Horst Eckert erzählt über „Das Jahr der Gier“

Juni 20, 2022

So eine Pandemie hat auch ihre Vorteile.

Horst Eckert hat nämlich die Zeit zwischen seinen Romen verkürzt. Ein Jahr nach „Die Stunde der Wut“ liegt mit „Das Jahr der Gier“ jetzt der dritte Kriminalroman mit Kriminalrätin Melia Adan, Leiterin der Kriminalinspektion 1: Gewaltverbrechen, und KHK Vincent Veih, Leiter des Kriminalkommissariats 11: Tötungsdelikte, vor.

Dieses Mal beginnt für die in Düsseldorf ermittelnden Veih und Adan der Fall mit dem Überfall auf einen britischen Journalisten. Adan bittet den ihr unterstellten Veih, sich die Aussagen über den Überfall auf Oscar Ravani noch einmal anzusehen. Bevor Veih die Unstimmigkeiten geklärt hat, hat der Journalist sich aus dem Krankenhaus entlassen und ist nach London verschwunden. Er recherchierte für die Financial Times über das Finanzunternehmen Worldcard AG (nicht Wirecard) und vermutete unsaubere Geschäfte.

Weil wir uns in einem Roman von Horst Eckert befinden, hängt Ravanis Recherche mit dem Überfall auf ihn zusammen und diese hängt mit zwei Morden zusammen. Der eine, der an Naomi Meyer-Krell, Trainee bei einer international tätigen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, fand in der gleichen Nacht statt. Der zweite Mord war vor neun Monaten. Damals wurde in Moosbrück bei München ein Wirtschaftsprüfer verbrannt in seinem Auto gefunden.

Ebenfalls mit diesen Verbrechen verknüpft sind der neue Job eines Ex-Zielfahnders bei Worldcard als Security-Mitarbeiter und die Entdeckung des Hausjuristen von Worldcard Singapur über finanzielle Unregelmäßigkeiten und gefälschte Bilanzen.

In diesem Moment spannt Eckert geduldig, über viele Seiten ein weites Netz unterschiedlicher Handlungsstränge, Figuren und Orte auf. Lange laufen sie parallel nebeneinander her und vermitteln dem Leser gekonnt Informationen, die die anderen Figuren in dem Moment nicht haben.

Das Jahr der Gier“ ist über viele Seiten, wenn es um Veihs Ermittlungen geht, außerdem eine Rückkehr zu Horst Eckerts Anfängen, als die normale Ermittlungsarbeit der Polizei im Mittelpunkt stand und die Fälle noch keine irgendwie geartete politische Dimension hatten. Das änderte sich schnell und auch „Das Jahr der Gier“ hat diese politische Dimension. Dieses Mal geht es um Finanzkriminalität und ihre weltumspannende Dimension.

Für Veih, der hier der Hauptermittler ist, ist es über länge Zeit allerdings eine ganz normale Ermittlungen, bei der Zeugen vernommen und Beweise gesucht werden. Das ist, nachdem Veih und Adan sich in ihren bisherigen gemeinsamen Fällen – „Im Namen der Lüge“ und „Die Stunde der Wut“ – mit dem Verfassungsschutz und seinen demokratiegefährdendem Verhalten auseinandersetzen mussten, eine willkommene andere Akzentsetzung.

Sehr erfreuchlich ist in diesem Rahmen auch, dass das Privat- und Familienleben der beiden Ermittler dieses Mal eigentlich keine Rolle spielt. Auch wenn Veihs Mutter Brigitte Veih, eine ehemalige RAF-Terroristen, die inzwischen als Fotokünstlerin (mit politischer Agenda) arbeitet, ihren Auftritt hat.

Am Ende ist „Das Jahr der Gier“ ein spannender Polit-Thriller, der gekonnt Teile der aktuellen deutschen Wirklichkeit verabeitet, einen Einblick in die Polizeiarbeit gibt und bis zu letzten Seiten spannend unterhält. Wie wir es von Horst Eckert gewohnt sind.

Und jetzt sind wir gespannt, ob Horst Eckert in diesem Tempo weiterarbeitet.

