Neu im Kino/Filmkritik: Kreative Titelwahl, nächste Ausgabe: „Die Unfassbaren 3 – Now you see me“

November 13, 2025

Der letzte Auftritt der Profi-Illusionisten „Die vier Reiter“ (The Four Horsemen) war vor zehn Jahren. Danach verschwanden die Magier spurlos. Gerüchte behaupten, sie hätten sich seitdem in Hollywoods Entwicklungshölle befunden. Auch am Anfang von „Die Unfassbaren 3 – Now you see me“ tritt eine andere Gruppe von Illusionisten auf. Ihrem Publikum bieten sie eine auf den ersten Blick überzeugende Show mit dem abwesenden Reitern. Auf den zweiten Blick, vor allem wenn J. Daniel Atlas (Jesse Eisenberg) von den Vier Reitern, schnell ihre Tricks und einiges über sie enthüllt, ist klar, dass die echten „Vier Reiter“ wieder ran müssen. Außerdem hat das Auge (The Eye), eine mysteriöse Gesellschaft von Magiern, die wie Robin Hood die Reichen ausrauben und das Geld unter den Armen verteilen, ihnen kryptische Nachrichten geschickt. Schnell finden sich die ursprünglichen, aus den ersten beiden „Die Unfassbaren“-Actionkomödien bekannt-beliebten „Vier Reiter“ – J. Daniel Atlas (Jesse Eisenberg), Merrit McKinney (Woody Harrelson), Jack Wilder (Dave Franco) und Henley Reeves (Isla Fisher) – und ihre aufstrebenden Nachahmer – die Neuzugänge Charlie (Justice Smith), June (Ariana Greenblatt) und Bosco (Dominic Sessa) – und, in einem Kurzauftritt, der ebenfalls aus den vorherigen „Die Unfassbaren“-Gaunerkomödien bekannte Thaddeus Bradley (Morgan Freeman) zusammen. In diesen ersten Filmminuten gelingt Ruben Fleischer das Kunststück alle wichtigen Figuren und ihre besonderen Talente und Eigenheiten kurz und prägnant einzuführen bzw. wieder in Erinnerung zu rufen.

Die sieben Magier wollen Veronika Vanderberg (Rosamund Pike) bestehlen. Sie ist eine erzböse Kapitalistin, die sich lässig als Bond-Bösewicht bewerben könnte und nur wegen mangelnder Weltzerstörungspläne abgelehnt würde. Sie besitzt den wertvollsten Edelstein der Welt. Der riesige Stein ist normalerweise viele Meter unter dem Wüstensand in einem unterirdischen Safe.

Mit dem bewährten Team und einigen Neuzugängen inszenierte „Zombieland“-Regisseur Ruben Fleischer in dem von Louis Leterier und Jon M. Chu etablierten Stil den dritten „Die Unfassbaren“-Film, der die Helden um den halben Globus schickt. Fleischer knüpft gelungen an die vorherigen Filme an mit ‚einfacheren‘, ’nachvollziehbareren‘ und somit ‚realistischeren‘ Zaubertricks. Das gesagt ist die Actionkomödie natürlich vor allem ein leichtgewichtiges poppiges Abenteuer, das mit der Realität nicht mehr zu tun hat als ältere, komödiantisch angelegte Heist-Krimis, in denen die Helden ihren Spaß bei der Planung und mehr oder weniger aus dem Ruder laufenden Durchführung des großen Coups haben.

Die Unfassbaren 3 – Now you see me“ ist eine hemmungslos eskapistische Angelegenheit, die wie die x-te Episode einer guten, schon länger laufenden TV-Serie wirkt (wie, um eine neuere Serie zu nennen, „Leverage“), bei der man sich auf die nächste Folge freut und nicht enttäuscht wird. Auch wenn „Die Unfassbaren 3 – Now you see me“ der routinierteste Film der Reihe ist. Und das meine ich lobend!

