Neu im Kino/Filmkritik: „Avatar: Fire and Ash“ und Wasser und Na’vis und böse Eroberer

Dezember 17, 2025

Was kann über den dritten „Avatar“-Film gesagt werden, was nicht bereits über die ersten beiden Filme gesagt wurde? Sicher, es gibt einige neue Figuren, aber die Welt ist bereits etabliert. Die Hauptpersonen ebenso. Aber das Umfeld, in dem James Cameron seine Geschichte weiter erzählt, ist anders. Als „Avatar – Aufbruch nach Pandora“ 2009 in die Kinos kam, fragte man sich, wer einen solchen überlangen Fantasy-Film in 3D sehen will. Viele, sehr viele Menschen wollten das. Das Epos spielte 2,9 Milliarden US-Dollar ein. Und danach war die 3D-Brille ein notwendiges Accessoire beim Kinobesuch. Der 3D-Hype ebbte glücklicherweise ab.

Der zweite „Avatar“-Film „The Way of Water“ kam 2022 in die Kinos und spielte 2,3 Milliarden US-Dollar ein. Bei dem Science-Fiction-Film beeindruckten, wie schon beim ersten Film, die Bilder. Gefühlt bearbeiteten James Cameron und sein Team in jahrelanger Arbeit jedes Bild am Computer nach. Es sah atemberaubend fantastisch und echt aus. Sogar die 3D-Brille störte nicht. Cameron zeigte, wie gut CGI sein kann. Danach sahen in jedem Superheldenfilm die Effekte erbärmlich schlecht aus.

Und jetzt läuft der dritte „Avatar“-Film an. „Fire and Ash“ heißt er. Die Brille wird wieder aufgesetzt. Die Bilder sehen wieder fantastisch aus. Wieder wurde fast jedes Bild nachbearbeitet. Nur sieben Aufnahmen, die ungefähr elf Sekunden des 197 Minuten langen Films ausmachen, wurden nicht bearbeitet. Die Story war schon in den beiden vorherigen „Avatar“-Filmen banal. Aber sie funktionierte. Dieses Mal enttäuscht sie als schlechte Wiederholung der Geschichte von „The Way of Water“.

Kurz nach den Ereignissen des zweiten „Avatar“-Films trauern die Mitglieder der Familie Sully, die bei dem am und im Wasser lebenden Metkayina Clan leben, über die Verluste, die sie vor wenigen Wochen in einer Schlacht mit den Soldaten der Resources Development Administration (RDA) erlitten. Die RDA will den Planeten für die Menschheit erobern.

Weil der bei den Sullys lebende Miles ‚Spider‘ Socorro, ein Mensch, bei dem Metkayina Clan nicht in Sicherheit ist, wollen sie ihn auf einem Schiff des Talim Clans, den Windhändlern, zu einem sicheren Ort bringen lassen. Zusammen begeben sie sich auf die Reise.

Kurz nach dem Abflug werden sie von Mitgliedern des Mangkwan Clans, den Ascheleuten, überfallen. Angeführt wird der Clan von der Kriegerin Varang. Varang arbeitet mit den Menschen zusammen, die ‚Spider‘ unbedingt für, ähem, wissenschaftliche Zwecke fangen wollen.

Aus dieser Prämisse – die Menschen und die Ascheleute wollen unbedingt ‚Spider‘ fangen – entwickelt sich dann eine erstaunlich holprig erzählte Geschichte, die gleichzeitig zu lang und zu kurz ist. Cameron pendelt zwischen epischen Actionszenen, langen Naturbertrachtungen und gefühlig trauernden und sich schuldig fühlenden Figuren. Wie in vielen anderen aktuellen Filmen wird sich auch in „Fire and Ash“ viel Zeit genommen, um posttraumatische Belastungsstörungen ausführlich anzusprechen. Die restliche Story setzt sich aus aus Actionfilmen vertrauten Storyelementen zusammen. Insofern ist in diesen Filmen der Trauerprozess nur das Schinden von Erzählzeit vor der nächsten Actionszene.

Die Story entwickelt sich nach einem poetischem, sich Zeit nehmendem Anfang immer wieder holprig voran und zerfasert. Einige Szenen dauern zu lang, wichtige Szenen werden übergangen, die neuen Figuren werden, falls überhaupt, arg lieblos eingeführt und über die neuen Clans erfahren wir fast nichts.

Immerhin erhält Varang (Oona Chaplin), die Anführerin des Magkwan Clans, eine gute Einführung. Im Verlauf des Films erfahren wir dann kaum etwas über sie. Dabei hätten wir gerne mehr über diese charismatische Kämpferin, ihr Volk und ihre Beziehung zu Feuer und Asche erfahren.

Die Geschichte wirkt, auch weil das Finale wieder eine epische Seeschlacht ist, wie eine Wiederholung von „The Way of Water“. Allerdings ohne die Klarheit des zweiten Teils, weil dieses Mal unklar ist, wer genau warum mit welchem Ziel gegen wen kämpft. Das zeigt sich vor allem in der langen, den Film beendenden Seeschlacht, die einfach nur eine konfuse und entsprechend langweilige Abfolge von Kämpfen ist, in denen jeder gegen jeden kämpft, bis sie irgendwann vorbei ist. Das gelang James Cameron in seinen vorherigen Filmen besser.

Avatar: Fire and Ash“ ist gleichzeitig zu lang und zu kurz. Und ohne die überwältigend-neuen Bilder der ersten beiden „Avatar“-Filme.

Avatar 4 ist für Dezember 2029, Avatar 5 für Dezember 2031 angekündigt.

