickt die US-Regierung einige Wissenschaftler nach Montana zu einem der Raumschiffe. Dort angekommen versucht die Sprachwissenschaftlerin Dr. Louise Banks, sich mit den Aliens zu verständigen. Dafür muss sie ihr Denken und ihre Sprache entschlüsseln.
Toller philosophischer Science-Fiction-Film, der auf den üblichen Alien-Invasions-Krawall verzichtet. Schon jetzt ein Klassiker.
LV: Ted Chiang: Story of your Life, 1998 (Geschichte deines Lebens, enthalten in „Die Hölle ist die Abwesenheit Gottes“ und „Geteilt durch Null“)
Aliens sind auf der Erde an verschiedenen Orten gelandet. Aber was wollen sie? Um das Herauszufinden, schickt die US-Regierung einige Wissenschaftler nach Montana zu einem der Raumschiffe. Dort angekommen versucht die Sprachwissenschaftlerin Dr. Louise Banks, sich mit den Aliens zu verständigen. Dafür muss sie ihr Denken und ihre Sprache entschlüsseln.
Toller philosophischer Science-Fiction-Film, der auf den üblichen Alien-Invasions-Krawall verzichtet. Schon jetzt ein Klassiker.
Im Presseheft steht, in „Bloodshot“ spiele Vin Diesel erstmals einen Superhelden. Das ist höchstens halb richtig. Einerseits weil Ray Garrison ein mittels Nanotechnologie optimierter Soldat ist und das klingt dann doch sehr nach Technikanwendung, andererseits weil der von ihm gespielte Hyper-James-Bond-Verschnitt xXx Xander Cage und der Einzelkämpfer Riddick, der in der Nacht sehen kann, schon ziemliche unkaputtbare Superhelden waren. Auch Kaulder in „The Last Witch Hunter“ (keine Lücke im Filmwissen, die geschlossen werden muss) war ziemlich superheldisch. Und Dom Toretto wird in den „Fast & Furious“-Filmen zunehmend zu einem unbesiegbarem Autofahrer. An der Kinokasse ist nur die „Fast & Furious“-Serie durchgehend erfolgreich.
Genau wie alle diese Filme soll „Bloodshot“ der Beginn eines neuen Franchise für Vin Diesel sein. Die Vorlage für den Actionthriller ist eine 1992 von Kevin VanHook, Don Perlin und Bob Layton begonnene Comicreihe über einen mittels Nanotechnologie zum unbesiegbaren Superhelden mutierten Soldaten, der herausfinden will, wer er wirklich ist. Denn sein Gedächtnis und damit auch seine Erinnerungen wurden und werden manipuliert.
Im Film wird erzählt, wie der Soldat Garrison von Martin Axe (Toby Kebbell) getötet wird. Davor ermordete der Psychopath Axe bereits Garrisons über alles geliebte Frau.
Kurz darauf erwacht Garrison in den oberen Stockwerken eines Wolkenkratzers in einem leicht futuristischem Labor der für das Militär forschenden Firma Rising Spirit Technologies (RST). RST-Chef Dr. Emil Harting (Guy Pearce) erklärt ihm, er sei jetzt mittels Nanotechnologie optimiert und praktisch unbesiegbar. Jedenfalls wenn es um Schuss- und Stichwunden geht. Mit Betäubungsmitteln kann er allerdings schnell außer Gefecht gesetzt werden. Oder man schaltet einfach, wie bei einem Computer, sein Gehirn ab. Dieses Feature verrät Harting Garrison selbstverständlich nicht.
Als Garrison näheres über die Umstände seines Todes erfährt, ist er nur von einem Gedanken besessen: er will sich an Axe rächen.
