Neu im Kino/Filmkritik: Über „21 Bridges“ kannst du nicht gehen in dieser Nacht

Februar 6, 2020

Als einige Streifenpolizisten an die Tür des Mosto’s klopfen, sind Michael (Stephen James) und Ray (Taylor Kitsch) gerade dabei, die im Keller versteckten Drogen zu klauen. Die Polizisten wollen mit dem Restaurantbesitzer über eine Feier reden. Als dieser nicht öffnet, betreten sie das Lokal durch den Hintereingang und stolpern in den sich im Gang befindenden Raub.

Schnell entwickelt sich im Lokal und auf der Straße davor ein Schusswechsel, bei dem acht Polizisten sterben. Die beiden Räuber Ray und Michael können unverletzt und mit einigen Taschen Kokain entkommen. Auf ihrer Flucht fragen sie sich, warum ihr Tippgeber ihnen die falsche Menge an Drogen – dreißig statt dreihundert Kilo – angab und wie sie aus Manhattan flüchten können. Denn alle ehrlichen und unehrlichen Gesetzeshüter von New York und alle Möchtegerngesetzeshüter werden sie jagen.

Angeführt wird die Jagd von Andre Davis (Chadwick Boseman), einem Polizisten mit lockerer Pistole. Er hat im Dienst schon mehrere Polizistenmörder erschossen. Als erstes befiehlt er, alle 21 von der Insel führenden Brücken zu sperren, alle Züge anzuhalten und die U-Bahn auf einen Kreisverkehr zu schicken, bis die beiden Polizistenmörder gefunden sind. Er macht Manhattan für eine Nacht zu dem Sperrgebiet, zu dem General William Devereaux (Bruce Willis) sie in „Ausnahmezustand“ (The Siege, 1998) für eine Terroristenjagd für mehrere Tage machte; – und schon damals verhinderte ein schwarzer Superman, gespielt von Denzel Washington, das Schlimmste.

In „21 Bridges“ ist ‚Black Panther‘ Chadwick Boseman der schwarze Superman. Bei all den Kämpfen mit Pistolen und Fäusten und Verfolgungsjagden zu Fuß und im Auto, selbstverständlich immer ohne schusssichere Weste, wird er nie verletzt und gerät auch nie außer Atem. Und sein Hemd sitzt am Ende der Nacht noch genauso akkurat wie am Anfang der Nacht. Er steht damit in der Tradition von „Shaft“, der, gespielt von Richard Roundtree, in den frühen Siebzigern, zur Musik von Isaac Hayes als cooler Action- und Frauenheld in New York aufräumte.

Diese Coolness geht Brian Kirks kompetent gemachtem, letztendlich mediokren Thriller „21 Bridges“ vollkommen ab. Sein Film ist ein jederzeit vorhersehbares Abarbeiten der bekannten Plot-Points. So ziemlich jede Wendung (Oh, korrupte Cops) und überraschende Enthüllung (Ach, er ist korrupt) ist absolut vorhersehbar und wird auch etwas lustlos präsentiert. So als habe man nicht die große Kinoleinwand, sondern den Slot für den „TV-Film der Woche“ im Blick gehabt. Mit einem höheren Budget, kompetenter gemacht und einer besseren Besetzung, als man es von einem TV-Film erwarten kann; – wobei die Streamingdienste diese Grenzen im Moment sehr verschieben.

So ist nichts wirklich schlecht in diesem Thriller. Aber nichts überzeugt in dieser Verfolgungsjagd durch Manhattan wirklich. Chadwick Boseman kämpft sich hier wenig charismatisch durch eine austauschbare Rolle in einem ebenso austauschbarem Film.

21 Bridges (21 Bridges, USA 2019)

Regie: Brian Kirk

Drehbuch: Adam Mervis, Matthew Michael Carnahan

mit Chadwick Boseman, Sienna Miller, J. K. Simmons, Stephan James, Taylor Kitsch, Keith David, Alexander Siddig, Louis Cancelmi, Victoria Cartagena

Länge: 101 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Moviepilot über „21 Bridges“

Metacritic über „21 Bridges“

Rotten Tomatoes über „21 Bridges“

Wikipedia über „21 Bridges“ (deutsch, englisch)


TV-Tipp für den 6. April (und ein Hinweis auf Don Winslows „Jahre des Jägers“): Savages – Im Auge des Kartells

April 5, 2019

Drogenkrieg wie wir ihn kennen

ZDFneo, 22.00
Savages – Im Auge des Kartells (Savages, USA 2012)
Regie: Oliver Stone
Drehbuch: Shane Salerno, Don Winslow, Oliver Stone
LV: Don Winslow: Savages, 2010 (Zeit des Zorns)
Chon und Ben stellen Super-Heroin her und mit Ophelia leben sie in Laguna Beach in einer offenen Dreierbeziehung. Alles ist in bester Ordnung, bis ein mexikanisches Drogenkartell (angeführt von einer Frau) bei Chon und Ben einsteigen möchte und die beiden Jungs das Angebot nicht annehmen, sondern aus dem Drogengeschäft aussteigen wollen.
Don-Winslow-Verfilmung, die nicht als Ersatz, sondern als Anreiz zur Romanlektüre dienen sollte. Denn „Savages“ ist zwar kein wirklich schlechter Film, aber eine letztendlich enttäuschende Don-Winslow-Verfilmung.
Warum habe ich hier ausführlicher begründet (und dort gibt es auch noch einige Clips).
mit Aaron Taylor-Johnson, Blake Lively, Taylor Kitsch, Benicio Del Toro, Salma Hayek, John Travolta, Demián Bichir, Shea Whigham, Sandra Echeverria, Emile Hirsch

Wiederholung: Sonntag, 7. April, 01.45 Uhr (Taggenau!)

Buchhinweis

Neu erschienen, ziemlich dick und in keiner Beziehung eine Gute-Nacht-Lektüre, aber mit ziemlicher Sicherheit ein verdammt gutes Buch: das neue Opus von Don Winslow. In „Jahre des Jägers“ erzählt er die Geschichte von „Tage der Toten“ und „Das Kartell“ weiter. Es geht also wieder um den schon seit Jahrzehnten währenden amerikanisch-mexikanischen Drogenkrieg. Mit seinem neuen Roman, der der Abschluss einer Trilogie sein soll, hat er diesen Krieg in all seinen Verästelungen von 1975 bis in die Gegenwart nacherzählt. Der Abschluss der Trilogie spielt zwischen 2012 und April 2017, mit einem Epilog im Mai 2018. Viel näher an die Gegenwart kann ein Roman wohl kaum kommen. Vor allem weil Winslows Art-Keller-Trilogie immer nah an der Wirklichkeit geschrieben wurde. Teilweise las sie sich wie eine kaum verhüllte Serie von Zeitungsreportagen und Kurzmeldungen.

In „Jahre des Jägers“ kämpft der US-Drogenfahnder Art Keller wieder gegen den mexikanischen Kartell-Boss Adán Barrera.

Don Winslow: Jahre des Jägers

(übersetzt von Conny Lösch)

Droemer, 2019

992 Seiten

26 Euro

Originalausgabe

The Border

William Morrow, New York, 2019

Hinweise

Amerikanische Homepage zum Film

Metacritic über „Savages“

Rotten Tomatoes über „Savages“

Wikipedia über „Savages“

Hollywood & Fine: Interview mit Don Winslow (11. Juli 2012)

Homepage von Don Winslow

Deutsche Homepage von Don Winslow (von Suhrkamp)

Don Winslow twittert ziemlich oft

Meine Besprechung von Don Winslows “London Undercover” (A cool Breeze on the Underground, 1991)

Meine Besprechung von Don Winslows “China Girl” (The Trail to Buddha’s Mirror, 1992)

Meine Besprechung von Don Winslows „Way Down on the High Lonely – Neal Careys dritter Fall“ (neue Übersetzung von „Das Schlangenmaul“; Way Down on the High Lonely, 1993)

Meine Besprechung von Don Winslows „A long Walk up the Water Slide – Neal Careys vierter Fall“ (A long Walk up the Water Slide, 1994)

Meine Besprechung von Don Winslows „Palm Desert“ (While Drowning in the Desert, 1996)

Meine Besprechung von Don Winslows „Pacific Private“ (The Dawn Patrol, 2008)

Meine Besprechung von Don Winslows „Pacific Paradises“ (The Gentlemen’s Hour, 2009) und „Tage der Toten“ (The Power of the Dog, 2005)

Meine Besprechung von Don Winslows „Bobby Z“ (The Death and Life of Bobby Z, 1997)

Meine Besprechung von Don Winslows „Satori“ (Satori, 2011)

Mein Interview mit Don Winslow zu “Satori” (Satori, 2011)

Meine Besprechung von Don Winslows “Savages – Zeit des Zorns” (Savages, 2010)

Meine Besprechung von Don Winslows “Kings of Cool” (The Kings of Cool, 2012)

Meine Besprechung von Don Winslows „Vergeltung“ (Vengeance, noch nicht erschienen)

Meine Besprechung von Don Winslows „Missing. New York“ (Missing. New York, noch nicht erschienen)

Meine Besprechung von Oliver Stones Don-Winslow-Verfilmung „Savages“ (Savages, USA 2012)

Meine Besprechung von Don Winslows „Das Kartell“ (The Cartel, 2015)

Meine Besprechung von Don Winslows „Germany“ (Germany, 2016 – noch nicht erschienen)

Mein Hinweis auf Don Winslows „London Undercover – Neal Careys erster Fall“ (A Cool Breeze on the Underground, 1991)

Don Winslow in der Kriminalakte

Meine Besprechung von Oliver Stones „Snowden“ (Snowden, USA/Deutschland 2016)


Neu im Kino/Filmkritik: „No Way Out – Gegen die Flammen“kämpfen die „Granite Mountain Hotshots“

Mai 6, 2018

Hach, das ist wieder ein deutscher Titel, der für Verwirrung sorgen wird. Also: „No Way Out – Gegen die Flammen“ ist ein Film über Feuerbekämpfer, der nichts, aber auch absolut nichts mit dem Kevin-Costner-Thriller „No Way Out – Es gibt kein Zurück“ zu tun hat. Außerdem ist der Originaltitel von „No Way Out – Gegen die Flammen“ „Only the Brave“. Aber die Werbeabteilung hat sich sicher etwas dabei gedacht. Und gegen Flammen müssen die „Granite Mountain Hotshots“ kämpfen.

