Guillermo del Toros „Frankenstein“ jetzt auf Netflix

November 8, 2025

Ein kurzer Hinweis: Nach einigen wenigen Tagen in wenigen Kinos läuft Guillermo del Toros Interpretation von „Frankenstein“ jetzt auf Netflix – und eigentlich muss man Netflix schon dankbar sein, dass Einige ihn im Kino sehen konnten.

Alles weitere zum Film in meiner Besprechung.

Frankenstein (Frankenstein, USA 2025)

Regie: Guillermo del Toro

Drehbuch: Guillermo del Toro

LV: Mary Shelley: Frankenstein, 1818 (Frankenstein oder Der moderne Prometheus)

mit Oscar Isaac, Jacob Elordi, Mia Goth, Felix Kammerer, David Bradley, Lars Mikkelsen, Christian Convery, Charles Dance, Christoph Waltz, Nikolaj Lie Kaas, Ralph Ineson

Länge: 150 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Homepage zum Film

Moviepilot über „Frankenstein“

Metacritic über „Frankenstein“

Rotten Tomatoes über „Frankenstein“

Wikipedia über „Frankenstein“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Guillermo del Toros „Pacific Rim“ (Pacific Rim, USA 2013)

Meine Besprechung von Guillermo del Toros „Crimson Peak“ (Crimson Peak, USA 2015)

Meine Besprechung von Guillermo del Toros „The Shape of Water – Das Flüstern des Waters“ (The Shape of Water, USA 2017)

Meine Besprechung von Guillermo del Toro/Daniel Kraus‘ „The Shape of Water“ (The Shape of Water, 2018) (Roman zum Film)

Meine Besprechung von Guilermo del Toro/Chuck Hogans „Die Schatten – Die Blackwood-Aufzeichnungen 1“ (The Hollow Ones, 2020)

Meine Besprechung von Guillermo del Toros „Nightmare Alley“ (Nightmare Alley, USA 2021)

Meine Besprechung von Guillermo del Toros „Frankenstein“ (Frankenstein, USA 2025)


TV-Tipp für den 25. Oktober: Mary Shelley’s Frankenstein

Oktober 24, 2025

Wer Guillermo del Toros “Frankenstein” mit einer älteren Fassung vergleichen will, kann dies heute tun mit

ZDFneo, 22.00

Mary Shelley’s Frankenstein (Mary Shelley’s Frankenstein, USA/Japan 1994)

Regie: Kenneth Branagh

Drehbuch: Steph Lady, Frank Darabont

LV: Mary Shelley: Frankenstein, 1818 (Frankenstein oder Der moderne Prometheus)

Kenneth Branaghs Version der Geschichte von Frankenstein und seinem Monster.

mit Robert De Niro, Kenneth Branagh, Tom Hulce, Helena Bonham Carter, Aidan Quinn, Ian Holm, John Cleese, Celia Imrie, Hugh Bonneville

Wiederholung: Sonntag, 26. Oktober, 01.50 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Rotten Tomatoes über “Mary Shelley’s Frankenstein”

Wikipedia über “Mary Shelley’s Frankenstein” (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Kenneth Branaghs „Jack Ryan: Shadow Recruit“ (Jack Ryan: Shadow Recruit, USA 2013)

Meine Besprechung von Kenneth Branaghs „Cinderella“ (Cinderella, USA 2015)

Meine Besprechung von Kenneth Branaghs Agatha-Christie-Verfilmung „Mord im Orientexpress“ (Murder on the Orient Express, USA 2017)

Meine Besprechung von Kenneth Branaghs Agatha-Christie-Verfilmung „Tod auf dem Nil“ (Death on the Nile, USA/Großbritannien 2022)

Meine Besprechung von Kenneth Branaghs „Belfast“ (Belfast, USA 2021)

Meine Besprechung von Kenneth Branaghs Agatha-Christie-Verfilmung „A Haunting in Venice“ (A Haunting in Venice, USA 2023)


Neu im Kino (und bald auf Netflix)/Filmkritik: Über Guillermo del Toros „Frankenstein“

Oktober 24, 2025

Es war einmal ein Buch und viele, sehr viele, also wirklich sehr viele Filmversionen, die die Geschichte von Victor Frankenstein und dem von ihm geschaffenem Geschöpf, das früher Monster, heute eher Kreatur genannt wird, allgemein bekannt machten.