Ein vierter Diebeszug befindet sich bereits in Planung. Aber das wurde auch nach dem zweiten „Die Unfassbaren“-Film gesagt und dann vergingen neun Jahre bis zur nächsten Illusionistenshow.

Die Unfassbaren 3 – Now you see me (Now you see me: now you don’t, USA 2025)

Regie: Ruben Fleischer

Drehbuch: Michael Lesslie, Paul Wernick, Rhett Reese, Seth Grahame-Smith (nach einer Geschichte von Eric Warren Singer und Figuren von Edward Ricourt und Boaz Yakin)

mit Jesse Eisenberg, Woody Harrelson, Isla Fisher, Dave Franco, Ariana Greenblatt, Dominic Sessa, Justice Smith, Morgan Freeman, Rosamund Pike

Länge: 113 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Moviepilot über „Die Unfassbaren 3 – Now you see me“

Metacritic über „Die Unfassbaren 3 – Now you see me“

Rotten Tomatoes über „Die Unfassbaren 3 – Now you see me“

Wikipedia über „Die Unfassbaren 3 – Now you see me“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Louis Leteriers „Die Unfassbaren – Now you see me“ (Now you see me, USA 2013) und der DVD

Meine Besprechung von Jon M. Chus „Die Unfassbaren 2 – Now you see me“ (Now you see me 2, USA 2016) und der DVD

Meine Besprechung von Ruben Fleischers „Venom“ (Venom, USA 2018)

Meine Besprechung von Ruben Fleischers „Zombieland: Doppelt hält besser“ (Zombieland: Double Tap, USA 2019)

Meine Besprechung von Ruben Fleischers „Uncharted“ (Uncharted, USA 2022)


Neu im Kino/Filmkritik: „Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben“ gibt es nur im Kino

April 2, 2023

Lange, sehr lange, ungefähr seit 2013 war ein Reboot von „Dungeons & Dragons“ im Gespräch. Davor war das erfolgreiche Pen-&-Paper-Rollenspiel bereits die Vorlage für drei zwischen 2000 und 2012 entstandene und inzwischen vergessene Spielfilme. Danach wanderte das Projekt durch zahlreiche Hände, bis Jonathan Goldstein und John Francis Daley, die vorher „Vacation – Wir sind die Griswolds“ (Vacation, USA 2015) und „Game Night“ (Game Night, USA 2018) inszenierten, den Zuschlag erhielten. Gedreht wurde „Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben“ von April bis August 2021 in Island und Nordirland. Der angekündigte Starttermin wurde mehrmals verschoben.

Entsprechend groß ist natürlich die Skepsis. Mehrmalige Startterminverschiebungen deuten oft auf Probleme hin. Und dann gibt es noch die Fans des Spiels, die sich schaudernd an die vielen misslungenen Spieleverfilmungen erinner. Auch Filmfans, die das zugrunde liegende Spiel nicht kennen, können mühelos etliche Spieleverfilmungen aufzählen, die einfach schlechte Filme sind. Wie, um ein halbwegs aktuelles Beispiel zu nennen, Justin Kurzel hochkarätig besetztes Desaster „Assassin’s Creed“ (Assassin’s Creed, USA 2016).

Glücklicherweise ist „Dungeons & Dragons“: Ehre unter Dieben“ ein ganz okayer, unterhaltsamer und sich nicht allzu ernst nehmender Film. Ob es eine gute Verfilmung des Spiels ist, kann ich nicht sagen, weil ich das Spiel nicht kenne. Aber bis jetzt gibt es noch kein Wutgeheul von den Fans des Spiels.

Die Helden des Films sind Edgin (Christ Pine), ein Barde und ehemaliges Mitglied einer Geheimorganisation von Friedenshütern, und seine Kampfgefährtin Holga (Michelle Rodriguez), eine kampferprobte und kampffreudige Barbarin. Nach einem gescheiterten Einbruch sitzen sie in einem mittelalterlichen Hochsicherheitsgefängnis – äh, „Dungeons & Dragons“ spielt in einer dieser Fantasy-Welten, in denen alles nach Mittelalter aussieht, es aber einige moderne Dinge und viel Zauberei gibt.