Horst Eckert: Das Jahr der Gier

Heyne, 2022

432 Seiten

13 Euro

Hinweise

Homepage von Horst Eckert

Meine Besprechung von Horst Eckerts „Königsallee“ (2007)

Meine Besprechung von Horst Eckerts “Sprengkraft” (2009)

Kriminalakte: Interview mit Horst Eckert über „Sprengkraft“

Meine Besprechung von „Niederrhein-Blues und andere Geschichten“ (2010)

Meine Besprechung von Horst Eckerts „Schwarzer Schwan“ (2011)

Meine Besprechung von Horst Eckerts „Schwarzlicht“ (2013)

Meine Besprechung von Horst Eckerts „Schattenboxer“ (2015)

Meine Besprechung von Horst Eckerts „Wolfsspinne“ (2016)

Meine Besprechung von Horst Eckerts „Im Namen der Lüge“ (2020)

Meine Besprechung von Horst Eckerts „Die Stunde der Wut“ (2021)


Horst Eckert empfindet „Die Stunde der Wut“

März 17, 2021

Horst Eckert schrieb seinen neuen Roman zwar während der Coronavirus-Pandemie, aber in seinem Roman spielt sie keine Rolle. Und das ist kein Problem. Denn vieles in unserem Alltag läuft ungestört weiter, es wäre dumm ständig darauf hinzuweisen, dass die Ermittler dauernd ihre Masken auf- und absetzen (es wird ja auch nicht verraten, was sie anziehen und, wenn sie einen Tatort betreten, wird vorher auch nicht detailliert beschrieben, welche Schutzkleidung sie wie anziehen. Oft wird noch nicht einmal erwähnt, dass sie vorher die Schutzkleidung anzogen haben.) und, das ist der wichtigste Punkt, in „Die Stunde der Wut“ geht es um andere Dinge. Vor allem um Mietwucher, Entmietungen, Drogenhandel, Korruption, rechtsextreme Umtriebe und einen darin involvierten Verfassungsschutz.

Alles beginnt mit einem Notruf. In einer Wohnung wurde eine junge Frau lebensgefährlich verletzt. Kurz darauf ist Klara Dorau tot. Ihr Freund Miran Alver ist spurlos verschwunden. Der aus Eckerts vorherigen Romanen bekannte Kriminalhauptkommissar Vincent Veih, Leiter des Kommissariat 11 der Polizei Düsseldorf, nimmt die Ermittlungen auf.

Zur gleichen Zeit sucht Melia Adan (aka Melia Khalid), Ex-Verfassungsschutz und jetzt Vorgesetzte von Vincent Veih, immer noch nach Solveig Fischer. Fischer arbeitete ebenfalls beim Verfassungsschutz. Sie wurde in Horst Eckerts vorherigem Roman „Im Namen der Lüge“ erschossen. Bis jetzt wurde ihre Leiche nicht gefunden. Die Suche auf dem Gelände eines ehemaligen Nazi-Schulungszentrums, das in „Im Namen der Lüge“ ein wichtiger Handlungsort war, verlief ergebnislos. Trotzdem muss man zum Verständnis von „Die Stunde der Wut“ „Im Namen der Lüge“ nicht gelesen haben.

Während ihrer Ermittlungen entdecken Veih und Adan, wie man es von Eckert kennt, Verbindungen zwischen den Fällen. Die Ermittlungen im Fall Dorau nehmen schnell ungeahnte Ausmaße an. Es gibt einige korrupte Polizisten und mehr soll nicht verraten werden.

Selbstverständlich gibt es viele kurze Auftritte von Figuren, die aus Eckerts vorherigen Romanen bekannt sind. Nur das Boulevardblatt „Blitz“ und der inzwischen zum Herausgeber aufgestiegene Lokalreporter Alex Vogel sind dieses Mal nicht dabei.

Die Geschichte selbst ist ein wahrer Pageturner. In kurzen Szenen und souverän zwischen über einem halben Dutzend Handlungssträngen wechselnd wird die Geschichte vorangetrieben. Dabei bleibt sie immer nah an der Wirklichkeit, den aktuellen Problemen und den aktuellen Schlagzeilen.

Die Stunde der Wurt“ ist ein weiterer grandioser Hardboiled-Polizeithriller von Horst Eckert. Eine unbedingte Leseempfehlung; – gegeben von einem Horst-Eckert-Gesamtleser.

Aktuell schreibt Eckert an einem weiteren Roman mit Melia Adan und Vincent Veih. Bei seinem aktuellen Schreibtempo könnte er nächstes Frühjahr erscheinen.

