TV-Tipp für den 4. August: American Gangster

August 3, 2018

ZDF, 23.00

American Gangster (American Gangster, USA 2007)

Regie: Ridley Scott

Drehbuch: Steven Zaillian

LV: Mark Jacobson: The Return of Superfly (Reportage, New York Magazine, August 2000)

Biopic über den Aufstieg und Fall des Drogenbarons Frank Lucas in Harlem in den frühen Siebzigern.

Das Zeitkolorit ist toll, weniger toll ist, dass Denzel Washington als Drogenhändler Frank Lucas und Russell Crowe als den ihn jagenden Detective Richie Roberts erst am Ende eine gemeinsame Szene haben. Davor bekommen wir zwei Filme präsentiert: einen tollen Gangsterfilm (so als Best-of-Gangsterfilm), einen weniger tollen Polizeifilm und insgesamt einen doch ziemlich durchschnittlichen Film, der sich nie entscheiden kann welche Geschichte er erzählen soll und er deshalb in deutlich über zwei Stunden (Hey, früher gab’s für die Spielzeit auch zwei Filme) beide Geschichten erzählt. Das kommt dabei heraus, wenn man zwei Stars hat, die auf ihrer Filmzeit bestehen. Vielleicht hätte Ridley Scott Val Kilmer für die Rolle des Polizisten anfragen sollen.

mit Denzel Washington, Russell Crowe, Cuba Gooding jr., Josh Brolin, RZA, John Ortiz, Ted Levine, Chiwetel Eliofor, Armand Assante, Carla Gugino

Hinweise

Amerikanische Homepage zum Film

Deutsche Homepage zum Film

Film-Zeit über „American Gangster“

Rotten Tomatoes über „American Gangster“

Wikipedia über „American Gangster“ (deutsch, englisch)

Drehbuch „American Gangster“ von Steven Zaillian

Meine Besprechung von Ridley Scotts “Prometheus” (Prometheus, USA 2012)

Meine Besprechung von Ridley Scotts “Exodus – Götter und Könige (Exodus – Gods and Kings, USA 2014)

Meine Besprechung von Ridley Scotts „Der Marsianer – Rettet Mark Watney“ (The Martian, USA 2015)

Meine Besprechung von Ridley Scotts „Alien: Covenant“ (Alien: Covenant, USA 2017)

Meine Besprechung von Ridley Scotts „Alles Geld der Welt“ (All the Money in the World, USA 2017)

Ridley Scott in der Kriminalakte


Neu im Kino/Filmkritik: „Grenzenlos“ – Ein Film von Wim Wenders

August 3, 2018

Wenige Wochen nach seinem nicht unproblematischem, aber insgesamt von der Kritik abgefeiertem Papst-Porträt „Papst Franziskus – Ein Mann seines Wortes“ kehrt Wim Wenders mit „Grenzenlos“ wieder zum Spielfilm zurück. Seine Premiere hatte der Film bereits am 10. September 2017 beim Toronto International Film Festival und die Kritiker waren nicht entzückt.

Wenn man sich den Film anseht, versteht man schnell warum. Die sich sehr langsam herausschälende Geschichte besteht aus drei Erzählsträngen und zwei Zeitebenen. In einem Nobelhotel in der Normandie begegnen sich Danielle Finders (Alicia Vikander) und James More (James McAvoy). Sie ist eine Biomathematikerin, die an einem Tiefsee-Tauchprojekt mitarbeitet. Er behauptet, ein Entwicklungshelfer zu sein. In Wirklichkeit ist er ein Geheimagent. Sie verlieben sich ineinander und wissen schnell, dass sie die Liebe ihres Lebens gefunden haben.

Nach dem Hotelaufenthalt trennen sich ihre Wege. Sie fährt Richtung Norden, um an dem Forschungsprojekt teilzunehmen, das ihre Theorie über den Ursprung des Lebens beweisen soll. Dabei muss sie in der Grönlandsee in ungeahnte Tiefen tauchen. Er fliegt Richtung Süden. In Somalia soll er ein Islamistenlager, in dem Selbstmordattentäter ausgebildet werden, finden. Am Filmanfang vegetiert er allerdings in einem Gefängnis vor sich hin und kämpft um jeden Tropfen Wasser.