In den USA erreichten die Feuerbekämpfer am 30. Juni 2013 traurige Berühmtheit. Mit anderen Feuerwehrmännern bekämpften sie nahe der Kleinstadt Yarnell Hill, Arizona einen durch einen Blitzschlag verursachten Brand. Es war ein Routine-Einsatz, bei dem die Flammen, aufgrund starker Windböen, unvorhergesehene Wege einschlugen und das Feuer sich schneller als gedacht bewegte. Neunzehn der aus zwanzig Männern bestehenden Hotshot-Einheit starben in den Flammen. Es war der größte Verlust von Feuerwehrmännern nach 9/11.

Kurz nach dem Unglück schrieb Sean Flynn für die „GQ“ die Reportage „No Exit“. Sie war die Grundlage für Joseph Kosinskis beeindruckendes Drama „No Way Out – Gegen die Flammen“. Er erzählt die Geschichte der „Granite Mountain Hotshots“, der ersten kommunalen Hotshot-Einheit. Normalerweise unterstehen sie Bundesbehörden. Aktuell gibt es in den USA 107 Hotshot-Crews. Jede Einheit besteht aus 20 Feuerwehrleuten. Die Hotshots sind Feuerbekämpfer, die vor allem deshalb als Eliteeinheit bezeichnet werden, weil sie in den USA tagelang gegen die riesigen Brandherde kämpfen. Dabei geht es vor allem um das Schlagen von Schneisen und Anlegen von Hindernissen, die das Feuer in geordnete Bahnen lenken. Auch gezielte Brände gehören dazu. Es ist harte, körperliche Arbeit, die meistens von jungen Männern durchgeführt wird. In der mehrere Monate dauernden Brandsaison sind sie fast ununterbrochen unterwegs.

In „No Way Out“ wird die Geschichte der „Granite Mountain Hotshots“ chronologisch erzählt. Vor ihrer Hotshot-Zertifizierung ist die von Eric Marsh (Josh Brolin) geleitete Einheit die Feuerwehr der Kleinstadt Prescott, Arizona, die vor allem ihren Ort vor Feuer beschützt. Vor ihrer Hotshot-Zertifizierung 2008 trainieren sie jahrelang, erfüllen die Anforderungen für eine Zertifizierung und werden erfolgreich geprüft. Es ist ein hartes Verfahren für eine harte und gefährliche Arbeit.

Im Verlauf des über zweistündigen Films lernen wir die Feuerwehrleute und ihre Familien kennen. Vor allem Eric Marsh und Brandon ‚Donut‘ McDonough (Miles Teller) stehen im Mittelpunkt. McDonough hatte vorher eine lange Karriere als vorbestrafter Junkie hinter sich. Die Einheit ist für ihn die letzte Chance auf ein Leben, das sich vollkommen von seinem Junkie-Leben unterscheidet. Wir begleiten die Feuerwehrmänner auf verschiedenen Einsätzen, die vor allem auf der großen Leinwand ihre gesamte Wirkung entfalten.

Kosinski („Tron: Legacy“, „Oblivion“) erzählt diese Geschichte ganz traditionell als eine sich über mehrere Jahre erstreckende, für den Film etwas komprimierte Chronik. Es ist schnörkelloses, klassisches Hollywood-Erzählkino. Chronologisch werden Episoden aus dem Berufs- und Privatleben der Feuerwehrmänner erzählt, bis es zu dem katastrophalen letzten Einsatz kommt. Den inszeniert Kosinski dann auch so, dass schon von der ersten Minute an – wenn die „Granite Mountain Hotshots“ noch an einen Routine-Einsatz glauben – als einen Einsatz, der in einer Katastrophe enden wird.

No Way Out“ ist ein würdiges Denkmal für diese Einheit.

No Way Out – Gegen die Flammen (Only the Brave, USA 2017)

Regie: Joseph Kosinski

Drehbuch: Ken Nolan, Eric Warren Singer

LV: Sean Flynn: No Exit (GQ, 27. September 2013, Reportage)

mit Josh Brolin, Miles Teller, Jeff Bridges, Taylor Kitsch, Jennifer Connelly, James Badge Dale, Andie MacDowell, Alex Russell, Ben Hardy, Scott Haze, Geoff Stults

Länge: 134 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „No Way Out“

Metacritic über „No Way Out“

Rotten Tomatoes über „No Way Out“

Wikipedia über „No Way Out“ (deutsch, englisch)

History vs. Hollywood sucht in den Flammen nach den Fakten

GQ: Sean Flynn: No Exit

Meine Besprechung von Joseph Kosinskis „Oblivion“ (Oblivion, USA 2013)

Ein etwas überfülltes Gespräch mit Brandon McDonough (dem überlebenden Mitglied der Granite Mountain Hotshots), den Schauspielern und dem Regisseur in der Build-Gesprächsreihe


DVD-Kritik – und viel Rapp-Lesestoff: Der „American Assassin“ entert das Puschenkino

Februar 26, 2018

Zum Kinostart von „American Assassin“ am 12. Oktober 2017 schrieb ich über den Thriller:

Die Verfilmungspläne sind schon etwas älter. Denn selbstverständlich hat Hollywood sich die Verfilmungsrechte für die Mitch-Rapp-Romane von Vince Flynn gesichert. Ein Bestsellerautor, der einen Agententhriller nach dem nächsten abliefert, in denen ein Held die USA vor bösen Terroristen schützt, liefert genug Geschichten für eine langlebige Serie. Dass Vince Flynn dann 2010 mit „American Assassin“ auch den Roman schrieb, der den ersten Einsatz von seinem Helden Mitch Rapp schildert, war natürlich ein fast schon natürlicher Startpunkt für eine Filmserie.

Auch Vince Flynn (1966 – 2013) hält „American Assassin“ für einen guten Einstieg in die Welt von Mitch Rapp, die nach seinem Tod von Kyle Mills fortgeschrieben wird.

Flynns Roman spielt in den frühen Neunzigern. Im Dezember 1988 stirbt Mitch Rapps Verlobte bei dem Lockerbie-Bombenanschlag, bei dem alle 259 Passagiere einer Boing 747 starben. Der Student will sie rächen, wird von der CIA – also einer dieser Abteilungen, die es offiziell nicht gibt – rekrutiert und von Stan Hurley ausgebildet. Weil im Libanon ein US-Geschäftsmann mit guten Kontakten nach Washington entführt wurde und ein CIA-Unterhändler getötet wurde, erhält die Orion-Gruppe ihren ersten Einsatzbefehl, der sie über Deutschland und die Schweiz nach Beirut führt.

Der Film verlegt die Geschichte in die Gegenwart und, sieht man von einigen vernachlässigbaren und austauschbaren Details ab, erzählt der Film eine vollkommen andere Geschichte, die dem Geist des Romans treu bleibt. Das ist in diesem Fall sogar ein Vorteil. Denn Flynns Roman ist mit seine Rückblenden und Handlungssprüngen seltsam unbeholfen erzählt. So erfahren wir, wenn man den Klappentext nicht gelesen hat, erst auf Seite 161, warum Rapp ein Killer werden will. Wobei es ein großer und nicht unbedingt selbstverständlicher Schritt ist, von einem trauerndem Liebhaber zu einem skrupellosen Racheengel zu werden. Flynn überspringt diese Entwicklung einfach. Flynn geht auch nicht auf die Phase der Trauer ein und er erzählt auch nicht, warum Rapp so gut in allem ist. Eigentlich steht Rapp in seiner Ausbildung nur vor einer Herausforderung: Hurley darf nicht erfahren, wie leicht ihm die ganzen Übungen fallen.

Später plätschert der Plot vor sich hin. Erst langsam werden die Verbindungen zwischen den verschiedenen Ereignissen offensichtlich. So sind Rapps Ermordung eines Waffenhändlers in Istanbul (sein erster Mordauftrag) und die von der Orion-Gruppe durchgeführte Ermordung eines Bankers in Hamburg und das Leeren einiger von ihm betreuter Schwarzgeldkonten isolierte Ereignisse. Auch die weiteren Morde erscheinen zunächst willkürlich, ehe Flynn die verschiedenen Handlungsfäden und Ereignisse langsam verknüpft und es zum Finale in Beirut kommt.

Dagegen erzählt der Film chronologisch Rapps Geschichte. Während eines Urlaubs stürmen Terroristen das tropische Ferienressort und schießen wild um sich. Dabei stirbt unter anderem Rapps Freundin. Rapp bildet sich als Kämpfer aus, wird zum Islamisten und versucht die Mörder seiner Freundin zu töten, indem er sich – so sein Plan – eine Terrorzelle nach der nächsten vornimmt.

Für die stellvertretende CIA-Direktorin Irene Kennedy ist das eine fantastische Voraussetzung, um Rapp zu rekrutieren und ihn in das Trainingslager von Stan Hurley zu schicken.

Als 15 Kilo Plutonium und einige Komponenten für den Bau einer Atombombe verschwinden, der totgeglaubte Auftragsmörder und Söldner Ghost auftaucht und der Iran (Wer sonst?) die Bombe kaufen will, muss die Orion-Gruppe zu ihrem ersten Einsatz ausrücken.

An dem in den USA, Großbritannien, Malta, Thailand und Italien von Michael Cuesta gedrehtem Actionthriller gefällt vor allem die handgemachte Action. Sie wirkt, bis auf das bombige Finale im Mittelmeer, realistisch. Dazu trägt auch bei, dass Cuesta in diesen Szenen selten schneidet und man so die Kämpfe gut verfolgen kann.

Auch der Plot gefällt in seinem altmodischen Gestus.

