Schlingensief – In das Schweigen hineinschreien (Deutschland 2020)
Regie: Bettina Böhler
Drehbuch: Bettina Böhler
TV-Premiere. Zweistündige Doku über Christoph Schlingensief (1960 – 2010), dem wir etliche spektakuläre Kunstaktionen, die Partei „Chance 2000“ („Scheitern als Chance“), Theateraufführungen und einige Perlen der Filmkunst, wie „100 Jahre Adolf Hitler – Die letzte Stunde im Führerbunker“, „Das deutsche Kettensägenmassaker“, „Terror 2000 – Intensivstation Deutschland“ und „Die 120 Tage von Bottrop“, verdanken.
Für ihre Doku montierte Bettina Böhler vorhandenes, teils bis dahin unbekanntes Archivmaterial zu einem überzeugenden und auch für Schlingensief-Kenner sehenswertem Porträt.
Die Musik ist von Helge Schneider.
Mit Christoph Schlingensief, Margit Carstensen, Udo Kier, Sophie Rois, Bernhard Schütz, Helge Schneider, Dietrich Kuhlbrodt, Susanne Bredehöft, Alfred Edel, Irm Hermann, Martin Wuttke, Tilda Swinton (natürlich alles Archivmaterial)
mit Margit Carstensen, Irm Hermann, Juliane Lorenz, Hanna Schygulla, Harry Baer, Hark Bohm, Hubert Gilli, Wolf Gremm, Günter Rohrbach, Fritz Müller-Scherz, Volker Schlöndorff, Thomas Schühly, Rainer Werner Fassbinder (Archivaufnahmen)
Zum vierzigsten Todestag von Rainer Werner Fassbinder – er starb am 10. Juni 1982 mit 37 Jahren – präsentiert LaCinetek zehn seiner Filme. Das Besondere bei dieser Auswahl ist, dass die Filme von anderen Regisseuren ausgewählt wurden. Es sind:
Händler der vier Jahreszeiten, 1971 (u. a. empfohlen von Martin Scorsese, Jutta Brückner, Wim Wenders)
Die bitteren Tränen der Petra von Kant, 1972 (u. a. empfohlen von Ira Sachs, Lodge Kerrigan, Abel Ferrara)
Martha, 1973 (empfohlen von Catherine Corsini)
Angst essen Seele auf, 1974 (u. a. empfohlen von Nadav Lapid, François Ozon, Robert Guédiguian)
Faustrecht der Freiheit, 1974 (empfohlen von Patricia Mazuy, Alain Guiraudie, Robert Guédiguian)
Die Ehe der Maria Braun, 1978 (empfohlen von Agnès Varda, Marjane Satrapi, Elia Suleiman)
In einem Jahr mit 13 Monden, 1978 (u. a. empfohlen von Thomas Arslan, Chantal Akerman, Atom Egoyan)
Berlin Alexanderplatz, 1979 (empfohlen von Martin Scorsese, Leos Carax)
Lola, 1981 (empfohlen von Todd Haynes)
Die Sehnsucht der Veronika Voss, 1982 (empfohlen von Bertrand Bonello, Ira Sachs)
Eine schöne Liste, auch wenn sie vor allem aus den allseits bekannten Klassikern besteht und aufgrund der Beschränkung auf zehn Filme (inclusive einer Serie) natürlich einige Filme fehlen.
Terror 2000 – Intensivstation Deutschland(Deutschland 1992)
Regie: Christoph Schlingensief
Drehbuch: Christoph Schlingensief, Oskar Roehler, Uli Hanisch
Gut versteckt mitten in der Nacht zeigt Arte zu Schlingensiefs zehntem Todestag den Abschluss seiner Deutschland-Trilogie. Die beiden Gangster Bössler und Jablo finden in der ostdeutschen Kleinstadt Rassau Asyl. Dort beginnen sie mit der Säuberung Deutschlands, wie das damals von einem rassistischen Mob auf der Straße gefordert wurde.
