Neu im Kino/Filmkritik: Love you Bruce „Springsteen: Deliver me from nowhere“

Oktober 23, 2025

Die Fakten…früher, wenn ein neues Buch oder eine neue Schallplatte eines bewunderten Künstlers oder Band erschien, wusste man nichts über den Entstehungsprozess. Manchmal gab es vielleicht vereinzelte Interviews. Aber das Werk war die LP. Vierzig Minuten Musik. Auf B-Seiten von Singles und Maxis wurde vielleicht noch ein weiterer Song veröffentlicht. Aber das war’s. Ein Song. Eine Version.

Heute wissen wir oft viel mehr über die Entstehung der Werke. Es gibt lange Reportagen und dicke Bücher über die Entstehung wichtiger LPs. Es gibt umfassende Werkausgaben, die aus der ursprünglichen LP und mehreren Bonus-CDs bestehen. Die Box enthält unzählige Versionen der bekannten Stücke und Stücke, die damals nicht veröffentlicht wurden. Oft gibt es auch bislang nicht veröffentlichte Konzertmitschnitte. Wie sehr es diesen Blick in den Schaffensprozess des Künstlers wirklich braucht, muss hier jetzt nicht debattiert werden. Puristen können ja immer noch auf das ursprünglich veröffentlichte Werk zurückgreifen. Komplettisten werden die neue Ausgabe in ihr Regal stellen. Vielleicht gibt es neue Fans, die dann auch die anderen Werke des Künstlers kaufen. Und das die Entstehung einer LP umgebende Mysterium wird immer weiter enthüllt.

Ausgehend von dem Sachbuch „Deliver me from nowhere: The Making of Bruce Springsteen’s ‚Nebraska’“ liefert jetzt Scott Cooper in seinem neuen Film „Springsteen: Deliver me from nowhere“ einen solchen Blick hinter die Kulissen. Es geht um die Entstehung von Bruce Springsteens 1982 erschienener Solo-LP „Nebraska“. Sie erschien nachdem er und die E Street Band sich mit mehreren LPs und Live-Auftritten bereits einen guten Ruf erarbeitet hatten. Er war ein bekannter Musiker. Viele seiner immer noch beliebten Songs gehörten bereits zum Repertoire. Seine Plattenfirma würde gerne das nächste Hit-Album produzieren. Das lieferte Springsteen 1984 mit der LP „Born in the U. S. A.“. Sie machte ihn zum immer noch Stadien füllenden Superstar.

Seitdem Warren Zanes Sachbuch 2023 erschien, veröffentlichte Bruce Springsteen fleißig weiter Material aus seinem Archiv. Neben Mitschnitten von Auftritten und weiteren Versionen der Songs, die bereits veröffentlicht wurden, hat Springsteen kürzlich auch mehrere Alben veröffentlicht, die er in den vergangenen Jahrzehnten aus verschiedenen Gründen nicht veröffentlichte.

Zuletzt und pünktlich zum Filmstart erschien mit „Nebraska ’82: Expanded Edition“ eine aus fünf CDs bestehende Box, die die von der E Street Band gespielten elektrischen Versionen der Songs enthält, die Springsteen ursprünglich im Wohnzimmer als Demos für die neue LP von ihm und seiner Band aufnahm. Bislang verstaubten die Aufnahmen im Archiv.

Mit diesem Wissen würde Scott Cooper die Filmgeschichte vielleicht anders erzählen.

Vielleicht auch nicht. Denn in der jetzigen Fassung gefällt die klare Ausrichtung auf Bruce Springsteen (Jeremy Allen White) und die LP „Nebraska“. Alles, was nicht unmittelbar zur Entstehung gehört, wird ignoriert. Die legendäre E Street Band spielt in Coopers Drama keine nennenswerte Rolle. Das ganze Rock’n’Roll-Leben findet vor und nach dem Film statt.

In „Springsteen: Deliver me from nowhere“ geht es ausschließlich um Springsteens Schaffensprozess als Dichter (was nur im stillen Kämmerlein geschehen kann), seine Selbstzweifel (die er, mehr oder weniger offen, in seinen Songs dokumentiert) und wie er sich mit seiner Depression, seinen Gefühlen und seiner Kindheit, besonders seiner Beziehung zu seinem Vater, auseinandersetzt. Er denkt nach über sich, sein bisheriges und künftiges Leben. Er schreibt Songs, die später auf „Nebraska“ und „Born in the U. S. A.“ veröffentlicht werden. Cooper zeigt die unter Springsteen-Fans allgemein bekannten Inspirationen für die Songs.

