TV-Tipp für den 22. Oktober: Es geschah am hellichten Tag

Oktober 21, 2021

One, 21.00

Es geschah am hellichten Tag (Deutschland 1996)

Regie: Nico Hofmann

Drehbuch: Bernd Eichinger, Uwe Wilhelm

LV: Friedrich Dürrenmatt: Das Versprechen – Requiem auf den Kriminalroman, 1957

Kommissar Matthäi sucht den Mörder eines neunjährigen Mädchens.

Bernd Eichinger hatte die Idee zur kurzlebigen Reihe „German Classics“. In ihr wurden deutsche Filmklassiker von einer hochkarätigen Besetzung vor und hinter der Kamera für das Fernsehen neu inszeniert. Die Kritikerreaktionen waren gespalten, aber durchaus wohlwollend. Nur SAT 1 stieg nach vier Filmen aus. Deshalb ist „Es geschah am helllichten Tag“ einer der wenigen von einem Privatsender produzierten Filme, die echte Kinoqualitäten haben und nicht durch ein verzweifeltes Schielen auf die Quote alles vermurksen.

Dieses extrem selten gezeigte Remake von „Es geschah am helllichten Tag“ ist ein seltsam aus der Zeit gefallener Film. Das Rühmann/Fröbe-Original wurde kaum aktualisiert und jetzt sehen wir einen filmischen Bastard, der einerseits eindeutig in den Fünfzigern spielt, andererseits aber mit der heutigen Technik arbeitet. Die Inszenierung betont, besonders bei den im Wald spielenden Szenen, das märchenhafte. Gerade wegen der nur halbherzigen Aktualisierung berührt einen Nico Hofmanns Remake nie wirklich. Es bleibt letztendlich Ausstattungskino.

Vier Jahre später inszenierte Sean Penn mit „Das Versprechen“ (The Pledge) den gleichen Stoff wesentlich packender.

Mit Joachim Król, Barbara Rudnik, Axel Milberg, Heino Ferch, Hans-Werner Meyer, Arnd Klawitter, Martin Lüttge, Monika Baumgartner, Michael Mendl, Monica Bleibtreu

Wiederholung: Samstag, 23. Oktober, 00.35 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Filmportal über „Es geschah am hellichten Tag“

Wikipedia über Friedrich Dürrenmatt

Meine Besprechung von Friedrich Dürrenmatts “Die Kriminalromane” (Sammelband)


TV-Tipp für den 7. Mai: Der Untergang

Mai 6, 2020

Kabel 1, 20.15

Der Untergang (Deutschland 2004)

Regie: Oliver Hirschbiegel

Drehbuch: Bernd Eichinger

LV: Joachim Fest: Der Untergang – Hitler und das Ende des Dritten Reiches, 2002

LV: Traudl Junge, Melissa Müller: Bis zur letzten Stunde – Hitlers Sekretärin erzählt ihr Leben, 2002

Was geschah in den letzten Kriegstagen in Berlin im Führerbunker? Nach 150 Minuten wissen wir es.

Der Untergang“ ist gediegen erzähltes, starbesetztes Unterhaltungskino im Hollywoodstil. Historisch akkurat und ohne eine erkennbare Haltung zum Sujet. Deshalb reiht sich eine Episode an die nächste Episode, aber eine Geschichte wird, abseits der strikt chronologischen Anordnung des Materials, nicht erkennbar.

mit Bruno Ganz, Alexandra Maria Lara, Corinna Harfouch, Ulrich Matthes, Juliane Köhler, Heino Ferch, Christian Berkel, Matthias Habich, Thomas Kretschmann, Michael Mendl, André Hennicke, Ulrich Noethen, Birgit Minichmayr, Rolf Kanies, Justus von Dohnányi, Dieter Mann, Christian Redl, Götz Otto, Alexander Held, Bettina Redlich, Heinrich Schmieder, Anna Thalbach, Ulrike Krumbiegel, Jürgen Tonkel, Devid Striesow

Wiederholung: Freitag, 8. Mai, 02.30 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Filmportal über „Der Untergang“

Rotten Tomatoes über „Der Untergang“

Wikipedia über „Der Untergang“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Oliver Hirschbiegels „Five Minutes of Heaven“ (Five Minutes of Heaven, GB 2009)

Meine Besprechung von Oliver Hirschbiegels „Diana“ (Diana, USA/GB 2013)

Meine Besprechung von Oliver Hirschbiegels „Elser“ (Deutschland 2015)  (mit Interviews mit Oliver Hirschbiegel über den Film) (und der DVD)

Meine Besprechung von Oliver Hirschbiegels „Der gleiche Himmel“ (Deutschland 2017)


