Jetzt enden fast zeitgleich zwei Comicserien, die beide einen vielversprechenden Start hatten und sich dann in vollkommen unterschiedliche Richtungen entwickelten. „Chew – Bulle mit Biss!“ wurde immer besser. Schnell war mir egal, wie Autor John Layman und Zeichner Rob Guillory ihre Geschichte zu Ende bringen. Dagegen sehnte ich bei der von Tim Seeley (Autor) und Mike Norton (Zeichner) erzählten Geschichte „Revival“ das Ende immer mehr herbei.
Oh, und beide Serien spielen in dystopischen Zukünften. In „Revival“ werden die Toten wieder lebendig. In „Chew – Bulle mit Biss!“ sterben durch einen durch Hühnerfleisch verursachten Nahrungsmittelskandal Millionen Menschen. Seitdem gibt es ein strikt eingehaltenes und gnadenlos verfolgtes Verbot von Hühnerfleisch. Gegen dieses Verbot war die Alkoholprohibition harmlos. Die FDA (Food and Drug Adminstration, Lebensmittelaufsicht) ist jetzt eine der mächtigsten Institution der Welt. Tony Chu ist einer ihrer besten Männer. Er ist ein Cibopath. D. h. wenn er etwas isst, kennt er die gesamte Geschichte des Gegessenen. Seine Fähigkeit ist bei Ermittlungen sehr nützlich. Finden jedenfalls seine Vorgesetzten, die bestimmte Dinge, die Chew schlucken muss, nicht einmal mit einer Kneifzange anfassen würden.
Seit dem ersten „Chew“-Heft erfand John Layman unzählige weitere Spezialbegabungen, von oft zweifelhaftem Nutzen. Für die Menschheit und den Besitzer der, öhm, Begabung. So gibt es in „Saurer Apfel“ einen Cereduratus. Speiseeis, das er herstellt, führt zum tödlichen Erfrieren des menschlichen Hirns. Die Abenteuer, die Chew, seine Familie, seine Freunde und Feinde erlebten, wurden immer abstruser. Rob Guillorys Zeichnungen waren durchgehend satirisch überspitzt und die Abenteuer so witzig, dass es vollkommen egal war, was hinter Hähnchen-Pandemie und einer später am Himmel auftauchenden Feuerschrift steckte.
Mit dem zwölften Sammelband „Saurer Apfel“ liegen jetzt die letzten Hefte der von John Layman und Rob Guillory erfundenen Comicserie „Chew – Bulle mit Biss!“ vor. In insgesamt sechzig Heften versuchten Chu, sein Kollege John Colby und sein inzwischen verstorbener ärgster Feind Mason Savoy (Chu muss ihn wegen der Informationen, die Savoy hat, essen) herauszufinden, was es mit Hühnergrippe und Feuerschrift, die das Ende der Welt bedeutet, auf sich hat.
Das gelingt ihnen mehr oder weniger. Insgesamt ist „Saurer Apfel“ ein schönes, aber nicht besonders dringendes Finale. Es hat etwas von spaßverderbenden Aufräumarbeiten, während die Party noch läuft.
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In der von Tim Seeley, dem Erfinder und Autor von „Hack/Slash“ (grandios!), geschriebenen und Mike Norton gezeichneten Comicserie „Revival“ kommen eines Tages in dem Wisconsin-Kaff Wausau die Toten zurück. Aber sie sind keine Gehirn mampfenden Zombies, sondern verträgliche Zeitgenossen, die sich nicht von den Lebenden unterscheiden. Außer dass sie kürzlich gestorben sind. Es wird eine Quarantänezone um das Gebiet, in dem die Untoten auftauchen, errichtet. Die Medien und Spinner jeglicher Couleur belagern die Gegend, während in dem abgesperrten Gebiet das Leben fast normal weitergeht. So will Officer Dana Cypress von der örtlichen Polizei den Mörder ihrer Schwester finden.
Nach diesem starken Auftakt verzettelte sich „Revival“ in immer mehr Subplots. Es wurde immer unklarer, wohin die Geschichte führen soll. Ganze Hefte der aus 47 Heften bestehenden, in acht Büchern gesammelten Serie, zogen sich hin, ohne dass irgendeine Entwicklung erkennbar war, während potentiell interessante Subplots nicht weiter verfolgt wurden.
Gegen Ende der Serie übernimmt das Militär die Kontrolle über Wasau. Zuerst verkörpert durch den lesbischen General Louise Cale (was sie natürlich interessanter macht), später durch ihren skrupelloseren Kollegen, General Hauser. Er soll das Problem endgültig lösen.
Währenddessen tauchen immer mehr Geister auf, die anscheinend irgendeine Verbindung zu den Untoten haben und die die Lebenden bedrohen. Die Situation in dem unter Quarantäne stehendem Gebiet wird immer unübersichtlicher.
Trotzdem enttäuscht das Finale, das die verschiedenen Handlungsstränge zu einer erstaunlich religiösen und damit auch konventionellen Erklärung zusammenfügt. Natürlich mit allem dazugehörigem Pipapo von Unwetter, atmosphärischen Störungen, Armageddongefühl und einem riesigen Kampfgetümmel, in dem alle munter mitmischen.
John Layman/Rob Guillory: Chew – Bulle mit Biss!: Saurer Apfel (Band 12)
(übersetzt von Annika Klapper)
Cross Cult, 2018
128 Seiten
20 Euro
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Originalausgabe
Chew Vol. 12: Sour Grapes
Image Comics, 2017
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Tim Seeley/Mike Norton: Revival 7: Vorwärts!
(übersetzt von Frank Neubauer)
Cross Cult, 2017
128 Seiten
20 Euro
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Originalausgabe
Revival, Volume 7: Forward
Image Comics, 2016
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Tim Seeley/Mike Norton: Revival 8: Bleib doch noch etwas
In Wasau, Wisconsin, erwachten die Toten zum Leben. Im Gegensatz zu den aus Filmen, Comics und Romanen bekannten hirnlos-mordgierigen Zombies sind diese Tote ganz verträgliche Zeitgenossen, die nicht weiter auffallen. Trotzdem wird die Gegend um die Gemeinde unter Quarantäne gestellt, bis man herausgefunden hat, warum es die Erweckten gibt und ob sie ungefährlich sind. Verschwörungstheoretiker und religiöse Spinner, die für die weitere Geschichte unwichtig sind, versammeln sich in und um Wasau.