Auch die Beziehung zu seinem Manager Jon Landau, der ihn bedingungslos unterstützt, ist wichtig. Mit ihm unterhält er sich über seine Pläne. Landau lässt später die klanglich schlechten Demo-Aufnahmen soweit polieren bis sie als LP veröffentlicht werden können und er überzeugt die Plattenfirma davon, dass Springsteen nach mehreren Rockmusik-LPs ein Homerecording-Folkalbum mit düsteren Songs veröffentlicht wird, das schon auf den ersten Blick ein unverkäufliches Liebhaberprojekt ist.

Dazwischen trifft Springsteen sich mit einer Kellnerin und ihrer Tochter. Sie ist eine auf mehreren Frauen, die Springsteen damals traf, basierende erfundene Figur, die auch gut in einen Springsteen-Song passen würde.

Das ist gut inszeniert, aber auch wenig mitreisend. Die meiste Zeit sehen wir einen Mann allein in einem Zimmer sitzen, vor sich hin brüten, nachdenklich in die Landschaft starren, komponieren und Demo-Versionen unzähliger neuer Songs einspielen. „Springsteen: Deliver me from nowhere“ ist die Huldigung des Künstlers als einsames Genie.

Springsteen: Deliver me from nowhere (Springsteen: Deliver me from nowhere, USA 2025)

Regie: Scott Cooper

Drehbuch: Scott Cooper

LV: Warren Zanes: Deliver Me from Nowhere: The Making of Bruce Springsteen’s „Nebraska“, 2023

mit Jeremy Allen White, Jeremy Strong, Paul Walter Hauser, Stephen Graham, Odessa Young, Gaby Hoffman, Marc Maron, David Krumholtz, Harrison Sloan Gilbertson, Metthew Pellicano Jr.

Länge: 120 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Springsteen: Deliver me from nowhere“

Metacritic über „Springsteen: Deliver me from nowhere“

Rotten Tomatoes über „Springsteen: Deliver me from nowhere“

Wikipedia über „Springsteen: Deliver me from nowhere“ (deutsch, englisch) und Bruce Springsteen (deutsch, englisch)

Homepage von Bruce Springsteen

AllMusic über Bruce Springsteen

Meine Besprechung von Scott Coopers „Auge um Auge“ (Out of the Furnace, USA 2013)

Meine Besprechung von Scott Coopers „Black Mass“ (Black Mass, USA 2015)

Meine Besprechung von Scott Coopers „Antlers“ (Antlers, USA 2021)


TV-Tipp für den 22. Dezember: Maestro Ennio Morricone

Dezember 21, 2024

Arte, 23.00

Ennio Morricone – Der Maestro (Ennio, Italien 2021)

Regie: Giuseppe Tornatore

Drehbuch: Giuseppe Tornatore

TV-Premiere. Sehenswerte informative Doku über und mit Ennio Morricone. Danach will man eine Ennio-Morricone-Filmmusiknacht machen.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Ennio Morricone, Clint Eastwood, Terrence Malick, Quentin Tarantino, Dario Argento, Wong Kar-Wai, Barry Levinson, Hans Zimmer, John Williams, Bruce Springsteen, Joan Baez, James Hetfield, Quincy Jones, Zucchero, Lina Wertmüller, Bernardo Bertolucci, Roland Joffé, Mychael Danna, Mike Patton, Oliver Stone, Marco Bellocchio, Phil Joanou, Enzo G. Castellari, Liliana Cavani, Paolo Taviani, Vittorio Taviani, Pat Metheny (und viele mehr)

Hinweise

Arte über die Doku (bis zum 21. März 2025 in der Mediathek)

Moviepilot über „Ennio Morricone – Der Maestro“

Metacritic über „Ennio Morricone – Der Maestro“

Rotten Tomatoes über „Ennio Morricone – Der Maestro“

Wikipedia über „Ennio Morrcone – Der Maestro“ (englich, italienisch) und Ennio Morricone (deutsch, englisch, italienisch)

Meine Besprechung von Giuseppe Tornatores „Ennio Morricone – Der Maestro“ (Ennio, Italien 2021)


Neu im Kino/Filmkritik: „Ennio Morricone – Der Maestro“ erzählt und seine Musik erklingt

Dezember 21, 2022

Bei aktuellen Hollywood-Blockbustern ist die Musik oft – langweilig. Im Film blubbert sie unauffällig als rhythmische Geräuschkulisse vor sich hin. Nach dem Film, wenn man sich den Soundtrack ohne den Film anhört, blubbert sie ebenso unauffällig vor sich hin.

