Bei den „Pirates of the Caribbean“ hat es sehr gut funktioniert: aus einer Vergnügungspark-Attraktion wurde ein Film gemacht, der zum Kassenhit wurde. Disney zählte die Einnahmen, freute sich und produzierte mehrere Fortsetzungen.
Bei der „Haunted Mansion“ könnte es – so jedenfalls das Gedankenspiel der Produzenten – auch funktionieren. Ein Film über ein Haus voller Geister. Er gibt wohlige Gänsehaut bei Kindern und Erwachsenen. Erstere freuen sich über die furchterregenden Geister und die Gags. Letztere freuen sich über die Anspielungen. Schließlich ist die Villa bewohnt von Geistern und Horror-Gestalten, die seit Jahrzehnten durch Filme, Comics und Bücher zu einem Teil des popkulturellen Gedächtnisses wurden.
Die Geschichte ist in ihren Grundzügen schnell gefunden. Sie muss eigentlich nur die Story der Vergnügungspark-Attraktion leicht variieren. Dort betreten die Besucher, seitdem 1969 in Disneyland die erste Haunted Mansion eröffnet wurde, das Spukhaus. Sie begegnen etlichen Geistern, lassen sich erschrecken, bekommen eine Gänsehaut und verlassen dann das Haus.
Im Film betreten einige Menschen die titelgebende „Geistervilla“. Schnell treffen sie auf die Geister, die das Haus bewohnen. Ben (LaKeith Stanfield) ist ein ehemaliger Astrophysiker, der immer noch in Trauer über den Tod seiner Frau ist und jetzt, wenn er ansprechbar ist, sein Geld als schlecht gelaunter Touristenführer verdient. Er erzählt ihnen von den in New Orleans lebenden Geistern. Selbst glaubt er nicht an Geister. Neben ihm sind Gabbie (Rosario Dawson) und ihr neunjähriger Sohn Travis (Chase W. Dillon), die Mieter der Geistervilla, der Geistliche Father Kent (Owen Wilson), Professor Bruce Davis (Danny DeVito), der die Geschichte der Geister von New Orleans erforscht, und das Medium Harriet (Tiffany Haddish) in der Geistervilla. Sie alle werden, nachdem sie die Villa betreten haben, von den Geistern in ihr festgehalten. Später kommt noch Madame Leota (Jamie Lee Curtis) dazu. Sie wird in einer Glaskugel gefangen gehalten.
Aus diesem Setting machen Regisseur Justin Simien und Drehbuchautorin Katie Dippold eine erschreckend belang- und humorlose CGI-Schlacht in meist dunklen und sehr dunklen Räumen. Simien inszenierte den in Deutschland nicht veröffentlichten Ensemblefilm „Dear White People“ und die bei uns auf DVD veröffentlichte Horrorkomödie „Bad Hair“.
Dippold schrieb die Drehbücher für die von Paul Feig inszenierten Komödien „Taffe Mädelds“ (The Heat) und „Ghostbusters“. Im Gegensatz zu den unzähligen gehässigen Kommentaren der fanatischen Fans der ursprünglichen Ghostbusters-Filme, die zu dem Zeitpunkt den Film noch nicht gesehen hatten, fand ich die 2016 entstandene Version mit weiblichen Geisterjägern durchaus unterhaltsam.
Das kann über „Geistervilla“ nicht gesagt werden. In der Villa sind zwar viele Geister, aber einen bleibenden Eindruck hinterlässt kein Geist. Die Geisterjäger sind eine moralisch bestenfalls zweifelhafte Truppe uncharmanter Gestalten. Einige von ihnen sind Betrüger; was kein Problem wäre, wenn es irgendwelche Gründe gäbe, ihnen die Daumen zu drücken. Auch von ihnen bleibt niemand länger im Gedächtnis. Die beiden Mieter der Villa, die alleinstehende Mutter und ihr Sohn, haben bestenfalls eine Nebenrolle. Dabei hätte, wenn ein jüngeres Publikum angesprochen werden soll, Travis durchaus die Rolle des Protagonisten übernehmen können.
Bevor man diese „Geistervilla“ besucht, sieht man sich besser noch einmal Tim Burtons „Beetlejuice“ oder Rob Lettermans R.-L.-Stine-‚Verfilmung‘ „Gänsehaut“ an. Das sind, auch für Kinder, die viel, viel besseren Horrorkömodien mit eindrucksvollen Geistern und Menschen, treffsicherem Humor und gelungenen filmischen Anspielungen.
Geistervilla (Haunted Mansion, USA 2023)
Regie: Justin Simien
Drehbuch: Katie Dippold
mit LaKeith Stanfield, Tiffany Haddish, Owen Wilson, Danny DeVito, Rosario Dawson, Chase W. Dillon, Dan Levy, Jamie Lee Curtis, Jared Leto, Hasan Minhaj, Marilu Henner
Länge: 123 Minuten
FSK: ?
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Hinweise
Moviepilot über „Geistervilla“
Metacritic über „Geistervilla“