Neu im Kino/Filmkritik: Kreative Filmtitel, Teil ?: „Guardians of the Galaxy Vol. 2“

April 27, 2017

Vor drei Jahren waren die Guardians of the Galaxy eine willkommene Abwechslung im Einerlei von Dystopien und Superheldenfilmen, die von Einzelfilmen immer mehr zu zeitintensiven Universen werden. Jedenfalls wenn man alle Spielfilme (okay, kein Problem), etwaige verlängerte Schnittfassungen und alle mehr oder weniger dazu gehörende TV-Serien und Comics genießen will. Da brachte „Guardians of the Galaxy“ mit ihrer kindlichen Neugierde auf fremde Welten, den ungewöhnlichen Figuren und dem spielerischen Umgang mit ihnen wieder den Zauber und die Naivität alter Science-Fiction-Filme ins Kino. Das war ein Mix, der auch in einem „Krieg der Sterne“-Film gut aufgehoben wäre. Wenn die selbsternannten Guardians of the Galaxy nicht eine Rasselbande latent unzurechnungsfähiger Outsider mit Hang zum Verbrechertum wären; – ach, eigentlich war „Guardians of the Galaxy“ der Han-Solo-Film, den wir nie sehen werden.

Das gefiel. Vor allem wie diese Gruppe höchst unterschiedlicher Charaktere in einem mehrere Welten ziemlich demolierendem Abenteuer zusammenfand und zu einer Patchwork-Familie wurde.

Der Film war auch an der Kinokasse enorm erfolgreich. Denn die Guardians of the Galaxy sind eine eher obskure Gruppe im Marvel-Universum, die bis dahin nur die Hardcore-Fans kannten.

Jetzt sind Star-Lord Peter Quill (Chris Pratt), Gamora (Zoe Saldana), Drax (Dave Bautista), Waschbär Rocket (im Original Bradley Cooper) und, als Ersatz für Groot, Baby Groot (im Original Vin Diesel) zurück. Weil Rocket bei der endgültigen Vertragsabwicklung bei ihren Auftraggebern einige Batterien klaut, sind sie quer durch den Weltraum auf der Flucht. Nach einer Bruchlandung auf einem Planeten treffen sie Peter Quills biologischen Vater, der sie zu seinem Planeten mitnimmt.

Er nennt sich Ego (was schon misstrauisch machen sollte), benimmt sich wie ein von seiner eigenen Lehre erleuchteter Guru und er sieht zwar aus wie Kurt Russell, aber in Wirklichkeit ist er ein Planet. Quill und seine Freunde stehen gerade auf ihm. Wenn ihr jetzt schon verwirrt seid, werdet ihr am Schlusskampf verzweifeln, der, ähem, gegen Ego, auf und in dem Planeten Ego stattfindet und der, nun, eine Kombination aus frei flottierendem Luft- und Raumkampf und Wirtshausschlägerei in einer sich ständig verändernden Wirtschaft ist. Das ergibt, wenn man die Kampfchoreographie wirklich nachverfolgen will, wahrscheinlich absolut keinen Sinn, ist aber schön bunt mit all seinen CGI-Explosionen und Katastrophen.

Davor plätschert die Geschichte, nach dem furiosen ersten Akt, auf Egos Planeten vor sich hin. In diesen Minuten ist „Guardians of the Galaxy Vol. 2“, um noch einmal auf „Krieg der Sterne“ zurückzukommen, der Han-Solo-Film, vor dem wir uns fürchten. Quill verschwindet fast aus der Geschichte. Der von der Erde verschleppte Erdenjunge und Weltraumpirat wird zu einem seinen verloren geglaubten Vater abgöttisch bewundernden Sohn. Außerdem ist er, immerhin ist er der Anführer der Guardians, während des gesamten Films erstaunlich passiv. Dafür dürfen wir Drax bei seinen Liebeständeleien mit Mantis (Pom Klementieff), Egos telepathisch begabter Dienerin und Assistentin, beobachten. Gleichzeitig behandelt Gamora die Beziehungsprobleme mit ihrer Schwester Nebula (Karen Gillan), die sie umbringen will.