Bei der Musik von Ennio Morricone passiert das nicht. Sie ist auffällig. Die Melodien bleiben im Gedächtnis haften und sie funktionieren auch ohne den Film ausgezeichnet. Der am 6. Juli 2020 verstorbene Komponist ist unbestritten einer der wichtigsten Filmkomponisten. Dabei wollte der am 10. November 1928 in Rom geborene Musikersohn klassischer Komponist werden. Er studierte, mit Abschluss, am Konservatorium von Santa Cecilia Trompete und Chormusik. Eine ebenfalls erfolgreiche abgeschlossene Ausbildung bei Goffredo Petrassi als Komponist schloss sich an. Er besuchte Kurse für Neue Musik. Und er schrieb Arrangements für Popsongs.

Die Filmsachen – seine erste Filmmusik war 1961 für Luciano Salces Komödie „Zwei in einem Stiefel“ – machte er Anfangs zum Geldverdienen. Es dauerte, wie Morricone in Giuseppe Tornatores Dokumentarfilm „Ennio Morricone – Der Maestro“ freimütig erzählt, sehr lange, bis er akzeptierte, dass er Filmkomponist ist und dass eine gute Filmmusik sich nicht vor einem für eine Bühnenaufführung geschriebenem Orchsterstück verstecken muss. In dem Moment hatte er schon viele, sehr viele Filmmusiken geschrieben. Unter anderem für die stilprägenden Italo-Western von Sergio Leone. Letztendlich schrieb er für alle wichtigen Leone-Filme, nämlich „Für eine Handvoll Dollar“, „Für ein paar Dollar mehr“, „Zwei glorreiche Halunken“, „Spiel mir das Lied vom Tod“„Todesmelodie“ und „Es war einmal in Amerika“, die Filmmusik.

Daneben schrieb er die Musik für viele italienische, französische und amerikanische Filme. Unter anderem für „Leichen pflastern seinen Weg“, „1900“, „In der Glut des Südens“, „Der Profi“, „Mission“, „Die Unbestechlichen“ und, nach Jahrzehnten wieder für einen Film von Dario Argento, „Das Stendhal-Syndrom“. Insgesamt komponierte er für über fünfhundert Filme die Musik.

Er unterschied dabei, sofern das überhaupt schon während der Produktion absehbar war, nicht zwischen Genres, Arthaus- und Kommerzfilmen. Aber jeder Film, vor allem die Kommerzfilme, gewannen durch seine Musik. Einige Soundtrack-LPs wurden zu gesuchten Sammlerstücken und die Musik war bekannter als der in Vergessenheit geratene Film.

Zu seinen letzten Werken gehört der Soundtrack für Quentin Tarantinos Schneewestern „The Hateful 8“. Dafür erhielt Morricone den längst überfälligen Oscar für die beste Filmmusik. Davor war er bereits fünfmal nominiert. Als Trostpreis erhielt er 2007 den Ehrenoscar. Aber Preise waren Morricone nicht so wichtig. Er wollte komponieren. Und das tat er.

Mit Giuseppe Tornatore verband Ennio Morricone eine ähnlich lange Freundschaft und Arbeitsbeziehung wie zu Sergio Leone. Ihre erste Zusammenarbeit war 1988 „Cinema Paradiso“. Danach schrieb Morricone zu allen Filmen von Tornatore, unter anderem „Allen geht’s gut“, „Die Legende vom Ozeanpianisten“ und „Der Zauber von Malèna“, die Musik. Diese Freundschaft ist auch in Tornatores Morricone-Doku spürbar.

„Ennio Morricone – Der Maestro“ ist kein kritischer Dokumentarfilm, sondern eine fast dreistündige, formal klassisch aufgebaute, informative Liebeserklärung. Chronologisch erzäht Tornatore Ennio Morricones Leben in einer bewährten Mischung aus Statements von Morricone, von Wegbegleitern und Bewunderern, illustriert mit Fotografien, TV-Ausschnitten (aus dem italienischen Fernsehen und von den Oscar-Verleihungen) und Filmausschnitten nach. Die ausführlichen Ausschnitte aus bekannten Filmen wecken dabei sofort den Wunsch, diese Filme endlich wieder auf der großen Leinwand zu sehen.