Avatar: Fire and Ash (Avatar: Fire and Ash, USA 2025)

Regie: James Cameron

Drehbuch: James Cameron, Rick Jaffa, Amanda Silver (nach einer Geschichte von James Cameron, Rick Jaffa, Amanda Silver, Josh Friedman und Shane Salerno)

mit Sam Worthington, Zoe Saldaña, Sigourney Weaver, Stephen Lang, Kate Winslet, Oona Chaplin, Cliff Curtis, Britain Dalton, Trinity Bliss, Jack Champion, Bailey Bass, Joel David Moore, CCH Pounder, Edie Falco, Giovanni Ribisi, David Thewlis

Länge: 197 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Avatar: Fire and Ash“

Metacritic über „Avatar: Fire and Ash“

Rotten Tomatoes über „Avatar: Fire and Ash“

Wikipedia über „Avatar: Fire and Ash“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von James Camerons „Terminator 2 – Tag der Abrechnung“ (Terminator 2: Judgment Day, USA 1991)

Meine Besprechung von James Camerons „Avatar: The Way of Water“ (Avatar: The Way of Water, USA 2022)


Neu im Kino/Filmkritik: „Sisu: Road to Revenge“, gepflastert mit Leichen

November 20, 2025

Das finnisch-russische Grenzgebiet 1946: durch eine Grenzverschiebung ist das Elternhaus des Finnen Aatami Korpi (Jorma Tommila) in der Sowjetunion. Er fährt über die Grenze, um das Holzhaus abzubauen und auf der finnischen Seite der Grenze wieder aufzubauen.

Aatami kennen wir aus „Sisu“ (2022). Das titelgebende Wort ist kein Spitzname für Aatami, sondern ein finnisches Wort, das meistens als „Kraft“, „Ausdauer“, „Beharrlichkeit“ und „Unnachgiebigkeit“ übersetzt wird. Es geht um eine besondere, für Finnland identitätsstiftende Form von Beharrlichkeit und Tapferkeit in vollkommen ausweglosen Situationen. Aatami ist die fleischgewordene Verkörperung dieser Idee. In „Sisu“ tötete er, noch während des Zweiten Weltkriegs, ganze Horden von Nazi-Soldaten, die ihn umbringen und sein Gold stehlen wollten.

In der Fortsetzung „Sisu: Road to Revenge“ kämpft der schweigsame Aatami gegen Yeagor Dragunov (Stephen Lang). Der Offizier der Roten Armee fiel in der Sowjetunion in Ungnade, weil Aatami dreihundert von seinen Männern tötete. Dafür soll Aatami jetzt sterben. Um dieses Ziel zu erreichen, erhält Dragunov jede gewünschte Unterstützung.

Und schon sind wir Mitten in einer munteren Schlachtplatte. Denn Aatami ist vielleicht verwundbar, aber nichts wird ihn davon abhalten, sein Elternhaus in Finnland wieder aufzubauen. Vor allem nicht einige Soldaten der Roten Armee, die ihn und seinen schweren Laster auf Motorrädern oder in Flugzeugen verfolgen oder in einem Zug zum nächsten Kampfschauplatz gebracht werden.

Formal gesehen ist „Sisu: Road to Revenge“ die Fortsetzung des Überraschungshits „Sisu“, die eine vollkommen eigenständige, in sich abgeschlossene Geschichte erzählt, für die keinerlei Vorwissen nötig ist. Und alles, was ich damals über Jalmari Helanders blutrünstigen Kriegsfilm schrieb, trifft auch auf „Sisu: Road to Revenge“ zu. Mit eine kleinen ‚aber‘.

Wie schon der erste Teil knüpft „Sisu: Road to Revenge“ stilistisch an den Italo-Western und harte italienische B-Kriegsfilme aus den siebziger Jahren an, die auch Quentin Tarantino zu seinen „Inglourious Basterds“ inspirierten. Der schwarze Humor, die zynisch-satirischen Überspitzungen in den hemmungslos übertriebenen Kämpfen und die ideenreichen Tötungsmethoden erinnern an Italo-Western. So zeigt der sehr schweigsame Aatami sich überraschend einfallsreich beim Abschießen von Flugzeugen.

Und damit kämen wir zum ‚aber‘. Die Story, die schon im ersten Teil nicht mehr als die Skizze für die Actionszenen war, ist noch minimalisitscher. Eigentlich geht es nur um einen Mann, der gegen Horden sowjetischer Soldaten kämpft. Zuerst auf der Straße, die ihn möglichst schnell nach Finnland bringen soll, und später in einem Zug. Da fehlen dann die Variationen und Twists des ersten Teils.

Es fehlt auch der Überraschungseffekt des ersten Films. Damals überraschten Aatamis kämpferische Talente, sein Improvisationsvermögen und sein unbedingter Durchhaltewille. Jetzt fragt man sich nur noch, wie der unbesiegbare Griesgram seine austauschbaren Gegner tötet. Störend ist dabei Helanders Marotte, jedes von Aatami geschrottete sowjetische Fahrzeug fotogen explodieren zu lassen.

Trotzdem können die Fans von „Sisu“ sich beruhigt zurücklehnen. Helander bietet in „Sisu: Road to Revenge“ in unter neunzig Minuten ‚more of the same‘.

Sisu: Road to Revenge (Sisu: Road to Revenge, Finnland/USA 2025)

Regie: Jalmari Helander

Drehbuch: Jalmari Helander

mit Jorma Tommila, Richard Brake, Stephen Lang

Länge: 90 Minuten

FSK: ab 18 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Moviepilot über „Sisu: Road to Revenge“

Metacritic über „Sisu: Road to Revenge“

Rotten Tomatoes über „Sisu: Road to Revenge“

Wikipedia über „Sisu: Road to Revenge“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Jalmari Helanders „Sisu“ (Sisu, Finnland 2022)


TV-Tipp für den 3. Dezember: Don’t Breathe

Dezember 2, 2024

Nitro, 00.00

Don’t Breathe (Don’t Breathe, USA 2016)

Regie: Fede Alvarez

Drehbuch: Fede Alvarez, Rodo Sayagues

Schnell mal einen Einbruch begehen und mit der Kohle abhauen wollen die drei jugendlichen Kleinkriminellen. Dummerweise kehrt der Hausbesitzer zurück. Zum Glück ist er blind. Dummerweise hört er sehr gut und er ist extrem stinkig.

Fieser kleiner Spannungsthriller, der genau das hält, was er verspricht.

