Seit zehn Jahren haben Matt (Nicolas Cage) und seine Tochter Ashley keinen Kontakt mehr. Er war, wie er unumwunden zugibt, ein schlechter Vater, der ständig im Ausland war und nicht über seine Arbeit sprach. Als seine fast zwölfjährige, naseweise Enkeltochter Sarah bei auf den Cayman Inseln am Strand auftaucht, erkennt er sie selbstverständlich zunächst nicht. Und schnell, als zwei Schläger bei ihm auftauchen und nach ihr und einem USB-Stick suchen, erfährt er, dass Ashley und ihr Mann tief in der Klemme stecken. Denn er stahl von einem Gangstersyndikat einen USB-Stick mit wichtigen Informationen. Die ursprünglichen Besitzer wollen ihn wieder haben. Eine US-Strafverfolgungsbehörde will ihn ebenfalls unbedingt haben. Und schon ist die Hölle los auf der Insel.
Zum Glück verfügt Matt als ehemaliger CIA-Killer über ‚besondere Fähigkeiten, die den Bösewichtern das Leben zur Hölle machen.
„The Retirement Plan“ ist ein launig-okayer vor Ort gedrehter Action-Thriller mit überschaubarer Action, einigen Lachern und einer weitgehend vorhersehbaren Handlung. Das ist die Art von Thrillern, die in den siebziger Jahren als wertig produzierter „Film der Woche“ im US-Fernsehen liefen.
Als Bonusmaterial gibt es ein knapp zwanzigminütiges, primär werbliches „Making of“.
The Retirement Plan(The Retirement Plan, USA 2023)
Regie: Tim Brown
Drehbuch: Tim Brown
mit Nicolas Cage, Ron Perlman, Ashley Greene Khoury, Jackie Earle Haley, Joel David Moore, Grace Byers, Ernie Hudson, Rick Fox, Lynn Whitfield, Thalia Campbell
Der vorherige „Ghostbusters“-Film „Legacy“ (Ghostbusters: Afterlife, USA 2021) wirkte wie eine gelungene Staffelübergabe an eine neue Generation Geisterjäger. Regisseur Jason Reitman verlegte die Handlung ins ländliche Oklahoma, führte eine neue Generation teils jugendlicher Ghostbusters ein und zitierte nebenbei das Original so, dass die Zitate niemals störten. Danach hätte es, während das alte Team seinen Ruhestand genießt, mit dem neuen Team weitergehen können. Aber jetzt sind wir mit der Fortsetzung „Frozen Empire“ gefangen in einem Film, der wie ein liebloses Abhaken der Wunschliste der „Ghostbusters“-Fans wirkt.
Die Geschichte von „Frozen Empire“ spielt, wie die Prä-“Legacy“-Filme, in New York. Die in „Legacy“ eingeführte Spengler-Familie und ihre Freunde aus Summerville, Oklahoma, sind in New York. Die Spenglers, also die superschlaue Phoebe, ihr älterer Bruder Trevor, ihre Mutter Callie und ihr Freund Gary Grooberson, leben in Tribeca in der altbekannten Ghostbusters-Zentrale und sie jagen Geister. Regisseur Gil Kenan, der bei „Legacy“ Co-Drehbuchautor war und 2015 das überflüssige „Poltergeist“-Remake inszenierte (ein Film, den auch Sam Rockwell nicht retten konnte), übernahm die Regie. Sein Film beginnt mit einer großen Actionszene, die auch gleichzeitig der Action-Höhepunkt ist. Dafür hat das Finale mit den aus dem Trailer bekannten Bildern vom vereisten New York die besseren Bilder. Am Filmanfang jagt die Spengler-Familie im altbekannten Ghostbuster-Mobil Ecto-1 am helllichten Tag durch die engen Gassen von Manhattan den Hell’s Kitchen Kanaldrachen, den sie letztendlich fangen können. Bis dahin missachten sie ungefähr jede Verkehrsregel und sie hinterlassen eine Spur der Verwüstung. Danach mäandert die Story ziellos zwischen mehr oder weniger schrecklichen Auftritten von teils bekannten Geistern, lahmen Witzen, der Vorbereitung des Auftritts des Oberbösewichts Garraka und dem Vorstellen der vielen, vielen, sehr vielen Ghostbusters.
In „Legacy“ konzentrierte sich die Geschichte auf die damals zwölfjährige Phoebe und ihre Familie. Das war ein überschaubares Ensemble, in dem jede Figur im Gedächtnis blieb. In „Frozen Empire“ sind alle, die jemals zu den Ghostbusters gehörten, sofern sie nicht verstorben sind, dabei.
