Max (Jason Bateman) und seine Frau Annie (Rachel McAdams) sind begeisterte Spieler. Sie lieben diese altmodischen Brettspiele und bei Ratespielen, wie Charade oder Trivial Pursuit, sind sie immer dabei. Damit können sie ganze Abende, Tage und Wochenenden verbringen. Mit ihren Freunden Kevin (Lamorne Morris), seiner Frau Michelle (Kylie Bunbury) und Ryan (Billy Magnussen), der immer eine andere Frau mitbringt, – dieses Mal ist es Sarah (Sharon Horgan) -, veranstalten sie regelmäßig Spieleabende. Nett, harmlos, jugendfrei und garantiert legal.
Bis Brooks (Kyle Chandler) sie zu einem besonderen Spieleabend einlädt. Brooks ist der erfolgreiche Bruder von Max. Er reist durch die Welt, hat viel Geld und ist sehr souverän. Halt das genaue Gegenteil des netten, treuen und zuverlässigen Max.
Brooks hat für den Abend einen besonderen Spieleabend organisiert. Sie müssen eine Entführung aufklären und sie werden bei dem Spiel nicht mehr zwischen Realität und Spiel unterscheiden können, weil die ganze Stadt das Spielfeld ist. Es ist, ohne dass er es sagt, „The Game“ in einer harmlosen Variante.
Seine sechs Gäste sind zunächst skeptisch. Immerhin haben sie sich auf einen ihrer normalen Spieleabende vorbereitet. Aber als zwei maskierte Männer das Haus betreten und sofort eine wilde Schlägerei zwischen ihnen und Brooks entbrennt, sind sie begeistert von dem Engagement der Spieler – und sie beginnen mitzuspielen.
Was sie in diesem Moment nicht ahnen: Brooks wurde wirklich entführt, weil er einen seiner Geschäftskunden hereinlegte. Und dieser Kunde ist kein Geschäftsmann mit Verbindungen zum Verbrechen, sondern ein Verbrecher der skrupellosen Sorte.
Bis sie das begreifen, dauert es eine Weile und das ändert nichts daran, dass sie Brooks suchen und retten müssen. Ohne die Polizei zu informieren.
„Game Night“ ist eine weitgehend harmlose Komödie, die von seinen sympathischen Darstellern lebt, während der Humor sich weitgehend in Blödeleien ergeht und, etwas unbeholfen, mehrere ‚Spiele‘ miteinander verbindet. Denn neben der echten Entführung hat Brooks für den Abend auch eine falsche Entführung organisiert und der Nachbar, ein psychopathischer Streifenpolizist, der Hannibal Lecter zu einem warmherzigen Gesprächspartner degradiert, spielt ebenfalls ein Spiel.
Inszeniert wurde „Game Night“ von John Francis Daley und Jonathan Goldstein, den Regisseuren von „Vacation – Wir wind die Griswolds“ und Autoren von „Kill the Boss“, „Wolkig mit der Aussicht auf Fleischbällchen 2“ und „Spider-Man: Homecoming“ (als zwei von sechs genannten Drehbuchautore, aber immerhin nach einer von ihnen erfundenen Geschichte). Das Drehbuch für „Game Night“ ist von Mark Perez („S.H.I.T. – Die Highschool GmbH“).
Game Night (Game Night, USA 2018)
Regie: John Francis Daley, Jonathan Goldstein
Drehbuch: Mark Perez
mit Jason Bateman, Rachel McAdams, Kyle Chandler, Sharon Horgan, Billy Magnussen, Lamorne Morris, Kylie Bunbury, Jesse Plemons, Michael C. Hall, Danny Huston
In „The First Avenger: Civil War“ hatte Tom Holland bereits seinen ersten Auftritt als Spider-Man und das erspart uns jetzt, in seinem ersten Solofilm im Marvel Cinematic Universe, innerhalb weniger Jahre die dritte Wiederholung seiner Origin Story. In „Spider-Man: Homecoming“ ist Peter Parker bereits vertraut mit seinen Kräften und er möchte sie für die gute Sache einsetzen. Dummerweise meldet sich sein Mentor Tony Stark (aka Iron Man) nicht. Und Starks rechte Hand, Happy Hogan, ist damit beschäftigt, die zahllosen unerbetenen Anrufe des Teenagers abzuwehren.