Danach drehte Fede Alvarez den Elisabeth-Salander-Thriller „Verschwörung“.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Stephen Lang, Jane Levy, Dylan Minnette, Daniel Zovatto, Emma Bercovici, Franciska Töröcsik

Hinweise

Moviepilot über „Don’t Breathe“

Metacritic über „Don’t Breathe“

Rotten Tomatoes über „Don’t Breathe“

Wikipedia über „Don’t Breathe“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Fede Alvarez‘ „Don’t Breathe“ (Don’t Breathe, USA 2016)

Meine Besprechung von Fede Alvarez‘ „Verschwörung“ (The Girl in the Spider’s Web: A New Dragon Tattoo Story, USA 2018)

Meine Besprechung von Fede Alvarez‘ „Alien: Romulus“ (Alien: Romulus, USA 2024)


Neu im Kino/Filmkritik: Über James Camerons „Avatar: The Way of Water“

Dezember 14, 2022

Beginnen wir für die Ungeduldigen und mit einigen Feststellungen. Die Bilder – ich habe „Avatar: The Way of Water“ Im IMAX in 3D gesehen – sind toll. Der 3D-Effekt ist gelungen. Meistens fällt er nicht auf. In einigen Momenten wird er sehr gut eingesetzt. Das ist eher bei den Natur- als bei den Kampfaufnahmen der Fall. Und nur sehr selten stört er. So gibt es am Anfang einige Bilder von Menschengruppen, die wie ein Scherenschnitt-Theater wirken. Die Spezialeffekte überzeugen. Das alles konnte man erwarten. Das war schon bei „Avatar – Aufbruch nach Pandora“ (2009) so. Damals wie heute zeigt Cameron, was möglich ist. Die Bilder in den Trailern vermitteln davon noch nicht einmal eine blasse Ahnung.

Die Story ist wieder einmal vernachlässigbar. Cameron interessiert sich für Bilder einer unberührten Natur und menschenähnlichen Wesen die in Eintracht mit der Natur und allen Lebewesen leben. Dreidimensionale Figuren, tiefergehende Konflikte und sich daraus ergebende Charakterenwicklungen sind ihm egal. Hier liefert Cameron nur das allernötigste.

Am Ende von „Avatar – Aufbruch nach Pandora“ blieb Jake Sully, ein zum Na’vi gewordener US-Marine, mit der Na’vi-Häuptlingstochter Neytiri, auf Pandora, dieser naturbelassenen Welt, auf der die Na’vi mit allen anderen Lebewesen in friedlicher Harmonie leben.

Seitdem sind einige Jahre vergangen. Die Kinder wurden größer und die Menschen kehren zurück. Dieses Mal wollen sie den Planeten erobern. Dafür wird Colonel Miles Quaritch, Sullys ehemaliger und im ersten Film verstorbener Vorgesetzter, wiederbelebt, indem sein Geist in einen geklonten Na’vi-Soldaten implantiert wird. Zusammen mit einigen anderen, letztendlich namenlos bleibenden, auf die gleiche Art geklonten Na’vi-Soldaten soll er Jake Sully finden.

Als er sie in den aus dem ersten „Avatar“-Film bekannten dschungelartigen Wäldern findet, flüchten Sully und seine Familie zu den Metkayina. Sie leben auf unzähligen Südseeinseln am und im Wasser in friedlicher Symbiose mit den im Wasser lebenden Pflanzen und Tieren.

Während die Sullys sich noch in ihrer neuen Welt einleben, hat Quaritch ihre Fährte aufgenommen.

In „Avatar – Aufbruch nach Pandora“ erzählt James Cameron, überraschend naiv, einfach noch einmal die sattsam bekannte Geschichte von Pocahontas. In „Avatar: The Way of Water“ erzählt er jetzt die Geschichte einer Militäroperation gegen einen Fahnenflüchling.

Nur dass wir auf der Seite des Flüchtlings stehen, der vor allem seine Familie, aber auch seinen Stamm und Pandora retten will. Auch wenn Sully in diesem Film noch nicht der Anführer der Na’vis gegen die Menschen ist (das kann in den nächsten „Avatar“-Filmen erzählt werden), hat der Science-Fiction-Fantasyfilm eine eindeutige Botschaft. Er positioniert sich auf der Seite der friedlichen Ureinwohner gegen Naturzerstörung, Kolonialismus und Ausrottung indegener Völker. Das ist ein durchaus sympathischer Blickwechsel. In Western ist das ja normalerweise anders.

Aber vor allem feiert Cameron die Schönheit der Natur. Zuerst den Dschungel, später die Insel- und Wasserwelt. Sobald die einzelnen Mitglieder der Sully-Familie die Welt des Wassers erkunden, kommt die Haupthandlung zum Stillstand. Stattdessen wird deutlich über eine Filmstunde getaucht, sich mit Pflanzen und Tieren verbunden und Sullys Sohn befreundet sich mit einem riesigen Fisch, der ihm in einer brenzligen Situation das Leben rettet. Während hier die Harmonie eines Werbefilms für einen Südseeurlaub herrscht, sucht Quaritch weiterhin Sully. Dabei benimmt er sich wie ein marodierender Soldat, der Einheimische brutal tötet und ihre Dörfer niederbrennt. In der Bildsprache gibt es in diesen Momenten Parallelen und Anspielungen auf Vietnam-Kriegsfilme und US-Western, die während des Vietnamkriegs entstanden und sich kritisch mit der der US-Geschichte und dem Vietnamkrieg auseinandersetzten. Es sind beliebig eingestreute Zitate, die Cameron nicht weiter verfolgt.

Während die Geschichte bestenfalls funktional ist, überzeugen die CGI-Effekte rundum. Cameron zeigt in seinem über dreistündigem Epos, wie gut CGI sein kann. Es gibt im gesamten Film wahrscheinlich kein einziges Bild, das nicht exzessiv bearbeitet wurde. Das beginnt schon damit, dass die Na’vi deutlich größer als normale Menschen sind. Sie haben eine blaue Haut und sehen nur menschenähnlich aus. Pandora ist ein erdähnlicher Planet. Die Tiere erinnern an Tiere, die es auch auf der Erde gibt. Aber sie sind immer etwas anders. Das führt dazu, dass jedes Bild bearbeitet werden musste. Diese Arbeit dauerte länger als die Dreharbeiten. Sie begannen im September 2017. Im November 2018 waren die Dreharbeiten mit dem Hauptcast abgeschlossen. Danach wurde vier Jahre lang an den Bildern gearbeitet, bis eine perfekte, lebensecht aussehende künstliche Welt entstanden war.