Aber der Film ist, wie die Vorlage, eine reaktionäre Männerfantasie, in der tapfere US-Amerikaner skrupellos böse Menschen töten. Die Terroristen sind allesamt Islamisten der besonders bösen Sorte. Im Film kommt das Böse daher aus dem Iran, dem neuen Hort des Bösen. Im Roman ist es der Nahost-Konflikt. Das ändert aber nichts daran, dass Rapp jedes Recht der Welt hat, die Bösewichter abzumurksen. Er ist, wie Mike Hammer, Ankläger, Jury, Richter und Vollstrecker.

Im Film gibt es aber noch einige gute Iraner und einer der Bösewichter ist schon auf den ersten Blick kein Araber. Und kein Russe; die waren im Roman wichtig, im Film nicht mehr.

Insofern fällt die Verfilmung des Pulp-Romans (und das ist „American Assassin“ trotz seiner fünfhundert Seiten) etwas liberaler und bei den Bösewichtern, durch die Hinzuerfindung von Ghost, differenzierter als die Vorlage aus. Der Held selbst bleibt ein von keinerlei Zweifeln geplagter Racheengel, der die arabisch aussehenden Bösewichter ermordet und, weil er das Richtige tut, gegebenenfalls die Bedenken und Vorgaben der Politiker aus Washington, ignoriert.

Insgesamt ist „American Assassin“ ein durchaus ansehbarer, wenig überraschender Actionfilm, der in jeder Beziehung durchschnittlich ist. „American Assassin“ ist kein Jason-Bourne- oder „Mission Impossible“-Nachfolger und auch keine Reinkarnation von Jack Bauer für die große Leinwand. In „American Assassin“ wird alles eine Nummer kleiner und konservativer gebacken. Aber Dylan O’Brien macht seine Sache als Mitch Rapp gut und Michael Keaton (mit Sonnenbrille) hat auch seinen Spaß.

 

Ob „American Assassin“ der Start für eine Kinoserie ist, ist bis jetzt immer noch unklar. Das liegt sicher auch an dem durchwachsenen Einspielergebnis des harten Thrillers. Danach hat der 33 Millionen Dollar teure Film weltweit 66 Millionen Dollar eingespielt.

Das Bonusmaterial ist mit gut achtzig Minuten erfreulich umfangreich und, wenn auch etwas oberflächlich, informativ ausgefallen. In mehreren neun- bis dreizehnminütigen Featurettes wird auf verschiedene Aspekte des Films eingegangen: die Vorlage und der Weg zum Film, die Hauptdarsteller Dylan O’Brien, Michael Keaton und Taylor Kitsch, die Actionszenen und die verschiedenen Drehorte. Es wurde zwar nicht immer vor Ort gedreht, aber die Macher drehten an verschiedenen Orten rund um den Globus und in Rom wurden nicht die üblichen Touristenattraktionen abgefilmt.

Außerdem gibt es ein vor dem Kinostart, nach einer Filmvorführung entstandenes 26-minütiges Filmgespräch mit Dylan O’Brien und Taylor Kitsch, in dem die beiden Schauspieler vor allem herumblödeln. Entsprechend begrenzt ist der Erkenntnisgewinn.

American Assassin (American Assassin, USA 2017)

Regie: Michael Cuesta

Drehbuch: Stephen Schiff, Michael Finch, Edward Zwick, Marschall Herskovitz

LV: Vince Flynn, American Assassin, 2010 (American Assassin)

mit Dylan O’Brien, Michael Keaton, Taylor Kitsch, Sanaa Lathan, Shiva Negar, David Suchet, Navid Negaban, Scott Adkins

DVD

Studicanal

Bild: 2,40:1 (anamorph)

Ton: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 5.1)

Untertitel: Deutsch

Bonusmaterial: Im Visier: Der Weg zum Killer, Mitch Rapp wird gesucht: Dylan O’Brien, Das Spiel mit der Macht: Stan Hurley und Ghost, Menschliche Waffen: Training und Stunts, Vor Ort im Kampfeinsatz: Die Schauplätze, Interview mit Dylan O’Brien und Taylor Kitsch, Trailer

Länge: 108 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Der Film kann auch als Blu-ray, 4K UHD Blu-ray und, bei Amazon, als Blechdose, äh, Blu-ray-SteelBook-Edition gekauft werden. Das Bonusmaterial ist identisch.

Die Vorlage

Vince Flynn: American Assassin

(übersetzt von Alexander Rösch)

Festa Verlag, 2017

512 Seiten

12,99 Euro

Originalausgabe

American Assassin

Atria Books, Simon & Schuster, New York 2010

Noch mehr Mitch Rapp

Inzwischen erschienen bei Festa der letzte von Vince Flynn vor seinem Tod am 13. Juni 2013 geschriebene Mitch-Rapp-Roman und, brandneu aus der Druckerei, der erste von Kyle Mills geschriebene Mitch-Rapp-Roman. Mills schreibt nämlich, auch wenn sein Name auf dem deutschen Cover arg versteckt ist, die Thrillerserie weiter. In den USA sind bereits drei von ihm geschriebene Mitch-Rapp-Romane erschienen. Im Oktober erscheint sein vierter Rapp-Thriller „Red War“. Und er hat bereits einen Vertrag über zwei weitere Rapp-Thriller abgeschlossen.

Von Kyle Mills erschienen in den vergangenen Jahren vor allem im Heyne-Verlag etliche Übersetzungen. Er schrieb, neben mehreren Einzelromanen, fünf Romane mit dem FBI-Agenten Mark Beamon und, beauftragt von Robert Ludlums Erben, drei Covert-One-Romanen.

In Flynns dreizehntem Mitch-Rapp-Roman „The Last Man – Die Exekution“ wird der wichtige CIA-Anti-Terror-Kämpfer Joe Rickman entführt. Rapp reist nach Afghanistan, um Rickman zu befreien.

Mills‘ erster Mitch-Rapp-Roman „The Survivor – Die Abrechnung“ spielt unmittelbar nach den Ereignissen von „The Last Man – Die Exekution“. Nach Rickmans Tod werden mehrere CIA-Agenten enttarnt. Rapp will das Datenleck stopfen. Während er damit beschäftigt ist, entdeckt er Dinge, die ihn befürchten lassen, dass das Datenleck nur die Ablenkungsmanöver ist.

Vince Flynn: The Last Man – Die Exekution

(übersetzt von Alexander Rösch)

Festa Verlag, 2017

544 Seiten

12,99 Euro

Originalausgabe

The Last Man

Emily Bestler/Atria Books, Simon & Schuster, 2012

Vince Flynn/Kyle Mills: The Survivor – Die Abrechnung

(übersetzt von Alexander Rösch)

Festa Verlag, 2018

480 Seiten

13,99 Euro

Originalausgabe

The Survivor

Emily Bestler/Atria Books, Simon & Schuster, 2015

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „American Assassin“

Metacritic über „American Assassin“

Rotten Tomatoes über „American Assassin“

Wikipedia über „American Assassin“ (deutsch, englisch) und Vince Flynn (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Michael Cuestas „Kill the Messenger“ (Kill the Messenger, USA 2014)

Meine Besprechung von Michael Cuestas „American Assassin“ (American Assassin, USA 2017)

Homepage von Vince Flynn

Homepage von Kyle Mills

 


Neu im Kino/Buch- und Filmkritik: Mitch Rapp ist der „American Assassin“

Oktober 14, 2017

Die Verfilmungspläne sind schon etwas älter. Denn selbstverständlich hat Hollywood sich die Verfilmungsrechte für die Mitch-Rapp-Romane von Vince Flynn gesichert. Ein Bestsellerautor, der einen Agententhriller nach dem nächsten abliefert, in denen ein Held die USA vor bösen Terroristen schützt, liefert genug Geschichten für eine langlebige Serie. Dass Vince Flynn dann 2010 mit „American Assassin“ auch den Roman schrieb, der den ersten Einsatz von seinem Helden Mitch Rapp schildert, war natürlich ein fast schon natürlicher Startpunkt für eine Filmserie.

Auch Vince Flynn (1966 – 2013) hält „American Assassin“ für einen guten Einstieg in die Welt von Mitch Rapp, die nach seinem Tod von Kyle Mills fortgeschrieben wird.

Flynns Roman spielt in den frühen Neunzigern. Im Dezember 1988 stirbt Mitch Rapps Verlobte bei dem Lockerbie-Bombenanschlag, bei dem alle 259 Passagiere einer Boing 747 starben. Der Student will sie rächen, wird von der CIA – also einer dieser Abteilungen, die es offiziell nicht gibt – rekrutiert und von Stan Hurley ausgebildet. Weil im Libanon ein US-Geschäftsmann mit guten Kontakten nach Washington entführt wurde und ein CIA-Unterhändler getötet wurde, erhält die Orion-Gruppe ihren ersten Einsatzbefehl, der sie über Deutschland und die Schweiz nach Beirut führt.

Der Film verlegt die Geschichte in die Gegenwart und, sieht man von einigen vernachlässigbaren und austauschbaren Details ab, erzählt der Film eine vollkommen andere Geschichte, die dem Geist des Romans treu bleibt. Das ist in diesem Fall sogar ein Vorteil. Denn Flynns Roman ist mit seine Rückblenden und Handlungssprüngen seltsam unbeholfen erzählt. So erfahren wir, wenn man den Klappentext nicht gelesen hat, erst auf Seite 161, warum Rapp ein Killer werden will. Wobei es ein großer und nicht unbedingt selbstverständlicher Schritt ist, von einem trauerndem Liebhaber zu einem skrupellosen Racheengel zu werden. Flynn überspringt diese Entwicklung einfach. Flynn geht auch nicht auf die Phase der Trauer ein und er erzählt auch nicht, warum Rapp so gut in allem ist. Eigentlich steht Rapp in seiner Ausbildung nur vor einer Herausforderung: Hurley darf nicht erfahren, wie leicht ihm die ganzen Übungen fallen.