Sie erreicht ihn nicht und fragt sich, ob er sie noch liebt. Sie kämpft dabei um nicht beantwortete Nachrichten und einen fehlenden Smartphone-Empfang. Auf den Gedanken, dass er gerade keine Zeit oder Möglichkeit hat, ihr zu antworten, kommt sie nicht.

Diese Geschichte erzählt Wenders, wie gesagt, indem er zwischen Gegenwart und Vergangenheit, zwischen Danielles und James‘ Geschichte hin- und herspringt, ohne dass daraus irgendeine produktive Reibung entsteht. Es wirkt immer wie eine verkopfte Konstruktion, die langweiliger Edelkitsch ohne tiefere Einsichten und Emotionen ist. Das wird auch nicht von den beiden Hauptdarstellern gerettet. Beide spielen unter ihrem Niveau.

Alicia Vikander, die für „The Danish Girl“ einen Oscar erhielt und zuletzt „Tomb Raider“ war, blickt durchgehend erschreckend emotionslos in die Kamera. Da überzeugt nichts. Sogar ein Fotomodell aus einem Werbekatalog hat mehr Tiefe.

James McAvoy („Drecksau“, „Split“ und Charles Xavier in mehreren „X-Men“-Filmen) blickt ähnlich emotionslos in die Kamera. Aber er spielt einen Geheimagenten, der berufsbedingt keine Emotionen zeigen darf. Dank seiner schieren Präsenz, gibt er erfolgreich seine Bewerbungsmappe für den übernächsten James-Bond-Film (wenn Daniel Craig nur noch einmal 007 spielt) ab.

Grenzenlos“ ist vielleicht nicht der schlechtester Film von Wim Wenders. Aber es ist in jedem Fall einer seiner misslungensten Filme und meilenweit weg von der Qualität seiner besten Filme, wie „Im Lauf der Zeit“, „Paris, Texas“ und „Der Himmel über Berlin“.

Am Ende bleibt nur ein verwegener Gedanke: Was hätte Werner Herzog aus dieser Geschichte für einen Film gemacht? Vielleicht keinen besseren (was schwer vorstellbar ist), aber in jedem Fall einen unterhaltsameren.

Grenzenlos (Submergence, USA 2017)

Regie: Wim Wenders

Drehbuch: Erin Dignam

LV: J. M. Ledgard: Submergence, 2013

mit James McAvoy, Alicia Vikander, Alexander Siddig, Celyn Jones, Reda Kateb, Hakeemshady Mohamed

Länge: 113 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Grenzenlos“

Metacritic über „Grenzenlos“

Rotten Tomatoes über „Grenzenlos“

Wikipedia über „Grenzenlos“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Wim Wenders’ “Hammett” (Hammett, USA 1982)

Meine Besprechung von Wim Wenders/Juliano Ribeiro Salgados “Das Salz der Erde” (The Salt of the Earth, Frankreich/Deutschland 2013)

Meine Besprechung von Wim Wenders‘ „Every thing will be fine“ (Deutschland/Kanada/Norwegen/Schweden 2015)

Meine Besprechung von Wim Wenders‘ „Die schönen Tage von Aranjuez“ (Les beaux jours d‘ Aranjuez, Deutschland/Frankreich 2016)

Meine Besprechung von Wim Wenders‘ „Papst Franziskus – Ein Mann seines Wortes“ (Pope Francis: A Man of his Word, Deutschland 2018)

Wim Wenders in der Kriminalakte

Homepage von Wim Wenders

 


TV-Tipp für den 3. August: Krieg in London – The Crime

August 2, 2018

3sat, 23.50

Krieg in London – The Crime (The Sweeney, Großbritannien 2012)

Regie: Nick Love

Drehbuch: Nick Love, John Hodge

Jack Regan (Ray Winstone) ist der Anführer einer kleinen Spezialeinheit der Londoner Polizei, die Verbrecher mit archaischen Methoden jagt und Bürgerrechte wahrscheinlich noch nicht einmal buchstabieren kann. Aber jetzt laufen interne Ermittlungen gegen sie und eine Verbrecherbande, angeführt von einem vermögendem Safeknacker, plant einige Überfälle.