Das klingt doch nach einer guten Prämisse für ein ordentliches zweistündiges Actionspektakel. Dummerweise tötet Garrison Axe bereits nach einigen Minuten und wir erfahren, dass Harting das Gedächtnis von Garrison manipuliert. Ab jetzt ist die Story ein einziger Kladderadatsch von chaotisch motivierten Figuren, erzählerischen Lücken, Unlogik (zum Beispiel: Warum tut der Bösewicht das, was er tut, bei Garrison so und nicht anders? oder Warum helfen Garrison irgendwann bestimmte Figuren?) und billig inszenierter Action im schlecht kopierten wackeligen Jason-Bourne-Stil.
Schon lange vor dem Abspann sieht „Bloodshot“ wie ein weiteres geplantes Franchise aus, das dead on arrival ist.
Dabei hätte die Figur Bloodshot und die Idee, dass jemand das Gedächtnis des Protagonisten für seine Zwecke manipuliert, durchaus das Potential für einen zum Nachdenken anregenden Blockbuster. Man denke nur an Christopher Nolans „Inception“. Regiedebütant David S. F. Wilson kommt noch nicht einmal in die Nähe von Nolans Film.
Bloodshot (Bloodshot, USA 2020)
Regie: David S. F. Wilson
Drehbuch: Jeff Wadlow, Eric Heisserer (nach einer Geschichte von Jeff Wadlow)
LV: Comicfigur von Kevin VanHook, Don Perlin und Bob Layton
mit Vin Diesel, Eiza González, Sam Heughan, Toby Kebbell, Guy Pearce, Jóhannes Haukur Jóhannesson
Erinnern Sie sich an „Independence Day: Wiederkehr“? Oder irgendeinen anderen Invasions- oder Marvelfilm, in dem die Erde am Filmende regelmäßig wie ein Kinderzimmer nach einer Geburtstagsfeier aussieht? Gut.
Und jetzt stellen Sie sich das Gegenteil davon vor.
Das ungefähr ist „Arrival“. In seinem neuen Meisterwerk erzählt Denis Villeneuve, wie eine Begegnung zwischen Menschen und Außerirdischen stattfinden könnte, in der nicht von der ersten bis zur letzten Minute alles zerstört wird, sondern in dem eine Verständigung zwischen Menschheit und Aliens versucht wird. Sein Film basiert auf der mit dem Nebula Award und dem Sturgeon Award ausgezeichneten Kurzgeschichte „Geschichte deines Lebens“ (Story of your Life) von Ted Chiang.
Als Autor ist Ted Chiang nicht sonderlich produktiv. Fünfzehn Erzählungen seit 1990. Keine Romane. Dafür sammelt er Preise, wie Freiberufler Quittungen für die nächste Steuererklärung sammeln. Für die fünf Geschichten, die der Golkonda Verlag in dem Sammelband „Die Hölle ist die Abwesenheit Gottes“, in dem auch „Geschichte deines Lebens“ enthalten ist, zusammenstellte, erhielt Chiang zehn renommierte Science-Fiction-Preise. Für Science-Fiction-Fans ist das Empfehlung genug.
In Buch und Film tauchen an zwölf verschiedenen Orten rund um den Globus außerirdische Raumschiffe auf, die nichts tun. Sie schweben einfach wenige Meter über der Erde. Während die Menschen mehr oder weniger in Panik ausbrechen, sichert das Militär die Gegend um die Raumschiffe ab. Alle fragen sich, was die Aliens wollen. Und wie die Menschen mit den schweigsamen Aliens in Kontakt treten können. Dafür fragt Colonel Weber (Forest Whitaker) im Auftrag der US-Regierung die Linguistin Louise Banks (Amy Adams) an. Ihr zur Seite steht Ian Donnelly (Jeremy Renner), ein Physiker und Mathematiker. Denn Verständigung beruht, neben der Sprache, auf den universell gültigen Regeln der Mathematik (und Physik) beruht.
