Neu im Kino/Filmkritik: Eine Liebe „Wild wie das Meer“

September 24, 2023

Chiara (Cécile de France) ist Mitte Vierzig, seit neunzehn Jahren glücklich mit Antoine Saint-Jean (Grégoire Monsaingeon) verheiratet und eine Zugezogene auf der kleinen Insel vor der französischen Atlantikküste. Trotzdem ist sie allgemein beliebt und anerkannt. Zusammen mit Antoine arbeitet sie als Fischerin. Ab und an nehmen sie einen Lehrling auf. So auch jetzt. Maxence (Félix Lefebvre) heißt er. Gut sieht er aus und er kommt aus einem guten Haus. Am ersten Abend fragen sich Chiara und Antoine, wie lange der verwöhnte Maxence durchhält.

Er hält durch. Und verdient sich so zunächst Chiaras Respekt. Später verlieben sie sich ineinander.

Als ihr Mann Monate für zwei Wochen wegen Verhandlungen im Rahmen des Brexit nach London muss, haben sie eine sturmfreie Bude.

Wenige Wochen nach Carine Tardieus „Im Herzen jung“ (mit Fanny Ardant, Melvil Poupaud und ebenfalls Cécile de France) verliebt sich in „Wild wie das Meer“ wieder ein junger Mann in eine ältere Frau. In, nach drei Kurzfilmen, Heloise Pelloquets Langfilmdebüt „Wild wie das Meer“ fällt der Film allerdings überzeugender aus. Während „Im Herzen jung“ sich kaum von einer vernachlässigbaren TV-Kitschromanze unterscheidet, erzählt Pelloquets ihre Liebesgeschichte aus Chiaras Perspektive und sie erzählt letztendlich die Geschichte einer Befreiung. Wobei etwas unklar bleibt, was ihr an ihrem Leben nicht gefällt. Außerdem interessiert sich Pelloquet für das Leben im Dorf und für die Arbeit der Fischer. Fast schon dokumentarisch beobachtet sie das Ehepaar Saint-Jean beim Einhohlen der Fische und dem späteren Verkauf.

Die Liebesgeschichte entwickelt sich anfangs sehr langsam. Zum ersten Mal küssen sich Chiara und Maxence in der Filmmitte. Und dann geht alles sehr sehr schnell. Denn selbstverständlich weiß schnell das gesamte Dorf von dem Verhältnis.

Wild wie das Meer (La passagère, Frankreich 2022)

Regie: Héloïse Pelloquet

Drehbuch: Rémi Brachet, Héloïse Pelloquet

mit Cécile de France, Grégoire Monsaingeon, Félix Lefebvre, Imane Laurence, Jean-Pierre Couton, Ghislaine Girard, Caroline Ferrus, Gauvain Pontoizeau

Länge: 94 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Moviepilot über „Wild wie das Meer“

AlloCiné über „Wild wie das Meer“

Rotten Tomatoes über „Wild wie das Meer“

Wikipedia über „Wild wie das Meer


TV-Tipp für den 4. Juli: Sommer 85

Juli 3, 2023

RBB, 22.45

Sommer 85 (Été 85, Frankreich 2020)

Regie: François Ozon

Drehbuch: François Ozon

LV: Aidan Chambers: Dance on my Grave, 1982 (Tanz auf meinem Grab )

TV-Premiere. Ein Küstendorf in der Normandie in den Achtzigern: der sechzehnjährige Alex muss vor Gericht erklären, warum er auf dem Grab eines Toten tanzte (80er Jahre Provinzprobleme halt). In Rückblenden entfaltet Ozon eine sich über einen Sommer erstreckende Liebes- und Coming-of-Age-Geschichte zwischen dem schüchternen Alex und dem zwei Jahre älteren coolen David.

Sommer 85“ ist der Auftakt der Reihe „rbb QUEER“. Bis zum 15. August zeigt das rbb Fernsehen dienstags um 22.45 Uhr sieben queere Filme, sechs als deutsche Erstausstrahlung. Die nächsten Filme der sechsten Ausgabe von „rbb QUEER“ sind „Einfach Charlie“ (11. Juli, Großbritannien 2017, Regie: Rebekah Fortune), „Sprung ins kalte Wasser“ (18. Juli, Zypern/Griechenland/Italien 2021, Regie: Stelios Kammitsis), „Sweetheart“ (25. Juli, Großbritannien 2021, Regie: Marley Morrison), „Weekend“ (1. August, Großbritannien 2011, Regie: Andrew Haigh), „Als wir tanzten“ (8. August, Georgien/Schweden 2019, Regie: Levan Akin) und – endlich! – „Tangerine L.A.“ (15. August, USA 2015, Regie: Sean Baker).

Am Donnerstag läuft François Ozons neuer Film „Mein fabelhaftes Verbrechen“ an. Die Screwball-Comedy ist ein herrlich schwarzhumoriger Spaß über einen Mord und wie viele Damen davon profitieren wollen.

mit Félix Lefebvre, Benjamin Voisin, Philippine Velge, Valeria Bruni Tedeschi, Melvil Poupaud, Isabelle Nanty, Laurent Fernandez, Aurore Broutin

Hinweise

AlloCiné über „Sommer 85“

Rotten Tomatoes über „Sommer 85“

Wikipedia über „Sommer 85“ (deutsch, englisch, französisch)

Meine Besprechung von Francois Ozons “In ihrem Haus” (Dans la Maison, Frankreich 2012)

Meine Besprechung von Francois Ozons ”Jung & Schön” (Jeune & jolie, Frankreich 2013)

Meine Besprechung von Francois Ozons „Eine neue Freundin“ (Une nouvelle amie, Frankreich 2014)

Meine Besprechung von François Ozons „Frantz“ (Frantz, Deutschland/Frankreich 2016)

Meine Besprechung von François Ozons „Der andere Liebhaber“ (L’Amant Double, Frankreich/Belgien 2017)

Meine Besprechung von François Ozons „Gelobt sei Gott“ (Grâce à Dieu, Frankreich 2019)

Meine Besprechung von François Ozons „Alles ist gutgegangen“ (Tout s’est bien passé, Frankreich 2021)