Später plätschert der Plot vor sich hin. Erst langsam werden die Verbindungen zwischen den verschiedenen Ereignissen offensichtlich. So sind Rapps Ermordung eines Waffenhändlers in Istanbul (sein erster Mordauftrag) und die von der Orion-Gruppe durchgeführte Ermordung eines Bankers in Hamburg und das Leeren einiger von ihm betreuter Schwarzgeldkonten isolierte Ereignisse. Auch die weiteren Morde erscheinen zunächst willkürlich, ehe Flynn die verschiedenen Handlungsfäden und Ereignisse langsam verknüpft und es zum Finale in Beirut kommt.

Dagegen erzählt der Film chronologisch Rapps Geschichte. Während eines Urlaubs stürmen Terroristen das tropische Ferienressort und schießen wild um sich. Dabei stirbt unter anderem Rapps Freundin. Rapp bildet sich als Kämpfer aus, wird zum Islamisten und versucht die Mörder seiner Freundin zu töten, indem er sich – so sein Plan – eine Terrorzelle nach der nächsten vornimmt.

Für die stellvertretende CIA-Direktorin Irene Kennedy ist das eine fantastische Voraussetzung, um Rapp zu rekrutieren und ihn in das Trainingslager von Stan Hurley zu schicken.

Als 15 Kilo Plutonium und einige Komponenten für den Bau einer Atombombe verschwinden, der totgeglaubte Auftragsmörder und Söldner Ghost auftaucht und der Iran (Wer sonst?) die Bombe kaufen will, muss die Orion-Gruppe zu ihrem ersten Einsatz ausrücken.

An dem in den USA, Großbritannien, Malta, Thailand und Italien von Michael Cuesta gedrehtem Actionthriller gefällt vor allem die handgemachte Action. Sie wirkt, bis auf das bombige Finale im Mittelmeer, realistisch. Dazu trägt auch bei, dass Cuesta in diesen Szenen selten schneidet und man so die Kämpfe gut verfolgen kann.

Auch der Plot gefällt in seinem altmodischen Gestus.

Aber der Film ist, wie die Vorlage, eine reaktionäre Männerfantasie, in der tapfere US-Amerikaner skrupellos böse Menschen töten. Die Terroristen sind allesamt Islamisten der besonders bösen Sorte. Im Film kommt das Böse daher aus dem Iran, dem neuen Hort des Bösen. Im Roman ist es der Nahost-Konflikt. Das ändert aber nichts daran, dass Rapp jedes Recht der Welt hat, die Bösewichter abzumurksen. Er ist, wie Mike Hammer, Ankläger, Jury, Richter und Vollstrecker.

Im Film gibt es aber noch einige gute Iraner und einer der Bösewichter ist schon auf den ersten Blick kein Araber. Und kein Russe; die waren im Roman wichtig, im Film nicht mehr.

Insofern fällt die Verfilmung des Pulp-Romans (und das ist „American Assassin“ trotz seiner fünfhundert Seiten) etwas liberaler und bei den Bösewichtern, durch die Hinzuerfindung von Ghost, differenzierter als die Vorlage aus. Der Held selbst bleibt ein von keinerlei Zweifeln geplagter Racheengel, der die arabisch aussehenden Bösewichter ermordet und, weil er das Richtige tut, gegebenenfalls die Bedenken und Vorgaben der Politiker aus Washington, ignoriert.

Insgesamt ist „American Assassin“ ein durchaus ansehbarer, wenig überraschender Actionfilm, der in jeder Beziehung durchschnittlich ist. „American Assassin“ ist kein Jason-Bourne- oder „Mission Impossible“-Nachfolger und auch keine Reinkarnation von Jack Bauer für die große Leinwand. In „American Assassin“ wird alles eine Nummer kleiner und konservativer gebacken. Aber Dylan O’Brien macht seine Sache als Mitch Rapp gut und Michael Keaton (mit Sonnenbrille) hat auch seinen Spaß.

American Assassin (American Assassin, USA 2017)

Regie: Michael Cuesta

Drehbuch: Stephen Schiff, Michael Finch, Edward Zwick, Marschall Herskovitz

LV: Vince Flynn, American Assassin, 2010 (American Assassin)

mit Dylan O’Brien, Michael Keaton, Taylor Kitsch, Sanaa Lathan, Shiva Negar, David Suchet, Navid Negaban, Scott Adkins

Länge: 112 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Die Vorlage

Vince Flynn: American Assassin

(übersetzt von Alexander Rösch)

Festa Verlag, 2017

512 Seiten

12,99 Euro

Originalausgabe

American Assassin

Atria Books, Simon & Schuster, New York 2010

Festa will alle Mitch-Rapp-Romane veröffentlichen. Einige sind bereits erschienen.

Vor Jahren erschienen im Heyne-Verlag mehrere Mitch-Rapp-Romane, die bis auf zwei Romane (und ein E-Book) nur noch antiquarisch erhältlich sind.

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „American Assassin“

Metacritic über „American Assassin“

Rotten Tomatoes über „American Assassin“

Wikipedia über „American Assassin“ (deutsch, englisch) und Vince Flynn (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Michael Cuestas „Kill the Messenger“ (Kill the Messenger, USA 2014)

Homepage von Vince Flynn


TV-Tipp für den 16. Juni: Savages – Im Auge des Kartells

Juni 16, 2017

ZDFneo, 23.25
Savages – Im Auge des Kartells (Savages, USA 2012)
Regie: Oliver Stone
Drehbuch: Shane Salerno, Don Winslow, Oliver Stone
LV: Don Winslow: Savages, 2010 (Zeit des Zorns)
Chon und Ben stellen Super-Heroin her und mit Ophelia leben sie in Laguna Beach in einer offenen Dreierbeziehung. Alles ist in bester Ordnung, bis ein mexikanisches Drogenkartell (angeführt von einer Frau) bei Chon und Ben einsteigen möchte und die beiden Jungs das Angebot nicht annehmen, sondern aus dem Drogengeschäft aussteigen wollen.
Don-Winslow-Verfilmung, die nicht als Ersatz, sondern als Anreiz zur Romanlektüre dienen sollte. Denn „Savages“ ist zwar kein wirklich schlechter Film, aber eine letztendlich enttäuschende Don-Winslow-Verfilmung.
Warum habe ich hier ausführlicher begründet (und dort gibt es auch noch einige Clips).
mit Aaron Taylor-Johnson, Blake Lively, Taylor Kitsch, Benicio Del Toro, Salma Hayek, John Travolta, Demián Bichir, Shea Whigham, Sandra Echeverria, Emile Hirsch
Hinweise

Amerikanische Homepage zum Film

Deutsche Homepage zum Film

Film-Zeit über „Savages“

Metacritic über „Savages“

Rotten Tomatoes über „Savages“

Wikipedia über „Savages“

Hollywood & Fine: Interview mit Don Winslow (11. Juli 2012)

Homepage von Don Winslow (etwas veraltet, weil eigentlich eine Verlagsseite)

Deutsche Homepage von Don Winslow (von Suhrkamp)

Don Winslow twittert ziemlich oft

Meine Besprechung von Don Winslows “London Undercover” (A cool Breeze on the Underground, 1991)

Meine Besprechung von Don Winslows “China Girl” (The Trail to Buddha’s Mirror, 1992)

Meine Besprechung von Don Winslows „Way Down on the High Lonely – Neal Careys dritter Fall“ (neue Übersetzung von „Das Schlangenmaul“; Way Down on the High Lonely, 1993)

Meine Besprechung von Don Winslows „A long Walk up the Water Slide – Neal Careys vierter Fall“ (A long Walk up the Water Slide, 1994)

Meine Besprechung von Don Winslows „Palm Desert“ (While Drowning in the Desert, 1996)

Meine Besprechung von Don Winslows „Pacific Private“ (The Dawn Patrol, 2008)

Meine Besprechung von Don Winslows „Pacific Paradises“ (The Gentlemen’s Hour, 2009) und „Tage der Toten“ (The Power of the Dog, 2005)

Meine Besprechung von Don Winslows „Bobby Z“ (The Death and Life of Bobby Z, 1997)

Meine Besprechung von Don Winslows „Satori“ (Satori, 2011)

Mein Interview mit Don Winslow zu “Satori” (Satori, 2011)

Meine Besprechung von Don Winslows “Savages – Zeit des Zorns” (Savages, 2010)

Meine Besprechung von Don Winslows “Kings of Cool” (The Kings of Cool, 2012)

Meine Besprechung von Don Winslows „Vergeltung“ (Vengeance, noch nicht erschienen)

Meine Besprechung von Don Winslows „Missing. New York“ (Missing. New York, noch nicht erschienen)

Meine Besprechung von Oliver Stones Don-Winslow-Verfilmung „Savages“ (Savages, USA 2012)

Meine Besprechung von Don Winslows „Das Kartell“ (The Cartel, 2015)

Meine Besprechung von Don Winslows „Germany“ (Germany, 2016 – noch nicht erschienen)

Mein Hinweis auf Don Winslows „London Undercover – Neal Careys erster Fall“ (A Cool Breeze on the Underground, 1991)

Don Winslow in der Kriminalakte

Meine Besprechung von Oliver Stones „Snowden“ (Snowden, USA/Deutschland 2016)


kurz & schnell: Eine Handvoll Besprechungen von Comics, Filmen und TV-Serien

Mai 31, 2016

Es hilft nichts. Die Steuererklärung ist gemacht (irgendwie), der Schreibtisch muss aufgeräumt werden (definitiv) und einige schon lange geplante Besprechungen, die als viel längere Besprechungen geplant waren, werden jetzt in der Kategorie „kurz & schnell“ abgehandelt. Denn nach dem Erwachen der Macht warten die nächsten Besprechungen schon und „Die Maske des Dimitrios“ will enthüllt werden.

Finch - Wonder Woman - Kriegswunden 1 - 2

Nachdem das Entsetzen über den neuen Zack-Snyder-Film, der Wonder Woman den Kampf zwischen Batman und Superman entscheiden ließ, können wir uns wieder den Bildergeschichten mit, nun, in diesem Fall den beiden Jungs und der gewohnt knapp bekleideten „Göttin des Krieges“ widmen.