Und wirklich: Banks kann sich im Raumschiff in einem von der Welt abgeschlossenem Raum, mehr ein quadratisch-brutalistischer Höhlenraum als irgendetwas, was wir aus SF-Filmen als Raumschiff kennen, mit den Heptapoden, die sie Abbott und Costello nennt, verständigen, indem die beiden Heptapoden kreisförmige Zeichen malen. Dabei erfährt sie, dass deren Sprache zyklisch aufgebaut ist. Sie also immer am Anfang eines Satzes (oder Kreises) schon das Ende des Satzes (oder Kreises) kennen. Diese Art der Sprache, jedenfalls wenn man, wie die Sapir-Whorf-Hypothese annimmt, dass Sprache Denken bestimmt, verändert auch Banks‘ Denken und ihre Sicht auf die Welt.
Unklar ist allerdings immer noch, was die Aliens wollen. Also, warum sie die Erde besuchen.
Im Mittelpunkt von „Arrival“ steht der Prozess der Verständigung mit den Aliens und damit der Prozess, der in der Realität viel Zeit in Anspruch nehmen würde. Die ähnlich gelagerte, sehr sehenswerte, im Kino hoffnungslos untergegangene „Dokumentation“ „The Visit – Eine außerirdische Begegnung“ (ab dem 17. Februar 2017 auf DVD) zeigt, anhand von Interviews mit verschiedenen Fachleuten und Verantwortlichen, die bei einem solchen Ereignis die Verhandlungen führen würden, wie das in der Realität geschehen könnte. Insofern ist „Arrival“ die Spielfilmversion von „The Visit“ oder, umgekehrt, „The Visit“ die dokumentarische Ergänzung zu „Arrival“. In jedem Fall wäre genau dieser Prozess, des gegenseitigen Erlernens der Sprache, der Kommunikation miteinander und dem Versuch, herauszufinden, was die Außerirdischen auf der Erde wollen, spannend, weil wir nichts über ihre Absichten wissen. Und Missverständnisse ungeahnte Folgen haben können.
Warum Abbott und Costello zur Erde gekommen sind, wird im dritten Akt von „Arrival“ dann, notgedrungen, etwas hastig mit einigen überraschenden Drehungen und Wendungen abgehandelt, die einen zunächst etwas ratlos zurücklassen. In dem Moment empfiehlt sich die Lektüre von Ted Chiangs „Geschichte deines Lebens“, der sich ausführlich auf die Frage, wie Sprache und Denken miteinander zusammenhängen, konzentrieren kann.
Über das Ende sprechen wir am Besten beim Erscheinen der DVD des sehr sehenswerten Science-Fiction-Films, der Fragen stellt, über die man nach dem Kinobesuch noch lange diskutieren und nachdenken kann.
Arrival (Arrival, USA 2016)
Regie: Denis Villeneuve
Drehbuch: Eric Heisserer
LV: Ted Chiang: Story of your Life, 1998 (Geschichte deines Lebens, in „Die Hölle ist die Abwesenheit Gottes“)
mit Amy Adams, Jeremy Renner, Forest Whitaker, Michael Stuhlbarg, Mark O’Brien
Länge: 117 Minuten
FSK: ab 12 Jahre
–
Die Vorlage
„Geschichte deines Lebens“ ist mit fast sechzig Seiten die längste Geschichte des speziell für Deutschland zusammengestellte Sammelbandes „Die Hölle ist die Abwesenheit Gottes“ und jede einzelne Geschichte ist sehr lesenswert und regt zum Nachdenken an. Denn die Erzählungen von Ted Chiang sind mehr philosophische Essays als traditionelle, nach dem Lehrbuch aufgebaute Geschichten (wobei Chiang der Lehrbuchstruktur schon folgt).
Nur die Fans von epischen Raumschlachten werden enttäuscht sein.
Der Sammelband enthält folgende Geschichten:
– Der Turmbau zu Babel (Tower of Babylon, Erstveröffentlichung: Omni, November 1990)
– Geschichte deines Lebens (Story of Your Life, Erstveröffentlichung: Starlight 2, 1998)
– Die Hölle ist die Abwesenheit Gottes (Hell is the Absence of God, Erstveröffentlichung: Starlight 3, 2001)
– Der Kaufmann am Portal des Alchemisten (The Merchant and the Alchemist’s Gate, Erstveröffentlichung: Fantasy and SF, September 2007)
In einem zweiten Sammelband, „Das wahre Wesen der Dinge“, veröffentlichte Golkonda dann die restlichen von Ted Chiang bis dahin veröffentlichten Geschichten.