Wichtig ist dagegen als Protagonistin Dana Cypress. Sie ist eine Polizistin, die vor ihrem Vater, dem Polizeichef Wayne Cypress, verbergen will, dass ihre Schwester Martha zu den Erweckten gehört.
In dem sechsten Sammelband der von Autor Tim Seeley („Hack/Slash“) und Zeichner Mike Norton erfundenen Comicserie „Revival“ sind die Hefte 30 bis 35 enthalten. Wie in den vorherigen Heften bewegt sich die Haupthandlung nur minimal vorwärts. Falls überhaupt. Beim Lesen von „Deine treuen Söhne und Töchter“ hatte ich den Eindruck dass Tim Seeley nicht wusste, wie er die Geschichte von „Revival“ weiter erzählen sollte.
Die Bedeutung der zahlreichen Nebenhandlungen für die Haupthandlung ist unklar. Sie lesen sich inzwischen eher so, als würde Tim Seeley die Geschichte strecken, dehnen und mit weiteren Fragen und Rätseln erweitern, ohne dass irgendwo erkennbar wird, auf welches Ende „Revival“ zusteuert. So hat jetzt die Farm eine wichtige Rolle. In dem Auffanglager für kürzlich erweckte Bürger experimentiert das Militär mit ihnen. Nachdem durch einige unglückliche Umstände Wayne Cypress herausgefunden hat, dass seine Tochter Martha eine Erweckte ist, kommt sie ebenfalls in das Lager.
Die militärische Leiterin der Farm, General Louise Cale, ist eine Lesbe. Wie sie oder ihre sexuelle Orientierung die Hauptgeschichte voran bringen kann, ist unklar. Da helfen auch nicht die vielen Seiten, die in dem neuesten „Revival“-Sammelband „Deine treuen Söhne und Töchter“ über sie geschrieben und gezeichnet werden.
Die Haupthandlung scheint sich jetzt auf die Frage konzentrieren zu wollen, wer Martha ermordete. Ihre Schwester Dana will das jetzt unbedingt herausfinden. Auch hier stellt sich die Frage, warum das jetzt die wichtigste Frage sein soll. Denn es gibt noch etliche andere offenen Fragen und Konflikte aus den vorherigen „Revival“-Büchern, die teils nicht weiter verfolgt werden. Wie der auf der ersten Seite des Sammelbandes erwähnte terroristische Anschlag, bei dem zahlreiche Bürger von Wasau starben.
Erst spät im Sammelband gibt es zwei Entwicklungen, die ein mögliches Ende andeuten. Das erfolgte in den USA im Februar 2017 mit Heft 47 – und angesichts des baldigen Ende werde ich weiter lesen. Ohne die Begeisterung der ersten Hefte. Aber in der Hoffnung auf eine gute Erklärung für die Ereignisse.
Der siebte „Revival“-Band „Vorwärts!“ ist für Mitte August angekündigt.
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Tim Seeley/Mike Norton: Revival: Deine treuen Söhne und Töchter (Band 6)
Es hilft nichts. Die Steuererklärung ist gemacht (irgendwie), der Schreibtisch muss aufgeräumt werden (definitiv) und einige schon lange geplante Besprechungen, die als viel längere Besprechungen geplant waren, werden jetzt in der Kategorie „kurz & schnell“ abgehandelt. Denn nach dem Erwachen der Macht warten die nächsten Besprechungen schon und „Die Maske des Dimitrios“ will enthüllt werden.
Nachdem das Entsetzen über den neuen Zack-Snyder-Film, der Wonder Woman den Kampf zwischen Batman und Superman entscheiden ließ, können wir uns wieder den Bildergeschichten mit, nun, in diesem Fall den beiden Jungs und der gewohnt knapp bekleideten „Göttin des Krieges“ widmen.
Nachdem Brian Azzarello seine „Wonder Woman“-Neuinterpretation abschloss, übernahm Meredith Finch die Autorentätigkeit. Ihr Mann David Finch wurde der Zeichner. In ihrem ersten „Wonder Woman“-Sammelband „Kriegswunden“ geht es um Machtkämpfe in ihrem Amazonenreich, der Paradiesinsel, und um Kämpfe gegen Bedrohungen für die Menschheit. Denn für weniger rückt die Justice League nicht aus.
Gelungen,
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Meredith Finch/David Finch/Goran Sudzuka: Wonder Woman – Göttin des Krieges
(übersetzt von Steve Kups)
Panini Comics, 2016
156 Seiten
16,99 Euro
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Originalausgabe
Wonder Woman: War Torn (# 36 – # 40); Wonder Womand: War-Torn, Final Chapter (Wonder Woman Anual 1)
Scott Snyders grandiose Neuinterpretation von Batman geht mit dem über 250-seitigem „Jahr Null – Die dunkle Stadt“ weiter. Jetzt muss Batman gegen den Riddler kämpfen, der Gotham unter seine Kontrolle bringen will.
Die erste Runde endet für Bruce Wayne desaströs und der Riddler kann sich zum Herrscher über Gotham aufschwingen. Der zweite Teil des Buches zeigt dann ein ganz anderes Gotham, in dem der Riddler über die Stadt herrscht und die Bewohner mit seinen Ratespielen nervt und in den Tod treibt. Trotzdem hofft Batman, dass er ihn doch noch besiegen kann. Wenn er nicht stirbt.
„Jahr Null – Die dunkle Stadt“ ist eine großartige Batman-Geschichte, die natürlich viel besser als dieser Film ist, den wir so gerne aus unserem Gedächtnis streichen würden.