In England hieß der Film, weil er auf einer dort kultigen, hier fast unbekannten TV-Serie basiert, „The Sweeney“. Bei uns hieß Nick Loves brachialer Polizeithriller dann „The Crime“, weil das so ein richtig deutscher Titel ist, der alles und nichts sagt. Im Fernsehen heißt er jetzt „Krieg in London – The Crime“, was genausoviel über den Film verrät, der ein herrlich altmodischer Actionthriller und ein Abgesang an „die gute alte Zeit der Verbrechensbekämpfung“ ist, als der Unterschied zwischen Verbrechern und Polizisten die Dienstmarke war.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Ray Winstone, Ben Drew, Hayley Atwell, Steven Mackintosh, Paul Anderson, Alan Ford, Damian Lewis

Hinweise

Deutsche Facebook-Seite zum Film

Film-Zeit über „The Crime“

Metacritic über „The Crime“

Rotten Tomatoes über „The Crime“

Wikipedia über „The Crime“

Meine Besprechung von Nick Loves „The Crime“ (The Sweeney, Großbritannien 2012)


Neu im Kino/Filmkritik: Keanu Reeves und Winona Ryder haben eine „Destination Wedding“

August 2, 2018

Nachdem Keanu Reeves zuletzt als John Wick hemmungslos böse Buben tötete, dachte nicht nur ich bei dem Titel seines neuen Films „Destination Wedding“ an den weltbekannten Berliner Stadtteil: den roten Wedding.

Mit diesem Wedding hat „Destination Wedding“ nichts zu tun. Sondern mit dem Wedding, das wir aus Filmen wie „Wedding Planer“, „My big fat greek Wedding“ oder „Mike and Dave need Wedding Dates“ kennen. Es geht um eine Hochzeit zu er Frank (Keanu Reeves) und Lindsay (Winona Ryder) eingeladen sind. Sie lernen sich auf dem Weg zu einer Hochzeit in einem Weingut im kalifornischen Paso Robles kennen. Der Bräutigam ist der Halbbruder von Frank und der Ex-Verlobte von Lindsay. Beide fliegen nur aus Pflichtgefühl zu den an einem Wochenende stattfindenden Heiratsfeierlichkeiten. Schon auf dem Flughafen, wenn er sich unauffällig vordrängeln will, zicken sie sich an. Während des Fluges in einem kleinen Flugzeug pflegen sie diese gegenseitige Abneigung weiter und in der Ferienanlage haben sie, perfekt für den weiteren Verlauf der Geschichte, nebeneinander liegende Zimmer.

Bei den Feierlichkeiten sind sie auch oft zusammen. Mal notgedrungen, weil sie an den selben Tisch gesetzt wurden. Mal freiwillig, weil sie die anderen Gäste nicht kennen und nichts mit ihnen zu tun haben wollen. Schließlich haben sie ja schon einige Gemeinsamkeiten entdeckt.

Victor Levin ist vor allem als Autor und Produzent von TV-Serien wie „Mad Men“ und Verrückt nach dir“(Mad about you) bekannt. In seinen zweiten Spielfilm „Destination Wedding“ bringt er Keanu Reeves und Winona Ryder zum vierten Mal vor der Kamera zusammen. Ihr erster gemeinsamer Film war „Bram Stokers Dracula“ (1992). Danach folgten „A Scanner Darkly – Der dunkle Schirm“ (2006) und „Pippa Lee“ (2009).

Levin inszenierte seine beiden Darsteller fast ausschließlich in langen Szenen in Totalen und Halbtotalen, in denen sie sich kaum bewegen. Damit ist der Film einerseits, wie ein abgefilmtes Theaterstück, vollkommen unfilmisch und andererseits ein Film für das Kino. Denn auf dem kleinen Bildschirm sieht man die beiden Schauspieler fast nicht. Andere Schauspieler sind fast nicht zu sehen und, wenn doch, haben sie keinen Dialog. Dieser Kniff betont die Distanz zwischen unserem Notpaar Lindsay und Frank und den anderen Hochzeitsgästen. Sie haben sich nichts zu sagen. Und das gilt sogar für die in den USA allgegenwärtigen Höflichkeitsfloskeln, die in diesem Fall nicht ausgetauscht werden.