Es war einmal ein Regisseur, der diese Geschichte verfilmen wollte. Schon als Kind war er von der Geschichte und James Whales „Frankenstein“ fasziniert. Damals hatte er schon die ersten Ideen für eine Verfilmung. Aber noch keine Kamera. Vor fast zwanzig Jahren gab es die ersten konkreten Ideen und Finanzierungen für einen „Frankenstein“-Film. Die seitdem bekannt gewordenen Pläne für eine Verfilmung waren mal mehr, mal weniger nah an einer Verwirklichung. Die Zeit füllte Guillermo del Toro (Uh, nachträglich alles Gute zum Geburtstag. Der war am 9. Oktober) überaus produktiv mit „Hellboy“ (I und II), „Pans Labyrinth“, „Crimson Peak“, „Shape of Water – Das Flüstern des Wassers“ und „Nightmare Alley“.

Letztes Jahr war es dann soweit. Mit einem kolportierten Budget von 120 Millionen US-Dollar und einer Starbesetzung – Oscar Isaac und Jacob Elordi übernahmen die Hauptrollen – wurde der Horrorfilm von Februar bis September 2024 unter anderem in Toronto, Aberdeen und Edinburgh gedreht.

Die Premiere war am 30. August 2025 bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig.

Und jetzt kommt seine von Netflix produzierte Neuinterpretation der Frankenstein-Geschichte für einige Tage ins Kino. Im Stream ist der Film ab dem 7. November verfügbar.

Del Toro hält sich an die bekannten Eckpunkte der Geschichte, die wirklich als bekannt vorausgesetzt werden können. Er nimmt viele aus früheren Filmen bekannte Elemente wieder auf, variiert sie teilweise und gewährt der von Frankenstein geschaffenen Kreatur viel Raum. Sie erzählt sogar den zweiten Teil des Films aus ihrer Sicht. Der erste, chronologisch davor spielende Teil, wird von Victor Frankenstein erzählt. Er erzählt, ebenfalls im Voice-Over, ausführlich aus seinem Leben und wie er in seinem Labor, das dieses Mal malerisch an einem einsamen Strand liegt, aus Leichenteilen und Wissenschaft eine Kreatur erschafft.

Nun ist Voice-Over nichts schlechtes. Martin Scorsese ist ein Meister des Voice-Over. Immer wieder zeigt er, wie wirkungsvoll dieses Stilmittel sein kann. Wie sehr eine Erzählerstimme die Geschichte verdichten, vorantreiben und interessanter machen kann.

In „Frankenstein“ ist sie dagegen eher überflüssig. Dass Frankensteins Kreatur redet, ist zwar neu, aber sie fügt dieser Kreatur nichts bei, was nicht schon Boris Karloff in James Whales klassischem Universal-„Frankenstein“-Film von 1931 und der Fortsetzung „Frankensteins Braut“ (1935) zeigte.

Ein weiterers Problem ergibt sich aus der von del Toro gewählten Struktur. In der Nähe des Nordpols gelangen Frankenstein und die Kreatur auf ein Schiff, das zum Nordpol fahren will. Zuerst erzählt Frankenstein dem Kapitän die Geschichte. Er will die Seeleute vor der Kreatur warnen. Danach erzählt die Kreatur die Geschichte weiter. Strukturell kann „Frankenstein“, auch wegen seiner epischen Länge von hundertfünfzig Minuten als aus zwei weitgehend unabhängigen Teilen bestehender TV-Zweiteiler gesehen werden, in dem jeder Teil einen anderen Erzähler hat. Der große Bogen vom Filmanfang zum Filmende ist höchstens rudimentär enthalten, weil Anfang und Ende auf dem Schiff spielen. Die Geschichte von Frankenstein und seiner Kreatur erfolgt dazwischen als eine banale Abfolge von Ereignisse, die frei von tragfähigen Konflikten sind. Entsprechend flach und eindimensional sind die Figuren. Das ist vor allem bei Frankenstein und der Kreatur ein Problem. Bei den anderen Figuren ist das weniger ein Problem, weil sie eh nur schnell aus der Geschichte verschwindende Stichwortgeber sind.