Horst Eckert: Die Stunde der Wut

Heyne, 2021

448 Seiten

12,99 Euro

Hinweise

Homepage von Horst Eckert

Meine Besprechung von Horst Eckerts „617 Grad Celsius“ (2005)

Meine Besprechung von Horst Eckerts „Königsallee“ (2007)

Meine Besprechung von Horst Eckerts “Sprengkraft” (2009)

Kriminalakte: Interview mit Horst Eckert über „Sprengkraft“

Meine Besprechung von „Niederrhein-Blues und andere Geschichten“ (2010)

Meine Besprechung von Horst Eckerts „Schwarzer Schwan“ (2011)

Meine Besprechung von Horst Eckerts „Schwarzlicht“ (2013)

Meine Besprechung von Horst Eckerts „Schattenboxer“ (2015)

Meine Besprechung von Horst Eckerts „Wolfsspinne“ (2016)

Meine Besprechung von Horst Eckerts „Im Namen der Lüge“ (2020)


„Im Namen der Lüge“ lassen wir die RAF auferstehen

April 1, 2020

Melia Khalid ist Referatsleiterin für Linksextremismus beim Verfassungsschutz und, wie ihr Name verrät, ist sie migrantischstämmig. Das macht sie schon auf den ersten Blick zu einer ungewöhnlichen Beamtin. Vor allem weil der Verfassungsschutz, wie Horst Eckert in seinem neuen Polit-Thriller „Im Namen der Lüge“ mehrmals betont, eine Männerbastion ist und die Mitarbeiter in ihren politischen und gesellschaftlichen Einstellungen alle etwas konservativ sind. Die Gefahr für den Staat kommt für sich notorisch von links. Daher schrillen bei ihnen auch die Alarmglocken, als ein Pamphlet auftaucht, das von einer neuen RAF faselt und zum bewaffneten Kampf aufruft.

Khalid, die von dem Papier erst durch einen Kollegen erfährt, soll herausfinden, ob das Papier echt ist. Also ob sich wirklich, unterstützt von der linksradikalen Szene, eine neue RAF-Generation im Untergrund formiert. Und sie soll Jens Nickel wieder als V-Mann anheuern. Er ist in Düsseldorf inzwischen Inhaber einer finanziell notleidenden linken Buchhandlung. Nickel behauptet, sie mit wertvollen Informationen versorgen zu können. Khalid glaubt das nicht und als sie mehr über Nickels Vergangenheit als Linksradikaler und Spitzel erfahren will, stellt sie fest, dass genau diese über zwanzig Jahre alten Akten verschwunden sind. Ihre Bedenken hindern sie nicht daran, Nickels Buchhandlung als linkes Zentrum aufzubauen und Konflikte zu schüren, die die neue RAF zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung machen.

Zur gleichen Zeit ermittelt Vincent Veih, den langjährige Horst-Eckert-Fans bereits aus mehreren Romanen kennen, in einem neuen Mordfall. Dieses Mal wurde ein Journalist, der undercover in der rechten Prepper- und Reichsbürgerszene ermittelte, ermordet. Veih glaubt nicht, dass es sich um eine Beziehungstat handelt.

Mit 576 Seiten ist Horst Eckerts neuer Polit-Thriller „Im Namen der Lüge“ sein seitenstärkstes Buch. Weil seine früheren Bücher ein anderes Layout haben, ist ein schneller direkter Vergleich nicht möglich. Und auch nicht nötig. Denn ob jetzt dieses oder jenes Buch etwas dicker ist, ist egal. Wichtiger ist der Inhalt. Und der stimmt auch dieses Mal. Gewohnt nah an den Schlagzeilen entwickelt Eckert seinen Thriller, in dem schnell die Grenzen zwischen Gut und Böse verschwimmen. Zur Freude langjähriger Eckert-Fans tauchen auch einige aus seinen früheren Romanen bekannte Figuren wieder auf. Die meisten, wie der Boulevardreporter Alex Vogel, haben dabei nur einen kurzen Auftritt. Vincent Veih hat dieses Mal nur die zweite Hauptrolle. Eckert schrieb mehrere Romane mit ihm als Protagonisten und seine ebenso farbenfrohe, wie problematische Biographie wurde zunehmend zu einem Problem. Denn jeder Vincent-Veih-Krimi war auch um diese Biographie herumgestrickt. Jedes Mal ging es um die Beziehung zu seinem Nazi-Großvater, der ihn erzog, und zu seiner Mutter, die als linke Terroristin gegen das System kämpfte, niemals ihre Kameraden verriet, jetzt als Künstlerin Erfolg hat und immer noch viele Freunde aus ihrer Zeit als Terroristin hat. Sie alle tauchen mehr oder weniger ausführlich in jedem Veih-Roman auf. Auch in der zweiten Hälfte von „Im Namen der Lüge“ wird dies wichtig. Denn selbstverständlich gerät sie als ehemalige Terroristin in den Fokus der Ermittlungen. Und ebenso selbstverständlich helfen Veihs Mutter und ihre Kampfgefährten ihren im Untergrund lebenden RAF-Freunden, die sich mit Überfällen auf Geldtransporter über Wasser halten. Als ein Mitglied der RAF-Rentnergang tot im Kofferraum eines Autos gefunden wird, wird diese Ehemaligenhilfe zu einem Fall für Veih.