Die Statements sind einerseits sehr gut geschnitten, andererseits darf nur Ennio Morricone mehrere Sätze hintereinander sagen. Alle anderen Gesprächspartner, die teilweise mehrmals auftreten, werden, wie wir es von zahlreichen neueren US-Dokumentarfilmen kennen, auf Halbsatz- und Ein-Satz-Statements heruntergekürzt.

„Ennio Morricone – Der Maestro“ ist einer der schönsten Dokumentarfilme des Jahres. Mit der besten Musik sowieso.

Ennio Morricone – Der Maestro (Ennio, Italien 2021)

Regie: Giuseppe Tornatore

Drehbuch: Giuseppe Tornatore

mit Ennio Morricone, Clint Eastwood, Terrence Malick, Quentin Tarantino, Dario Argento, Wong Kar-Wai, Barry Levinson, Hans Zimmer, John Williams, Bruce Springsteen, Joan Baez, James Hetfield, Quincy Jones, Zucchero, Lina Wertmüller, Bernardo Bertolucci, Roland Joffé, Mychael Danna, Mike Patton, Oliver Stone, Marco Bellocchio, Phil Joanou, Enzo G. Castellari, Liliana Cavani, Paolo Taviani, Vittorio Taviani, Pat Metheny (und viele mehr)

Länge: 163 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Moviepilot über „Ennio Morricone – Der Maestro“

Metacritic über „Ennio Morricone – Der Maestro“

Rotten Tomatoes über „Ennio Morricone – Der Maestro“

Wikipedia über „Ennio Morrcone – Der Maestro“ (englich, italienisch) und Ennio Morricone (deutsch, englisch, italienisch)

Und jetzt MUSIK!!!


Neu im Kino/Filmkritik: Bruuuce!, dein größter Fan ist „Blinded by the light“

August 23, 2019

Javed ist ein ganz gewöhnlicher Jugendlicher. Er wächst in Luton, einer wenige Kilometer nördlich von London liegenden Stadt, auf. Er schlägt sich mit den typischen Pubertätsproblemen zwischen Schule und erster Liebe herum. Er wird den den örtlichen Faschos durch die Straßen gejagt und sein Vater hat genaue Vorstellungen, was er jetzt und später tun soll.

Javed möchte dagegen ein Schriftsteller werden. Das ist ein Beruf, den sein pakistanischer Vater, ein Arbeiter und patriarchalisch-konservatives Familienoberhaupt, nicht als Beruf anerkennt. Gleichzeitig sucht Javed nach seiner Position in der Gesellschaft als Einwandererkind, das zwischen zwei Kulturen und Ansprüchen zerrissen ist. Er fragt sich, wie englisch er sein soll und was ist überhaupt englisch?

Als er sich eine Musikkassette mit der Musik von Bruce Springsteen, die er von einem Mitschüler erhielt, anhört, glaubt er, dass Bruce Springsteen ihn genau versteht und direkt zu ihm redet. Das was Springsteen über seine Heimat Asbury Park, New Jersey, und sein Leben und seine Gefühle singt, ist sein Leben in Luton.

Er pflastert sein Zimmer mit Springsteen-Plakaten, verändert seine Kleidung und Frisur und will alle von Springsteen überzeugen.

Er möchte in der Schulzeitung über Springsteen schreiben. Die schnöseligen Schülerzeitungsredakteure sind davon nicht begeistert.

Er will im Schulradio Springsteen-Songs spielen. Die hippen, trendbewussten Radiomacher lehnen das empört ab. Springsteen sei – der Film spielt 1987 – Schnee von gestern. Und so unrecht haben sie nicht. Denn nach dem Megaerfolg von „Born in the U. S. A.“ (1984) war „Tunnel of Love“ (1987) eine Enttäuschung. „Lucky Town“ und „Human Touch“, die fünf Jahre später (und damit nach der Filmgeschichte) erschienen, waren nicht viel besser. Außerdem hat der Songwriter-Rock von Bruce Springsteen nichts mit den damals angesagten britischen Bands zu tun.

