Neu im Kino/Filmkritik: „Spider-Man: No Way Home“ beendet eine erfreuliche Trilogie

Dezember 15, 2021

Vor dem Film bitten Tom Holland und einige seiner Co-Stars uns, nichts von der Handlung des Films zu verraten. Nun, denn, dann bleibe ich im Folgenden weitgehend bei der offiziellen Synopse und nenne nicht alle wichtigen und bekannten Schauspieler, die dabei sind; – was jetzt vielleicht auch schon ein Spoiler sein könnte. Denn in dem neuen Spider-Man-Film „No Way Home“ steigt das Vergnügen an diesem Film mit dem Wissen über die vorherigen Filme.

No Way Home“ beginnt unmittelbar nach dem Ende von dem Europatrip „Far from Home“. Das war der zweite gelungene Spielfilm mit Tom Holland als Peter ‚Spider-Man‘ Parker. Dazwischen absolvierte Holland in anderen Marvel-Filmen mehrere Auftritte als Spider-Man. Diese Gastauftritte gehören zur DNA des Marvel Cinematic Universe (MCU) und sie stellen einen Zusammenhang zwischen den verschiedenen Filmen her, die oft auch unabhängig voneinander gesehen werden können. Am Ende von „Far from Home enthüllte ‚Mysterio‘ Quentin Beck die Identität von Spider-Man. Seitdem weiß die ganze Welt, dass der siebzehnjährige Schüler Peter Parker der freundliche Superheld von nebenan ist. Parker, der seine Anonymität schätzt, ist von dem Medienrummel überfordert und angewidert. Er möchte sein früheres Leben wieder zurück haben. Helfen soll ihm Doctor Strange (Benedict Cumberbatch). Der Zauberer kann die Vergangenheit verändern. Also kann er auch die Welt vergessen lassen, dass Peter Parker Spider-Man ist. Bei dem Zauberspruch geht einiges schief, weil Parker sich spontan, während des Spruchs, entscheidet, dass doch einige Menschen, wie seine Freundin, wissen sollten, dass er Spider-Man ist. So sorgt er für ein gewaltiges Chaos in dieser und anderen Welten. Das führt dazu, dass die verschiedenen Welten nicht mehr sauber getrennt sind und Menschen aus einem Paralleluniversum unsere Welt betreten können.

Dieses Multiverse ist im MCU ein neues Konzept. In den Marvel-Comics gibt es die Idee von unendlich vielen nebeneinander bestehenden, sich mehr oder weniger ähnlichen Welten schon lange. Sie ermöglicht es den Machern, verschiedene Formen von Spider-Mann, seinen Freunden und Feinden zu erfinden. Weil diese Welten voneinander unabhängig sind, kann sich hier jeder Autor mit seiner Version von Spider-Man austoben. Es kann auch ein Crossover geben, in dem sich die verschiedenen Versionen eines Superhelden treffen. Im Kino wurde das Konzept des Multiverse in dem nicht zum MCU zählendem Animationsfilm „Spider-Man: A new Universe“ (Spider-Man: Into the Spider-Verse, USA 2018) vorgestellt. Da gab es dann auch einen schwarzen Spider-Man.

In „No Way Home“ trifft Parker zuerst auf einige Bösewichter aus den vorherigen, in anderen Universen spielenden Spider-Man-Filmen. Es sind ‚Doctor Octopus‘ Otto Octavius (Albert Molina), der ‚Green Goblin‘ Norman Osborn (Willem Dafoe), ‚Electro‘ Max Dillon (Jamie Foxx), ‚Sandman‘ Flint Marko und der ‚Lizard‘ Dr. Curt Connors (um nur die zu nennen, die im Pressematerial namentlich genannt werden). Diese Bösewichter wissen, dass Peter Parker Spider-Man ist. Auch wenn sie von seinem Aussehen irritiert sind. Schließlich haben sie gegen einen anderen Spider-Man gekämpft.

Doctor Strange, Peter Parker und seine engsten Freunde versuchen jetzt, das von Parker angerichtete Chaos wieder rückgängig zu machen.

