10 Cloverfield Lane (10 Cloverfield Lane, USA 2016)
Regie: Dan Trachtenberg
Drehbuch: Josh Campbell, Matthew Stuecken, Damien Chazelle
Nach einem Autounfall mitten im Nirgendwo erwacht Michelle in einem Bunker und der gewohnt grandios von John Goodman gespielt durchgeknallte (?) Hausherr erklärt ihr, dass die Erde von Außerirdischen überfallen wurde. Sie müsse daher bei ihm bleiben.
Nachdem am Geburtstag ihrer Tochter die kleine Familienfeier am Rand eines Vergnügungsparks in Los Angeles in einem Blutband endet, bei dem Riley North schwer verwundet und ihr Mann und ihre Tochter erschossen werden und, Monate später, die Täter vor Gericht freigesprochen werden, verschwindet Riley spurlos.
Sie ist tief enttäuscht von dem korrupten Justizsystem, das Mörder freispricht und sie in eine Psychiatrie abschieben will. Abseits der USA absolviert sie ein Trainingsprogramm, das auch Bruce Wayne gefallen hätte. Und wie Wayne kehrt sie Jahre später zurück um, wie Batman im schönsten Punisher-Stil, das Gangsterkartell, das ihre Familie ermordete, zu vernichten. Beginnend mit den Mördern ihrer Familie, die sie dekorativ an einem Riesenrad aufhängt.
Pierre Morel, der vor zehn Jahren in dem Überraschungserfolg „96 Hours“ (Taken) aus dem Charakterschauspieler Liam Neeson einen Actionhelden machte, präsentiert in seinem neuen Actionthriller „Peppermint – Angel of Vengeance“ Jennifer Garner als Racheengel Riley North. Und sie tut in dem Film das, was sonst Männer tun: im Alleingang eine Gangsterbande vernichten. Dabei zeigt sie, dass sie seit ihren „Alias“-Tagen nichts verlernte.
Die Story selbst bewegt sich, durchaus kurzweilig mit viel Old-School-Action, auf den vertrauten Pfaden eines Actionthrillers, der eine kompromisslose Rachegeschichte erzählt. Mit der entsprechenden Selbstjustiz rechtfertigenden kruden Moral.
Da überrascht dann nur die Identität des korrupten Cops. Und dass der Film nicht auf einer Comicvorlage basiert.
Peppermint – Angel of Vengeance (Peppermint, USA 2018)
Regie: Pierre Morel
Drehbuch: Chad St. John
mit Jennifer Garner, Method Man, John Ortiz, John Gallagher Jr., Juan Pablo Raba, Annie Ilonzeh, Jeff Hephner, Pell James
10 Cloverfield Lane (10 Cloverfield Lane, USA 2016)
Regie: Dan Trachtenberg
Drehbuch: Josh Campbell, Matthew Stuecken, Damien Chazelle
Nach einem Autounfall mitten im Nirgendwo erwacht Michelle in einem Bunker und der gewohnt grandios von John Goodman gespielt durchgeknallte (?) Hausherr erklärt ihr, dass die Erde von Außerirdischen überfallen wurde. Sie müsse daher bei ihm bleiben.
Naja. Fast. Denn das Büro ist ein einsam gelegenes Hochhaus in Bogotá, Kolumbien. Die Büroarbeiter sind Angestellte der multinationalen, gemeinnützigen Firma Belko Industries, deren genaues Arbeitsfeld unklar bleibt. Für die Filmgeschichte ist es auch nicht weiter wichtig. Denn kurz nach Arbeitsbeginn, nachdem den einheimischen Angestellten der Zutritt zum Gebäude verweigert wurde, werden die achtzig Angestellten zusammengerufen und eine Stimme erklärt ihnen über die firmeninterne Sprechanlage, dass sie innerhalb einer halben Stunde drei Kollegen töten sollen. Wenn nicht, sterben sechs Kollegen.
Natürlich halten die Angestellten das zuerst für einen Scherz.
Als einer der Angestellten stirbt, indem sein Kopf explodiert, beginnt ziemlich schnell genau der rapide Verfall gesellschaftlicher Normen, den man in solchen Filmen erwartet. Schon nach wenigen Minuten kämpft jeder gegen jeden. Das anfangs klinisch saubere Büro wird immer mehr zu einem leichenübersäten Schlachtfeld und wir haben in der Sicherheit unseres Kinositzplatzes unseren Spaß.
Der blutige Thriller „Das Belko-Experiment“, schnörkellos inszeniert von Greg McLean („Wolf Creek“), entstand nach einem schon etwas älterem Drehbuch von „Guardians of the Galaxy“-Regisseur James Gunn. Mit, unter anderem, Michael Rooker, Gregg Henry und Rusty Schwimmer einigen seiner Stamm-Schauspieler.
