Neu im Kino/Filmkritik: Über Kida Khodi Ramadans „Haltlos“

Oktober 25, 2024

Das ist jetzt wieder einer der Filme, bei denen ich über das Ende schreiben muss, um zu erklären, warum ich mich so über den Film ärgerte. Dabei fand schon den Weg dahin sehr ärgerlich.

In „Haltlos“, dem zweiten Spielfilm von Kida Khodr Ramadan geht es um Martha. Sie ist im fünften Monat schwanger. Der Vater denkt nicht daran, seine Familie für eine Affäre zu verlassen. Sie will ihr Baby nach der Geburt zur Adoption freigeben. Da sie erkennbar von ihrem Leben überfordert ist, scheint das eine weise Entscheidung zu sein. Kurz darauf zweifelt sie wieder daran. Und so geht es munter und je nachdem, was sie gerade gesehen oder gehört hat, hin und her zwischen ihrer Entschediung für eine Adoption und dagegen. Eine inhaltliche Auseinandersetzund mit dem Thema Adoption, also was für und gegen die Freigabe eines Kindes zur Adoption spricht, findet nicht statt. Darüber ging es vor Jahren in der Komödie „Juno“.

Ramadan inszeniert seinen Film immer nah an der Hauptdarstellerin Lilith Stangenberg, die hier eine wahre Tour de Force abliefert. Wer also sehen will, welche emotionalen Zustände sie glaubhaft spielen kann, sollte sich „Haltlos“ ansehen.

Alle anderen nicht so sehr. Beim ersten Sehen wirkt „Haltlos“ wie ein weiteres dieser deutschen sozialkritischen Problemdramen, in denen alles sehr künstlich, falsch und übertrieben ist. Keine Figur wirkt in ihrem Verhalten auch nur im Ansatz glaubwürdig oder fähig, sich normal und vernünftig, vulgo ‚erwachsen‘ zu verhalten. Sie sind Parodien, die ihren Charakter von der einen zur nächsten Szene abrupt um 180 Grad verändern. Die einzige Konstante ist, dass sie Martha nicht helfen.

Am Ende entpuppt sich „Haltlos“ als ein Horrorfilm, der durchgehend aus Marthas Perspektive erzählt wurde. Er zeigt, wie eine schon am Filmanfang sprunghafte, zutiefst unsichere und verunsicherte Frau zunehmend ihren kaum vorhandenen Kontakt zur Realität verliert und wahnsinnig wird. Dieser Übergang erfolgt ungefähr kurz nach der Geburt. Auch rückblickend ist der genaue Zeitpunkt nur erahnbar. In jedem Fall erfolgt er ungefähr in dem Moment, in dem sie nur noch im Jogging-Anzug durch Berlin irrt und sich zunehmend noch erratischer als vor der Geburt verhält. Gleichzeitig verhalten sich die anderen Figuren plötzlich vollkommen anders als in früheren Szenen. So kümmert der ruppige Mann vom Adoptionsamt sich plötzlich rührend um Martha und versucht ihr bei der Erfüllung ihres Wunsches, die Adoption rückgängig zu machen, zu helfen. Obwohl er in dem Moment mindestens ein Dutzend guter Gründe anführen könnte, genau das nicht zu tun. Aber er tut das, was Martha will, weil das alles nur in ihrer Fantasie stattfindet und sie eben möchte, dass er ihre Wünsche sofort und ohne Widerworte erfüllt.

Erst im letzten Bild enthüllt Ramadan, dass Martha schon lang vollkommen verrückt ist. Er zeigt, wie Martha in einem Park ein nicht vorhandenes Baby im Arm hält. In dem Moment ist klar, dass sie sich auch vorher um ihr nicht vorhandenes Baby kümmerte. Die Bilder, in denen sie sich um ihr Baby kümmerte, waren nur in ihrem Kopf real. Die Reaktionen ihres Umfelds waren mal reale Reaktion auf ihr verrücktes Verhalten, mal reine Phantasiereaktion.