Jon Watts und die Drehbuchautoren Chris McKenna und Erik Sommers, die auch für die beiden vorherigen Spider-Man-Filme „Homecoming“ und „Far from Home“ verantwortlich waren, erfanden eine zwar ausufernde, aber doch in sich schlüssige Geschichte. Sie dürfte auch ohne die Kenntnis der Spider-Man-Filme von Sam Raimi und Marc Webb (für die Bösewichter) und Jon Watts (für diesen Spider-Man und sein Umfeld) verständlich sein. Aber einen wirklichen emotionalen Impact hat der neue Film nur, wenn man die vorherigen Filme Filme kennt. Dann haben die Auftritte von den schon erwähnten und anderen Figuren eine Bedeutung. Schließlich kennt man sie, ihre Geschichte und ihre Beziehung zu Spider-Man. Man versteht auch die vielen Anspielungen, die das Herz des MCU-Fans erfreuen.

Diese Ansammlung der Superbösewichter wird nicht, wie in Sam Raimis „Spider-Man 3“, zu einer ermüdenden Abfolge nacheinander folgender Auftritte von Bösewichtern, die sofort vernichtet, oder, im Fall von „No Way Home“, an den ihnen zustehenden Platz in ihrer Welt befördert werden. Sie treten gemeinsam auf, agieren miteinander (auch weil sie sich teilweise von früher kennen) und sie versuchen sich an die neue Situation anzupassen. Schließlich gibt es eine neue Welt zu erobern.

Dummerweise führt diese Ansammlung von Bösewichtern dazu, dass keiner wirklich herausragt und keiner von ihnen hat einen Plan, den Spider-Man verhindern muss. So ist auch dieses dreckige Dutzend, wie eigentlich alle MCU-Bösewichter, ein mit großen Kräften ausgestatteter, aber ansonsten enttäuschender Gegner.

Insgesamt ist diese Begegnung der verschiedenen Spider-Man-Welten ein gelungener Spaß. Vor allem, wie gesagt, für die Menschen, die auch die Spider-Man-Filme von Raimi und Webb kennen. Denn Jon Watts setzt sie als bekannt voraus – und es gibt, darauf aufbauend, eine gehörige Fan-Service und Fan-Amüsement. Gleichzeitig führt er die Geschichte von seinem Peter Parker fort, der immer wieder in haarsträubende Situationen und Abenteuer hineinstolpert, die für ihn ein, zwei Nummern zu groß sind. Er ist, Superheld hin, Superheld her, halt immer noch ein Teenager, hat noch nicht die Schule abgeschlossen und ist seit kurzem mit seiner ersten großen Liebe MJ zusammen.

Das ist locker-flockig, mit einer ordentlichen Portion Humor erzählt (auch wenn das Nachspiel nach dem großen Kampf etwas lang geraten ist) und knüpft gelungen an die früheren Marvel-Filme an.

Spider-Man: No Way Home“ ist der bislang befriedigenste Film der aktuellen, dieses Jahr begonnenen vierten MCU-Phase. Auch wenn die Zukunft von Tom Holland als Spider-Man unklar ist und damit auch unklar ist, wie sehr er in diese vierte Phase involviert sein wird. Holland würde die Rolle gerne weiter spielen. Es gibt Gerüchte, aber noch keine konkrete Ankündigung über einen weiteren Auftritt von ihm als Spider-Man.

Nach dem Abspann gibt es mehrere Bilder, die wie der Trailer für den von Sam Raimi inszenierten „Doctor Strange“-Film „Doctor Strange in the Multiverse of Madness“, der Anfang Mai 2022 starten soll, wirken.