Aus „Ghostbusters: Legacy“ sind
Mckenna Grace als Phoebe Spengler,
Finn Wolfhard als Trevor Spengler,
Carrie Coon als Callie Spengler,
Paul Rudd als Gary Grooberson
Logan Kim als Podcast und
Celeste O’Connor als Lucky Domingo
wieder dabei. Das sind alle Figuren, die vor drei Jahren in „Legacy“ als Haupt- und Nebengeisterjäger in das „Ghostbusters“-Universum eingeführt wurden.
Aus dem ersten „Ghostbusters“-Filmen sind
Bill Murray als Dr. Peter Venkman,
Dan Aykroyd als Dr. Raymond Stantz,
Ernie Hudson als Dr. Winston Zeddemore,
Annie Potts als Janine Meinitz und, auch wenn er kein Geisterjäger, sondern ein Geisterjäger-Jäger ist,
William Atherton als Bürgermeister Walter Peck
dabei.
In „Legacy“ hatte sie kurze, ans Ende geklatschte Cameo-Auftritte, die für den Film egal, für die Werbung und das Fanherz wichtig waren. Dieses Mal haben sie umfangreichere, für die Geschichte wichtigere Rollen.
Und, als ob das nicht genug Ghostbuster wären, führt Regisseur Gil Kenan noch einige weitere Ghostbusters ein. Nämlich
Kumail Nanjiani als Nadeem Razmaadi,
James Acaster als Lars Pinfield und wenn ich jetzt vielleicht einen weiteren Neuzugang vergessen habe, dann tut es mir leid. Irgendwann geht der Überblick verloren und aus individuellen, wiedererkennbaren Figuren, mit denen man mitfiebert, wird nur noch eine Masse austauschbarer Fußsoldaten. Patton Oswalt hat, obwohl er im Trailer prominent auftaucht, nur einen Auftritt als Dr. Hubert Wartzki. Und das ist gut so.
Acaster arbeitet in Winston Zeddemores Paranormal Research Center. Das baute er in den vergangenen Jahren als zweiten Standort neben dem Ghostbusters-Hauptquartier auf (Frag nicht. Ist halt so.). Neben dem altbekannten Ghostbusters-Hauptquartier ist Zeddemores Forschungszentrum ein zweiter wichtiger Handlungsort.
Razmaadi ist ein Taugenichts, der am Anfang der Horrorkomödie ein Erbstück verkauft, ohne zu wissen, dass in der fußballgroßen Kugel seit Jahrzehnten der Dämon Garraka gefangen ist. Garraka ist der Anführer der Untoten. In Sekundenbruchteilen kann er Menschen zu Eis gefrieren lassen. Falls er sich aus der Kugel befreit, könnte sein Auftauchen das Ende der Welt bedeuten. Im Lauf des Films erfährt Razmaadi einiges über seine Familie. Am Ende gehört er zu den Geisterjägern.
Das sind jetzt zwölf Ghostbuster, die alle im Finale irgendetwas tun müssen. Auch wenn der geneigte Zuschauer sich nachher fragt, was denn diese Figur im Finale genau getan hat.
Der Weg bis zum Finale, in dem die Ghostbusters gegen Garraka kämpfen und Manhattan, New York und die Welt retten wollen, gestaltet sich arg langwierig. Das liegt auch daran, dass Garraka erst im Finale auftaucht und dann schwuppdiwupp New York und seine Bewohner gefrieren lässt. Bis dahin gibt es einige Hinweise auf sein Auftauchen, das Auftauchen anderer Geister, Witzeleien und jeder Ghostbuster darf einmal durch das Bild laufen.
Das Ergebnis ist das als Horrorkomödie getarnte Abarbeiten einer Checkliste. Lustlos, ohne besonderes Engagement und mit viel zu vielen Geisterjägern. Als Auftakt für eine TV-Serie mag das funktionieren. Als Spielfilm nicht.
Ghostbusters: Frozen Empire (Ghostbusters: Frozen Empire, USA 2024)
Regie: Gil Kenan
Drehbuch: Gil Kenan, Jason Reitman (basierend auf dem 1984er Film „Ghostbusters“ von Ivan Reitman [Regie], Dan Aykroyd [Drehbuch] und Harold Ramis [Drrehbuch])
mit Mckenna Grace, Finn Wolfhard, Carrie Coon, Paul Rudd, Logan Kim, Celeste O’Connor, Bill Murray, Dan Aykroyd, Ernie Hudson, Annie Potts, William Atherton, Kumail Nanjiani, James Acaster, Patton Oswalt, Emily Alyn Lind
Minor-League-Basketballtrainer Marcus (Woody Harrelson), ein Rechthaber und Choleriker, hat mal wieder Mist gebaut. Dafür und weil er sich vor Gericht schlecht benimmt und, vielleicht, weil die von ihm genervte Richterin ihm eine Lektion erteilen will, verurteilt sie ihn nicht zu einer Geldstrafe, die er fluchend bezahlen würde, sondern zu Sozialstunden. Er muss einige Jugendliche trainieren. Dummerweise sind diese Jugendlichen ein Trupp Behinderter. Körperlich sind sie Erwachsene. Geistig sind sie auf dem Niveau von Kindern, die alles außer Disziplin haben. Begeistert spielen sie Basketball. Aber die Regeln des Spiels kennen sie nicht. Sie sind ihnen auch egal. Ein Team, das irgendwie zusammen spielt und versucht zu gewinnen, sind sie auch nicht.
