LV: Elmore Leonard: The Switch, 1978 (Wer hat nun wen auf’s Kreuz gelegt?)
1978 hoffen die Ganoven Ordell Robbie and Louis Gara (yep, die in „Rum Punch“/“Jackie Brown“ wieder dabei sind), mit der Entführung der Frau eines Immobilienhais an das große Geld zu kommen. Dummerweise will der Geschäftsmann seine Frau nicht wieder haben. Und die will sich das nicht gefallen lassen.
Okaye Verfilmung eines alten Elmore-Leonard-Romans, der trotz guter Besetzung bei uns nur auf DVD erschien.
„Dank guter Darsteller und flotter Inszenierung wird aus dem etwas abgegriffenen Komödienstoff halbwegs passable Unterhaltung.“ (Lexikon des internationalen Films).
Frühere Verfilmungspläne wurden wegen einer zu großen Ähnlichkeit zur erfolgreichen Komödie „Die unglaubliche Entführung der verrückten Mrs. Stone“ (USA 1986) gecancelt.
mit Jennifer Aniston, Yasiin Bey (aka Mos Def), Isla Fisher, Will Forte, Mark Boone Junior, Tim Robbins, John Hawkes, Kevin Corrigan
Als Ruby Gillman ins Wasser springt, um ihren Klassenkameraden Connor vor dem Ertrinken zu retten, entdeckt sie, dass sie kein Mensch, sondern eine Seekrake ist, die sich als Mensch tarnt. Das haben ihre Eltern ihr bislang verschwiegen. Aber die panische Angst ihrer Mutter, dass Ruby mit Meereswasser in Kontakt gerät, ist nun verständlich. Außerdem ist Rubys Mutter keine normale Seekrake, sondern die Tochter der Kriegerkönigin der sieben Meere. Als Seekrake lernt Ruby schnell ihre Großmutter und ihr Schicksal als Thronfolgerin kennen. Sie wird auch schnell in den schon seit Ewigkeiten existierenden Konflikt zwischen den (guten) Seekraken und den (bösen) Meerjungfrauen hineingezogen.
Dabei ahnt sie in dem Moment noch nicht, dass die neue, schnell in der Oeanside High-School überaus beliebte Mitschülerin Chelsea Van Der Zee eine Meerjungfrau ist, die sie manipuliert.
Während der Abschlussfeier, die auf einem Boot stattfindet, eskaliert der Konflikt. Auf dem Boot sind neben Rubys besten Freundinnen auch ihr großer Schwarm Connor, ein obercooler Skater, den sie schüchtern anhimmelt und bei den Matheaufgaben hilft. Denn im Gegensatz zu Ruby ist Connor in Mathe eine Niete.
Der neue DreamWorks-Animationsfilm „Ruby taucht ab“ kann als eine Variation und, vor allem, ein Gegenentwurf zu „Arielle die Meerjungfrau“ gesehen werden. Wie in Arielle verliebt sich in „Ruby taucht ab“ eine, uh, Meerjungfrau in einen Landjungen (kein tapferer Prinz, sondern ein entspannt-cooler Skater) und sie muss gegen eine böse Meerhexe kämpfen. Aber während Disney in ihrer kürzlich gestarteten überlangen Realverfilmung vor allem alte Geschlechterklischees wiederholen, interpretieren Regisseur Kirk DeMicco („Die Croods“) und Co-Regisseurin Faryn Pearl in „Ruby taucht ab“ die Geschlechterverhältnisse modern. Sie verändern auch die Zuschreibung von „gut“ und „böse“. Bei ihnen sind die Meerjungfrauen böse, die Kraken gut. Ihre Geschichte spielt in der Gegenwart. Rubys Mutter verdient als Häusermaklerin das Geld, während ihr Vater entspannt abhängt und sich um die Kinder kümmert. Ihr großer Schwarm ist kein Prinz, sondern einfach nur der coole Typ aus der Schule, dem sie helfen muss. Und, schließlich sind Vorurteile und der Umgang mit ihnen ein wichtiges Thema des Films, gibt es einen alten Seebären, der jetzt Vergnügungsschiffe fährt. Sein Leben hat er der lautstarken Aufklärung über die Verbrechen der Seekraken gewidmet.
Insgesamt ist „Ruby taucht ab“ ein netter, witziger Abenteuerfilm mit einer für Erwachsene arg vorhersehbaren Geschichte und einer für Kinder angenehm kurzen Laufzeit. Und sie sind das Zielpublikum des Films.