Insofern ist „Avatar: The Way of Water“ das Gegenteil von Tom Cruises „Top Gun: Maverick“, in dem Produzent Cruise und Regisseur Joseph Kosinski einen Kult der Authentizität pflegen. Anstatt die Schauspieler im Studio in einen Jet zu setzen, mussten sie alle in den Jets fliegen. Auch diese Mühe sieht man im Film.

Diese beiden Filme, die auch unverkennbar die Handschrift ihres Machers haben, markieren Eckpunkte des aktuellen Blockbuster-Kinos. Aber während „Top Gun: Maverick“ (Ideologie einmal beiseite gelassen) unglaublichen Spaß macht, ist „Avatar: The Way of Water“ doch eine ziemlich bräsige und naive Naturverklärung mit den Mitteln des Computers. Es ist Esoterik-Kitsch, der mit seinen lupenreinen Bildern seine Zuschauer überwältigen will. Und das gelingt ihm ziemlich gut.

Die nächsten beiden Teile, die die Geschichte weitererzählen, sind schon in Arbeit. In zwei Jahren soll der dritte „Avatar“-Film im Kino anlaufen. Bis zum Ende des Jahrzehnts soll es einen vierten und fünften „Avatar“-Film geben. Und Cameron hat schon Ideen für weitere „Avatar“-Filme.

Avatar: The Way of Water (Avatar: The Way of Water, USA 2022)

Regie: James Cameron

Drehbuch: James Cameron, Rick Jaffa, Amanda Silver (nach einer Geschichte von James Cameron, Rick Jaffa, Amanda Silver, Josh Friedman und Shane Salerno)

mit Sam Worthington, Zoe Saldaña, Sigourney Weaver, Stephen Lang, Cliff Curtis, Joel David Moore, CCH Pounder, Edie Falco, Jemaine Clement, Giovanni Ribisi, Kate Winslet

Länge: 193 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Avatar: The Way of Water“

Metacritic über „Avatar: The Way of Water“

Rotten Tomatoes über „Avatar: The Way of Water

Wikipedia über „Avatar: The Way of Water“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von James Camerons „Terminator 2 – Tag der Abrechnung“ (Terminator 2: Judgment Day, USA 1991)


TV-Tipp für den 9. Oktober: Don’t Breathe

Oktober 8, 2020

RTL II, 22.30

Don’t Breathe (Don’t Breathe, USA 2016)

Regie: Fede Alvarez

Drehbuch: Fede Alvarez, Rodo Sayagues

Schnell mal einen Einbruch begehen und mit der Kohle abhauen wollen die drei jugendlichen Kleinkriminellen. Dummerweise kehrt der Hausbesitzer zurück. Zum Glück ist er blind. Dummerweise hört er sehr gut und er ist extrem stinkig.

Fieser kleiner Spannungsthriller, der genau das hält, was er verspricht.

Danach drehte Fede Alvarez den Elisabeth-Salander-Thriller „Verschwörung“.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Stephen Lang, Jane Levy, Dylan Minnette, Daniel Zovatto, Emma Bercovici, Franciska Töröcsik

Wiederholung: Samstag, 10. Oktober, 03.45 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Moviepilot über „Don’t Breathe“

Metacritic über „Don’t Breathe“

Rotten Tomatoes über „Don’t Breathe“

Wikipedia über „Don’t Breathe“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Fede Alvarez‘ „Don’t Breathe“ (Don’t Breathe, USA 2016)

Meine Besprechung von Fede Alvarez‘ „Verschwörung“ (The Girl in the Spider’s Web: A New Dragon Tattoo Story, USA 2018)


TV-Tipp für den 8. Dezember: Don’t Breathe

Dezember 7, 2019

RTL II, 22.25

Don’t Breathe (Don’t Breathe, USA 2016)

Regie: Fede Alvarez

Drehbuch: Fede Alvarez, Rodo Sayagues

Schnell mal einen Einbruch begehen und mit der Kohle abhauen wollen die drei jugendlichen Kleinkriminellen. Dummerweise kehrt der Hausbesitzer zurück. Zum Glück ist er blind. Dummerweise hört er sehr gut und er ist extrem stinkig.

TV-Premiere. Fieser kleiner Spannungsthriller, der genau das hält, was er verspricht.

Danach drehte Fede Alvarez den Elisabeth-Salander-Thriller „Verschwörung“.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Stephen Lang, Jane Levy, Dylan Minnette, Daniel Zovatto, Emma Bercovici, Franciska Töröcsik

Wiederholung: Montag, 9. Dezember, 03.10 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Moviepilot über „Don’t Breathe“

Metacritic über „Don’t Breathe“

Rotten Tomatoes über „Don’t Breathe“

Wikipedia über „Don’t Breathe“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Fede Alvarez‘ „Don’t Breathe“ (Don’t Breathe, USA 2016)

Meine Besprechung von Fede Alvarez‘ „Verschwörung“ (The Girl in the Spider’s Web: A New Dragon Tattoo Story, USA 2018)


TV-Tipp für den 7. November: Avatar – Aufbruch nach Pandora

November 7, 2019

Vox, 20.15

Avatar – Aufbruch nach Pandora (Avatar, USA 2009)

Regie: James Cameron

Drehbuch: James Cameron

Optisch beeindruckender, storytechnisch ziemlich unterirdischer SF-Fantasy-Film, der den 3D-Boom auslöste und Unsummen einspielte. Denn Cameron erzählt einfach die sattsam bekannte Geschichte vom edlen Wilden und dem gierigen Kapitalisten, voller Logiklöcher, Merkwürdigkeiten und auch Längen nach.