Und, immerhin geht es in dem Film um echte und falsche Familien, Quills Adoptivvater Yondu (Michael Rooker) hat auch eine wichtige Rolle in dem ganzen Beziehungsgeflecht, das sich doch eher auf dem Niveau einer Teenie-Soap bewegt. Auch wenn die Geschichte auf fremden Planeten spielt.

Am Ende ist „Guardians of the Galaxy Vol. 2“ ein buntes, zu lang geratenes, leicht zerfasertes Science-Fiction-Abenteuer, das sich zu sehr auf vernachlässigbare Beziehungsgeschichten konzentriert. Es gibt wieder eine ordentliche Portion Humor. Auch wenn Baby Groot noch lange nicht die Statur von Groot hat und Rocket etwas sanfter erscheint. Es gibt epische Raumschlachten und Kämpfe. Es gibt neue Planeten und Rassen; wenn auch nicht so viele, wie in „Guardians of the Galaxy“.

Immer noch sind die Guardians-Filme – und das ist gut so – nicht verknüpft mit dem Marvel-Kosmos. D. h. es gibt keine Gastauftritte von irgendwelchen Avengers und es wird auch keine Avengers-Handlung weitererzählt. Dafür hat Stan Lee zwei Auftritte.

Und, erstmals im Marvel Cinematic Universe, gibt es mit Ego eine Bösewicht, der länger als der Abspann im Gedächtnis bleibt. Das liegt allerdings weniger an ihm als Charakter (seine Motivation ist doch eher rätselhaft), sondern an Kurt Russell. Er verleiht ihm als größenwahnsinniger Vater – ich meine, welcher Vater nennt sich schon Ego? – eine imposante Statur und er genießt sichtbar seine Rolle als abgespacter Guru und Planetenerschaffer, der sich jetzt endlich um seinen Sohn kümmern will. Außerdem wird der Bösewicht dieses Mal nicht von einem CGI-Effekt, sondern von einem Menschen, der immer mühelos als Mensch erkennbar bleibt, gespielt.

Schon vor dem Kinostart wurde bekannt, dass James Gunn auch den dritten „Guardians of the Galaxy“-Film schreiben und inszenieren wird. Natürlich wieder mit vielen gut abgehangenen Rock- und Popsongs, die, so der Plan, ab 2020 die Kinos beschallen werden.

Guardians of the Galaxy Vol. 2 (Guardians of the Galaxy Vol. 2, USA 2017)

Regie: James Gunn

Drehbuch: James Gunn

mit Chris Pratt, Zoe Saldana, Dave Bautista, Vin Diesel (Stimme, im Original), Bradley Cooper (Stimme, im Original), Kurt Russell, Michael Rooker, Karen Gillan, Pom Klementieff, Elizabeth Debicki, Chis Sullivan, Sean Gunn, Tommy Flanagan, Laura Haddock, Sylvester Stallone (mehr Cameo als Rolle), Rob Zombie, Gregg Henry, Stan Lee

Länge: 136 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Facebook-Seite von Marvel Deutschland

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Guardians of the Galaxy Vol. 2“

Metacritic über „Guardians of the Galaxy Vol. 2“

Rotten Tomatoes über „Guardians of the Galaxy Vol. 2“

Wikipedia über „Guardians of the Galaxy Vol. 2“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von James Gunns „Guardians of the Galaxy“ (Guardians of the Galaxy, USA 2014) und der DVD

Meine Besprechung von mehreren „Guardians of the Galaxy“-Comics

Bonushinweis

Wer sich auf intellektuellem Niveau dem ganzen Marvel Cinematic Universe nähern will, sollte einen Blick in dieses (von mir noch nicht gelesene und daher blind empfohlene) Buch werfen, in dem Peter Vignold die expandierenden Serienuniversen mit dem Konzept der multilinearen Hyperserie analytisch fassen will.