Ruby taucht ab (Ruby Gillman, Teenage Kraken, USA 2023)
Regie: Kirk DeMicco, Faryn Pearl (Co-Regie)
Drehbuch: Pam Brady, Brian C. Brown, Elliott DiGuiseppi
mit (im Original den Stimmen von) Lana Condor, Toni Collette, Annie Murphy, Sam Richardson, Liza Koshy, Will Forte, Colman Domingo, Jane Fonda
(in der deutschen Synchronisation den Stimmen von) Patricia Carlucci, Katrin Fröhlich, Yvonne Greitzke, Tobias Schmidt
Für den am 6. Januar 2022 verstorbenen Peter Bogdanovich
ZDFneo, 20.15
Broadway Therapy(She’s funny that way, USA 2014)
Regie: Peter Bogdanovich
Drehbuch: Louise Stratten, Peter Bogdanovich
Ein verheirateter Theaterregisseur bietet einer Prostituierten nach einer Liebesnacht 30.000 Dollar, wenn sie ihren Beruf aufgibt und ihre Träume verfolgt. Etwas später bewirbt sie sich um eine Rolle in einem Stück des Regisseurs – und schon müssen sich alle mit all den Problemen, die wir aus alten Screwball-Komödien kennen, herumschlagen.
Wunderschöne, flotte, zitatreiche Liebeserklärung an die Screwball-Komödie, die im Kino etwas unterging.
mit Imogen Poots, Owen Wilson, Jennifer Aniston, Rhys Ifans, Cybill Shepherd, Will Forte, Kathryn Hahn, Tatum O’Neal, Michael Shannon, Quentin Tarantino
„Foo Fighters“-Frontman Dave Grohl möchte die zehnte Platte seiner Band nicht schon wieder in einem Studio aufnehmen. Dieses Mal soll sie in einem Haus, das gerne eine bestimmte Geschichte haben kann, entstehen und der Ort und die Situation sollen in der Aufnahme hörbar sein. „Led Zeppelin“ wird im Film als Vorbild für dieses Vorgehen genannt. Die „Rolling Stones“ haben so eine ihrer besten Platten aufgenommen.
Ihr Plattenboss – das fleischgewordene cholerische Klischee eines raffgierigen Produzenten – ist einverstanden. Er wird der Hardrockband ein echtes, von Dämonen besessenes Höllenhaus besorgen. Das letztendlich gefundene Haus ist ein in den Vierzigern erbautes Anwesen in Encino, Los Angeles. 1993 endete in diesem Haus die Aufnahmesession einer anderen Band in einem Blutbad.
Als die „Foo Fighters“ das Haus besichtigen, ist Grohl begeistert von dem Hall. Die anderen Bandmitglieder – Taylor Hawkins (dr), Nate Mendel (b), Pat Smear (git), Chris Shiflett (git) und Rami Jaffee (key) – wollen dagegen die Aufnahmen möglichst schnell erledigen und wieder zu ihren Familien zurückkehren. Denn Grohl will, dass sie während der mehrwöchigen Aufnahmen in dem Haus leben. Aber er hat, als sie mit den Aufnahmen beginnen wollen, noch keine Songs geschrieben. Alles was ihm einfällt, sind sofort erkennbare Selbstplagiate. Er wird von künstlerischen Selbstzweifeln und Alpträumen geplagt. Er verhält sich immer seltsamer. Als sei er von einem Dämon besessen und er entwickelt einen wahren Heißhunger auf Fleisch.
„Studio 666“ ist ein Film für die Fans der „Foo Fighters“, für Hardrock- und Heavy-Metal-Fans, die mühelos viele Anspielungen, Legenden und Mythen erkennen werden, und für Horrorfilmfans, die ebenfalls viele Anspielungen erkennen werden. Das beginnt schon mit der Titelsequenz und dem von Horrorfilmregisseur John Carpenter („Halloween“, „The Fog“) geschriebenem Titelthema, das als Carpenter-Best-of auf die kommenden schrecklichen Ereignisse vorbereitet. Er hat im Film auch eine Kurzauftritt. Das geht weiter über die vielen Anspielungen auf Horrorfilme und endet bei den Tricks. Diese sind handgemacht und das Blut darf in meterhohen Fontänen spritzen.
BJ McDonnell hat dieses Gorefest schön trashig inszeniert. Und die Musiker, die ihre nicht vorhandenen schauspielerischen Fähigkeiten realistisch einschätzen können, chargieren fröhlich vor sich hin. Vor allem Dave Grohl hat kein Problem damit, sich von der ersten bis zur letzten Minute zum Affen zu machen.
Damit ist „Studio 666“ der ideale Film für das Fantasy Filmfest. Auch wenn er schon jetzt im Kino läuft.
