Der vorherige „Ghostbusters“-Film „Legacy“ (Ghostbusters: Afterlife, USA 2021) wirkte wie eine gelungene Staffelübergabe an eine neue Generation Geisterjäger. Regisseur Jason Reitman verlegte die Handlung ins ländliche Oklahoma, führte eine neue Generation teils jugendlicher Ghostbusters ein und zitierte nebenbei das Original so, dass die Zitate niemals störten. Danach hätte es, während das alte Team seinen Ruhestand genießt, mit dem neuen Team weitergehen können. Aber jetzt sind wir mit der Fortsetzung „Frozen Empire“ gefangen in einem Film, der wie ein liebloses Abhaken der Wunschliste der „Ghostbusters“-Fans wirkt.
Die Geschichte von „Frozen Empire“ spielt, wie die Prä-“Legacy“-Filme, in New York. Die in „Legacy“ eingeführte Spengler-Familie und ihre Freunde aus Summerville, Oklahoma, sind in New York. Die Spenglers, also die superschlaue Phoebe, ihr älterer Bruder Trevor, ihre Mutter Callie und ihr Freund Gary Grooberson, leben in Tribeca in der altbekannten Ghostbusters-Zentrale und sie jagen Geister. Regisseur Gil Kenan, der bei „Legacy“ Co-Drehbuchautor war und 2015 das überflüssige „Poltergeist“-Remake inszenierte (ein Film, den auch Sam Rockwell nicht retten konnte), übernahm die Regie. Sein Film beginnt mit einer großen Actionszene, die auch gleichzeitig der Action-Höhepunkt ist. Dafür hat das Finale mit den aus dem Trailer bekannten Bildern vom vereisten New York die besseren Bilder. Am Filmanfang jagt die Spengler-Familie im altbekannten Ghostbuster-Mobil Ecto-1 am helllichten Tag durch die engen Gassen von Manhattan den Hell’s Kitchen Kanaldrachen, den sie letztendlich fangen können. Bis dahin missachten sie ungefähr jede Verkehrsregel und sie hinterlassen eine Spur der Verwüstung. Danach mäandert die Story ziellos zwischen mehr oder weniger schrecklichen Auftritten von teils bekannten Geistern, lahmen Witzen, der Vorbereitung des Auftritts des Oberbösewichts Garraka und dem Vorstellen der vielen, vielen, sehr vielen Ghostbusters.
In „Legacy“ konzentrierte sich die Geschichte auf die damals zwölfjährige Phoebe und ihre Familie. Das war ein überschaubares Ensemble, in dem jede Figur im Gedächtnis blieb. In „Frozen Empire“ sind alle, die jemals zu den Ghostbusters gehörten, sofern sie nicht verstorben sind, dabei.
Aus „Ghostbusters: Legacy“ sind
Mckenna Grace als Phoebe Spengler,
Finn Wolfhard als Trevor Spengler,
Carrie Coon als Callie Spengler,
Paul Rudd als Gary Grooberson
Logan Kim als Podcast und
Celeste O’Connor als Lucky Domingo
wieder dabei. Das sind alle Figuren, die vor drei Jahren in „Legacy“ als Haupt- und Nebengeisterjäger in das „Ghostbusters“-Universum eingeführt wurden.
Aus dem ersten „Ghostbusters“-Filmen sind
Bill Murray als Dr. Peter Venkman,
Dan Aykroyd als Dr. Raymond Stantz,
Ernie Hudson als Dr. Winston Zeddemore,
Annie Potts als Janine Meinitz und, auch wenn er kein Geisterjäger, sondern ein Geisterjäger-Jäger ist,
William Atherton als Bürgermeister Walter Peck
dabei.
In „Legacy“ hatte sie kurze, ans Ende geklatschte Cameo-Auftritte, die für den Film egal, für die Werbung und das Fanherz wichtig waren. Dieses Mal haben sie umfangreichere, für die Geschichte wichtigere Rollen.