Auch visuell ist „Frankenstein“ enttäuschend. Die großen, prächtigen Kinobilder werden fast alle im Trailer gezeigt. Der Film spielt dann in wenigen geschlossenen Räumen, oft mit nur einer oder zwei Personen im Bild und im Raum. Das sind TV-Bilder.

All das macht del Toros „Frankenstein“, schöne Bilder hin, schöne Dekors her, musikalisch unterlegt von Alexandre Desplat, zu einer ziemlich enttäuschenden und auch überflüssigen Angelegenheit.

Frankenstein (Frankenstein, USA 2025)

Regie: Guillermo del Toro

Drehbuch: Guillermo del Toro

LV: Mary Shelley: Frankenstein, 1818 (Frankenstein oder Der moderne Prometheus)

mit Oscar Isaac, Jacob Elordi, Mia Goth, Felix Kammerer, David Bradley, Lars Mikkelsen, Christian Convery, Charles Dance, Christoph Waltz, Nikolaj Lie Kaas, Ralph Ineson

Länge: 150 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Homepage zum Film

Moviepilot über „Frankenstein“

Metacritic über „Frankenstein“

Rotten Tomatoes über „Frankenstein“

Wikipedia über „Frankenstein“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Guillermo del Toros „Pacific Rim“ (Pacific Rim, USA 2013)

Meine Besprechung von Guillermo del Toros „Crimson Peak“ (Crimson Peak, USA 2015)

Meine Besprechung von Guillermo del Toros „The Shape of Water – Das Flüstern des Waters“ (The Shape of Water, USA 2017)

Meine Besprechung von Guillermo del Toro/Daniel Kraus‘ „The Shape of Water“ (The Shape of Water, 2018) (Roman zum Film)

Meine Besprechung von Guilermo del Toro/Chuck Hogans „Die Schatten – Die Blackwood-Aufzeichnungen 1“ (The Hollow Ones, 2020)

Meine Besprechung von Guillermo del Toros „Nightmare Alley“ (Nightmare Alley, USA 2021)


Neu im Kino/Filmkritik: Das Biopic „Mary Shelley“

Dezember 28, 2018

Frankenstein.

Auch zweihundert Jahre nach der ersten Publikation von „Frankenstein oder Der moderne Prometheus“ ist der Horrorroman immer noch bekannt. Er wird immer wieder neu aufgelegt und verfilmt. Entsprechend bekannt ist die Geschichte von Victor Frankenstein und seiner Kreatur.

Weil Mary Shelley (geborene Godwin am 30. August 1797 in London – gestorben am 1. Februar 1851 in London) in einem Vorwort zu „Frankenstein“ die Entstehung ihres Romans schildert, dürfte auch diese Geschichte bekannt sein. Im Sommer 1816 gastierte sie mit ihrem Geliebten und späteren Ehemann Percy Shelley, John Polidori und ihrer Stiefschwester Claire Clairmont bei Lord Byron am Genfer See. Während einer stürmischen Nacht hatte Lord Byron die Idee, in einem Wettbewerb herauszufinden, wer von ihnen die beste Gruselgeschichte erzählen könnte. 1986 erzählte Ken Russell in seinem Film „Gothik“ die Ereignisse dieser Nacht.

Und damit dürfte sich das Wissen über Mary Shelley, bzw. Mary Wollstonecraft Shelley, erschöpfen.

