Nachdem Black-Ops-Agent Tom Harris (Gerard Butler) im Iran einen Atomreaktor sabotiert hat, wird er enttarnt. Im Fernsehen wird sein Gesicht gezeigt. Ab diesem Moment steht er auf ungefähr jeder iranischen und irgendwie mit dem Iran assozierbaren Todesliste. Er muss also so schnell wie möglich das Land verlassen. Den gebuchten Flug kann er selbstverständlich nicht benutzen. Aber sein Vorgesetzter organisiert einen alternativen Fluchtweg. Er muss nur innerhalb der nächsten 30 Stunden lebendig nach Afghanistan gelangen. In Kandahar steht auf einem alten CIA-Flugplatz dann sein Flugzeug. Begleitet wird er auf der gefährlichen Fahrt durch weitgehend menschenleeres Gebiet von dem afghanischen Übersetzer Mohammad Doud (Navid Negahban).
Verfolgt werden sie von Kahil Nasir (Ali Fazal), einem eiskalten, auf sein Ziel fokussiertem Killer, der anscheinend über unendliche Ressourcen verfügen kann.
„Kandahar“ ist nach „Angel has fallen“ und „Greenland“ die dritte Zusammenarbeit von Regisseur Ric Roman Waugh und Gerard Butler. Geschrieben wurde die Geschichte von Mitchell LaFortune, einem ehemaligen Offizier des US-Verteidigungsnachrichtendienstes Defense Intelligence Agency (DIA), der auch in Afghanistan arbeitete.
Das Ergebnis ist ein okayes B-Picture, das lobenswerte Ambitionen hat. Es will nicht nur eine gängige Actiongeschichte erzählen, sondern auch die dortige politische Situation und die damit verbundenen Konflikte beleuchten. Aber letztendlich werden nur die altbekannten Klischees, leicht upgedatet, reproduziert. Die Action ist eher dünn gesät. Dafür wird auf der Fahrt nach Kandahar viel geredet über Krieg und Frieden in der Region.
Kandahar (Kandahar, USA 2023)
Regie: Ric Roman Waugh
Drehbuch: Mitchell LaFortune
mit Gerard Butler, Navid Negahban, Travis Fimmel, Ali Fazal
Der Komet Clarke ist auf dem Kurs Richtung Erde und er ist ein echter Planetenkiller. Schon die ersten Einschläge von Clarke-Brocken haben verheerende Folgen. Und es wird noch schlimmer kommen. Wenn Clarke mit der Erde fertig ist, wird es auf der Erde kein Leben mehr geben.
Bereits vor dem ersten Einschlag werden daher ausgewählte Menschen vom US-Präsidenten angerufen. Sie sollen sich zu einem Militärstützpunkt begeben.
Einer dieser Auserwählten ist John Garrity. Ein stinknormaler verheirateter Bauingenieur mit einem kleinen Sohn, der Diabetiker ist.
Sie machen sich auf den Weg. Auf der Basis werden sie getrennt. Als die Soldaten bemerken, dass Nathan Diabetiker ist, wird der Flug für ihn und seine Eltern gestrichen. Denn chronisch Kranke gehören nicht zu den geplant zufällig ausgewählten Personen, die evakuiert werden dürfen.
Vor der Basis machen die Garritys sich auf getrennten Wegen zu Allisons Vater. Auf dem Weg dorthin erfährt John, dass die Auserwählten in ehemalige Atombunker in Grönland gebracht werden sollen und dass aus Kanada Flugzeuge, die jeden mitnehmen, dorthin fliegen.
Ric Roman Waughs Katastrophenfilm „Greenland“ konzentriert sich auf die Familie Garrity, die auf dem Weg nach Grönland, bei dem sie mal getrennt, mal zusammen sind, gleichzeitig ihre Eheprobleme löst. Das unterscheidet sein Drama schon auf der Story-Ebene von anderen Katastrophenfilmen, in denen mit Hilfe einer Gruppe höchst unterschiedlicher Charaktere, ein umfassendes Bild der Katastrophe und menschlicher Eigenschaften, immer nah am Klischee, gezeichnet wird. In „Greenland“ wird auch auf die großen Schauwerte und die große Pathoskeule verzichtet.
Dafür ist Roland Emmerich zuständig.