Ihnen gelingt die Flucht aus dem Gefängnis. Von ihrem alten Kumpel Forge (Hugh Grant) wollen sie nun den ihnen zustehenden Teil der Beute haben. Er will ihn ihnen nicht geben. Außerdem konnte er in den vergangenen zwei Jahren Edgins Tochter Kira (Chloe Coleman) überzeugen, dass er ein netter fürsorglicher Onkel und Edgin ein egoistischer, seine Frau und Tochter verachtender Dieb ist. Deshalb möchte Kira bei Forge bleiben. Außerdem ist der Schlawiner Forge inzwischen der Lord von Niewinter.

In wenigen Tagen will Forge ein großes Fest feiern, zu dem auch viele andere Lords kommen. Dieses High Sun Fest mit seinen Kämpfen und Attraktionen in der Arena und der Stadt wollen Edgin und seine Freunde benutzen, um Forges bestens gesichertem Safe auszuräumen. Um ihn öffnen zu können, müssen sie sich zuerst an anderen Orten einige Dinge besorgen, die schwer zu besorgen sind.

Und los geht die Reise durch Fantasy-Land. Edgin und Holga erleben viele Abenteuer beim Zusammensuchen der für ihren Diebstahl wichtigen Utensilien, sie treffen alte Bekannte und lernen neue Kampfgefährten kennen. Dazu gehören Doric (Sophia Lillis), eine Druidin, die mühelos ihre Gestalt verändern kann und auch als Eulenbär kämpft (frag nicht, akzeptier einfach, dass es riesige Mischwesen aus Eule und Bär gibt), der halbtalentierte Magier Simon (Justice Smith) und der erheblich talentiertere Paladin Xenk (Regé-Jean Page).

Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben“ erzählt eine sattsam bekannte Abenteuergeschichte durchaus vergnüglich und selbstironisch, aber auch ziemlich holprig. Jede Figur und jeder Charakterzug ist bekannt. Dass Michelle Rodriguez eine kampfstarke Barbarin spielt, ist nur auf den ersten Blick eine Neuerung. Letztendlich spielt sie den treuen, gutgelaunten, für die Witze zuständigen, bulligen Freund des Helden, der sich ohne mit der Wimper zu zucken, in die nächste Schlacht wirft und für den eine zünftige Kneipenschlägerei immer eine willkommene Abwechslung vom Saufen und Fressen ist. Ob Mann, ob Frau ist egal.

Das gleich gilt aüf die anderen Figuren.

Die Story folgt ebenfalls den vertrauten Pfaden, in denen an verschiedenen Orten verschiedene Dinge besorgt werden müssen und die Figuren auf ihrer Reise viele Abenteuer erleben. Sie folgt auch der Dramaturgie eines Spiels, bei dem hinter jeder Karte eine neue Überraschung wartet.

Die in „Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben“ erzählte Geschichte selbst ist dann schlechte Fantasy. Regeln werden immer so benutzt, wie sie gerade passen. Da ist ein Portal zur Hand, wenn es gerade benötigt wird. Da hilft mal ein Zauberspruch, mal hilft er nicht. Und wenn alle Stricke reißen, fällt einer Figur spontan ein neuer Zauberspruch ein. Figuren können sich immer dann unsichtbar machen, wenn der Drehbuchautor es so will. Gesetze und Regeln werden bei Bedarf einfach ignoriert.

Es gibt, natürlich, viel CGI. Vor allem das Finale ist eine einzige CGI-Schlacht. Auch davor gibt es überreichlich im Computer hergestellte Effekte.