Haifaa Al-Mansours Biopic mit Elle Fanning als Mary Shelley könnte da Abhilfe schaffen. In ihrem Film konzentriert sie sich auf die frühen und sehr turbulenten Jahre der Autorin. 1814 lernt die schreib- und literaturbegeisterte sechzehnjährige Mary Godwin den berühmten romantischen und schon verheirateten Dichter Percy Bysshe Shelley (Douglas Booth) kennen. Sie verliebt sich. Sie haben Sex und Kinder. Nach dem Suizid von Shelleys Ehefrau heiratet sie ihre große Liebe. Er ist ein Verfechter der freien Liebe. Sie ist von dieser Idee nicht so begeistert. Sie haben kein Geld.

1816 verbringen sie, alle bürgerlichen Konventionen missachtend, den Sommer bei Lord Byron (Tom Sturridge).

Herausgefordert von dem ebenfalls berühmten Lord Byron beginnt sie „Frankenstein oder Der moderne Prometheus“ zu schreiben. Das Buch wird zuerst anonym veröffentlicht. Mit der Enthüllung ihrer wahren Identität endet der Film und auch die im Film angelegte Emanzipationsgeschichte.

Im Film ist, auch wenn die Shelley-Forschung es nicht so eindimensional sieht, Shelleys Horrorroman eine kaum verklausulierte autobiographische Erzählung ihres bisherigen Lebens. Mit dieser filmisch leichter zu bewältigenden Gleichsetzung von persönlichen Erlebnissen und literarischen Erzeugnissen huldigt der Film dann dem platten Kult, dass großes Leid zu großer Literatur führt. Das intellektuelle und damit sehr unfilmische Umfeld, in dem Mary Shelley sich bewegte – ihre kurz nach ihrer Geburt verstorbene Mutter Mary Wollstonecraft war eine Schriftstellerin und Feministin, ihr Vater William Godwin war Sozialphilosoph und Begründer des politischen Anarchismus, die damaligen Denker verkehrten in der Buchhandlung ihres Vaters – wird dagegen kaum beachtet.

Haifaa Al-Mansour („Das Mädchen Wadjda“) erzählt das alles chronologisch als biederes, feministisch grundiertes Ausstattungskino, in dem erst am Ende der rote Faden zwischen den einzelnen Episoden aus Mary Shelleys Leben sichtbar wird. Entsprechend desinteressiert folgt man den Ereignissen und wartet auf die Nacherzählung des legendären Sommers am Genfer See. Diese ist erst ziemlich spät im Film.

Während Mary Shelley ein dreidimensionaler Charakter ist, sind die sie umgebenden Männer alle arg dimensional gezeichnet. Vor allem ihre große Liebe Percey Shelley und Lord Byron werden so sehr überzeichnet, dass man schon bei ihrem ersten Auftritt eine gepflegte Antipathie gegen diese egomanischen Trottel hat.

In dem Moment läuft auch die feministische Lesart, die Mary Shelley als damals (und auch heute noch) moderne Frau und als Vorbild für junge Frauen zeigen möchte, ins Leere. Denn es ist vollkommen rätselhaft, warum Mary Shelley und auch sonst irgendjemand diese Männer bewundern und sich in sie verlieben könnte.

Mary Shelley (Mary Shelley, Großbritannien/Irland/Luxemburg 2017)

Regie: Haifaa Al-Mansour

Drehbuch: Emma Jensen, Haifaa Al-Mansour

mit Elle Fanning, Douglas Booth, Tom Sturridge, Bel Powley, Stephen Dillane, Joanne Froggatt, Ben Hardy

Länge: 120 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Mary Shelley“

Metacritic über „Mary Shelley“

Rotten Tomatoes über „Mary Shelley“

Wikipedia über „Mary Shelley“ (deutsch, englisch) und Mary Shelley (deutsch, englisch)