Spider-Man: No Way Home (Spider-Man: No Way Home, USA 2021)

Regie: Jon Watts

Drehbuch: Chris McKenna, Erik Sommers (basierend auf dem Marvel Comics von Stan Lee und Steve Ditko)

mit Tom Holland, Zendaya, Jacob Batalon, Benedict Cumberbatch, Marisa Tomei, Jon Favreau, Alfred Molina, Willem Dafoe, Jamie Foxx, J.K. Simmons, Benedict Wong (wenn schon die Besetzungsliste ein Spoiler ist…oder, anders gesagt: zu einem späteren Zeitpunkt wird es eine längere Besetzungsliste geben)

Länge: 149 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Spider-Man: No Way Home“

Metacritic über „Spider-Man: No Way Home“

Rotten Tomatoes über „Spider-Man: No Way Home“ (aktuell mit fast 100 Prozent Frische überbewertet)

Wikipedia über „Spider-Man: No Way Home“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Marc Webbs „The Amazing Spider-Man“ (The Amazing Spider-Man, USA 2012)

Meine Besprechung von Marc Webbs „The Amazing Spider-Man 2: Rise of Electro“ (The Amazing Spider-Man 2: Rise of Electro, USA 2013)

Meine Besprechung von Jon Watts‘ „Spider-Man: Homecoming“ (Spider-Man: Homecoming, USA 2017)

Meine Besprechung von Jon Watts‘ „Spider-Man: Far From Home“ (Spider-Man: Far From Home, USA 2019)


Neu im Kino/Filmkritik: „Spider-Man: Far From Home“ in good old Europe

Juli 4, 2019

Spider-Man: Far From Home“ ist der erste Marvel-Film nach dem unglaublich erfolgreichen „Avengers: Endgame“, der lange als Abschluss der Phase Drei des Marvel Cinematic Universe angekündigt war. Inzwischen weiß man, dass aus Sicht der Macher „Spider-Man: Far From Home“ der richtige und endgültige Abschluss der Phase Drei des MCU ist. Diese Idee, mit dem MCU mehrere Filme miteinander zu verbinden, war auch eine grandiose Idee, um das Publikum über mehrere Filme ins Kino zu locken. Schließlich traten Hauptfiguren in einem Film in anderen Filmen kurz auf und es gab immer Kleinigkeiten, die in einem der nächsten Filme wichtig wurden. In „Endgame“ wurden dann die verschiedenen, wie Brotkrumen über die Filme gestreuten Informationen so zusammengefügt, dass das Bild eines großen Plans entstand. „Spider-Man: Far From Home“, der nach „Endgame“ spielt, ist jetzt ein Epilog, der vor allem ein Einzelfilm ist.

‚Spider-Man‘ Peter Parker (Tom Holland) sieht sich immer noch als der freundliche Superheld aus und für die Nachbarschaft. Er will nicht die Welt, sondern das Dorf retten. Außerdem ist er immer noch der sechzehnjährige Schüler (Wird der denn nie älter?), der immer noch in die schnippische MJ (Zendaya) verliebt ist und keine Ahnung hat, wie er ihr seine Liebe gestehen soll. Aber während der Klassenfahrt könnte sich eine Gelegenheit ergeben. Zusammen mit seinem Freund Ned Leeds (Jacob Batalon) entwirft er schon kitschig-romantischste Pläne für dieses große Ereignis.

Die Klassenfahrt ist eine Europa-Rundreise, die in Venedig beginnt. Dort gerät er in einen Kampf zwischen einem Wassermonster und Quentin Beck, aka Mysterio (Jake Gyllenhaal) (Nein! Nicht schnell auf Wikipedia nachsehen, wer Mysterio in den Marvel-Comics ist.). Mysterio ist auf den ersten Blick eine Mischung aus Iron Man und Dr. Strange, die beide, wie Nick Fury ihm sagt, aus verschiedenen Gründen im Moment verhindert sind. Also muss Peter Parker gegen die Bösewichter kämpfen.

Und weil wir in der Pressevorführung gebeten wurden, nichts über den Inhalt des Films zu verraten, bin ich jetzt am Ende des Teils meiner Besprechung angelangt, die irgendetwas über den Inhalt verrät, das man nicht schon aus den Trailern kennt.