Für Marcus sind sie schon auf dem ersten Blick eine Vollkatastrophe. Doch jetzt soll er aus ihnen eine Mannschaft formen und sie auf den Weg zu einer regionalen Meisterschaft führen.
Auch wer das Original – Javier Fessers spanischen Kassenhit „Wir sind Champions (Campeones, 2018) – nicht kennt, weiß, wie die Geschichte zwischen dem cholerischen Trainer und den herrlich untalentierten Spielern sich entwickeln wird. Bobby Farrelly, der Co-Regisseur von „Kingpin“ (ebenfalls mit Woody Harrelson) und „Verrückt nach Mary“, inszenierte in seinem Solo-Regiedebüt eine Feelgood-Komödie, die ihr Herz auf dem rechten Fleck hat und von ihren Schauspielern und ihrem Zusammenspiel lebt.
Der Feelgood-Film „Champions“ ist kurzweilig, amüsant, mit einigen göttlichen Basketball-Spielern und einem Trainer, der dank ihnen zu einem besseren Menschen wird. So wie es sich für einen Feelgood-Film gehört.
Champions(Champions, USA 2023)
Regie: Bobby Farrelly
Drehbuch: Mark Rizzo (basierend auf David Marqués/Javier Fessers „Wir sind Champions“)
mit Woody Harrelson, Kaitlin Olson, Matt Cook, Ernie Hudson, Cheech Marin, Madison Tevlin, Joshua Felder, Kevin Iannucci, Ashton Gunning, Matthew Von Der Ahe, Tom Sinclair, James Day Keith, Alex Hintz, Casey Metcalfe, Bradley Edens
TV-Premiere einer Komödie, die schon lange vor der Premiere die Fanboys auf die Palme brachte. Denn dieses Mal werden die „Ghostbusters“, die in New York Geister jagen, von Frauen gespielt.
Zum Kinostart schrieb ich: „„Ghostbusters“ ist eine launige Sommerkomödie mit vier Frauen, die ihren Mann stehen, und einem Mann, der als Blondinenwitz hundertfünfzigprozentig überzeugt, einer ordentlichen Portion Retro-Feeling und einem Humor, der einen lächelnd und wohlgestimmt aus dem Kinosaal entlässt.“
mit Melissa McCarthy, Kristen Wiig, Kate McKinnon, Leslie Jones, Chris Hemsworth, Charles Dance, Michael Kenneth Williams, Matt Walsh, Ed Begley Jr., Andy Garcia, Bill Murray, Dan Aykroyd, Ernie Hudson, Annie Potts, Ozzy Osbourne, Sigourney Weaver
Lange bevor der Film in die US-Kinos kam, hatten sich im Netz die ‚Hater‘ schon ihre Meinung gebildet: der Film kann nur Scheiße sein, weil in dem neuen „Ghostbusters“-Film nicht die originalen Ghostbusters-Schauspieler wieder die Hauptrollen spielen, sondern die Ghostbusters von anderen Schauspielern gespielt werden (was schon schlimm ist) und diese auch noch von Frauen, Ja Frauen!!!, gespielt werden (was noch viel schlimmer ist).
Es gab dann zum Filmstart noch eine besonders unappetitliche Kampagne gegen Leslie Jones. Eine Afroamerikanerin; – muss ich noch mehr sagen?
Diesen Idioten kann ich nur empfehlen, sich in ihrer Wohnung einfach noch einmal die zwei alten „Ghostbusters“-Filme anzusehen. Es gibt sie noch. Sie wurden nicht verändert und sie stehen in eurer Filmsammlung. Den neuen Film könnt ihr ja getrost ignorieren.