„Greenland“ ist ein ordentlicher, sehr bodenständiger Katastrophenfilm, der dem Publikum ziemlich genau das liefert, was er verspricht. Mit gedämpftem Katastrophen-Eskapismus, einem Multi-Kulti-Cast netter und sehr netter Menschen und einigen wenigen weißen Bösewichtern. Es gibt auch einige sehr gelungene Szenen. Zum Beispiel wenn Garrity und seine Familie, beobachtet von den Nachbarn, ihr Haus verlassen. Beklemmend wird diese in einem typischen US-Suburb spielende Szene, weil die Nachbarn wissen, dass die Garritys auserwählt wurden, während sie wahrscheinlich bald sterben werden.
Es gibt immer wieder Szenen die vollkommen lächerlich sind, ohne dass die Filmemacher das begreifen. Dazu gehört die Mitteilung an Garrity, dass er auserwählt wurde. Das geschieht über einen Anruf auf sein Handy. Eine altmodische Tonbandstimme sagt ihm, dass das eine Nachricht des Präsidenten sei und er sich mit seiner Familie an einen bestimmten Ort begeben solle. Zur gleichen Zeit erscheint diese Nachricht als Videotexteinblendung in seinem Fernseher. In einer TV-Show aus den fünfziger Jahren wäre diese Form der Information noch akzeptabel gewesen. Heute wirkt sie vollkommen anachronistisch. Auch weil in keinster Weise gewährleistet ist, dass die Botschaft ihren Empfänger erreicht und von ihm richtig verstanden wird. Garrity beendet im Supermarkt das Telefonat etwas irritiert. Wie jeder vernünftige Mensch, denkt er nicht daran, den Anweisungen der Tonbandstimme zu folgen.
Es gibt immer wieder Szenen, die einfach idiotisch sind und damit die Glaubwürdigkeit des gesamten Films gefährden. So verlässt Garrity am Anfang, wenige Minuten vor dem Abflug seines Flugzeugs, den rettenden Militärstützpunkt, um sich durch den vor dem Stützpunkt tobenden Mob zu seinem in einer endlosen Schlange stehendem Auto durchzuschlagen, um die dort vergessene Insulinpackung zu holen. Als gäbe es nicht in der Militärstation und ihrem in dem Moment noch unbekannten Fluchtort eine Arztstation und Insulin.
Später wird Allison von Ralph Vento, der sie mitgenommen hat, aus dem Auto gezerrt. Er hat bei ihr und ihrem Sohn Nathan die Armbänder entdeckt, die ihnen den Zutritt zu den rettenden Militärstützpunkten gewähren. Er will jetzt das Armband für seine Frau haben und mit ihr und Nathan zu dem nächsten Stützpunkt fahren. Allison wehrt sich, aber weder seine Frau, noch Nathan greifen in das längere Handgemenge ein. Stattdessen bleiben sie im Auto sitzen und beobachten die Schlägerei.
Aber Logik und ein durchdachtes Drehbuch sind normalerweise die ersten Opfer bei einem Katastrophenfilm. Diese gut gepflegte Tradition will „Greenland“ nicht durchbrechen, wenn er Gerard Butler durch die USA schickt, um seine Ehe zu retten und dabei auch einige andere ganz normale Menschen zu retten. Das gelingt ihm ganz gut.
Greenland (Greenland, USA 2020)
Regie: Ric Roman Waugh
Drehbuch: Chris Sparling
mit Gerard Butler, Morena Baccarin, David Denman, Hope Davis, Roger Dale Floyd, Holt McCallany, Scott Glenn
Mike Banning, der gefährlichste Bodyguard für den US-Präsidenten, ist zurück. Schon in „Olympus has fallen“ und „London has fallen“ wurden während seiner Arbeitszeit Anschläge auf den Präsidenten verübt. Es kam zu massiven, ganze Innenstädte verwüstenden Kollateralschäden. Aber Banning rettete den Präsidenten.
In „Angel has fallen“ ist der aus den vorherigen Filmen in anderen Positionen arbeitende Allan Trumbull (Morgan Freeman) zum Präsidenten der USA aufgestiegen. Aufgrund der Ereignisse in den vorherigen Filmen hat Trumbull ein fast schon freundschaftliches Verhältnis zu dem Secret-Service-Agenten Banning (Gerard Butler). Banning kämpft inzwischen zwar mit gesundheitlichen Problemen. Aber er kann bei einer Übung auf einem Trainingsgelände seines Freundes Wade Jennings (Danny Huston), den Chef einer privaten Militärfirma, immer noch dessen Männer im Dutzend ausschalten.