Einhergehend mit dieser Schlusspointe ergibt sich die Aussage des Films, die ungefähr so lautet: „Ein Kind muss bei seiner Mutter bleiben. Auch wenn diese Mutter schon auf den ersten Blick erkennbar überfordert ist von dieser Aufgabe und ihr weder Familie noch Freunde helfen werden. Eine Adoption ist unter allen Umständen abzulehnen.“ Denn weil Martha ihr Kind weggeben hat, wurde sie wahnsinnig. Über eine Abtreibung wurde nie gesprochen.

Das ist konservative Familienpolitik auf Steroiden und absoluter Unfug, der im Rahmen des Films nicht diskutiert wird.

Haltlos (Deutschland 2024)

Regie: Kida Khodr Ramadan

Drehbuch: Antje Schall

mit Lilith Stangenberg, Samuel Schneider, Jeanette Hain, Susana Abdul Majid, Zsá Zsá Inci Bürkle, uwe Preuss, Sönke Möhring, Stipe Erceg, Jasmin Tabatabai

Länge: 97 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Homepage zum Film

Filmportal über „Haltlos“

Moviepilot über „Haltlos“

 


(Wieder) Neu im Kino/Filmkritik: Über Uli Edels Terrorgruppen-Biopic „Der Baader Meinhof Komplex“

März 27, 2024

Dass „Der Baader Meinhof Komplex“ am Dienstag, den 2. April, im Rahmen der „Best of Cinema“-Reihe im Kino gezeigt wird, hatte Studiocanal lange geplant. Dass wenige Wochen vor der eintägigen Kino-Wiederaufführung Daniela Klette, ein seit über dreißig Jahren untergetauchtes Mitglied der dritten Generation der RAF (Rote Armee Fraktion), verhaftet wurde, war nicht geplant, dürfte aber die Neugierde für eine erneute (?) Sichtung des starbesetzten Terrorgruppen-Biopics erhöhen.

Uli Edel erzählt nach einem Drehbuch von Bernd Eichinger und ausgehend von Stefan Austs Sachbuch-Bestseller die Geschichte der RAF von 2. Juni 1967, beginnend mit dem Schah-Besuch und der Ermordung von Benno Ohnesorg, bis zum 18. Oktober 1977, als sich in Stuttgart im Hochsicherheitstrakt des Gefängnisses Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe umbrachten. Irmgard Möller überlebte. Ulrike Meinhof tötete sich in ihrer Zelle bereits am 9. Mai 1976.

Edel erzählt die Geschichte der ersten und, jedenfalls bis zum 18. Oktober 1977, auch der zweiten Generation der RAF. Ihre Namen waren allgemein bekannt. Sie waren Popstars und, nicht nur in Deutschland, war der Kampf gegen das abgelehnte kapitalistische Unterdrückersystem mit Bomben und Kugeln ein für Jugendliche faszinierender Way of Life. Die Bekennerschreiben der RAF wurden breit diskutiert.

Die Namen der Mitglieder der nachfolgenden RAF-Generationen waren deutlich unbekannter. Immer perfekter gelang das Versteckspiel vor dem Staat. Auch heute, dreißig, vierzig Jahre später wissen die Ermittler und die Öffentlichkeit wenig bis nichts über sie. Die Bekennerschreiben wurden immer formelhafter. 1998 erklärte die RAF ihre Selbstauflösung.