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Scott Snyder/JamesTynion IV/Greg Capllo/Andy Clarke: Batman: Jahr Null – Die dunkle Stadt (Band 5)
(übersetzt von Steve Kups)
Panini Comics, 2016
252 Seiten
19,99 Euro
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Originalausgabe
Zero Year – Dark City, Part 2 – Part 5 (Batman # 25 – # 29, Januar 2014 – Mai 2014)
Zero Year – Savage City, Part 1 – Part 4 (Batman # 30 – 33, Juni 2014 – September 2014)
„Golden Dogs“ von Stephen Desberg (Szenario) und Griffo (Zeichnungen) erzählt die Geschichte einer vierköpfigen Verbrecherbande in London um 1820, die ein recht bunter Haufen sind. Dass eine Prostituierte dabei ist. Geschenkt. Aber dass auch ein Transvestit dabei ist, der sich jeden Abend, bevor er vor Publikum auftritt entscheiden kann, ob sie ein er ist (oder umgekehrt), das ist schon etwas anderes und bei den verschiedenen Raubzügen sehr hilfeich. Im ersten Band „Fanny“ kommt die Truppe zusammen. Im zweiten Band „Orwood“ muss sie, nachdem sie von der Polizei verfolgt werden, getrennte Wege gehen. Und es gibt einen Verräter unter ihnen.
In Frankreich sind bereits zwei die abschließenden beiden Folgebände erschienen.
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Griffo/Desberg: Golden Dogs – Fanny (Band 1)
(übersetzt von Horst Berner)
Panini Comics, 2015
56 Seiten
13,99 Euro
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Originalausgabe
Golden Dogs Volume 01: Fanny
Éditions du Lombard, 2014
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Griffo/Desberg: Golden Dogs – Orwood (Band 2)
(übersetzt von Horst Berner)
Panini Comics, 2016
56 Seiten
13,99 Euro
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Originalausgabe
Golden Dogs Volume 02: Orwood
Éditions du Lombard, 2014
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In „Revival“ erzählt Tim Seeley (Hack/Slash), wie in der Ortschaft Wausau im nördlichen Wisconsin eines Tages die Toten wieder auferstehen. Aber sie sind keine blutrünstigen Zombies, sondern ganz normale Menschen, die sich fast ganz normal verhalten. Im Mittelpunkt der Serie steht daher auch das Zusammenleben von Mensch und Nicht-mehr-Mensch, die sich im vierten und fünften Band, „Flucht nach Wisconsin“ und „Steigende Fluten“, endgültig zu einer nicht enden wollenden Soap entwickelt, in dem die Nebenstränge mehr Zeit einnehmen als die, sofern erkennbar, immer unwichtiger werdende Haupthandlung. Auf ein konkretes Ende, wie zum Beispiel einer Erklärung für die Wiederauferstehungen in Wausau, wird überhaupt nicht mehr hingearbeitet. Dafür werden weitere Rätsel aufgeworfen.
Wer damit leben kann, wird sich über den vierten und fünften Band von „Revival“ freuen. Neueinsteiger sollten dagegen mit dem ersten Band beginnen.
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Tim Seeley/Mike Norton: Revial: Flucht nach Wisconsin (Band 4)
(übersetzt von Frank Neubauer)
Cross Cult, 2015
164 Seiten
18 Euro
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Originalausgabe
Revival, Volume 4: Escape to Wisconsin
Image, 2014
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Tim Seeley/Mike Norton: Revival: Steigende Fluten (Band 5)
À propos Untote: Deadpool darf in „Night of the Living Deadpool“ und „Return of the Living Deadpool“ von Autor Cullen Bunn und den Zeichnern Ramon Rosanas und Nik Virella auch einmal gegen sie kämpfen. Dass der Kampf eines unsterblichen Plappermauls gegen unsterbliche Mäuler nicht in den normalen Zombie-Bahnen verläuft und Deadpool am Ende von „Night of the Living Deadpool“ eine Lösung für die Zombieplage hat, die zu ungeahnten Folgen führt, die er in „Return of the Living Deadpool“ bekämpfen muss, erfreut natürlich das Herz des Deadpool-Fans.
Empfehlenswert!
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Cullen Bunn/Ramon Rosanas: Night of the Living Deadpool
(übersetzt von Michael Strittmatter)
Panini Comics, 2014
116 Seiten
12,99 Euro
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Originalausgabe
Night of the Living Deadpool # 1 – 4
Marvel, März 2014 – Mai 2014
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Cullen Bunn/Nik Virella: Return of the Living Deadpool
Deadpool im Kino (und jetzt auch auf DVD/Blu-ray) wurde von Ryan Reynolds verkörpert, der auch in dem – zu Unrecht – kaum beachteten Spielerdrama „Dirty Trip – Mississippi Grind“ eine Hauptrolle spielt. Seinen Gegenpart spielt Ben Mendelsohn, der in den vergangenen Jahren zum Experten für gestörte Charaktere wurde. Da ist es schön, ihn auch einmal als ganz normalen Mann zu sehen.
Naja, fast. Denn Mendelsohn spielt Gerry, einen notorischen Spieler. In einer Bar lernt er Curtis (Ryan Reynolds) kennen. Einen Drifter und Spieler. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg nach New Orleans zu einem Pokerspiel mit einem großen Jackpot.
„Dirty Trip“ von Anna Boden und Ryan Fleck erzählt die Geschichte dieser etwas ziellosen Reise von Gerry und Curtis, die sich zufällig begegnen und am Ende der Reise auch wieder getrennte Wege gehen. Stilistisch und erzählerisch steht ihr Film in der Tradition des New-Hollywood-Kinos, als problematische Charaktere im Mittelpunkt von, nun, Charakterstudien standen, die einen anderen Blick auf die USA warfen.
Sehr sehenswert!
Dirty Trip – Mississippi Grind (Mississippi Grind, USA 2015)
Regie: Anna Boden, Ryan Fleck
Drehbuch: Anna Boden, Ryan Fleck
mit Ben Mendelsohn, Ryan Reynolds, Sienna Miller, James Toback
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DVD
Ascot Elite
Bild: 16:9 (2.38:1)
Ton: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch
Bonusmaterial: Featurettes, Making of, Originaltrailer, Wendecover
Seit einigen Jahren erfreuen sich TV-Serien bei der Kritik einer wachsenden Beliebtheit. Gesehen wurden sie ja schon seit Ewigkeiten und die Fans tauschten sich, je nach Serie, mit großer Liebe zum Detail, über sie aus. Ich sage nur „Raumschiff Enterprise“ und „Akte X“. Dabei gibt es, grob gesagt, Miniserien, die innerhalb einer bestimmten Zeit, eine in sich abgeschlossene Geschichte erzählen; Serien, in denen jede Woche ein neues Problem gelöst wird; und Serien, in denen sich die Geschichte über viele Folgen und Staffeln entwickelt, bis die sinkenden Zuschauerzahlen die Serie beenden. Bei diesen Serien ist man, wenn man nicht von der ersten Folge an dabei ist, ziemlich schnell „Lost“.
Und so eine sich über viele Staffeln erstreckende Geschichte war wohl auch bei „Blochin – Die Lebenden und die Toten“ die Idee gewesen. Also nicht ein „deutsches ‚Lost’“, sondern eine Krimi-Serie mit komplexen Charakteren, überraschenden Wendungen und einer Analyse des Zusammentreffens von Organisierter Kriminalität und Politik in der Hauptstadt. „Eine Kriminal-Symphonie der Großstadt Berlin“ steht auf dem DVD-Cover. Mit Matthias Glasner als Regisseur und Jürgen Vogel in der Hauptrolle hätte es etwas werden können, aber dann ging irgendwo alles schief. Und zwar so schief, dass man fassungslos dieses Komplettdesaster ansieht.
Blochin (Jürgen Vogel), ein Findelkind mit krimineller Vergangenheit und Polizist bei der Mordkommission mit ausgeprägten Milieukontakten, soll den Mord an einem Dealer aufklären. Kurz darauf wird in seiner Anwesenheit ein Undercover-Polizist in einem Szenelokal erschossen und Blochin (nur Blochin, kein Vorname, weil cool) wird als Mörder verdächtigt. Sein Schwager und Vorgesetzter Dominik (Thomas Heinze), normalerweise ‚Lieutenant‘ genannt (weil megacool), hilft ihm indem er einen Zeugen hinterrücks erschießt – und spätestens in diesem Moment fragt man sich, was die Macher, während sie Subplots und uninteressante Nebenstränge halbherzig einführen, geritten hat, den Charakter, der einen echten Konflikt hat, zu einer Nebenfigur zu machen, während der titelgebende Blochin vor allem als Zuschauer alles verfolgt und er während der gesamten Serienlänge keinen einzigen nennenswerten Konflikt hat. Das ändert sich in den letzten Minuten, die unverhohlen auf eine Fortsetzung spekulieren. Das wäre akzeptabel, wenn wenigstens die erste Staffel ein befriedigendes Ende hätte. Aber die Macher hören einfach mitten in der Geschichte auf.
„Blochin“ ist einfach nur Murks ohne irgendeinen Abschluss, das das größte Verbrechen begeht, das eine Serie begehen kann: Zeitverschwendung zu sein.
Wie das uninformative Bonusmaterial.
Blochin – Die Lebenden und die Toten: Staffel 1 (Deutschland 2015)
Einen Abschluss gibt es bei den ARD-Sonntagskrimis immer nach neunzig Minuten. Egal ob es ein „Tatort“ oder ein „Polizeiruf 110“ ist und gerade die aus München kommenden „Polizeirufe“ sind immer einen Blick wert. In der dritten Box mit BR-„Polizeiruf 110“-Box sind
Pech und Schwefel (Regie: Klaus Krämer, Drehbuch: Klaus Krämer, Kaspar von Erffa, Deutschland 2003)
Vater Unser (Regie: Bernd Schadewald, Drehbuch: Christian Jeltsch, Deutschland 2004)
Die Maß ist voll (Regie: Klaus Krämer, Drehbuch: Klaus Krämer, Deutschland 2004)
Der scharlachrote Engel (Regie: Dominik Graf, Drehbuch: Günter Schütter, Deutschland 2005)
Die Prüfung (Regie: Eoin Moore, Drehbuch: Boris Gullotta, Deutschland 2005)
Er sollte tot (Regie: Dominik Graf, Regie: Rolf Basedow, Drehbuch 2006)
enthalten. Das Ermittlerteam bestand damals aus dem einarmigen Kommissar Jürgen Tauber (Edgar Selge) und der konsequent-fröhlich-patent-normalen Kommissarin Jo Obermaier (Michaela May). Ihre Fälle sind durchgehend sehenswert, durchgehend experimentierfreudig und auf einem durchgehend hohem Niveau; was sogar für die schwächeren Fälle gilt.
Dafür sprechen schon die vielen Preise, die diese sechs Fälle erhielten. So gab es für „Der scharlachrote Engel“ und „Er sollte tot“ jeweils einen Grimme-Preis und für „Er sollte tot“ gleich noch einen Sonderpreis für das Drehbuch beim Fernsehfilm-Festival Baden-Baden und für den Deutschen Fernsehpreis war es nominiert. Um nur die Drehbuchpreise zu nennen.
Die erste Staffel von „True Detective“ wurde in den Himmel gelobt. „Meisterwerk“, „TV-Revolution“ und so. Da konnte die zweite Staffel natürlich nur schlechter abschneiden.
Ich bin da etwas zwiegespalten, weil für mich die erste Staffel hoffnungslos überbewertet und arg prätentiös ist. Da waren die Erwartungen an die zweite Staffel von Anfang an nicht so wahnsinnig hoch.
In der zweiten Staffel, die wieder eine in sich abgeschlossene Geschichte mit vollkommen neuen Charakteren erzählt, geht es um Korruption und mehr oder weniger kriminelle Geschäfte in Vinci, einer Kleinstadt in Kalifornien, die eine moderne Version von Dashiell Hammets „Poisonville“ ist.
Frank Semyon (Vince Vaughn) ist ein Ex-Gangster, der mit einem großen Projekt, in das auch die lokale Politik und ausländische Investoren involviert sind, zum respektierten Geschäftsmann werden will. Dieses Ansinnen könnte durch einen bizarren Mordfall gefährdet werden. Denn der Fundort der Leiche führt dazu, dass Motorradpolizist und Ex-Soldat Paul Woodrugh (Taylor Kitsch), Detective Sergeant Ani Bezzerides (Rachel McAdams) vom Ventura County Sheriff’s Office CID (das gerne die ganze korrupte Stadt Vinci ausmisten würde) und der korrupte Detective Ray Velcoro (Colin Farrell) vom Vinci Police Department, zusammenarbeiten müssen. Velcoro fragt sich, ob er in das Team entsandt wurde um den Fall aufzuklären oder die Aufklärung zu verhindern. Der trinkfreudige Polizist könnte mit beidem Leben. Woodrugh und Bezzerides haben auch ihr Päckchen persönliches Leid und Schuld zu tragen.
Die Besetzung mit Stars wie Colin Farrell, Vince Vaughn, Rachel McAdams, Taylor Kitsch und Kelly Reilly in den Hauptrollen und Abigail Spencer, Lolita Davidovich und David Morse in wichtigen Nebenrollen ist nicht schlecht. Regisseur Justin Lin, der einige Episoden der zweiten Staffel inszenierte, zeigt, dass er nicht nur ‚Fast & Furious‘ kann. Und „True Detective“-Erfinder Nic Pizzolatto schrieb wieder das Drehbuch für alle acht einstündigen Episoden.
Aber die über acht Stunden mäandernde Geschichte ist nur eine ziemlich vollständige, reichlich unstrukturierte Ansammlung von allen Klischees über Kalifornien, den Detektiv- und Polizeifilm. Wer will, kann mühelos zu jeder Szene mindestens zwei bessere Filme und Romane nennen. Das wäre, wenn Pizzolatto daraus etwas eigenständiges geschaffen hätte, gar nicht so schlimm. Aber so bleibt immer der Eindruck, dass eine ordnende Hand hier einiges hätte retten können.
So ist „True Detective: Staffel 2“ nur eine, durchaus kurzweilig, auf der Story-Ebene nicht besonders nachvollziehbare Ansammlung der bekannten Kriminalfilmklischees, in der, abgesehen von Vince Vaughn, gerade die anderen Hauptdarsteller erstaunlich blass bleiben.
Besser man sieht sich noch einmal die Klassiker, wie „Die Spur des Falken“, „Tote schlafen fest“, „Chinatown“ oder „L. A. Confidential“ an. Oder neuere Filme wie „Inherent Vice – Natürliche Mängel“ oder, ab Donnerstag im Kino, „The Nice Guys“ an.
True Detective – Die komplette zweite Staffel (True Detective – Season 2, USA 2015)
Regie: Justin Lin, Janus Metz, Jeremy Podeswa, John Crowley, Miguel Sapochnik, Dan Attias
Drehbuch: Nic Pizzolatto, Scott Lasser (Co-Autor)
mit Colin Farrell, Rachel McAdams, Taylor Kitsch, Kelly Reilly, Vince Vaughn, Ritchie Coster, Michael Irby, Abigail Spencer, Lolita Davidovich, Rick Springfield, David Morse
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DVD
Warner Home Video
Bild: 1.78:1 (16:9)
Ton: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch, Englisch für Hörgeschädigte
Bonusmaterial: Making ‚The Vinci Massacre‘, A Look Inside ‚True Detective‘, ‚True Detectiv’s‘ California, Zwei Audiokommentare
Länge: 483 Minuten (8 Episoden à 57 Minuten) (3 DVDs)
Ein wenig zwischen die Stühle fällt die BBC-Serie „The Game“, die als richtig schön altmodischer Spionagethriller in der Tradition von „Dame, König, As, Spion“ John le Carré steht und ein herrlich muffiges Früh-Siebziger-Jahre-Feeling hat.
Es beginnt mit dem Angebot des KGB-Offiziers Arkady Malinov an den britischen Geheimdienst MI5, ihm Informationen über die große russische Geheimdienstoperation „Glass“ zu verraten. Daddy (Brian Cox), der Chef des Dienstes, stellt ein kleines Team zusammen, das mehr über die Operation Glass herausfinden soll. Schnell vermuten sie in ihrem Team einen Maulwurf.
Diese Jagd nach dem Maulwurf wird allerdings über mehrere Folgen zugunsten des ‚Geheimagenten der Woche‘ aufgegeben, was der Serie etwas episodisches verleiht.
Am Ende ist der Maulwurf enttarnt, die Operation Glass verhindert und die Option für eine zweite Staffel vorhanden, die auch längere Zeit im Gespräch war. Inzwischen hat die BBC verkündet, dass es wegen des hohen Budgets keine zweite Staffel gibt.
The Game (The Game, Großbritannien 2014)
Regie: Niall MacCormick, Daniel O’Hara
Drehbuch: Toby Whithouse, Sarah Dollard, Debbie O’Malley
Erfinder: Toby Whithouse
mit Tom Hughes, Jonathan Aris, Victoria Hamilton, Shaun Dooley, Brian Cox, Paul Ritter, Chloe Pirrie, Yevgeni Sitokhin
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DVD
Polyband
Bild: 1,78:1 (16:9)
Ton: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch
Bonusmaterial: Interviews (eigentlich ein zwanzigminütiges Making of), Deleted Scenes
Die dritte Staffel von „Die Brücke – Transit in den Tod“ lief ja schon im ZDF und auf der DVD/Blu-ray ist nur die wieder aus fünf spielfilmlangen Episoden bestehende, gut zehnstündige Serie in der deutschen und der Originalfassung enthalten.
Sie beginnt 13 Monate nach der vorherigen Staffel, die man nicht gesehen haben muss, um den aktuellen Fall (oder besser Fälle) zu verstehen. Saga Norén (Sofia Helin) arbeitet immer noch bei der Kripo Malmö. Ihr Kollege Martin Rohde sitzt im Gefängnis, weil er am Ende der zweiten Staffel einen Mord beging und sie gegen ihn aussagte, weil er gegen das Gesetz verstieß. Saga Norén ist, für alle, die die vorherigen Staffeln nicht kennen, eine fähige Polizistin mit einem ausgeprägten Asperger-Syndrom. Sie ist nicht in der Lage, eine normale Konversation zu führen und sie merkt gar nicht, dass sie andere Menschen mit ihrer Direktheit verletzt. Und Regeln und Gesetze sind Regeln und Gesetze, an die man sich halten muss.
Jetzt soll sie zusammen mit ihrem dänischen Kollegen Henrik Sabroe (Thure Lindhardt) eine bizarre Mordserie aufklären. Es beginnt mit einer Gender-Forscherin und Aktivistin, die auf einer Baustelle als Teil eines Gemäldes des Grauens hergerichtet wurde.
Und wieder stapeln sich die möglichst fotogen inszenierten Leichen, etliche Charaktere werden eingeführt, deren Bedeutung erst viel später ersichtlich wird, fast ebenso viele Charaktere verschwinden mehr oder weniger spurlos aus der Geschichte (falls sie nicht ermordet werden) und dieses Mal gibt es so viele Subplots, dass der eigentlich im Zentrum stehende Kriminalfall dahinter verschwindet.
Zusammengehalten werden die vielen Plots durch ihre thematische Verwandtschaft. Immer geht es um die Folgen des eigenen Handelns und die Verantwortung dafür.
Und natürlich ist Saga Noréns sozial vollkommen inkompatibles Verhalten immer wieder gut für etliche Lacher in diesem unterkühlt erzählten Kriminaldrama, das allerdings immer mehr zu einer leichengesättigten Kolportage wird, in der flugs die aktuellen Schlagzeilen mit gruseligen Morden verziert werden.
Unterhaltsam: ja, schon. Aber auch etwas übertrieben und etwas unlogisch.
Die Brücke: Transit in den Tod – Staffel 3 (Bron, Broen, Dänemark/Schweden/Deutschland 2015)
Regie: Rumle Hammerich, Henrik Georgsson
Drehbuch: Hans Rosenfeldt, Camilla Ahlgren, Erik Ahrnbom, Astrid Øye
mit Sofia Helin, Thure Lindhardt, Rafael Pettersson, Dag Malmberg, Sara Boberg
Mit „Hack/Slash“ über eine Frau, die Slasher jagt, wurde Tim Seeley bekannt.
Mit „Revival“ über eine Stadt, in der Erweckte (vulgo Zombies vulgo Untote) zum normalen Teil der Dorfbevölkerung gehören, hat er jetzt eine zweite Comicserie am Start, die nach einem vielversprechendem Anfang verheißungsvoll weitergeht.
In den Sammelbänden „Lebe dein Leben“ und „Ein ferner Ort“ rückt das alltägliche Leben und der unbefangene Umgang mit den Toten in den Vordergrund. Immerhin unterscheiden sie sich kaum von den lebendigen Bewohnern in Wasau, Wisconsin, und sie haben auch keine erkennbar negativen Eigenschaften. Jedenfalls bis jetzt nicht. Trotzdem steht die Stadt unter Quarantäne und, weil keiner weiß, warum nur an diesem Ort Tote wieder auferstehen, sind auch die Medien mit Live-Schaltungen vor Ort. Die Kleinstadt wird zu einem Magneten für Spinner jeglicher Couleur. Gerne auch religiös gefärbte Fanatiker.
Im Mittelpunkt steht immer noch Dana Cypress, eine alleinerziehende, junge Polizistin. Ihr Vater, der Polizeichef, übertrug ihr die Leitung der „Schlichtungseinheit für erweckte Bürger“. Er glaubt, das sei im Moment der langweiligste und daher sicherste Posten. Was natürlich nicht stimmt. Schon bei ihrem ersten Einsatz starb ihre Schwester, die sie zufällig begleitete. Jetzt ist Martha eine Erweckte,
Und dann tauchen noch Weiße Gestalten, Geister mit einer ziemlich tödlichen Agenda, auf.
Mit dem Fokus auf dem alltäglichen Leben zwischen Menschen und Erweckten und ihren Konflikten untereinander gehorcht „Revival“ schon jetzt der auf kein bestimmtes Ende angelegten Endlosdramaturgie mit einer zunehmenden Zahl von miteinander verbundenen Plots. Daher sollte man die Serie von Anfang an zu Lesen. Dann kann sie so etwas wie die „Lindenstraße“ werden.
Diese Gefahr besteht bei „Hack/Slash“ nicht. Denn das ist die Ab-18-Jahre-Bad-Taste-Ecke der Videothek, die als würdiger Nachfolger der Mitternachtsvorstellungen und Bahnhofkinos fungiert. Denn wo sonst findet man eine knapp bekleidete Heldin, die als Slasherjägerin anfing und inzwischen auch andere, ähem, Wesen tötet?
Ein strikt chronologisches Lesen ist bei „Hack/Slash“ auch nicht unbedingt nötig. Denn Tim Seeley wechselt zwischen Einzelgeschichten und Episoden, die Teil einer größeren Mythologie sind. Wobei die Einzelgeschichten, die sich lustvoll durch die Tiefen und Untiefen des Horrorfilmgenres pflügen, besser sind. Außerdem gibt es immer wieder Crossover-Geschichten mit anderen Comicserien und Seeley lässt andere Autoren „Hack/Slash“-Geschichten schreiben. Kurz gesagt: während „Revival“ seine Vision ist, ist „Hack/Slash“ ein offener Kosmos.
In „Tote Promis“, dem elften Hack/Slash-Sammelband sind, drei Geschichten enthalten. In „Die Rückkehr von Fantomah“ bittet die geheimnisvolle Frau des Dschungels, die gottgleiche Kräfte hat und Gedanken beeinflussen kann, Cassie und ihren Freund Vlad um Hilfe. Sie sollen ihr bei dem Kampf um ihre Lebenswelt, den Dschungel, helfen.
In „Fame Monster“ (Das Ruhmmonster), die längste und zentrale Geschichte des Sammelbandes, werden Popstars auf bestialische Weise ermordet. Cassie befürchtet, dass ein ihr von früher bekannter Slasher zurückgekehrt ist.
Wohl oder über muss sie mit Vlad nach Manhattan gehen und das dortige „Promis für Promis“-Benefizkonzert besuchen, damit es nicht in einem Massaker endet.
Und „Hatchet/Slash“, geschrieben von Benito Cereno, erzählt von einer Gruppe New-Orleans-Besucher, die in die Sümpfe gefahren sind, um den Geist von Victor Crowley zu sehen. Das ist natürlich eine Legende. Trotzdem verschwinden die Besucher und Cassie glaubt, dass mehr dahintersteckt.
In „Heiraten. F#cken. Töten.“, dem zwölften Hack/Slash-Sammelband, sind die Geschichten „Interdimensionaler Ausbruch aus dem Frauenknast“ und „Monsterjagd“ enthalten. Die beiden vorzügliche Einzelgeschichten spielen, – mal wieder –, gelungen mit den bekannten Filmklischees.
In „Interdimensionaler Ausbruch aus dem Frauenknast“ brechen drei der gefährlichsten Häftlinge aus einem Gefängnis (also genaugenommen dem Hochsicherheitstrakt für Frauen in der White-Ward-Strafanstalt in der Paralleldimension 555, auch bekannt als Purgatorium) aus und flüchten in eine andere Galaxis auf den schönen Planeten Erde. Dort wollen die Ausbrecherinnen (eine von ihnen nennt sich Bomb Queen [alles klar?]) eine Welt nach ihrem Geschmack errichten. Nur Cassie Hack kann vielleicht das Schlimmste verhindern.
In „Monsterjagd“ geht es in das noch nicht erschlossene Doyle Valley im Regenwald Nordwestguyanas. Dort drehten die Monster Bait Studios in den späten Fünfzigern vierzig schlechte B-Horrorfilmen, die möglicherweise die Fassade für etwas viel schlimmeres waren.
Und dann passiert, was immer in diesen Horrorfilmen passiert: der Gastgeber entpuppt sich als Fiesling, der seine Gäste töten will.
Oh, und alle Monster aus den Filmen waren keine schlechten Tricks, sondern sie existieren und sie haben Cassie und ihre Freunde zum Fressen gerne.
Gerade „Heiraten. F#cken. Töten.“ spielt die Stärken der Hack/Slash-Serie voll aus: respektloser Humor, eine große Liebe zu den schlechten Horror- und Monsterfilmen, die unsere Sonntagnachmittage verschönerten und eine taffe, äußerst knapp bekleidete Heldin.
Was jetzt nicht heißt, dass „Tote Promis“ schlecht ist. Es hat halt nur ein, zwei popkulturelle Anspielungen weniger.
– Tim Seeley: Hack/Slash – Heiraten, f#cken, töten (Band 12) (übersetzt von Frank Neubauer) Cross Cult, 2015 160 Seiten
19,80 Euro
– Originalausgabe
Hack/Slash: Marry F#ck Kill
Image, 2012
– enthält
Tim Seeley (Text)/Daniel Leister (Zeichnungen): Interdimensionaler Ausbruch aus dem Frauenknast
Tim Seeley (Text)/Daniel Leister, Emilio Laiso (Zeichnungen): Monsterjagd
– Tim Seeley: Hack/Slash – Tote Promis (Band 11) (übersetzt von Frank Neubauer) Cross Cult, 2014 160 Seiten
19,80 Euro
– Originalausgabe
Hack/Slash: Dead Celebrities
Image, 2012
enthält
Tim Seeley (Text)/Kyle Strahm (Zeichnungen): Die Rückkehr von Fantomah
Tim Seeley (Text)/Daniel Leister (Zeichnungen): Fame Monster
Benito Cereno (Text)/Ariel Zucker-Brull (Zeichnungen): Hatchet/Slash
– Tim Seeley (Text)/Mike Norton (Zeichnungen): Revival – Ein ferner Ort (Band 3) (übersetzt von Frank Neubauer) Cross Cult, 2015 128 Seiten
18 Euro
– Originalausgabe
Revival, Volume 3: A faraway place
Image Comics, 2014
– Tim Seeley (Text)/Mike Norton (Zeichnungen): Revival – Lebe dein Leben (Band 2) (übersetzt von Frank Neubauer) Cross Cult, 2014 128 Seiten
18 Euro
– Originalausgabe
Revival, Volume 2: Live like you mean it
Image Comics, 2013
– Hinweise
Die eine Serie endet, die andere beginnt gerade. Mit „Hack/Slash“, Tim Seeleys Serie über Cassie Hack, eine junge Frau, die, seitdem ihre Mutter sich in einen Slasher verwandelte und sie töten wollte, Slasher jagt, geht mit dem zehnten „Hack/Slash“-Sammelband „Folterverliebt“ in die Endrunde. „Revival“, eine neue Serie über eine Polizistin, die sich in einer ländlichen Gemeinde mit weitgehend friedlichen Untoten und weniger friedlichen Dämonen auseinandersetzen muss, beginnt gerade und, auch wenn jetzt die Idee, dass eine Frau sich mit Untoten blutig und tödlich auseinandersetzen muss, auf den ersten Blick aus dem gleichen Universum stammt, könnten die Serien nicht verschiedener sein.
In „Hack/Slash“ kämpfte Cassie Hack in den ersten Geschichten und den zahlreichen Crossover-Geschichten (die etwas außerhalb der regulären Reihenfolge stehen) gegen zahlreiche aus Horrorfilmen bekannte Slasher, Maniacs und Bösewichter. Tim Seeley erzählte dies mit viel Witz, Anspielungen, Sex und Gewalt. Später wurde das Spiel mit den hauptsächliche filmischen Vorbildern zugunsten einer größeren Geschichte vernachlässigt. Ab da kämpften Cassie Hack und ihren Freunden gegen „Die Vereinigung der schwarzen Laterne“, einem Orden mit – nun – seltsamen Ansichten und dem Plan, die Macht zu übernehmen.
Auch in „Folterverliebt“, dem zehnten „Hack/Slash“-Sammelband, spielen die beiden Geschichten und der kurze Epilog vor diesem Hintergrund, was es für Neueinsteiger vor allem in „Mordmessias“ zu einer vor allem verwirrenden Lektüre macht. Die zweite Geschichte „Am Scheideweg“ gehorcht dagegen Thrillerkonventionen, aber mit toten Slashern, die entgegen aller Wahrscheinlichkeit, zurückkehren und Cassie, Vlad und ihren Freunden viele Probleme bereiten. Tim Seeley bereitet hier unüberschaubar, auf zwei Zeitebenen und vielen Charakteren, die nicht sind, was sie vorgeben zu sein, das Finale vor.
Der neunte „Hack/Slash“-Sammelband „My First Maniac – Wie alles begann“ ist dagegen für Neueinsteiger wesentlich gewinnbringender zu lesen. Außerdem macht der Kampf gegen einzelne, erkennbare und auch irgendwie noch menschliche Slasher (also keine Mitglieder eines seit Jahrhunderten bestehenden Geheimbundes) mehr Spaß.
So gibt es hier auch einen Besuch im „Psycho“-Motel und in „Ich ohne dich“ erfahren wir, wo Cassies Freund Vlad herkommt und wie sie sich kennen lernten.
„Revival“ ist eine neue Serie von Tim Seeley. Sie spielt im winterlichen Wisconsin, wo seit einiger Zeit die Toten zurückkehren. Aber die Erweckten, wie sie genannt werden, sind keine gehirnhungrigen, sabbernden Zombies, sondern Inkarnationen ihres früheren Ichs, die einfach wieder ihr vorheriges Leben aufnehmen, als sei nichts passiert.
Die Kleinstadt und das umliegende County werden abgesperrt. Dennoch wird es zu einem Tummelplatz für religiöse Spinner, Fanatiker, Heilsbringer, dubiose Geschäftemacher und die Medien.
Im Zentrum der Serie steht Police Officer Dana Cypress, alleinerziehende Mutter, jung, intelligent und genervt von ihrem Vater, der der Polizeichef ist und sie wie ein kleines, schutzbedürftiges Kind behandelt. Deshalb ernennt er sie auch zur Leiterin der „Schlichtungseinheit für erweckte Bürger“, was eine nette Beschreibung für „Job, bei dem nichts Schlimmes passieren kann“ ist.
Gleich bei ihrem ersten Einsatz als Leiterin der nur aus ihr bestehenden Einheit geht einiges schief. Ihre Schwester Martha stirbt und kehrt wieder zurück.
„Unter Freunden“, der erste „Revival“-Sammelband, ist eigentlich nur eine Einführung in die Geschichte. Wir lernen die Charaktere und ihre Welt kennen – und sind neugierig auf die nächsten Bände. Denn in „Revival“ arbeitet Tim Seeley mit einem erkennbar langen Atem. Das ist nichts, was nach einigen Heften oder ein, zwei Sammelbänden enden soll.
Neben Dana Cypress und ihrer Schwester Martha, gibt es auch einige Charaktere, die wohl noch für einige Überraschungen gut sind. Das sind bislang Ibrahaim Ramin von der Seuchenschutzbehörde der USA, ein Dämonologe mit unorthodoxen Methoden, die alte Arlene Dittman, die verwandelt von den Toten zurückkehrte, und einem oder mehreren Dämonen, die an Edvard Munchs „Der Schrei“ erinnern.
„Revival“ könnte eine wirklich spannende und interessante Serie werden. Der Auftakt ist jedenfalls wirklich vielversprechend.
– Tim Seeley: Hack/Slash: Folterverliebt (Band 10) (übersetzt von Frank Neubauer) Cross Cult, 2014 160 Seiten
19,80 Euro
– Originalausgabe
Hack/Slash: Torture Porn
Imagine, 2011
– enthält
Tim Seeley (Autor)/Jethro Morales (Zeichner): Mordmessias
Tim Seeley (Autor)/Daniel Leister (Zeichner): Am Scheideweg
James Lowder (Autor)/Jean-Paul Deshong (Zeichner): Nächtliche Totenwache in Eminence
– Tim Seeley: Hack/Slash: My First Maniac – Wie alles begann (Band 9) (übersetzt von Frank Neubauer) Cross Cult, 2013 160 Seiten
19,80 Euro
– Originalausgabe
Hack/Slash: Me without you
Image, 2010
– enthält
Tim Seeley (Autor)/Daniel Leister (Zeichner): My First Maniac – Wie alles begann
Tim Seeley (Autor)/Daniel Leister (Zeichner): Ich ohne dich (Me without you)
+ Kurzgeschichten aus „Trailers 2“:
Chris Burnham (Autor)/Stephen Molnar (Zeichner): Gesichtsgulasch (Butterface)
Dennis Hopeless (Autor)/Kyle Strahm (Zeichner): Zu süss (Too cute)
Kevin Mellon (Autor/Zeichner): Blut auf der Tanzfläche (Blood on the Dancefloor)
Mike Olivieri (Autor)/Sean K. Dove (Zeichner): In Leichen suhlen (Wallon in Death)
B. Clay Moore (Autor)/Daniel Liester (Zeichner): Schuss mit Aussicht (Womb with a View)
Mike Norton (Autor)/Brent Schoonover: Fummelkiste (Rape Van)
J. Torres (Autor)/Joe Song (Zeichner): Psyche (Psyche)
– Tim Seeley (Autor)/Mike Norton (Zeichner): Revival: Unter Freunden (Band 1) (übersetzt von Frank Neubauer) Cross Cult, 2013 128 Seiten
18 Euro
– Originalausgabe
Revival, Volume 1: You’re among friends
Image, 2012
– Hinweise Homepage von Tim Seeley Meine Besprechung von Tim Seeleys „Hack/Slash: (Re)Animatoren (Band 5)“ (Hack/Slash: Reanimation Games, 2009)