Neu im Kino/Filmkritik: Mark Wahlberg ist der „Lone Survivor“

März 21, 2014

Hier sind wirklich alle Spoiler-Warnungen überflüssig. Denn schon der Titel gibt einen sehr eindeutigen Hinweis auf die Zahl der Überlebenden und der Trailer verrät eigentlich den Rest dieser wahren Geschichte, die es in den USA schon lange in Buchform gibt und die dort auch bekannt ist. Aber bei einem Film geht es nicht nur darum, zu wissen, wie er endet, sondern um den Weg dahin und der ist in Peter Bergs neuem Film „Lone Survivor“, im Gegensatz zu seinem unterirdischen „Battleship“, gelungen.

Mark Wahlberg spielt Marcus Luttrell, der 2005 mit seiner Navy-SEAL-Einheit in der afghanischen Provinz Kunar einen wichtigen Taliban-Kämpfer töten soll. Die vier Navy SEALs halten es für eine einfache Mission, bis sie kurz vor ihrem Ziel von drei Ziegenhirten entdeckt werden und sich fragen, ob sie sie töten sollen, weil sie das Ziel der Mission gefährden. Nach einer kurzen Diskussion lassen sie die Einheimischen, entsprechend den offiziellen Militäranweisungen, laufen, brechen gleichzeitig die Mission ab und wollen zu ihrem Abholpunkt gehen. Aber die Hirten verraten sie und schnell werden sie von einer Hundertschaft schießwütiger Taliban gejagt.

Lone Survivor“ erzählt die klassische Geschichte von einem Mann, der von einer Horde Bösewichter gejagt wird, auf sich allein gestellt ist und überlebt. Das erinnert nicht nur wegen der Landschaft, an zahlreiche Western und auch an Walter Hills in den Sümpfen spielendem Survival-Klassiker „Die letzten Amerikaner“ (Southern Comfort, USA 1981), der auch eine Allegorie auf den Vietnam-Krieg war.

Peter Berg („Welcome to the Jungle“, „Operation: Kingdom“) erzählt diese wahre Geschichte über den Überlebenskampf von vier Männern gegen eine Übermacht Feinde, die in Wirklichkeit wohl deutlich kleiner war, auch entsprechend geradlinig mit einem schönen Blick auf die Dynamik in der prominent besetzten Armee-Einheit, – Mark Wahlberg wird von Ben Foster, Taylor Kitsch und Emilie Hirsch begleitet -, mit satter Action und halsbrecherischen Stunts, atmosphärischen Landschaftsaufnahmen und einem weitgehend austauschbaren Musikteppich, den man früher Fahrstuhlmusik und heute Ambient nennt.

Gleichzeitig zeigt „Lone Survivor“ eindrucksvoll und eher nebenbei, warum der „war on terror“ so kläglich scheiterte. Denn Luttrell und sein Team bleiben, wenn sie keine Einsätze haben, in ihrer Kaserne. Sie essen und trinken, immer aus Plastikflaschen und mit Einweggeschirr, nur ihre aus der Heimat gewohnte Nahrung. Sie haben absolut keine Ahnung von der Gegend, in der sie stationiert sind. Die Einheimischen, die sie ja eigentlich von einer Diktatur befreien und in die Demokratie führen sollen, sind ihnen egal. Die Aufträge, die sie von ihren Vorgesetzten erhalten, werden ohne kritische Nachfragen durchgeführt. Es ist einfach eine Aufgabe, die erledigt wird. Und, was das erschreckenste ist, sie können sich auch überhaupt nicht mit den Einheimischen verständigen. Luttrell kann, wenn er gegen Ende von Paschtunen aufgenommen wird, gegenüber den Einheimischen noch nicht einmal zwei Sätze sagen.

Das ist der eigentlich beeindruckende Aspekt bei diesem Survival-Thriller, der mit knackiger Action (wenn die Soldaten auf ihrer Flucht mehrmals felsige Abhänge herunterspringen, auf Steine und Bäume knallen, kann man sich vorstellen, wie schmerzhaft das ist) und atmosphärischen Landschaftsaufnahmen punktet. Gedreht wurde in New Mexico; was ich dieses Mal sehr irritierend fand, aber auf einer Meta-Ebene noch einmal die Bezugslosikigkeit der Soldaten zu ihrem Einsatzort spiegelt.

Lone Survivor - Plakat

Lone Survivor (Lone Survivor, USA 2013)

Regie: Peter Berg

Drehbuch: Peter Berg

LV: Marcus Luttrell/Patrick Robinson: Lone Survivor, 2007 (Lone Survivor)

mit Mark Wahlberg, Taylor Kitsch, Emilie Hirsch, Ben Foster, Eric Bana, Ali Suliman, Alexander Ludwig

Länge: 122 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Amerikanische Homepage zum Film

Deutsche Homepage zum Film

Film-Zeit über „Lone Survivor“

Moviepilot über „Lone Survivor“

Metacritic über „Lone Survivor“

Rotten Tomatoes über „Lone Survivor“

Wikipedia über „Lone Survivor“ (deutsch, englisch)