Danach entstanden über diesen Teil der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland eine Schwemme von Dokumentar- und Spielfilme, die teils sehr genau den Fakten folgten. Zu den wichtigsten Werken gehören „Die innere Sicherheit“ (D 2000, Regie: Christian Petzold), „Die Stille nach dem Schuss“ (D 2000, Regie: Volker Schlöndorff), „Black Box BRD“ (D 2001, Regie: Andres Veiel), „Baader“ (D 2002, Regie: Christopher Roth), „Starbuck Holger Meins“ (D 2003, Regie: Gerd Conradt), „Die RAF“ (D 2007, Regie: Stefan Aust und Helmar Büchel), „Mogadischu“ (D 2008, Regie: Roland Suso Richter), „Die Geschichte der RAF“ (D 2014, sechsteiliger Dokumentarfilm von Bernd Reufels und Anne Kauth) und eben Uli Edels 2008 beim Kinostart wegen seiner Länge, seinem Cast und seiner Ausstattung als monumental empfundener „Der Baader Meinhof Komplex“. Von den genannten Filmen hat er als bis in kleinste Nebenrollen prominent besetztes Epos voller Action und stimmigem Zeitkolorit am eindeutigsten das große Publikum im Visier.

Angesichts neuer Kinoerfolge – „Oppenheimer“ ist drei Stunden, „Avatar: The Way of Water“ ist länger und „Killers of the Flower Moon“ ist noch länger – erscheinen die hundertfünfzig Minuten, die die Kinofassung von „Der Baader Meinhof Komplex“ dauert, (es gibt eine um wenige Minuten längere TV-Fassung) gar nicht mehr so lang. Trotzdem ist Uli Edels Film von der Länge her eine epische, vom Tempo her hektische Verfilmung der Geschichte der RAF von ihren Anfängen bis zu ihrem Ende. Da stimmt die Ausstattung und die mitreißend inszenierte Action, aber für die Vertiefung der einzelnen Charaktere oder für das Erklären der politischen Hintergünde, abseits einiger Schlagworte und Soundbytes, bleibt zu wenig Zeit. Edel muss einfach zu viele Personen und Ereignisse in einer zu kurzen Zeit abarbeiten.

Als schnelle Auffrischung historischen Wissens, inzwischen sogar mit einem kräftigen doppelten Nostalgiebonus, taugt Edels Terrorgruppen-Biopic Film trotzdem. Auch als ebenso schnelle, aber oft auch arg kryptische Einführung in die Geschichte der RAF taugt der Film.

Wer mehr über die RAF erfahren möchte, sollte einen Blick auf das umfangreiche Dossier der Bundeszentrale für politische Bildung über die RAF werfen. Es muss ja nicht immer Wikipedia sein.

Der Baader Meinhof Komplex (Deutschland 2008)

Regie: Uli Edel

Drehbuch: Bernd Eichinger

LV: Stefan Aust: Der Baader Meinhof Komplex, 1985 (danach mehrere überarbeitete Neuausgaben)

Buch zum Film: Katja Eichinger: Der Baader Meinhof Komplex – Das Buch zum Film, 2008

Mit Martina Gedeck, Moritz Bleibtreu, Johanna Wokalek, Bruno Ganz, Simon Licht, Jan Josef Liefers, Alexandra Maria Lara, Heino Ferch, Nadja Uhl, Hannah Herzsprung, Niels-Bruno Schmidt, Stipe Erceg, Daniel Lommatzsch, Volker Bruch, Bernd Stegemann, Tom Schilling, Katharina Wackernagel, Anna Thalbach, Jasmin Tabatabai, Hans-Werner Meyer, Michael Gwisdek, Thomas Winter, Sebastian Blomberg, Vinzenz Kiefer, Sunnyi Melles, Hans Peter Hallwachs, Alexander Held, Hubert Mulzer

Länge: 150 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Filmportal über „Der Baader Meinhof Komplex“

Rotten Tomatoes über „Der Baader Meinhof Komplex“

Wikipedia über „Der Baader Meinhof Komplex“ (deutsch, englisch)

Hollywood Interview: mit Uli Edel über den Film

Meine Besprechung von Uli Edels „Christiane F. – Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ (Deutschland 1981)

Zum Vormerken: die nächsten Filme der monatlichen „Best of Cinema“-Reihe sind:

Dienstag, 7. Mai: The Doors

Dienstag, 4. Juni: Der bewegte Mann

Dienstag, 2. Juli: Thelma & Louise

Dienstag, 6. August: Gefährliche Brandung (das Original)