Also beginnt Peter auf eigene Faust Bösewichter zu jagen. Meistens sehr kleine Bösewichter. Oft nervt er auch einfach nur die Nachbarschaft, während er lernt, mit seinen Kräften und dem ihm von Tony Stark geschenkten, mit zahlreichen Special Features ausgestattetem Spider-Man-Anzug umzugehen und sich tödlich langweilt. Denn eigentlich will er nur ein weiteres Abenteuer mit den Avengers erleben. Immerhin ist Captain America regelmäßig bei ihm in der Schule. Als Videoaufzeichnung mit erbaulichen Sprüchen, die die Schüler gelangweilt über sich ergehen lassen.
Bei einem seiner nächtlichen Streifzüge stolpert er in einen Waffendeal. „The Vulture“ Adrian Toomes verkauft hochgefährliche Waffen an Kleingangster. Toomes tut das schon seit Jahren, aber in einem so kleinen Maßstab, dass er bis jetzt von den Avengers ignoriert wurde. Und das würde Toomes, der über keinerlei Superkräfte verfügt, gerne auch weiterhin so halten.
Mit dem von Michael Keaton gespielten „Vulture“ Adrian Toomes gibt es im Marvel-Universum endlich einmal einen Bösewicht, der einem länger als bis zum Abspann im Gedächtnis bleibt und der auch ein sehr nachvollziehbares Motiv für seine Taten hat: er ist ein Unternehmer, der sich um seine Angestellten kümmert. Mit seiner kleinen Firma hatte er nach der Schlacht von New York (dem Finale des ersten „The Avengers“-Films) einen lukrativen Räumungsauftrag von Alien-Schrott und -Waffen erhalten. Als das von Tony Stark initiierte U.S. Department of Damage Control (D.O.D.C.) ihn fristlos rauswirft, beschließt er sich zu wehren. Das funktioniert auch bis zu dieser Nacht, in der Peter Parker über ihn stolpert und ihn besiegen möchte.
Dieser Kampf zwischen Spider-Man und The Vulture steht allerdings nicht im Mittelpunkt des Films.
„Spider-Man: Homecoming“ ist in erster Linie eine Highschool-Komödie. Es geht um Freundschaften, die erste Liebe und Geheimnisse vor den Eltern. Im Superheldenmilieu läuft die Pubertät allerdings etwas anders ab als unter normalen Jugendlichen. Und Jon Watts erzählt das, sehr entspannt, mit viel Feingefühl für die Sorgen und Nöte eines Teenagers. Das ist vergnüglich, kurzweilig, witzig und durchgehend für ein jugendliches Publikum inszeniert. Er lässt sich, weil er die Geschichte nicht unerbittlich vorantreiben will, auch immer wieder mehr Zeit als nötig. Teilweise bis zum Stillstand. Am Ende dauert der Film über 130 Minuten. Watts behandelt Parkers Konflikte in der Schule allerdings durchgehend etwas oberflächlich. Er spitzt sie nie so zu, wie er könnte.
Es ist auch ein Film, der durchgehend wie die jugendfreie Version von „Kick-Ass“ (allerdings ohne Hit-Girl) oder, dank der unzähligen selbstironischen Bemerkungen von Peter Parker, „Deadpool“ in der jugendfreien Version wirkt. Einige Bilder wurden sogar direkt aus „Deadpool“ geklaut.
In den USA hat sich der Film, wenig verwunderlich, an die Spitzen der Kinocharts gesetzt und Marvel-Studios-Chef Kevin Feige schon weitere Filme mit Spider-Man angekündigt. Derzeit plant er eine sich über fünf Filme erstreckende Entwicklung für Peter Parker. „Homecoming“ ist der zweite Teil dieser Geschichte.