Dafür reden Lindsay und Frank pausenlos miteinander, manchmal um sich Gemeinheiten zu sagen, manchmal um über die anderen Gäste und die furchtbaren Abläufe eines streng durchchoreographierten Hochzeitswochenendes zu lästern. Sie sind das fünfte Rad am Wagen. Sie wissen das und haben es für diese Veranstaltung akzeptiert.

Das Deadpan-Spiel von Reeves und Ryder trägt zur entspannten Atmosphäre des Films bei. Es ist ein Wochenende, an dem fast nichts passiert und man sich elendig langweilt. Wenn man nicht einen Sparringpartner zum gemeinsamen Ablästern findet.

Der sehr sympathische kleine Film „Destination Wedding“ ist die Slacker-Version einer Romantic-Comedy, die sich kaum bemüht, die Standards einzuhalten. Jedenfalls nicht mehr, als Frank und Lindsay ihrer Rolle als enthusiastische Hochzeitsgäste gerecht werden.

Destination Wedding (Destination Wedding, USA 2018

Regie: Victor Levin

Drehbuch: Victor Levin

mit Keanu Reeves, Winona Ryder

Länge: 86 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Moviepilot über „Destination Wedding“

Metacritic über „Destination Wedding“

Rotten Tomatoes über „Destination Wedding“

Wikipedia über „Destination Wedding“ (deutsch, englisch)

Weil es ja nicht nur auf die Dialoge, sondern auch auf die Präsentation ankommt: der Originaltrailer


Neu im Kino/Filmkritik: „Mission: Impossible – Fallout“ überzeugt

August 2, 2018

Einerseits: Wow!

Andererseits: Angesichts des überschwänglichen Kritikerlobs in Richtung „bester Actionfilm des Jahres“ und des 97-prozentigen Frischegrades bei „Rotten Tomatoes“ muss ich jetzt die Erwartungen dämpfen. „Mission: Impossible – Fallout“ ist kein das Genre verändernder Film und auch kein künftiger Klassiker. Aber es ist eine zweieinhalbstündige Actionsause, in der sich, fast ohne Verschnaufpausen, eine spektakuläre Actionszene an die nächste spektakuläre Actionszene anschließt. Diese Actionszenen sind in der alten James-Bond-Tradition zwar unglaublich und unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich. Das unterscheidet sie von den Actionszenen in den unzähligen Superheldenfilmen, die nur mit viel Computerhilfe entstehen können und die deshalb letztendlich auch nicht so beeindruckend wie handgemachte Actionszenen sind. Die beiden „John Wick“-Filme und „Atomic Blonde“ zeigten in den letzten Jahren den Hunger der Actionfans nach solchen Old-School-Actionszenen.

Ein zweiter sehr wichtiger Unterschied zur Action in Superheldenfilmen ist, dass Tom Cruise die Stunts selbst macht. Soweit wie möglich. Er kann sich da, wie ein Kind im Wunderland, austoben. Er darf all die Dinge machen, die ein normaler Mensch nicht machen darf, wie durch Paris zu rasen, über Dächer laufen, an Hubschraubern hängen, Hubschrauber durch Berge fliegen und aus Flugzeugen zu springen. Für diese HALO-Sprung aus über 8000 Meter Höhe wurde ein besonderer Helm entworfen, damit man sieht, dass er und nicht irgendein Stuntman durch die Luft fliegt. Manchmal geht auch etwas schief, wie bei dem Sprung in London, bei dem Cruise sich den Knöchel brach. Die ungeschnittene Szene ist inzwischen online. Geplant war, dass er läuft, zum gegenüberliegenden Haus springt, gegen die Hauswand prallt (Autsch!), sich hochzieht und weiterläuft.