Immerhin wurden Teile vor Ort gedreht. Diese Landschaftsaufnahmen verpassen dem Film eine nötige Portion Realismus. Auch dass die spielfreudigen Schauspieler öfter gemeinsam im Bild sind, führt zu Interaktionen, die in Superheldenfilmen, in denen jeder Schauspieler seinen Text ohne die anderen Schauspieler aufsagt, fehlen.

Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben (Dungeons & Dragons: Honor Among Thieves, USA 2023)

Regie: Jonathan Goldstein, John Francis Daley

Drehbuch: Jonathan Goldstein, John Francis Daley, Michael Gilio (nach einer Geschichte von Chris McKay und Michael Gilio, basierend auf Hasbros Dungeons & Dragons)

mit Chris Pine, Michelle Rodriguez, Regé-Jean Page, Justice Smith, Sophia Lillis, Chloe Coleman, Daisy Head, Hugh Grant

Länge: 134 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Moviepilot über „Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben“

Metacritic über „Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben“

Rotten Tomatoes über „Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben“

Wikipedia über „Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Jonathan Goldstein/John Francis Daleys „Vacation – Wir sind die Griswolds“ (Vacation, USA 2015)

Meine Besprechung von Jonathan Goldstein/John Francis Daleys „Game Night“ (Game Night, USA 2018)


Neu im Kino/Filmkritik: „Jurassic World: Ein neues Zeitalter“ soll das Ende sein

Juni 9, 2022

Es gibt viele Dinosaurier; also wirklich sehr viele. Nämlich insgesamt 27 verschiedene Dinosaurierarten. Zehn davon sind neu. Das dürfte die eingefleischten Dinosaurier-Fans des „Jurassic Park“-Franchises begeistern. Alle anderen fragen sich natürlich, ob es außer Dinosaurier noch andere Gründe für einen Kinobesuch gibt.

Jurassic World: Ein neues Zeitalter“ ist angekündigt als der Abschluss der aktuellen „Jurassic World“-Trilogie und, indem er die „Jurassic World“-Trilogie eindeutig mit der vorherigen „Jurassic Park“-Trilogie verbindet, ist dieser Dinosaurierfilm auch der Abschluss der „Jurassic Park/Jurassic World“-Filmreihe. So wurde der Film jedenfalls in den vergangenen Monaten angekündigt.

Abgesehen von den Dinosauriern vereinigt Colin Trevorrow in seinem neuesten „Jurassic World“-Film ungefähr alles, was aktuell an Blockbuster-Filmen so nervig und schlecht ist.

Beginnen wir mit der Story, in der eigentlich alle bekannten Hauptfiguren und wichtige Nebenfiguren aus den vorherigen fünf „Jurassic Park“/“Jurassic World“-Filmen wieder auftauchen.

Inzwischen sind die Dinosaurier überall und nirgends. Es gibt auch einen florierenden Schwarzmarkt mit Dinosauriern und irgendwie können sie sich fortpflanzen und doch nicht. Das Verhältnis zwischen Dinosauriern und Menschen ist unklar.

Owen Grady (Chris Pratt) und Claire Dearing (Bryce Dallas Howard), die Hauptdarsteller der „Jurassic World“-Filme, leben inzwischen seit Jahren mit der inzwischen pubertierenden Maisie Lockwood (Isabella Sermon) abseits der Zivilisation in den amerikanischen Wäldern. Lockwood ist, wie wir in „Jurassic World: Das gefallene Königreich“ erfahren haben, ein genetischer Klon von Sir Benjamin Lockwoods Tochter. Sie wird von Männern des Biotech-Konzerns Biosyn gesucht – und gefunden. Sie entführen das Mädchen und flüchten, über Umwege, in die Dolomiten.

Grady und Dearing verfolgen die Entführer.

Zur gleichen Zeit an einem anderen Ort in den USA entdeckt Paläobotanikerin Dr. Ellie Sattler (Laura Dern), dass Dinosaurier-Heuschrecken an diesem Ort die gesamte Ernte gefressen haben. Also einerseits nur die Ernte, die nicht mit einem bestimmten Saatgut behandelt wurde, andererseits würden diese Heuschrecken innerhalb kürzester Zeit alle Ernten vernichten (Hatte ich schon gesagt, dass Logik nicht die große Stärke des Films ist? Anyway…).