Im Moment arbeitet Cameron an weiteren „Avatar“-Filmen.

mit Sam Worthington, Zoe Saldana, Sigourney Weaver, Michelle Rodriguez, Giovanni Ribisi, Joel David Moore, Stephen Lang, CCH Pounder, Wes Studi

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Avatar“

Wikipedia über „Avatar“ (deutsch, englisch)

Drehbuch „Avatar“ von James Cameron

Meine Besprechung von James Camerons „Terminator 2 – Tag der Abrechnung“ (Terminator 2: Judgment Day, USA 1991)


Neu im Kino/Filmkritik und zwei Buchhinweise: Das Steampunk-Abenteuer „Mortal Engines: Krieg der Städte“

Dezember 15, 2018

Die Menschen haben es geschafft: innerhalb weniger Minuten zerstörten sie in gut hundert Jahren die Welt, wie wir sie kennen. Danach fiel die Menschheit auf eine frühere technische Entwicklungsstufe zurück. Jahrhunderte nach dem Sechzig-Minuten-Krieg ist die Erde immer noch eine Ödnis. Städte bewegen sich über die Erdoberfläche. Kleine Städte werden von größeren Städten gefressen. London ist, jedenfalls von den Städten, die in Christian Rivers‘ Verfilmung des Fantasy-Jugendbuchs „Mortal Engines: Krieg der Städte“, zu sehen sind, die größte Stadt.

In dieser Steampunk-Welt will Hester Shaw (Hera Hilmer) Thaddeus Valentine (Hugo Weaving) töten. Valentine ist der führende Archäologe Londons, ein Abenteurer, der ungekrönte Herrscher Londons, der die riesige Stadt zu neuer, ungeahnter Größe führen will, und der Mörder von Hester Shaws Mutter. Als Valentine sie ermordete, verletzte er Hester im Gesicht. Seitdem ist sie entstellt. Oft verbirgt sie ihr Gesicht hinter einem roten Schal. Im Film hat sie eine Narbe, im Roman ist ihr Gesicht eine Fratze des Schreckens. Über viele Jahre suchte sie Valentine.

Als sie ihn in London töten will, verhindert der junge Hilfshistoriker Tom Natsworthy (Robert Sheehan) die Tat. Hester kann durch einen Abfallschacht aus London flüchten. Davor sagt sie Tom, er solle Valentine fragen, warum er ihre Mutter umbrachte. Tom tut es und wird von Valentine in den Schacht gestoßen.

Beide überleben den Sturz in die Großen Jagdgründe. So wird die Gegend genannt, in der London gerade auf der Suche nach Städtenahrung ist. Hester möchte immer noch Valentine töten. Tom, der als Stadtkind keine fünf Minuten in der Einöde überleben würde, schließt sich ihr an.

Valentine, der seine letzten Zweifel an Hesters Tod ausräumen will, schickt Shrike (Stephen Lang) hinter ihr her. Shrike ist eine Menschmaschine (vulgo Untoter oder Wiedererweckter), der aus zunächst noch unbekannten Gründen, Hester unbedingt töten will.

Außerdem verfolgt Valentine ein geheimes Projekt. Aus Artefakten aus der Vergangenheit der Menschheit will er eine Waffe herstellen, die ihm unbegrenzte Macht verleihen könnten.

Bevor Valentine diese Waffe aus der Vergangenheit erstmals einsetzt, vergeht viel Filmzeit, in der Hester und Tom sich näher kommen und viele Abenteuer erleben.

Christian Rivers inszenierte diese Geschichte mit viel CGI als Abenteuergeschichte für junge Zuschauer. Er ist ein jahrzehntelanger Mitarbeiter von „Herr der Ringe“-Regisseur Peter Jackson, der „Mortal Engines: Krieg der Städte“ zunächst selbst inszenieren wollte. Er drehte dann die drei „Der Hobbit“-Filme und produzierte diesen Fantasyfilm.

Der Roman von Philip Reeve ist ein Jugendbuch. „Mortal Engines: Krieg der Städte“ erhielt den Nestlé Smarties Book Prize in der Alterskategorie 9 – 11 Jahre; – und das kann als empfohlenes Lesealter genommen werden. Im Buch sind Hester und Tom fünfzehn Jahre alt. Im dem Roman nicht sklavisch folgendem Film sind sie fünf Jahre älter. Das ist vor allem kommerziellen Erwägungen geschuldet. Davon abgesehen spricht „Mortal Engines: Krieg der Städte“ von seiner gesamten Machart vorpubertäre Jugendliche an, die ein bildgewaltiges Science-Fiction/Fantasy-Abenteuer erleben wollen. Sie werden sich auch nicht an der simplen Und-dann-Dramaturgie stören, die auf ein Finale bei der im Osten in den Bergen liegenden Großstadt Shan Guo zuschlurft.

Ältere Zuschauer werden sich daran stören und die Zeit bis dahin mit Vergleichen zu anderen Filmen vertreiben. Vor allem die „Krieg der Sterne“-Filme werden als reichlich gefüllter Fundus an Bildern, Ideen (so gibt es einen Moment, in dem bei der Pressevorführung der gesamte Saal am liebsten den einen legendären Satz aus „Das Imperium schlägt zurück“ gesagt hätte), Geräten und Flugzeugen. Wenn nicht gerade „Star Wars“ als Ideengeber benutzt wird, geht es munter durch Filme wie „Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens“ (der Stummfilm, mit Max Schreck als Graf Dracula, der in Shrike seinen Wiedergänger gefunden hat) und „V wie Vendetta“. In ein, zwei Sätzen wird auch ein Kampf zwischen Traktionisten und Anti-Traktionisten (bzw. fahrenden, alles verschlingenden Städtern und ihren Gegnern) angesprochen. Politisch interessierte Zuschauer können diese Sätze, die Handlungsorte und den Ort des Finales politisch interpretieren. Aber den Konflikt muss man noch nicht einmal im Ansatz verstehen, um die Filmgeschichte zu verstehen. Am Ende will Valentine einfach nur eine Stadt zerstören, weil er es kann und er sein neues Spielzeug ausprobieren will.

Für Philip Reeve war sein Romandebüt „Mortal Engines: Krieg der Städte“ der Auftakt zu einer Tetralogie und ergänzender Geschichten aus dieser von ihm erfundenen Fantasywelt der fahrenden Städte. Damit haben die Filmemacher genug Material für weitere Filme, die auch erkennbar geplant sind. Denn einige Szenen und groß eingeführte Figuren sind für die Geschichte dieses Films unwichtig. Aber sie könnten in den späteren Filmen wichtiger werden. Die Filmgeschichte selbst ist dagegen vollkommen in sich abgeschlossen. Das gilt auch für das Filmende, das keine eindeutigen Hinweise auf den nächsten „Mortal Engines“-Film enthält. Nachdem in den letzten Jahren einige Blockbuster nur die nächsten Filme vorbereiten sollten, die dann doch nicht gedreht wurden, ist das Ende ein erfreulicher Gegenentwurf.