Gunn schrieb das Buch bereits vor zehn Jahren und sollte es auch verfilmen. Weil er sich damals von seiner Frau scheiden ließ, wollte Gunn keinen so düsteren Film drehen. Er inszenierte stattdessen lieber Comedies für das Fernsehen und das Web. Inzwischen ist er als „Guardians of the Galaxy“-Regisseur gut beschäftigt und sehr, sehr erfolgreich.
„Das Belko-Experiment“ will nicht mehr als ein Schlachtfest sein. Damit das nicht zu sinnfrei daherkommt, wird es hier getarnt als Experiment oder Spiel mit vorgegebenen Regeln, das den Spielern nur die Wahl lässt, zwischen töten oder getötet werden. Bis zum Ende funktioniert das gut als nihilistisches Darwinismus-Experiment ohne weiteren Anspruch und mit bekannter, nie in Frage gestellter Moral. Die absehbare Erklärung am Filmende für das Belko-Experiment, gefolgt von einer Option auf mögliche weitere Filme (yupp, ganz altes Horrorfilmklischee), ist dagegen erschreckend unlogisch und auch überflüssig.
Eigentlich ist „Das Belko-Experiment“ ein typischer Fantasy-Filmfest-Film, der genau das liefert, was er verspricht. In knapp neunzig Minuten. Nach dem Filmfest werden diese Filme ausschließlich auf DVD ausgewertet. Insofern ist es erfreulich, dass der Film vor seinem DVD-Start einen Kinostart erhält. Auch wenn er in Berlin nur in zwei Kinos läuft.
Das Belko-Experiment (The Belko Experiment, USA 2016)
Regie: Greg McLean
Drehbuch: James Gunn
mit John Gallagher Jr., Tony Goldwyn, Adria Arjona, John C. McGinley, Melonie Diaz, Owain Yeoman, Sean Gunn, Brent Sexton, Josh Brener, David Dastmalchian, David Del Rio, Gregg Henry, Michael Rooker
10 Cloverfield Lane ist zuerst einmal nur eine Anschrift. Eine Adresse mitten im ländlichen Amerika. Es ist auch der Ort, an dem Michelle (Mary Elizabeth Winstead) von Howard (John Goodman) nach einem Autounfall gefangen gehalten wird. Er versorgt sie in seinem Bunker, verlangt etwas Dankbarkeit und erzählt ihr etwas von einer Außerirdischen, die die Erde mit Giftgas unbewohnbar gemacht haben. Natürlich hält seine Gefangene das für ein Hirngespinst.
Auch dass Emmett (John Gallagher Jr.), der ebenfalls, allerdings freiwillig, in dem Bunker lebt, das Gerede von Howard bestätigt, überzeugt sie nicht. Denn Alien-Invasionen gibt es nicht in der Realität. Oder doch?
„10 Cloverfield Lane“ ist das Spielfilmdebüt von Dan Trachtenberg, produziert von J. J. Abrams und seiner Firma Bad Robot, die auch „Cloverfield“ produzierte und, wer „Cloverfield“ gesehen hat, fragt sich natürlich, ob es eine Verbindung zwischen den beiden Filmen gibt.
Doch auch abgesehen von dieser Frage zieht das Drei-Personen-Stück, dank seines klugen Drehbuchs und der guten Schauspieler, eine beträchtliche Spannung aus der Frage, ob Howard jetzt der durchgeknallte Paranoiker von Nebenan ist oder ob seine Geschichte (siehe „Cloverfield“) wahr ist. John Goodman spielt ihn mit dieser beunruhigenden Ruhe und Selbstgewissheit, die diesen Menschen inne wohnt. Denn sie zweifeln überhaupt nicht an ihrer Weltsicht. Schließlich kennen sie die Wahrheit und irgendwann werden auch die anderen sie erkennen. Dass es keinen Beweis für seine Behauptung gibt, stört ihn nicht. Auch in „10 Cloverfield Lane“ müssen wir einfach nur darauf vertrauen, dass er die Wahrheit sagt und dass er Michelle helfen will. Nur: kann man jemand vertrauen, der einen mit einer fadenscheinigen Begründung gefangen hält und der sich einen bestens ausgestatteten Bunker mit Lebensmitteln für mehrere Jahre baute? Michelle jedenfalls plant schon einmal ihre Flucht aus dem hermetisch abgeriegeltem Bunker.
Das in jeder Beziehung äußerst gelungene Debüt macht wirklich neugierig auf die nächsten Filme von Dan Trachtenberg. Wobei allein schon John Goodman, endlich mal wieder in einer Hauptrolle, das Dreipersonenstück sehenswert macht.
10 Cloverfield Lane (10 Cloverfield Lane, USA 2016)
Regie: Dan Trachtenberg
Drehbuch: Josh Campbell, Matthew Stuecken, Damien Chazelle
mit Mary Elizabeth Winstead, John Goodman, John Gallagher Jr.