Nachdem Brian Azzarello seine „Wonder Woman“-Neuinterpretation abschloss, übernahm Meredith Finch die Autorentätigkeit. Ihr Mann David Finch wurde der Zeichner. In ihrem ersten „Wonder Woman“-Sammelband „Kriegswunden“ geht es um Machtkämpfe in ihrem Amazonenreich, der Paradiesinsel, und um Kämpfe gegen Bedrohungen für die Menschheit. Denn für weniger rückt die Justice League nicht aus.

Gelungen,

Meredith Finch/David Finch/Goran Sudzuka: Wonder Woman – Göttin des Krieges

(übersetzt von Steve Kups)

Panini Comics, 2016

156 Seiten

16,99 Euro

Originalausgabe

Wonder Woman: War Torn (# 36 – # 40); Wonder Womand: War-Torn, Final Chapter (Wonder Woman Anual 1)

Januar 2015 – August 2015

Hinweise

DC Comics über Wonder Woman

Wikipedia über Wonder Woman (deutsch, englisch) 

Meine Besprechung von Brian Azzarellos Wonder Woman

Snyder - Capullo - Batman - Jahr Null - Die dunkle Stadt - 2

Scott Snyders grandiose Neuinterpretation von Batman geht mit dem über 250-seitigem „Jahr Null – Die dunkle Stadt“ weiter. Jetzt muss Batman gegen den Riddler kämpfen, der Gotham unter seine Kontrolle bringen will.

Die erste Runde endet für Bruce Wayne desaströs und der Riddler kann sich zum Herrscher über Gotham aufschwingen. Der zweite Teil des Buches zeigt dann ein ganz anderes Gotham, in dem der Riddler über die Stadt herrscht und die Bewohner mit seinen Ratespielen nervt und in den Tod treibt. Trotzdem hofft Batman, dass er ihn doch noch besiegen kann. Wenn er nicht stirbt.

Jahr Null – Die dunkle Stadt“ ist eine großartige Batman-Geschichte, die natürlich viel besser als dieser Film ist, den wir so gerne aus unserem Gedächtnis streichen würden.

Scott Snyder/JamesTynion IV/Greg Capllo/Andy Clarke: Batman: Jahr Null – Die dunkle Stadt (Band 5)

(übersetzt von Steve Kups)

Panini Comics, 2016

252 Seiten

19,99 Euro

Originalausgabe

Zero Year – Dark City, Part 2 – Part 5 (Batman # 25 – # 29, Januar 2014 – Mai 2014)

Zero Year – Savage City, Part 1 – Part 4 (Batman # 30 – 33, Juni 2014 – September 2014)

Hinweise

Meine Besprechung von Scott Snyder/Stephen King/Rafael Albuquerques (Zeichner) „American Vampire – Band 1“ (American Vampire, Vol. 1 – 5, 2010)

Meine Besprechung von Scott Snyder/Rafael Albuquerque/Mateus Santoloucos “American Vampire – Band 2″ (American Vampire, Vol. 6 – 11, 2010/2011)

Meine Besprechung von Scott Snyder/Rafael Albuquerque/Danijel Zezeljs “American Vampire – Band 3″ (American Vampire, Vol. 12 – 18, 2011)

Meine Besprechung von Scott Snyder/Sean Murphys “American Vampire – Das Überleben des Stärkeren, Band 4″ (American Vampire: The Survival of the Fittest, 2011)

Meine Besprechung von Scott Snyder/Greg Capullos „Batman: Jahr Null – Die geheime Stadt (Band 4)“ (Zero Year – Secret City: Part 1 – 3; Zero Year – Dark City: Part 1 (Batman # 21 – 24), August – Dezember 2013)

Griffo - Desberg - Golden Dogs 1 - 2Griffo - Desberg - Golden Dogs 2 - 2

Golden Dogs“ von Stephen Desberg (Szenario) und Griffo (Zeichnungen) erzählt die Geschichte einer vierköpfigen Verbrecherbande in London um 1820, die ein recht bunter Haufen sind. Dass eine Prostituierte dabei ist. Geschenkt. Aber dass auch ein Transvestit dabei ist, der sich jeden Abend, bevor er vor Publikum auftritt entscheiden kann, ob sie ein er ist (oder umgekehrt), das ist schon etwas anderes und bei den verschiedenen Raubzügen sehr hilfeich. Im ersten Band „Fanny“ kommt die Truppe zusammen. Im zweiten Band „Orwood“ muss sie, nachdem sie von der Polizei verfolgt werden, getrennte Wege gehen. Und es gibt einen Verräter unter ihnen.

In Frankreich sind bereits zwei die abschließenden beiden Folgebände erschienen.

Griffo/Desberg: Golden Dogs – Fanny (Band 1)

(übersetzt von Horst Berner)

Panini Comics, 2015

56 Seiten

13,99 Euro

Originalausgabe

Golden Dogs Volume 01: Fanny

Éditions du Lombard, 2014

Griffo/Desberg: Golden Dogs – Orwood (Band 2)

(übersetzt von Horst Berner)

Panini Comics, 2016

56 Seiten

13,99 Euro

Originalausgabe

Golden Dogs Volume 02: Orwood

Éditions du Lombard, 2014

Seeley - Revival 4 - 2Seeley - Revival 5 - 2

In „Revival“ erzählt Tim Seeley (Hack/Slash), wie in der Ortschaft Wausau im nördlichen Wisconsin eines Tages die Toten wieder auferstehen. Aber sie sind keine blutrünstigen Zombies, sondern ganz normale Menschen, die sich fast ganz normal verhalten. Im Mittelpunkt der Serie steht daher auch das Zusammenleben von Mensch und Nicht-mehr-Mensch, die sich im vierten und fünften Band, „Flucht nach Wisconsin“ und „Steigende Fluten“, endgültig zu einer nicht enden wollenden Soap entwickelt, in dem die Nebenstränge mehr Zeit einnehmen als die, sofern erkennbar, immer unwichtiger werdende Haupthandlung. Auf ein konkretes Ende, wie zum Beispiel einer Erklärung für die Wiederauferstehungen in Wausau, wird überhaupt nicht mehr hingearbeitet. Dafür werden weitere Rätsel aufgeworfen.

Wer damit leben kann, wird sich über den vierten und fünften Band von „Revival“ freuen. Neueinsteiger sollten dagegen mit dem ersten Band beginnen.

Tim Seeley/Mike Norton: Revial: Flucht nach Wisconsin (Band 4)

(übersetzt von Frank Neubauer)

Cross Cult, 2015

164 Seiten

18 Euro

Originalausgabe

Revival, Volume 4: Escape to Wisconsin

Image, 2014

Tim Seeley/Mike Norton: Revival: Steigende Fluten (Band 5)

(übersetzt von Frank Neubauer)

Cross Cult, 2016

128 Seiten

18 Euro

Originalausgabe

Revival, Volume 5: Gathering of Waters

Image, 2015

Hinweise

Homepage von Tim Seeley

Meine Besprechung von Tim Seeleys „Hack/Slash: (Re)Animatoren (Band 5)“ (Hack/Slash: Reanimation Games, 2009)

Meine Besprechung von Tim Seeleys „Hack/Slash: My First Maniac – Wie alles begann (Band 9)“ (Hack/Slash: Me without you, 2010)

Meine Besprechung von Tim Seeleys „Hack/Slash: Folterverliebt (Band 10)“ (Hack/Slash: Torture Porn, 2011)

Meine Besprechung von Tim Seeleys „Hack/Slash – Tote Promis (Band 11)“ (Hack/Slash: Dead Celebrities, 2012)

Meine Besprechung von Tim Seeleys „Hack/Slash – Heiraten, f#cken, töten (Band 12)“ (Hack/Slash: Marry F#ck Kill, 2012)

Meine Besprechung von Tim Seeley/Mike Nortons „Revival: Unter Freunden (Band 1)“ (Revival, Volume 1: You’re among friends, 2012)

Meine Besprechung von Tim Seeley/Mike Nortons „Revival – Lebe dein Leben (Band 2)“ (Revival, Volume 2: Live like you mean it, 2013)

Meine Besprechung von Tim Seeley/Mike Nortons „Revival – Ein ferner Ort (Band 3)“ (Revival, Volume 3: A faraway place, 2014)

Bunn - Night of the Living Deadpool - 2Bunn - Return of the Living Deadpool

À propos Untote: Deadpool darf in „Night of the Living Deadpool“ und „Return of the Living Deadpool“ von Autor Cullen Bunn und den Zeichnern Ramon Rosanas und Nik Virella auch einmal gegen sie kämpfen. Dass der Kampf eines unsterblichen Plappermauls gegen unsterbliche Mäuler nicht in den normalen Zombie-Bahnen verläuft und Deadpool am Ende von „Night of the Living Deadpool“ eine Lösung für die Zombieplage hat, die zu ungeahnten Folgen führt, die er in „Return of the Living Deadpool“ bekämpfen muss, erfreut natürlich das Herz des Deadpool-Fans.

Empfehlenswert!