Zum Abschluss noch ein kleiner Faktencheck. Denn der ohne öffentliche Ankündigungen gedrehte Spielfilm „Studio 666“ ist sehr lose von den Aufnahmesessions für das zehnte Album der „Foo Fighters“ inspiriert: Während der Aufnahmen in dem dafür in Encino gemietetem Haus geschah, so Grohl in einem Interview zur CD-Veröffentlichung, seltsames. Geräteeinstellungen veränderten sich wie von Geisterhand. Aufnahmen verschwanden und es gab Aufnahmen von Mikrophonen, die einfach nur Geräusche aufnahmen. Das Haus hatte eine unheimliche Atmosphäre und einen grandiosen Sound. Das führte dazu, dass sie mit den Aufnahmen sehr schnell fertig waren.
Wer jetzt denkt, dass die Musiker danach das Haus nie wieder betreten wollten, irrt sich.
Unmittelbar nach den Aufnahmensessions für „Medicine at Midnight“ drehten sie ab Februar 2020 in dem Haus (das, wie sie jetzt sagen, natürlich nicht von Geistern heimgesucht ist [jaja, Musiker und ihre Flunker-Geschichten]) eine munter zusammengesponnene Fantasie über Rockmusiker, Dämonen und eine bestens informierte Groupie-Nachbarin. Der Film sollte ursprünglich parallel zur CD-Veröffentlichung in den Kinos starten. Die Coronavirus-Pandemie verhinderte das.
P. S.: Der Red Band Trailer zeigt einige der Opfer und wie sie sterben. Also: Ansehen auf eigene Gefahr.
Studio 666 (Studio 666, USA 2022)
Regie: BJ McDonnell
Drehbuch: Jeff Buhler, Rebecca Hughes (basierend auf einer Geschichte von Dave Grohl)
mit Dave Grohl, Nate Mendel, Pat Smear, Taylor Hawkins, Chris Shiflett, Rami Jaffee, Marti Matulis, Will Forte, Whitney Cummings, Leslie Grosman, Jeff Garlin, Lionel Richie, John Carpenter
LV: Elmore Leonard: The Switch, 1978 (Wer hat nun wen auf’s Kreuz gelegt?)
1978 hoffen die Ganoven Ordell Robbie and Louis Gara (yep, die in „Rum Punch“/“Jackie Brown“ wieder dabei sind), mit der Entführung der Frau eines Immobilienhais an das große Geld zu kommen. Dummerweise will der Geschäftsmann seine Frau nicht wieder haben. Und die will sich das nicht gefallen lassen.
Okaye Verfilmung eines alten Elmore-Leonard-Romans, der trotz guter Besetzung bei uns nur auf DVD erschien.
„Dank guter Darsteller und flotter Inszenierung wird aus dem etwas abgegriffenen Komödienstoff halbwegs passable Unterhaltung.“ (Lexikon des internationalen Films).
Frühere Verfilmungspläne wurden wegen einer zu großen Ähnlichkeit zur erfolgreichen Komödie „Die unglaubliche Entführung der verrückten Mrs. Stone“ (USA 1986) gecancelt.
mit Jennifer Aniston, Yasiin Bey (aka Mos Def), Isla Fisher, Will Forte, Mark Boone Junior, Tim Robbins, John Hawkes, Kevin Corrigan
Ein verheirateter Theaterregisseur bietet einer Prostituierten nach einer Liebesnacht 30.000 Dollar, wenn sie ihren Beruf aufgibt und ihre Träume verfolgt. Etwas später bewirbt sie sich um eine Rolle in einem Stück des Regisseurs – und all die Probleme, die man aus einer alten Screwball-Comedy kennt, tauchen auf.
Wunderschöne, flotte, zitatreiche Liebeserklärung an die alten Screwballkomödien, die im Kino etwas unterging.
mit Imogen Poots, Owen Wilson, Jennifer Aniston, Rhys Ifans, Cybill Shepherd, Will Forte, Kathryn Hahn, Tatum O’Neal, Michael Shannon, Quentin Tarantino
LV: Elmore Leonard: The Switch, 1978 (Wer hat nun wen auf’s Kreuz gelegt?)
1978 hoffen die Ganoven Ordell Robbie and Louis Gara (yep, die in „Rum Punch“/“Jackie Brown“ wieder dabei sind), mit der Entführung der Frau eines Immobilienhais an das große Geld zu kommen. Dummerweise will der Geschäftsmann seine Frau nicht wieder haben. Und die will sich das nicht gefallen lassen.
TV-Premiere: Verfilmung eines alten Elmore-Leonard-Romans, der trotz guter Besetzung bei uns nur auf DVD erschien.
Dabei scheint sie gar nicht so schlecht zu sein: „Dank guter Darsteller und flotter Inszenierung wird aus dem etwas abgegriffenen Komödienstoff halbwegs passable Unterhaltung.“ (Lexikon des internationalen Films).