Kick it like Beckham“-Regisseurin Gurinder Chadha nimmt in ihrem neuesten Film „Blinded by the Light“ die Musik von Bruce Springsteen als Kommentar zu Javeds Leben. In ihrer warmherzigen, mit viel Zeitkolorit angereicherte Feelgood-Komödie, zeigt sie, wie wichtig ein Musiker (und eine Band) bei der Selbstfindung eines Teenagers sein können. Dieses Erwachsenwerden findet in einer bestimmten Welt – hier ist es das England der Thatcher-Jahre, das Leben der Einwanderer und der Arbeiterklasse – und in Bezug zu anderen Menschen statt. Bei Javed (Viveik Kalra) sind es Springsteen-Fan Roops (Aaron Phagura), sein aktuelle Popmusik spielender Jugendfreund Matt (Dean-Charles Chapman), die gleichaltrige Aktivistin Eliza (Nell Williams), die ihn fördernde Lehrerin Miss Clay (Hayley Atwell; sie ist zu gut, um wahr zu sein), seine Familie (Kulvinder Ghir, Meera Gantatra, Nikita Mehta) und ein Nachbar (David Hayman [bekannt aus der Krimiserie „Der Preis des Verbrechens“] in einer kleinen, aber nicht unwichtigen und sehr sympathischen Rolle).

Immer wieder durchbricht Chadha die realistische Erzählung. Wenn Javed die legendären frühen Springsteen-Songs hört, wird der Film zu einem Music-Clip mit staunenden, singenden und tanzenden Menschen und Texteinblendungen, die auch den Nicht-Die-hard-Springsteen-Fans verraten, um was es in den Songs geht und welche Textteile Javed in dem Moment besonders wichtig sind.

Manchmal wird der Film sogar zu einem Musical, das dann auch den Unterschied zwischen Film und Realität thematisiert. Während Javed text-, aber nicht tonsicher singt und sich dabei komisch bewegt, blicken ihn die anderen Menschen zunächst irritiert an. Auf einem Flohmarkt stimmen sie dann in den Song ein.

Blinded by the Light“ basiert auf den Jugenderinnerungen von Sarfraz Manzoor, der im Film Javed heißt. Manzoor wurde 1971 in Pakistan geboren, kam als Dreijähriger nach England und ist heute ein Journalist (u. a. The Guardian, BBC Radio 4 und Channel 4). Er ist immer noch mit Roops befreundet und sie sind immer noch Springsteen-Fans. Sie beuschten unzählige Konzerte und der Boss (für Nichtfans: das ist Kosename der Fans für Springsteen) kennt sie persönlich. Deshalb war Springsteen auch mit der Verwendung seiner Songs in dem Film einverstanden. Ohne dieses Einverständnis hätte der Film nicht gemacht werden können.

Gurinder Chadhas warmherziges Feelgood-Movie reiht sich in die Reihe von aktuellen Musikfilmen ein, in denen legendäre Musiker und Bands präsentiert werden. „Bohemian Rhapsody“ (über Freddie Mercury und Queen) und „Rocketman“ (über Elton John) sind Biopics, die sich mehr oder weniger viele künstlerische Freiheiten nehmen. „Yesterday“ (über die Beatles) ist eine Was-wäre-wenn-Fantasie. Und „Blinded by the Light“ ist eine Coming-of-Age-Geschichte, die ohne die Musik von Bruce Springsteen nicht funktionieren würde.

Blinded by the Light (Blinded by the Light, USA 2019)

Regie: Gurinder Chadha

Drehbuch: Paul Mayeda Berges, Gurinder Chadha, Sarfraz Manzoor

LV: Sarfraz Manzoor: Greetings from Bury Park: Race, Religion and Rock’n’Roll, 2007

mit Viveik Kalra, Kulvinder Ghir, Meera Ganatra, Aaron Phagura, Dean-Charles Chapman, Nikita Mehta, Nell Williams, Tara Divina, Rob Brydon, Frankie Fox, Hayley Atwell, Sally Phillips, David Hayman

Länge: 118 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Blinded by the Light“

Metacritic über „Blinded by the Light“

Rotten Tomatoes über „Blinded by the Light“

Wikipedia über „Blinded by the Light“ (deutsch, englisch)

Ein Gespräch mit Gurinder Chadha über den Film

Ein Gespräch mit Gurinder Chadha, Sarfraz Manzoor und Viveik Kalra über den Film