Dienstag, 3. September: Robocop (das Original, obwohl das Remake auch einen Blick wert ist)

 


TV-Tipp für den 23. Februar: Der Baader Meinhof Komplex

Februar 22, 2024

Arte, 20.15

Der Baader Meinhof Komplex (Deutschland 2008)

Regie: Uli Edel

Drehbuch: Bernd Eichinger

LV: Stefan Aust: Der Baader Meinhof Komplex, 1985 (danach mehrere überarbeitete Neuausgaben)

Buch zum Film: Katja Eichinger: Der Baader Meinhof Komplex – Das Buch zum Film, 2008

Von der Länge her epische, vom Tempo her hektische Verfilmung der Geschichte der RAF von ihren Anfängen bis zu ihrem Ende. Da stimmt die Ausstattung, aber für die Vertiefung der einzelnen Charaktere bleibt wenig Zeit.

Mit Martina Gedeck, Moritz Bleibtreu, Johanna Wokalek, Bruno Ganz, Simon Licht, Jan Josef Liefers, Alexandra Maria Lara, Heino Ferch, Nadja Uhl, Hannah Herzsprung, Niels-Bruno Schmidt, Stipe Erceg, Daniel Lommatzsch, Volker Bruch, Bernd Stegemann, Tom Schilling, Katharina Wackernagel, Anna Thalbach, Jasmin Tabatabai, Hans Werner Meyer

Hinweise

Filmportal über „Der Baader Meinhof Komplex“

Rotten Tomatoes über „Der Baader Meinhof Komplex“

Wikipedia über „Der Baader Meinhof Komplex“ (deutsch, englisch)

Hollywood Interview: mit Uli Edel über den Film

Meine Besprechung von Uli Edels „Christiane F. – Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ (Deutschland 1981)


TV-Tipp für den 17. März: Der Baader Meinhof Komplex

März 16, 2022

Als Vorbereitung für „Bis wir tot sind oder frei“ (Kinostart: 31. März 2022; das mit Zeit- und Lokalkolorit gesättigte sehenswerte Drama spielt in den frühen Achtzigern in der Schweiz und erzählt wie eine linke Kanzlei den Ausbrecherkönig Walter Stürm verteidigt und wie er dabei in linken Kreisen zum Symbol für die Freiheit und Würde des Einzelnen wird) empfehle ich

Tele 5, 20.15

Der Baader Meinhof Komplex (Deutschland 2008)

Regie: Uli Edel

Drehbuch: Bernd Eichinger

LV: Stefan Aust: Der Baader Meinhof Komplex, 1985 (danach mehrere überarbeitete Neuausgaben)

Buch zum Film: Katja Eichinger: Der Baader Meinhof Komplex – Das Buch zum Film, 2008

Von der Länge her epische, vom Tempo her hektische Verfilmung der Geschichte der RAF von ihren Anfängen bis zu ihrem Ende. Da stimmt die Ausstattung, aber für die Vertiefung der einzelnen Charaktere bleibt wenig Zeit.

Mit Martina Gedeck, Moritz Bleibtreu, Johanna Wokalek, Bruno Ganz, Simon Licht, Jan Josef Liefers, Alexandra Maria Lara, Heino Ferch, Nadja Uhl, Hannah Herzsprung, Niels-Bruno Schmidt, Stipe Erceg, Daniel Lommatzsch, Volker Bruch, Bernd Stegemann, Tom Schilling, Katharina Wackernagel, Anna Thalbach, Jasmin Tabatabai, Hans Werner Meyer

Hinweise

Filmportal über „Der Baader Meinhof Komplex“

Rotten Tomatoes über „Der Baader Meinhof Komplex“

Wikipedia über „Der Baader Meinhof Komplex“ (deutsch, englisch)

Hollywood Interview: mit Uli Edel über den Film


TV-Tipp für den 3. Oktober: Der Baader Meinhof Komplex

Oktober 3, 2020

Tele 5, 20.15

Der Baader Meinhof Komplex (Deutschland 2008)