Ob man „Mortal Engines: Krieg der Städte“ jetzt für einen gelungenen Steampunk-Abenteuerfilm oder für ein schamloses Plündern anderer Filme hält, hängt stark von der Erwartung und dem Standpunkt ab. Als Zwölfjähriger wäre „Mortal Engines: Krieg der Städte“ wahrscheinlich mein „Star Wars“ und damit der beste Film aller Zeiten. So ist er ein „Star Wars“-Rip-Off, das einfach nur, noch einmal, alte und uralte Ideen und Bilder in glänzender Optik präsentiert. Das ist dann alles zu sehr Altbekanntes in neuer Verpackung mit flachen Figuren in einer schlecht entwickelter Filmgeschichte, die sich nicht an Erwachsene, sondern an Kinder richtet.

Auf der großen Leinwand sehen die durch die Matschlandschaft fahrenden Steampunk-Städte allerdings grandios aus. Auch wenn die Idee, dass eine Millionenstadt wie London quer durch Old Europe Richtung Osten fährt und alles verschlingt, was ihr in den Weg kommt, vollkommen idiotisch ist.

Mortal Engines: Krieg der Städte (Mortal Engines, USA/Neuseeland 2018)

Regie: Christian Rivers

Drehbuch: Fran Walsh, Philippa Boyens, Peter Jackson

LV: Philip Reeve: Mortal Engines, 2001 (Großstadtjagd; Mortal Engines: Krieg der Städte)

mit Hera Hilmar, Robert Sheehan, Hugo Weaving, Jihae, Ronan Raftery, Leila George, Patrick Malahide, Stephen Lang

Länge: 129 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Die Vorlage – und was nach dem Abspann geschah

Wer nicht bis zum nächsten Film warten will, kann schon jetzt lesen, wie die Geschichte von Hester Shaw und Tom Natsworthy weitergeht; – wenn die Macher sich an die Romangeschichte halten.

Pünktlich zum Filmstart veröffentlichte der Fischer Verlag die ersten beiden „Mortal Engines“-Romane. Die nächsten „Mortal Engines“-Romane „Der Grüne Sturm“ und „Die verlorene Stadt“ folgen im Februar und Mai 2019. Die Romane richten sich an ein junges Publikum und erhielten in Großbritannien mehrere Kinder- und Jugendbuchpreise.

Und jedes Wort über „Jagd durchs Eis“ würde viel über „Krieg der Städte“ verraten. Daher schreibe ich jetzt nichts über die weiteren Abenteuer von Hester und Tom in der Welt der „Mortal Engines“.

Philip Reeve: Mortal Engines: Krieg der Städte

(übersetzt von Nadine Püschel und Gesine Schröder)

Fischer Verlag/TOR, 2018

336 Seiten

12 Euro

Originalausgabe

Mortal Engines

Scholastic Ltd., 2001

Deutsche Erstausgabe

Großstadtjagd

(übersetzt von Anja Hansen-Schmidt)

Beltz & Gelberg, 2003

Zweite deutsche Ausgabe

Mortal Engines: Krieg der Städte

Ravensburger Buchverlag, 2008

Philip Reeve: Mortal Engines: Jagd durchs Eis

(übersetzt von Nadine Püschel und Gesine Schröder)

Fischer Verlag/TOR, 2018

368 Seiten

12 Euro

Originalausgabe

Predator’s Gold

Scholastic Ltd., 2003

Hinweise

Deutsche Facebook-Seite zum Film

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Mortal Engines: Krieg der Städte“

Metacritic über „Mortal Engines: Krieg der Städte“

Rotten Tomatoes über „Mortal Engines: Krieg der Städte“

Wikipedia über „Mortal Engines: Krieg der Städte“ (deutsch, englisch)

Homepage von Philip Reeve


TV-Tipp für den 13. März: Pioneer (bzw. „Pionier“)

März 13, 2017

Arte, 22.05

Pioneer (Pioneer, Norwegen/Deutschland/Schweden/Frankreich/Finnland 2013)

Regie: Erik Skjoldbjærg

Drehbuch: Hans Gunnarson, Kathrina Valen Zeiner, Cathinka Nicolaysen, Nikolaj Frobenius, Erik Skjoldbjærg

Taucher Petter will herausfinden, warum sein Bruder Knut bei einem Probetauchgang in 320 Meter Tiefe starb – und wir erfahren mehr als wir jemals wissen wollten, über den norwegischen Ölboom in den siebziger Jahren, wie Taucher in bislang unerreichte Tiefen vorstießen, um die Pipeline zum Öltransport in der Nordsee zu verlegen und was die US-Amerikaner damit zu tun hatten.

Auf Tatsachen basierender, hochspannender Paranoia-Thriller mit einem Killer-Ende.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

Arte kündigt den Film teilweise als „Pionier“ an; der Kinotitel war „Pioneer“.

mit Aksel Hennie, Wes Bentley, Stephen Lang, Stephanie Sigman, Jorgen Langhelle, Ane Dahl Torp, Jonathan LaPaglia

Wiederholung: Donnerstag, 23. März, 23.55 Uhr

Hinweise
Englische Homepage zum Film
Film-Zeit über „Pioneer“
Moviepilot über „Pioneer“
Metacritic über „Pioneer“
Rotten Tomatoes über „Pioneer“
Wikipedia über „Pioneer“

Meine Besprechung von Erik Skjoldbjærgs „Pioneer“ (Pioneer, Norwegen/Deutschland/Schweden/Frankreich/Finnland 2013)


Neu im Kino/Filmkritik: „Don’t Breathe“, sonst hört dich der blinde Mann

September 8, 2016

Das wird einfach werden, denken sich Rocky, Alex und Money. Die drei Jung-Erwachsenen brechen schon seit einiger Zeit in Häuser ein und klauen Wertgegenstände. Geld stehlen sie nicht, weil das, wenn sie geschnappt werden, vor Gericht, ihre Strafe erhöhen würde.