Cullen Bunn/Ramon Rosanas: Night of the Living Deadpool

(übersetzt von Michael Strittmatter)

Panini Comics, 2014

116 Seiten

12,99 Euro

Originalausgabe

Night of the Living Deadpool # 1 – 4

Marvel, März 2014 – Mai 2014

Cullen Bunn/Nik Virella: Return of the Living Deadpool

(übersetzt von Michael Strittmatter)

Panini Comics, 2015

100 Seiten

12,99 Euro

Originalausgabe

Return of the Living Deadpool # 1 – 4

Marvel, April 2015 – Juli 2015

Hinweise

Meine Besprechung von Victor Gischler (Autor)/Bong Dazo (Zeichner): Deadpool – Der Söldner mit der großen Klappe: Kopfsprung (Band 1 von 2) (Deadpool: Merc with a Mouth 1 – 6: Headtrip, 2009/2010)

Meine Besprechung von Victor Gischler (Autor)/Bong Dazo (Zeichner)/Kyle Baker (Zeichner): Deadpool – Der Söldner mit der großen Klappe (Band 2 von 2) (Deadpool: Merc with a Mouth 7: Are you there? It’s me, Deadpool; Deadpool: Marc with a Mouth 8 – 15: Next Stop: Zombieville, 2010)

Meine Besprechung von Daniel Way (Autor)/ Shawn Crystal (Zeichner)/Paco Medina (Zeichner): Deadpool 1 (Deadpool 13/14: Wave of Mutilation; Deadpool 15: Want you to want me, Part 1: The complete idiot’s guide to metaphers, 2009)

Meine Besprechung von Duane Swierczynski (Autor)/Jason Pearson (Zeichner): Deadpool: Weiber, Wummen & Wade Wilson! (Sonderband 1) (Deadpool: Wade Wilson’s War, Vol. 1 – 4, 2010)

Meine Besprechung von Victor Gischler (Autor)/Rob Liefeld/Whilce Portacio/Philip Bond/Paco Medina/Kyle Baker (Zeichner) „Deadpool Corps (Deadpool Sonderband 2)“(Prelude to Deadpool Corps, Vol. 1 – 5, März 2010)

Meine Besprechung von Victor Gischler (Autor)/Rob Liefeld/Marat Mychaels (Zeichner) “Deadpool Corps 2 (Deadpool Sonderband 3)” (Deadpool Corps 1 – 6, Juni 2010 – November 2010)

Meine Besprechung von Victor Gischler (Autor)Rob Liefeld/Marat Mychaels (Zeichner) “Deadpool Corps 3: You say you want a Revolution (Deadpool Sonderband 4)” (Deadpool Corps 7 – 12: You say you want a Revolution (Part 1 – Part 6), Dezember 2010 – Mai 2011)

Meine Besprechung von Duane Swierczynski (Autor)/Leandro Fernandez (Zeichner): Deadpool: Das Film-Special (X-Men Origins: Deadpool: The Major Motion Picture, 2010)

Meine Besprechung von „Deadpool: Greatest Hits – Die Deadpool-Anthologie“ (2016, Sammelband mit vielen Deadpool-Geschichten)

Meine Besprechung von Tim Millers „Deadpool“ (Deadpool, USA 2016)

Deadpool im Kino (und jetzt auch auf DVD/Blu-ray) wurde von Ryan Reynolds verkörpert, der auch in dem – zu Unrecht – kaum beachteten Spielerdrama „Dirty Trip – Mississippi Grind“ eine Hauptrolle spielt. Seinen Gegenpart spielt Ben Mendelsohn, der in den vergangenen Jahren zum Experten für gestörte Charaktere wurde. Da ist es schön, ihn auch einmal als ganz normalen Mann zu sehen.

Naja, fast. Denn Mendelsohn spielt Gerry, einen notorischen Spieler. In einer Bar lernt er Curtis (Ryan Reynolds) kennen. Einen Drifter und Spieler. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg nach New Orleans zu einem Pokerspiel mit einem großen Jackpot.

Dirty Trip“ von Anna Boden und Ryan Fleck erzählt die Geschichte dieser etwas ziellosen Reise von Gerry und Curtis, die sich zufällig begegnen und am Ende der Reise auch wieder getrennte Wege gehen. Stilistisch und erzählerisch steht ihr Film in der Tradition des New-Hollywood-Kinos, als problematische Charaktere im Mittelpunkt von, nun, Charakterstudien standen, die einen anderen Blick auf die USA warfen.

Sehr sehenswert!

Dirrty Trip - DVD-Cover - 2

Dirty Trip – Mississippi Grind (Mississippi Grind, USA 2015)

Regie: Anna Boden, Ryan Fleck

Drehbuch: Anna Boden, Ryan Fleck

mit Ben Mendelsohn, Ryan Reynolds, Sienna Miller, James Toback

DVD

Ascot Elite

Bild: 16:9 (2.38:1)

Ton: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 5.1)

Untertitel: Deutsch

Bonusmaterial: Featurettes, Making of, Originaltrailer, Wendecover

Länge: 105 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Moviepilot über „Dirty Trip – Mississippi Grind“

Metacritic über „Dirty Trip – Mississippi Grind“

Rotten Tomatoes über „Dirty Trip – Mississippi Grind“

Wikipedia über „Dirty Trip – Mississippi Grind“ 

Seit einigen Jahren erfreuen sich TV-Serien bei der Kritik einer wachsenden Beliebtheit. Gesehen wurden sie ja schon seit Ewigkeiten und die Fans tauschten sich, je nach Serie, mit großer Liebe zum Detail, über sie aus. Ich sage nur „Raumschiff Enterprise“ und „Akte X“. Dabei gibt es, grob gesagt, Miniserien, die innerhalb einer bestimmten Zeit, eine in sich abgeschlossene Geschichte erzählen; Serien, in denen jede Woche ein neues Problem gelöst wird; und Serien, in denen sich die Geschichte über viele Folgen und Staffeln entwickelt, bis die sinkenden Zuschauerzahlen die Serie beenden. Bei diesen Serien ist man, wenn man nicht von der ersten Folge an dabei ist, ziemlich schnell „Lost“.

Und so eine sich über viele Staffeln erstreckende Geschichte war wohl auch bei „Blochin – Die Lebenden und die Toten“ die Idee gewesen. Also nicht ein „deutsches ‚Lost’“, sondern eine Krimi-Serie mit komplexen Charakteren, überraschenden Wendungen und einer Analyse des Zusammentreffens von Organisierter Kriminalität und Politik in der Hauptstadt. „Eine Kriminal-Symphonie der Großstadt Berlin“ steht auf dem DVD-Cover. Mit Matthias Glasner als Regisseur und Jürgen Vogel in der Hauptrolle hätte es etwas werden können, aber dann ging irgendwo alles schief. Und zwar so schief, dass man fassungslos dieses Komplettdesaster ansieht.

Blochin (Jürgen Vogel), ein Findelkind mit krimineller Vergangenheit und Polizist bei der Mordkommission mit ausgeprägten Milieukontakten, soll den Mord an einem Dealer aufklären. Kurz darauf wird in seiner Anwesenheit ein Undercover-Polizist in einem Szenelokal erschossen und Blochin (nur Blochin, kein Vorname, weil cool) wird als Mörder verdächtigt. Sein Schwager und Vorgesetzter Dominik (Thomas Heinze), normalerweise ‚Lieutenant‘ genannt (weil megacool), hilft ihm indem er einen Zeugen hinterrücks erschießt – und spätestens in diesem Moment fragt man sich, was die Macher, während sie Subplots und uninteressante Nebenstränge halbherzig einführen, geritten hat, den Charakter, der einen echten Konflikt hat, zu einer Nebenfigur zu machen, während der titelgebende Blochin vor allem als Zuschauer alles verfolgt und er während der gesamten Serienlänge keinen einzigen nennenswerten Konflikt hat. Das ändert sich in den letzten Minuten, die unverhohlen auf eine Fortsetzung spekulieren. Das wäre akzeptabel, wenn wenigstens die erste Staffel ein befriedigendes Ende hätte. Aber die Macher hören einfach mitten in der Geschichte auf.

Blochin“ ist einfach nur Murks ohne irgendeinen Abschluss, das das größte Verbrechen begeht, das eine Serie begehen kann: Zeitverschwendung zu sein.

Wie das uninformative Bonusmaterial.

Blochin - DVD-Cover - 2

Blochin – Die Lebenden und die Toten: Staffel 1 (Deutschland 2015)

Regie: Matthias Glasner

Drehbuch: Matthias Glasner, Svenja Rasocha (Co-Autor), LauraLackmann (Co-Autor), Maxim Kuphal-Potapenko (Co-Autor)

mit Jürgen Vogel, Thomas Heinze, Jördis Triebel, Maja Schöne, Emili Eiot, Christoph Letkowski

DVD

Studio Hamburg

Bild: 16:9

Ton: Deutsch (Dolby Digital 2.0 Stereo)

Untertitel: –

Bonusmaterial (30 Minuten): Wer ist Blochin?, Deleted Scenes ‚Jennifer‘, Wendecover

Länge: 360 Minuten (2 x 90 Minuten, 3 x 60 Minuten; 2 DVDs)

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

ZDF über „Blochin“

Filmportal über „Blochin“

Moviepilot über „Blochin“

Wikipedia über „Blochin“

Meine Besprechung von Matthias Glasner „Gnade“ (Deutschland/Norwegen 2012)

Einen Abschluss gibt es bei den ARD-Sonntagskrimis immer nach neunzig Minuten. Egal ob es ein „Tatort“ oder ein „Polizeiruf 110“ ist und gerade die aus München kommenden „Polizeirufe“ sind immer einen Blick wert. In der dritten Box mit BR-„Polizeiruf 110“-Box sind

Pech und Schwefel (Regie: Klaus Krämer, Drehbuch: Klaus Krämer, Kaspar von Erffa, Deutschland 2003)

Vater Unser (Regie: Bernd Schadewald, Drehbuch: Christian Jeltsch, Deutschland 2004)

Die Maß ist voll (Regie: Klaus Krämer, Drehbuch: Klaus Krämer, Deutschland 2004)

Der scharlachrote Engel (Regie: Dominik Graf, Drehbuch: Günter Schütter, Deutschland 2005)

Die Prüfung (Regie: Eoin Moore, Drehbuch: Boris Gullotta, Deutschland 2005)

Er sollte tot (Regie: Dominik Graf, Regie: Rolf Basedow, Drehbuch 2006)

enthalten. Das Ermittlerteam bestand damals aus dem einarmigen Kommissar Jürgen Tauber (Edgar Selge) und der konsequent-fröhlich-patent-normalen Kommissarin Jo Obermaier (Michaela May). Ihre Fälle sind durchgehend sehenswert, durchgehend experimentierfreudig und auf einem durchgehend hohem Niveau; was sogar für die schwächeren Fälle gilt.