Regie: Uli Edel

Drehbuch: Bernd Eichinger

LV: Stefan Aust: Der Baader Meinhof Komplex, 1985 (danach mehrere überarbeitete Neuausgaben)

Buch zum Film: Katja Eichinger: Der Baader Meinhof Komplex – Das Buch zum Film, 2008

Von der Länge her epische, vom Tempo her hektische Verfilmung der Geschichte der RAF von ihren Anfängen bis zu ihrem Ende. Da stimmt die Ausstattung, aber für die Vertiefung der einzelnen Charaktere bleibt wenig Zeit.

Mit Martina Gedeck, Moritz Bleibtreu, Johanna Wokalek, Bruno Ganz, Simon Licht, Jan Josef Liefers, Alexandra Maria Lara, Heino Ferch, Nadja Uhl, Hannah Herzsprung, Niels-Bruno Schmidt, Stipe Erceg, Daniel Lommatzsch, Volker Bruch, Bernd Stegemann, Tom Schilling, Katharina Wackernagel, Anna Thalbach, Jasmin Tabatabai, Hans Werner Meyer

Hinweise

Film-Zeit über „Der Baader Meinhof Komplex“

Rotten Tomatoes über „Der Baader Meinhof Komplex“

Wikipedia über „Der Baader Meinhof Komplex“ (deutsch, englisch)

Hollywood Interview: mit Uli Edel üer den Film


TV-Tipp für den 27. August: Der Baader Meinhof Komplex

August 27, 2017

ARD, 23.30

Der Baader Meinhof Komplex (Deutschland 2008, Regie: Uli Edel)

Drehbuch: Bernd Eichinger

LV: Stefan Aust: Der Baader Meinhof Komplex, 1985 (danach mehrere überarbeitete Neuausgaben)

Buch zum Film: Katja Eichinger: Der Baader Meinhof Komplex – Das Buch zum Film, 2008

Von der Länge her epische, vom Tempo her hektische Verfilmung der Geschichte der RAF von ihren Anfängen bis zu ihrem Ende. Da stimmt die Ausstattung, aber für die Vertiefung der einzelnen Charaktere bleibt wenig Zeit.

Mit Martina Gedeck, Moritz Bleibtreu, Johanna Wokalek, Bruno Ganz, Simon Licht, Jan Josef Liefers, Alexandra Maria Lara, Heino Ferch, Nadja Uhl, Hannah Herzsprung, Niels-Bruno Schmidt, Stipe Erceg, Daniel Lommatzsch, Volker Bruch, Bernd Stegemann, Tom Schilling, Katharina Wackernagel, Anna Thalbach, Jasmin Tabatabai, Hans Werner Meyer

Wiederholungen

3sat, Montag, 28. August, 22.25 Uhr

3sat, Mittwoch, 30. August, 01.00 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Filmportal über „Der Baader Meinhof Komplex“

Film-Zeit über „Der Baader Meinhof Komplex“

Wikipedia über „Der Baader Meinhof Komplex“ (deutsch, englisch)

Hollywood Interview: mit Uli Edel üer den Film


TV-Tipp für den 7. September: Der Baader Meinhof Komplex

September 6, 2016

RBB, 22.45

Der Baader Meinhof Komplex (Deutschland 2008, Regie: Uli Edel)

Drehbuch: Bernd Eichinger

LV: Stefan Aust: Der Baader Meinhof Komplex, 1985 (danach mehrere überarbeitete Neuausgaben)

Buch zum Film: Katja Eichinger: Der Baader Meinhof Komplex – Das Buch zum Film, 2008

Von der Länge her epische, vom Tempo her hektische Verfilmung der Geschichte der RAF von ihren Anfängen bis zu ihrem Ende. Da stimmt die Ausstattung, aber für die Vertiefung der einzelnen Charaktere bleibt wenig Zeit.