TV-Tipp für den 31. Oktober: Frankenstein Junior

Oktober 30, 2018

https://www.youtube.com/watch?v=2jjma9qI03E

https://www.youtube.com/watch?v=MwGGicUdzTI

Arte, 23.20

Frankenstein Junior (Young Frankenstein, USA 1974)

Regie: Mel Brooks

Drehbuch: Gene Wilder, Mel Brooks (nach Motiven des Romans „Frankenstein“ von Mary Shelley)

Dr. Frederick Frankenstein ist ein anerkannter, in New York praktizierender Neurochirurg. Da überreicht ihm während einer Vorlesung ein Bote das Vermächtnis seines Urgroßvaters Victor von Frankenstein. Frederick reist ins ferne Transsylvanien. Dort tritt er gleich in die Fußstapfen seines experimentierfreudigen Großvaters.

Grandiose, ewig nicht mehr gezeigte Horrorfilmparodie, vor allem auf die klassischen „Frankenstein“-Filme (mit Boris Karloff). Aber auch auf viele andere Filme.

mit Gene Wilder, Peter Boyle, Marty Feldman, Teri Garr, Madeline Kahn, Cloris Leachman, Gene Hackman

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Frankenstein Junior“

TCM über „Frankenstein Junior“

Wikipedia über „Frankenstein Junior“ (deutsch, englisch)


Neu im Kino/Filmkritik: Familientradition – Auch „Victor Frankenstein“ erschafft ein Monster

Mai 12, 2016

Die Geschichte von Doktor Frankenstein und seinem Monster dürfte bekannt sein. Im 19. Jahrhundert experimentiert der Doktor mit Leichenteilen, aus denen er ein lebendiges Wesen erschaffen will. Mit Blitzen, Strom und elektrischer Energie als Hilfsmittel. In einer stürmischen Nacht gelingt es ihm. Aber seine Kreatur, das „Monster“, verursacht Probleme.

Marry Shelleys Roman „Frankenstein oder Der moderne Prometheus“ erschien 1818. Seitdem gab es zahlreiche, mehr oder weniger werkferne Verfilmungen, von denen James Whales „Frankenstein“ (USA 1931) und seine Fortsetzung „Frankensteins Braut“ (USA 1935) die bekanntesten sind und alle weiteren Verfilmungen beeinflussten. Das von Boris Karloff verkörperte Monster wurde ein fester Teil der Popkultur.

Jetzt legt Paul McGuigan, nach einem Drehbuch von Max Landis, seine Version von Frankenstein vor, die auch eine Neuinterpretation und ein Spiel mit den bekannten Elementen in einem anderen Umfeld ist. McGuigan inszenierte „Gangster Nr. 1“, „Lucky Number Slevin“ und mehrere „Sherlock“-Filme. Der Stil der „Sherlock“-Filme und der beiden Sherlock-Holmes-Filme von Guy Ritchie beeinflusste überdeutlich „Victor Frankenstein – Genie und Wahnsinn“. Max Landis ist ein Tausendsassa, der gerne bekannte Geschichten und Genretopoi mit vielen Anspielungen neu interpretiert. Zuletzt im Kino als Autor der Actionkomödie „American Ultra“. Nicht immer, wie jetzt bei „Victor Frankenstein“, überzeugt das Ergebnis.

In dem Film ist Victor Frankenstein (James McAvoy), ein Bruder von Henry Frankenstein (dem Doktor aus dem 1931er „Frankenstein“). Er lebt als Medizinstudent in einem viktorianischen Steampunk-London in einem mitten in der Stadt gelegenem Anwesen, in dem er seine Experimente mit, zunächst, Tieren durchführt.

Als er den Zirkus besucht, entdeckt er Igor (Daniel Radcliffe), einen buckligen Clown, der allerdings hyperintelligent ist und aus dessen Perspektive die Geschichte erzählt wird. Jedenfalls größtenteils. Frankenstein befreit ihn in einer atemberaubenden Aktion, in der Action Hirn ersetzt. McGuigan inszeniert das, als müsse er „Sherlock“ im viktorianischen London inszenieren. Und James McAvoy spielt Victor Frankenstein als bewerbe er sich für „Sherlock“. Aber vielleicht müssen Intelligenzbestien heute ganz einfach wie Sherlock Holmes sein.