Sattler trifft den Paläontologen Dr. Alan Grant (Sam Neill) an seiner aktuellen Dinosaurier-Ausgrabungsstätte. Gemeinsam machen die beiden alten Bekannten sich auf den Weg in die Dolomiten. Dort hat der Biotech-Konzern Biosyn in einem Tal ein neues Dinosaurier-Forschungszentrum mit universitärem Lehrbetrieb eingerichtet. Dr. Ian Malcolm (Jeff Goldblum) arbeitet dort (Keine Ahnung warum; wahrscheinlich weil es so im Drehbuch steht.). Er ist der firmeninterne Philosoph und er hat seine alten Freunde Sattler und Grant eingeladen. Denn – Überraschung! – in dem Forschunglabor wird mit Dinosaurier-DNA experimentiert. Biosyn, verkörpert von ihrem CEO Lewis Dodgson (Campbell Scott als Bösewicht des Films), und ihre Top-Forscher, unter anderem der ebenfalls aus den vorherigen Filme bekannte Dr. Henry Wu (BD Wong), benötigen für ihre Experimente Lockwood.

Kurz nach der entführten Lockwood treffen auch Grady und Dearing in den Dolomiten ein. Bruchlandend in einem eisbedecktem Staudamm des Firmengeländes. Die Temperaturen in dem restlichen Gelände scheinen dagegen eher tropisch zu sein. Geflogen wurden die Schrottmaschine, und damit ist die Combo unserer furchtlosen Helden endlich komplett, von der Cargopilotin Kayle Watts (DeWanda Wise).

Ab diesem Moment müssen sie in dem Gelände gegen frei herumlaufende Dinosaurier und Biosyn-Wachleute kämpfen und sie müssen herausfinden, was Biosyn plant.

Die Story wirkt wie die Visualisierung eines Brainstormings. Da werden alle Figuren, die einem einfallen, aufgeschrieben. Sattler, Grant, Malcolm und Wu aus dem ersten „Jurassic-Park“-Film. Malcolm hatte bereits in „Jurassic World: Das gefallene Königreich“ ein Cameo, das beim Publikum gut ankam. Wu ist auch in den beiden vorherigen „Jurassic World“-Filmen dabei. Selbstverständlich werden die aus den aktuellen „Jurassic World“-Filmen bekannten Figuren genannt. Also sind auch Dearing und Grady dabei; um nur die wichtigsten Figuren zu nennen.

Einer erinnert sich an Lewis Dodgson. Der wollte in „Jurassic Park“ Dino-Embryonen aus dem noch nicht eröffnetem Vergnügungspark schmuggeln. Jetzt ist er der CEO von Biosyn und damit der Bösewicht des Films. Weil der Originaldarsteller Cameron Thor eine mehrjährige Haftstrafe wegen sexueller Übergriffe bei einer Dreizehnjährigen verbüßt, übernahm Campbell Scott die Rolle. In allen anderen Fällen übernahmen die Schauspieler wieder die Rollen, die sie bereits in früheren Filmen des Franchises gespielt hatten. Und ihr werdet überrascht sein, wer von den Hauptpersonen alles nicht stirbt.

Über die Altersdifferenz zwischen ‚Indiana Jones‘ Grant und Sattler, die sich jetzt ihre Liebe gestehen, schweigen wir; wie der Film.