Sagen kann ich, dass Tom Holland wieder als freundlicher, meist von den Herausforderungen etwas überforderter Spider-Man überzeugt. Auch die anderen Schauspieler überzeugen. Viele sind aus dem vorherigen, ebenfalls von Jon Watts inszeniertem MCU-Spider-Man-Film „Homecoming“ und den anderen MCU-Filmen bekannt. Die Effekte sind, wenn ganze Innenstädte und Wahrzeichen zerstört werden, gewohnt gut und bombastisch. Der touristische Europatrip erfreut mit vielen, meist gut abgehangenen Klischees über die alte Welt und verliert dabei mehr als einmal den Kampf von Spider-Man gegen den Bösewicht aus dem Blick. Der Bösewicht ist gewohnt schwach. Sein Motiv ist kaum nachvollziehbar. Sein genialer und teuflisch böser Plan ebenso. Damit gibt es auch keinen zentralen Konflikt, auf den sich die gesamte Filmgeschichte konzentrieren könnte. Aber das kennt man aus den vorherigen Marvel-Filmen, die diesen Mangel mit Humor überspielen.

Far From Home“ gefällt vor allem als unterhaltsamer Einzelfilm, der bis auf ein, zwei Momente auch ohne das Wissen aus den anderen MCU-Filmen gesehen werden kann. Entsprechend schlecht funktioniert „Far From Home“ als Abschluss der dritten MCU-Phase. Am Anfang werden zwar die in „Endgame“ verstorbenen Avengers erwähnt und Peter Parkers erinnert sich an sein Idol Tony Stark, aber auf die Geschichte von „Far from home“ hat das keinen nennenswerten Einfluss. Um was es in der nächsten MCU-Phase gehen könnte, ist auch nach „Far From Home“ immer noch unklar. Daran ändert auch Peter Parkers bereits aus dem Trailer bekannte sofortige Akzeptanz des Multiversums nichts. Aber vielleicht hat er den vor Weihnachten gestarteten Spider-Man-Animationsfilm „Spider-Man: A new Universe“ (Spider-Man: Into the Spider-Verse, USA 2018) gesehen und wusste daher, dass es viele verschiedene Welten mit verschiedenen Spider-Man-Inkarnationen, Superhelden und Bösewichtern gibt.

Spider-Man: Far From Home (Spider-Man: Far From Home, USA 2019)

Regie: Jon Watts

Drehbuch: Chris McKenna, Erik Sommers (nach dem Charakter von Steve Ditko und Stan Lee)

mit Tom Holland, Jon Favreau, Jake Gyllenhaal, Samuel L. Jackson, Cobie Smulders, Jacob Batalon, Zendaya, Angourie Rice, Zach Barack, Numan Acar, Marisa Tomei, J. K. Simmons

Länge: 130 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Spider-Man: Far From Home“

Metacritic über „Spider-Man: Far From Home“

Rotten Tomatoes über „Spider-Man: Far From Home“

Wikipedia über „Spider-Man: Far From Home“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Jon Watts‘ „Spider-Man: Homecoming“ (Spider-Man: Homecoming, USA 2017)


Neu im Kino/Buch- und Filmkritik: „Spider-Man: Homecoming“ in „Das Marvel Cinematic Universum“

Juli 13, 2017

In „The First Avenger: Civil War“ hatte Tom Holland bereits seinen ersten Auftritt als Spider-Man und das erspart uns jetzt, in seinem ersten Solofilm im Marvel Cinematic Universe, innerhalb weniger Jahre die dritte Wiederholung seiner Origin Story. In „Spider-Man: Homecoming“ ist Peter Parker bereits vertraut mit seinen Kräften und er möchte sie für die gute Sache einsetzen. Dummerweise meldet sich sein Mentor Tony Stark (aka Iron Man) nicht. Und Starks rechte Hand, Happy Hogan, ist damit beschäftigt, die zahllosen unerbetenen Anrufe des Teenagers abzuwehren.

