Neu im Kino/Filmkritik: Über „Was man von hier aus sehen kann“

Wenn Oma Selma von einem Okapi träumt, stirbt jemand in dem Dorf im Westerwald. Aber das passiert nur alle Jubeljahre. Das Dorf sieht wie eine liebevoll zusammengestellte, die alte Bundesrepublik in all ihrer provinziellen Enge und wohligem Charme repräsentierende Modellstadt aus. Zwischen Oma Selmas Okapi-Träumen geht das Leben im Dorf seinen gewohnten Gang zwischen Erwachsenwerden, Liebe und nicht eingestandener Liebe weiter. Es passiert einiges. Und doch passiert nichts.

Erzählt wird die Romanverfilmung „Was man hier aus sehen kann“ von Selmas Enkeltochter Luise, „die vor der Liebe genauso viel Angst hat wie vor dem Tod“ (Mariana Leky).

Wenn Luise lügt, fällt etwas Großes herunter. Das kann sie sich allerdings auch einbilden. Trotzdem sorgt ihr schlechtes Gewissen für einige überraschende Splattereinlagen, die sich Sekunden später als Phantasien herausstellen. Irgendwann verliebt sie sich in einen schweigsamen jungen buddhistischen Mönch, den sie im Wald trifft. Er wohnt mit seinem Glaubensbrüdern bei einer abergläubischen Hausvermieterin. Und so könnte das Leben weiter seinen geruhsamen Gang gehen.

Das ändert sich, als Selma wieder von einem Okapi träumt und die Dorfbewohner von ihrem Traum erfahren.

Aron Lehmanns „Was man von hier aus sehen kann“ ist ein zwischen Gegenwart und Vergangenheit vor sich hin mäanderndes Märchen voller skuriller Figuren. Ihre Wohnungen und die Stadt sind aus der Zeit gefallen und existieren jetzt in einer Fantasiezeit. Das ist durchaus sympathisch, aber auch arg ziellos und gefällig in seiner Beschwörung der heilen Vergangenheit des Dorflebens. Eigentlich irritieren, nachdem man sich auf diese etwas seltsame, gleichzeitig sehr vertraute und wohlige Welt eingelassen hat, nur die unpassenden, sekundenlangen Traum-Splatter-Einlagen.

Das gesagt, hat der Film „Triangle auf Sadness“ als Spitzenreiter der der Arthouse-Kinocharts abgelöst.

Was man von hier aus sehen kann (Deutschland 2022)

Regie: Aron Lehmann

Drehbuch: Aron Lehmann

LV: Mariana Leky: Was man von hier aus sehen kann, 2017

mit Corinna Harfouch, Luna Wedler, Karl Markovics, Ava Petsch, Cosmo Taut, Rosalie Thomass, Benjamin Radjaipour, Katja Studt

Länge: 109 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Homepage zum Film

Filmportal über „Was man von hier aus sehen kann“

Moviepilot über „Was man von hier aus sehen kann“

Wikipedia über „Was man von hier aus sehen kann“

Perlentaucher über den Roman „Was man von hier aus sehen kann“

Meine Besprechung von Aron Lehmanns „Highway to Hellas“ (Deutschland 2015)

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2 Responses to Neu im Kino/Filmkritik: Über „Was man von hier aus sehen kann“

  1. […] Karl Markovics (Was man von hier aus sehen kann) […]

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