Wie immer – und das ist die gute Nachricht – verknüpft Eckert gekonnt die verschiedenen Erzählstränge und enthüllt langsam das schon im Klappentext angedeutete Komplott von Rechts. Angesichts der realen Arbeit des Verfassungsschutzes – ich sage nur NSU und Hans-Georg Maaßen – wirkt das von Eckert entworfene Komplott gar nicht so wahnsinnig fiktiv. Eckert benutzt dabei, wie die grandiosen Siebziger-Jahre-Politthriller, Verschwörungstheorien um über Missstände und Fehlentwicklungen aufzuklären. Und das tut er gewohnt spannend.

Horst Eckert: Im Namen der Lüge

Heyne, 2020

576 Seiten

12,99 Euro

Hinweise

Homepage von Horst Eckert

Meine Besprechung von Horst Eckerts „617 Grad Celsius“ (2005)

Meine Besprechung von Horst Eckerts „Königsallee“ (2007)

Meine Besprechung von Horst Eckerts “Sprengkraft” (2009)

Kriminalakte: Interview mit Horst Eckert über „Sprengkraft“

Meine Besprechung von „Niederrhein-Blues und andere Geschichten“ (2010)

Meine Besprechung von Horst Eckerts „Schwarzer Schwan“ (2011)

Meine Besprechung von Horst Eckerts „Schwarzlicht“ (2013)

Meine Besprechung von Horst Eckerts „Schattenboxer“ (2015)

Meine Besprechung von Horst Eckerts „Wolfsspinne“ (2016)


Horst Eckert, Vincent Veih und die Aktion „Wolfsspinne“

September 29, 2016

U1_978-3-8052-5099-3.indd

Nach zwei Seiten Prolog beginnt Horst Eckerts neuer Polit-Thriller „Wolfsspinne“ 2011 in Eisenach. Genaugenommen am 4. November und – genau, richtig erinnert – damals wurde das NSU-Trio enttarnt. Zwei Mitglieder brachten sich um. Eines steht in München vor Gericht. Seitdem deckten mehrere parlamentarische Untersuchungsausschüsse erschreckende Schlampereien, Ignoranz und Vertuschungen bei der Polizei und den Geheimdiensten auf.

Horst Eckert liefert jetzt eine alternative Erklärung für die damaligen Ereignisse, die nicht unwahrscheinlich ist, und spinnt sie in die Gegenwart, nach Düsseldorf im November/Dezember 2015 fort.

Dort wird die Lokalbesitzerin Melli Franck ermordet. Anscheinend war es ein Überfall, der schief ging. Der bereits aus Eckerts vorherigen beiden Romanen „Schwarzlicht“ und „Schattenboxer“ vertraute Kommissar Vincent Veih beginnt mit seinem Team zu ermitteln.

Gleichzeitig muss er sich mit einem Ermittlungsverfahren gegen ihn wegen Widerstandes gegen die Staatsgewalt beschäftigen. Er geriet als Teilnehmer bei einer Demonstration in einen Streit mit Nazis und Polizisten. Seine Kollegen behaupten, die Aggression sei von ihm ausgegangen.

Zur gleichen Zeit ist Ronny Vogt als Verdeckter Ermittler des LKA in die Drogenszene eingeschleust worden. Allerdings hat der zu überführende Drogenhändler Beziehungen zu rechtsextremen Kreisen. Vogt hatte vor Jahren undercover Kontakt zur NSU. Sein jetziger und damaliger Führer möchte deshalb, dass er sich auch in den rechtsextremen Kreisen umhört.