Also beginnt Peter auf eigene Faust Bösewichter zu jagen. Meistens sehr kleine Bösewichter. Oft nervt er auch einfach nur die Nachbarschaft, während er lernt, mit seinen Kräften und dem ihm von Tony Stark geschenkten, mit zahlreichen Special Features ausgestattetem Spider-Man-Anzug umzugehen und sich tödlich langweilt. Denn eigentlich will er nur ein weiteres Abenteuer mit den Avengers erleben. Immerhin ist Captain America regelmäßig bei ihm in der Schule. Als Videoaufzeichnung mit erbaulichen Sprüchen, die die Schüler gelangweilt über sich ergehen lassen.

Bei einem seiner nächtlichen Streifzüge stolpert er in einen Waffendeal. „The Vulture“ Adrian Toomes verkauft hochgefährliche Waffen an Kleingangster. Toomes tut das schon seit Jahren, aber in einem so kleinen Maßstab, dass er bis jetzt von den Avengers ignoriert wurde. Und das würde Toomes, der über keinerlei Superkräfte verfügt, gerne auch weiterhin so halten.

Mit dem von Michael Keaton gespielten „Vulture“ Adrian Toomes gibt es im Marvel-Universum endlich einmal einen Bösewicht, der einem länger als bis zum Abspann im Gedächtnis bleibt und der auch ein sehr nachvollziehbares Motiv für seine Taten hat: er ist ein Unternehmer, der sich um seine Angestellten kümmert. Mit seiner kleinen Firma hatte er nach der Schlacht von New York (dem Finale des ersten „The Avengers“-Films) einen lukrativen Räumungsauftrag von Alien-Schrott und -Waffen erhalten. Als das von Tony Stark initiierte U.S. Department of Damage Control (D.O.D.C.) ihn fristlos rauswirft, beschließt er sich zu wehren. Das funktioniert auch bis zu dieser Nacht, in der Peter Parker über ihn stolpert und ihn besiegen möchte.

Dieser Kampf zwischen Spider-Man und The Vulture steht allerdings nicht im Mittelpunkt des Films.

Spider-Man: Homecoming“ ist in erster Linie eine Highschool-Komödie. Es geht um Freundschaften, die erste Liebe und Geheimnisse vor den Eltern. Im Superheldenmilieu läuft die Pubertät allerdings etwas anders ab als unter normalen Jugendlichen. Und Jon Watts erzählt das, sehr entspannt, mit viel Feingefühl für die Sorgen und Nöte eines Teenagers. Das ist vergnüglich, kurzweilig, witzig und durchgehend für ein jugendliches Publikum inszeniert. Er lässt sich, weil er die Geschichte nicht unerbittlich vorantreiben will, auch immer wieder mehr Zeit als nötig. Teilweise bis zum Stillstand. Am Ende dauert der Film über 130 Minuten. Watts behandelt Parkers Konflikte in der Schule allerdings durchgehend etwas oberflächlich. Er spitzt sie nie so zu, wie er könnte.

Es ist auch ein Film, der durchgehend wie die jugendfreie Version von „Kick-Ass“ (allerdings ohne Hit-Girl) oder, dank der unzähligen selbstironischen Bemerkungen von Peter Parker, „Deadpool“ in der jugendfreien Version wirkt. Einige Bilder wurden sogar direkt aus „Deadpool“ geklaut.

In den USA hat sich der Film, wenig verwunderlich, an die Spitzen der Kinocharts gesetzt und Marvel-Studios-Chef Kevin Feige schon weitere Filme mit Spider-Man angekündigt. Derzeit plant er eine sich über fünf Filme erstreckende Entwicklung für Peter Parker. „Homecoming“ ist der zweite Teil dieser Geschichte.

Spider-Man: Homecoming (Spider-Man: Homecoming, USA 2017)

Regie: Jon Watts

Drehbuch: Jonathan Goldstein, John Francis Daley, Jon Watts, Christopher Ford, Chris McKenna, Erik Sommers (nach einer Geschichte von Jonathan Goldstein und John Francis Daley)

LV: Charakter von Stan Lee und Steve Ditko

mit Tom Holland, Michael Keaton, Robert Downey Jr., Marisa Tomei, Jon Favreau, Gwyneth Paltrow, Zendaya, Donald Glover, Jacob Batalon, Laura Harrier, Tony Revolori, Bokeem Woodbine, Tyne Daly, Abraham Attah, Kenneth Choi, Chris Evans, Stan Lee