History vs. Hollywood untersucht „Lone Survivor“

Meine Besprechung von Peter Bergs „Battleship“ (Battleship, USA 2012)

Homepage von Patrick Robinson

Homepage von Marcus Luttrell

Ein Gespräch mit Marcus Luttrell, Peter Berg und Mark Wahlberg

Ein Gespräch mit Marcus Luttrell, Peter Berg und Taylor Kitsch


Neu im Kino/Filmkritik: „Kill your Darlings – Junge Wilde“ heute, Legenden später

Januar 30, 2014

Allen Ginsberg, Jack Kerouac, William Burroughs, die legendären Dichter, und Lucien Carr als Katalysator für deren literarisches Schaffen in einem Film. Wow! „Kill your Darlings – Junge Wilde“ erzählt die Geschichte der Beat-Poeten, bevor sie Beat-Poeten waren. In John Krokidas‘ Film sind sie noch vor dem Anfang ihrer Karriere.

Im Zentrum steht Allen Ginsberg (gespielt von Daniel Radcliffe im störendem Harry-Potter-Outfit), der 1944 als Studienanfänger an die New Yorker Columbia Universität kommt, seinen charismatischen Zimmergenossen Lucien Carr kennen lernt, der ihn in eine für ihn vollkommen neue Welt entführt: denn neben den Freiheiten des Studiums erkundet er auch die damalige Underground-Kunstszene mit ihren Drogen und den fetzigen Bebop-Rhythmen, während im Hinterzimmer Männer sich miteinander vergnügen. Und dann ist da noch David Kammerer, der deutlich ältere, eifersüchtige Freund von Lucien.

In „Kill your Darlings“ heißen die Protagonisten zwar Allen Ginsberg, Jack Kerouac und William Burroughs und wir kennen, wenigstens rudimentär, ihre späteren Lebensstationen und wissen, wie groß ihr Einfluss war und ist. Aber hier sind sie noch austauschbare Studenten, die noch nichts geschrieben haben und das lockere Studentenleben, inclusive Studentenstreichen, in vollen Zügen genießen. Der Film erzählt einfach Episoden aus Ginsbergs erstem Studienjahr, was zunehmend langweilt, bis dann, am Ende, Lucien Carr plötzlich David Kammerer umbringt. Diese Tat wäre wohl besser als Beginn und nicht als das Ende der Geschichte genommen worden. Denn Carr verteidigte sich, indem er vor Gericht sagte, er habe sich gegen Kammerers homosexuelle Annäherung wehren müssen. Das Gericht ließ – heute unvorstellbar – diese „Ehrenmord“-Argumentation strafmildernd zu. Burroughs und Kerouac schrieben „Und die Nilpferde kochten in ihren Becken“, das erst 2008 veröffentlicht wurde, in dem sie den Mord an Kammerer literarisch verarbeiteten. Aber das war erst nach dem Ende des Films.

Außerdem irritiert, dass diese jungen Männer nicht einen Gedanken an den Weltkrieg verschwenden. Sie sind Hedonisten vom Scheitel bis zur Sohle. Wenn wir nicht wüssten, dass die Geschichte 1944 spielt, könnte sie genausogut in jedem anderen Jahr spielen.

So ist „Kill your Darlings“ dann nur prominent besetztes, biederes Ausstattungskino über einige junge Männer in ihrer Selbstfindungsphase, die später berühmt wurden.

Kill your Darlings - Plakat

Kill your Darlings – Junge Wilde (Kill your Darlings, USA 2013)

Regie: John Krokidas

Drehbuch: John Krokidas, Austin Bunn

mit Daniel Radcliffe, Dane Dehaan, Michael C. Hall, Jack Huston, Ben Foster, David Cross, Jennifer Jason Leigh, Elizabeth Olsen, Kyra Sedgwick

Länge: 103 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Amerikanische Homepage zum Film

Deutsche Facebook-Seite zum Film

Film-Zeit über „Kill your Darlings“

Moviepilot über „Kill your Darlings“

Metacritic über „Kill your Darlings“

Rotten Tomatoes über „Kill your Darlings“

Wikipedia über „Kill your Darlings“ 


TV-Tipp für den 18. November: Todeszug nach Yuma

November 18, 2013

Kabel 1, 20.15

Todeszug nach Yuma (USA 2007, R.: James Mangold)

Drehbuch: Halsted Welles, Michael Brandt, Derek Haas
LV: Elmore Leonard: Three-Ten to Yuma, 1953 (Die Kurzgeschichte erschien zuerst in Dime Western, später in den Sammlungen „The Tonto Woman and other Western stories“ und „Complete Western stories“)

Der arme, integere Farmer Dan Evans erklärt sich bereit, den charismatischen und skrupellosen Banditen Ben Wade durch die Prärie zum Zug nach Yuma zu bringen. Wades Bande will das verhindern.

Das Remake von „Zähl bis drei und bete“ (USA 1957) ist in jeder Beziehung größer als das kammerspielartige Original. Sogar der Zug hat Verspätung.

Trotzdem ein schöner Western, eine gute Leonard-Verfilmung (bei Western war die Trefferquote sowieso schon immer höher), mit einem leicht vermurksten Schluss.