In Hollywood war ein neuer „Ghostbusters“-Film seit Ewigkeiten im Gespräch. Immerhin waren die ersten beiden Filme von 1984 und 1989 mit Bill Murray (wieder dabei in einer gänzlich anderen Mini-Rolle), Dan Aykroyd (wieder dabei in einer gänzlich anderen Mini-Rolle), Ernie Hudson (wieder dabei in einer gänzlich anderen Mini-Rolle) und Harold Ramis (2014 verstorben) enorm erfolgreich. Entsprechend naheliegend sind da in der Hollywood-Logik Pläne für einen weiteren Film, der wieder die Kasse klingeln lässt,
Für den neuen „Ghostbusters“-Film übernahm jetzt Paul Feig die Regie und er machte eigentlich alles richtig. Er und seine Mit-Drehbuchautorin Katie Dippold (sie schrieb auch das Drehbuch für Feigs „Taffe Mädels“ [The Heat, USA 2013]) versuchten sich nicht an einem Reboot, der die alte Geschichte mehr oder weniger neu schreibt, mehr oder weniger düster ist und letztendlich nur ein Remake das Originals ist. Nur schlechter. Sie nahmen sich den alten „Ghostbusters“-Film vor, der ja nicht so genial ist, wie heute manchmal behauptet wird, entstaubten ihn liebevoll und verfilmten ihn wieder mit eigenen Akzenten, wie es von einem Song mehrere Versionen geben kann, die gleichberechtigt nebeneinander stehen.
Dabei ist auf der erzählerischen Ebene der genialste Schachzug der Macher, dass sie einerseits vieles aus dem alten Film verwenden (was für den Wiedererkennungswert gut ist und das Herz des Fans erfreut oder, siehe oben, auch nicht), aber es andererseits die New York erschütternden Ereignisse aus den alten „Ghostbusters“-Filmen nicht gab und es daher auch keine Ghostbusters gab. Sogar das allseits bekannte Logo wird neu erfunden. In der U-Bahn von einem Sprayer.
Der zweite Geniestreich ist die Besetzung – und dass das im Film nicht weiter thematisiert wird.
In der aktuellen „Ghostbusters“-Version, die im heutigen New York spielt, das allerdings in jedem Bild ein heimeliges Retro-Gefühl verströmt, gründen Abby Yates (Melissa McCarthy), Erin Gilbert (Kristen Wiig) und Julian Holtzmann (Kate McKinnon) die Ghostbusters. Kurz darauf stößt Patty Tolan (Leslie Jones) zu ihnen. Sie arbeitet in der U-Bahn, hat dort eine Begegnung mit einem Geist und hält eine Arbeit bei den Ghostbusters für aufregender als ihre derzeitige Arbeit. Außerdem organisiert sie das Ghostbusters-Mobil, ein 1981-83 Cadillac-Leichenwagen. Als Telefonistin stellen sie Kevin (Chris Hemsworth) ein. Er ist zwar komplett ungeeignet für den Job, aber gutmütig und gutaussehend ist. Vor allem Erin verliebt sich sofort in das propere Mannsbild.
Sie glauben, dass es Geister gibt und ihr Glaube wird durch Schleim spuckende Geister bestätigt, die sich in alten Häusern und U-Bahnen herumtreiben und am Ende sogar die ganze Stadt vernichten wollen.
Bis dahin gibt es eine schöne Kameradie zwischen den Geisterjägerinnen, einen eher zum schmunzeln einladenden Humor, etwas jugendfreien Klamauk und ein schönes Retro-Feeling. Schon der 1984er „Ghostbusters“-Film war ja eine Liebeserklärung an die klassischen Fünfziger-Jahre-Horrorfilme und auch der 2016er „Ghostbusters“-Film scheint eher in einem Fünfziger-Jahre-New-York zu spielen, was nicht nur an den historischen Gebäuden, den betont unhippen, aber praktischen Kleidern und den ebenso unhippen, aber praktischen Waffen zum Fangen und Vernichten von Geistern, sondern auch, im Finale, an der Rekonstruktion des Times Square im Stil der siebziger Jahre liegt.
Nur die ziemlich retro aussehenden Geister wurden mit modernster Tricktechnik in Szene gesetzt.
„Ghostbusters“ ist eine launige Sommerkomödie mit vier Frauen, die ihren Mann stehen, und einem Mann, der als Blondinenwitz hundertfünfzigprozentig überzeugt, einer ordentlichen Portion Retro-Feeling und einem Humor, der einen lächelnd und wohlgestimmt aus dem Kinosaal entlässt.
Bis man dem ersten schleimspuckendem Geist begegnet.
Ghostbusters (Ghostbuster, USA 2016)
Regie: Paul Feig
Drehbuch: Paul Feig, Katie Dippold
mit Melissa McCarthy, Kristen Wiig, Kate McKinnon, Leslie Jones, Chris Hemsworth, Charles Dance, Michael Kenneth Williams, Matt Walsh, Ed Begley Jr., Andy Garcia, Bill Murray, Dan Aykroyd, Ernie Hudson, Annie Potts, Ozzy Osbourne, Sigourney Weaver