Peter Vignold: Das Marvel Cinematic Universe – Anatomie einer Hyperserie

(Marburger Schriften zur Medienforschung)

Schüren, 2017

176 Seiten

19,90 Euro


DVD-Kritik: Robert De Niro ist nicht im „Bus 657“

Dezember 28, 2015

Robert De Niro, die nächste. Nach der Komödie „Man lernt nie aus“, in der er immerhin eine Hauptrolle hatte und vor „Joy – Alles außer gewöhnlich“ (läuft am Donnerstag an), in der er eine Nebenrolle hat, und vor „Dirty Grandpa“ (der am 17. März bei uns anlaufen soll und nach der Ansicht des klamaukigen Trailers – naja, eigentlich genügt schon der Titel – eine weitere überflüssige Studie in Vulgärhumor verspricht), gibt es „Bus 657“, einen Thriller von Scott Mann, der vor einigen Jahren den Killer-bringen-sich-in-einem-Wettbewerb-um-Film „The Tournament“ inszenierte. Schon für die FSK-18-Freigabe wurde der brutale Film geschnitten.
Dieses Mal geht es gewaltfreier zu. Auch wenn viel Blut fließt, wild herumgeschossen wird und einige Menschen eines gewaltsamen Todes sterben, geht es weniger graphisch zu. Und Robert De Niros Rolle ist als Bösewicht des Films etwas größer als man erwarten konnte. Einen bleibenden Eindruck hinterlässt er trotzdem nicht. Er spielt seine Rolle ohne erkennbares Engagement nach Schema F in einem Film, der nach Schema F abläuft, hinunter.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht Vaughn (Jeffrey Dean Morgan), ein Mann mit Talenten aus der „Taken“-Schule und einem Herz aus Gold, der dringend über 300.000 Dollar für eine lebenswichtige Operation seiner todsterbenskranken Tochter benötigt. Vaughn arbeitet auf dem Casino-Schiff von „The Pope“ (Robert De Niro), der ihm, trotz einer immer ominös bleibenden gemeinsamen Geschichte, das Geld nicht geben will. Also nimmt Vaughn den Vorschlag des neuen Türstehers Cox (Dave Bautista), das Casino auszurauben, an. Weil in Popes Casino auch Geld gewaschen wird, kann er nicht zur Polizei gehen. So der geniale Plan der Räuber.
Selbstverständlich geht schon der Raub schief und auf ihrer Flucht entführen die Geldräuber, von denen einer einen Bauchschuss hat, den titelgebenden Bus 657, in dem die üblichen gelangweilten Frühmorgenpassagiere, inclusive einer Schwangeren und einer Tiermedizinstudentin, sitzen. Schon nach wenigen Metern werden sie von der Polizei verfolgt.
Nein, auch für Nicht-Genre-Junkies birgt „Bus 657“ keine großen Überraschungen und das Ende ist eines dieser Enden, über das nicht allzu genau nachgedacht werden sollte. Auch nicht über Vaughns genialen Plan (oder war das schon Plan B? C? D? E?).
Aber als erstaunlich prominent besetztes B-Picture (wahrscheinlich wollten alle ihre Szene mit Robert De Niro haben), das seine Geschichte ebenso flott wie überraschungsfrei in knapp neunzig Minuten erzählt, ist „Bus 657“ als schnelles Futter für den Genrejunkie okay. Allerdings hätte man bei dieser Besetzung einen besseren Film erwarten können.
So ist es halt nur ein weiterer vollkommen austauschbarer 08/15-Thriller, der immerhin so gut ist, De Niros Ruf nicht weiter zu demolieren. Das hat er in den vergangenen Jahren ja oft genug in anderen Filmen gemacht.