Länge: 134 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Spider-Man: Homecoming“

Metacritic über „Spider-Man: Homecoming“

Rotten Tomatoes über „Spider-Man: Homecoming“

Wikipedia über „Spider-Man: Homecoming“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Marc Webbs „The Amazing Spider-Man“ (The Amazing Spider-Man, USA 2012)

Meine Besprechung von Marc Webbs „The Amazing Spider-Man 2: Rise of Electro“ (The Amazing Spider-Man 2: Rise of Electro, USA 2013)

Buchkritik

Mit „Das Marvel Cinematic Universe – Anatomie einer Hyperserie“ legt Peter Vignold die überarbeitete Fassung seiner Magisterarbeit an der Ruhr-Universität Bochum vor. In der Arbeit beschäftigt er sich mit der Frage, wie die einzelnen Filme und TV-Serien des Marvel Cinematic Universe miteinander verbunden sind und was diese Filme von anderen Serien, wie „Matrix“, „Harry Potter“ und „X-Men“ unterscheidet. Denn die Marvel-Filme sind bei Kritikern beliebt, Fans vertiefen sich in die Filme, um auch wirklich jede Verbindung zwischen den Filmen und zu den Comics aufzuspüren und sie sind weltweit erfolgreich. Damit hat Marvel, seitdem es nicht mehr die Rechte an seinen Comicfiguren für die Verfilmungen verkauft, sondern die Filme selbst produziert, die Regeln für Hollywood-Blockbuster geändert. Inzwischen möchte jedes Studio sein eigenes Cinematic Universe von miteinander zusammenhängenden Filmen und Figuren schaffen, in dem, wie eine eierlegende Wollmilchsau, jeder Film zum Erfolg der anderen beiträgt. Bislang mit bescheidenem Erfolg.

Vignold zeichnet nach, wie Marvel sein filmisches Universum gestaltet. In der ersten Phase („Iron Man“, „The Incredible Hulk“, „Iron Man 2“, „Thor“, „Captain America“, „The Avengers“) gelang das vor allem über wiederkehrende Nebencharaktere und die Post-Credits-Szenen, in denen es mehr oder weniger kryptische Hinweise auf kommende Filme gibt. In der zweiten Phase („Iron Man 3“, „Thor: The dark World“, „Captain America: The Winter Soldier“, „Guardians of the Galaxy“, „Avengers: Age of Ultron“, „Ant-Man“) verflechten sich die Filme immer mehr miteinander, es werden neue Charaktere eingeführt und die „Avengers“ wird zur dominierenden Binnenserie, der sich die anderen Serien unterordnen. Die TV-Serien liefern ergänzende, aber zum Verständnis der Kinofilme nicht notwendige Informationen. Das gilt vor allem für die ABC-Serien „Agents of S.H.I.E.L.D.“ und „Agent Carter“. Die Netflix-Serien „Daredevil“, „Jessica Jones“ und „Luke Cage“ reproduzieren, mit minimalen Hinweisen auf die Kinofilme, dagegen die im Kino etablierte Erfolgsformel beim Verknüpfen verschiedener Serien in einem anderen Medium.

Mit dem Ende der zweiten Phase des Marvel Cinematic Universe endet Vignolds doch sehr akademisch geschriebene Studie.

Im Kino sind wir mit „Captain America: Civil War“, „Doctor Strange“, „Guardians of the Galaxy, Vol. 2“ (immer noch abgekoppelt vom Avengers-Kosmos) und „Spider-Man: Homecoming“ (der zwar ohne die Kenntnis der Avengers-Filme verstehbar ist, aber davon ausgeht, dass man die Avengers-Filme kennt) in der dritten Phase, die 2019 mit einem „Avengers“-Film enden soll.

Und danach geht es in die vierte Phase.

Peter Vignold: Das Marvel Cinematic Universe – Anatomie einer Hyperserie

(Marburger Schriften zur Medienforschung)

Schüren, 2017

176 Seiten

19,90 Euro


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