Jay Kelly (George Clooney) ist ein alternder Hollywood-Star klassischer Prägung. So wie, uh, der Star aus „Out of Sight“, „Ocean’s Eleven“ und der Nespresso-Werbung oder Brad Pitt (der die Rolle ursprünglich spielen sollte) oder Leonardo DiCaprio (der gerade „One Battle after another“ drehte). Nach dem Tod eines mit ihm befreundeten Regisseurs, der ihm seine erste große Rolle gab, und dem Wunsch eines italienischen Filmfestival, ihn für sein Lebenswerk auszuzeichnen, gerät er in eine Sinnkrise. Verschärft wird sie von seiner jüngsten Tochter. Sie will den Sommer vor ihrem Studienbeginn nicht mit ihm, sondern mit ihren Freunden in Europa verbringen.
Kurzentschlossen fliegt er mit seiner Entourage, die dafür alle ihre Pläne umwirft, nach Europa. Er will sie dort zufällig treffen und dann mit ihr Zeit verbringen – und die Zeit nachholen, die sie bis jetzt nicht miteinander verbrachten, weil er einen weiteren Film drehte.
Diese Erlebnisse des Hollywoodstars zwischen Luxushotels und ganz normalen Menschen in Frankreich und Italien, filmisch angesiedelt zwischen Screwball-Comedy und nostalgischer Reiseerzählung, ist der schwächere Teil von Noah Baumbachs neuestem Film „Jay Kelly“. Er wirkt, als hätten sie aus Frankreich und Italien Geld bekommen mit der Auflage vor Ort zu drehen. Also erfanden sie einige Szenen, die genausogut an jedem anderen Ort spielen könnten.
Viel gelungener und umfangreicher sind die in Hollywood spielenden Szenen. Das sind einmal Aufnahmen von Dreharbeiten, so beginnt „Jay Kelly“ mit einer grandiosen Plansequenz,in Hollywood und in Kellys Villa. Immer ist der Hollywood-Star von Dutzenden Helfern umgeben, die ihm alles abnehmen, was lästig sein könnte. Die in der Gegenwart spielenden Szenen werden von Rückblenden unterbrochen. In diesen Erinnerungen an wichtige Stationen in seinem Leben und seiner Karriere ist er dabei gleichzeitig als alter und junger Jay Kelly im Bild.
Aus der Gegenwart und Kellys Erinnerungen entwirft Noah Baumbach ein liebevoll-ironisches Porträt eines selbstbezogenen Hollywood-Stars, der etwas den Kontakt zur Wirklichkeit verloren hat. Er ist kein schlechter Mensch, aber ein Mensch, der in seinen Rollen interessanter als in seinem Privatleben ist.
Neben Kelly ist sein Manager Ron Sukenick die zweite Hauptfigur. Gespielt wird Sukenick überzeugend von Adam Sandler in einer seiner seltenen dramatischen Rollen. Sukenicks Leben besteht darin, Jay Kelly zu einem angenehm sorgenfreiem Leben zu verhelfen. Er liest ihm jeden Wunsch von den Lippen ab und tut alles, damit er erfolgreich ist und unbeschwert sein Image leben kann. Auch wenn dafür ein lange geplantes Tennismatch mit seiner Tochter ausfallen muss. Warum Sukenick sich für dieses Leben entschied, erfahren wir nicht. Aber wir erfahren, was er dafür opfert und erhält.
Zum Vergnügen beim Ansehen dieses bittersüß-melanchollischen, eindeutig für die Kinoleinwand gemachten Abgesang auf ein Hollywood, das es so schon lange nicht mehr gibt, trägt auch das große Staraufgebot in teils kleinsten Rollen bei.
P. S.: Jay Kelly ist eine fiktive Figur und George Clooney ist nicht Jay Kelly.

Jay Kelly (Jay Kelly, USA 2025)
Regie: Noah Baumbach
Drehbuch: Noah Baumbach, Emily Mortimer
mit George Clooney, Adam Sandler, Laura Dern, Billy Crudup, Riley Keough, Grace Edwards, Stacy Keach, Jim Broadbent, Patrick Wilson, Eve Hewson, Greta Gerwig , Alba Rohrwacher, Josh Hamilton , Lenny Henry, Emily Mortimer, Nicôle Lecky, Thaddea Graham, Isla Fisher, Louis Partridge, Charlie Rowe, Jamie Demetriou, Parker Sawyers, Patsy Ferran, Lars Eidinger, Kyle Soller, Tom Francis, Giovanni Esposito
Länge: 132 Minuten
FSK: ab 12 Jahre
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Jetzt in einigen wenigen Kinos und auf Netflix ab 5. Dezember 2025.
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Hinweise
Rotten Tomatoes über „Jay Kelly“
Wikipedia über „Jay Kelly“ (deutsch, englisch)
Meine Besprechung von Noah Baumbachs „Frances Ha“ (Frances Ha, USA 2012)
Meine Besprechung von Noah Baumbachs „Gefühlt Mitte Zwanzig“ (While we’re young, USA 2014)
Meine Besprechung von Noah Baumbachs „Mistress America“ (Mistress America, USA 2015)
Veröffentlicht von AxelB 