Regisseur Christopher McQuarrie sagt zu den Stunts: „Tom ist immer bereit, bei allem mitzumachen, was wir uns einfallen lassen. Man muss nur immer zusätzlich noch einen Weg finden, die Kameras so zu platzieren, dass man sieht, dass es tatsächlich der Star des Films ist, der diese Stunts absolviert.“

Und die Action ist kein Selbstzweck. Sie ist ein Teil der Handlung. Sie treibt die Geschichte voran, die in ihren großen Linien nicht so wahnsinnig aufregend ist. Hunt muss gestohlenes Plutonium finden, bevor es in die Hände von einer Terrorgruppe fällt. Die brauchen es für drei Atombomben, die einen großen Teil der Menschheit vernichten sollen. Das ist ein typischer „Mission: Impossible“/“James Bond“-Plot, bei dem meistens auch schnell die Bösewichter und ihre Helfer bekannt sind. In diesem Fall steckt der aus dem vorherigen „Mission: Impossible“-Film „Rogue Nation“ bekannte Solomon Lane (Sean Harris) dahinter.

Aber in den Details wird dieser Plot sehr interessant ausgemalt. Gleichzeitig gibt es einige Verbindungen zu den früheren „Mission: Impossible“-Filmen, die das Herz des fanatischen Fans erfreuen, ohne dass das Verständnis des aktuellen Films darunter leidet. So ist die Waffenhändlerin Alana, genannt „Die weiße Witwe“ (Vanessa Kirby), die Tochter der Waffenhändlerin Max (Vanessa Redgrave) aus dem ersten „Mission: Impossible“-Film. Hunts Frau Julia (Michelle Monaghan) ist wieder dabei. Ihr Auftritt ist zwar kurz, aber wichtig für diese Geschichte. Ebenso sind Luther Stickell (Ving Rhames, von Anfang an dabei), Benji Dunn (Simon Pegg), ihr Chef Alan Hunley (Alec Baldwin) und die MI6-Agentin Ilsa Faust (Rebecca Ferguson) wieder dabei. Ihre Rolle in dem Spiel ist allerdings zunächst unklar.

Es gibt auf der Seite der Guten auch zwei wichtige Neuzugänge: Erika Sloane (Angela Bassett, hoffnungslos unterfordert) ist die neue CIA-Chefin, die ein natürliches Misstrauen gegen Hunts unkontrollierbare Einheit hat. August Walker (Henry Cavill) ist der von ihr beauftragte schlagkräftige CIA-Aufpasser für Hunt und seine globetrottende Rasselbande.

Hunt lehnt die brachialen und oft letalen Methoden des CIA-Killers ab und würde den aktuellen Auftrag auch lieber ohne den Aufpasser absolvieren. Walker ist dabei von der ersten Minute an so over the top inszeniert und, wenn er Hunts Arbeit bewusst oder unbewusst sabotiert, so intrigant, dass unklar ist, ob er wirklich in Hunts Team spielt. In jedem Fall steht Hunt immer wieder wie ein von der Situation hoffnungslos überforderter Trottel da. Die Dynamik zwischen den beiden gegensätzlichen Charakteren, die notgedrungen zusammenarbeiten müssen (wobei Walker auch ordentlich gegen Hunt arbeitet) verleiht den Actionszenen eine zusätzliche Dynamik, weil sie mit Problemen anders umgehen. Und dann kommt noch Faust und Lane dazu, die ebenfalls einen anderen Umgang mit Problemen haben.

McQuarrie, der, im Gegensatz zur „Mission: Impossible“-Tradition, einen zweiten „Mission: Impossible“-Film inszenieren durfte, setzt eine andere Tradition fort, die vorher durch die Regisseure Brian De Palma, John Woo, J. J. Abrams und Brad Bird garantiert wurde. Nämlich dass sich jeder „Mission: Impossible“-Film stilistisch von dem anderen unterscheidet.

Während McQuarries erster „Mission: Impossible“-Film „Rouge Nation“ sich stilistisch bei den Bond-Filmen und den britischen Agentenfilmen bediente, geht es jetzt hemmungslos in Richtung Breitwand-Actionepos. Mit 150 Minuten ist es der längste „Mission: Impossible“-Film. Es ist auch der erste in 3D. Leider. Denn die 3D-Effekte sehen gruselig aus, nerven oft und stören die Komposition der Actionszenen so sehr, dass ich unbedingt die 2D-Fassung empfehle. Oder die IMAX-Fassung.