Bus 657 - DVD-Cover

Bus 657 (Heist, USA 2015)
Regie: Scott Mann
Drehbuch: Stephen Cyrus Sepher, Max Adams (nach einer Geschichte von Stephen Cyrus Sepher)
mit Jeffrey Dean Morgan, Dave Bautista, D. B. Sweeney, Robert De Niro, Gina Carano, Morris Chestnut, Mark-Paul Gosselaar, Kate Bosworth
ursprünglich angekündigt als „Die Entführung von Bus 657“ (was an „Die Entführung der U-Bahn Pelham 123“ erinnert, wo die Verbrecher einen, ähem, besseren Plan hatten)

DVD
Ascot Elite
Bild: 2,39:1 (16:9)
Ton: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch
Bonusmaterial: Behind the Scenes, Trailer, Wendecover
Länge: 89 Minuten
FSK: ab 16 Jahre

Hinweise
Moviepilot über „Bus 657“
Metacritic über „Bus 657“
Rotten Tomatoes über „Bus 657“
Wikipedia über „Bus 657“


Neu im Kino/Filmkritik: James Bond kämpft gegen „Spectre“

November 5, 2015

Der neue James-Bond-Film „Spectre“ ist der halbherzige Versuch, einen klassischen James-Bond-Film zu inszenieren.
Das klingt jetzt vielleicht etwas negativ und natürlich ist die Zeit des Kalten-Kriegs-James-Bonds schon lange vorbei und die Serie muss sich, wie die Geheimdienste neuen technischen Entwicklungen (wozu vor allem die ständige Überwachung gehört) und geopolitischen Herausforderungen, anpassen. Wobei James Bond bei den geopolitischen Herausforderungen immer angenehm abgehoben war. Gut, früher gab es den russischen Geheimdienst SMERSCH und natürlich SPECTRE, eine Zusammenballung von bösen Terroristen, deren Agenda „Weltherrschaft“ war. Da waren dann der Nordirlandkonflikt, der Linksterrorismus der siebziger Jahre, die Befreiungsbewegungen in der Dritten Welt (vulgo „den Kolonien“) und, seit den Achtzigern, der religiöse Terrorismus und die immer größere Rolle Chinas in der Weltpolitik vernachlässigbares Störfeuer. Immer waren die James-Bond-Filme in erster Linie Eskapismus und Kleine-Jungs-Fantasien. Ich meine, welcher Zwölfjährige will nicht gerne Frauen im Dutzend verführen, mit einem unbegrenzten Spesenkonto um die Welt jetten, Alkohol ohne Kopfschmerzen trinken (andere Drogen spielen im Bond-Universum keine Rolle), die neuesten Spielzeuge ausprobieren und, ohne dass die Eltern (vulgo M) meckern, zerdeppern. Zum Finale jedes ordentlichen Bond-Films gehört natürlich, dass die pompöse Zentrale des Bösewichts lustvoll zerstört wird.
Und dann kam Daniel Craig als James Bond. In seinem ersten Einsatz „Casino Royale (2006) wurden vieler dieser Bondismen über Bord geworfen. Kritik und Publikum waren begeistert. In „Skyfall“ (2012) erfuhren wir dann alles, was wir niemals über Bonds Herkunft wissen wollten. Der Film war an der Kinokasse wahnsinnig erfolgreich und „Spectre“ schließt an die vorherigen Craig-Bonds an, weshalb er jetzt anderen Ballast mit sich herumschleppt. Die vorherigen Filme sollen als Ouvertüre für „Spectre“ angesehen werden.
Es ist daher auch wieder ein persönlicher Fall. Denn Bond kennt Franz Oberhauser (Christoph Waltz), den Bösewicht des Films, aus Kindertagen. Er war für zwei Jahre in den Alpen sein Freund, während Franz‘ Vater den beiden Jungs all die Dinge beibrachte, die man in den Alpen zwischen Bergsteigen und Skifahren zum Überleben braucht. Das hat auf der einen Seite gerade anekdotischen Wert, weil es für die Handlung, abgesehen von einigen spitzen Bemerkungen Oberhausers unerheblich ist. Andererseits sollen wir glauben, dass Oberhauser das alles – die Anschläge, Spectre und den ganzen Rest – nur macht, um sich an James Bond zu rächen, weil dieser ihm irgendwie, vor allem gefühlt, seinen Vater nahm. Das ist, auch wenn diese Konstruktion in anderen Geschichten (wie den Blomkvist/Salander-Romanen oder etlichen Superheldencomics) benutzt wird, mal wieder, arg bescheuert.