Neu im Kino/Filmkritik: „A Cure for Wellness“ mit Nebenwirkungen

Februar 23, 2017

Normalerweise würde man „A Cure for Wellness“ als Spaßprojekt bezeichnen. Es ist ein kleiner Film, den der Regisseur macht, um sich von seinen anderen, deutlich höher budgetierten Filmen eine Auszeit zu gönnen. Allerdings ist Gore Verbinski vor allem für die „Pirates of the Carribean“-Filme bekannt und auch sein letzter Film „The Lone Ranger“ schrieben „Spaß“ groß, „Story“ und „Tiefgang“ dagegen klein. „A Cure for Wellness“, gedreht mit dem Budget, das bei den Piratenfilmen für die Garderobe eines Schauspielers verwandt wird, ist wirklich keine Komödie (obwohl, wenn man den Film mit den richtigen Leuten sieht, er sicher eine lustige Angelegenheit wird). Viel „Tiefgang“ und „Story“ hat er auch nicht und mit gut 150 Minuten ist er auch deutlich zu lang geraten. Gekürzt um ein Drittel auf 100 Minuten könnte es ein netter kleiner Horrorfilm sein, in dem der Wall-Street-Broker Lockhart (Dane DeHaan) von seinen Vorgesetzten in die Schweiz geschickt wird. Dort soll er in einem einsam gelegenem Kurhotel den Vorstandsvorsitzenden Pembroke überzeugen, sofort in die USA zurückzukehren. Durch einen Autounfall wird Lockhart unfreiwillig zu einem Gast des Hotels, das von Dr. Heinrich Volmer (Jason Isaacs) geführt wird und der seine sehr wohlhabenden, älteren Gäste, vor, während und nach den Therapien immer mit reichlich Wasser, das heilende Wirkungen haben soll, versorgt. Denn: Trinken ist wichtig.

Schnell bemerkt Lockhart, dass in dem Spa irgendetwas nicht stimmt und langsam, weil Verbinski seinen Film sehr langsam erzählt, entdeckt er einige Merkwürdigkeiten, die ein Best-of-Horrorfilm sind. Inclusive einer Jungfrau, die seit ihrer Jugend in der Wellness-Oase lebt, eine mysteriöse Vergangenheit hat, und in die sich unser Held verliebt. Anscheinend wurde bei den Drehbuchbesprechungen nach der Methode vorgegangen „wenn ein Schloss in den Alpen dabei ist, gehört es in den Film“. So können Horrorfilmfans in jeder Szene mühelos Anspielungen auf zahllose Horrorfilmklassiker entdecken.

Trotz einiger Horrorszenen, die etwas mit dem Wasser zu tun haben, will „A Cure for Wellness“ nie mehr als ein sanfter Grusler sein, der ohne große Veränderungen auch um die Jahrhundertwende oder, einige Jahre früher, im neunzehnten Jahrhundert spielen könnte. Denn ob Lockhart mit einem Auto oder einer Kutsche in das Schloss fährt, ist einerlei. Ebenso ob er auf einem Fahrrad oder einer Kutsche mehr oder weniger erfolglos aus dem Schloss flüchtet.

Filmfans mit einem breiteren Spektrum können dann noch „Der Zauberberg“ (wegen des Handlungsortes) und „Das Apartment“ (wegen der in Manhattan spielenden Büroszenen am Filmanfang) erwähnen, während die Filmgeschichte in jeder Beziehung zunehmend zerfasert. Spätestens ab der Mitte rangiert sie dann ungefähr auf dem chaotisch-sinnfreiem Niveau von „The Lone Ranger“. Allerdings todernst, bedeutungsschwer, getragen und langsam. Sehr langsam.

Anfangs entfaltet sich so – auch wenn man als Zuschauer, während unser Held Lockhart nach der langen Zug- und Autofahrt noch mit der Empfangsdame des Spas über die Besuchszeiten diskutiert, schon die nächsten fünf Plotpunkte kennt – eine hypnotische Stimmung und eine leichte Verschiebung der Realität ins Irreale. Später fragt man sich, was dieser Wust disparater Ideen einem sagen soll.

Dabei ist „A Cure for Wellness“ schön gefilmt in seiner besinnungslosen, todernsten Zitathaftigkeit. Die Drehorte in Deutschland (viel wurde in der Burg Hohenzollern, den Beelitz Heilstätten und, selbstverständlich, den Babelsberg Studios gedreht) sind fotogen und voller naturgegebener Fin-de-Siècle-Atmosphäre. Da muss dann nur noch eine (!) (nicht zwei, drei oder viele) Geschichte erzählt werden.

a-cure-for-wellness-plakat

A Cure for Wellness (A Cure for Wellness, USA/Deutschland 2016)

Regie: Gore Verbinski

Drehbuch: Justin Haythe (nach einer Geschichte von Justin Haythe und Gore Verbinski)

mit Dane DeHaan, Jason Isaacs, Mia Goth, Celia Imrie, Harry Groener, Adrian Schiller, Michael Mendl

Länge: 147 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Englische Homepage zum Film

Filmportal über „A Cure for Wellness“

Moviepilot über „A Cure for Wellness“

Metacritic über „A Cure for Wellness“

Rotten Tomatoes über „A Cure for Wellness“

Wikipedia über „A Cure for Wellness“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Gore Verbinskis „The Lone Ranger“ (The Lone Ranger, USA 2013)