Wie gesagt: „Mission: Impossible – Fallout“ ist eine feine und, trotz der Laufzeit, enorm kurzweilige und effiziente Actionsause, die bei den aktuellen Temperaturen in einem gut gekühlten Kinosaal einen zusätzlichen Reiz entfaltet.

Der sich schon jetzt abzeichnende Kassenerfolg und die Möglichkeiten, die das Ende von „Fallout“ für weitere „Mission: Impossible“-Filme eröffnet, sprechen für einen weiteren „Mission: Impossible“-Film. In den USA hat der sechste Film der Serie mit über sechzig Millionen Dollar das beste Einspielergebnis der „Mission: Impossible“-Filme am Startwochenende. Und das bisherige weltweite Einspielergebnis übertrifft schon jetzt sein Budget von gut 180 Millionen Dollar..

Mission: Impossible – Fallout (Mission: Impossible – Fallout, USA 2018)

Regie: Christopher McQuarrie

Drehbuch: Christopher McQuarrie (basierend auf der TV-Serie von Bruce Geller)

mit Tom Cruise, Henry Cavill, Ving Rhames, Simon Pegg, Rebecca Ferguson, Sean Harris, Angela Bassett, Vanessa Kirby, Wes Bentley, Frederick Schmidt, Michelle Monaghan, Alec Baldwin

Länge: 148 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Deutsche Facebook-Seite zum Film

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Mission: Impossible – Fallout“

Metacritic über „Mission: Impossible – Fallout“

Rotten Tomatoes über „Mission: Impossible – Fallout“

Wikipedia über „Mission: Impossible – Fallout“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Brad Birds „Mission: Impossible – Phantom Protokoll“ (Mission: Impossible – Phantom Protocoll, USA 2011)

Meine Besprechung von Christopher McQuarries „Mission: Impossible – Rogue Nation“ (Mission Impossible: Rogue Nation, USA 2015)

Meine Besprechung von Christopher McQuarries „Jack Reacher“ (Jack Reacher, USA 2012)


TV-Tipp für den 2. August: Like Father, like Son

August 2, 2018

WDR, 23.25

Like Father, like Son (Soshite chichi ni naru, Japan 2013)

Regie: Hirokazu Kore-eda

Drehbuch: Hirokazu Kore-eda

Was wäre, wenn dein Kind bei der Geburt vertauscht worden wäre? Und was würdest du tun? Das muss sich der statusbewusste Architekt Ryota Nonomiya fragen, als er erfährt, dass genau das vor sechs Jahren geschehen ist.

Hirokazu Kore-eda erhielt für „Like Father, like Son“ in Cannes den Preis der Jury und das ist verständlich. Ruhig und aus Ryotas Perspektive erzählt er von diesem Dilemma. Dabei bleiben die Sympathien für den egoistischen Ryota, der das Kind vor allem als Statussymbol braucht, überschaubar. Aber die angesprochenen Fragen sind universell und Hirokazu Kore-eda behandelt sie auch angemessen komplex in einer scheinbar einfachen Geschichte über zwei gegensätzliche Familien und ihre Kinder in einer Gesellschaft, in der – wenn so ein Fehler entdeckt wird – die Kinder einfach wieder ausgetauscht werden. Adoptionen sind dagegen selten.

Ein sehenswerter Film.

mit Masaharu Fukuyama, Machiko Ono, Keita Ninomiya, Lily Franky, Yoko Maki, Shogen Hwang

Hinweise
Deutsche Homepage zum Film
Film-Zeit über „Like Father, like Son“
Moviepilot über „Like Father, like Son“
Metacritic über „Like Father, like Son“
Rotten Tomatoes über „Like Father, like Son“
Wikipedia über „Like Father, like Son“

Meine Besprechung von Hirokazu Kore-edas „Like Father, like Son“ (Soshite chichi ni naru, Japan 2013)

Meine Besprechung von Hirokazu Kore-edas „Unsere kleine Schwester“ (Umimachi Diary, Japan 2015)