Gegen einen Drohnenangriff, der kurz darauf auf einem selbstverständlich gut geschützten Landsitz des Präsidenten auf den Präsidenten verübt wird, ist Banning machtlos. Seine Männer werden von den Drohnen, die wie ein Schwarm Steckmücken über sie herfallen, massakriert. Nur Banning und Trumbull überleben schwer verletzt den Anschlag.
Als Banning im Krankenhaus aufwacht, erfährt er, dass seine Kollegen ihn für den Anschlag verantwortlich machen. Und schon ist der Mann, der mehrmals das Leben des Präsidenten rettete, als Attentäter angeklagt. Wenige Minuten später ist er ein Mann auf der Flucht, der herausfinden will, wer ihn als Attentäter sehen will.
In dieser Situation kann Banning nur einem Mann vertrauen: seinem Vater, den er seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen hat. Denn der Vietnamveteran Clay Banning (Nick Nolte) lebt seit Jahrzehnten als Einsiedler am Rand der Zivilisation.
„Angel has fallen“ ist eine Actionsause, die mit Auftritten bekannter Schauspieler punktet, während die einfache Geschichte sich nicht um Logik und Plausibilität bemüht.
Stattdessen scheinen die Bösewichter vor allem an möglichst spektakulären Aktionen interessiert zu sein. Warum sollte man den Präsidenten bei einem gezielten Anschlag töten, wenn man stattdessen gleichzeitig den halben Secret-Service töten und ein großes Waldgrundstück abfackeln kann? Warum soll man einen chirurgischen Anschlag verüben, wenn man stattdessen das ganze Krankenhaus in die Luft jagen kann? Und wenn man schon dabei ist, kann man das Gebiet um das Krankenhaus gleich in ein innerstädtisches Kriegsgebiet verwandeln.
Auch der Plan der Bösewichter aus dem gefeierten Bodyguard Banning den Attentäter Banning zu machen, ist Unfug. Denn bei dem Attentat überleben zwei Personen: Banning, der „Attentäter“, und Trumbull, das Opfer.
Während Banning noch von seinen ehemaligen Kollegen gejagt wird, weiß der Zuschauer schon, wer für die Attentate verantwortlich ist und auch wer der große unbekannte Drahtzieher ist.
Damit liefert „Angel has fallen“ ziemlich genau das, was man von den vorherigen beiden Banning-Filmen erwartet: gut besetzte, grob geschnitzte, bodenständige Action.
Dass dabei nach Antoine Fuqua und Babak Najafi jetzt Ric Roman Waugh die Regie übernommen hat, fällt nicht weiter auf.
In den USA belegte der Film an seinem Startwochenende mit großem Abstand den esten Platz der Kinocharts. Damit dürfte ein weiterer Film mit dem Bodyguard, der Präsidenten in Lebensgefahr bringt, um sie anschließend zu retten, beschlossen sein. Auch wenn es vor dem Filmstart hieß, das sei der letzte Film der Serie und im Film immer wieder auf Bannings körperliche Gebrechen hingewiesen wird und er einen Bürojob bekommen soll. Für Banning, der wahrscheinlich noch als rollstuhlfahrender, blinder und tauber Großvater Präsidenten beschützt, eine unvorstellbare Vorstellung.
Angel has fallen (Angel has fallen, USA 2019)
Regie: Ric Roman Waugh
Drehbuch: Ric Roman Waugh, Robert Mark Kamen, Matt Cook, Creighton Rothenberger, Katrin Benedikt
mit Gerard Butler, Morgan Freeman, Danny Huston, Nick Nolte, Lance Reddick, Jada Pinkett Smith, Piper Perabo, Tim Blake Nelson
Wer in „Snitch – Ein riskanter Deal“ das prototypische Dwayne-Johnson-Actionvehikel mit viel Testosteron und wenig Hirn erwartet, sollte sein Geld lieber in einen zweiten Besuch von „“Fast & Furious 6“ stecken stecken. Denn „Snitch“ ist ein gelungener 70er-Jahre-Crime-Thriller mit etwas Action, vor allem am Ende, und Charakteren, die aufgrund der Umstände vor schwierigen Entscheidungen stehen.
