Ein Teil meiner Enttäuschung hängt sicher mit den Erwartungen zusammen. Die Trailer versprachen viel und verrieten wenig. Die offizielle Synopse ebenso: „Emerald ‚Em‘ (Keke Palmer) und OJ (Daniel Kaluuya) sind die Eigentümer einer Farm für Hollywood-Filmpferde. Ihre kalifornische Haywood-Ranch, weitab von den ersten Anzeichen menschlicher Zivilisation, ist bereits seit Jahrzehnten in Familienbesitz. Eines Nachts beobachten sie auf ihrem Land schockierende Phänomene, für die es keinerlei Erklärung zu geben scheint. Dabei ahnen sie nicht, dass es sich nur um die Vorboten eines grauenerregenden Geheimnisses handelt…“
Die Kritiken und Publikumsmeinungen aus den USA sind überaus positiv. Alle, die den Film vor mir gesehen hatten, wollten mit mir über das Ende reden. Das war der Moment, in dem ich immer sagte: „Darüber reden wir, wenn ich ihn gesehen habe.“
Also erwartete ich einen besonderen Film mit einem Shyamalan-Twist am Ende. Außerdem gefielen mir Jordan Peeles vorherige Filme, „Get Out“ gefiel mir sehr gut. „Wir“ weniger. An der Kinokasse waren beide Filme äußerst erfolgreich – und „Nope“ ist das Ergebnis. Der Regisseur erhält ein größeres Budget und freie Hand.
Das benutzt er für eine gewöhnliche Alien-Invasionsgeschichte mit vielen losen Enden, die dazu führen, dass im Internet inzwischen munter spekuliert wird, was was bedeutet und wie das alles miteinander zusammenhängt. Also wer der Motorradfahrer ist, der aus dem Nichts auftaucht als die Geschwister die Aliens anlocken wollen, warum wir so viel über eine 90er-Jahre-Sitcom erfahren und was das damalige Unglück mit den Ereignissen in der Gegenwart zu tun hat. Außer dass Ricky ‚Jupe‘ Park (Steven Yeun) damals als Kinderdarsteller zum Ensemble der Sitcom gehörte und er heute, immer noch von seinem Hollywood-Ruhm zehrend, in der Nähe der Farm der beiden Haywood-Geschwister einen Wilder-Westen-Goldrausch-Themenpark betreibt. Wie der Zusammenhang zwischen Menschen die in oder mit Hollywood Geld verdienen mit den Aliens ist. Undsoweiterundsofort.
Die Story selbst ist ein aufgeblasenes Nichts. In der ersten Hälfte wird angedeutet, dass die Aliens in einer sich nicht bewegenden Wolke am Himmel über der Pferdefarm sind. Ihren Angriffen scheint man, wie schon der Trailer andeutet, entkommen zu können, wenn man sie bei Angriffen nicht ansieht. In der zweiten Hälfte kämpfen dann die Farmbesitzer OJ und seine Schwester Emerald gegen die Aliens. Ihnen helfen der Computerfreak, Slacker und Angestellte der Elektronikkette Fry’s Electronics, Angel Torres (Brandon Perea), der ihre Videoüberwachungsanlage auf den neuesten Stand brachte (was ihnen bei den Angriffen nicht hilft), und der etwas durchgeknallte Dokumentarfilm-Kameramann Antlers Holst (Michael Wincott). Holst ist dabei, weil echte Aufnahmen von Aliens eine Sensation wären.
Das sieht in jedem Moment, auch das zeigt der Trailer, gut aus. Allerdings zieht sich die Story wie Kaugummi. Vieles wird angedeutet. Vieles wird angesprochen, aber fast nichts wird konsequent zu Ende geführt. Das weckt natürlich durchgehend Erwartungen auf eine große Auflösung am Ende. Diese Überraschung gibt es nicht. Und das ist dann auch eine Art von Überraschung. Wie ein Witz ohne Pointe.
So ist „Nope“ ein bildgewaltiger lahmer Schocker, der ein Manifest der Hybris des Regisseurs ist. Hoffentlich fällt Jordan Peeles nächster Film wieder überzeugender aus.
Nope (Nope, USA 2022)
Regie: Jordan Peele
Drehbuch: Jordan Peele
mit Keke Palmer, Daniel Kaluuya, Brandon Perea, Steven Yeun, Michael Wincott, Devon Graye, Keith David, Eddie Jemison, Osgood Perkins, Wrenn Schmidt
Länge: 131 Minuten
FSK: ab 12 Jahre
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Hinweise
Wikipedia über „Nope“ (deutsch, englisch)
Meine Besprechung von Jorda Peeles „Get out“ (Get out, USA 2017)
[…] Meine Besprechung von Jordan Peeles „Nope“ (Nope, USA 2022) […]
[…] Nope […]