Frankensteins Experimente werden von dem tiefgläubigen Polizeiinspektor Roderick Turpin (Andrew Scott – jaja, der Moriarty aus „Sherlock“) kritisch beäugt.

Nachdem sich Frankensteins Experimente mit Tieren in London immer schwieriger gestalten, geht es im dritten Akt von „Viktor Frankenstein“ an die Küste in eine einsam gelegene Burg. Dort wird, unterstützt durch seinen Kommilitonen Finnegan (Freddie Fox), der als adliger Spross stinkreich und einflussreich ist, das Monster geschaffen – und ich war, während die Geschichte jetzt immer mehr Züge einer Alan-Moore-Geschichte hat, erleichtert, dass die Macher doch noch das lange erwartete Monster präsentieren und „Victor Frankenstein“ nicht nur der Prolog für den nächsten Film ist, in dem der Doktor dann sein menschenähnliches Monster erschafft.

Das ist aber auch eines der Probleme von „Victor Frankenstein“. Die Geschichte plätschert viel zu lange vor sich hin, während sie einige Elemente neu interpretiert und Frankenstein und Igor zu einem Buddy-Duo werden. Das wirkt viel zu oft wie eine fehlgeleitete Episode von „Sherlock“; mit Igor als Dr. Watson und, nun ja, Inspektor Turpin als Inspektor Lestrade. Wenn dann, weit in der zweiten Hälfte des Films, mit dem Auftauchen von Finnegan und seinem Vater als eigennütziger Förderer von Frankensteins Experimenten eine potentiell interessante Verschwörungsgeschichte angedeutet wird, ist die Zeit um.

Victor Frankenstein“ ist trotz vieler Ideen und einer auf dem Papier nicht uninteressanten Neuinterpretation der bekannten Geschichte, letztendlich weder ein guter, noch ein schlechter, sondern ein gänzlich uninteressanter Film.

Viktor Frankenstein - Plakat

Victor Frankenstein – Genie und Wahnsinn (Victor Frankenstein, USA 2015)

Regie: Paul McGuigan

Drehbuch: Max Landis

mit James McAvoy, Daniel Radcliffe, Jessica Brown Findlay, Andres Scott, Charles Dance, Freddie Fox, Guillaume Delaunay, Mark Gatiss (jaja, auch bekannt aus „Sherlock“)

Länge: 110 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

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Metacritic über „Victor Frankenstein“

Rotten Tomatoes über „Victor Frankenstein“

Wikipedia über „Victor Frankenstein“ (deutsch, englisch)


TV-Tipp für den 11. April: Frankenstein

April 11, 2016

Arte, 23.30 (VPS 23.25)

Frankenstein (USA 1931, Regie: James Whale)

Drehbuch: Garrett Fort, Francis Edward Faragoh, Robert Florey

LV: Mary W. Shelley: Frankenstein, 1818 (Frankenstein oder Der moderne Prometheus)

Frankenstein will aus toter Materie ein lebendes Wesen schaffen. Also begibt er sich mit Blitz und Donner in sein Labor und er erschafft ein Wesen, das nur „das Monster“ genannt wird.

Whales Verfilmung ist die erste Tonfilm-Aufbereitung des Stoffes. Sie ist Ausgangspunkt, Höhepunkt und Vorbild des Filmmythos ‚Frankenstein‘.“ (Ronald M. Hahn/Volker Jansen: Lexikon des Science Fiction Films)

Horrorfilm-Klassiker

mit Colin Clive, Boris Karloff, Mae Clarke, John Boles

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Frankenstein“

Wikipedia über „Frankenstein“ (deutsch, englisch)

Der nächste Frankenstein, „Victor Frankenstein“, tüftelt auch im Labor und ab dem 12. Mai im Kino