Da erzählt Money ihnen von einem blinden Golfkriegs-Veteran, der in Detroit in einer inzwischen menschenverlassenen Gegend lebt. Nach dem Tod seines Kindes bei einem Autounfall erhielt er eine fürstliche Entschädigung, die irgendwo in seinem Haus ist. Mit den 300.000 Dollar könnten die drei Einbrecher ihr bisheriges Leben und Detroit hinter sich lassen.

Mitten in der Nacht (weil in solchen Filmen Einbrüche immer nach Einbruch der Dunkelheit durchgeführt werden) betäuben sie den Rottweiler des Blinden, brechen ein und beginnen das Haus zu durchsuchen.

Als der Blinde durch ein von ihnen verursachtes Geräusch erwacht, müssen sie plötzlich um ihr Leben kämpfen. Denn der Blinde verteidigt sein Haus, in dem er sich perfekt auskennt, gnadenlos. Außerdem hat er in seinem Keller etwas versteckt, was niemand entdecken darf.

Don’t Breathe“, der zweite Spielfilm von Fede Alvarez, dem Regisseur des angemessen unappetitlichem „Evil Dead“-Remakes, ist in den USA ein Überraschungserfolg. Bereits in der zweiten Woche ist er auf dem ersten Platz der Kinocharts, seine Kosten hat er damit längst eingespielt und die Kritiken sind überaus gut. Dabei ist „Don’t Breathe“ ein klassisches B-Picture, das seine Geschichte in unter neunzig Minuten mit bekannten Genre-Versatzstücken, die neu angeordnet werden, ohne Subplots und ohne eine pompös aufgeblasene gesellschaftliche Botschaft erzählt.

Und das ist gut so.

Jedenfalls wenn man einen kleinen, spannenden Thriller sehen will, in dem Alvarez immer wieder nervenzerfetzende Suspense-Szenen gelingen. Vor allem wenn die unbewaffneten Einbrecher und ihr bewaffnetes Opfer sich schweigend in einem dunklen Zimmer gegenüber stehen. Dazwischen versuchen die Einbrecher zu flüchten und, wie es sich für das Genre gehört, beweisen eine überragendes Talent, Verletzungen und Stürze zu überleben. Aber da hilft wahrscheinlich die Todesangst.

Die vier Hauptcharaktere haben dabei genug Eigenschaften, um als spartanisch gezeichnete, zwischen Gut und Böse stehende, dreidimensionale Charaktere zu überzeugen.

Und Stephen Lang („Avatar“) als blinder, sehr schweigsamer Mann ist furchterregender als irgendwelche computergenerierten Monster, die mindestens eine Großstadt vernichten müssen, um Angst und Schrecken zu verbreiten.

dont-breathe-plakat

Don’t Breathe (Don’t Breathe, USA 2016)

Regie: Fede Alvarez

Drehbuch: Fede Alvarez, Rodo Sayagues

mit Stephen Lang, Jane Levy, Dylan Minnette, Daniel Zovatto, Emma Bercovici, Franciska Töröcsik

Länge: 89 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Don’t Breathe“

Metacritic über „Don’t Breathe“

Rotten Tomatoes über „Don’t Breathe“

Wikipedia über „Don’t Breathe“ (deutsch, englisch)


TV-Tipp für den 21. August: Männer, die auf Ziegen starren

August 20, 2015

https://www.youtube.com/watch?v=rc58z2FHMhg

3sat, 22.35

Männer, die auf Ziegen starren (USA 2009, Regie: Grant Heslov)

Drehbuch: Peter Straughan

LV: Jon Ronson: The men who stare at goats, 2004 (Durch die Wand; Männer, die auf Ziegen starren)

Ein Journalist hört von einer Armeeeinheit, die ihre Gegner mit gewaltfreien, teils übersinnlichen Methoden bekämpft. Er macht sich auf die Suche nach ihr.

Die Story von „Männer, die auf Ziegen starren“ klingt erfunden, ist aber wahr und der Film folgt dem Sachbuch erstaunlich genau.

Köstlich durchgeknallte Militärsatire (alles weitere in meiner ausführlichen Besprechung von Buch und Film).

mit George Clooney, Ewan McGregor, Jeff Bridges, Kevin Spacey, Stephen Lang, Robert Patrick, Waleed Zuaiter, Stephen Root, Glenn Morshower

Hinweise

Englische Homepage zum Film

Deutsche Homepage zum Film

Film-Zeit über „Männer, die auf Ziegen starren“

Metacritic über “Männer, die auf Ziegen starren”

Rotten Tomatoes über “Männer, die auf Ziegen starren”

Wikipedia über “Männer, die auf Ziegen starren” (deutschenglisch)

Homepage von Jon Ronson

Den of Geek: Interview mit Jon Ronson (5. November 2009)

UGO: Interview mit Jon Ronson (6. November 2009)

Homepage des 1st Earth Battalion

Meine Besprechung von Jon Ronsons “Männer, die auf Ziegen starren” (The men who stare at Goats, 2004)

Meine Besprechung von Jon Ronsons “Die Psychopathen sind unter uns – Eine Reise zu den Schaltstellen der Macht” (The Psychopath Test – A Journey through the Madness Industry, 2011)


Neu im Kino/Filmkritik: „Pioneer“ oder Tiefseetauchen und Sterben für Öl und Norwegen