Sollte man sich zu Weihnachten wünschen; falls man die Geschichten nicht vorher, beim Warten auf den Weihnachtsmann, lesen will.
Nachdem vor einigen Jahren Horror ja nur aus Torture-Porn, Wackelkamera und Found Footage bestand und Horrorfilmfans sich die sehenswerten Filme an den Fingern einer abgehackten Hand abzählten, gibt es seit einiger Zeit wieder eine durchaus angenehme Rückbesinnung auf die Vergangenheit, als ein nerviger Hausgeist genügte und Schrecken durch einen gelungenen Spannungsaufbau, meist mit Jumpscares und lauten Geräuschen, erzeugt wurde.
Etliche dieser Horrorfilme, die vor einigen Jahren bei uns höchstens als DVD veröffentlicht worden wären, laufen auch im Kino. Wie jetzt „Lights out“, der Debütfilm von David F. Sandberg, der dafür seinen gleichnamigen, ziemlich gruseligen Kurzfilm gelungen zum Spielfilm ausbaute und der damit eine der erfreulichen Überraschungen des Jahres lieferte. Jedenfalls für Horrorfilmfans.
Im Mittelpunkt steht Rebecca (Teresa Palmer). Als Kind hatte sie Angst vor einem Geist, den sie nur im Dunkeln sehen konnte. Wenn sie das Licht anmachte, war er weg. Er war auch der beste Freund ihrer psychisch kranken Mutter Sophie (Maria Bello).
Inzwischen lebt sie in der Stadt in einem kleinem Apartment. Als ihr jüngerer Bruder Martin Gabriel Bateman) ebenfalls von dem Geist verfolgt wird und der Geist nicht mehr an das elterliche Haus gebunden ist, entschließt sie sich, ihn zu bekämpfen.
Natürlich erfindet „Lights out“ das Genre nicht neu und natürlich liefert er das, was man von einem Geisterfilm erwartet. Inclusive der Szenen und Geräusche, die zu einem Geisterfilm dazu gehören. Aber David F. Sandberg erzählt die Geschichte straff in unter achtzig Minuten. Da bleibt keine Zeit für ablenkende Subplots, weshalb Maria Bello als psychisch kranke Mutter, die sich mit dem Geist, den sie Diana nennt, unterhält, nur eine Nebenrolle hat. Es ist, immerhin richtet sich der Film an jugendliches Publikum, das noch nicht Myriaden Horrorfilme gesehen hat, Rebeccas Geschichte und Teresa Palmer („Warm Bodies“, „The Choice“, „Triple 9“) überzeugt als Sympathieträgerin, die ihren kleinen Bruder beschützen will und sich dafür ihren Kinderängsten vor dem in der Dunkelheit auftauchendem Monster stellen muss.
Sogar die knappe Erklärung für Dianas Erscheinen in dunklen Räumen und ihre Taten ist durchaus logisch. Jedenfalls logischer als wir es aus anderen Geisterfilmen kennen, wenn der böse Geist alles und nichts sein kann und, je nach Film, zu viel oder zu wenig erklärt wird.
Das kann man Sandberg, der mit einfachen Mitteln und einem Lichtschalter Schrecken erzeugt, nicht vorwerfen.
Sein nächster Film ist „Annabelle 2“, ebenfalls produziert von James Wan und, ausgehend von „Lights out“, könnte in diesem Fall die Fortsetzung besser als der erste Film sein.
Lights Out(Lights out, USA 2016)
Regie: David F. Sandberg
Drehbuch: Eric Heisserer (nach dem Kurzfilm von David F. Sandberg)
mit Teresa Palmer, Gabriel Bateman, Alexander DiPersia, Billy Burke, Maria Bello, Alicia Vela-Bailey, Lotta Losten, Andi Osho