Und, als ob das nicht genug Ghostbuster wären, führt Regisseur Gil Kenan noch einige weitere Ghostbusters ein. Nämlich
Kumail Nanjiani als Nadeem Razmaadi,
James Acaster als Lars Pinfield und wenn ich jetzt vielleicht einen weiteren Neuzugang vergessen habe, dann tut es mir leid. Irgendwann geht der Überblick verloren und aus individuellen, wiedererkennbaren Figuren, mit denen man mitfiebert, wird nur noch eine Masse austauschbarer Fußsoldaten. Patton Oswalt hat, obwohl er im Trailer prominent auftaucht, nur einen Auftritt als Dr. Hubert Wartzki. Und das ist gut so.
Acaster arbeitet in Winston Zeddemores Paranormal Research Center. Das baute er in den vergangenen Jahren als zweiten Standort neben dem Ghostbusters-Hauptquartier auf (Frag nicht. Ist halt so.). Neben dem altbekannten Ghostbusters-Hauptquartier ist Zeddemores Forschungszentrum ein zweiter wichtiger Handlungsort.
Razmaadi ist ein Taugenichts, der am Anfang der Horrorkomödie ein Erbstück verkauft, ohne zu wissen, dass in der fußballgroßen Kugel seit Jahrzehnten der Dämon Garraka gefangen ist. Garraka ist der Anführer der Untoten. In Sekundenbruchteilen kann er Menschen zu Eis gefrieren lassen. Falls er sich aus der Kugel befreit, könnte sein Auftauchen das Ende der Welt bedeuten. Im Lauf des Films erfährt Razmaadi einiges über seine Familie. Am Ende gehört er zu den Geisterjägern.
Das sind jetzt zwölf Ghostbuster, die alle im Finale irgendetwas tun müssen. Auch wenn der geneigte Zuschauer sich nachher fragt, was denn diese Figur im Finale genau getan hat.
Der Weg bis zum Finale, in dem die Ghostbusters gegen Garraka kämpfen und Manhattan, New York und die Welt retten wollen, gestaltet sich arg langwierig. Das liegt auch daran, dass Garraka erst im Finale auftaucht und dann schwuppdiwupp New York und seine Bewohner gefrieren lässt. Bis dahin gibt es einige Hinweise auf sein Auftauchen, das Auftauchen anderer Geister, Witzeleien und jeder Ghostbuster darf einmal durch das Bild laufen.
Das Ergebnis ist das als Horrorkomödie getarnte Abarbeiten einer Checkliste. Lustlos, ohne besonderes Engagement und mit viel zu vielen Geisterjägern. Als Auftakt für eine TV-Serie mag das funktionieren. Als Spielfilm nicht.
Ghostbusters: Frozen Empire (Ghostbusters: Frozen Empire, USA 2024)
Regie: Gil Kenan
Drehbuch: Gil Kenan, Jason Reitman (basierend auf dem 1984er Film „Ghostbusters“ von Ivan Reitman [Regie], Dan Aykroyd [Drehbuch] und Harold Ramis [Drrehbuch])
mit Mckenna Grace, Finn Wolfhard, Carrie Coon, Paul Rudd, Logan Kim, Celeste O’Connor, Bill Murray, Dan Aykroyd, Ernie Hudson, Annie Potts, William Atherton, Kumail Nanjiani, James Acaster, Patton Oswalt, Emily Alyn Lind
Länge: 116 Minuten
FSK: ab 12 Jahre
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Hinweise
Moviepilot über „Ghostbusters: Frozen Empire“
Metacritic über „Ghostbusters: Frozen Empire“
Rotten Tomatoes über „Ghostbusters: Frozen Empire“
Wikipedia über „Ghostbusters: Frozen Empire“ (deutsch, englisch)
Meine Besprechung von Paul Feigs „Ghostbusters“ (Ghostbuster, USA 2016) (Ach, war der gut.)
Meine Besprechung von Gil Kenans Remake „Poltergeist“ (Poltergeist, USA 2015)