„Terror 2000 – Intensivstation Deutschland“ ist nicht das ‚deutsche Kettensägenmassaker‘ aber trotzdem, inspiriert von den Schlagzeilen und diese konsequent weiterdenkend, geschmacksicher alle Tabus und Geschmacksgrenzen übertretend.
mit Alfred Edel, Udo Kier, Peter Kern, Margit Carstensen, Susanne Bredehöft, Dietrich Kuhlbrodt, Christoph Schlingensief, Oskar Roehler
NDR, 00.00 Fassbinder (Deutschland 2015)
Regie: Annekatrin Hendel
Drehbuch: Annekatrin Hendel (nach einer Idee von Juliane Maria Lorenz)
Insgesamt sehenswerte Doku über Rainer Werner Fassbinder, die vor allem als Einführung in sein Werk taugt und sich zu sehr seinem Privatleben widmet. Mehr dazu in meiner ausführlichen Besprechung.
mit Margit Carstensen, Irm Hermann, Juliane Lorenz, Hanna Schygulla, Harry Baer, Hark Bohm, Hubert Gilli, Wolf Gremm, Günter Rohrbach, Fritz Müller-Scherz, Volker Schlöndorff, Thomas Schühly, Rainer Werner Fassbinder (Archivaufnahmen)
Possession (Frankreich/Deutschland 1980, Regie: Andrzej Zulawski)
Drehbuch: Andrzej Zulawski
Berlin: Marc kehrt nach einer längeren Abwesenheit zu seiner Frau Anna zurück. Sie behauptet, einen Liebhaber zu haben. Als der eifersüchtige Marc mehr herausfinden will, entdeckt er, dass sie sich mit einem krakenhaftem Monster vereint.
„Horrrovision einer zerbrochenen Beziehung und zerstörter Identitäten(…) Mit kaltem Licht, bizarren Kameraeinstellungen und Schockeffekten malt er [Zulawski] eine barocke Alptraumwelt aus Ekel und Hysterie.Wenn die Geschichte einen etwas kruden Freudianismus bemüht, so überzeugt die Umsetzung in Bilder und Farbe.“ (Fischer Film Almanach 1994; mit dem Hinweis „Verleih: offen“)
„Das im wahren Wortsinne aufopferungsvolle, an die physischen Grenzen gehende Spiel der beiden Hauptdarsteller, die unstete Kamera und die grotesken Spezialeffekte machen aus dem absurden Gewalttheater nachhaltig bewegendes Kunstkino.“ (Lexikon des internationalen Films – Filmjahr 2010, zur DVD-Ausgabe, die anscheinend auch gleichzeitig die Deutschlandpremiere des Skandalfilms war)
Isabelle Adjani erhielt in Cannes den Darstellerpreis.
„So hysterisch sie in mancher Szene scheint, so folgerichtig ist dies im Rahmen dieses exaltierten Films, der wie ein Schock wirkte und zahlreiche Kritiker nachhaltig abstieß oder zu Lobeshymnen veranlasste.“ (Meinolf Zurhorst: Isabelle Adjani, 1992)
Damals hatte der 124 minütigen Film (englische Originalfassung) gewaltige Probleme mit der Zensur. Für die US-Auswertung wurde er um 45 Minuten gekürzt, in England gehörte er zu den ‚video nasties‘ und in Deutschland kam er erst gar nicht in die Kinos. Heute ist er ein Kultfilm.
Inzwischen hat er ungekürzt eine FSK-16-Freigabe erhalten.
mit Isabelle Adjani, Sam Neill, Margit Carstensen, Heinz Bennent, Johanna Hofer, Shaun Lawton, Leslie Malton
BR, 22.45 Fassbinder (Deutschland 2015)
Regie: Annekatrin Hendel
Drehbuch: Annekatrin Hendel (nach einer Idee von Juliane Maria Lorenz)
Insgesamt sehenswerte Doku über Rainer Werner Fassbinder, die vor allem als Einführung in sein Werk taugt und sich zu sehr seinem Privatleben widmet. Mehr dazu in meiner ausführlichen Besprechung.