Spider-Man: Homecoming (Spider-Man: Homecoming, USA 2017)
Regie: Jon Watts
Drehbuch: Jonathan Goldstein, John Francis Daley, Jon Watts, Christopher Ford, Chris McKenna, Erik Sommers (nach einer Geschichte von Jonathan Goldstein und John Francis Daley)
LV: Charakter von Stan Lee und Steve Ditko
mit Tom Holland, Michael Keaton, Robert Downey Jr., Marisa Tomei, Jon Favreau, Gwyneth Paltrow, Zendaya, Donald Glover, Jacob Batalon, Laura Harrier, Tony Revolori, Bokeem Woodbine, Tyne Daly, Abraham Attah, Kenneth Choi, Chris Evans, Stan Lee
Mit „Das Marvel Cinematic Universe – Anatomie einer Hyperserie“ legt Peter Vignold die überarbeitete Fassung seiner Magisterarbeit an der Ruhr-Universität Bochum vor. In der Arbeit beschäftigt er sich mit der Frage, wie die einzelnen Filme und TV-Serien des Marvel Cinematic Universe miteinander verbunden sind und was diese Filme von anderen Serien, wie „Matrix“, „Harry Potter“ und „X-Men“ unterscheidet. Denn die Marvel-Filme sind bei Kritikern beliebt, Fans vertiefen sich in die Filme, um auch wirklich jede Verbindung zwischen den Filmen und zu den Comics aufzuspüren und sie sind weltweit erfolgreich. Damit hat Marvel, seitdem es nicht mehr die Rechte an seinen Comicfiguren für die Verfilmungen verkauft, sondern die Filme selbst produziert, die Regeln für Hollywood-Blockbuster geändert. Inzwischen möchte jedes Studio sein eigenes Cinematic Universe von miteinander zusammenhängenden Filmen und Figuren schaffen, in dem, wie eine eierlegende Wollmilchsau, jeder Film zum Erfolg der anderen beiträgt. Bislang mit bescheidenem Erfolg.
Vignold zeichnet nach, wie Marvel sein filmisches Universum gestaltet. In der ersten Phase („Iron Man“, „The Incredible Hulk“, „Iron Man 2“, „Thor“, „Captain America“, „The Avengers“) gelang das vor allem über wiederkehrende Nebencharaktere und die Post-Credits-Szenen, in denen es mehr oder weniger kryptische Hinweise auf kommende Filme gibt. In der zweiten Phase („Iron Man 3“, „Thor: The dark World“, „Captain America: The Winter Soldier“, „Guardians of the Galaxy“, „Avengers: Age of Ultron“, „Ant-Man“) verflechten sich die Filme immer mehr miteinander, es werden neue Charaktere eingeführt und die „Avengers“ wird zur dominierenden Binnenserie, der sich die anderen Serien unterordnen. Die TV-Serien liefern ergänzende, aber zum Verständnis der Kinofilme nicht notwendige Informationen. Das gilt vor allem für die ABC-Serien „Agents of S.H.I.E.L.D.“ und „Agent Carter“. Die Netflix-Serien „Daredevil“, „Jessica Jones“ und „Luke Cage“ reproduzieren, mit minimalen Hinweisen auf die Kinofilme, dagegen die im Kino etablierte Erfolgsformel beim Verknüpfen verschiedener Serien in einem anderen Medium.
Mit dem Ende der zweiten Phase des Marvel Cinematic Universe endet Vignolds doch sehr akademisch geschriebene Studie.
Im Kino sind wir mit „Captain America: Civil War“, „Doctor Strange“, „Guardians of the Galaxy, Vol. 2“ (immer noch abgekoppelt vom Avengers-Kosmos) und „Spider-Man: Homecoming“ (der zwar ohne die Kenntnis der Avengers-Filme verstehbar ist, aber davon ausgeht, dass man die Avengers-Filme kennt) in der dritten Phase, die 2019 mit einem „Avengers“-Film enden soll.
Und danach geht es in die vierte Phase.
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Peter Vignold: Das Marvel Cinematic Universe – Anatomie einer Hyperserie
Über „Die schrillen Vier auf Achse“ (National Lampoon’s Vacation) schrieb das Lexikon des internationalen Films „Als Satire auf den ‚american way of life‘ angelegte Slapstickkomödie, gelegentlich etwas zu sehr überdreht.“
Und im Fischer Film Almanach 1985 steht: „Wer Slapstick und Satire mag, dabei aber auch einige grobe Hämmer in Kauf nimmt, kann sich als Zuschauer hier an dem Unglück anderer Menschen freuen.“
Damals unternahm Clark Griswold (Chevy Chase) mit seiner Frau Ellen (Beverly D’Angelo) und ihren Kindern im Auto die Reise quer durch die USA von Chicago nach Walley World, einem in Kalifornien liegendem Vergnügungspark.