Dann werden einige Plot-Points aufgeschrieben. Und Handlungsorte. Die Orte, die schon einmal gezeigt wurde, werden dann wieder entfernt. Also keine Dinos auf einer Insel und auch keine Dinos, die eine Großstadt verwüsten. Das geschah schon in „Vergessene Welt: Jurassic Park“ mit San Diego. Aber Dinos in der Prärie und den Bergen gab es noch nicht. Irgendjemand im Meeting liebt die Dolomiten. Also spielt der gesamte dritte und auch der größte Teil des zweiten Aktes dort. Im ersten Akt werden die Figuren vorgestellt, die irgendwo in Amerika sind. Die Zahl der Orte erinnert an die Produktionsorte eines deutschen Films, der von mehreren Bundesländern Gelder erhielt und jetzt deshalb dort Geld ausgeben muss. Die Vorstellung der Figuren und ihre Charakterisierungen geraten arg dünn. Die Macher gehen einfach davon aus, dass wir die vorherigen Filme noch kennen, aber sie nicht gut genug kennen, um über Veränderungen in ihrem Charakter kundig reden zu können. Bei neuen Figuren muss dann eine knappe Beschreibung, wie eiskalte Killerin, taffe Pilotin und böser Firmenchef, alles erklären.

Sowieso wird die Motivation der Figuren von der Bruchpilotin Watts, nachdem sie Grady und Dearing vor einer Trupp Killer und mordgieriger Dinosaurier rettete, treffend mit einem ‚fragen Sie nicht‘ auf den Punkt gebracht.

Das gilt auch für die gesamte Filmgeschichte. Die Story, soweit sie überhaupt erkennbar ist, setzt vor allem den ersten „Jurassic Park“-Film fort und ergänzt sie um einige Handlungselemente und Figuren aus den späteren Filmen. „Jurassic World“ wird dabei weitgehend bis vollständig ignoriert. Das ist der beste Film der aktuellen Trilogie und eigentlich ein Reboot des ersten „Jurassic Park“-Films, nur dass der Dinosaurier-Vergnügungspark inzwischen eröffnet ist und die Dinosaurier dann durchdrehen.

Absolut störend, vor allem nach dem Realismus von „Top Gun: Maverick“, ist, dass in „Jurassic World: Ein neues Zeitalter“ mal wieder so gut wie alles vor Green Screens in Studiohallen gedreht wurden. Da gibt es keine Verbindung zwischen den CGI-Dinosauriern, den Menschen und ihrer Umwelt. So laufen sie durch den Schnee, aber wir sehen niemals ihren Atem und frieren tun sie auch nicht. Sie reiten ohne wehende Haare. Sie rasen auf einem Motorrad durch enge Gassen und drehen sich ständig nach ihren Verfolgern um. Sie können, immer wieder, schneller als ein Dinosaurier laufen. Und ihn, müheloser als ein wildes Pferd, mit einem handelsüblichem Lasso und etwas gutem Willen fangen. Das hat dann noch nicht einmal den Realismus einer alten Hollywood-Studioproduktion.

Was für ein Desaster; oder, anders gesagt: „Jurassic World: Ein neues Zeitalter“ ist die konsequente Fortsetzung des ebenfalls misslungenen zweiten Teils „Jurassic World: Das gefallene Königreich“.

Ach ja: Das dürfte niemanden überraschen: inzwischen reden die Macher schon über weitere mögliche „Jurassic Park“-Filme.

Jurassic World: Ein neues Zeitalter (Jurassic World: Dominion, USA 2022)

Regie: Colin Trevorrow

Drehbuch: Emily Carmichael, Colin Trevorrow (nach einer Geschichte von Derek Connolly und Colin Trevorrow, basierend auf Charakteren von Michael Crichton)

mit Chris Pratt, Bryce Dallas Howard, Laura Dern, Jeff Goldblum, Sam Neill, DeWanda Wise, Mamoudou Athie, BD Wong, Omar Sy, Isabella Sermon, Campbell Scott, Justice Smith, Scott Haze, Dichen Lachman, Daniella Pineda

Länge: 147 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Jurassic World: Ein neues Zeitalter“

Metacritic über „Jurassic World: Ein neues Zeitalter“

Rotten Tomatoes über „Jurassic World: Ein neues Zeitalter“

Wikipedia über „Jurassic World: Ein neues Zeitalter“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Colin Trevorrows „Jurassic World“ (Jurassic World, USA 2015)