mit Margit Carstensen, Irm Hermann, Juliane Lorenz, Hanna Schygulla, Harry Baer, Hark Bohm, Hubert Gilli, Wolf Gremm, Günter Rohrbach, Fritz Müller-Scherz, Volker Schlöndorff, Thomas Schühly, Rainer Werner Fassbinder (Archivaufnahmen)
Arte, 23.15 Finsterworld(Deutschland 2013)
Regie: Frauke Finsterwalder
Drehbuch: Frauke Finsterwalder, Christian Kracht
Perfekte Einstimmung auf die Feierlichkeiten zur Einheit. Denn Frauke Finsterwalder und Christian Kracht toben sich in ihrem Episodenfilm so richtig gemein in deutschen Befindlichkeiten (echten und falschen, alten und neuen) aus. Denn das „Finsterworld“-Deutschland ist ein aus der Zeit gefallenes Deutschland voller gestörter Charaktere, die sich auf die Nerven gehen und die sich letztendlich in ihrer Tristesse gut eingerichtet haben.
Das ist zwar nicht durchgehend gelungen, hat aber erfrischend wenig mit den gängigen deutschen Komödien zu tun; was schon einmal eine gute Sache ist.
mit Johannes Krisch, Michael Maertens, Margit Carstensen, Sandra Hüller, Ronald Zehrfeld, Corinna Harfouch, Bernhard Schütz, Christoph Bach, Carla Juri, Leonard Scheicher, Jakub Gierszal, Max Pellny, Markus Hering, Dieter Meier
Rainer Werner Fassbinder, 31. Mai 1945 – 10. Juni 1982
Erster Spielfilm 1969: Liebe ist kälter als der Tod
Letzter Spielfilm 1982: Querelle – Ein Pakt mit dem Teufel
Dazwischen insgesamt über vierzig Spielfilme, zwei Fernsehserien, ein TV-Zweiteiler, Theaterarbeiten und einige weitere Werke als Regisseur, Autor, Schauspieler und bei seinen Filmen, teils unter Pseudonym, in weiteren Funktionen.
Unklar ist, wann Rainer Werner Fassbinder schlief. Denn er schrieb bei seinen Filmen, bis auf eine Ausnahme, auch das Drehbuch. Manchmal half ihm ein Co-Autor, meistens nicht. Und obwohl er nicht der einzige Regisseur des Jungen Deutschen Films war, markieren sein erster und letzter Film auch Anfang und Ende des Jungen Deutschen Films. Im Ausland ist er immer noch bekannt. Etliche Regisseure sind von ihm beeinflusst.
Thomas Elsaesser, der Kenner des deutschen Films, leitet sein umfangreiches Buch „Rainer Werner Fassbinder“ (Fassbinder’s Germany. History, Identity, Subject, 1996) mit folgenden, noch heute gültigen Worten ein: „In der Filmgeschichte seit 1945 steht Rainer Werner Fassbinder einzig da. Wenig mehr als ein Jahrzehnt hatte er, um sich durchzusetzen, zwischen 1969 und 1982 veränderte er die Vorstellung, die man vom modernen Kino haben konnte: Dabei musste er die deutsche Filmgeschichte umschreiben, um sich in sie einzuschreiben. Seither hat sein Werk eine eigenartige Metamorphose erlebt. Einige seiner Filme sind Teil des Kanons geworden: ‚Die bitteren Tränen der Petra von Kant‘, ‚Angst essen Seele auf‘ und ‚Die Ehe der Maria Braun‘ gehören zu den Meilensteinen des europäischen Kinos und sichern ihm einen unumstrittenen Platz als Filmkünstler und auteur. Aber das Gesamtwerk ist unsichtbar geworden, verdeckt von Fassbinders ‚Leben‘.“
Immer noch ist in Deutschland sein Werk nicht vollständig erhältlich. Sogar „Querelle“ ist bei uns nicht auf DVD oder Blu-ray erhältlich und lief bislang noch nie im Fernsehen. Sein Mammutwerk „Berlin Alexanderplatz“ lief zuletzt vor, ich schätze mal, ungefähr zehn Jahren auf Arte und 2008 im Spartenkanal Eins Festival. Auch andere seiner Filme laufen fast nie oder nie im Fernsehen, während „Angst essen Seele auf“ und „Die Ehe der Maria Braun“ regelmäßig gezeigt werden.