Heute, dreißig Jahre später, unternimmt in „Vacation – Wir sind die Grisworlds“ Clarks Sohn Rusty Griswold (Ed Helms), weil Jugenderinnerungen so schön sind, mit seiner Frau Debbie (Christina Applegate) und ihren beiden Jungs die Reise durch die USA von Chicago nach Walley World.
Die Dramaturgie hangelt sich dabei von einem Ferienerlebnis zum nächsten, zwischen banal und klamaukig wechselnd. Wobei der Klamauk meist unter die Gürtellinie zielt und immer irgendetwas mit Sex zu tun hat. Das ist aber nie witzig oder befreiend, sondern verklemmt. Als hätte es niemals so etwas wie die sexuelle Revolution gegeben. Und als seien Busengrapscher und in enge Hosen eingezwängte Riesenpenisse (auch wenn er zu ‚Thor‘ gehört) der Höhepunkt der Höhepunkt des Humors.
Die im Original vorhandene Satire auf den ‚american way of life‘ ist nicht mehr erkennbar. Slapstick gibt es nur noch in einigen wenigen Momenten. Dabei ist die Titelsequenz – eine Abfolge von Urlaubsfotos, die teilweise erst nach einem kurzen Augenblick ganz gezeigt werden und den Schnappschüssen so eine vollkommen neue Perspektive geben – gelungen in ihrem Blick auf die Biederkeit und Absurdität von ganz normalen Familienurlauben und Situation, in denen das Lachen zwischen Schadenfreude und Betroffenheit über die unsensiblen Erwachsenen schwankt. Beim restlichen Film stellt sich diese Frage, warum man worüber lachen soll, nicht mehr. Zu altbacken und zu verklemmt sind die Witze. Auch Chevy Chase, der gegen Filmende seinen Auftritt hat, kann diesen biederen Klamauk nicht mehr retten.
Ich gehöre sicher nicht zum Zielpublikum von „Wolkig mit der Aussicht auf Fleischbällchen 2“, aber während der Vorführung des Kinderfilms lachten die Erwachsenen öfter als die Kinder. Wobei öfter nicht oft bedeutet und das auch nichts über die Qualität des Films sagt. Denn der Trickfilm „Wolkig mit der Aussicht auf Fleischbällchen 2“ ist eine erstaunlich lieblos-langweilige Angelegenheit, die direkt nach dem Ende des ersten Films beginnt.
Die fantastische Erfindung von Flint Lockwood, die aus Wasser Essen machte, wurde vernichtet, auf der Insel feiern alle und Chester V, der Chef des Multis Live Corp, macht Flint ein Angebot, das er nicht ablehnen will: er darf als Erfinder bei ihm arbeiten. Die Realität als kleines Rädchen bei Live Corp ist anders als die Fantasie. Als er einem Wettbewerb nicht gewinnt, begeht er einen blamablen Fauxpas und möchte sich am liebsten umbringen. Da betraut Chester V ihn mit einem Geheimauftrag: er soll auf seine Insel zurückkehren und seine Erfindung endgültig vernichten, die jetzt aus Essen Tiere erschafft, die als Mischwesen, sogenannte Naschtiere (Foodimals), wie Tacodile, Shrimpansen und Nilpfertoffeln, gefräßige Nahrung sind.
Gemeinsam mit seinen Freunden aus dem ersten Film kehrt er zurück.
Der Film wirkt, als habe man einfach die Ideen, die man so hatte, in einer rudimentären Geschichte, die ziemlich egal ist und die daher etliche Möglichkeiten verschenkt, willkürlich aneinandergeklatscht. Denn nichts hat für die Geschichte Konsequenzen. Logisch und unterhaltsam ist das alles auch nicht.
„Wolkig mit der Aussicht auf Fleischbällchen 2“ ist kein guter Kinderfilm und, trotz 3D, ein sehr eindimensional-langweiliger Film mit höchstens funktionalen Animationen.
Im Original sprechen unter anderem Bill Hader, Anna Faris, Will Forte, Benjamin Bratt und James Caan die Charaktere. In der deutschen Fassung haben wir Cindy aus Marzahn.
Wolkig mit der Aussicht auf Fleischbällchen 2 (Cloudy with a Chance of Meatballs 2, USA 2013)
Regie: Cody Cameron, Kris Pearn
Drehbuch: Erica Rivinoja, John Francis Daley, Jonathan Goldstein (nach einer Geschichte von Erica Rivinoja, Phil Lord und Christopher Miller)