Dafür sprechen schon die vielen Preise, die diese sechs Fälle erhielten. So gab es für „Der scharlachrote Engel“ und „Er sollte tot“ jeweils einen Grimme-Preis und für „Er sollte tot“ gleich noch einen Sonderpreis für das Drehbuch beim Fernsehfilm-Festival Baden-Baden und für den Deutschen Fernsehpreis war es nominiert. Um nur die Drehbuchpreise zu nennen.

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Polizeiruf 110 – BR Box 3 (Die Folgen des BR 2003 – 2006)

DVD

EuroVideo

Bild: 16:9 anamorph (1,78:1)

Ton: Deutsch (Stereo 2.0)

Untertitel: –

Bonusmaterial: –

Länge: 530 Minuten (3 DVDs)

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Das Erste über den „Polizeiruf 110“

Wikipedia über den „Polizeiruf 110“ und die Kommissare Tauber und Obermaier

Meine Besprechung von „Polizeiruf 110 – BR Box 2 (Die Folgen des BR, 2000 – 2003)

Die erste Staffel von „True Detective“ wurde in den Himmel gelobt. „Meisterwerk“, „TV-Revolution“ und so. Da konnte die zweite Staffel natürlich nur schlechter abschneiden.

Ich bin da etwas zwiegespalten, weil für mich die erste Staffel hoffnungslos überbewertet und arg prätentiös ist. Da waren die Erwartungen an die zweite Staffel von Anfang an nicht so wahnsinnig hoch.

In der zweiten Staffel, die wieder eine in sich abgeschlossene Geschichte mit vollkommen neuen Charakteren erzählt, geht es um Korruption und mehr oder weniger kriminelle Geschäfte in Vinci, einer Kleinstadt in Kalifornien, die eine moderne Version von Dashiell Hammets „Poisonville“ ist.

Frank Semyon (Vince Vaughn) ist ein Ex-Gangster, der mit einem großen Projekt, in das auch die lokale Politik und ausländische Investoren involviert sind, zum respektierten Geschäftsmann werden will. Dieses Ansinnen könnte durch einen bizarren Mordfall gefährdet werden. Denn der Fundort der Leiche führt dazu, dass Motorradpolizist und Ex-Soldat Paul Woodrugh (Taylor Kitsch), Detective Sergeant Ani Bezzerides (Rachel McAdams) vom Ventura County Sheriff’s Office CID (das gerne die ganze korrupte Stadt Vinci ausmisten würde) und der korrupte Detective Ray Velcoro (Colin Farrell) vom Vinci Police Department, zusammenarbeiten müssen. Velcoro fragt sich, ob er in das Team entsandt wurde um den Fall aufzuklären oder die Aufklärung zu verhindern. Der trinkfreudige Polizist könnte mit beidem Leben. Woodrugh und Bezzerides haben auch ihr Päckchen persönliches Leid und Schuld zu tragen.

Die Besetzung mit Stars wie Colin Farrell, Vince Vaughn, Rachel McAdams, Taylor Kitsch und Kelly Reilly in den Hauptrollen und Abigail Spencer, Lolita Davidovich und David Morse in wichtigen Nebenrollen ist nicht schlecht. Regisseur Justin Lin, der einige Episoden der zweiten Staffel inszenierte, zeigt, dass er nicht nur ‚Fast & Furious‘ kann. Und „True Detective“-Erfinder Nic Pizzolatto schrieb wieder das Drehbuch für alle acht einstündigen Episoden.

Aber die über acht Stunden mäandernde Geschichte ist nur eine ziemlich vollständige, reichlich unstrukturierte Ansammlung von allen Klischees über Kalifornien, den Detektiv- und Polizeifilm. Wer will, kann mühelos zu jeder Szene mindestens zwei bessere Filme und Romane nennen. Das wäre, wenn Pizzolatto daraus etwas eigenständiges geschaffen hätte, gar nicht so schlimm. Aber so bleibt immer der Eindruck, dass eine ordnende Hand hier einiges hätte retten können.

So ist „True Detective: Staffel 2“ nur eine, durchaus kurzweilig, auf der Story-Ebene nicht besonders nachvollziehbare Ansammlung der bekannten Kriminalfilmklischees, in der, abgesehen von Vince Vaughn, gerade die anderen Hauptdarsteller erstaunlich blass bleiben.

Besser man sieht sich noch einmal die Klassiker, wie „Die Spur des Falken“, „Tote schlafen fest“, „Chinatown“ oder „L. A. Confidential“ an. Oder neuere Filme wie „Inherent Vice – Natürliche Mängel“ oder, ab Donnerstag im Kino, „The Nice Guys“ an.

True Detective - Staffel 2 - 2

True Detective – Die komplette zweite Staffel (True Detective – Season 2, USA 2015)

Regie: Justin Lin, Janus Metz, Jeremy Podeswa, John Crowley, Miguel Sapochnik, Dan Attias

Drehbuch: Nic Pizzolatto, Scott Lasser (Co-Autor)

mit Colin Farrell, Rachel McAdams, Taylor Kitsch, Kelly Reilly, Vince Vaughn, Ritchie Coster, Michael Irby, Abigail Spencer, Lolita Davidovich, Rick Springfield, David Morse

DVD

Warner Home Video

Bild: 1.78:1 (16:9)

Ton: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 5.1)

Untertitel: Deutsch, Englisch für Hörgeschädigte

Bonusmaterial: Making ‚The Vinci Massacre‘, A Look Inside ‚True Detective‘, ‚True Detectiv’s‘ California, Zwei Audiokommentare

Länge: 483 Minuten (8 Episoden à 57 Minuten) (3 DVDs)

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

HBO über „True Detective“

Moviepilot über „True Detective“

Metacritic über „True Detective“

Rotten Tomatoes über „True Detective“

Wikipedia über „True Detective“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Cary Joji Fukunagas „True Detective: Staffel 1“ (USA 2014)

Ein wenig zwischen die Stühle fällt die BBC-Serie „The Game“, die als richtig schön altmodischer Spionagethriller in der Tradition von „Dame, König, As, Spion“ John le Carré steht und ein herrlich muffiges Früh-Siebziger-Jahre-Feeling hat.

Es beginnt mit dem Angebot des KGB-Offiziers Arkady Malinov an den britischen Geheimdienst MI5, ihm Informationen über die große russische Geheimdienstoperation „Glass“ zu verraten. Daddy (Brian Cox), der Chef des Dienstes, stellt ein kleines Team zusammen, das mehr über die Operation Glass herausfinden soll. Schnell vermuten sie in ihrem Team einen Maulwurf.

Diese Jagd nach dem Maulwurf wird allerdings über mehrere Folgen zugunsten des ‚Geheimagenten der Woche‘ aufgegeben, was der Serie etwas episodisches verleiht.

Am Ende ist der Maulwurf enttarnt, die Operation Glass verhindert und die Option für eine zweite Staffel vorhanden, die auch längere Zeit im Gespräch war. Inzwischen hat die BBC verkündet, dass es wegen des hohen Budgets keine zweite Staffel gibt.

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The Game (The Game, Großbritannien 2014)

Regie: Niall MacCormick, Daniel O’Hara

Drehbuch: Toby Whithouse, Sarah Dollard, Debbie O’Malley

Erfinder: Toby Whithouse

mit Tom Hughes, Jonathan Aris, Victoria Hamilton, Shaun Dooley, Brian Cox, Paul Ritter, Chloe Pirrie, Yevgeni Sitokhin

DVD

Polyband

Bild: 1,78:1 (16:9)

Ton: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 5.1)

Untertitel: Deutsch

Bonusmaterial: Interviews (eigentlich ein zwanzigminütiges Making of), Deleted Scenes

Länge: 300 Minuten (6 x 50 Minuten) (2 DVDs)

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Moviepilot über „The Game“

Rotten Tomatoes über „The Game“

Wikipedia über „The Game“ (deutsch, englisch)

Die dritte Staffel von „Die Brücke – Transit in den Tod“ lief ja schon im ZDF und auf der DVD/Blu-ray ist nur die wieder aus fünf spielfilmlangen Episoden bestehende, gut zehnstündige Serie in der deutschen und der Originalfassung enthalten.

Sie beginnt 13 Monate nach der vorherigen Staffel, die man nicht gesehen haben muss, um den aktuellen Fall (oder besser Fälle) zu verstehen. Saga Norén (Sofia Helin) arbeitet immer noch bei der Kripo Malmö. Ihr Kollege Martin Rohde sitzt im Gefängnis, weil er am Ende der zweiten Staffel einen Mord beging und sie gegen ihn aussagte, weil er gegen das Gesetz verstieß. Saga Norén ist, für alle, die die vorherigen Staffeln nicht kennen, eine fähige Polizistin mit einem ausgeprägten Asperger-Syndrom. Sie ist nicht in der Lage, eine normale Konversation zu führen und sie merkt gar nicht, dass sie andere Menschen mit ihrer Direktheit verletzt. Und Regeln und Gesetze sind Regeln und Gesetze, an die man sich halten muss.

Jetzt soll sie zusammen mit ihrem dänischen Kollegen Henrik Sabroe (Thure Lindhardt) eine bizarre Mordserie aufklären. Es beginnt mit einer Gender-Forscherin und Aktivistin, die auf einer Baustelle als Teil eines Gemäldes des Grauens hergerichtet wurde.

Und wieder stapeln sich die möglichst fotogen inszenierten Leichen, etliche Charaktere werden eingeführt, deren Bedeutung erst viel später ersichtlich wird, fast ebenso viele Charaktere verschwinden mehr oder weniger spurlos aus der Geschichte (falls sie nicht ermordet werden) und dieses Mal gibt es so viele Subplots, dass der eigentlich im Zentrum stehende Kriminalfall dahinter verschwindet.

Zusammengehalten werden die vielen Plots durch ihre thematische Verwandtschaft. Immer geht es um die Folgen des eigenen Handelns und die Verantwortung dafür.

Und natürlich ist Saga Noréns sozial vollkommen inkompatibles Verhalten immer wieder gut für etliche Lacher in diesem unterkühlt erzählten Kriminaldrama, das allerdings immer mehr zu einer leichengesättigten Kolportage wird, in der flugs die aktuellen Schlagzeilen mit gruseligen Morden verziert werden.