Bevor in den letzten Jahren seine Filme sukzessiv auf DVD und Blu-ray veröffentlicht wurden, waren sie in den Achtzigern und Neunzigern öffentlich kaum zugänglich. Wahrscheinlich wurde deshalb lieber über sein Leben gesprochen.
Seit 1992 ist Juliane Lorenz, seine letzte Ehefrau, die nicht unumstrittene Direktorin der Rainer Werner Fassbinder Foundation (RWFF) und damit die Verwalterin seiner Filme und des Bildes, das die Öffentlichkeit von ihrem Ehemann haben soll. Sie hatte auch die Idee für die jetzt im Kino anlaufende Dokumentation „Fassbinder“, die von ihr mitproduziert wurde und in der sie auch auftritt. Spätestens in dem Moment wird deutlich, dass „Fassbinder“ eine offizielle Dokumentation ist, die deshalb auch an einem bestimmten Bild des Porträtierten interessiert ist.
Regisseurin Annekatrin Hendel strukturiert in ihrer Dokumentation, obwohl sie weitgehend chronologisch erzählt, das Material etwas thematisch. Es gibt einen Blick auf Fassbinders erste Arbeiten, die er als Schüler im Internat schrieb, einige alte Filmschnipsel von Aufführungen des action-theater, das in München die Keimzelle für Fassbinders spätere Gruppe war, in der sich Beruf und Privatleben vermischten. Eben diese Vermischung und Fassbinders manipulativer Charakter werden dann auch in fast allen Statements angesprochen. Margit Carstensen, Irm Hermann, Hanna Schygulla und Harry Baer, die zur ursprünglichen Fassbinder-Truppe gehörten, sprechen ausführlicher darüber.
Auch die Regisseure Hark Bohm, der in einigen Fassbinder-Filmen mitspielte, und Volker Schlöndorff, der Fassbinder 1969 als „Baal“ inszenierte, werden darauf angesprochen. Sie liefern auch einen Blick von außen und vor allem Schlöndorff ordnet Fassbinders Werk und Wirken etwas ein. Aber eigentlich wäre das die Aufgabe der Regisseurin und von Filmwissenschaftlern, die nicht befragt wurden, gewesen. WDR-Redakteur Günter Rohrbach erzählt von seiner ersten Begegnung mit Fassbinder. Es ist eine Anekdote, bei der der Regisseur eine beträchtliche Menge Alkohol trank. Wolf Gremm, der mit „Kamikaze 1989“ einen der wenigen Filme inszenierte, in denen Fassbinder nur als Schauspieler auftrat, erzählt von seiner letzten Begegnung mit Fassbinder, kurz vor seinem plötzlichen Tod.
Diese Zeitzeugenberichte sind alle sehr nett anzusehen, aber den alten Fassbinder-Fans dürfte die konventionelle Doku nichts Neues erzählen und teilweise sogar ärgern. Jüngeren bietet sie einen hoffentlich neugierig machenden ersten Eindruck von diesem Kraftzentrum des deutschen Films. Denn nach „Fassbinder“ ist das Privatleben des Bürgerschrecks abgehandelt (seine Sexualität, sein Drogenkonsum, seine Steuerprobleme [Uups, das war mir neu, hat mich aber als eine an seinem Werk interessierte Person nie interessiert.]) und man kann sich um sein heute immer noch wichtiges und einflussreiches Werk, in dem er auch die siebziger Jahre und die sozialdemokratische Bundesrepublik porträtiert, widmen.
Denn selbstverständlich ist die Film propagierte These, dass bei Fassbinder sich seine persönlichen Probleme Eins-zu-Eins in seinen Filmen widerspiegeln, dass es in seinen Filmen immer nur, kaum verhüllt, um ihn geht und seine Besetzungsentscheidungen ausschließlich von seinen sexuellen Wünschen getrieben waren, in der Absolutheit Unfug. Es wird auch seinem vielfältigem Werk in keinster Weise gerecht.