Da waren die alten Bond-Gegner, wie Ernst Stavro Blofeld, der legendäre Kopf von Spectre, gegen dessen Gehilfen James Bond (damals gespielt von Sean Connery) in den ersten Bond-Filmen kämpfte, von einem ganz anderen Kaliber. Seinen ersten richtigen Auftritt hatte Blofeld in „Feuerball“, wo er seine weiße Katze streichelte und hochrangige Spectre-Mitglieder, die bei ihrer Arbeit versagten, töten ließ. In „Man lebt nur zweimal“, „Im Geheimdienst ihrer Majestät“ und „Diamantenfieber“ kämpfte Bond dann dreimal direkt gegen ihn und seine Schergen. Blofeld war, wie die anderen legendären Bond-Bösewichter, einfach nur Böse. Auf psychologische Feinheiten und seit Kindertagen gepflegte Konflikte mit dem Helden wurde verzichtet.
Damals arbeitete James Bond auch, abgesehen von „Lizenz zum Töten“, immer im Auftrag ihrer Majestät. In „Spectre“ zieht Bond wieder einmal auf eigene Faust los. Immerhin wird er von seinem Vorgesetzten M (Ralph Fiennes), dessen Sekretärin Miss Moneypenny (Naomie Harris) und dem Tüftler Q (Ben Whishaw) unterstützt, die ihm gegen Max Denbigh, genannt C und der neue Chef von MI5 (Andrew Scott, bekannt als Moriarty aus „Sherlock“), helfen. Denbigh will nämlich die 00-Abteilung schließen, weil sie anachronistisch ist und deren Einsätze zu hohe Kolleteralschäden haben; was Bond natürlich nicht daran hindert, nach der Aktion in Mexico City, verstreut über den halben Globus weitere Gebäude zu zerstören. Denbigh will ein riesiges Überwachungssystem installieren und Terroristen mit Drohnen bekämpfen. Die Zustimmung der meisten Regierungen dafür hat er schon.
Diese Prämisse erinnert natürlich an den letzten, äußerst kurzweiligen „Mission: Impossible“-Film „Rogue Nation“. Nicht nur von der Story, sondern auch von den Handlungsorten. Und beide Male ist der Höhepunkt des Thrillers in London.
Die Story von „Spectre“ ist letztendlich eine ausgedehnte Schnitzeljagd, garniert mit grandiosen Actionszenen. Wobei die Pre-Titel-Sequenz, die in Mexico City während des Tages der Toten spielt, ein feines Kabinettstück ist, das mit einer langen Plansequenz beginnt und auch danach extrem selten geschnitten wird.
Die weiteren ausgedehnten Actionszenen können dieses Niveau nicht mehr halten. Das gilt für die Autoverfolgungsjagd durch Rom, einer Auto-Flugzeug-Verfolgungsjagd in den Alpen, den Besuch in Oberhausers Zentrale in der marokkanischen Wüste (die etwas an Blofelds Zentrale in einem Vulkankrater in „Man lebt nur zweimal“ erinnert), die erschreckend schnell zerstört wird, und dem Höhepunkt in London, bei dem dann zu Land, zu Wasser und in der Luft gekämpft wird, bis die Innenstadt von London umfassend renoviert werden muss. Sie sind gut, aber nicht so gut wie der schwer zu überbietende Auftakt.
Bis dahin haben gestandene Bond-Fans viele Anspielungen auf ältere Bond-Filme entdeckt.
Allerdings sind die Bondinen durchweg enttäuschend. Stephanie Sigman wird in Mexiko City in einem Hotelzimmer zurückgelassen. Monica Bellucci hat letztendlich einen Auftritt und Léa Seydoux ist – vor allem wenn man an „Blau ist eine warme Farbe“ denkt – die wohl unerotischste Bondine, die es jemals gab. Sie begleitet den suspendierten Geheimagenten um die halbe Welt ohne einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.
Natürlich hat „Spectre“ beträchtliche Schauwerte, die, wie immer bei Bond, auf der großen Leinwand ihren wahren Reiz entfalten, und die ausgedehnten, vor Ort inszenierten Actionszenen sind gewohnt gut. Hier sieht man, wofür die Macher das Geld ausgaben. Aber „Spectre“ leidet an seinem episodischen Drehbuch (weshalb man auch ohne Probleme eine halbe Stunde herausschneiden könnte; man müsste nur ein, zwei Sätze ändern), einem schwachen Bösewicht (Oberhauser hat zu wenige Szenen und Max Denbigh wurde leider nicht als der große Bösewicht des Films eingeführt) und einer blassen Bondine.