Oktober 31, 2014

„Pioneer“ ist der neue Film von Erik Skjoldbjærg, dessen Spielfilmdebüt „Todesschlaf“ (Insomnia, 1997) fünf Jahre später von Christopher Nolan ein Hollywood-Remake erhielt, das dem Original nichts Wesentliches hinzufügte. Auch für „Pioneer“ hat Hollywood sich schon die Remake-Rechte gesichert. George Clooney ist als Produzent im Gespräch.
„Pioneer“ basiert, wie „Pride“, auf wahren Ereignissen, die sich in den frühen Achtzigern ereigneten. Aber es ist kein Feelgood-Movie, sondern ein altmodischer Paranoia-Thriller.
Mitte der Siebziger, kurz nach der Ölkrise, die uns in Deutschland autofreie Sonntage bescherte, wurden auch vor Norwegen in der Nordsee riesige Öl- und Gasvorkommen entdeckt. Norwegen will diesen neuen Reichtum bergen. Dummerweise liegt das Öl so weit unter der Meeresoberfläche, dass die Förderung extrem schwierig ist, weil es keine Erfahrungen mit Tauchgängen in diesen Tiefen gibt und die Anlagen vor Ort montiert und zusammengeschweist werden müssen. Auch heute, gut vierzig Jahre später, liegen die Rekorde beim Tiefseetauchen bei 332 Meter im Gerätetauchen und, seit 2006, bei 610 Metern beim Tauchen mit einem Panzertauchanzug.
Diese gefährliche Arbeit wird von Tiefseetauchern, wie Petter (Aksel Hennie) und seinem Bruder Knut (André Eriksen) erledigt, denen wir zum ersten Mal bei einem simuliertem Tauchgang bis 500 Meter Tiefe in einer Dekompressionskammer begegnen. Dabei soll getestet werden, ob und wie Menschen in dieser Tiefe überleben können und wie sich ihre Wahrnehmung verändert. Schon bei diesen simulierten Tauchgängen arbeitet die norwegische Regierung, die das Nordseeöl fördern will, mit der US-amerikanischen Firma Deep Sea Diving zusammen, die den Tauchern eine spezielle Sauerstoffmischung gab, die sie wie den Heiligen Gral hütete.
Als Petter und Knut drei Monate später den ersten Tauchgang des Projekts auf offener See unternehmen, geschieht in 320 Meter Tiefe ein Unfall, bei dem Knut stirbt. Ferris (Stephen Lang), der Leiter des US-Unternehmens, und seine norwegischen Kollegen versuchen Petter, der sich für den Tod seines Bruders verantwortlich fühlt, zu beruhigen. Unfälle passieren halt. Niemand ist dafür verantwortlich.
Aber Petter stellt Fragen. Denn er glaubt, dass es kein bedauerlicher Unfall war, sondern dass Knuts Tod vermeidbar gewesen wäre.
„Pioneer“ steht gelungen in der Tradition des US-Polit-Thrillers der siebziger Jahre. Erik Skjoldbjærg nennt als Inspiration „Der Dialog“, „Chinatown“ und „Die Unbestechlichen“. Er hätte auch noch „Zeuge einer Verschwörung“ und „Die heiße Spur“ nennen können und wie viele dieser Filme zieht er einen beträchtlichen Teil seiner Spannung aus dem Nichtwissen um die Hintergründe und der Paranoia des Protagonisten. Bis zum Schluss läßt uns Skjoldbjærg nämlich im Ungewissen darüber, ob Petter wirklich einer großen Verschwörung auf der Spur ist oder ob er einfach nur von Schuldgefühlen geplagt ist und diese auf Ferris und die anderen US-Amerikaner lenkt. Es ist auch unklar, wie sehr seiner Wahrnehmung vertraut werden kann. Also ob er nicht nur paranoid ist, sondern Halluzinationen hat.
Und wenn am Filmende das ganze Ausmaß der Verschwörung deutlich wird, wirft Erik Skjoldbjærg elegant die vorherigen Gewissheiten über Bord.
Heute verdankt Norwegen seinen Reichtum dem Nordseeöl. 2013 stellte der Europäische Gerichtshof fest, dass es mangelhafte Sicherheitsvorkehrungen bei Tauchgängen gab, die zum Tod von Tauchern führten.

Pioneer - Plakat

Pioneer (Pioneer, Norwegen/Deutschland/Schweden/Frankreich/Finnland 2013)
Regie: Erik Skjoldbjærg
Drehbuch: Hans Gunnarson, Kathrina Valen Zeiner, Cathinka Nicolaysen, Nikolaj Frobenius, Erik Skjoldbjærg
mit Aksel Hennie, Wes Bentley, Stephen Lang, Stephanie Sigman, Jorgen Langhelle, Ane Dahl Torp, Jonathan LaPaglia
Länge: 107 Minuten
FSK: ab 12 Jahre

Hinweise
Englische Homepage zum Film
Film-Zeit über „Pioneer“
Moviepilot über „Pioneer“
Metacritic über „Pioneer“
Rotten Tomatoes über „Pioneer“
Wikipedia über „Pioneer“


TV-Tipp für den 28. Mai: Männer, die auf Ziegen starren

Mai 28, 2013

BR, 22.45

Männer, die auf Ziegen starren (USA 2009, R.: Grant Heslov)

Drehbuch: Peter Straughan

LV: Jon Ronson: The men who stare at goats, 2004 (Durch die Wand; Männer, die auf Ziegen starren)

Ein Journalist hört von einer Armeeeinheit, die ihre Gegner mit gewaltfreien, teils übersinnlichen Methoden bekämpft. Er macht sich auf die Suche nach ihr.

Die Story von „Männer, die auf Ziegen starren“ klingt erfunden, ist aber wahr und der Film folgt dem Sachbuch erstaunlich genau.

Köstlich durchgeknallte Militärsatire (alles weitere in meiner ausführlichen Besprechung von Buch und Film).

mit George Clooney, Ewan McGregor, Jeff Bridges, Kevin Spacey, Stephen Lang, Robert Patrick, Waleed Zuaiter, Stephen Root, Glenn Morshower

Hinweise

Englische Homepage zum Film

Deutsche Homepage zum Film

Film-Zeit über „Männer, die auf Ziegen starren“

Metacritic über “Männer, die auf Ziegen starren”

Rotten Tomatoes über “Männer, die auf Ziegen starren”

Wikipedia über “Männer, die auf Ziegen starren” (deutschenglisch)

Homepage von Jon Ronson

Den of Geek: Interview mit Jon Ronson (5. November 2009)

UGO: Interview mit Jon Ronson (6. November 2009)

Homepage des 1st Earth Battalion

Meine Besprechung von Jon Ronsons “Männer, die auf Ziegen starren” (The men who stare at Goats, 2004)

Meine Besprechung von Jon Ronsons “Die Psychopathen sind unter uns – Eine Reise zu den Schaltstellen der Macht” (The Psychopath Test – A Journey through the Madness Industry, 2011)