Arte zeigt die Doku am Mittwoch, den 27. Mai, um 22.10 Uhr. Davor läuft „Die Ehe der Maria Braun“. Das Erste zeigt sie am Dienstag, den 16. Juni. Die Uhrzeit ist noch unbekannt, aber alles vor 23.00 Uhr wäre eine Sensation.
Auch „Finsterworld“, der erste Spielfilm von Frauke Finsterwalder, nach einem Drehbuch von ihr und ihrem Ehemann Christian Kracht, spielt, wie die ganzen romantischen Komödien, in einer Parallelwelt; einem Deutschland, das es so nicht gibt. Aber das „Finsterworld“-Deutschland ist ein aus der Zeit gefallenes Deutschland voller gestörter Charaktere, die sich auf die Nerven gehen und die sich letztendlich in ihrer Tristesse gut eingerichtet haben.
In dem Film gibt es ein Ehepaar, das nur das Negative sieht und ihren Deutschlandhass in kurzweiligen Sentenzen von sich gibt, einen Fußpfleger, der sich im Alterheim in eine Bewohnerin verliebt, einen Polizisten, der in einem Bärenkostüm nach Nähe sucht, eine TV-Reporterin, die in ihren Drei-Minuten-Reportagen gerne große Kunst über das wahre Leben abliefern würde und dabei doch nur um sich selbst kreist, einen Einsiedler, der stumm im Wald lebt, und uniformierte Schüler, die sich während einer Klassenfahrt zu einem Konzentrationslager nicht für das Leid der Ermordeten interessieren.
Weil diese Charaktere teilweise miteinander verwandt sind und sie sich während des Films mehr oder weniger zufällig begegnen, hängen die Geschichten, die eigentlich eher Episoden aus einem beschädigten Land sind, im bewährten „Short Cuts“- oder „Magnolia“-Stil locker miteinander zusammen. Aber letztendlich werden sie nicht durch einen erzählerischen Zusammenhang, sondern durch den durchgehend misantrophischen Blick auf die Charaktere und Deutschland zusammen gehalten.
„Finsterworld“ ist ein, auch in der Inszenierung, durch und durch künstlicher Film, der wenig über Deutschland, aber viel über die Macher und ihren Hass auf Deutschland verrät. Dieser Deutschland-Hass ist allerdings ein unter Linksintellektuellen seit Jahrzehnten so gepflegter Topoi, dass „Finsterworld“ wie ein später Nachfolger des Neuen Deutschen Films und eine Rainer-Werner-Fassbinder-Hommage wirkt.
Deshalb ist es ein aus der Zeit gefallener Film, ohne besonders großen Erkenntnisgewinn, aber durchaus immer wieder spaßig anzusehen. Vor allem wenn Corina Harfouch und Bernhard Schütz als versnobtes, sich prächtig verstehendes Ehepaar ihren Deutschlandhass pflegen. Schütz nennt sie im Presseheft treffend „Manufaktum-Faschisten“.
Oder Sandra Hüller als endlos plappernde, um sich selbst kreisende Dokumentarfilmerin, die mit Michelangelo Antonionis „Liebe 1962“ einen vollkommen verschobenen Referenzrahmen für ihre kurzen TV-Dokus, in denen sie das wahre Leben zeigen will, nennt.
Und Ronald Zehrfeld als ihr Freund und knuffiger Polizist im Bärenkostüm ist natürlich schön anzusehen.
Da braucht es dann keine „Feuchtgebiete“ Carla Juri als Schülerin und „Dutschke“ Christoph Bach als gutwilligen Lehrer, der seine Schüler mit einem KZ-Besuch fortbilden will. Dabei ist er viel zu jung für einen 68er-Lehrer, aber er verkörpert exakt diesen Typus.
Wie gesagt: „Finsterworld“ ist ein aus der Zeit gefallener Film. Ein Film, der einerseits dreißig, vierzig Jahre zu spät kommt, andererseits ein probates Gegengift zu den deutschen Kinokomödien, wie „Irre sind männlich“, „Vaterfreuden“ oder „Der fast perfekte Mann“, ist.