Spectre - Plakat

Spectre (Spectre, USA/Großbritannien 2015)
Regie: Sam Mendes
Drehbuch: John Logan, Neal Purvis, Robert Wade, Jez Butterworth
LV: Charakter von Ian Fleming
mit Daniel Craig, Christoph Waltz, Léa Seydoux, Ben Whishaw, Naomie Harris, Dave Bautista, Monica Bellucci, Ralph Fiennes, Andrew Scott, Rory Kinnear, Jesper Christensen, Stephanie Sigman
Länge: 148 Minuten
FSK: ab 12 Jahre

Hinweise
Englische Homepage zum Film
Deutsche Homepage zum Film
Film-Zeit über „Spectre“
Moviepilot über „Spectre“
Metacritic über „Spectre“
Rotten Tomatoes über „Spectre“
Wikipedia über „Spectre“ (deutsch, englisch)

Homepage von Ian Fleming

Meine Besprechung von Ian Flemings ersten drei James-Bond-Romanen “Casino Royale”, “Leben und sterben lassen” und “Moonraker”

Meine Besprechung von John Gardners “James Bond – Kernschmelze” (James Bond – Licence Renewed, 1981; alter deutscher Titel “Countdown für die Ewigkeit”)

Meine Besprechung von Sebastian Faulks’ James-Bond-Roman „Der Tod ist nur der Anfang“ (Devil may care, 2008)

Meine Besprechung von Jeffery Deavers James-Bond-Roman “Carte Blanche” (Carte Blanche, 2011)

Meine Besprechung von William Boyds James-Bond-Roman “Solo” (Solo, 2013)

Meine Besprechung von Anthony Horowitz‘ „James Bond: Trigger Mortis – Der Finger Gottes“ (James Bond: Trigger Mortis, 2015)

Meine Besprechung des James-Bond-Films „Skyfall“ (Skyfall, GB/USA 2012)

James Bond in der Kriminalakte

Ian Fleming in der Kriminalakte

 


Neu im Kino/Filmkritik: „Riddick“ ist zurück in einem Science-Fiction-Western

September 19, 2013

 

Nachdem Vin Diesel als Domenic Toretto wieder zur „Fast & Furious“-Reihe zurückkehrte und sie seitdem zu den großen Kinohits gehört, eine Rückkehr als Xander Cage in einem dritten „xXx“-Film schon seit längerem angekündigt ist (in der gefloppten Fortsetzung spielte er nicht mit), er auch als Produzent erfolgreich ist, kehrte er jetzt zu einem weiteren Charakter zurück, der ihn weltweit bekannt machte: Richard B. Riddick, ein in der ganzen Galaxis gesuchter Schwerverbrecher mit einem Augendefekt, der als klassischer Antiheld nur an sein eigenes Überleben denkt und sich nicht für die Gesellschaft engagieren will. Er tut es dann natürlich doch und rettet in „Pitch Black – Planet der Finsternis“ (USA 2000) einige mit ihm auf einem verlassenem Planeten gestrandete Menschen vor tödlichen Urviechern, die im Dunkeln zuschlagen. Der billig gedrehte, sehr effektive B-Science-Fiction-Horrorfilm war ein Überraschungserfolg. 2004 folgte „Riddick: Chroniken eines Kriegers“. Die Fortsetzung war erheblich teurer, kein Horrorfilm, sondern ein buntes, episches Science-Fiction-Abenteuer in der Tradition von „Dune – Der Wüstenplanet“, entsprechend ungenießbar und ein Kassenflop. Die Videospiele waren erfolgreicher und etliche Fans wünschten sich eine Fortsetzung, die von Regisseur David Twohy und Vin Diesel, der den schweigsamen Überlebenskünstler Riddick kongenial verkörpert, in den vergangenen Jahren immer wieder angekündigt wurde. Trotzdem hat so richtig hat wohl niemand mehr daran geglaubt.