Meine Besprechung von J. A. Bayonas „Jurassic World: Das gefallene Königreich“ (Jurassic World: Fallen Kingdom, USA 2018)

Meine Besprechung von Colin Trevorrows „The Book of Henry“ (The Book of Henry, USA 2017)


Neu im Kino/Filmkritik: In der Mitte einer neuen Trilogie: „Jurassic World: Das gefallene Königreich“

Juni 6, 2018

Drei Jahre nachdem eine Horde Dinosaurier auf Isla Nublar einen Freizeitpark mit ihnen als Attraktion verwüstete, ist die Insel verwaist. Bis auf die Dinosaurier, die dort ungestört von den Menschen leben. Als auf der Insel ein Vulkan ausbrechen soll, ist ihr Überleben fraglich.

Eli Mills (Rafe Spall), der Geschäftsführer des Lockwood Estate, möchte sie retten. Sein Chef, der kranke Benjamin Lockwood (James Cromwell), war, neben John Hammond, einer der beiden Hauptfinanziers des Freizeitparks. Die Dinosaurier sollen auf eine andere Insel gebracht werden. Claire Dearing (Bryce Dallas Howard) soll dabei helfen. Sie war früher die zahlenfixierte Leiterin des Parks. Jetzt kämpft sie für das Überleben der Dinos. Mills braucht sie, weil nur mit ihrem Handabdruck der Inselcomputer gestartet werden kann, mit dem die Dinos geortet werden können. Owen Grady (Chris Pratt) soll mitkommen, weil er ihnen helfen kann, Blue zu finden. Vor allem diesem besonders intelligenten Dino mit Führungsqualitäten (Dino! Nicht Affe.) gilt das Interesse der Expedition. Begleitet werden sie von einer kleinen Söldnerarmee, die das tut, was Söldnerarmee in solchen Filmen immer tun: schießen und eher illegale Aufträge erledigen.

Deshalb erfahren Grady und Dearing (inzwischen mit besserem Schuhwerk) schon auf der Insel, dass sie hereingelegt wurden. Mills will die Dinos nicht vor dem sicheren Tod retten, sondern sie meistbietend verkaufen.

Als der Vulkan ausbricht, sollen Grady und Dearing zu den Opfern der Katastrophe gehören. In letzter Sekunde gelingt ihnen die Flucht auf das rettende Transportschiff, das die Dinosaurier an einen anderen Ort bringen soll.

In diesem Moment ist noch nicht einmal die erste Stunde von J. A. Bayonas „Jurassic World: Das gefallene Königreich“ um. Bayona, der Regisseur von „The Impossible“ und „Sieben Minuten nach Mitternacht“, übernahm die Regie, nachdem „Jurassic World“-Regisseur Colin Trevorrow keine Zeit hatte. Er sollte „Star Wars IX“ inszenieren. Das zerschlug sich später. Für „Jurassic World: Das gefallene Königreich“ schrieb Trevorrow mit Derek Connolly das Drehbuch. Aktuell schreibt er, zusammen mit Emily Carmichael, das Drehbuch für den dritten „Jurassic World“-Film, der unter seiner Regie am 11. Juni 2021 die Trilogie global abschließen soll.