„Todeszug nach Yuma“ erhielt den Bronze Wrangler der Western Heritage Awards als bester Western des Jahres.

Mit Russell Crowe, Christian Bale, Peter Fonda, Gretchen Mol, Ben Foster, Dallas Roberts

Wiederholung: Dienstag, 19. November, 00.35 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Wikipedia über „Todeszug nach Yuma“ (deutsch, englisch)

Film-Zeit über „Todeszug nach Yuma“

Metacritic über “Todeszug nach Yuma”

Rotten Tomatoes über “Todeszug nach Yuma”

Christian Science Monitor: Interview mit Elmore Leonard (18. Januar 2012)

Wall Street Journal: Interview mit Elmore Leonard über “Raylan” und “Justified” (13. Januar 2012)

Homepage von Elmore Leonard

Meine Besprechung von Elmore Leoanrds “Raylan” (Raylan, 2012)

Meine Besprechung von Elmore Leonards “Raylan” (2012)

Meine Besprechung von Elmore Leonards „Dschibuti“ (Djibouti, 2010)

Meine Besprechung von Elmore Leonards „Djibouti“ (2010)

Meine Besprechung von Elmore Leonards „Road Dogs“ (Road Dogs, 2009)

Meine Besprechung von Elmore Leonards „Up in Honey’s Room“ (2007)

Meine Besprechung von Elmore Leonards „Gangsterbraut“ (The hot Kid, 2005)

Meine Besprechung von Elmore Leonards „Callgirls“ (Mr. Paradise, 2004)

Mein Porträt „Man nennt ihn Dutch – Elmore Leonard zum Achtzigsten“ erschien im „Krimijahrbuch 2006“

Meine Besprechung der Elmore-Leonard-Verfilmung „Sie nannten ihn Stick“ (Stick, USA 1983)

Meine Besprechung der Elmore-Leonard-Verfilmung „Killshot“ (Killshot, USA 2008)

Meine Meldung von Elmore Leonards Tod

Elmore Leonard in der Kriminalakte

Meine Besprechung von James Mangolds „Wolverine – Weg des Kriegers“ (The Wolverine, USA 2013)


TV-Tipp für den 27. März: Todeszug nach Yuma

März 27, 2013

Kabel 1, 20.15

Todeszug nach Yuma (USA 2007, R.: James Mangold)

Drehbuch: Halsted Welles, Michael Brandt, Derek Haas
LV: Elmore Leonard: Three-Ten to Yuma, 1953 (Die Kurzgeschichte erschien zuerst in Dime Western, später in den Sammlungen „The Tonto Woman and other Western stories“ und „Complete Western stories“)

Der arme, integere Farmer Dan Evans erklärt sich bereit, den charismatischen und skrupellosen Banditen Ben Wade durch die Prärie zum Zug nach Yuma zu bringen. Wades Bande will das verhindern.

Das Remake von „Zähl bis drei und bete“ (USA 1957) ist in jeder Beziehung größer als das kammerspielartige Original. Sogar der Zug hat Verspätung.

Trotzdem ein schöner Western, eine gute Leonard-Verfilmung (bei Western war die Trefferquote sowieso schon immer höher), mit einem leicht vermurksten Schluss.

„Todeszug nach Yuma“ erhielt den Bronze Wrangler der Western Heritage Awards als bester Western des Jahres.

Mit Russell Crowe, Christian Bale, Peter Fonda, Gretchen Mol, Ben Foster, Dallas Roberts

Wiederholung: Freitag, 29. März, 00.15 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Wikipedia über „Todeszug nach Yuma“ (deutsch, englisch)

Film-Zeit über „Todeszug nach Yuma“

Metacritic über „Todeszug nach Yuma“

Rotten Tomatoes über „Todeszug nach Yuma“

Christian Science Monitor: Interview mit Elmore Leonard (18. Januar 2012)

Wall Street Journal: Interview mit Elmore Leonard über “Raylan” und “Justified” (13. Januar 2012)

Homepage von Elmore Leonard

Meine Besprechung von Elmore Leoanrds „Raylan“ (Raylan, 2012)

Meine Besprechung von Elmore Leonards „Raylan“ (2012)

Meine Besprechung von Elmore Leonards „Dschibuti“ (Djibouti, 2010)

Meine Besprechung von Elmore Leonards „Djibouti“ (2010)

Meine Besprechung von Elmore Leonards „Road Dogs“ (Road Dogs, 2009)

Meine Besprechung von Elmore Leonards „Up in Honey’s Room“ (2007)

Meine Besprechung von Elmore Leonards „Gangsterbraut“ (The hot Kid, 2005)

Meine Besprechung von Elmore Leonards „Callgirls“ (Mr. Paradise, 2004)

Mein Porträt „Man nennt ihn Dutch – Elmore Leonard zum Achtzigsten“ erschien im „Krimijahrbuch 2006“

Meine Besprechung der Elmore-Leonard-Verfilmung „Sie nannten ihn Stick“ (Stick, USA 1983)

Meine Besprechung der Elmore-Leonard-Verfilmung „Killshot“ (Killshot, USA 2008)

Elmore Leonard in der Kriminalakte