Unterhaltsam: ja, schon. Aber auch etwas übertrieben und etwas unlogisch.

Die Brücke Staffel 3 - Blu-ray-Cover - 2

Die Brücke: Transit in den Tod – Staffel 3 (Bron, Broen, Dänemark/Schweden/Deutschland 2015)

Regie: Rumle Hammerich, Henrik Georgsson

Drehbuch: Hans Rosenfeldt, Camilla Ahlgren, Erik Ahrnbom, Astrid Øye

mit Sofia Helin, Thure Lindhardt, Rafael Pettersson, Dag Malmberg, Sara Boberg

Blu-ray

Edel: motion

Bild: 1080/50i High Definition Widescreen 16:9

Ton: Deutsch, Dänisch/Schwedisch (DTS-HD Master Audio 5.1)

Untertitel: Deutsch für Hörgeschädigte

Bonusmaterial: –

Länge: 568 Minuten (3 Blu-rays)

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

ZDF über “Die Brücke”

Moviepilot über „Die Brücke“

Wikipedia über „Die Brücke“ (deutsch, englisch, dänisch, schwedisch)

Meine Besprechung von „Die Brücke – Transit in den Tod – Staffel 1“ (Bron; Broen, Schweden/Dänemark/Deutschland 2011)

Meine Besprechung von „Die Brücke – Transit in den Tod – Staffel 2“ (Bron; Broen, Schweden/Dänemakr/Deutschland 2013)

Meine Besprechung von „Sebastian Bergman – Spuren des Todes 1“ (ebenfalls erfunden von Hans Rosenfeldt)


TV-Tipp für den 2. Februar: Savages – Im Auge des Kartells

Februar 2, 2015

ZDF, 22.15
Savages – Im Auge des Kartells (Savages, USA 2012)
Regie: Oliver Stone
Drehbuch: Shane Salerno, Don Winslow, Oliver Stone
LV: Don Winslow: Savages, 2010 (Zeit des Zorns)
Chon und Ben stellen Super-Heroin her und mit Ophelia leben sie in Laguna Beach in einer offenen Dreierbeziehung. Alles ist in bester Ordnung, bis ein mexikanisches Drogenkartell (angeführt von einer Frau) bei Chon und Ben einsteigen möchte und die beiden Jungs das Angebot nicht annehmen, sondern aus dem Drogengeschäft aussteigen wollen.
Don-Winslow-Verfilmung, die nicht als Ersatz, sondern als Anreiz zur Romanlektüre dienen sollte. Denn „Savages“ ist zwar kein wirklich schlechter Film, aber eine letztendlich enttäuschende Don-Winslow-Verfilmung.
Warum habe ich hier ausführlicher begründet (und dort gibt es auch noch einige Clips).
mit Aaron Taylor-Johnson, Blake Lively, Taylor Kitsch, Benicio Del Toro, Salma Hayek, John Travolta, Demián Bichir, Shea Whigham, Sandra Echeverria, Emile Hirsch
Wiederholung: Mittwoch, 4. Februar, 00.20 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Amerikanische Homepage zum Film

Deutsche Homepage zum Film

Film-Zeit über „Savages“

Metacritic über „Savages“

Rotten Tomatoes über „Savages“

Wikipedia über „Savages“

Hollywood & Fine: Interview mit Don Winslow (11. Juli 2012)

Homepage von Don Winslow (etwas veraltet, weil eigentlich eine Verlagsseite)

Deutsche Homepage von Don Winslow (von Suhrkamp)

Don Winslow twittert ziemlich oft

Meine Besprechung von Don Winslows „Pacific Private“ (The Dawn Patrol, 2008)

Meine Besprechung von Don Winslows „Pacific Paradises“ (The Gentlemen’s Hour, 2009) und „Tage der Toten“ (The Power of the Dog, 2005)

Meine Besprechung von Don Winslows „Bobby Z“ (The Death and Life of Bobby Z, 1997)

Meine Besprechung von Don Winslows „Satori“ (Satori, 2011)

Mein Interview mit Don Winslow zu “Satori” (Satori, 2011)

Meine Besprechung von Don Winslows “Savages – Zeit des Zorns” (Savages, 2010)

Meine Besprechung von Don Winslows “Kings of Cool” (The Kings of Cool, 2012)

Meine Besprechung von Don Winslows „Vergeltung“ (Vengeance, noch nicht erschienen)

Meine Besprechung von Don Winslows „Missing. New York“ (Missing. New York, noch nicht erschienen)

Meine Besprechung von Oliver Stones Don-Winslow-Verfilmung „Savages“ (Savages, USA 2012)

Don Winslow in der Kriminalakte


Neu im Kino/Filmkritik: Mark Wahlberg ist der „Lone Survivor“

März 21, 2014

Hier sind wirklich alle Spoiler-Warnungen überflüssig. Denn schon der Titel gibt einen sehr eindeutigen Hinweis auf die Zahl der Überlebenden und der Trailer verrät eigentlich den Rest dieser wahren Geschichte, die es in den USA schon lange in Buchform gibt und die dort auch bekannt ist. Aber bei einem Film geht es nicht nur darum, zu wissen, wie er endet, sondern um den Weg dahin und der ist in Peter Bergs neuem Film „Lone Survivor“, im Gegensatz zu seinem unterirdischen „Battleship“, gelungen.

Mark Wahlberg spielt Marcus Luttrell, der 2005 mit seiner Navy-SEAL-Einheit in der afghanischen Provinz Kunar einen wichtigen Taliban-Kämpfer töten soll. Die vier Navy SEALs halten es für eine einfache Mission, bis sie kurz vor ihrem Ziel von drei Ziegenhirten entdeckt werden und sich fragen, ob sie sie töten sollen, weil sie das Ziel der Mission gefährden. Nach einer kurzen Diskussion lassen sie die Einheimischen, entsprechend den offiziellen Militäranweisungen, laufen, brechen gleichzeitig die Mission ab und wollen zu ihrem Abholpunkt gehen. Aber die Hirten verraten sie und schnell werden sie von einer Hundertschaft schießwütiger Taliban gejagt.

Lone Survivor“ erzählt die klassische Geschichte von einem Mann, der von einer Horde Bösewichter gejagt wird, auf sich allein gestellt ist und überlebt. Das erinnert nicht nur wegen der Landschaft, an zahlreiche Western und auch an Walter Hills in den Sümpfen spielendem Survival-Klassiker „Die letzten Amerikaner“ (Southern Comfort, USA 1981), der auch eine Allegorie auf den Vietnam-Krieg war.

Peter Berg („Welcome to the Jungle“, „Operation: Kingdom“) erzählt diese wahre Geschichte über den Überlebenskampf von vier Männern gegen eine Übermacht Feinde, die in Wirklichkeit wohl deutlich kleiner war, auch entsprechend geradlinig mit einem schönen Blick auf die Dynamik in der prominent besetzten Armee-Einheit, – Mark Wahlberg wird von Ben Foster, Taylor Kitsch und Emilie Hirsch begleitet -, mit satter Action und halsbrecherischen Stunts, atmosphärischen Landschaftsaufnahmen und einem weitgehend austauschbaren Musikteppich, den man früher Fahrstuhlmusik und heute Ambient nennt.

Gleichzeitig zeigt „Lone Survivor“ eindrucksvoll und eher nebenbei, warum der „war on terror“ so kläglich scheiterte. Denn Luttrell und sein Team bleiben, wenn sie keine Einsätze haben, in ihrer Kaserne. Sie essen und trinken, immer aus Plastikflaschen und mit Einweggeschirr, nur ihre aus der Heimat gewohnte Nahrung. Sie haben absolut keine Ahnung von der Gegend, in der sie stationiert sind. Die Einheimischen, die sie ja eigentlich von einer Diktatur befreien und in die Demokratie führen sollen, sind ihnen egal. Die Aufträge, die sie von ihren Vorgesetzten erhalten, werden ohne kritische Nachfragen durchgeführt. Es ist einfach eine Aufgabe, die erledigt wird. Und, was das erschreckenste ist, sie können sich auch überhaupt nicht mit den Einheimischen verständigen. Luttrell kann, wenn er gegen Ende von Paschtunen aufgenommen wird, gegenüber den Einheimischen noch nicht einmal zwei Sätze sagen.

Das ist der eigentlich beeindruckende Aspekt bei diesem Survival-Thriller, der mit knackiger Action (wenn die Soldaten auf ihrer Flucht mehrmals felsige Abhänge herunterspringen, auf Steine und Bäume knallen, kann man sich vorstellen, wie schmerzhaft das ist) und atmosphärischen Landschaftsaufnahmen punktet. Gedreht wurde in New Mexico; was ich dieses Mal sehr irritierend fand, aber auf einer Meta-Ebene noch einmal die Bezugslosikigkeit der Soldaten zu ihrem Einsatzort spiegelt.

Lone Survivor - Plakat

Lone Survivor (Lone Survivor, USA 2013)

Regie: Peter Berg

Drehbuch: Peter Berg

LV: Marcus Luttrell/Patrick Robinson: Lone Survivor, 2007 (Lone Survivor)

mit Mark Wahlberg, Taylor Kitsch, Emilie Hirsch, Ben Foster, Eric Bana, Ali Suliman, Alexander Ludwig

Länge: 122 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Amerikanische Homepage zum Film

Deutsche Homepage zum Film

Film-Zeit über „Lone Survivor“

Moviepilot über „Lone Survivor“

Metacritic über „Lone Survivor“

Rotten Tomatoes über „Lone Survivor“

Wikipedia über „Lone Survivor“ (deutsch, englisch)

History vs. Hollywood untersucht „Lone Survivor“

Meine Besprechung von Peter Bergs „Battleship“ (Battleship, USA 2012)

Homepage von Patrick Robinson

Homepage von Marcus Luttrell

Ein Gespräch mit Marcus Luttrell, Peter Berg und Mark Wahlberg

Ein Gespräch mit Marcus Luttrell, Peter Berg und Taylor Kitsch


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