Unübersehbar ist bei Bayonas Film der Charakter eines Übergangswerk, das die Verbindung zwischen dem ersten und dritten Teil herstellen soll. Ohne große Erklärungen werden wir in die Handlung geworfen, die in der ersten Hälfte vor allem auf Isla Nublar, in der zweiten Hälfte auf dem riesigen Lockwood-Anwesen spielt. Es gibt viele Dialoge, die einfach nur Dinge erklären. Das ist nicht so wahnsinnig spannend. Es gibt reichlich Action und Spaß mit den Dinosaurier. Einige altbekannte, einige neue Dinosaurier. Insgesamt sind in „Jurassic World: Das gefallene Königreich“ mehr Dinosaurier zu sehen als in allen anderen „Jurassic“-Filmen zusammen und sie sind in ihrer vollen Pracht schon von der ersten Minute an zu sehen. Aber die reichlich vorhandene Action packt nicht, weil uns die durchgehend ziemlich eindimensionalen Charaktere weitgehend egal sind. Suspense und eine damit verbundene Atmosphäre der Bedrohung. ist ebenfalls dünn gesät. Vor allem wenn man an Bayonas Tsunami-Film „The Impossible“ denkt, der anfangs sehr direkt die bedrohliche Atmosphäre von „Der weiße Hai“ zitiert und der später eindrücklich die Folgen der wahren Katastrophe zeigt. Aber in dem Film geht es um Menschen in einer realen Situation. In „Jurassic World: Das gefallene Königreich“ geht es um Eskapismus im Blockbuster-Format, bei dem, so lange riesige Tiere aufeinander losgehen, eine persönliche Handschrift und mehrere erzählerische Ebenen nicht benötigt werden.

Es gibt in „Jurassic World: Das gefallene Königreich“ auch keine richtige, in sich abgeschlossene Geschichte, sondern nur einen Mittelteil, der dazu dient, viele Menschen und Tieren in die richtige Position für die finale Schlacht zu bringen.

In dem Gewusel bleibt dann wenig Zeit, um die verschiedenen Personen genauer zu charakterisieren und sie auf eine emotionale Reise zu schicken. Alles muss immer schnell gehen. Außerdem sind inzwischen auch im „Jurassic World“-Universum so viele wichtige Charaktere dabei, dass, wie bei einer TV-Serie, für den einzelnen Charakter innerhalb des Films kaum Zeit bleibt. So hat Jeff Goldblum im Film als vor dem menschlichen Treiben warnender Wissenschaftler Ian Malcolm nur zwei Szenen, die er sitzend wahrscheinlich innerhalb eines Tages abdrehte.

Es ist auch ein Film, der ständig an andere Filme erinnert. Schießwütige Söldner und die irrwitzige Idee, Dinosaurier auf das Festland zu bringen, kennen wir bereits aus „Vergessene Welt: Jurassic Park“ und „Jurassic Park III“. Anderes aus etlichen Monsterheulern, den neuen „Planet der Affen“-Filmen, „King Kong“, bzw. „Kong“ und, zuletzt, „Rampage“; – – – eigentlich erzählt „Rampage“ eine sehr ähnliche Geschichte, die dank der Konzentration auf wenige Personen und Tiere, deutlich besser und vor allem mit mehr Augenzwinkern, vulgo vergnüglicher, erzählt wird.

Jurassic World: Das gefallene Königreich (Jurassic World: Fallen Kingdom, USA 2018)

Regie: J. A. Bayona

Drehbuch: Colin Trevorrow, Derek Connolly

LV: Charaktere von Michael Crichton

mit Chris Pratt, Bryce Dallas Howard, Rafe Spall, Justice Smith, Daniella Pineda, James Cromwell, Toby Jones, Ted Levine, Jeff Goldblum, Isabella Sermon, BD Wong, Geraldine Chaplin

Länge: 129 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

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DEnglische Homepage zum Film

Moviepilot über „Jurassic World: Das gefallene Königreich“

Metacritic über „Jurassic World: „Das gefallene Königreich“

Rotten Tomatoes über „Jurassic World: Das gefallene Königreich“

Wikipedia über „Jurassic World: Das gefallene Königreich“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Colin Trevorrows „Jurassic World“ (Jurassic World, USA 2015)

Meine Besprechung von Juan Antonio Bayonas „The Impossible“ (Lo imposible, USA/Spanien 2012)

Meine Besprechung von J. A. Bayonas „Sieben Minuten nach Mitternacht“ (A Monster calls, USA/Spanien 2016)