Frühere Verfilmungspläne wurden wegen einer zu großen Ähnlichkeit zur erfolgreichen Komödie „Die unglaubliche Entführung der verrückten Mrs. Stone“ (USA 1986) gecancelt.
mit Jennifer Aniston, Yasiin Bey (aka Mos Def), Isla Fisher, Will Forte, Mark Boone Junior, Tim Robbins, John Hawkes, Kevin Corrigan
Ein alter Mann geht eine Straßen entlang. Er hat offensichtlich ein Ziel, auch wenn er von einem freundlichen Polizisten aufgehalten wird und seine Familie genervt ist, weil der Mann 900 Meilen nach Lincoln, Nebraska, gehen will. Denn von dort erhielt er einen Brief, dass er im Lotto eine Million gewonnen habe und der alte Sturkopf, ein Trinker mit nachlassendem Gedächtnis, hat jetzt endlich ein Ziel. Er will seinen Gewinn abholen. Dass Woody Grant nichts gewonnen hat, will er nicht wahrhaben. Irgendwann entschließt sich sein Sohn David, der von seiner Freundin verlassen wurde und in einem Job als Hifi-Anlagenverkäufer feststeckt, seinen Vater dorthin zu fahren. Es könnte die letzte gemeinsame Zeit mit ihm sein. Jedenfalls solange er noch – halbwegs – geistig gesund und nicht pflegebedürftig ist.
Wie es sich für ein richtiges Road-Movie gehört, ist auch in „Nebraska“ der Weg das Ziel und es geht auch nicht um den Lottogewinn, sondern um Beziehungen, Träume und Enttäuschungen. Denn während der Reise besuchen sie auch Woodys Familie in seinem Geburtsort Hawthorne. Dort erfährt David vieles über seinen Vater und seine Mutter und ihre alten Freunde, die, wie bei Alexander Payne üblich, zu einem großen Teil mit Laien besetzt sind und so der in stilvollen Schwarzweiß gedrehten poetisch-wahrhaftigen Geschichte eine zusätzliche Erdung verschaffen. Denn die einsilbigen Gespräche in Woodys Familie, die er lange nicht mehr gesehen hat, und das anschließende gemeinsame Genießen des TV-Programms sind gleichzeitig genau beobachtet und wahr, weil Familientreffen genau so sind, urkomisch, weil sie die Situation zuspitzen und eine Gruppe normal aussehender, hauptsächlich älterer Männer, die sich auf eine zu kleine Couch quetschen und gebannt auf den Bildschirm und damit in den Kinosaal starren, einfach absurd ist, bitter, weil es die ganze Traurigkeit des Lebens normaler Menschen in einer Szene zusammenfasst, und lebensbejahend, weil sie alle durchaus zufrieden sind. Sie müssen nicht endlos miteinander reden, weil sie sich auch schweigend verstehen. Auch die Dialoge sind oft herrlich lakonisch und lebensweise – und wenn alles nichts mehr hilft, feuert Woodys Frau Kate eine spitze Bemerkung ab. Sie wird von June Squibb, die Payne-Fans als Frau von Jack Nicholson in „About Schmidt“ kennen, gespielt.
Im Zentrum von „Nebraska“ steht allerdings Bruce Dern, der hier seiner langen Karriere von exzellenten Charakterstudien eine weitere hinzufügt und dafür jetzt eine Oscar-Nominierung als bester Hauptdarsteller erhielt. Allein schon sein Spiel rechtfertigt den Besuch des warmherzigen Films über Familien und den amerikanischen Mythos, mit der wundervollen Musik von „Tin Hat Trio“-Mitglied Mark Orton.
Außerdem wurde „Nebraska“ als bester Film, Alexander Payne als bester Regisseur, June Squibb als beste Nebendarstellerin, Bob Nelson für sein Drehbuch, Phedon Papamichael als bester Kameramann für den Oscar nominiert. Alle Nominierungen sind verdient, aber die Konkurrenz ist – immerhin kenne ich die meisten nominierten Filme – stark; auch wenn einige Filme, wie „All is lost“ (nur Ton), „Inside Llewyn Davis“ (nur Bild und Ton), „Rush“ und „Saving Mr. Banks“ (nur eine Musik-Nominierung) seltsamerweise nicht oder nur in Nebenkategorien dabei sind.
Nebraska (Nebraska, USA 2013)
Regie: Alexander Payne
Drehbuch: Bob Nelson
mit Bruce Dern, Will Forte, June Squibb, Stacy Keach, Bob Odenkirk, Tim Driscoll, Davin Ratray, Angela McEwan