So muss sich der Bauunternehmer John Matthews (Dwayne Johnson) fragen, was er für seinen achtzehnjährigen Sohn Jason (Rafi Gavron) tun wird. Jason wurde mit einem Päckchen Ecstasy-Pillen geschnappt. Er hat das Päckchen für einen Freund angenommen. Angeklagt ist er jetzt als Drogenhändler.
Jason erhält jetzt das Angebot, seine Strafe, die sich auch bei Ersttätern ausschließlich nach der Menge der konfiszierten Drogen bemisst, von zehn Jahren zu reduzieren, wenn er der Polizei einen anderen Drogenhändler nennt. Eine andere Möglichkeit, die Strafe zu reduzieren, gibt es nicht. Dummerweise kennt Jason keine Drogenhändler und er will auch nicht irgendeinen x-beliebigen Klassenkameraden verpetzen.
Als John sieht, wie es seinem Sohn im Gefängnis zunehmend schlechter geht, verfällt der anständige Bürger auf eine wahnwitzige Idee: wenn er der konservativen republikanischen Staatsanwältin Joanne Keeghan (Susan Sarandon) einen Drogenhändler liefert, könne das doch strafmildernd auf die Haft seines Sohnes angewandt werden.
Aber auch John kennt keine Drogenhändler. Er versucht den bei ihm angestellten Ex-Häftling Daniel James (Jon Bernthal), der als bereits zweimal verurteilter Familienvater ein ehrliches Leben führen will, zu überzeugen, seine guten Vorsätze aufzugeben.
Diesen Weg ins Verderben zeichnet Ric Roman Waugh („Felon“) für heutige Sehgewohnheiten ungewöhnlich ruhig nach und Dwayne Johnson, der unbesiegbare Muskelprotz darf hier, sehr reduziert, einen Normalbürger spielen, der sein Gehirn einsetzen muss. Denn seine Muskeln helfen ihm nicht gegenüber den Drogenhändlern und gegenüber der Staatsanwältin Keeghan, die ihre Menschenverachtung nur mühsam hinter Paragraphen verbirgt und Matthews kalt lächelnd als potentielles Bauernopfer in immer größere Gefahr bringt. Und das kann sie tun, weil es in den letzten Jahren im US-amerikanischen Justizsystem eine groteske Fehlentwicklung gab: im Kampf gegen die Drogenkriminalität wurden die Mindeststrafen auch für Ersttäter immer weiter angehoben. Nach den „Mandatory Drug Sentencing Laws“ gibt es für zehn Gramm LSD zehn Jahre Haft und der Täter kann seine Strafe für Drogenbesitz, die bis zu dreißig Jahren betragen kann, nur verringern, indem er einen anderen Drogenhändler verpfeift. So wollte man an die großen Bosse kommen. In der Realität sitzen Jungs wie Jason im Gefängnis.
Die Inspiration für „Snitch“ war die PBS-“Frontline“-Sendung „Snitch“ und dieser Fall:
„Another case profiled is that of 18- year-old Joey Settembrino, a first time offender who received a 10-year prison sentence after being caught in a drug sting instigated by a friend who was facing federal prosecution. After Joey was busted, federal agents enlisted his father to try to set up others in a drug sting. If the father delivered, his son would be spared a lengthy prison term. The effort failed. Joey is serving a mandatory 10 years without parole.“
„Snitch“ ist sicher nicht das typische Blockbuster-Futter, aber es ist ein angenehm altmodischer Thriller, in dem die Schauspieler im Vordergrund stehen und auch eine Botschaft transportiert wird. Denn natürlich fragt man sich, ob es wirklich richtig ist, wenn ein unbescholtener Einser-Schüler aufgrund der Gesetze zu einer zehnjährigen Haftstrafe verurteilt wird und sein ebenfalls unbescholtener Vater zum Verbrecher werden muss, um seinem Sohn helfen zu können. „Snitch“ zeigt im Rahmen einer spannenden, aber auch vorhersehbaren Genre-Geschichte, wie sehr in den USA Gesetz und Gerechtigkeitsempfinden im Kampf gegen die Drogenkriminalität auseinanderklaffen.
Snitch – Ein riskanter Deal (Snitch, USA 2013)
Regie: Ric Roman Waugh
Drehbuch: Justin Haythe, Ric Roman Waugh
mit Dwayne Johnson, Barry Pepper, Jon Bernthal, Susan Sarandon, Michael K. Williams, Rafi Gavron, Melina Kanakaredes, Velazquez Maria, Benjamin Bratt, Lela Loren, JD Pardo, David Harbour