Aber Vin Diesel Starstatus ermöglichte sie dann doch und der dritte Riddick-Film, der einfach „Riddick“ heißt, knüpft sehr locker an die vorherigen beiden Filme, vor allem die „Chroniken eines Kriegers“ an. Die Bezüge sind so locker, dass man sie getrost vernachlässigen kann. Man muss die vorherigen beiden Riddick-Filme wirklich nicht sehen, um „Riddick“ zu verstehen.

Riddick wird auf einem, abgesehen von einigen Urviechern, die Riddick als Mahlzeit ansehen, unbewohntem Planeten tot zurückgelassen. Jedenfalls glauben das seine Mörder. Aber Riddick überlebte. Von einer verlassenen Station sendet er ein Notsignal und lockt so zwei Raumschiffe heran. In dem einen ist eine von Santana angeführte Truppe Kopfgeldjäger. In dem anderen eine von Boss Johns angeführte Gruppe Söldner. Santana will das auf Riddick ausgesetzte Kopfgeld. Boss Johns will von Riddick einige für ihn wichtige Informationen. Das Kopfgeld würde er auch nehmen.

Riddick spielt die beiden Gruppen gegeneinander aus. Denn er will nur ein Raumschiff haben, um den Planeten zu verlassen.

Das ist nach dem pompösen „Riddick: Chroniken eines Kriegers“ wieder eine Rückkehr zu dem schlanken „Pitch Black“-Stil. Die Story scheint dann eher aus einem Italo-Western oder einem in einer der gerne benutzten sandigen Baugruben gedrehtem Post-“Mad Max“-80er-Jahre-Endzeitfilm entliehen zu sein. Wobei Riddick in „Riddick“ nach der Ankunft der beiden Raumschiffe weitgehend als passiver Beobachter aus der Geschichte verschwindet. Er wartet ab, bis die Bösewichter sich so weit dezimiert haben, dass er ein Raumschiff bekommt.

Gedreht wurde, wie in einem alten Hollywood-Western, dann auch nicht vor Ort, sondern im Studio und dank des exzessiven Gebrauchs von Farbfiltern kann man die Qualität der Tricks nicht beurteilen. Sie sehen aber, vor allem die Tieranimationen, eher bescheiden aus.

Riddick“ ist ein angenehm altmodischer Science-Fiction-Western, ein B-Film mit wenig Dialog und etwas Action, der früher in 90 Minuten, höchstens 105 Minuten, erzählt worden wäre. Jetzt dauert es zwei Stunden, ist damit zu lang geraten und die meisten Bösewichter bleiben für diese Filmlänge viel zu eindimensional. Auch wenn sie nur Kanonenfutter für den unbesiegbaren Riddick sein sollen.

Riddick - Plakat

Riddick (Riddick. USA 2013)

Regie: David Twohy

Drehbuch: David Twohy (basierend auf von Jim Wheat und Ken Wheat)

mit Vin Diesel, Jordi Mollà, Matt Nable, Katee Sackhoff, Dave Bautista, Raul Trujillo, Bokeem Woodbine, Nolan Gerard Funk, Conrad Pla, Noah Danby, Neil Napier, Danny Blanco Hall, Keri Lynn Hilson, Karl Urban

Länge: 119 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Amerikanische Homepage zum Film

Deutsche Facebook-Seite zum Film

Film-Zeit über „Riddick“

Moviepilot über „Riddick“

Metacritick über „Riddick“

Rotten Tomatoes über „Riddick“

Wikipedia über „Riddick“