Mit Martina Gedeck, Moritz Bleibtreu, Johanna Wokalek, Bruno Ganz, Simon Licht, Jan Josef Liefers, Alexandra Maria Lara, Heino Ferch, Nadja Uhl, Hannah Herzsprung, Niels-Bruno Schmidt, Stipe Erceg, Daniel Lommatzsch, Volker Bruch, Bernd Stegemann, Tom Schilling, Katharina Wackernagel, Anna Thalbach, Jasmin Tabatabai, Hans Werner Meyer

Hinweise

Filmportal über „Der Baader Meinhof Komplex“

Film-Zeit über „Der Baader Meinhof Komplex“

Wikipedia über „Der Baader Meinhof Komplex“ (deutsch, englisch)

Hollywood Interview: mit Uli Edel üer den Film

 


TV-Tipp für den 26. Februar: Letzte Spur Berlin: Arbeitswut

Februar 26, 2016

ZDF, 21.15
Letzte Spur Berlin: Arbeitswut (Deutschland 2016, Regie: Samira Radsi)
Buch: Marianne Wendt, Christian Schiller
Erfinder: Orkun Ertener
Eigentlich suchen die Polizisten in „Letzte Spur Berlin“ Vermisste. Heute, zum Auftakt der fünften Staffel (bestehend aus zehn 45-minütigen und einem 90-minütigem Fall) gibt es dann den üblichen Geiselnehmerfall, bei dem gerade zufällig ein Teammitglied (Uups, und überzufällig auch der allen noch unbekannte Team-Neuzugang) Geisel wird. Die Macher halten das wohl immer für eine besonders spektakuläre und damit besonders gute Folge. Meistens stimmt das nicht und auch „Arbeitswut“ hätte besser ohne die geiselgenommene Polizistin Mina Amiri (Jasmin Tabatabai) funktioniert. Immerhin wird sie von Jörg Schüttauf geiselgenommen. Er spielt einen Arbeitslosen, der nur mit seiner Sachbearbeiterin sprechen will. Dummerweise erschien sie heute nicht zum Dienst. Amiris Chef, Kommissar Oliver Radek (Hans-Werner Meyer) und ihr Kollege Mark Lohmann (Bert Tischendorf) suchen die Verschwundene und versuchen herauszufinden, warum sie spurlos verschwand.
Der Staffelauftakt ist als Fall eher mau: am Anfang ist die Kamera viel zu hektisch, der Ablauf der Geiselnahme und der Verhandlungen folgt dann mehr dem Willen des Drehbuchautors als einer realen Geiselnahme und erreicht auch nie die Qualität von „Flashpoint“ (wo das Spezialteam über mehrere Staffeln fast nur mit Geiselnahmen beschäftigt war) oder „Without a Trace“ (wo das Spezialteam über mehrere Staffeln spurlos verschwundene Personen suchte). Bei diesen beiden Serien hatte ich immer den Eindruck, dass sie sich, von einigen notwendigen Dramatisierungen (die mit zunehmender Folgenzahl zunahmen), nah an der Wirklichkeit bewegten. Bei „Arbeitswut“ hatte ich nie diesen Eindruck von Wirklichkeitsnähe in der Polizeiarbeit. Auch das Ende der Episode ist schwächer als nötig.
Auf der Haben-Seite steht allerdings ein gut eingespieltes, sympathisches Team, eine wohltuende Konzentration auf den, abseits der geäußerten Bedenken, insgesamt schlüssig aufgebauten Fall (mit einigen treffenden Einblicken in die Arbeit der Arbeitsagentur) und ein durchaus flottes Erzähltempo.
Für Ungeduldige zeigt ZDFneo die Folgen vor dem Freitagtermin bereits dienstags um 21.45 Uhr.
Mit Hans-Werner Meyer, Jasmin Tabatabai, Bert Tischendorf, Josephin Busch, Jörg Schüttauf, Claudia Geisler-Bading, Susanne Bormann, Lina Wendel
Hinweise
ZDF über „Letzte Spur Berlin“
Wikipedia über „Letzte Spur Berlin“