Und Marie Conrath, die Freundin der Toten, entdeckt während ihrer Arbeit bei Franck Development Dokumente, die den Kredit von ihrem Chef an die Ermordete in einem anderen Licht erscheinen lassen.

Diese Plots, bei denen lange nicht erkennbar ist, wie sie zusammengehören, laufen über weite Strecken des Romans parallel. Erst gegen Ende, wenn die Rechtsextremisten einen Anschlag verüben wollen, verknüpft Horst Eckert sie miteinander.

Bis dahin zeichnet er ein allzu realistisches, die bekannten Fakten höchst notdürftig verhüllendes Bild eines Deutschland, das mit Nazis, Ausländerhass und der Zusammenarbeit zwischen Polizei und Nazis beschäftigt ist. Das kennt man aus den verschiedenen Berichten über den NSU und den täglichen Schlagzeilen, wird hier aber zu einem stimmigen Gesamtbild zusammengefügt. Das kennt man schon aus Horst Eckerts vorherigen Polizeiromanen. Der Rätselplot wird dieses Mal zunehmend unwichtig. Letztendlich ist es egal, wer die Restaurantbesitzerin ermordete. Wichtiger sind die Entwicklungen, die durch ihren Tod angestoßen werden.

Veih ist, und das wird in den drei Polit-Thrillern mit ihm als Protagonisten immer deutlicher, eine Allegorie für Deutschland und die politischen Irrwege Deutschlands in den letzten hundert Jahren. Veihs Mutter ist eine politisch immer noch engagierte ehemalige Linksterroristin. Sein verstorbener Großvater war ein Nazi-Polizist, der ihn aufzog, während die Mutter Bomben warf und im Gefängnis saß.

Veihs Mutter ist dieses Mal glücklicherweise weniger präsent als in den vorherigen Romanen und nicht in den Fall involviert. Aber – und das ist auf die Dauer ein Konstruktionsmangel der Veih-Romane – Veih kennt Vogt von einem Verwandtenbesuch in der DDR als es sie noch gab und damit ist Veih, wieder einmal, familiär in den Fall involviert.

Aber nachdem Veihs Vergangenheit in den vorherigen Veih-Romanen als Teil des Krimiplots immer weiter ausgeleuchtet wurde, hat diese Beziehung zwischen Veih und Vogt eher anekdotischen Wert.

Trotzdem sollte Eckert Veih in den kommenden Veih-Romanen eine Weiterentwicklung gestatten, indem er ihn aus seinen Erfahrungen etwas lernen lässt, er sich verändert, seine Familiengeschichte anders betrachtet und er damit seine Überzeugungen und Beziehungen mehr oder weniger radikal überdenkt. Denn das was Veih in „Wolfsspinne“ entdeckt, sollte ihn, auch nach den Erlebnissen in „Schwarzlicht“ und „Schattenboxer“, verändern.

Mit diesem Problem musste Horst Eckert sich in seinen vorherigen Polizeiromanen nicht beschäftigen, weil er für jeden Roman einen neuen Protagonisten auswählte und ihn auf eine emotionale Achterbahnfahrt schickte, die ihn veränderte. In den nächsten Romanen war er dann, falls überhaupt, nur ein Teil des Ensembles vertrauter Charaktere, die in der Polizeistation arbeiteten. Auch in „Wolfsspinne“ trifft der langjährige Eckert-Fan auf einige alten Bekannte.

Horst Eckert: Wolfsspinne

Wunderlich, 2016

496 Seiten

19,95 Euro

Hinweise

Homepage von Horst Eckert

Meine Besprechung von Horst Eckerts „617 Grad Celsius“ (2005)

Meine Besprechung von Horst Eckerts „Königsallee“ (2007)

Meine Besprechung von Horst Eckerts “Sprengkraft” (2009)

Kriminalakte: Interview mit Horst Eckert über „Sprengkraft“

Meine Besprechung von „Niederrhein-Blues und andere Geschichten“ (2010)

Meine Besprechung von Horst Eckerts „Schwarzer Schwan“ (2011)

Meine Besprechung von Horst Eckerts „Schwarzlicht“ (2013)

Meine Besprechung von Horst Eckerts „Schattenboxer“ (2015)


%d Bloggern gefällt das: