1897 besucht der junge Anwalt Jonathan Harker Transsylvanien. Dort soll er Graf Dracula treffen und den Kauf eines Anwesens in England abzuschließen. In dem Schloss geschehen seltsame Dinge und der sich rapide verjüngende und immer besser aussehende Gastgeber verhält sich noch seltsamer. Schließlich ist er ein Vampir, weshalb er süchtig nach Blut ist, das Tageslicht scheut und sich immer wieder in eine Fledermaus verwandelt.
Die anschließende Schiffspassage nach England, mit dem Grafen und viel heimischer Erde, verläuft ohne große Probleme. Auch wenn dieses Mal das Schiff ein Mikrokosmos der Gesellschaft ist und Graf Dracula sich durch seine Mitreisenden saugt.
In England kommt er hundertzwanzig Jahre später an und trifft dort auf seinen alten Gegner Van Helsing.
So weit, so bekannt.
Schließlich kennen wir die Geschichte von Graf Dracula aus Bram Stokers Roman und den zahlreichen Verfilmungen. Jedenfalls gehen die Macher der BBC-Miniserie „Dracula“ davon aus.
Die Autoren Mark Gatiss und Steven Moffat, von denen auch „Sherlock“ stammt, erzählen die bekannte Geschichte neu, zitieren bekannte Versionen, variieren bekannte Situationen, erfinden einige neue Situationen, verlegen die ursprünglich im 19. Jahrhundert spielende Geschichte teilweise ins 21. Jahrhundert und garnieren sie mit brillanten Dialogen und Einzeilern.
Aus dem Vampirjäger Van Helsing machen sie eine Frau. In den ersten beiden spielfilmlangen Episoden der Miniserie ist sie eine wunderschön schnippische, taffe und kluge Nonne. In der dritten Episode ist sie nicht mehr Schwester Agatha Van Helsing, sondern Dr. Zoe Van Helsing, Wissenschaftlerin der Jonathan-Harker-Stiftung. Gespielt wird sie von Dolly Wells. Claes Bang spielt Dracula als verführerisches Monster mit spürbarer Lust am distinguiert triebgesteuertem, hyperpotentem Blutrausch und guten Gesprächen. Gerne mit Van Helsing.
Gatiss und Moffat erzählen die Geschichte in drei weitgehend in sich abgeschlossenne spielfilmlangen Episoden, die von verschiedenen Regisseuren inszeniert wurden. Jonny Campbell, Damon Thomas und Paul McGuigan übernahmen die Regie.
Die erste Episode spielt in einem Nonnenkloster, in dem Harker Van Helsing von seinen Erlebnissen in Draculas Schloss erzählt. Die zweite Episode schildert vor allem die Schiffspassage von Graf Dracula nach England und wie er sich durch die Besatzungsmitglieder und Mitreisenden ißt. Die dritte Episode spielt dann im London der Gegenwart.
Das ist durchgehend unterhaltsam, düster, sexuell aufgeladen, aber, und das muss der Ehrlichkeit halber auch gesagt werden, nicht so catchy wie „Sherlock“. Passagenweise gerät die Geschichte, wenn einige Situationen und Gespräche über Gebühr gedehnt werden, sogar etwas länglich. Das liegt an der Entscheidung, die Geschichte an wenigen Orten spielen zu lassen (letztendlich spielen die ersten beiden Episoden an drei Orten: Draculas alptraumhaft-verwinkeltem Schloss, dem Nonnenkloster und dem Schiff) und der Struktur mit den drei neunzigminütigen, in sich abgeschlosenen Filmen, die dann doch eine Geschichte erzählen.
Das Bonusmaterial besteht aus einem Audiokommentar und sechs kurzen, rein werblichen Featurettes, die man in 25 Minuten durchgesehen hat.
Dracula(Dracula, Großbritannien 2020)
Regie: Jonny Campbell, Damon Thomas, Paul McGuigan
Drehbuch: Mark Gatiss, Steven Moffat
LV: Bram Stoker: Dracula, 1897 (Dracula)
mit Claes Bang, Dolly Wells, John Heffernan, Morfydd Clark, Joanna Scanlan, Lujza Richter, Jonathan Aris, Sacha Dhawan, Mark Gatiss
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DVD
Polyband
Bild: 16:9 (^,78:1)
Ton: Deutsch, Englisch (Dolby Digital)
Untertitel: Deutsch, Englisch
Bonusmaterial: 6 Behind-the-Scenes-Featurettes, Audiokommentar mit Cast & Crew zu Episode 3
Tina und ihr Freund Chris machen sich auf dem Weg zu einem Trip zu den Sehenswürdigkeiten von Yorkshire – und Chris bringt alle um, die ihnen die Urlaubsfreude verderben könnten.
Sherlock: Die Braut des Grauens (Sherlock: The Abominable Bride, Großbritannien 2016)
Regie: Douglas Mackinnon
Drehbuch: Mark Gatiss, Steven Moffat
Um die Wartezeit zwischen der dritten und vierten „Sherlock“-Staffel (in einigen Tagen im Original, in einigen Monaten in Deutschland zu sehen) zu verkürzen, schrieben die beiden „Sherlock“-Erfinder Mark Gatiss und Steven Moffat ein am Neujahrstag in England ausgestrahltes „Special“, das von zwölf Millionen Zuschauern gesehen wurde und Sherlock Holmes (Benedict Cumberbatch) und Dr. John Watson (Martin Freeman) ins viktorianische London führt. Also die Zeit, in der die von Sir Arthur Conan Doyle geschriebenen Sherlock-Holmes-Geschichten spielen.
Inspektor Lestrade bittet Holmes in einem schwierigen Fall um Hilfe: Emilia Ricoletti, die titelgebende Braut des Grauens, hat sich am helllichten Tag in aller Öffentlichkeit erschossen. Einige Stunden später bringt sie, obwohl ihre Leiche im Leichenschauhaus liegt, ihren Mann um.
Der Fall wird noch mysteriöser, weil die tote Emilia Ricoletti fortan weitere Morde verübt haben soll. Nur, und ist sich Sherlock Holmes sicher, Geister gibt es nicht und Emilia Ricoletti ist tot.
Und dann taucht auch noch Professor Moriarty in der Wohnung von Sherlock Holmes auf.
Nach der enttäuschenden dritten „Sherlock“-Staffel, die zwar gute Zuschauerquoten hatte, sich aber zu sehr auf die Hauptcharaktere und ihre Befindlichkeiten konzentrierte, während die Fälle noch nicht einmal als Nebensache wichtig und erinnerungswürdig waren, ist „Die Braut des Grauens“ eine wohltuende Rückkehr zu einem starken Fall, garniert mit vielen Anspielungen auf die vorherigen „Sherlock“-Filme (auch weil alle bekannten und wichtigen Charaktere, teils in veränderter Erscheinung, auftreten) und einem herrlichen Spiel zwischen Fakt und Fiktion und zwischen Gegenwart und Vergangenheit. Denn obwohl „Die Braut des Grauens“ im viktorianischen London spielt, schließt sie auch unmittelbar an „Sein letzter Schwur“, die letzte Folge der dritten „Sherlock“-Staffel an.
Und die einfallsreiche Regie tut ihren Teil dazu.
Absolut sehenswert! Für alte „Sherlock“-Fans und auch für neue „Sherlock“-Fans, die allerdings etwas verunsichert von den vielen eingestreuten Anspielungen und dem wilden Spiel mit und im Holmes-Kosmos sein könnten.
Mit Benedict Cumberbatch, Martin Freeman, Una Stubbs, Rupert Graves, Mark Gatiss, Andrew Scott, Louise Brealey, Amanda Abbington, Jonathan Aris, Catherine McCormack, Tim McInnerny, Natasha O’Keeffe
Sherlock: Die Braut des Grauens (Sherlock: The Abominable Bride, Großbritannien 2016)
Regie: Douglas Mackinnon
Drehbuch: Mark Gatiss, Steven Moffat
Um die Wartezeit zwischen der dritten und vierten „Sherlock“-Staffel (in einigen Tagen im Original, in einigen Monaten in Deutschland zu sehen) zu verkürzen, schrieben die beiden „Sherlock“-Erfinder Mark Gatiss und Steven Moffat ein am Neujahrstag in England ausgestrahltes „Special“, das von zwölf Millionen Zuschauern gesehen wurde und Sherlock Holmes (Benedict Cumberbatch) und Dr. John Watson (Martin Freeman) ins viktorianische London führt. Also die Zeit, in der die von Sir Arthur Conan Doyle geschriebenen Sherlock-Holmes-Geschichten spielen.
Inspektor Lestrade bittet Holmes in einem schwierigen Fall um Hilfe: Emilia Ricoletti, die titelgebende Braut des Grauens, hat sich am helllichten Tag in aller Öffentlichkeit erschossen. Einige Stunden später bringt sie, obwohl ihre Leiche im Leichenschauhaus liegt, ihren Mann um.
Der Fall wird noch mysteriöser, weil die tote Emilia Ricoletti fortan weitere Morde verübt haben soll. Nur, und ist sich Sherlock Holmes sicher, Geister gibt es nicht und Emilia Ricoletti ist tot.
Und dann taucht auch noch Professor Moriarty in der Wohnung von Sherlock Holmes auf.
Nach der enttäuschenden dritten „Sherlock“-Staffel, die zwar gute Zuschauerquoten hatte, sich aber zu sehr auf die Hauptcharaktere und ihre Befindlichkeiten konzentrierte, während die Fälle noch nicht einmal als Nebensache wichtig und erinnerungswürdig waren, ist „Die Braut des Grauens“ eine wohltuende Rückkehr zu einem starken Fall, garniert mit vielen Anspielungen auf die vorherigen „Sherlock“-Filme (auch weil alle bekannten und wichtigen Charaktere, teils in veränderter Erscheinung, auftreten) und einem herrlichen Spiel zwischen Fakt und Fiktion und zwischen Gegenwart und Vergangenheit. Denn obwohl „Die Braut des Grauens“ im viktorianischen London spielt, schließt sie auch unmittelbar an „Sein letzter Schwur“, die letzte Folge der dritten „Sherlock“-Staffel an.
Und die einfallsreiche Regie tut ihren Teil dazu.
Absolut sehenswert! Für alte „Sherlock“-Fans und auch für neue „Sherlock“-Fans, die allerdings etwas verunsichert von den vielen eingestreuten Anspielungen und dem wilden Spiel mit und im Holmes-Kosmos sein könnten.
Die vierte Staffel wurde im Frühjahr/Sommer 2016 gedreht werden und wird Anfang 2017 ausgestrahlt werden. Die Gründe für den großen Abstand zwischen der dritten Staffel, die Anfang 2014 gezeigt wurde, und vierten Staffel sind ziemlich banal: die Autoren Mark Gatiss und Steven Moffat brauchen Zeit, um die Drehbücher zu schreiben und Benedict Cumberbatch und Martin Freeman sind seit dem weltweiten Erfolg von „Sherlock“ gefragte Schauspieler mit einem vollen Terminkalender. D. h.: die vierte Staffel könnte auch die letzte Staffel sein.
Mit Benedict Cumberbatch, Martin Freeman, Una Stubbs, Rupert Graves, Mark Gatiss, Andrew Scott, Louise Brealey, Amanda Abbington, Jonathan Aris, Catherine McCormack, Tim McInnerny, Natasha O’Keeffe
Wiederholung: BR, Sonntag, 1. Januar, 23.20 Uhr
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Die DVD
Parallel zur ersten TV-Ausstrahlung erschien (offiziell erschienen am 29. März 2016) die DVD/Blu-ray als „Special Edition“. Neben dem Film gibt es eine zweite DVD mit neunzig Minuten sehenswertes Bonusmaterial, das hauptsächlich von den beiden „Sherlock“-Autoren Mark Gatiss und Steven Moffat bestritten wird.
Und weil jedes Eingehen auf das Bonusmaterial auch Details der vertrackten Handlung verrät, hülle ich den Mantel des Schweigens darüber.
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DVD
Polyband
Bild: 1,78:1 (16:9)
Ton: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch, Englisch
Bonusmaterial (mit deutschen Untertiteln, 86 Minuten): Mark Gatiss: A Study in Sherlock, Mark Gatiss: Production Diary, Writer’s Interview, Creating the Look: 8 inside looks at how this unique Special was created, The creators of Sherlock answer questions from Sherlock’s ‚1 fan site, 12-seitiges Booklet
Es hilft nichts. Die Steuererklärung ist gemacht (irgendwie), der Schreibtisch muss aufgeräumt werden (definitiv) und einige schon lange geplante Besprechungen, die als viel längere Besprechungen geplant waren, werden jetzt in der Kategorie „kurz & schnell“ abgehandelt. Denn nach dem Erwachen der Macht warten die nächsten Besprechungen schon und „Die Maske des Dimitrios“ will enthüllt werden.
Nachdem das Entsetzen über den neuen Zack-Snyder-Film, der Wonder Woman den Kampf zwischen Batman und Superman entscheiden ließ, können wir uns wieder den Bildergeschichten mit, nun, in diesem Fall den beiden Jungs und der gewohnt knapp bekleideten „Göttin des Krieges“ widmen.
Nachdem Brian Azzarello seine „Wonder Woman“-Neuinterpretation abschloss, übernahm Meredith Finch die Autorentätigkeit. Ihr Mann David Finch wurde der Zeichner. In ihrem ersten „Wonder Woman“-Sammelband „Kriegswunden“ geht es um Machtkämpfe in ihrem Amazonenreich, der Paradiesinsel, und um Kämpfe gegen Bedrohungen für die Menschheit. Denn für weniger rückt die Justice League nicht aus.
Gelungen,
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Meredith Finch/David Finch/Goran Sudzuka: Wonder Woman – Göttin des Krieges
(übersetzt von Steve Kups)
Panini Comics, 2016
156 Seiten
16,99 Euro
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Originalausgabe
Wonder Woman: War Torn (# 36 – # 40); Wonder Womand: War-Torn, Final Chapter (Wonder Woman Anual 1)
Scott Snyders grandiose Neuinterpretation von Batman geht mit dem über 250-seitigem „Jahr Null – Die dunkle Stadt“ weiter. Jetzt muss Batman gegen den Riddler kämpfen, der Gotham unter seine Kontrolle bringen will.
Die erste Runde endet für Bruce Wayne desaströs und der Riddler kann sich zum Herrscher über Gotham aufschwingen. Der zweite Teil des Buches zeigt dann ein ganz anderes Gotham, in dem der Riddler über die Stadt herrscht und die Bewohner mit seinen Ratespielen nervt und in den Tod treibt. Trotzdem hofft Batman, dass er ihn doch noch besiegen kann. Wenn er nicht stirbt.
„Jahr Null – Die dunkle Stadt“ ist eine großartige Batman-Geschichte, die natürlich viel besser als dieser Film ist, den wir so gerne aus unserem Gedächtnis streichen würden.
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Scott Snyder/JamesTynion IV/Greg Capllo/Andy Clarke: Batman: Jahr Null – Die dunkle Stadt (Band 5)
(übersetzt von Steve Kups)
Panini Comics, 2016
252 Seiten
19,99 Euro
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Originalausgabe
Zero Year – Dark City, Part 2 – Part 5 (Batman # 25 – # 29, Januar 2014 – Mai 2014)
Zero Year – Savage City, Part 1 – Part 4 (Batman # 30 – 33, Juni 2014 – September 2014)
„Golden Dogs“ von Stephen Desberg (Szenario) und Griffo (Zeichnungen) erzählt die Geschichte einer vierköpfigen Verbrecherbande in London um 1820, die ein recht bunter Haufen sind. Dass eine Prostituierte dabei ist. Geschenkt. Aber dass auch ein Transvestit dabei ist, der sich jeden Abend, bevor er vor Publikum auftritt entscheiden kann, ob sie ein er ist (oder umgekehrt), das ist schon etwas anderes und bei den verschiedenen Raubzügen sehr hilfeich. Im ersten Band „Fanny“ kommt die Truppe zusammen. Im zweiten Band „Orwood“ muss sie, nachdem sie von der Polizei verfolgt werden, getrennte Wege gehen. Und es gibt einen Verräter unter ihnen.
In Frankreich sind bereits zwei die abschließenden beiden Folgebände erschienen.
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Griffo/Desberg: Golden Dogs – Fanny (Band 1)
(übersetzt von Horst Berner)
Panini Comics, 2015
56 Seiten
13,99 Euro
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Originalausgabe
Golden Dogs Volume 01: Fanny
Éditions du Lombard, 2014
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Griffo/Desberg: Golden Dogs – Orwood (Band 2)
(übersetzt von Horst Berner)
Panini Comics, 2016
56 Seiten
13,99 Euro
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Originalausgabe
Golden Dogs Volume 02: Orwood
Éditions du Lombard, 2014
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In „Revival“ erzählt Tim Seeley (Hack/Slash), wie in der Ortschaft Wausau im nördlichen Wisconsin eines Tages die Toten wieder auferstehen. Aber sie sind keine blutrünstigen Zombies, sondern ganz normale Menschen, die sich fast ganz normal verhalten. Im Mittelpunkt der Serie steht daher auch das Zusammenleben von Mensch und Nicht-mehr-Mensch, die sich im vierten und fünften Band, „Flucht nach Wisconsin“ und „Steigende Fluten“, endgültig zu einer nicht enden wollenden Soap entwickelt, in dem die Nebenstränge mehr Zeit einnehmen als die, sofern erkennbar, immer unwichtiger werdende Haupthandlung. Auf ein konkretes Ende, wie zum Beispiel einer Erklärung für die Wiederauferstehungen in Wausau, wird überhaupt nicht mehr hingearbeitet. Dafür werden weitere Rätsel aufgeworfen.
Wer damit leben kann, wird sich über den vierten und fünften Band von „Revival“ freuen. Neueinsteiger sollten dagegen mit dem ersten Band beginnen.
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Tim Seeley/Mike Norton: Revial: Flucht nach Wisconsin (Band 4)
(übersetzt von Frank Neubauer)
Cross Cult, 2015
164 Seiten
18 Euro
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Originalausgabe
Revival, Volume 4: Escape to Wisconsin
Image, 2014
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Tim Seeley/Mike Norton: Revival: Steigende Fluten (Band 5)
À propos Untote: Deadpool darf in „Night of the Living Deadpool“ und „Return of the Living Deadpool“ von Autor Cullen Bunn und den Zeichnern Ramon Rosanas und Nik Virella auch einmal gegen sie kämpfen. Dass der Kampf eines unsterblichen Plappermauls gegen unsterbliche Mäuler nicht in den normalen Zombie-Bahnen verläuft und Deadpool am Ende von „Night of the Living Deadpool“ eine Lösung für die Zombieplage hat, die zu ungeahnten Folgen führt, die er in „Return of the Living Deadpool“ bekämpfen muss, erfreut natürlich das Herz des Deadpool-Fans.
Empfehlenswert!
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Cullen Bunn/Ramon Rosanas: Night of the Living Deadpool
(übersetzt von Michael Strittmatter)
Panini Comics, 2014
116 Seiten
12,99 Euro
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Originalausgabe
Night of the Living Deadpool # 1 – 4
Marvel, März 2014 – Mai 2014
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Cullen Bunn/Nik Virella: Return of the Living Deadpool
Deadpool im Kino (und jetzt auch auf DVD/Blu-ray) wurde von Ryan Reynolds verkörpert, der auch in dem – zu Unrecht – kaum beachteten Spielerdrama „Dirty Trip – Mississippi Grind“ eine Hauptrolle spielt. Seinen Gegenpart spielt Ben Mendelsohn, der in den vergangenen Jahren zum Experten für gestörte Charaktere wurde. Da ist es schön, ihn auch einmal als ganz normalen Mann zu sehen.
Naja, fast. Denn Mendelsohn spielt Gerry, einen notorischen Spieler. In einer Bar lernt er Curtis (Ryan Reynolds) kennen. Einen Drifter und Spieler. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg nach New Orleans zu einem Pokerspiel mit einem großen Jackpot.
„Dirty Trip“ von Anna Boden und Ryan Fleck erzählt die Geschichte dieser etwas ziellosen Reise von Gerry und Curtis, die sich zufällig begegnen und am Ende der Reise auch wieder getrennte Wege gehen. Stilistisch und erzählerisch steht ihr Film in der Tradition des New-Hollywood-Kinos, als problematische Charaktere im Mittelpunkt von, nun, Charakterstudien standen, die einen anderen Blick auf die USA warfen.
Sehr sehenswert!
Dirty Trip – Mississippi Grind (Mississippi Grind, USA 2015)
Regie: Anna Boden, Ryan Fleck
Drehbuch: Anna Boden, Ryan Fleck
mit Ben Mendelsohn, Ryan Reynolds, Sienna Miller, James Toback
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DVD
Ascot Elite
Bild: 16:9 (2.38:1)
Ton: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch
Bonusmaterial: Featurettes, Making of, Originaltrailer, Wendecover
Seit einigen Jahren erfreuen sich TV-Serien bei der Kritik einer wachsenden Beliebtheit. Gesehen wurden sie ja schon seit Ewigkeiten und die Fans tauschten sich, je nach Serie, mit großer Liebe zum Detail, über sie aus. Ich sage nur „Raumschiff Enterprise“ und „Akte X“. Dabei gibt es, grob gesagt, Miniserien, die innerhalb einer bestimmten Zeit, eine in sich abgeschlossene Geschichte erzählen; Serien, in denen jede Woche ein neues Problem gelöst wird; und Serien, in denen sich die Geschichte über viele Folgen und Staffeln entwickelt, bis die sinkenden Zuschauerzahlen die Serie beenden. Bei diesen Serien ist man, wenn man nicht von der ersten Folge an dabei ist, ziemlich schnell „Lost“.
Und so eine sich über viele Staffeln erstreckende Geschichte war wohl auch bei „Blochin – Die Lebenden und die Toten“ die Idee gewesen. Also nicht ein „deutsches ‚Lost’“, sondern eine Krimi-Serie mit komplexen Charakteren, überraschenden Wendungen und einer Analyse des Zusammentreffens von Organisierter Kriminalität und Politik in der Hauptstadt. „Eine Kriminal-Symphonie der Großstadt Berlin“ steht auf dem DVD-Cover. Mit Matthias Glasner als Regisseur und Jürgen Vogel in der Hauptrolle hätte es etwas werden können, aber dann ging irgendwo alles schief. Und zwar so schief, dass man fassungslos dieses Komplettdesaster ansieht.
Blochin (Jürgen Vogel), ein Findelkind mit krimineller Vergangenheit und Polizist bei der Mordkommission mit ausgeprägten Milieukontakten, soll den Mord an einem Dealer aufklären. Kurz darauf wird in seiner Anwesenheit ein Undercover-Polizist in einem Szenelokal erschossen und Blochin (nur Blochin, kein Vorname, weil cool) wird als Mörder verdächtigt. Sein Schwager und Vorgesetzter Dominik (Thomas Heinze), normalerweise ‚Lieutenant‘ genannt (weil megacool), hilft ihm indem er einen Zeugen hinterrücks erschießt – und spätestens in diesem Moment fragt man sich, was die Macher, während sie Subplots und uninteressante Nebenstränge halbherzig einführen, geritten hat, den Charakter, der einen echten Konflikt hat, zu einer Nebenfigur zu machen, während der titelgebende Blochin vor allem als Zuschauer alles verfolgt und er während der gesamten Serienlänge keinen einzigen nennenswerten Konflikt hat. Das ändert sich in den letzten Minuten, die unverhohlen auf eine Fortsetzung spekulieren. Das wäre akzeptabel, wenn wenigstens die erste Staffel ein befriedigendes Ende hätte. Aber die Macher hören einfach mitten in der Geschichte auf.
„Blochin“ ist einfach nur Murks ohne irgendeinen Abschluss, das das größte Verbrechen begeht, das eine Serie begehen kann: Zeitverschwendung zu sein.
Wie das uninformative Bonusmaterial.
Blochin – Die Lebenden und die Toten: Staffel 1 (Deutschland 2015)
Einen Abschluss gibt es bei den ARD-Sonntagskrimis immer nach neunzig Minuten. Egal ob es ein „Tatort“ oder ein „Polizeiruf 110“ ist und gerade die aus München kommenden „Polizeirufe“ sind immer einen Blick wert. In der dritten Box mit BR-„Polizeiruf 110“-Box sind
Pech und Schwefel (Regie: Klaus Krämer, Drehbuch: Klaus Krämer, Kaspar von Erffa, Deutschland 2003)
Vater Unser (Regie: Bernd Schadewald, Drehbuch: Christian Jeltsch, Deutschland 2004)
Die Maß ist voll (Regie: Klaus Krämer, Drehbuch: Klaus Krämer, Deutschland 2004)
Der scharlachrote Engel (Regie: Dominik Graf, Drehbuch: Günter Schütter, Deutschland 2005)
Die Prüfung (Regie: Eoin Moore, Drehbuch: Boris Gullotta, Deutschland 2005)
Er sollte tot (Regie: Dominik Graf, Regie: Rolf Basedow, Drehbuch 2006)
enthalten. Das Ermittlerteam bestand damals aus dem einarmigen Kommissar Jürgen Tauber (Edgar Selge) und der konsequent-fröhlich-patent-normalen Kommissarin Jo Obermaier (Michaela May). Ihre Fälle sind durchgehend sehenswert, durchgehend experimentierfreudig und auf einem durchgehend hohem Niveau; was sogar für die schwächeren Fälle gilt.
Dafür sprechen schon die vielen Preise, die diese sechs Fälle erhielten. So gab es für „Der scharlachrote Engel“ und „Er sollte tot“ jeweils einen Grimme-Preis und für „Er sollte tot“ gleich noch einen Sonderpreis für das Drehbuch beim Fernsehfilm-Festival Baden-Baden und für den Deutschen Fernsehpreis war es nominiert. Um nur die Drehbuchpreise zu nennen.
Die erste Staffel von „True Detective“ wurde in den Himmel gelobt. „Meisterwerk“, „TV-Revolution“ und so. Da konnte die zweite Staffel natürlich nur schlechter abschneiden.
Ich bin da etwas zwiegespalten, weil für mich die erste Staffel hoffnungslos überbewertet und arg prätentiös ist. Da waren die Erwartungen an die zweite Staffel von Anfang an nicht so wahnsinnig hoch.
In der zweiten Staffel, die wieder eine in sich abgeschlossene Geschichte mit vollkommen neuen Charakteren erzählt, geht es um Korruption und mehr oder weniger kriminelle Geschäfte in Vinci, einer Kleinstadt in Kalifornien, die eine moderne Version von Dashiell Hammets „Poisonville“ ist.
Frank Semyon (Vince Vaughn) ist ein Ex-Gangster, der mit einem großen Projekt, in das auch die lokale Politik und ausländische Investoren involviert sind, zum respektierten Geschäftsmann werden will. Dieses Ansinnen könnte durch einen bizarren Mordfall gefährdet werden. Denn der Fundort der Leiche führt dazu, dass Motorradpolizist und Ex-Soldat Paul Woodrugh (Taylor Kitsch), Detective Sergeant Ani Bezzerides (Rachel McAdams) vom Ventura County Sheriff’s Office CID (das gerne die ganze korrupte Stadt Vinci ausmisten würde) und der korrupte Detective Ray Velcoro (Colin Farrell) vom Vinci Police Department, zusammenarbeiten müssen. Velcoro fragt sich, ob er in das Team entsandt wurde um den Fall aufzuklären oder die Aufklärung zu verhindern. Der trinkfreudige Polizist könnte mit beidem Leben. Woodrugh und Bezzerides haben auch ihr Päckchen persönliches Leid und Schuld zu tragen.
Die Besetzung mit Stars wie Colin Farrell, Vince Vaughn, Rachel McAdams, Taylor Kitsch und Kelly Reilly in den Hauptrollen und Abigail Spencer, Lolita Davidovich und David Morse in wichtigen Nebenrollen ist nicht schlecht. Regisseur Justin Lin, der einige Episoden der zweiten Staffel inszenierte, zeigt, dass er nicht nur ‚Fast & Furious‘ kann. Und „True Detective“-Erfinder Nic Pizzolatto schrieb wieder das Drehbuch für alle acht einstündigen Episoden.
Aber die über acht Stunden mäandernde Geschichte ist nur eine ziemlich vollständige, reichlich unstrukturierte Ansammlung von allen Klischees über Kalifornien, den Detektiv- und Polizeifilm. Wer will, kann mühelos zu jeder Szene mindestens zwei bessere Filme und Romane nennen. Das wäre, wenn Pizzolatto daraus etwas eigenständiges geschaffen hätte, gar nicht so schlimm. Aber so bleibt immer der Eindruck, dass eine ordnende Hand hier einiges hätte retten können.
So ist „True Detective: Staffel 2“ nur eine, durchaus kurzweilig, auf der Story-Ebene nicht besonders nachvollziehbare Ansammlung der bekannten Kriminalfilmklischees, in der, abgesehen von Vince Vaughn, gerade die anderen Hauptdarsteller erstaunlich blass bleiben.
Besser man sieht sich noch einmal die Klassiker, wie „Die Spur des Falken“, „Tote schlafen fest“, „Chinatown“ oder „L. A. Confidential“ an. Oder neuere Filme wie „Inherent Vice – Natürliche Mängel“ oder, ab Donnerstag im Kino, „The Nice Guys“ an.
True Detective – Die komplette zweite Staffel (True Detective – Season 2, USA 2015)
Regie: Justin Lin, Janus Metz, Jeremy Podeswa, John Crowley, Miguel Sapochnik, Dan Attias
Drehbuch: Nic Pizzolatto, Scott Lasser (Co-Autor)
mit Colin Farrell, Rachel McAdams, Taylor Kitsch, Kelly Reilly, Vince Vaughn, Ritchie Coster, Michael Irby, Abigail Spencer, Lolita Davidovich, Rick Springfield, David Morse
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DVD
Warner Home Video
Bild: 1.78:1 (16:9)
Ton: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch, Englisch für Hörgeschädigte
Bonusmaterial: Making ‚The Vinci Massacre‘, A Look Inside ‚True Detective‘, ‚True Detectiv’s‘ California, Zwei Audiokommentare
Länge: 483 Minuten (8 Episoden à 57 Minuten) (3 DVDs)
Ein wenig zwischen die Stühle fällt die BBC-Serie „The Game“, die als richtig schön altmodischer Spionagethriller in der Tradition von „Dame, König, As, Spion“ John le Carré steht und ein herrlich muffiges Früh-Siebziger-Jahre-Feeling hat.
Es beginnt mit dem Angebot des KGB-Offiziers Arkady Malinov an den britischen Geheimdienst MI5, ihm Informationen über die große russische Geheimdienstoperation „Glass“ zu verraten. Daddy (Brian Cox), der Chef des Dienstes, stellt ein kleines Team zusammen, das mehr über die Operation Glass herausfinden soll. Schnell vermuten sie in ihrem Team einen Maulwurf.
Diese Jagd nach dem Maulwurf wird allerdings über mehrere Folgen zugunsten des ‚Geheimagenten der Woche‘ aufgegeben, was der Serie etwas episodisches verleiht.
Am Ende ist der Maulwurf enttarnt, die Operation Glass verhindert und die Option für eine zweite Staffel vorhanden, die auch längere Zeit im Gespräch war. Inzwischen hat die BBC verkündet, dass es wegen des hohen Budgets keine zweite Staffel gibt.
The Game (The Game, Großbritannien 2014)
Regie: Niall MacCormick, Daniel O’Hara
Drehbuch: Toby Whithouse, Sarah Dollard, Debbie O’Malley
Erfinder: Toby Whithouse
mit Tom Hughes, Jonathan Aris, Victoria Hamilton, Shaun Dooley, Brian Cox, Paul Ritter, Chloe Pirrie, Yevgeni Sitokhin
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DVD
Polyband
Bild: 1,78:1 (16:9)
Ton: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch
Bonusmaterial: Interviews (eigentlich ein zwanzigminütiges Making of), Deleted Scenes
Die dritte Staffel von „Die Brücke – Transit in den Tod“ lief ja schon im ZDF und auf der DVD/Blu-ray ist nur die wieder aus fünf spielfilmlangen Episoden bestehende, gut zehnstündige Serie in der deutschen und der Originalfassung enthalten.
Sie beginnt 13 Monate nach der vorherigen Staffel, die man nicht gesehen haben muss, um den aktuellen Fall (oder besser Fälle) zu verstehen. Saga Norén (Sofia Helin) arbeitet immer noch bei der Kripo Malmö. Ihr Kollege Martin Rohde sitzt im Gefängnis, weil er am Ende der zweiten Staffel einen Mord beging und sie gegen ihn aussagte, weil er gegen das Gesetz verstieß. Saga Norén ist, für alle, die die vorherigen Staffeln nicht kennen, eine fähige Polizistin mit einem ausgeprägten Asperger-Syndrom. Sie ist nicht in der Lage, eine normale Konversation zu führen und sie merkt gar nicht, dass sie andere Menschen mit ihrer Direktheit verletzt. Und Regeln und Gesetze sind Regeln und Gesetze, an die man sich halten muss.
Jetzt soll sie zusammen mit ihrem dänischen Kollegen Henrik Sabroe (Thure Lindhardt) eine bizarre Mordserie aufklären. Es beginnt mit einer Gender-Forscherin und Aktivistin, die auf einer Baustelle als Teil eines Gemäldes des Grauens hergerichtet wurde.
Und wieder stapeln sich die möglichst fotogen inszenierten Leichen, etliche Charaktere werden eingeführt, deren Bedeutung erst viel später ersichtlich wird, fast ebenso viele Charaktere verschwinden mehr oder weniger spurlos aus der Geschichte (falls sie nicht ermordet werden) und dieses Mal gibt es so viele Subplots, dass der eigentlich im Zentrum stehende Kriminalfall dahinter verschwindet.
Zusammengehalten werden die vielen Plots durch ihre thematische Verwandtschaft. Immer geht es um die Folgen des eigenen Handelns und die Verantwortung dafür.
Und natürlich ist Saga Noréns sozial vollkommen inkompatibles Verhalten immer wieder gut für etliche Lacher in diesem unterkühlt erzählten Kriminaldrama, das allerdings immer mehr zu einer leichengesättigten Kolportage wird, in der flugs die aktuellen Schlagzeilen mit gruseligen Morden verziert werden.
Unterhaltsam: ja, schon. Aber auch etwas übertrieben und etwas unlogisch.
Die Brücke: Transit in den Tod – Staffel 3 (Bron, Broen, Dänemark/Schweden/Deutschland 2015)
Regie: Rumle Hammerich, Henrik Georgsson
Drehbuch: Hans Rosenfeldt, Camilla Ahlgren, Erik Ahrnbom, Astrid Øye
mit Sofia Helin, Thure Lindhardt, Rafael Pettersson, Dag Malmberg, Sara Boberg
Sherlock: Die Braut des Grauens (Sherlock: The Abominable Bride, Großbritannien 2016)
Regie: Douglas Mackinnon
Drehbuch: Mark Gatiss, Steven Moffat
Um die Wartezeit zwischen der dritten und vierten „Sherlock“-Staffel zu verkürzen, schrieben die beiden „Sherlock“-Erfinder Mark Gatiss und Steven Moffat ein am Neujahrstag in England ausgestrahltes „Special“, das von zwölf Millionen Zuschauern gesehen wurde und Sherlock Holmes (Benedict Cumberbatch) und Dr. John Watson (Martin Freeman) ins viktorianische London führt. Also die Zeit, in der die von Sir Arthur Conan Doyle geschriebenen Sherlock-Holmes-Geschichten spielen.
Inspektor Lestrade bittet Holmes in einem schwierigen Fall um Hilfe: Emilia Ricoletti, die titelgebende Braut des Grauens, hat sich am helllichten Tag in aller Öffentlichkeit erschossen. Einige Stunden später bringt sie, obwohl ihre Leiche im Leichenschauhaus liegt, ihren Mann um.
Der Fall wird noch mysteriöser, weil die tote Emilia Ricoletti fortan weitere Morde verübt haben soll. Nur, und ist sich Sherlock Holmes sicher, Geister gibt es nicht und Emilia Ricoletti ist tot.
Und dann taucht auch noch Professor Moriarty in der Wohnung von Sherlock Holmes auf.
Nach der enttäuschenden dritten „Sherlock“-Staffel, die zwar gute Zuschauerquoten hatte, sich aber zu sehr auf die Hauptcharaktere und ihre Befindlichkeiten konzentrierte, während die Fälle noch nicht einmal als Nebensache wichtig und erinnerungswürdig waren, ist „Die Braut des Grauens“ eine wohltuende Rückkehr zu einem starken Fall, garniert mit vielen Anspielungen auf die vorherigen „Sherlock“-Filme (auch weil alle bekannten und wichtigen Charaktere, teils in veränderter Erscheinung, auftreten) und einem herrlichen Spiel zwischen Fakt und Fiktion und zwischen Gegenwart und Vergangenheit. Denn obwohl „Die Braut des Grauens“ im viktorianischen London spielt, schließt sie auch unmittelbar an „Sein letzter Schwur“, die letzte Folge der dritten „Sherlock“-Staffel an.
Und die einfallsreiche Regie tut ihren Teil dazu.
Absolut sehenswert! Für alte „Sherlock“-Fans und auch für neue „Sherlock“-Fans, die allerdings etwas verunsichert von den vielen eingestreuten Anspielungen und dem wilden Spiel mit und im Holmes-Kosmos sein könnten.
Die vierte Staffel soll im Frühjahr/Sommer 2016 gedreht werden und dürfte Anfang 2017 (ein offizieller Termin ist noch nicht bekannt) ausgestrahlt werden. Die Gründe für den großen Abstand zwischen der dritten Staffel, die Anfang 2014 gezeigt wurde, und vierten Staffel sind ziemlich banal: die Autoren Mark Gatiss und Steven Moffat brauchen Zeit, um die Drehbücher zu schreiben und Benedict Cumberbatch und Martin Freeman sind seit dem weltweiten Erfolg von „Sherlock“ gefragte Schauspieler mit einem vollen Terminkalender.
Mit Benedict Cumberbatch, Martin Freeman, Una Stubbs, Rupert Graves, Mark Gatiss, Andrew Scott, Louise Brealey, Amanda Abbington, Jonathan Aris, Catherine McCormack, Tim McInnerny, Natasha O’Keeffe
Wiederholung: Mittwoch, 30. März, 00.00 Uhr (Taggenau! – um 01.35 Uhr folgt „Sherlock Holmes und das Halsband des Todes“ mit Christopher Lee als Meisterdetektiv)
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Die DVD
Parallel zur TV-Ausstrahlung erschien (hab sie schon am Gründonnerstag im Geschäft gesehen, obwohl sie offiziell erst am 29. März erscheint) die DVD/Blu-ray als „Special Edition“. Neben dem Film gibt es eine zweite DVD mit neunzig Minuten sehenswertes Bonusmaterial, das hauptsächlich von den beiden „Sherlock“-Autoren Mark Gatiss und Steven Moffat bestritten wird.
Und weil jedes Eingehen auf das Bonusmaterial auch Details der vertrackten Handlung verrät, hülle ich den Mantel des Schweigens darüber.
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DVD
Polyband
Bild: 1,78:1 (16:9)
Ton: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch, Englisch
Bonusmaterial (mit deutschen Untertiteln, 86 Minuten): Mark Gatiss: A Study in Sherlock, Mark Gatiss: Production Diary, Writer’s Interview, Creating the Look: 8 inside looks at how this unique Special was created, The creators of Sherlock answer questions from Sherlock’s ‚1 fan site, 12-seitiges Booklet
Sightseers (Großbritannien 2012, R.: Ben Wheatley)
Drehbuch: Alice Lowe, Steve Oram
Tina und ihr Freund Chris machen sich auf dem Weg zu einem Trip zu den Sehenswürdigkeiten von Yorkshire – und Chris bringt alle um, die ihnen die Urlaubsfreude verderben könnten.
Tina, eine verhuschte Mittdreißigerin, die immer noch bei ihrer herrischen Mutter lebt, will jetzt endlich einmal eine Woche für sich haben. Mit ihrem Freund Chris, den ihre Mutter abgrundtief hasst, obwohl er wie ein gemütlicher Brummbär wirkt, will sie mit einem Wohnwagen eine Woche durch die nordenglische Landschaft fahren und die auf der Route liegenden Sehenswürdigkeiten besuchen. Geplant wurde die Fahrt bis ins letzte Detail von Chris nach seinen Interessen.
So weit, so undramatisch, bis dann im Straßenbahnmuseum ein Mann die Verpackung von seinem Eis fallen lässt, sie nicht aufhebt und Chris den Mittelfinger zeigt. Die Quittung für dieses frevelhafte Benehmen: Auf dem Parkplatz überfährt Chris ihn beim Ausparken vollkommen zufällig.
Aber schon bei dem nächsten Toten, einem schnöseligen Upper-Class-Reiseschriftsteller, ist kein Zweifel mehr möglich. Working-Class-Camper und Möchtegernschriftsteller Chris stößt ihn von einem Felsvorsprung und nimmt dessen Fotoapparat mit. Der niedliche Hund des Schriftstellers wird auch gleich adoptiert – und Tina eifert dem von ihr hemmungslos bewunderten Chris nach.
Auch sie beginnt Menschen umzubringen, die es aus ihrer Sicht verdient haben zu sterben oder dummerweise beim Ranfahren an den Straßenrand im Weg stehen. Dummerweise hat sie bei ihren Morden eine Punk-Attitüde, während er der umsichtige Planer ist und seine Morde immer wie Unfälle aussehen lässt.
Tina und Chris, erfunden von den Komikern Alice Lowe und Steve Oram, zuerst für einen Bühnensketch, später für eine nie realisierte TV-Serie und jetzt für den Film „Sightseers“ sind zwei auf den ersten Blick harmlos-nette Psychopathen, die man auch aus den Eckkneipen kennt. Nur dass sie es in der schwarzen Komödie nicht beim Reden, Blockwartgehabe und, manchmal auch, Zuschlagen lassen, sondern die Störenfriede, Nervsägen und Umweltverschmutzer gleich umbringen. Lowe und Oram verkörpern diese dumpfen Charaktere grandios und machen sie sogar, in einem gewissen Rahmen, sympathisch.
„Sighseers“ ist ein schwarzes Roadmovie, eine Liebes- und eine Erweckungsgeschichte mit tödlichem Ausgang. Für einige. Und es zeigt uns ein schrecklich normales England zwischen seltsamen Museen, wie einem Bleistiftmuseum, und der majestätischen, menschenleeren nordenglischen Landschaft, die auch eine Metapher für das Innenleben von Tina und Chris ist.
Ben Wheatleys etwas zu lang geratene, episodische Charakterstudie ist very britsh und very funny.
Das Bonusmaterial besteht aus Interviews mit Regisseur Ben Wheatley und den beiden Hauptdarsteller Alice Lowe und Steve Oram, die interessante Hintergründe zu den Charakteren, der Entstehung, der Geschichte und dem Dreh verraten. Die Interviews mit Anke Engelke und „Tatortreiniger“ Bjarne Mädel, den Synchronstimmen der Protagonisten, sind banal, die Synchro-B-Roll zeigt, wie synchronisiert wird. Nicht uninteressant, wenn man es sich einmal ansieht.
Sightseers (Sightseers, Großbritannien 2012)
Regie: Ben Wheatley
Drehbuch: Alice Lowe, Steve Oram
mit Alice Lowe, Steve Oram, Eileen Davis, Monica Dolan, Jonathan Aris, Kenneth Hadley, Stephanie Jacob, Richard Glover